Der Bergdoktor 1976 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 1976 E-Book

Andreas Kufsteiner

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

War es wirklich ein Unfall?
Dr. Burgers dramatische Suche nach der vermissten Zeugin
Von Andreas Kufsteiner

Nach einem schweren Unfall kommt für Ulrich Talhuber jede Hilfe zu spät. Dr. Burger kann nur noch seinen Tod feststellen. Doch wie ist es überhaupt zu dem Unglück gekommen? Die Ermittlungen von Gendarm Ludwig Sirch ergeben zwei Dinge: Das Fahrzeug ist gerammt worden - und Ulrich saß nicht allein im Wagen. Er war mit seiner Nichte Laura unterwegs. Doch die junge Frau ist spurlos verschwunden.
Dr. Burger macht sich große Sorgen. Laura muss nach einer noch nicht ganz ausgeheilten Endokarditis unbedingt Medikamente einnehmen. Auf Hochtouren beginnt die Suche nach dem schwer kranken Madel - und nach dem Unfallverursacher, der sich feige aus dem Staub gemacht hat?

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 127

Veröffentlichungsjahr: 2019

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

War es wirklich ein Unfall?

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Bastei Verlag / Wolf

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 9-783-7325-8113-9

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

War es wirklich ein Unfall?

Dr. Burgers dramatische Suche nach der vermissten Zeugin

Von Andreas Kufsteiner

Nach einem schweren Unfall kommt für Ulrich Talhuber jede Hilfe zu spät. Dr. Burger kann nur noch seinen Tod feststellen. Doch wie ist es überhaupt zu dem Unglück gekommen? Die Ermittlungen von Gendarm Ludwig Sirch ergeben zwei Dinge: Das Fahrzeug ist gerammt worden – und Ulrich saß nicht allein im Wagen. Er war mit seiner Nichte Laura unterwegs. Doch die junge Frau ist spurlos verschwunden.

Dr. Burger macht sich große Sorgen. Laura muss nach einer noch nicht ausgeheilten Endokarditis unbedingt Medikamente einnehmen. Auf Hochtouren beginnt die Suche nach dem schwer kranken Madel – und nach dem Unfallverursacher, der sich feige aus dem Staub gemacht hat…

Dr. Martin Burger betrat das Sprechzimmer im Anbau des Doktorhauses in der Kirchgasse von St. Christoph und nahm hinter seinem Schreibtisch Platz.

Es war noch früh, die Sprechstunde begann erst später. Der Bergdoktor, wie die Menschen in diesem Teil des Tiroler Zillertals ihren Landarzt respektvoll nannten, wollte zuvor noch einige Krankenakten auf den aktuellen Stand bringen. Das war eine Arbeit, die oft zu kurz kam oder ganz liegen blieb im hektischen Trubel eines Tages.

So nutzte der hochgewachsene dunkelhaarige Mediziner mit den klugen braunen Augen die stillen Zeiten am frühen Morgen oder späten Abend, um dies zu erledigen.

Dr. Burger war Mediziner mit Leib und Seele, dazu gewissenhaft und gründlich. Nie vernachlässigte er einen Aspekt seiner Arbeit, auch wenn das Praktische, das Helfen und Heilen, für ihn stets an erster Stelle stand. Doch er wusste, wie wichtig es für das reibungslose Funktionieren einer Landarztpraxis war, auch den Papierkram gewissenhaft zu erledigen.

Martin Burger stammte aus einer Arztfamilie. Vor gut fünfzig Jahren hatte sein Vater Pankraz das Doktorhaus im schlichten Gebirgsstil in der Kirchgasse errichten lassen. Damals sollte es ihm, seiner Frau und dem kleinen Sohn Martin als Heim dienen und im Anbau die Praxis des niedergelassenen Mediziners beherbergen.

Nur wenige Jahre waren der jungen Familie hier vergönnt gewesen, dann war Martins Mutter überraschend gestorben und hatte einen elfjährigen Buben und einen Mann zurückgelassen, dem die Trauer schwer zugesetzt hatte.

