Der Bergdoktor 1961 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 1961 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Bei uns bist du in Sicherheit!
Wie die Bewohner von St. Christoph einer verzweifelten Frau halfen
Von Andreas Kufsteiner

Fünf Tage ohne seine Familie in Salzburg? Für den Bergdoktor eine Ewigkeit! Trotzdem springt er für einen erkrankten Kollegen bei einer Seminarwoche ein und bringt die Veranstaltungen erfolgreich hinter sich.
Doch nun kann er es kaum erwarten, heimzukommen, als ihm auf dem Weg zu seinem Auto eine verletzte junge Frau entgegentaumelt. Hanna hat Todesangst!
Dr. Burger zögert nicht lange und schlägt Hanna vor, ihn ins Zillertal zu begleiten. Im Doktorhaus soll sie zur Ruhe kommen und sich sicher fühlen. Er ahnt ja nicht, in welcher Gefahr die junge Frau auch dort schwebt - und mit ihr seine ganze Familie!

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Seitenzahl: 128

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Inhalt

Cover

Impressum

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Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Oksana Trautwein / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 9-783-7325-7694-4

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Bei uns bist du in Sicherheit!

Wie die Bewohner von St. Christoph einer verzweifelten Frau halfen

Von Andreas Kufsteiner

Fünf Tage ohne seine Familie in Salzburg? Für den Bergdoktor eine Ewigkeit! Trotzdem springt er für einen erkrankten Kollegen bei einer Seminarwoche ein und bringt die Veranstaltungen erfolgreich hinter sich.

Doch nun kann er es kaum erwarten, heimzukommen, als ihm auf dem Weg zu seinem Auto eine verletzte Frau entgegentaumelt. In ihrem blassen Gesicht spiegelt sich Todesangst!

Dr. Burger zögert nicht lange und nimmt Hanna mit nach St. Christoph. Im Doktorhaus soll sie zur Ruhe kommen und sich sicher fühlen. Er ahnt ja nicht, in welcher Gefahr die junge Frau auch dort schwebt – und mit ihr seine ganze Familie!

Vor dem Fenster fuhr mit blinkendem Blaulicht ein Krankenwagen vorbei. Am Abendhimmel ballten sich Wolken zusammen und entließen flaumige weiße Flocken. Der Schnee sammelte sich mit dem Salz des Räumdienstes auf den Straßen von Salzburg zu zentimeterhohem Matsch. Die Reifen der vorbeifahrenden Autos schmatzten hindurch.

Passanten in dicken Wintermänteln eilten vorbei an den warmen Lichtern des Cafés an der Ecke, das zum Verweilen einlud.

Von Hannas Dachgeschosswohnung aus hatte man bei schönem Wetter einen zauberhaften Ausblick auf die Festung Hohensalzburg. An diesem Abend verschwand die imposante Stadtverteidigungsanlage jedoch hinter dem Flockenwirbel.

Flüchtig blickte Hanna von ihrem Manuskript hoch. Im Sommer war die ganze Stadt erfüllt von Musik. In jeder Gasse standen Künstler und musizierten. Jetzt schienen die Straßen selbst im Winterschlaf zu liegen. Der Schnee bedeckte die Stadt wie eine weiße Decke.

Hanna beugte sich wieder über ihren Text. Sie arbeitete als Korrektorin für verschiedene Verlage und für Autoren, die ihre Werke selbst veröffentlichten. Mit scharfem Blick stöberte sie Rechtschreib- und Grammatikfehler im Manuskript auf.

Gerade hatte sie einen Liebesroman vorliegen. Der Held war in der vorigen Szene verunglückt und ins Krankenhaus gebracht worden. Nach etlichen Seiten der Ungewissheit stand nun fest, … dass er ins Komma gefallen war.

Hanna stutzte, setzte den Rotstift an und strich ein „m“.

Wenig später strich sich die Heldin durch die rötlichen Haare. Nanu? Waren die nicht vorhin noch blond gewesen?

Hanna blätterte zurück. Tatsächlich. Sie machte eine entsprechende Notiz an den Rand und las weiter.

