Der Bergdoktor 1988 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 1988 E-Book

Andreas Kufsteiner

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Alles nur schöner Schein?
Was eine Bäuerin dem Bergdoktor unter Tränen anvertraute
Von Andreas Kufsteiner

Als Maja, schön und zart wie eine Blüte, am Arm ihres Mannes nach der Trauung die Kirche verlässt, geht ein Raunen durch die Bänke. Entzückender und glücklicher hätte keine Braut aussehen können!
Der Einzige, der von der märchenhaften Stimmung nicht angesteckt wird, ist Dr. Martin Burger. Seine Miene ist ernst, denn er weiß, dass auf der Hochzeit ein Schatten liegt. Schon bald wird die Sonne über der Ehe langsam untergehen ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 111

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Alles nur schöner Schein?

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Bastei Verlag / Michael Wolf

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 9-783-7325-8442-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Alles nur schöner Schein?

Was eine Bäuerin dem Bergdoktor unter Tränen anvertraute

Von Andreas Kufsteiner

Als Maja, schön und zart wie eine Blüte, am Arm ihres Mannes nach der Trauung die Kirche verlässt, geht ein Raunen durch die Bänke. Entzückender und glücklicher hätte keine Braut aussehen können!

Der Einzige, der von der märchenhaften Stimmung nicht angesteckt wird, ist Dr. Martin Burger. Seine Miene ist ernst, denn er weiß, dass auf der Hochzeit ein Schatten liegt. Schon bald wird die Sonne über der Ehe langsam untergehen …

Maja war etwas gelungen, was nur wenige getrennte Pärchen schafften. Florian Billmeier und sie waren nach einem Jahr ohne böse Worte auseinandergegangen. Sie hatte ihn dazu überredet, weiterhin miteinander in freundschaftlichem Kontakt zu bleiben und nicht so zu tun, als sei alles aus und vorbei.

Meistens versprach man sich ja, nicht im Streit auseinanderzugehen.

„Lass uns Freunde bleiben“, das war so etwas wie ein geflügeltes Wort, wenn eine Liebesbeziehung scheiterte.

Oft war es dann aber doch nicht weit her mit der angekündigten Freundschaft, die guten Vorsätze versandeten, und gleichzeitig schlich sich Groll ins Gemüt des einstigen Pärchens – dann herrschte eisiges Schweigen, und man benahm sich so, als habe man sich vorher allenfalls flüchtig gekannt.

Nicht so bei Maja Ziemer und Florian Billmeier. Nach anfänglicher Verbitterung war dem feschen Gutsverwalter Flori ein Licht aufgegangen, nämlich, dass Maja ihn gar nicht wirklich lieben konnte. Und zwar, weil sie – wenn auch still und heimlich – in einen anderen verliebt war. Nicht einfach nur ein bisschen, sondern bis über beide Ohren, mit allen Sinnen und jeder Faser ihres Herzens.

„Wie du den Niedecker-Maximilian anschaust, das überschreitet ja schon fast die Grenze des Erlaubten“, hatte Florian sich aufgeregt. „Man könnte ja fast meinen, dass du ihn dir einverleiben willst!“

„Aber ich seh ihn doch nur ganz selten“, hatte Maja errötend geantwortet. „Er lässt sich ja eh kaum blicken. Das ist eben so, wenn man net irgendwer ist, sondern ein ganz Besonderer. Man weiß ja, dass besondere Menschen sich rar machen. Sie haben hier und da zu tun und rennen net dauernd durchs Dorf, um allen zu zeigen, wie wichtig sie sind. Maxim spielt in einer ganz anderen Liga. Das liegt net nur daran, dass er den Erlmühlen-Hof geerbt hat. Wer kann ihm schon das Wasser reichen?“

Das war’s dann gewesen. Vorbei. Aus die Maus, wie Florian es flapsig auf den Punkt gebracht hatte. Mit ihrer schwärmerischen Bemerkung über Maxim Niedecker, dem sie offenbar am liebsten eine Krone aufs Haar gedrückt hätte, war Maja für Florian in die Kategorie „gescheiterte Beziehungen“ gerutscht.

