Der Bergdoktor 1989 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 1989 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Marie fängt Feuer
Dr. Burger, eine Sennerin und tausend Träume
Von Andreas Kufsteiner

Um eine unglückliche Liebe zu vergessen, kommt die junge Marie als Sennerin nach St. Christoph - ausgerechnet auf den Hof von Thomas Kilian. Der junge Bauer duldet nach einer gescheiterten Ehe eigentlich keine Frau mehr in seiner Nähe, lebt nur für seine Arbeit und den kleinen Sohn Tobias, der jetzt ohne Mutter aufwachsen muss. Bei der Sennerin macht Thomas trotzdem eine Ausnahme, weil sich einfach kein anderer geeigneter Bewerber findet. Als er Marie dann zum ersten Mal sieht, bereut er diesen Entschluss gleich wieder. Denn das fesche Madel bringt sofort den Eispanzer um sein Herz zum Schmelzen - und genau das wollte Thomas doch nie wieder zulassen! So gibt er sich zunächst recht schroff Marie gegenüber und will auch keinen Rat von Dr. Burger annehmen, der längst erkannt hat, wie es um seinen langjährigen Patienten steht. Er bedauert sehr, dass es gegen einen Sturschädel noch keine Medizin gibt ...

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Seitenzahl: 126

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Inhalt

Cover

Impressum

Marie fängt Feuer

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Michael Wolf

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-8443-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Marie fängt Feuer

Dr. Burger, eine Sennerin und tausend Träume

Von Andreas Kufsteiner

Um eine unglückliche Liebe zu vergessen, kommt die junge Marie als Sennerin nach St. Christoph – ausgerechnet auf den Hof von Thomas Kilian. Nach seiner gescheiterten Ehe duldet der Bauer eigentlich keine Frau mehr in seiner Nähe, lebt nur für seine Arbeit und den kleinen Sohn Tobias, der jetzt ohne Mutter aufwachsen muss. Bei der Sennerin macht Thomas nur deshalb eine Ausnahme, weil sich einfach kein anderer geeigneter Bewerber findet.

Als er Marie dann zum ersten Mal sieht, bereut er diesen Entschluss gleich wieder. Denn das fesche Madel bringt sofort den Eispanzer um sein Herz zum Schmelzen – und genau das wollte Thomas doch nie wieder zulassen!

So gibt er sich zunächst recht schroff Marie gegenüber und will auch keinen Rat von Dr. Burger annehmen, der längst erkannt hat, wie es um seinen langjährigen Patienten steht. Er bedauert sehr, dass es gegen einen Sturschädel noch keine wirksame Medizin gibt …

Langsam und majestätisch stieg die Morgensonne über dem Papaner Rothorn am klaren Sommerhimmel empor und vergoldete die majestätische Bergwelt Graubündens.

Bis hinüber zur Bernina-Gruppe und dem 2.323 Meter hohen Piz Scalottas ging Maries Blick von der Hochalm, die sie seit fast einem Jahr als ihr Daheim betrachtete. Die patente junge Sennerin hatte sich hier einen Lebenstraum verwirklicht.

Marie stammte aus dem nahen Oberberg, einem Ort am Fuße des Rothorns. Schon als kleines Madel auf dem elterlichen Hof hatte sie sehnsüchtig zu den Hochalmen emporgeschaut und sich gefragt, wie es wohl sein müsste, dort droben zu wirtschaften.

Als ihr Bruder dann geheiratet und den Erbhof übernommen hatte, sah Marie ihre Chance, sich diese Frage selbst zu beantworten. Sie war bei einem erfahrenen Senn in die Lehre gegangen und hatte alles über Schafhaltung und Käserei gelernt. Nach drei Jahren hatte sie dann ihre erste eigene Alm übernehmen können. Zunächst auf halber Höhe und für einen Bauern im Tal.

