Der Bergdoktor 1983 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 1983 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Herzen, die in den Himmel fliegen
Hält ihr Liebesglück nur einen Sommer?
Von Andreas Kufsteiner

Seit Jahren quält Leonie ein unerträglicher Juckreiz, und ihr ganzer Körper ist von kleinen Knötchen, roten Flecken und Kratzspuren übersät. Bisher konnte ihr noch kein Arzt helfen, doch nun hofft sie, dass ein Urlaub in St. Christoph, wo der Bergdoktor praktiziert, endlich Linderung bringt.
Tatsächlich kommt Leonie in dem verträumten Bergdorf ein wenig zur Ruhe, und dann begegnet ihr dort auch noch der Mann fürs Leben. Bis über beide Ohren verliebt sich das Madel in den sympathischen, feschen Burschen, mit dem sie sich die Ferienhütte teilt.
Leonie könnte die ganze Welt umarmen, so glücklich ist sie. Schon malt sie sich die Zukunft mit Adam in den schönsten Farben aus, da findet sie zufällig heraus, dass er ganz andere Zukunftspläne hat, in denen sie nicht die geringste Rolle spielt ...

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Seitenzahl: 121

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Inhalt

Cover

Impressum

Herzen, die in den Himmel fliegen

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Michael Wolf

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 9-783-7325-8353-9

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Herzen, die in den Himmel fliegen

Hält ihr Liebesglück nur einen Sommer?

Von Andreas Kufsteiner

Seit Jahren quält Leonie ein unerträglicher Juckreiz, und ihr ganzer Körper ist von kleinen Knötchen, roten Flecken und Kratzspuren übersät. Bisher konnte ihr noch kein Arzt helfen, doch nun hofft sie, dass ein Urlaub in St. Christoph, wo der Bergdoktor praktiziert, endlich Linderung bringt.

Tatsächlich kommt Leonie in dem verträumten Bergdorf ein wenig zur Ruhe, und dann begegnet ihr dort auch noch der Mann fürs Leben. Bis über beide Ohren verliebt sich das Madel in den sympathischen, feschen Burschen, mit dem sie sich die Ferienhütte teilt.

Leonie könnte die ganze Welt umarmen, so glücklich ist sie. Schon malt sie sich die Zukunft mit Adam in den schönsten Farben aus, da findet sie zufällig heraus, dass er ganz andere Zukunftspläne hat, in denen sie nicht die geringste Rolle spielt …

Ich halte das nimmer aus!

Verbissen schabte sich Leonie den linken Arm. So fest, dass ihre Fingernägel blutige Striemen über ihre Haut zogen. Der Schmerz brachte jedoch keine Erleichterung, nur neuerliche Qual. Während sie links kratzte, juckte es rechts, auf ihrem Rücken und an ihren Beinen.

Es fühlte sich an, als wäre ihr ganzer Körper von Mückenstichen übersät! Ein lautes Stöhnen entfuhr ihr.

Frustriert kratzte und rubbelte Leonie, aber der Juckreiz wurde nur noch stärker. Es war einfach unerträglich. Die kleinen Knötchen unter ihrer Haut feuerten das Jucken noch mehr an!

In ihrem Badezimmer stapelten sich Cremes, Puder und Gele, bei denen die Packungsbeilage versprach, den Juckreiz zu vertreiben. Bei ihr halfen sie jedoch ebenso wenig wie die Hausmittel, die sie bereits versucht hatte.

Leonies Augen schwammen in Tränen.

Vor ihr auf dem Balkontisch lag ein dicker Stapel der Seiten des Manuskripts, das sie aus dem Englischen ins Deutsche übersetzen sollte, aber sie konnte sich weder auf den Inhalt noch auf die Übersetzung konzentrieren, wenn es so juckte. Dabei war es ihr früher leichtgefallen, Texte von einer Sprache in die andere zu übertragen. Die Begabung dafür hatte sie von ihrem Vater geerbt.