Ihre Schreibtischlampe warf ein kühles Licht auf den Stapel Blätter, den sie an diesem Abend noch durcharbeiten wollte. Daneben stand ein Becher mit Tee. Er verströmte einen angenehmen Duft nach Zimt. Hanna nippte daran und verschränkte die Füße unter ihrem Schreibtisch.

Die Tür zu ihrem Schlaf- und Arbeitszimmer war nur angelehnt. Nebenan blieb alles still. Tobi kam abends schlecht zur Ruhe, aber wenn er einmal eingenickt war, dann schlief er meistens wie ein Murmeltier bis zum Morgen durch.

Neben seinem Zimmer lag die gemütliche Wohnküche. Außerdem verfügten sie über ein hübsches Badezimmer und einen kleinen Balkon, der jetzt ebenfalls unter einer weißen Schneedecke schlummerte.

Hanna arbeitete bevorzugt abends und nachts, weil ihr das die Möglichkeit gab, tagsüber für ihren Sohn da zu sein. Sie schlief morgens, wenn er in der Schule war. Gelesen hatte sie schon immer gern. Rechtschreibung und Grammatik fielen ihr leicht, deshalb hatte sie sich, als Tobi sich vor sieben Jahren angemeldet hatte, ein Herz gefasst und als Korrektorin selbstständig gemacht.

Inzwischen hatte Hanna einen festen Kundenstamm und las Romane und Sachbücher Korrektur. Auf ihrem Schreibtisch standen neben einem Duden und einem Fremdwörterbuch auch mehrere Nachschlagewerke zu Sprachstil, Redewendungen und Satzzeichen.

Ihr Freund und sie hatten gerade ein Studium begonnen, als Hanna schwanger geworden war. Sie war im ersten Semester Germanistik gewesen, und er hatte Betriebswirtschaftslehre studiert.

Florian hatte sich mit der Verantwortung für ein Kind überfordert gefühlt, deshalb zog Hanna ihren Sohn allein groß. Sie hätte seinem Vater gern den Kontakt zu ihm ermöglicht, aber Florian fragte nie nach ihm.

Tobi war mit seinen sechs Jahren ein schüchterner Bub, der Tiere liebte und sich vor Fahrstühlen und geschlossenen Räumen fürchtete. Er besuchte die erste Klasse. Sein Lehrer lobte seinen Fleiß und ermunterte ihn, sich öfter zu melden.

Sie führten ein ruhiges Leben. Private Verabredungen traf Hanna nur selten. Das Thema Männer war für sie abgehakt und ihr Vertrauen in Beziehungen nachhaltig erschüttert.

So standen die Dinge, als sich Hanna an diesem Abend über ihre Arbeit beugte. Der Stapel auf ihrem Schreibtisch schrumpfte nur langsam. Sie überschlug im Kopf die verbliebenen Seiten und rechnete aus, wie lange sie noch brauchen würde. Drei Stunden. Minimum. So lange würde sie ohne Kaffee nicht durchhalten.

Kurz entschlossen stand sie auf und ging in die Wohnküche, um den Wasserkocher in Gang zu setzen. Der Dielenboden knarrte unter ihren Füßen, die in warmen Hüttensocken steckten. Hanna hatte ihre blonden Haare zu einem Zopf geflochten. Dazu trug sie einen weiten weißen Pullover und Leggins.

Während der Wasserkocher summte, schaute sie in den Kühlschrank. Kaffeesahne mochte sie nicht. Sie gab lieber Milch in ihren Kaffee. Als sie die Flasche hervorholte, kräuselte sich ihre Stirn. Die weiße Flüssigkeit schwappte flockig herum!

Ein kurzes Schnuppern … O nein! Die Milch war verdorben, und eine neue Flasche hatte sie nicht. Das war schlimm. Tobi brauchte morgen früh auch Milch für sein Müsli.

Hanna verließ kurz die Wohnung und klingelte bei ihrer Nachbarin, um nach einer Flasche Milch zu fragen. Frau Kahlert und sie halfen sich hin und wieder aus. Die Rentnerin passte im Notfall auf Tobi auf, und Hanna erledigte für sie die Einkäufe oder fuhr sie zum Arzt, wenn die Fußwege glatt von Schnee und Eis waren.

Jetzt schien sich ihre Nachbarin schon zu Bett begeben zu haben, denn hinter der Tür blieb alles still.

