Der Bergdoktor 1996 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 1996 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Held in Bedrängnis
Weil Bastian nicht verlieren kann, begibt er sich in Lebensgefahr
Von Andreas Kufsteiner

"Tollpatschiges Trampeltier", ruft Bastian Eberharter seiner Kollegin Hanni Gruber zu, als sie beim Aussteigen aus dem Hubschrauber ins Stolpern gerät.
"Erbärmlicher Bruchpilot", kontert Hanni. Sie arbeiten beide bei der Luftrettung Mayrhofen, er als Pilot, sie als Sanitäterin, und gegenseitige Beschimpfungen sind bei ihnen an der Tagesordnung. Doch diesmal wird Hannis Retourkutsche bald zu bitterer Realität. Bastian, der zu den besten Piloten der Luftrettung gehört, verliert bei einem Orkan die Kontrolle über den Helikopter und stürzt in den Bergen ab ...

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Seitenzahl: 135

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Inhalt

Cover

Impressum

Held in Bedrängnis

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Bastei Verlag / Anne von Sarosdy

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-8819-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Held in Bedrängnis

Weil Bastian nicht verlieren kann, begibt er sich in Lebensgefahr

Von Andreas Kufsteiner

„Tollpatschiges Trampeltier“, ruft Bastian Eberharter seiner Kollegin Hanni Gruber zu, als sie beim Aussteigen aus dem Hubschrauber ins Stolpern gerät.

„Erbärmlicher Bruchpilot“, kontert Hanni. Sie arbeiten beide bei der Luftrettung Mayrhofen, er als Pilot, sie als Sanitäterin, und gegenseitige Beschimpfungen sind bei ihnen an der Tagesordnung. Doch diesmal wird Hannis Retourkutsche bald zu bitterer Realität. Bastian, der zu den besten Piloten der Luftrettung gehört, verliert bei einem Orkan die Kontrolle über den Helikopter und stürzt in den Bergen ab …

„Tollpatschiges Trampeltier“, rief Bastian Eberharter nach hinten, als seine Kollegin Hanni Gruber beim Aussteigen aus dem Helikopter stolperte und um ein Haar gestürzt wäre. Sie konnte sich gerade noch abfangen. Beide arbeiteten sie bei der Luftrettung Mayrhofen, er als Pilot, Hanni als Sanitäterin.

Trotz des Lärms der Rotoren hatte Hanni die abfällige Bemerkung gehört. Jeder konnte doch mal stolpern! Aber das gab dem arroganten Schnösel noch lange nicht das Recht, sie zu verhöhnen.

„Das nächste Mal suchst du eine weniger holprige Stelle aus, wenn wir schon aus der Maschine springen müssen, weil du dich net traust, hier zu landen, du erbärmlicher Bruchpilot“, brüllte sie gegen den Lärm an.

Das war übertrieben, Bastian war einer der besten Piloten der Luftrettung. Doch irgendwie musste sie ihrem Frust Luft verschaffen. Warum musste er sie auch ständig angreifen!

„Wenn man es net besser wüsste, müsste man annehmen, ihr zwei seid rettungslos ineinander verliebt. Ganz nach dem Motto, was sich neckt, das liebt sich“, sagte der begleitende Notarzt kopfschüttelnd und schulterte seinen Rucksack.

Hanni wandte rasch den Kopf ab, damit Dr. Burger nicht merkte, wie eine verräterische Röte ihre Wangen überzog. Dem Bergdoktor, wie der sympathische Landarzt von St. Christoph, dem idyllischen Zillertaler Bergdorf nahe der Marktgemeinde Mayrhofen, von seinen Patienten respektvoll genannt wurde, konnte man nichts verheimlichen. Er würde schnell durchschauen, dass er den Nagel auf den Kopf getroffen hatte.

Sie war in Bastian verliebt, aber nicht rettungslos, sondern hoffnungslos, wie sich gerade wieder bestätigte. Aus irgendeinem Grund war sie ein rotes Tuch für den smarten Piloten. Wann immer sich die Gelegenheit ergab, putzte er sie vor versammelter Mannschaft herunter oder machte gehässige Bemerkungen. Ein Tollpatsch wie sie gehöre an den heimischen Herd und nicht an die vorderste Front der Luftrettung, wo die Mannsbilder noch auf sie aufpassen mussten, hatte er erst neulich wieder getönt.