Er war Dolmetscher gewesen und hatte sechs Sprachen fließend gesprochen. Als Leonie noch klein gewesen war, war er spielerisch mit ihr von einer Sprache in die nächste gewechselt: Französisch zu den Mahlzeiten, Englisch beim Spielen, und in die abendliche Gutenachtgeschichte hatte er schwedische Vokabeln eingestreut. Leonie hatte es geliebt, mit fremden Worten zu jonglieren wie mit bunten Bällen. Für Mathematik und Technik hatte sie kein Verständnis, aber Sprachen, ja, die schnappte sie rasch auf.

Der Thriller, mit dessen Übersetzung sie von ihrem Stammverlag beauftragt worden war, war mit packenden Wortspielen und Metaphern gespickt, die zu übersetzen eine besondere Herausforderung für Leonie war. Außerdem fand sie die Geschichte um eine junge Lehrerin, die von einem unheimlichen Stalker verfolgt wurde, überaus spannend.

Wenn es nur nicht so jucken würde!

Blutige Ränder zeichneten sich bereits unter ihren Fingernägeln ab, aber die junge Übersetzerin registrierte es kaum. Sie strich mit spitzen Nägeln über ihre Haut. Vergeblich!

Von dem Balkon ihrer kleinen Wohnung aus hatte sie einen zauberhaften Ausblick auf den Chiemgau, aber selbst den konnte sie an diesem Tag nicht genießen. Dabei war es von ihrem Heimatort Samerberg aus nicht weit bis zum Chiemsee. Leonie war hierhergezogen, als ihre Eltern verunglückt waren und ihr das Elternhaus zu groß und einsam geworden war.

Die Zimmer waren nicht groß, aber sehr gemütlich eingerichtet. Leonie hatte die Einrichtung ganz in Grün gehalten. Sie liebte diese Farbe, die so wunderbar mit ihren zahlreichen Pflanzen harmonierte. Die Wände waren hellgrün gestrichen, dazu gab es moosgrüne Kissen und Flickerlteppiche. Vor jedem Fenster grünte und blühte es üppig.

Im Sommer arbeitete Leonie am liebsten auf ihrem Balkon. Auch hier gab es kaum noch ein Plätzchen ohne Pflanzen. Neben dem Balkontisch stand ein Solarbrunnen. Ein Frosch spuckte Wasser in ein Keramikbecken. Das Plätschern beruhigte Leonie. Normalerweise.

An diesem Tag jedoch hätte sie sich am liebsten die Haut vom Körper geschält. Warum ließ das Jucken nicht endlich, endlich nach?

Sie war schon bei einigen Ärzten gewesen, aber noch keiner hatte die Ursache für ihre Qual gefunden. All die Cremes und Lotionen blieben wirkungslos. Es war, als würde ihr Körper ihre Haut am liebsten abstoßen und wüsste nicht, wie er es anstellen sollte. Leonie war verzweifelt.

Ihre Wohnung befand sich unmittelbar über der Feuerwache. Meistens hörte sie es, wenn die Fahrzeuge und Helfer zu Einsätzen ausrückten, auch mitten in der Nacht, aber das störte sie nicht. Zum einen schlief sie durch den Juckreiz ohnehin nicht mehr sehr viel, und zum anderen hatte sie dadurch das Gefühl, wenigstens etwas vom Leben mitzubekommen.

Sie hatte sich von allen und jedem zurückgezogen. Den Anblick der abstoßenden Knoten und blutigen Striemen auf ihrem Körper mochte sie niemandem zumuten. Früher war sie zur Entspannung zum Zumba-Training nach Prien gefahren, jetzt übte sie allein mit Hilfe einer DVD daheim.

Leonie traute sich kaum noch aus dem Haus. Und wenn sie einmal ihre Wohnung verließ, dann trug sie langärmelige Shirts und lange Hosen, die ihre Haut so weit wie nur möglich verbargen.

Und es juckte immer weiter.