Hanna blieb nichts anderes übrig, als rasch zum Supermarkt zu laufen. Mit etwas Glück, hatte er noch geöffnet, und sie konnte ihre Vorräte aufstocken.

So kehrte sie in ihre Wohnung zurück, zog sich einen Mantel und warme Stiefel an und spähte in das Zimmer ihres Sohnes. Tobis gleichmäßige Atemzüge verrieten, dass er fest schlief. Gern ließ sie ihn nicht allein, aber sie würde ja gleich zurück sein, beruhigte sie sich.

Sie hob den Plüschhund auf, der aus dem Bett gefallen war, und legte ihn neben ihren Sohn. Dabei trat sie versehentlich auf einen der zahlreichen Bausteine, die auf dem bunten Teppich lagen. Die meisten waren zu einem imposanten Gebäude zusammengefügt, einer Zaubererschule. Tobi liebte Geschichten um Hexen und Zauberer, und er baute liebend gern Gebäude aus ihnen nach.

Hanna holte ihre Umhängetasche. Dabei streifte ihr Blick den Brief, der an diesem Tag mit der Post gekommen war. Wie ein hungriges Raubtier lauerte er in dem kleinen Weidenkorb neben dem Telefon. Etwas in ihr verkrampfte sich.

Später, dachte sie. Damit befasse ich mich später.

Sie musste sich beeilen, denn sie wusste, der Supermarkt würde gleich schließen. Zum Glück lag er gleich um die Ecke. Sie konnte es schaffen, wenn sie sich sputete. Hanna nahm sich nicht die Zeit, auf den Aufzug zu warten, sondern stürmte die Treppen hinunter und hastete den Fußweg hinauf in Richtung Supermarkt. Schon von Weitem konnte sie erkennen, dass der Parkplatz bereits menschenleer war. Die Lichter im Inneren des Geschäfts waren auf die Nachtbeleuchtung reduziert.

Nein! Nein! Bitte … Hanna entdeckte einen hageren Mann, vermutlich ein paar Jahre jünger als sie selbst. Warm angezogen, den Schal bis zu den Ohren hochgezogen, schloss er gerade den Seiteneingang ab.

„Hallo? Können Sie mich bitte noch reinlassen? Ich brauche nur eine Flasche Milch. Es geht ganz schnell. Ehrlich.“

„Tut mir leid. Das geht net. Wir haben schon abgerechnet.“

„Ich beeile mich. Wirklich.“

„Sorry.“ Ihr Gegenüber schüttelte den Kopf. „Morgen früh ab sieben wieder.“

„Aber …“ Hanna ließ die Schultern sinken. „Ich verstehe. Dann entschuldigen Sie bitte die Störung. Gute Nacht.“

„Ihnen auch.“ Damit entfernte er sich, die Hände tief in den Taschen vergraben.

Hanna seufzte leise. Wäre sie nur fünf Minuten eher hier gewesen … Was sollte sie nun tun? Tobi frühstückte um halb sieben. Ohne Milch würde daraus nichts werden.

Sie überlegte noch, was sie tun sollte, als ihr Blick auf die hell erleuchtete Tankstelle ein Stück die Straße hinunter fiel. Dort konnte sie es versuchen. Im Tankstellenshop gab es vieles zu kaufen. Mit etwas Glück hatten sie auch Milch im Angebot.

Entschlossen lenkte Hanna ihre Schritte dorthin.

Es stand nur ein einziges Auto vor dem Tankstellenshop. Der Motor lief, obwohl niemand hinter dem Lenkrad saß. Seltsam. Es schien beinahe so, als würde das Auto bereitgehalten für … ja, für was eigentlich?

Hanna erreichte die Überdachung der Zapfsäulen. In diesem Augenblick drang aus dem Inneren des Shops ein kurzes, lautes Krachen. Unwillkürlich blieb Hanna stehen. Da! Der nächste Knall! Instinktiv duckte sie sich hinter die nächste Zapfsäule und zog den Kopf ein. Ihr Herz wummerte vor Schreck schneller. Waren das etwa Schüsse gewesen?