Zenzi Bachhuber, die patente Hauserin mit dem goldenen Herzen, war damals ins Doktorhaus gekommen. Noch heute versorgte sie hier den Haushalt und wurde von den Burgers längst wie ein Mitglied der Familie behandelt. Sie wurde für Martin zur Ersatzmutter und hatte es mit ihrer unsentimentalen, aber einfühlsamen Art geschafft, Pankraz wieder neuen Lebensmut zu vermitteln. Seine Aufgabe als Landarzt und nicht zuletzt sein Sohn waren so für ihn an die erste Stelle in seinem Leben gerückt und hatte diesem wieder einen Sinn gegeben.

Dass Martin einmal in die Fußstapfen des Vaters treten würde, war relativ früh abzusehen gewesen. Der kluge Bub hatte die Matura mit einem glatten Einser geschafft und das Medizinstudium ohne Probleme hinter sich gebracht. Bald war der junge Arzt bei Kollegen wie Patienten gleichermaßen beliebt gewesen, eine große Karriere hatte vor ihm gelegen. Und auch privat hatte es so ausgesehen, als würde für den gut aussehenden und klugen Mediziner stets die Sonne scheinen.

Dann aber hatte das Schicksal gnadenlos zugeschlagen. Martin hatte seine Jugendliebe Christl geheiratet, aber nur ein Jahr nach der Hochzeit war sie im Kindbett gestorben und hatte das Kleine mit sich genommen.

Lange hatte der sensible Mann den Schock nicht verwinden können. Eine Welt war für ihn zusammengebrochen. Nichts schien mehr Sinn zu machen, er hatte an allem gezweifelt, sogar an seiner Berufung als Arzt. Wozu war die Medizin gut, wenn sie ihm das Liebste auf Erden nicht hatte erhalten können?

Pankraz und Zenzi hatten sich alle Mühe gegeben, Martin Trost zu spenden. Doch Schmerz und Verzweiflung hatten ihn schließlich aus seiner Heimat fortgetrieben, wo ihn alles an den unerträglichen Verlust erinnert hatte. Er hatte seine Stelle im Spital von Schwaz gekündigt und war nach München an ein großes Klinikum gegangen. Dort hatte er sich zum Unfallchirurgen ausbilden lassen und nur noch für die Arbeit gelebt.

Irgendwann aber hatte sich das Heimweh gemeldet, auch wenn die Trauer um Frau und Kind nach wie vor sein Fühlen beherrscht hatte. Doch es hatte ihn einfach zurück an den Ort gezogen, der nie aufgehört hatte, sein Lebensmittelpunkt zu sein.

Pankraz war froh gewesen, die Praxis doch noch an seinen Sohn übergeben zu können.

Nach einer gründlichen Renovierung und Modernisierung standen dort seitdem neben Warte- und Sprechzimmer ein Labor, ein vollständig eingerichteter OP- und ein Röntgenraum sowie zwei Krankenzimmer zur stationären Behandlung zur Verfügung.

Diese „Mini-Klinik“, wie sie im Tal genannt wurde, hatte schon manchem Kranken eine Fahrt in die Stadt erspart, was vor allem in der kalten Jahreszeit eine große Erleichterung war. Denn nur eine schmale, kurvenreiche Bergstraße führte nach St. Christoph, das ganz am Ende des Zillertals zu finden war.

Jahrelang hatte Martin Burger nach seiner Heimkehr nur für den Beruf gelebt. Bis ihm die zauberhafte Wiener Anästhesistin Dr. Sabine Rodenwald begegnet war. Für beide war es Liebe auf den ersten Blick gewesen. Bis auf den heutigen Tag verband sie eine große Liebe.

Martin und Sabine führten eine überaus glückliche Ehe, die von drei munteren Kindern gekrönt worden war: Tessa, der Ältesten, einem Schulmadel von acht Jahren, ihrem fünfjährigen Bruder Philipp, den alle nur Filli riefen, und der zweijährigen Laura, dem Nesthäkchen der Familie Burger.

