Der Bergdoktor 1954 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 1954 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Unser Kind hat seine Augen!
Als Uwe feststellen musste, dass Amelie nicht seine Tochter ist

Steffi ist Uwes Traumfrau - das war sie schon immer, und das würde sie auch immer sein. Doch er weiß genau, dass er keineswegs uneingeschränkt Steffis Traummann ist. Obwohl sie seinen Heiratsantrag angenommen hat, spürt Uwe immer wieder, wie seine Liebste von einer seltsamen Unruhe erfasst wird. Und so hat er auch ein etwas mulmiges Gefühl, als sie gemeinsam mit einer Freundin nach Ibiza reist, um dort vor der Hochzeit noch ein wenig das Gefühl von Freiheit zu genießen.
Zum Glück geht dann doch alles gut. Steffi kehrt nach Hause zurück, und gemeinsam treten die beiden wenige Wochen später vor den Traualtar. Als Steffi kurz darauf feststellt, dass sie schwanger ist, scheint ihr Glück perfekt. Noch ahnt Uwe nicht, dass er zeugungsunfähig ist - und somit das Kind, das in Steffi heranwächst, nicht seines sein kann ...

Drei Jahre später ist die kleine Amelie zu einem bezaubernden Mädchen herangewachsen, das seinen Papa über alles liebt, und auch Uwe vergöttert sein Töchterchen. Nur wenn er in ihre strahlend blauen Augen guckt, hat der Bauer jedes Mal so eine Ahnung, dass irgendetwas nicht stimmt. Und tatsächlich kommt eines Tages ein fremder Mann auf den Hof, der exakt dieselben blauen Augen hat ...


Wer der Fremde ist und wie es für die junge Familie weitergeht, das erfahren Sie in diesem Band, der beliebten Bastei-Serie "Der Bergdoktor".

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 137

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Inhalt

Cover

Impressum

Unser Kind hat seine Augen!

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Anne von Sarosdy / Bastei Verlag

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-7519-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Unser Kind hat seine Augen!

Als Uwe feststellen musste, dass Amelie nicht seine Tochter ist

Von Andreas Kufsteiner

Steffi ist Uwes Traumfrau – das war sie schon immer, und das würde sie auch immer sein. Doch er weiß genau, dass er keineswegs uneingeschränkt Steffis Traummann ist. Obwohl sie seinen Heiratsantrag angenommen hat, spürt Uwe immer wieder, wie seine Liebste von einer seltsamen Unruhe erfasst wird. Und so hat er auch ein etwas mulmiges Gefühl, als sie gemeinsam mit einer Freundin nach Ibiza reist, um dort vor der Hochzeit noch ein wenig das Gefühl von Freiheit zu genießen.

Zum Glück geht dann doch alles gut. Steffi kehrt nach Hause zurück, und gemeinsam treten die beiden wenige Wochen später vor den Traualtar. Als Steffi kurz darauf feststellt, dass sie schwanger ist, scheint ihr Glück perfekt. Noch ahnt Uwe nicht, dass er zeugungsunfähig ist – und somit das Kind, das in Steffi heranwächst, nicht seines sein kann …

Stahlblau spannte sich der weite Himmel über das Zillertaler Hochtal, das nur über eine einzige steile Straße erreichbar war. Auf dem Feldkopf, dem höchsten der sechs steinernen Wächter um das romantische Bergdorf St. Christoph und seine Weiler, schimmerte das ewige Eis und verlockte ein paar Unentwegte zu einem abenteuerlichen Ausflug über den Gletscher.

Doch gerade jetzt im Frühjahr, wenn das Eis dünner wurde, war dieser voller Heimtücke und erforderte erhöhte Vorsicht. So manchem leichtsinnigen Tourengeher waren die verborgenen Gletscherspalten schon zum Verhängnis geworden.

Stefanie Hartmann war zwar eine leidenschaftliche Skiläuferin und im Winter in jeder freien Minute auf der Piste, doch zu dieser Jahreszeit konnte sie der Gletscher nicht locken. Wenn die Natur aus ihrem Winterschlaf erwachte, wanderte sie lieber durch ihre idyllische Heimat.

Die ersten Frühlingsboten schoben bereits keck die Köpfe aus dem moorastigen Boden, den vereinzelt noch Schneeflecken wie kleine Inseln bedeckten. Auch die Bäume hüllten sich wieder in ihr grünes Kleid und nahmen den noch kahlen Wäldern, die sich bis weit in die karge Region der Felsen hochzogen, ihre Trostlosigkeit.