Das kann net sein, wirbelte es durch ihren Kopf. So etwas passiert vielleicht im Fernsehen, aber net hier bei uns! Ich muss mich irren. Wer weiß, was der Lärm wirklich zu bedeuten hatte.

Vorsichtig spähte Hanna hinter der Säule hervor.

Und dann sah sie ihn! Einen untersetzten Mann mit rotem Gesicht, Kinnbart und einer Kapuze, die er tief in die Stirn gezogen hatte. Er fuchtelte mit etwas herum, das verdächtig nach einer Schusswaffe aussah.

Vergessen waren die Milch und der immer dichter werdende Schneefall. Erschrocken dämmerte Hanna, dass sie soeben Zeugin eines Überfalls wurde. Die Angst kroch ihr in die Glieder.

***

Sechs Monate später …

„Heute: Erste-Hilfe-Kurs“, stand an der Tür zum Übungsraum. Die Teilnehmer waren überwiegend junge Leute, die für die Fahrschule eine Bescheinigung brauchten. Auch angehende Sporttrainer und Tagesmütter waren dabei. Und einige ältere Teilnehmer, die ihre Grundkenntnisse beim Versorgen von Kranken und Verletzten auffrischen wollten.

Dr. Martin Burger leitete den Kurs. Gerade beugte sich einer der Teilnehmer über eine junge Frau und sah sie unschlüssig an.

„Du musst Linas Nacken für die Beatmung überstrecken, Paul“, erinnerte Dr. Burger ihn.

„Richtig.“ Der Neunzehnjährige lief dunkelrot an. Unbeholfen umklammerte er Linas Kopf und drückte ihn nach hinten.

„Aua!“, kam es prompt zurück

Paul zuckte zusammen.

„Mein Kopf ist doch keine Bowlingkugel!“

„Tut mir echt leid.“ Er beugte sich vor, verschloss ihre Nase mit zwei Fingern und verharrte dann über ihr.

„Entscheide dich mal“, neckte Tim, einer der anderen Teilnehmer. „Willst du Lina nun ersticken, beatmen oder abbusserln?“

Die Röte in den Wangen des jungen Mannes vertiefte sich.

„Ich wäre für ein Busserl“, warf Anni heiter ein. „Bei Dornröschen hat das auch funktioniert.“

„Die hatte sich aber auch nur an der Spindel gestochen und musste net wiederbelebt werden, nur geweckt.“

„Auch wieder wahr.“

Paul seufzte hörbar. Es war nicht schwer zu erraten, dass er Lina mochte und das vor den anderen nicht zeigen wollte. Vielleicht hatte er es sich noch nicht einmal selbst eingestanden. Martin Burger beschloss, den jungen Mann zu erlösen.

„Das Prinzip der Beatmung habt ihr nun alle gesehen und ausprobiert“, sagte er. „Damit sind wir durch.“

Aufatmend richtete sich Paul auf.

„Und wenn die Atemspende net funktioniert?“, fragte Anni. „Weil jemand, zum Beispiel, von einer Biene in den Hals gestochen wurde und alles zugeschwollen ist? Dann kann kein Sauerstoff in die Lunge gelangen. Was macht man dann?“

„Am besten kühlen. Eis lindert die Schwellung, bis der Notarzt eintrifft oder die Notfallspritze Wirkung zeigt.“

„Und wenn das auch net funktioniert? Was bleibt mir noch?“

„Ein Luftröhrenschnitt natürlich“, warf Tim ein. „Das kenne ich aus dem Kino. Ein beherzter Schnitt in den Hals, Kugelschreiber rein, fertig.“

„Vorsicht. So einfach, wie es im Fernsehen aussieht, ist das leider net“, bremste Dr. Burger ihn. „Die Gefahr, bei dem Schnitt eine der beiden Halsschlagadern zu durchtrennen, ist groß. Dann verblutet euch euer Patient binnen weniger Minuten. Oder ihr verletzt die Schilddrüse mit einem ähnlichen Ergebnis.“

„Siehst du, Rambo.“ Anni knuffte ihren Freund in die Seite. „Finger weg vom Messer.“

Tim brummte etwas, das nicht zu verstehen war.