Unter Tränen hatte sie ihm hernach gebeichtet, dass sie sich immer mühsam zusammengerissen hatte, um nicht an Maxim denken zu müssen:

„Aber es hilft nichts, er geht mir net aus dem Kopf. Und das schon seit Jahren. Dabei ist es hoffnungslos, ich hab gar keine Chance. Er nickt mir höchstens kurz zu, wenn wir uns mal begegnen, und dann ist’s auch schon wieder vorbei. Ich hocke dann daheim umeinander und heule mir die Augen aus.“

Eigentlich hätte diese Angelegenheit peinlich und beschämend sein können, denn eine hübsche, junge Frau, die aus der Ferne einen umschwärmten Mann anhimmelt, wirkt ziemlich lächerlich.

Aber erstens hatte sich Florian bald mit der jungen Hauswirtschafterin Geli getröstet, die wie er auf dem Gut des Barons von Brauneck angestellt war, und zweitens wäre es ihm nie in den Sinn gekommen, auch nur ein einziges hämisches Wort über Maja zu verlieren. Sie war ein Opfer ihrer Gefühle, eigentlich konnte sie einem leidtun. Nichts schmerzte so sehr wie unerwiderte Liebe.

***

Florian und Maja trafen sich am heutigen letzten Junitag, einem Sonntag, zufällig hinter der Kirche am Brückenbach, der wegen des sehr warmen und trockenen Wetters zunehmend unter Wassermangel litt und daher nur sehr gemächlich dahinplätscherte.

Die Forellen hatten schon rechtzeitig ihr Heil in der Flucht gesucht und sich weiter abwärts in die Nähe des Wildbachs begeben, in den der Brückenbach mündete. Dort sprudelte und rauschte es immer, egal, ob sommers oder winters.

Das ganze Jahr über ging es am und um den Wildbach sehr munter zu, genau das Richtige für die flinken Fische. Schnee im Winter, Eiszapfen und das frostige Wasser ließen sie ihm wahrsten Sinne des Wortes kalt – man war ja schließlich eine Tiroler Gebirgsbach-Forelle und keine Sardine aus dem Mittelmeer!

Immer kühle Schuppen bewahren, sich keinesfalls angeln lassen und sich dem wechselnden Wetter in den Alpen anpassen, mehr musste man als Fisch nicht wissen. Dass es im Sommer angenehm warm und im Winter knackig kalt war, gehörte nun mal dazu.

Natürlich war es am schönsten, wenn das sommerliche Sonnenlicht auf dem Wasser glitzerte. Das Leben war prall angefüllt mit Licht und Farben – das dachten nicht nur die Forellen.

So ein Bergsommer konnte herrlich sein wie ein Traum, der jeden Tag ein kleines bisschen bunter wurde.

Auch wenn man glaubte, dass es eigentlich gar nicht schöner werden konnte, brachte das Morgenrot immer wieder neue Überraschungen mit: Rosen, die in der milden Nacht erblüht waren, frisch geschlüpfte, winzige Schwälbchen in den Nestern, glitzernde Libellen am Waldsee und das ungetrübte Himmelsblau, das hier und da von ein paar weißen Wattewolken durchzogen wurde.

Ab und zu wehte der Bergwind durch das Blau und pustete die Wölkchen auseinander. Dann wurden sie fein und zart wie Engelsflügel. Sie schwebten über dem Tal, und vor allem die Kinder staunten, wie federleicht sie aussahen.

Sommerglück! Und doch musste die ganze Herrlichkeit, die jetzt das Tal in ein Märchen aus Sonne und tausend Farben verwandelte, in den ersten Herbststürmen wieder vergehen.

Was in diesen Tagen unvergänglich erschien, würde verblassen wie so vieles in der Welt. Der Sommer war ein wundervolles Schauspiel der Natur, und wenn es zu Ende war, fiel der Vorhang.

Was blieb, waren die drei großen Pfeiler des Lebens: Glaube, Liebe, Hoffnung. Und dass die Liebe die größte Macht war, konnte und wollte niemand bestreiten, der dieses allumfassende Gefühl schon einmal erlebt hatte.

Florian hatte Maja eine Weile nicht gesehen. Verblüfft blickte er sie an. Dieses Strahlen, dieses Lächeln! Sie trug ein blaues Sommerdirndl in der Farbe ihrer Augen, die Sonnenstrahlen zauberten goldene Reflexe auf ihr hellbraunes Haar.

„Ich wollte dich anrufen, Flori, aber ich hab’s irgendwie net hingekriegt!“, rief sie ihm entgegen.