Die junge Frau stieg weiter den schmalen Bergpfad zum Einödhof ihrer Eltern hoch. Dieser lag versteckt in einer Senke des Hexensteins, der an den Feldkopf angrenzte.

Sie blieb stehen und warf einen Blick zurück ins Dorf, das tief unter ihr lag. Ein wehmütiges Lächeln kräuselte ihre Lippen. Nicht einmal die Schönheit ihrer Heimat konnte sie heute aufheitern.

Dabei hatte sie keinen Grund, Trübsal zu blasen! Der Besitzer des Schönheitssalons in Mayrhofen, in dem sie als Friseurin arbeitete, hatte ihr eine Woche zusätzlichen Urlaub genehmigt, um Überstunden abzubauen, die sie wegen der Erkrankung einer Kollegin hatte leisten müssen.

Und die Hochzeitsglocken würden auch schon bald läuten. Mitte Juni würde sie Uwe Brunner heiraten, den Erben vom Brunnerhof, einem schmucken Gehöft bei Altenacker. Das Dörfchen gehörte zum Gemeindeverband St. Christoph und war von diesem nur fünf Kilometer entfernt.

Es lag direkt am idyllischen Kuckuckssee, der vom Gletscher des Feldkopfs gespeist wurde und selbst im Hochsommer empfindlich kalt war. Das konnte Steffi jedoch nicht davon abhalten, regelmäßig ihre Runden dort zu schwimmen, sofern es die Witterung erlaubte. Sie freute sich schon darauf, so nah am See zu leben!

Trotzdem konnte sie das Gefühl nicht abschütteln, dass die Hochzeit ein Fehler war. Sicher, sie empfand große Zuneigung für den drei Jahre älteren Jungbauern. Aber liebte sie ihn auch?

Sie waren von Jugend an befreundet, und der schlaksige, sommersprossige Bursche von einst hatte sich inzwischen zu einem stattlichen, gut aussehenden Mannsbild entwickelt, um den sie so manches Madel aus St. Christoph beneidete. Trotzdem kam Steffi nicht gegen ihre Zweifel an.

Würde sie in dieser Ehe glücklich werden? Oder würde sie es bereuen, gerade Uwe ihr Jawort gegeben zu haben, der ihr von Kindesbeinen an so vertraut war?

Einerseits war er ein Juwel von einem Mann: humorvoll, fürsorglich und zuverlässig. Sie verglich ihn gern mit dem Fels in der Brandung und fühlte sich in seiner Nähe wunderbar geborgen.

Andererseits war er aber auch furchtbar pedantisch, ein wenig verstockt und mitunter sogar richtig langweilig. Bei ihm musste alles nach Plan ablaufen, während sie eher spontan reagierte und manchmal auch ein wenig konfus, was dann oft ein verständnisloses Kopfschütteln ihrer Mitmenschen nach sich zog. Aber sie war nun mal temperamentvoll, handelte, bevor sie den Verstand einschaltete.

Ihre Eltern beschworen sie immer wieder, die gute Partie nicht auszuschlagen, und versicherten ihr, dass aus der freundschaftlichen Zuneigung zu Uwe schon noch eine innige Liebe werden würde, wenn sie nur erst verheiratet wären. Aber es fehlte einfach das Salz in der Suppe, sie vermisste die Schmetterlinge im Bauch.

Steffi seufzte. Letztere kannte sie nur vom Hörensagen. Sie hatte trotz ihrer Jugend – sie war zweiundzwanzig Jahre alt – nie eine heiße Affäre gehabt.

Natürlich hatte es das eine oder andere Gspusi neben Uwe gegeben, der früher immer nur ihr bester Freund gewesen war. Aber auch bei diesen Burschen waren die Schmetterlinge flügellahm geblieben.

Dann hatte Uwe sie vor knapp einem halben Jahr gefragt, ob sie sich vorstellen könnte, seine Bäuerin zu werden.

Steffi hatte gezögert, hatte da schon ihre Zweifel gehabt. Dabei hätte sie gern auf dem schmucken Brunnerhof gelebt und die Wirtschaft geführt, während Knecht und Magd die groben Arbeiten erledigten!

Uwe war ein Einzelkind, und seine Eltern hatten ihm den Hof bereits überschrieben, dessen Viehwirtschaft gutes Geld einbrachte. Die Brunners waren zwar nicht reich, hatten aber ihr Auskommen und konnten sich Hilfskräfte leisten.