Dann hatte Marie Lucki Zach kennengelernt und sich Hals über Kopf in den feschen Senn verschaut. Er lebte auf einer Hochalm, hatte eine schöne Herde Dorperschafe und konnte Marie alles bieten, was sie sich je gewünscht hatte. Das große Glück, die wahre Liebe. So hatte sie sich das Leben mit Lucki vorgestellt, als sie zu ihm auf seine Senne gezogen war.

Mittlerweile wusste Marie es besser. Der schneidige Lucki, den sie als ihren Traummann betrachtet hatte, war leider nur ein Faulenzer, der andere für sich schaffen ließ. Vornehmlich Marie. Zudem gehörte Treue nicht eben zu seinen herausstechenden Charaktereigenschaften.

Mehr als einmal hatte sie ihn beim Flirt mit feschen Madeln erwischt. Er machte keinen Unterschied zwischen Wandergästen und Praktikantinnen. Ihm war eine jede recht. Und kaum eine konnte seinem bodenständigen Charme widerstehen. Oft hatte es deshalb in letzter Zeit Streit zwischen ihnen gegeben.

Im Winter waren sie im zugeschneiten Sennhüttel ein Herz und eine Seele gewesen. Doch kaum war der muntere Geselle Lenz mit seinen lauen Lüften über die Alm spaziert und hatte die Wiesen mit einem bunten Flor bestickt, war es vorbei gewesen mit der trauten Zweisamkeit.

Mit den steigenden Temperaturen waren auch die Feriengäste zurückgekehrt, und das leidige Spiel hatte von Neuem begonnen.

Vor ein paar Tagen hatte Lucki sich angeblich auf den Weg hinüber nach Heidbühl gemacht, um dort Lämmer abzuholen.

Gestern hatte der Wegener-Bauer angerufen, weil diese noch immer in seinem Stall auf den Senn warteten. Marie hatte den Bauern vertröstet. Bis vor Kurzem hätte sie selbst diese Aufgabe erledigt, doch nun reichte es ihr endgültig. Sie wollte wissen, wo Lucki in den letzten drei Tagen gewesen war. Und sie wollte wissen, wie es zwischen ihnen weitergehen sollte, wie er sich ihre Zukunft vorstellte.

Es war nicht das erste Mal, dass Marie ihn zur Rede stellte. Geändert hatte sich nie etwas. Doch diesmal war es anders.

Die junge Sennerin warf einen Blick auf ihre gepackten Koffer. Sie hatte sich schon vor einer Weile nach anderweitigen Beschäftigungsmöglichkeiten umgesehen.

Dabei war sie auf eine Senne in Tirol gestoßen. Im Zillertal, in einem kleinen Ort namens St. Christoph, bot ein Bauer diese an.

Zwar war der Sommer bereits fortgeschritten, doch Marie war sich mit Thomas Kilian trotzdem einig geworden, als sie angedeutet hatte, die Senne längerfristig übernehmen zu wollen.

Der Bauer war damit einverstanden, er suchte schon seit einer Weile nach einer versierten Kraft, denn der Markt für Heumilch und Almkäse gab dies wieder her.

Marie hatte unter Vorbehalt zugesagt. Sie wollte Lucki noch eine Chance geben. Im tiefsten Herzen wünschte sie sich, er möge sich endlich ändern, auch wenn sie ahnte, dass das nur Wunschdenken war, ihrem verliebten Herzen geschuldet.

Sollte er sich nun wieder herausreden wollen, dann würde sie aber noch an diesem Tag die Alm verlassen und sich auf den Weg nach St. Christoph machen, dazu war Marie fest entschlossen.

Draußen vor der Sennhütte erklang nun munteres Bellen. Schlap begrüßte seinen Herren überschwänglich wie immer, denn Maries Berner Sennenhund hatte Lucki vom ersten Moment an fest ins Herz geschlossen. Fast hing er mittlerweile mehr an Lucki als an seinem Frauchen …

Marie warf einen Blick durchs Fenster und sah den hochgewachsenen, kernigen Gebirgler mit den dunklen Locken und dem zünftigen Vollbart näher kommen. Noch immer schlug ihr Herz bei seinem Anblick unvernünftig schnell. Doch sie verbot sich solche Gefühlsanwandlungen. Sie musste nun kühl und sachlich bleiben, es ging ja schließlich um ihr Leben, ihre Zukunft. Und sie wollte unter gar keinen Umständen einfach immer so weitermachen wie bisher!