So vergingen die Tage im Doktorhaus von St. Christoph meist munter und fröhlich, oft auch ein wenig hektisch. Aber die Harmonie, die zwischen Sabine und Martin herrschte, übertrug sich ebenso auf alle anderen Bewohner des Doktorhauses und sorgte für ein liebevolles Miteinander.

In diesen sonnigen und schon angenehm milden Maitagen war es stiller als sonst im Doktorhaus. Sabine besuchte eine alte Freundin in Wien und kam erst Ende der Woche wieder heim. Ihre Tante Rika, die ebenfalls in St. Christoph lebte, kümmerte sich um Tessa und Filli. Die kleine Laura hatte Sabine mitgenommen.

So waren Martin und sein Vater nun für ein paar Tage unter sich, bekocht und versorgt von Zenzi, die es genoss, mal etwas weniger tun zu müssen und etwas mehr Zeit für sich selbst zu haben.

Nach dem Frühstück war die Hauserin im Gemüsegarten verschwunden. Zenzi besaß den sprichwörtlich grünen Daumen und versorgte die Familie Burger so übers ganze Jahr mit Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten. Ob frisch oder eingelagert, sie zauberte die leckersten Gerichte daraus, und Pankraz’ Lob war ihr stets sicher.

Der Senior im Doktorhaus nutzte die ungewöhnliche Ruhe, um in seinem Kabinettl neben der guten Stube seinem Hobby zu frönen, der Heimatkunde. Seit Pankraz im Ruhestand war, las er nicht nur weiter fleißig die medizinischen Fachblätter, um auf diesem Gebiet auf dem Laufenden zu bleiben, er schrieb auch an einer Chronik des Zillertals und forschte mit Hingabe zu diesem Thema.

Poldi, der Familiendackel, fand das Geraschel von Papier auf die Dauer allerdings recht langweilig und bestand schließlich mit ausgiebigem Fiepen auf der fälligen Gassirunde.

Als Pankraz mit dem Hund das Haus verließ, erschien eben Bärbel Tannauer, Martins Sprechstundenhilfe, zum Dienst. Die patente Blondine wunderte sich, dass ihr Chef schon da war. Sonst war sie am Morgen meist die Erste in der Praxis.

Sie begrüßte ihn freundlich.

„Ihnen fehlt wohl Ihre Familie, Chef“, merkte sie dann vielsagend an. „Wenn Sie nun schon freiwillig am frühen Morgen die Schreibarbeiten machen, die Ihnen doch gar net liegen.“

„Das Schriftliche muss nun mal sein“, erwiderte Dr. Burger mit einem leisen Seufzer. „Zum Glück hab ich jetzt alles erledigt. Aber ich kann dir net widersprechen, Bärbel. Ich vermisse meine Lieben schon sehr.“

„Bald sind sie ja alle wieder da“, meinte Bärbel lächelnd. „Und das Beste gegen Langeweile: Arbeit. Soll ich gleich die Fischer-Bäuerin eini schicken? Sie ist heut die Erste.“

„Nur herein mit ihr“, bat Dr. Burger lächelnd.

Sophie Fischer war eine zierliche Blondine Anfang fünfzig. In ihrem noch immer hübschen Gesicht dominierten die sanften rehbraunen Augen. Die Frau des Großbauern und Viehhändlers Rudolf Fischer litt seit Jahren unter Rheuma und war schon ebenso lange bei Dr. Burger in Behandlung. Wie die meisten Menschen in St. Christoph und den umliegenden Weilern vertraute sie dem Bergdoktor völlig und sprach auch über persönliche Nöte und Probleme mit ihm.

An diesem Morgen wirkte die Bäuerin bedrückt.

„Hast du Schmerzen, Beschwerden?“, wollte Dr. Burger von ihr wissen, während er seine Patientin untersuchte.

„Na, die Medikamente tun schon ihre Wirkung, ich schlaf auch wieder besser“, erklärte sie.

„Dann ist’s was anderes, das dir Kummer macht, Bäuerin.“

„Ja, Herr Doktor, der Markus“, gab sie zögernd zu.