Steffis Eltern hingegen mussten sich auf dem gepachteten Gehöft hoch droben am Berg schier krummlegen, um die Familie über die Runden zu bringen. Sie war die Älteste und hatte noch eine jüngere Schwester sowie einen kleinen Bruder. Kein Wunder also, dass die Eltern sie gut unter die Haube bringen wollten …

Als Steffi den Antrag des Jugendfreundes schließlich doch angenommen hatte, war sie sich auch sicher gewesen, das Richtige zu tun. Uwe hatte ihre Zweifel einfach weggeküsst, und ihr war unter seinen Küssen, die so anders gewesen waren als die verstohlenen Busserl in ihrer Jugendzeit, ganz warm geworden. Sie hatte sich in seinen kräftigen Armen beschützt und geborgen gefühlt.

Doch genügte Geborgenheit, um eine gute Ehe zu führen? Brauchte es nicht auch ein gewisses Kribbeln und die Geigen am Himmel, die nur Verliebte hören konnten? Hatten die Eltern recht, und die Schmetterlinge in ihrem Bauch würden schon irgendwann aus dem Tiefschlaf erwachen?

Unwillig schüttelte Steffi den Kopf. Warum war sie heute nur so wankelmütig?

Offenbar hatte der euphorische Bericht einer Kollegin über ihr heißes Wochenende die alten Zweifel wieder auflodern lassen. Die Liebe zu diesem Mann leuchtete Marion nur so aus den Augen und ließ ihr schönes Gesicht noch mehr strahlen.

Steffi blieb stehen und betrachtete versonnen ihr Spiegelbild im ruhigen Wasser eines Tümpels. Auch ihr sagte man nach, sehr hübsch zu sein, was sie selbst nicht so empfand.

Gewiss, sie hatte sich vom pausbäckigen Madel mit den dicken Zöpfen zu einer schlanken, jungen Frau gemausert, der die Männer begehrlich hinterhersahen. So manche Geschlechtsgenossin beneidete sie um ihr prächtiges, schwarzes Haar, das sie längst nicht mehr zum Zopf flocht, sondern in weichen Wellen auf ihre Schultern fluten ließ. Auch ihre dunklen Augen in dem jetzt schmalen Gesicht, das wegen seiner gesunden Bräune kein Make-up benötigte, brachten die Mannsbilder zum Träumen.

Uwe meinte, er hätte sich in sie verliebt, als sie sich immer mehr von der pummeligen Jugendlichen zu einer voll erblühten Frau verwandelt hatte. Trotzdem war sie sich seiner Liebe nicht sicher, fürchtete, dass er sie nur umschmeichelte, um eine Bäuerin für seinen Hof zu bekommen.

***

»Zählst du die Steine im Bach?«, holte eine markante Stimme die junge Frau aus ihrer Betrachtung.

Steffi fuhr herum und sah sich dem Bergdoktor gegenüber, wie Dr. Martin Burger – der Landarzt von St. Christoph – von seinen Patienten respektvoll genannt wurde. Eine tiefe Röte überzog ihr Gesicht. Hoffentlich hielt sie der Arzt jetzt nicht für eitel, weil sie ihr Spiegelbild bewundert hatte!

Dann wurde ihr bewusst, dass er just den Weg von ihrem Hof heruntergekommen war und in der Hand seine Arzttasche trug. Ein heftiger Schreck durchzuckte sie.

»Ist was passiert, Herr Doktor?«, fragte sie atemlos. »Ist jemand auf unserem Hof verletzt?«

Als sie am frühen Morgen zur Arbeit gegangen war, waren alle noch wohlauf gewesen.

»Keine Sorge, es ist nix Ernstes«, wiegelte Dr. Burger rasch ab. »Deine Mutter ist in ein Erdloch getreten und hat sich den Fuß verstaucht. Weil das Gelenk stark angeschwollen ist, hat dein Vater eine Fraktur vermutet. Er wollte die Verletzte aber net im Lastenaufzug zu seinem Wagen drunten auf dem Parkplatz transportieren, deshalb bin ich hochgekommen.«

»Und? Ist der Fuß wirklich gebrochen?«

»Nein, glücklicherweise hat sich seine Vermutung als falsch herausgestellt. Eine Bänderzerrung ist zwar auch schmerzhaft, aber die Orthese, die ich deiner Mutter angelegt habe, ermöglicht ihr zumindest das Laufen, wenn auch in Grenzen. Der Fuß muss noch geschont werden.«

»Orthese?«, echote Steffi verwirrt. Sie konnte sich darunter nichts vorstellen.

»Eine Stütze aus Kunststoff zur Stabilisierung einer Fraktur oder überdehnter sowie gerissener Bänder eines Gelenkes«, erklärte der Arzt.