Leonie klappte ihren Laptop zu und strebte vom Balkon in ihre Wohnung. Im Badezimmer warf sie einen Blick in den Spiegel. Ein verstörtes schmales Gesicht mit rot geweinten Augen blickte ihr entgegen. Ihre blonden Haare waren zu einem Knoten hochgezwirbelt. Make-up trug sie keines. Abgesehen von den Vögeln, die draußen am Futterhaus nach Körnern pickten, sah sie sowieso niemand.

Das Jucken war wirklich nicht mehr auszuhalten.

Leonie schlüpfte aus ihrer Kleidung, drehte die Dusche auf und trat unter den Wasserstrahl. Die Temperatur war so heiß eingestellt, dass sie vor Schmerzen stöhnte. Es war Qual und Wohltat zugleich, als der heiße Wasserstrahl ihre Haut massierte und das Jucken vertrieb.

Sie biss die Zähne zusammen und brauste sich ab. Ihre Haut lief rot an, und alle Impulse drängten sie, das Wasser kühler zu stellen, aber sie hielt durch.

Endlich, endlich juckte es nicht mehr!

Heißes, viel zu heißes Wasser war das einzige Mittel, das ihr Linderung verschaffte. Zumindest für eine Weile.

Unvermittelt klingelte jemand an der Wohnungstür.

Leonie stellte das Wasser ab und schlüpfte, nass wie sie war, in ihren Bademantel. Sie band ihn in der Taille zu und tappte barfuß in den Korridor.

Als sie die Wohnungstür öffnete, wurde sie ohne lange Umstände umarmt und geherzt.

„Großmutter!“ Verwundert sah sie die Besucherin an, als diese sie freigab. „Was machst du denn hier?“

„Dich überraschen.“ Helene Perfall lächelte sie warm an, aber dann musterte sie Leonie genauer, und die Freude in ihrem Gesicht wich einer tiefen Besorgnis. „Grundgütiger, Kind! Was hast du denn angestellt? Du bist ja krebsrot!“

„Ich hab geduscht.“

„So heiß? Das ist aber net gesund.“

„Es ist das Einzige, das gegen den Juckreiz hilft.“

„Himmel, Leonie!“ Ihre Großmutter schüttelte sorgenvoll den Kopf. „Was versuchst du als Nächstes? Einen Aufenthalt im Backofen?“

„Was soll ich denn machen? Ich weiß mir keinen Rat mehr.“ Leonie trat von der Tür zurück und ließ ihre Großmutter eintreten.

Man sah Helene nicht an, dass sie die siebzig schon vor zwei Jahren hinter sich gelassen hatte. Sie war mädchenhaft zierlich und bewegte sich mit der Energie eines Menschen, der umsetzt, was er sich vorgenommen hat. Ihre grauen Haare waren kurz und fransig geschnitten, und ihre blauen Augen verrieten Herzenswärme und einen wachen Verstand. Helene hatte früher ein kleines Stoffgeschäft geführt, es jedoch vor einigen Jahren verkauft und sich zur Ruhe gesetzt. Sie nähte allerdings noch immer gern und viel.

„Möchtest du etwas trinken, Großmutter?“

„Vielen Dank, einen Saft würde ich gern nehmen.“

Leonie schenkte zwei Gläser mit Orangensaft ein und setzte sich mit ihrer Großmutter an den Küchentisch.

Helene trank einen großen Schluck. Dann stellte sie ihr Glas ab und bedachte Leonie mit einem mitfühlenden Blick.

„Wenn ich dich so anschaue, funktioniert die neue Therapie deiner Hausärztin auch net, oder, Liebes?“

„Leider net. Sie ist mit ihrem Latein am Ende und hat mich zu einem Hautarzt geschickt. Er hat mir Antihistaminika und eine Kortisoncreme verschrieben, aber beides hat mir net geholfen.“

„Du siehst elend aus. Deine Augenringe reichen ja fast bis zu den Knien. Schläfst du überhaupt genug?“

„Ich schlafe zurzeit gar net“, gestand Leonie. „Das Jucken treibt mich um. Wenn ich im Bett liege und mich nichts ablenkt, ist es besonders schlimm. Dann nehme ich nichts anderes wahr, und es treibt mich fast in den Wahnsinn. Ich muss jeden Tag mein Bett frisch beziehen, weil ich blutige Flecken auf der Wäsche habe.“

„Das ist doch kein Zustand.“

„Ich weiß aber net, was ich noch versuchen soll.“ Verzweifelt schaute Leonie auf ihre Hände hinunter. Die verschorften Kratzer verrieten, dass eine qualvolle Nacht hinter ihr lag.