„Dein Bub ist doch aber wohlgeraten. Ein tüchtiger Bauer und umgänglicher Charakter. Nie hab ich einen schlecht über ihn reden hören.“

„Das stimmt, so hab ich’s auch net gemeint. Mir geht’s um was anderes. Dass er seinem Vater rückhaltlos folgt, dass er alles übernimmt, was der Rudi denkt und sagt. Es ist ja im Grunde nix Schlechtes, wenn ein Sohn sich den Vater zum Vorbild nimmt. Oft genug haben die Leut in dem Punkt ganz andere Probleme mit aufmüpfigen Kindern. Aber beim Markus geht’s einfach in die falsche Richtung.“

„Ich versteh, was du meinst. Die Geschichte mit dem Nachbarn, net wahr?“

„Ja, der Uli und der Rudi, das ist ein endloser Zank. Keiner will nachgeben, es ist zum Verzweifeln. Und der Markus steht voll hinter seinem Vater. Er betrachtet den Uli als unseren Erzfeind, obwohl er im Grunde net mal weiß, wieso.“

„Ist denn die alte Geschicht noch immer net vergessen?“

Dr. Burger dachte an das, was sein Vater ihm darüber erzählt hatte. Dass Rudolf Fischer und Ulrich Talhuber in der Jugend beste Freunde gewesen waren und sich erst zerstritten hatten, als die Liebe ins Spiel gekommen war. Sophie hatte die Freunde auseinandergebracht, ohne es zu wollen. Und als sie Rudolf geheiratet hatte, war für Ulrich eine Welt zusammengebrochen.

Seither tat der Nachbar einfach alles, um den Großbauern zu ärgern und ihm das Leben sauer zu machen. Und der zahlte mit gleicher Münze heim, was Ulrich sich einfallen ließ.

Dass nun schon die nächste Generation in diesen sinnlosen Streit hineingezogen wurde, war schlimm. Da konnte Dr. Burger seine Patientin nur zu gut verstehen. Doch einen Rat hatte er leider nicht. Es lag an den Streithähnen, vernünftig zu werden und sich zu versöhnen. Danach sah es allerdings nicht aus.

„Ich hab alles versucht, damit die beiden endlich das Kriegsbeil begraben. Der Rudi würde es vielleicht sogar tun, aber der Uli ist unerbittlich.“ Sophie Fischer seufzte. „Der Bub und ich stehen dazwischen. Ich hab schon öfter mit dem Markus darüber reden wollen, aber er hat den gleichen Sturkopf wie sein Vater. Einen Frieden werden wir wohl net so bald erleben, fürchte ich. Wenn net doch noch ein Wunder geschieht.“

***

Pünktlich zur Mittagszeit stellte Zenzi das Essen auf den Tisch.

„Ist noch alles warm, feine Krautwickel mit frisch gestampftem Püree“, sagte sein Vater, als Martin Burger ein paar Minuten später kam. „Und hernach können wir uns ein Stückerl Strudel gönnen, es duftet schon den ganzen Morgen durchs Haus.“ Der Senior lächelte versonnen, den Süßspeisen und Kuchen der Hauserin konnte er nicht widerstehen. Seine „Wohlfühlfigur“ zeugte davon. „Was Interessantes in der Sprechstunde?“

„Die Fischer-Bäuerin war heut da“, erzählte Martin beim Essen. „Hab sie recht gut eingestellt, sie ist im Moment beschwerdefrei und fühlt sich auch wohl. Aber der Unfried daheim, der macht ihr sehr zu schaffen.“

„Die Fischer-Talhuber-Fehde“, sinnierte Pankraz. „Ja, die beiden werden sich gewiss noch beim Jüngsten Gericht in den Haaren liegen und vom heiligen Petrus dafür einen Verweis bekommen.“

„Die Bäuerin tut ihr Bestes, sie zu versöhnen. Aber es will ihr einfach net gelingen.“

„Sie war der Grund für den Streit. In dem Moment, als sie sich für den Rudolf entschieden hat, ist für Ulrich Talhuber eine Welt zusammengebrochen.“

„Ja, die Liebe!“, warf Martin ein. „So schön sie ist, kann auch viel Böses daraus entstehen.“

„Leider, ja. In jungen Jahren war der Ulrich ein fleißiger Bauer. Der Hof seiner Eltern war zwar net besonders groß, aber er hat was rausgeholt, konnte gut davon leben. Nach der Hochzeit beim Nachbarn hat sich alles für ihn geändert. Er wurde zum Zyniker und Menschenverächter. Hat auf seinem Grundstück einen Gnadenhof eingerichtet und wollte sich von Stund an nur noch um geschundene und vernachlässigte Tiere kümmern.“

Pankraz dachte kurz nach und fuhr dann fort.