Lucki betrat das Sennhüttel und lachte, weil Schlap ihn fiepend wie ein Welpe umsprang.

„Depperl, kloans“, neckte er den Hund, dem dies sehr zu gefallen schien, denn er warf sich vor dem Senner sogar auf den Rücken und wollte gekrault werden.

Lucki tat ihm den Gefallen. Da erst bemerkte er Marie, die mit verschränkten Armen und verschlossener Miene vor dem Fenster stand und ihn wortlos musterte. Er lächelte ihr jungenhaft zu und wollte sie in seine starken Arme ziehen, doch sie wich ihm aus.

„Holla, was ist denn in dich gefahren, Herzerl? Stimmt was net?“, fragte er scheinbar unbedarft.

„Eine ganze Menge stimmt zwischen uns nimmer“, ließ sie ihn beherrscht wissen. „Darüber müssen wir jetzt reden.“

„Oha.“ Er hob die breiten Schultern. „Sag, was dich bedrückt, Marie, damit ich dir endlich ein Busserl stehlen kann. Sonst vergeh ich nämlich noch vor Sehnsucht …“

„Kannst du vielleicht mal ernst sein?“

„Das ist net meine starke Seite, wie du weißt. Aber dir zulieb will ich’s versuchen.“ Er schaute sie abwartend an.

„Zunächst möchte ich gern wissen, wo du in den letzten Tagen gewesen bist. Sag net Heidbühl, ich weiß, dass die Lämmer, die du angeblich hast holen wollen, noch beim Wegener-Bauer stehen.“

„Freilich, ich hab sie ja noch net abgeholt.“ Er lächelte ihr nonchalant zu. „Als ich mich auf den Weg gemacht hab, ist mir der Zösler-Ruit begegnet, mein alter Spezl. Er hat eine kleine Senne drüben am Plattenhorn und wollte mir seine Tiere zeigen. Da konnte ich ja schlecht Nein sagen. Na ja, wie das so geht, haben wir ein bisserl viel gebechert, sind ins Reden gekommen, und so waren die paar Tage im Fluge vorbei. Sei nimmer gram, Herzerl, ich geh gleich morgen los zum Wegener und …“

„Das ist jetzt aber net dein Ernst, oder?“, schnaubte Marie da empört. „Du verschwindest einfach, überlässt da alles mir und kehrst dann mit einer fadenscheinigen Ausrede zurück. Aber das genügt noch net, jetzt magst du dich gleich noch einmal aus dem Staub machen! Für wie deppert hältst du mich eigentlich?“

„Marie, Herzerl, ich …“

„Es hat sich ausgeherzerlt!“, rief sie ärgerlich. „Ich hab deine Eskapaden, deine Lügen und Faulheit endgültig satt!“

Lucki wirkte betroffen. „Ich hab dich net angelogen. Wenn du mir net glaubst, ruf den Ruit an, er wird dir bestätigen …“

Sie lachte freudlos. „Ja, das glaub ich gern!“

„Aber es stimmt“, versicherte er ihr und tat beleidigt. „Dass du so gar kein Vertrauen zu mir hast, Marie, es ist wirklich schlimm. Hab ich dir denn jemals einen Grund gegeben …“

Sie seufzte und wandte sich ab.

„Lass gut sein, es hat eh keinen Sinn mehr. Ich hab gehofft, dass du wenigstens einmal offen und ehrlich zu mir sein könntest. Aber alles, was ich von dir zu hören krieg, sind falsche Töne.“

„Herzerl …“ Behutsam legte er seine Hände auf ihre Schultern. „Marie, du bist mir doch alles, lass uns wieder gut sein.“

Wie gern hätte sie nachgegeben, ihr Herz sehnte sich nach ihm, aber ihr Verstand verbot es ihr. Nein, es hatte keinen Sinn, so weiterzumachen. Ihre Liebe hatte keine Zukunft, denn sie war an einen Mann verschwendet, der es nicht wert war.