»Dann hat der alte Gipsverband also ausgedient?«, konterte Steffi und zog eine Grimasse. Sie konnte sich noch gut an den juckenden Gips erinnern, den sie hatte tragen müssen, als sie sich als Zehnjährige den Unterarm gebrochen hatte.

»Weitgehend, aber net ganz«, erwiderte Dr. Burger und schob seinen breitkrempigen, braunen Filzhut ins Genick, den er zum Schutz vor der gleißenden Sonne trug. »Es kommt immer auf die Schwere der Verletzung an.«

Ein Grinsen breitete sich auf seinem sympathischen Gesicht aus.

»Jetzt ist’s ja nimmer lang hin bis zu deiner Hochzeit mit dem jungen Brunner«, wechselte er das Thema. »Bist du schon aufgeregt?«

»Ich …« Steffi zögerte. »Ich hab gar keine Zeit dazu. Es ist so viel vorzubereiten«, lenkte sie dann hastig ab. »Schließlich soll es ja eine zünftige Bauernhochzeit werden, mit allen Verwandten und Bekannten.«

Sie seufzte.

»Ein bisserl weniger Spektakel wäre mir schon lieb«, gestand sie dann. »Aber die Schwiegereltern richten die Feier aus, da muss ich mich fügen. Sie sind der Meinung, dass sie es der Dorfgemeinschaft schuldig sind, alle an der Hochzeit ihres einzigen Sohnes teilhaben zu lassen. Außerdem würde es der Himmelsvater womöglich vergessen, dem jungen Paar seinen Segen zu erteilen, wenn man net laut genug klappert.« Sie verdrehte die Augen. »Sie kennen ja Helma, Herr Doktor, sie ist ein bisserl abergläubisch.«

»Ja.« Der Bergdoktor nickte. »Aber sie hat das Herz auf dem rechten Fleck. Eine bessere Schwiegermutter kannst du dir net wünschen, Steffi.« Sanft legte er seine Hand auf den Arm der jungen Frau. »Und einen so guten Mann wie den Uwe Brunner findest du auch net alle Tage.«

Er senkte seinen Blick tief in die Augen der jungen Frau.

»Manche Menschen plagen Zweifel, ob ihre Verbindung die richtige Entscheidung ist. Aber das ist ganz normal«, sagte er eindringlich. »Eine Eheschließung ist ein Schritt in ein neues Leben, der will wohl überlegt sein. Doch wenn die Liebe stark genug ist, überwindet sie auch alle Hürden. Ihr liebt euch doch, du und der Uwe?«

Steffi fröstelte. Dr. Burger hatte ihr Zögern offenbar durchschaut!

Aber man konnte dem sympathischen Arzt auch nichts vormachen. Er sah den Menschen auf den Grund ihrer Seele und erkannte ihre Sorgen und Nöte, noch bevor sie wussten, was sie quälte.

Trotzdem war es besser, wenn niemand etwas von ihren geheimen Zweifeln ahnte, die sie ja selbst kaum verstand. Schließlich trat man sein Glück nicht mit Füßen, sondern ergriff es mit beiden Händen. Fehlte noch, dass das Gerücht die Runde machte, sie würde den vermögenden Bauern nur heiraten, um versorgt zu sein!

»Uwe ist ein Prachtbursche, den muss man einfach lieben«, erwiderte sie schlicht und senkte den Kopf, damit der Arzt nicht die Zweifel in ihren Augen sah.

Natürlich liebte sie den Jugendfreund, aber eben mehr wie den großen Bruder, der er immer für sie gewesen war. Und bei ihm war es wohl auch nicht anders. Sie war für Uwe noch das kleine Madel, das er beschützen musste, und nicht die begehrenswerte Frau, die sein Blut in Wallung brachte. Sonst würde sich seine zärtliche Umarmung nicht wie ein sanfter, warmer Wind anfühlen, während sie sich einen heftigen Sturm wünschte.

Dr. Burger ließ sich nicht beirren. Die vage Antwort der jungen Frau verriet ihm ihre Zerrissenheit.

»Es muss net immer heiße Leidenschaft im Spiel sein, die verglüht schnell«, sagte er inständig. »Eine Liebe, in der sich beide Partner zärtlich zugeneigt sind und achten, ist manchmal der solidere Stützpfeiler einer Ehe.«

»Trotzdem würde ein bisserl mehr Leidenschaft eine etwas fade Suppe würzen«, rutschte es Steffi jetzt doch über die Lippen.

Erschrocken schluckte sie. So deutlich hatte sie ihr Problem eigentlich nicht kundtun wollen.

Dr. Burger zog die Augenbrauen hoch. Dann breitete sich ein verständnisvolles Lächeln auf seinem markanten Gesicht aus.