Stolz warf die Fünfundzwanzigjährige den Kopf zurück. Auf sie musste niemand aufpassen, sie half sich schon selbst aus der Patsche, wenn es notwendig war.

Es war auch kein Missgeschick gewesen, warum sie vorhin gestrauchelt war. Sie war mit dem rechten Fuß in ein Erdloch geraten, das sich unter dem dichten Teppich der blühenden Flechten verbarg, welche die Alm bedeckten.

Natürlich konnte sie Bastian nicht wirklich dafür verantwortlich machen. Er hätte auf der schrägen Wiese niemals landen können, sondern nur ein Stück weiter oben auf einem Plateau, wo er gerade mit dem Helikopter niederging. Aber ihr Einsatz eilte. Ein Wanderer hatte einen Herzinfarkt erlitten und brauchte dringend Hilfe.

Es war eine Meisterleistung von Bastian gewesen, die Maschine trotz der Windböen so knapp über dem Boden zu halten, dass sie problemlos abspringen konnten und dadurch näher am Einsatzort waren. Das musste sie zugeben, wenn auch widerwillig. Solange er sie als tollpatschiges Trampeltier beschimpfte, war er eben ein erbärmlicher Bruchpilot.

Hanni rückte den Rucksack mit dem Defibrillator zurecht, der schwer auf ihre Schultern drückte, und beschleunigte ihre Schritte, während sie verstohlen zu Dr. Burger äugte.

Dieser schmunzelte noch immer in sich hinein. Er war wirklich nicht zu täuschen.

Schade nur, dass Bastian so vernagelt war und einfach nicht merkte, wie es um sie stand. So arrogant und abscheulich er manchmal auch war, so kam sie trotzdem nicht gegen ihr törichtes Herz an.

Er sah aber auch unverschämt gut aus, groß gewachsen, athletische Figur, dunkles Haar, das ein markantes Gesicht umrahmte, und ein Lächeln zum Dahinschmelzen. Jedenfalls, wenn er wollte, sonst blickte er grimmig wie der Berggeist persönlich drein.

Hanni wusste, dass der Grund für die permanent schlechte Laune des dreiunddreißigjährigen Piloten seine gescheiterte Beziehung mit einer bildschönen Italienerin war. Diese hatte ihm ausgerechnet mit seinem besten Kumpel Hörner aufgesetzt, worauf er beide zum Teufel gejagt hatte.

Aber das war über ein Jahr her, und sein angekratzter Stolz müsste sich inzwischen erholt haben. Trotzdem wollte er noch immer nichts von der holden Weiblichkeit wissen. Dabei lagen ihm die Frauen schier zu Füßen – sie natürlich ausgeschlossen. Niemals würde sie ihm offene Avancen machen, sosehr sie sich auch danach sehnte, in seinen Armen zu liegen und unter seinen Küssen zu zerschmelzen.

„Vorsicht!“, rief Dr. Burger. Er packte die Sanitäterin am Arm und zog sie vom Abgrund weg, dem sie gefährlich nahe gekommen war. „Liebe macht bekanntlich blind“, feixte er.

„Aber …“, setzte Hanni zum Protest an, verstummte aber, als der Arzt auf ein Pärchen deutete, das am Wegrand kauerte.

Die junge Frau hielt einen schon älteren Mann im Arm. Sie machte einen aufgelösten Eindruck und winkte hektisch, worauf die Retter noch mehr in den Laufschritt verfielen.

Dr. Burger ging neben dem offensichtlich bewusstlosen Wanderer in die Hocke. Sein Gesicht war leichenblass, und der Puls war kaum noch zu spüren.

„Defibrillator“, wies er Hanni an und riss das Hemd des Mannes auf.

Die Sanitäterin war nun ebenfalls ganz Profi und schob ihren Frust wegen Bastian weit von sich. Sie hatte das Gerät schon ausgepackt und in Gang gesetzt. Der Arzt nahm die Elektroden an sich und setzte sie dem Bewusstlosen auf die Brust. Nach nur wenigen Stromstößen arbeitete das Herz wieder gleichmäßiger, und der Kranke erwachte mit einem tiefen Seufzer.