Langsam drehte sie sich zu ihm um und erwiderte ruhig: „Es ist aus zwischen uns, Lucki. Ich geh fort.“

Nun wirkte er ehrlich bestürzt, denn er hatte offenbar nicht damit gerechnet, dass Marie die Konsequenzen aus seinem Hallodritum ziehen würde. Immer war es ihm gelungen, sie zu besänftigen.

Er hatte geglaubt, sich alles erlauben zu können. War sie einmal ernsthaft böse auf ihn gewesen, dann hatte er ihr mit Liebe und Zärtlichkeit ganz schnell den Wind aus den Segeln genommen. Warum war sie jetzt aber so abweisend und kalt? Was hatte sich geändert?

Lucki musste es herausfinden, denn er wollte Marie nicht gehen lassen. Ohne sie hatte er wieder die ganze Arbeit am Hals und konnte nicht einfach tun und lassen, was ihm gefiel. Diese Vorstellung schmeckte ihm gar nicht.

„Hast du einen anderen?“, versuchte er, sie ins Unrecht zu setzen. „Wer ist es? Ich dachte, du liebst mich!“

„Komm mir net so.“ Marie durchschaute seine Taktik, denn sie kannte ihn eben ziemlich gut. „Ich bin es net, die ständig gewildert hat. Du hast deine Finger von keinem Madel lassen können, das in deine Nähe gekommen ist. Ich war lange zu blind und verliebt, um das zu sehen. Aber jetzt mag ich nimmer.“

Der Senner gab sich zerknirscht. „Ich geb ja zu, dass ich viele Fehler hab. Aber du bedeutest mir alles, Marie. Verlass mich net, bitte! Gib unserer Liebe noch eine Chance.“

„Ich hab ihr schon zu viele gegeben. Es tut mir leid, Lucki, es ist vorbei. Leb wohl.“

Marie nahm ihre Koffer und pfiff Schlap, der ihr munter folgte, denn für einen Ausflug war er immer zu haben.

Lucki machte keine Anstalten, sie aufzuhalten. Er hatte wohl eingesehen, dass es keinen Sinn hatte. Nun musste er sich eine andere Dumme suchen, die für ihn die Arbeit schaffte.

Bitterkeit stieg bei diesem Gedanken in Marie auf. Und während sie mit Schlap ins Tal abstieg, nahm sie sich fest vor, nie wieder einem Mann zu vertrauen. Die Liebe konnte ihr ein für alle Mal gestohlen bleiben!

***

In einem ruhigen Seitental des bekannten Tiroler Zillertals fand sich die kleine Gemeinde St. Christoph. Weltabgeschieden lag das Bergdorf da, das nur über eine schmale, kurvenreiche Landstraße zu erreichen war. Dreimal am Tag verkehrte der Linienbus aus Schwaz, wo es die nächste Bahnstation gab.

Sechs Berge umstanden St. Christoph wie steinerne Wächter. Die höchste Erhebung war der Feldkopf, zu dessen Gipfel eine Kabinenbahn hinauffuhr. Dort droben stand die Feldkopfhütte mit Übernachtungsmöglichkeiten und bodenständiger Restauration.

Im Winter fand am Feldkopf ein Abfahrtsrennen mit internationaler Beteiligung statt. In der warmen Jahreszeit war der Berg bei Kletterern und Bergwanderern sehr beliebt.

Das ganze Jahr über hatte die majestätische Tiroler Bergwelt Reisenden hier viel zu bieten. Trotzdem war der Ort nach wie vor ein Geheimtipp für Urlauber, die wahre Ruhe und Entspannung suchten.