„Und wieso nicht?“

„Na ja, wie soll ich’s dir erklären? In meinem Kopf ging es drunter und drüber. Es waren so viele Gedanken, die auf mich eingestürmt sind. Ich musste erst einmal alles der Reihe nach sortieren.“

„Kannst du ein bisschen deutlicher werden? Aber zuerst mal Grüß Gott und Hallo, Finkerl. Du zwitscherst heute ja richtig aufgeregt umeinander.“

Das „glücklich getrennte“ Pärchen umarmte sich. Bussi auf die Wange, erst links, dann rechts, wie es eben bei guten Freunden üblich ist.

Sie mochten sich ja immer noch herzlich gern, der Flori und das „Finkerl“, wie er Maja früher genannt hatte. Die Liebe war ihnen davongeflogen, aber inzwischen war klar, dass ihre Freundschaft fortbestehen würde.

Maja hatte nicht nur glänzende Augen, an ihr leuchtete alles. So sah jemand aus, der ein wunderschönes Erlebnis gehabt hatte. Und weil sie Florian nicht länger auf die Folter spannen wollte, platzte es aus jetzt ihr heraus: „Ich bin unterwegs zu Maxim, ob du es glaubst oder nicht! Eigentlich bin ich in Eile, aber weil du es bist, Flori, nehm ich mir die Zeit. Es ist ja net schlimm, wenn ich mich ein bisserl verspäte.“

„Langsam“, fiel Florian ihr ins Wort. „Noch mal von vorn, bitte. Wohin gehst du denn?“

„Zum Alpenhof Erlmühle.“

„Ach, da schau her. Und wieso?“

„Weil Maxim mich gebeten hat, heute vorbeizukommen. Er wollte mich daheim abholen. Aber ich hab mich ein bisschen geziert. Nein, besser net, hab ich gesagt, wegen der Nachbarn, die immer hinter der Gardine stehen.“

„Seit wann hast du neugierige Nachbarn?“ Florian schüttelte den Kopf. „Du wohnst doch richtig angenehm droben im Buchenwinkel, nebenan nur Bäume und deine gar nicht neugierigen Eltern.“

„Klar, Flori. Meine Eltern rechts im Buchenhaus, ich im Winkelhäuschen in der Mitte und links das Ehepaar Seeberger mit den zwei Schäferhunden. Bobby und Bruno sind auch nicht neugierig und die netten Seebergers in ihrem Landhaus schon gleich dreimal nicht.“ Maja kicherte. „Ich hab das alles nur so dahingesagt, damit Maxim nicht denkt, dass ich sofort zu allem Ja und Amen sage. Es ist immer gut, wenn man anfangs ein bisserl zickig ist und nicht gleich auf alles eingeht. Das macht die Sache spannender.“

„Ich bin wirklich sprachlos“, gestand Florian. „Platt wie von einer Walze überrollt. Wie hast du es geschafft, dass Maxim, der König deines Herzens, dich zu sich eingeladen hat?“

„Jetzt red doch net so geschwollen daher“, seufzte Maja. „Mach dich nicht über mich lustig.“

„Das würde ich nie tun, Finkerl, Ehrenwort!“

„Na gut. Hör zu, Flori, ich hab wenig Zeit, deshalb mach ich es jetzt kurz. Also, es ist an die drei Wochen her, da bin ich abends im Berghotel an der Rezeption geblieben. Die Kastlers hatten mich darum gebeten, weil noch eine größere Reisegruppe eintreffen sollte und weil im Enziansaal ein Vortrag stattfand, irgendetwas Langweiliges über Forst- und Landwirtschaft im Zeichen des Klimawandels.“

„Das ist doch net langweilig, Maja, im Gegenteil“, warf Florian tadelnd ein. „Das ist ein extrem wichtiges Thema.“

„Ich weiß. Aber mein Gedanke war: Immer nur dieses theoretische, dürre Gefasel über Jahre hinweg, obwohl es doch endlich an der Zeit wäre, zu handeln anstatt in jedem Saal rund um den Globus Vorträge zu halten! Und während ich darüber nachdachte, tauchte außer Atem und erheblich verspätet ein Mann in der Halle auf, bei dessen Anblick mir sofort der Atem stockte … Maxim!“

„Seine Majestät Maxim der Erste vom Erlmühlen-Palast persönlich?“, spöttelte Florian.