»Gib eurer Beziehung eine Chance, Steffi«, beschwor er die junge Frau und drückte abermals ihren Arm. »Du und der Uwe, ihr kennt euch von Kindesbeinen an und seid euch so vertraut wie Geschwister. Da braucht es seine Zeit, alte Verhaltensmuster abzulegen.«

Gedankenverloren strich Steffi über ihre Lippen.

»Als Uwe mir den Antrag gemacht und mich zum ersten Mal richtig geküsst hat, da dachte ich schon, tief in ihm schlummert eine Glut, die mir bisher verborgen geblieben ist. Er war so ungestüm und fordernd, dass es mir schier den Atem geraubt hat. Doch seither fasst er mich nur noch mit Samthandschuhen an, und seine Küsse sind zwar lieb, aber ohne jedes Feuer.«

Sie warf den Kopf zurück.

»Dabei wünsche ich mir einen heißblütigen Mann, der mir Schmetterlinge im Bauch beschert!«, stieß sie heftig hervor.

Abermals glühten ihre Wangen vor Verlegenheit über ihre impulsive Reaktion. Hoffentlich hielt der Bergdoktor sie nun nicht für ein leichtfertiges Frauenzimmer, das nur sein Vergnügen im Kopf hatte, statt dankbar zu sein, einen so verlässlichen und wundervollen Mann wie Uwe Brunner abzubekommen.

»Hast du das Uwe schon mal gesagt?«, fragte Dr. Burger schmunzelnd.

»Nein.« Stefanie schüttelte scheu den Kopf. »Eine Frau darf net den ersten Schritt tun, sonst verliert der Mann das Interesse, das hat mich meine Mutter gelehrt. Männer wollen erobern und net überrumpelt werden.«

»Manche Burschen sind aber mit Scheuklappen beschlagen und brauchen den sprichwörtlichen Tritt in den Hintern, um aufzuwachen«, hielt der Arzt unumwunden dagegen.

Dr. Burger rieb sein Kinn.

»Uwe hat wohl Angst, dich zu verstören, wenn er seiner Leidenschaft freien Lauf lässt, nachdem er all die Jahre für dich nur der gute Freund gewesen ist«, sinnierte er. »Doch spätestens in der Hochzeitsnacht wird er seine Zurückhaltung ablegen, und du wirst ebenfalls deine Scheu vergessen. Auch ein Mann will erobert werden! Lass Uwe ruhig spüren, dass du seine Gefühle mit der gleichen Glut erwiderst, die er empfindet.«

Er lächelte aufmunternd.

»Ich glaube net, dass eure Verbindung ein Fehler ist«, machte er ihr Mut. »Ihr seid füreinander bestimmt. Nie hat eine andere Frau oder ein anderer Mann eure Herzen wirklich betören können, was zeigt, dass ihr schon lange in tiefer Liebe verbunden seid, es bisher nur net geahnt habt.«

Steffi spürte, wie ihr ein Stein vom Herzen fiel. So hatte sie es noch gar nicht gesehen. Aber in den Worten des Arztes steckte ein Körnchen Wahrheit. Warum sonst hatte kein anderer Bursche ihr Blut in Wallung gebracht und ihr Herz erobern können? Weil es längst Uwe gehörte.

Euphorisch drückte sie dem warmherzigen Arzt ein Busserl auf die Wange. Dabei blieb sie jedoch an einem Stein hängen und geriet ins Straucheln.

Hastig griff Dr. Burger nach der jungen Frau und drückte sie an sich, bevor sie gänzlich das Gleichgewicht verlieren und den Abhang hinunterfallen konnte.

»Danke, Herr Doktor, das Gespräch hat mir sehr geholfen«, hauchte sie und machte sich verlegen von ihrem Retter frei.

»Wenn der Lohn für meinen Rat ein süßes Busserl ist, helfe ich gern.« Der Bergdoktor lachte amüsiert auf, dann sah er auf seine Armbanduhr, die kurz vor neunzehn Uhr anzeigte, und seufzte. »Besser, ich spute mich jetzt, sonst komme ich zu spät zum Abendessen, und das verzeiht mir die Zenzi net.«

Die Bachhuber-Zenzi schwang schon über vierzig Jahre als Wirtschafterin das Zepter im Doktorhaus und war in der Tat schnell vergrämt, wenn man ohne triftigen Grund eine Mahlzeit versäumte, was er auch verstand. Sie stand oft stundenlang in der Küche, um die Familie mit einem leckeren Gericht zu verwöhnen, da verdiente sie es, dass man ihre Arbeit achtete.