„Aber ich weiß es“, erwiderte ihre Großmutter sanft. „Ich weiß genau, was du brauchst.“

„Einen Becher mit Gift“, murmelte Leonie mutlos.

„Unsinn. Du brauchst eine Luftveränderung. Erholung und andere Bilder können Wunder wirken. Glaub mir.“

„Mir ist aber net nach einem Ausflug zumute.“

„Wer redet denn von einem Ausflug?“ Ihre Großmutter zwinkerte ihr zu. „Wir werden verreisen. Du und ich. Und ich weiß auch schon genau, wohin wir fahren.“

„Was schwebt dir denn für ein Ziel vor?“

„Vertrau mir. Es wird dir gefallen.“

***

Als Leonie sich mit ihrem Kleinwagen wenige Tage später eine steile Serpentinenstraße hinaufkämpfte, gefiel ihr das nicht gerade besonders gut. Ein kräftiger Wind fauchte von Nordosten heran und rüttelte an ihrem Auto, sodass sie das Lenkrad so fest umklammern musste, dass ihr die Finger wehtaten.

Zu ihrer Linken ging es steil bergab. Lediglich ein schmaler Wiesenstreifen trennte sie von dem Abhang. Die Straße war so schmal, dass sie warten und entgegenkommende Fahrzeuge durchlassen musste, ehe sie weiterfahren konnte. Viele Autos waren an diesem Nachmittag jedoch nicht unterwegs. Wer nicht unbedingt musste, vermied bei diesem Wetter das Fahren.

Ein Unwetter zog über das Tal hinweg, und es wurde spürbar intensiver. Offenbar hatte es seinen Höhepunkt noch nicht erreicht.

Ihre Großmutter hatte eine Ferienhütte im Zillertal gemietet. Das Tal zweigte rund vierzig Kilometer südlich von Innsbruck vom Inntal ab und führte weit in die Berge hinein. Während die tieferen Regionen dicht besiedelt waren, fanden sich weiter oben nur vereinzelte idyllische Dörfer, einsame Höfe und Almen.

Leonie hatte im Internet Fotografien des Tals gesehen und war begeistert gewesen. Allerdings waren die Aufnahmen bei schönem Wetter gemacht worden und nicht kurz vor dem Weltuntergang.

An diesem Nachmittag hingen graue Wolken so tief über den Bergen, dass man beinahe hinauflangen und sie herunterholen wollte. Dicke Regentropfen prasselten auf das Autodach herunter und ließen kleine Sturzbäche neben der Fahrbahn herabfließen. Dazu zerrissen Blitze wie silbrige Adern den Himmel. Soeben grollte ein heftiger Donnerschlag heran.

„Das geht ja gut los“, murmelte Leonie.

„Sehen wir es positiv“, ließ sich ihre Großmutter auf dem Beifahrersitz vernehmen und klang dabei kein bisschen beunruhigt. „Von jetzt an kann unser Urlaubswetter nur besser werden.“

Leonie schnaufte leise. Sie wusste nicht, wann sie das letzte Mal beim Fahren so angespannt gewesen war. Dabei war der Urlaub zur Erholung gedacht. Die gesunde Bergluft sollte ihr Linderung verschaffen und den ständigen Juckreiz reduzieren.

Davon war sie jedoch weit, sehr weit entfernt.

Unter den langen Ärmeln ihres Shirts juckte es, als würden sich tausend Ameisen in ihre Haut bohren. Oh, was würde sie für die Möglichkeit geben, sich zu kratzen, aber sie wagte es nicht, eine Hand vom Lenkrad zu nehmen. Der Sturm drohte, sie von der Straße zu wehen!