„Mein Vater ist sehr sportlich, ich weiß gar nicht, wie das passieren konnte“, stöhnte die junge Frau noch immer geschockt. „Plötzlich klagte er über Schmerzen in der Brust, dann sackte er zusammen und atmete schwer. Daraufhin habe ich sofort übers Handy die Bergwacht verständigt.“

„Da haben Sie richtig gehandelt“, lobte Dr. Burger sie.

Er vermutete anhand des durchklingenden Dialekts der Frau, dass die Touristen aus der Umgebung von Hamburg stammten, also absolute Flachländer waren.

„Es war auch gut, den Kranken net am Boden zu betten, sondern im Sitzen zu halten, so wurde das geschwächte Herz etwas entlastet“, fuhr er fort und lächelte der besorgten Tochter aufmunternd zu. „Ihr Vater hat gute Chancen, den Infarkt ohne ernste Folgen zu überstehen. Wir bringen ihn in meine Miniklinik, wo ich ihn weiterbehandeln kann.“

Im Praxisanbau seines Hauses befand sich eine medizinische Einrichtung mit Labor, Röntgenraum und voll ausgestattetem OP, die im Volksmund Miniklinik hieß. Das erlaubte Dr. Burger als erfahrenem Chirurgen, im Notfall schnell einzugreifen. Er injizierte dem Kranken ein stärkendes Kreislaufmittel, dann winkte er die Retter mit der Trage herbei. Der Kranke wurde daraufgelegt und zum Helikopter gebracht, der mit laufendem Rotor auf dem Plateau wartete.

***

Nachdenklich verfolgte Bastian, wie Hanni mit federnden Schritten den Berg erklomm, als hätte der Rucksack mit dem Defibrillator auf ihrem Rücken kaum Gewicht. Warum war diese Frau nur so verdammt hübsch, und warum brachte sie sein Herz zum Stolpern? Er hatte geschworen, sich nie wieder zu verlieben, und nun hatte ihn Amors Pfeil ausgerechnet bei seiner Kollegin getroffen. Dabei hätten Hanni und seine Exfreundin Raffaela nicht unterschiedlicher sein können.

Die schwarzhaarige Italienerin war eine rassig schöne Frau, deren feuriges Temperament ihm schier die Sinne geraubt hatte, aber letztlich auch den Verstand. Er hatte sich in sie verliebt, obwohl er gewusst hatte, dass sie nicht treu sein konnte. Sie brauchte Bewunderung wie die Luft zum Atmen, und sein Kumpel Franz hatte sie wohl ein wenig zu viel bewundert, während er es lästig gefunden hatte, ständig ihre Schönheit zu rühmen.

Nun, das war Vergangenheit, und keine Frau würde ihn jemals wieder seiner Selbstachtung berauben, auch Hanni nicht. Wenn er jedoch in die strahlenden blauen Augen seiner Kollegin sah, in denen die pure Unschuld schimmerte, übermannte ihn fast der Wunsch, sie in die Arme zu nehmen und ihr hübsches Gesicht mit Küssen zu überschütten.

Hanni war eine natürliche Schönheit mit üppigen weiblichen Formen, was einen Mann schon ins Träumen versetzen konnte. Dazu war sie groß, sportlich schlank und hatte einen geschmeidigen Gang, der seine Schmähung eines Trampeltiers Lügen strafte. Auch strahlte sie Wärme und Ruhe aus, eine Frau, zu der man gern heimkam.

Er seufzte. Sein Spott war reiner Selbstschutz, um seine Gefühle zu verbergen. Niemals würde er sich die Blöße geben, Hanni anzuschmachten, während sie ihn hasste und verachtete. Das musste sie ihm nicht erst sagen, das las er in ihrem spöttischen Blick und merkte es an ihrer provokanten Haltung, wenn er ihr versehentlich zu nahe kam.

Bastian schreckte hoch, als jemand ans Cockpit klopfte. Es war Dr. Burger, der ihn verständnislos anblickte. Er hatte vergessen, die Heckklappe des Helikopters zu öffnen, sodass der Kranke hineingeschoben werden konnte. Hastig betätigte er den Hebel und tat so, als hätte das Ding geklemmt.

Doch die Art, wie der Bergdoktor eine Augenbraue hob, verriet dessen Gedanken. Dieser Mann schaute einem wirklich bis in die tiefsten Winkel der Seele.