„Richtig.“ Maja lächelte. Sie schwebte anscheinend auf einer rosaroten Wolke, wenn nicht sogar auf der berühmten Wolke sieben. Von dort wieder herunterzufallen, war eine schmerzhafte Angelegenheit.

Man musste schon sehr viel Glück haben, damit man nicht wieder hart auf dem Boden der Realität aufschlug, sondern sich sogar noch weiter bis ins Wolkenkuckucksheim vorankämpfen konnte.

„Ich gratuliere“, sagte Florian. „Und weiter?“

„Er war so höflich“, schwärmte Maja. „Und er entschuldigte sich, weil er sah, dass ich zu tun hatte und mich nun darum kümmern musste, dass er noch in den Saal hineinkam.“

„Konnte er nicht allein hineingehen?“

Maja blickte Florian verschmitzt an. „Nein. Ich erklärte ihm, dass ich erst nachsehen musste, ob noch ein Platz frei ist. Die Zuhörer und der Referent dürfen nicht gestört werden, hab ich gesagt. Es waren noch ein paar Plätze frei, das wusste ich natürlich. Aber nachdem Maxim nun endlich mal in meiner Nähe war, wollte ich die ganze Sache ein bisschen hinauszögern.“

„Kaum zu glauben, wie vernarrt du in diesen Burschen bist, Maja.“

„Unterbrich mich doch nicht dauernd, Flori. Und außerdem ist Maxim kein Bursch, sondern ein gestandener Mann. Aber nicht der König vom Erlmühlen-Hof, sondern einfach nur mein Traumprinz.“

„Aha. Also Prinz Maxim. Klar, dass ich keine Chance bei dir hatte, Finkerl.“

„Zwischen uns ist doch alles geregelt, Flori“, sagte Maja. „Lass mich weitererzählen. Ich brachte Maxim also in den Saal, und er lächelte mich richtig nett an. Wie auf Wolken ging ich an die Rezeption zurück. Ich musste immer noch dableiben, weil die Reisegesellschaft auf sich warten ließ. Es dauerte und dauerte, derweil war der Vortrag zu Ende und Maxim kam noch einmal zu mir.“

„Lass mich raten, Finkerl. Du hast ein Fischernetz über ihn geworfen, damit er dir nicht mehr entkommen konnte.“

Sie lachte. „Nein. Ich tat so, als ob ich genervt und gestresst war, müde von dem langen Arbeitstag im Hotel. Dabei war ich in diesem Moment hellwach und putzmunter. Maxim hat mich auf ein Glas Wein in die Hotelbar eingeladen.“

„Und die Reisegesellschaft?“

„Die hatte natürlich Vorrang. Zum Glück trafen die Gäste nach einer weiteren halben Stunde endlich ein. Nach den Formalitäten sah ich, dass Maxim ganz still in der Halle saß und auf mich wartete.“

„Mein Gott, wie rührend!“, flachste Florian. „Und wie romantisch!“

„Wir haben dann bis ein Uhr nachts in der Bar gesessen und geplaudert“, fuhr Maja auf. „Zwar nur über allgemeine Themen, zum Beispiel über meine Tätigkeit im Berghotel und seine Arbeit auf dem Hof, aber es war trotzdem sehr schön. Danach hat er mich nach Hause gebracht. Ich hab mein Auto einfach vor dem Hotel stehen gelassen. Mir ist das Herz fast auf dem Hals gesprungen, weil ich so aufgeregt war. Die Nacht war sternenklar, und er ist mit mir noch ein bisserl herumgefahren. Ein Traum! Und dann …“

„Küsse im Mondschein. Du bist in seine Arme gesunken. Ich will mir das gar net vorstellen, Maja.“

„Flori! Musst du immer lästern? Nein, keine Küsse. Und auch sonst nichts.“ Maja holte tief Luft. „Ich hätte ja nichts etwas gegen eine kleine, harmlose Umarmung gehabt oder gegen ein nettes Abschiedsküsschen. Aber er sagte nur noch: Wir sollten uns näher kennenlernen, wenn es dir recht ist. Und ich hab erst mal so getan, als ob ich darüber nachdenken muss. Ein paar Tage darauf hat er mich angerufen, und wir haben uns hernach noch zweimal getroffen.“

„Einfach so?“, wollte Florian wissen.