Der Gemeinderat unter der Führung des Bürgermeisters Toni Angerer legte Wert darauf, dass dies auch so blieb. Man lehnte große Hotelbauten oder Skilifte ab, denn die Natur sollte unverbaut und ursprünglich bleiben. Einzig das Sporthotel am Sonnenhang, von den Einheimischen als Berghotel bezeichnet, bot die typische Tiroler Gastfreundschaft im familiären Rahmen.

In der Kirchgasse stand seit mehr als fünfzig Jahren das Doktorhaus. Einst war Pankraz Burger als Landarzt nach St. Christoph gekommen und hatte das Haus im schlichten Gebirgsstil errichten lassen. Neben dem Wohnhaus fand sich ein Anbau, der die Praxisräume beherbergte.

Zusammen mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn Martin war Pankraz hier eingezogen und hatte sich bald bei den Ländlern Vertrauen und Anerkennung erworben.

Viel zu früh hatte der Doktor seine Frau verloren und mit dem elfjährigen Martin allein gestanden. Damals, vor über vierzig Jahren, war die patente Hauserin Zenzi Bachhuber ins Doktorhaus gekommen.

Die etwas herbe Zenzi mit dem goldenen Herzen war auch heute noch die Seele des Doktorhauses. Damals hatte sie bei Martin Mutterstelle vertreten und dafür gesorgt, dass sein Vater nicht am Leben verzweifelte. Stetig hatte sie ihn gemahnt, über dem eigenen Schmerz nicht zu vergessen, dass er gebraucht wurde. So war es ihr gelungen, den Menschen in St. Christoph den Doktor zu erhalten und Pankraz über den schlimmen Verlust hinwegzuhelfen.

Und Martin, der kluge Bub, hatte sich ihr voller Vertrauen angeschlossen. Schon früh war deutlich geworden, dass er ganz nach dem Vater kam. Die Medizin sollte auch für ihn zum Lebensinhalt werden. Nach einer Einsermatura hatte er das Studium mit Leichtigkeit hinter sich gebracht und schon bald als junger Mediziner brilliert. Sein Vater war sehr stolz auf ihn.

Auch privat schien für den zukünftigen Landarzt nur die Sonne zu scheinen. Er heiratete seine Jugendliebe Christl und schon bald sollte fröhliches Babygeschrei das Doktorhaus erfüllen.

Doch dazu war es nicht gekommen. Ein grausames Schicksal hatte dem jungen Arzt die Frau im Kindbett geraubt. Und diese hatte das Kleine mit sich zu den Engeln genommen.

Nach diesem bitteren Verlust war für Martin Burger nichts mehr wie vorher gewesen. Die Trauer hatte ihm das Herz zerrissen, er hatte angefangen, an allem zu zweifeln, selbst an seiner Berufung als Mediziner. Denn wozu sollte sie noch gut sein, wenn sie ihm das Liebste und Teuerste auf Erden nicht hatte retten können?

Schließlich hatte der junge Mediziner in seiner Verzweiflung einen scharfen Schnitt gemacht und das Zillertal verlassen. Für Jahre war er in einem Münchner Klinikum angestellt gewesen, hatte sich dort zum Unfallchirurgen weitergebildet und nur noch für seinen Beruf gelebt. Bei Kollegen wie Patienten gleich beliebt, hatte Martin Burger zurück zu seiner beruflichen Leidenschaft gefunden. Ein Privatleben aber gab es für ihn nicht mehr.

Irgendwann hatte sich das Heimweh nach St. Christoph in seinem Herzen geregt. Und da sein Vater mittlerweile in die Jahre gekommen war, hatte er, wie ursprünglich geplant, dessen Praxis doch noch übernommen.

Nach einer gründlichen Renovierung wurde sie für fünfzehn Jahre sein Wirkungsbereich, denn er gab nach wie vor alles für seine Patienten. Bald hatten die Menschen im Tal ihm den Ehrentitel Bergdoktor verliehen. Doch nach wie vor hatte er kein Privatleben gehabt. Pankraz und Zenzi waren schon besorgt gewesen, dass Martin sein Leben als einsamer Wolf beschließen würde.