Dabei war sich Bastian gar nicht bewusst gewesen, dass er Hanni, die neben dem Arzt stand, wohl die ganze Zeit über angestarrt hatte, während er seine zwiespältigen Gedanken wälzte. Ihrem ironischen Lächeln nach zu schließen, war es auch ihr nicht verborgen geblieben. Während Dr. Burger zu dem Patienten ging, kostete sie ihren Triumph noch aus.

„Erstaunlich, diesmal ohne Straucheln den Berg hochgekommen“, höhnte er, um vom wahren Grund seines Interesses an ihrer Person abzulenken.

„Erstaunlich, du hast noch den Knopf für die Heckklappe gefunden, nachdem du offenbar in süßen Träumen geschwelgt hast“, gab Hanni ebenso spöttisch zurück und verzog die Lippen. „Dein Lächeln war gar zu verzückt. Wer war denn die Glückliche, deine Ex?“

Jetzt hätte sie sich am Liebsten die Zunge abgebissen. Wie konnte sie nur so dumm sein, auf die treulose Italienerin anzuspielen, die Bastian das Herz gebrochen hatte? Die Gesichtszüge des Piloten entgleisten auch prompt, und in seinen dunklen Augen loderte ein unheilvolles Feuer.

„Tschuldigung“, murmelte sie reumütig. „War net ernst gemeint.“

„Will ich hoffen“, knurrte Bastian und wies nach hinten. „Wenn du jetzt so freundlich wärst einzusteigen, dann könnten wir vielleicht losfliegen. Andernfalls kannst du auch gern zu Fuß den Berg hinuntermarschieren.“

Hanni verbiss sich eine weitere spitze Bemerkung, schnalzte nur geringschätzig mit der Zunge und ging zum Heck der Maschine, wo ihr Dr. Burger mit tadelnd hochgezogenen Augenbrauen entgegenblickte. Er sagte nichts, doch Hanni verstand auch so.

Ihre Querelen mit dem jungen Piloten durften nicht auf Kosten eines Patienten gehen, selbst wenn dieser inzwischen stabilisiert war. Ihre Wangen glühten vor Scham, als sie in die Maschine stieg. Die Heckklappe wurde geschlossen, und der Helikopter schraubte sich mit lautem Getöse in den Himmel, bevor Bastian Kurs auf St. Christoph nahm.

***

Das Doktorhaus befand sich am Ende der Kirchgasse, gleich neben dem Friedhof. Trotz der vielen Gaffer setzte Bastian geschickt auf dem großen Platz vor der Kirche auf. Die Retter sprangen heraus und holten die Rolltrage mit dem Patienten aus der Maschine, während Dr. Burger allein mit dem strengen Blick seiner braunen Augen die Neugierigen verscheuchte.

Der Kranke wurde in Begleitung seiner Tochter zur Miniklinik gebracht, während Hanni in der Maschine blieb. Ihre Arbeit war getan.

Sie inspizierte angespannt ihre Fingerspitzen, um Bastian, der sich auf seinem Pilotensitz umdrehte und sie nun angelegentlich musterte, nicht ansehen zu müssen. Es tat ihr noch immer leid, mit ihrer dummen Bemerkung Salz in seine Wunde gestreut zu haben.

„Manchmal träumt man von Frauen, die unerreichbar sind“, vernahm sie da seine sonore Stimme, in der diesmal kein Spott mitschwang.

Verdutzt blickte sie auf und direkt in seine dunklen Augen, in der die gleiche Sehnsucht schimmerte, die sie selbst empfand. Aber gewiss täuschte sie sich. Der smarte Pilot würde kaum das Trampeltier begehren. Oder doch?

„Wie meinst du das?“, fragte sie heiser.

„Ich wollte nur sagen, dass meine Ex schon lang net mehr durch meine Träume geistert“, erwiderte Bastian nun im gewohnt barschen Ton. „Inzwischen gilt mein Interesse einer anderen, einer wundervollen Frau, die es net verdient, dass man sie mit diesem Flitscherl auf eine Stufe stellt. Also hör auf, mich mit Raffaela aufzuziehen.“

Seine schroffen Worte passten so gar nicht zu der Zärtlichkeit in seinem Blick. Hannis Verwirrung wuchs. Doch da blitzte wieder der alte Spott in seinen Augen durch, und sie erkannte, dass er nur mit ihr spielte.