Immer weiter ging es bergauf. Bald blieb Mayrhofen weit unter ihnen zurück. Sie fuhren durch dichten Kiefernwald, und als der sich lichtete, breitete sich ein hübsches Bergdorf vor ihnen aus: St. Christoph. Rustikale Bauernhöfe schmiegten sich an die Hänge, als hätte der Herrgott persönlich sie dahingewürfelt. In der Mitte des Dorfes ragte eine weiße Kirche auf.

An sonnigen Tagen musste der Anblick bezaubernd sein. Jetzt fegte der Sturm Blätter und Zweige über die Dorfstraße, und die tief hängenden Wolken trübten die Sicht.

Das Navigationsgerät lotste Leonie zu ihrer Ferienadresse. Sie ließen das Dorf hinter sich und folgten einer Bergstraße, die noch schmaler und holpriger war als die übrige Anfahrt. Hierherauf schien sich nicht oft jemand zu verirren.

„Sie haben Ihr Ziel erreicht“, verkündete das Navigationsgerät.

Ihre Ferienhütte stand auf einer Anhöhe ein wenig oberhalb von St. Christoph. Unmittelbar dahinter begann der Wald. Ein kleiner Bach plätscherte daran vorbei. Vor der Hütte standen eine Bank und ein Tisch aus grob gezimmertem Holz. Davor erstreckte sich eine üppig blühende Blumenwiese.

Hier lässt es sich bei schönem Wetter bestimmt wunderbar sitzen und träumen, sann Leonie. Aus den Fenstern der Hütte drang ein Lichtschein.

„Seltsam.“ Leonie stellte ihr Auto vor der Hütte ab. „Es scheint schon jemand da zu sein.“

„Vermutlich unser Vermieter, der drinnen alles vorbereitet hat“, mutmaßte ihre Großmutter.

„Sagtest du net, der Schlüssel würde drinnen für uns bereitliegen?“

„Richtig. Bei der Buchung schrieb mir der Bauer, dem die Hütte gehört, dass die Tür net abgeschlossen sein würde. Hier heroben scheint man keine Angst vor Einbrechern zu haben.“

„Sollte man aber vielleicht“, sagte Leonie seufzend und stieg aus. Sie machte sich durchaus Sorgen um Einbrecher. Nicht ganz unberechtigt, wie sich wenig später zeigte.

Leonie huschte mit eingezogenem Kopf durch den Regen zur Hütte und klopfte an. Im Inneren tat sich nichts, deshalb drückte sie die Klinke herunter. Tatsächlich! Es war nicht abgeschlossen!

Sie schob die Tür auf und trat ein. Ihre Großmutter folgte ihr auf dem Fuße. Im Inneren duftete es nach Fichtennadeln. Ein Schaumbad?

Während Leonie dieser Gedanke noch durch den Kopf ging, klappte eine Tür zu ihrer Rechten, und ein Mann kam in den Korridor. Er mochte einige Jahre älter sein als Leonie und überragte sie um einen Kopf. Dazu besaß er breite Schultern und eine sonnengebräunte Haut, die verriet, dass er sich gern und viel im Freien bewegte. Und er trug nichts als ein weißes Handtuch um seine Hüften!

„Huch!“ Leonie blieb stehen, als wäre sie gegen eine Wand gelaufen.

„Hallo.“ Der Unbekannte zog eine Augenbraue hoch und wirkte eher verblüfft als erschrocken.

„Oh“, entfuhr es Leonies Großmutter. Sie trat an ihr vorbei und strahlte den Fremden an. „Mit so einer Begrüßung in unserer Ferienhütte hatten wir net gerechnet. Hoffentlich kostet das keinen Aufpreis. Sie könnte es aber wert sein.“

Ihre Bemerkung entlockte Leonie ein Stöhnen und dem Fremden ein belustigtes Grinsen.

„Ich bin leider net im Arrangement enthalten“, stellte er klar.