„Ein Luftröhrenschnitt wirkt im Fernsehen sehr dramatisch, aber im wahren Leben wenden Ärzte ihn äußerst ungern an“, erklärte Martin Burger. „Er ist riskant und in den meisten Fällen auch net nötig. Im Notfall solltet ihr besser nach Alternativen suchen, um jemandem zu helfen.“ Er schaute seine Teilnehmer an. Niemand hatte noch Fragen, deshalb beendete er den Kurs. „Eure Bescheinigungen könnt ihr euch gleich noch im Sekretariat abholen.“

„Vielen Dank.“ Die Versammelten angelten ihre Taschen, Kaffeebecher und Jacken und machten sich bereit zum Gehen. „War super“, kam es von etlichen. „Hab wirklich was gelernt. Auf Wiedersehen!“

Martin Burger verabschiedete sich von allen persönlich und wünschte allen einen guten Heimweg. Er selbst hatte noch eine längere Autofahrt vor sich, bis er endlich wieder daheim war.

Durch die nur angelehnten Fenster des Kursraums drang das Rauschen des Verkehrs herein. Wie ungewohnt das war! Bei ihm zu Hause war es meistens ruhig, höchstens das Dröhnen der Traktoren auf den Wiesen konnte es mit dem Verkehrslärm in der großen Stadt aufnehmen, aber meistens waren nur die Vögel zu hören, die im Garten seines Hauses zwitscherten.

Martin Burger war seit fünf Tagen in Salzburg, und die Sehnsucht nach daheim wurde immer größer. Er war für einen erkrankten Kollegen eingesprungen, der händeringend nach jemandem gesucht hatte, der seine Sanitäts- und Erste-Hilfe-Kurse für eine Woche übernahm.

In der Praxis wurde Dr. Burger derweil von seiner Frau vertreten. So war allen geholfen. Trotzdem zählte er schon die Stunden, bis er wieder bei seiner Familie sein konnte. So wunderbar die Mozartstadt auch war, ihn zog es zurück zu seinen Lieben!

Nun waren alle Veranstaltungen erfolgreich geschafft. Martin Burger zog sein Telefon aus der Tasche und rief daheim an.

„Martin?“ Die sanfte Stimme seiner Frau ließ sein Herz überlaufen vor Liebe. „Bist du schon auf der Rückfahrt?“

„Gleich. Ich wollte Bescheid sagen, dass ich jetzt losfahre.“

„Das ist gut. Wir freuen uns schon auf dich.“

„Nicht so sehr wie ich mich auf euch.“

„Du hast uns gefehlt. Die Kinder haben schon nach Fotos von dir gefragt, damit sie net vergessen, wie du ausschaust.“ Ein neckendes Lachen schwang in Sabines Stimme mit.

„Du bist grausam“, beschwerte er sich und erntete ein weiteres Lachen.

„Nein, du, weil du so lange weg warst. Komm einfach rasch heim, Liebling, ja? Und fahr vorsichtig.“

„Das verspreche ich dir. Wir sehen uns in ein paar Stunden. Küss die Kinder von mir, ja?“

„Und wer küsst mich?“

„Das mache ich, sobald ich wieder daheim bin. So oft du nur magst.“

„Ich nehme dich beim Wort.“ Sabine schickte ihm ein Busserl durch das Telefon. „Gute Fahrt, Martin.“

„Danke, Schatzerl. Bis dann!“ Dr. Burger legte auf und vergewisserte sich, dass der Seminarraum leer war und keiner der Teilnehmer etwas vergessen hatte. Dann räumte er die Matte zusammen, auf der seine Schüler Herzdruckmassage und das Anlegen von Verbänden geübt hatten. Nachdem er das Licht ausgeschaltet hatte, verließ er das Gebäude.

Als er ins Freie trat, wehte ihm ein milder Sommerwind Musik und den süßen Duft aus einer Bäckerei entgegen. Die Sonne stand tief über der Stadt und tauchte die Straßen in rotgoldenes Licht. Salzburg wirkte wie verzaubert.

Kurz erwog Martin Burger, sich einen Imbiss für die Heimfahrt zu holen, aber dann entschied er sich dagegen. Daheim würde seine Familie sicherlich mit dem Abendessen auf ihn warten. Außerdem mochte er keine Zeit mehr verlieren.