„Schön für dich, dass du endlich deine Traumfrau gefunden hast“, flüchtete sie sich erneut in beißenden Hohn, bevor sie noch in Tränen ausbrach, weil sein freimütiges Bekenntnis wie ein Dolch in ihr dummes Herz gefahren war. Also gab es doch eine neue Liebe in seinem Leben, die er bisher nur geschickt geheim gehalten hatte.

„So ist es“, knurrte Bastian.

Er wandte sich wieder den Instrumenten im Cockpit zu und tat so, als würde er etwas überprüfen. Sein Herz pochte hart gegen die Rippen.

Beinahe hätte er Hanni seine Gefühle gestanden, er hatte sich gerade noch beherrschen können. Sie hätte sich gewiss über den Scherz köstlich amüsiert und ihn dann mit ihrem Sarkasmus vollends vernichtet. Womöglich hätte sie ihn noch zum Spottesel der Mannschaft gemacht.

Nein, niemals durfte sie erfahren, wie es um ihn stand, solang er in ihren schönen Augen nicht die gleiche Liebe las, die er für sie empfand. Bisher schimmerte darin nur pure Verachtung.

Bastian atmete erleichtert auf, als die Retter mit der Trage zurückkamen. Wenigstens war er jetzt nicht mehr mit der geliebten Frau allein. Er wartete, bis die Männer eingestiegen waren, dann brachte er den Rotor auf Touren, hob ab und flog eine sanfte Schleife, bevor er den Stützpunkt in Mayrhofen ansteuerte.

Eines allerdings irritierte ihn, als er kurz über die Schulter nach hinten blickte. Warum wischte sich Hanni so verdächtig die Augen?

***

„Mann, toll!“, schwärmte Filli, der fünfjährige Sohn von Dr. Burger, während er durchs Fenster der Wohnstube den eleganten Schlenker des Helikopters verfolgte. „Wenn ich groß bin, will ich auch Hubschrauberpilot bei der Luftrettung werden.“

Pankraz, der Großvater und alte Landarzt, rieb bedächtig sein Kinn.

„Und was ist mit dem Tierarzt, dem Feuerwehrmann und dem Lokführer, den du erst kürzlich zu deinen Favoriten auserkoren hattest, weil dir unser Ausflug mit der Zillertaler Schmalspurbahn so gut gefiel?“

Der kleine Bub, der eigentlich Phillip hieß, aber Filli gerufen werden wolle, legte angestrengt die Stirn in Falten.

„Lokführer einer Bimmelbahn ist langweiliger als Rettungspilot, und Feuerwehrmann kann ich auch bei der freiwilligen Feuerwehr sein“, resümierte er und zuckte die Schultern. „Und einen Tierarzt gibt es bei uns schon. Ich will aber net fort von St. Christoph, auch net, wenn ich groß bin.“ Er machte ein unglückliches Gesicht.

Pankraz lachte und wuselte seinem Enkel durch das blonde Haar, das ein Erbe seiner Mutter war, nur weit störrischer. Ein widerspenstiger Wirbel ließ es am Oberkopf abstehen.

„Bis du dein Studium beendet hast, geht Doktor Steiger schon bald in Rente und wäre über einen Nachfolger gewiss net traurig“, tröstete er den Buben. „Aber gegen den Rettungspiloten ist natürlich auch nix einzuwenden. Das ist ein ehrbarer und anspruchsvoller Beruf, der sowohl körperlichen wie emotionalen Einsatz erfordert.“

Der Enkel strahlte über das ganze Gesicht, als er das hörte.

„Diese Teufelskerle gehen oft bis an die Grenzen des Machbaren, um Leben zu retten.“ Der Großvater deutete zum Himmel, wo der Helikopter nur noch als undeutlicher Punkt zu sehen war. „Bastian ist einer von ihnen. Bei der Luftrettung Mayrhofen werden nur die Besten genommen.“

„Dann will ich einer der Besten sein“, tönte Filli selbstbewusst und reckte seine kleine Gestalt.

„Pah, du hast ja schon vor Angst gezittert, als wir mit Papa den Rundflug über die Berge gemacht haben“, mischte sich nun Tessa ein, die drei Jahre ältere Schwester. „Wie willst du Rettungspilot werden, wenn du Flugangst hast?“ Sie war unbemerkt in die Wohnstube gekommen und hatte den Dialog zwischen Opa und Enkel belauscht.