„Einmal sagte er zu mir: ‚Die sind ehrlich und dankbar. Ich kenn keinen Menschen, von dem ich das sagen könnte.’ Und die ganzen Klagen gegen seinen Nachbarn. Allein die Besuche vom Amtstierarzt, den er dem Fischer immer wieder auf den Hals hetzt, sind kaum noch zu zählen. Er tut alles, um dem Bauern das Leben schwer zu machen. Und das unter dem Deckmantel Tierschutz.“

„Er meint es aber schon ernst mit den Viecherln.“

„Freilich, das will ich ihm net absprechen. Das Wichtigste in seinem Leben ist und bleibt aber sein Hass auf den Nachbarn. Denk doch nur an die Geschicht mit der Zufahrt zum Stall vom Fischer. Jahrelang haben die beiden deshalb prozessiert. Als feststand, dass der Grund dem Talhuber gehört, hat er die Einfahrt so schmal gemacht, dass kein Traktor mehr hindurchpasst. Der Rudolf muss das Viehfutter durch den halben Ort vom Stadl zum Stall karren. Das ist wirklich kein Zustand.“

Martin konnte seinem Vater nicht widersprechen.

„Die Bäuerin macht sich jetzt Sorgen, weil der Markus bei dem Streit kräftig mitmischt. Da wird sich wohl so schnell nix ändern.“

„Die beiden sind eben die geborenen Streithanseln.“

„Der Talhuber kriegt ja in den nächsten Tagen Besuch. Seine Nichte aus Schwaz kommt her. Der Kollege Schmidt hat mir ihre Krankenakte geschickt. Sie hat eben eine Endokarditis auskuriert, muss aber noch kontrolliert und medikamentiert werden. Sie will sich hier in St. Christoph erholen.“

„Ob das Madel einen heilsamen Einfluss auf seinen Onkel ausüben kann?“, sinnierte Pankraz. „Ich wag’s zu bezweifeln.“

„Die Laura ist Gärtnerin, vermutlich bodenständig und vernünftig. Sie kann ihrem Onkel mit den Tieren helfen. Und wenn wir Glück haben, wird sie ein bisserl positiv auf ihn einwirken. Es ist wirklich an der Zeit, dass die beiden Streithähne sich die Hand zur Versöhnung reichen.“

„Da kann ich dir net widersprechen, Bub. Trotzdem glaub ich net dran. Es müsste schon ein Wunder geschehen, damit die zwei endlich vernünftig werden.“

Zenzi erschien nun und brachte Kaffee und frischen Strudel. Pankraz war ganz hin und weg. Als er aber nach einem zweiten Stück schielte, ermahnte sein Sohn ihn, auf die Gesundheit zu achten.

„Du wolltest doch ein bisserl vernünftiger sein, Vater. Denk halt an deinen Blutdruck. Und das Cholesterin wollen wir auch net ganz vergessen.“

„Manchmal macht es wirklich keinen Spaß, allerweil nur von Ärzten umgeben zu sein“, beschwerte der sich enttäuscht. „Hab ich net recht, Zenzi?“

„Alles hat seine Vor- und Nachteile“, erwiderte sie bedächtig, während sie den Tisch abräumte. „Und die Vernunft schmeckt halt eher wie trocken Brot, wenn man lieber ein bisserl schlemmen tät. Aber am End ist es immer zum Besten.“

Pankraz verzog den Mund, sein Sohn musste schmunzeln. Nach einem Blick auf die Uhr erhob er sich.

„Zeit für die Hausbesuche“, sagte er. „Dann bis später, Vater.“