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Da blieb sein Platz leer
Warum Senta trotz allem die Hoffnung auf ein Wiedersehen nicht aufgab
Am Hochzeitstag verspricht Tobias Schmidthöfer seiner Frau nicht nur ewige Liebe, sondern auch, ihr zuliebe sein gefährliches Hobby - die Bergsteigerei - aufzugeben. Nur ein einziges Mal will er mit seinen besten Freunden noch den Feldkopf an seiner schwierigsten Stelle besteigen. Dann soll endgültig Schluss sein.
Auch wenn sie ein ungutes Gefühl hat, kann Senta ihrem Mann die "Abschiedstour" nicht ausreden. Anfang Februar, bei schwierigen Wetterbedingungen, startet die Seilschaft.
Währenddessen erfährt Senta in der Praxis von Dr. Burger, dass sie in der Hoffnung steht. Nun wartet sie noch viel ungeduldiger als sonst auf Tobias‘ Rückkehr. Doch die Frist verstreicht, ohne dass einer der Bergsteiger wieder auftaucht ...
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Seitenzahl: 123
Veröffentlichungsjahr: 2020
Cover
Impressum
Da blieb sein Platz leer
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Bastei Verlag / Anne von Sarosdy
eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)
ISBN 9-783-7325-9161-9
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Da blieb sein Platz leer
Warum Senta trotz allem die Hoffnung auf ein Wiedersehen nicht aufgab
Von Andreas Kufsteiner
Am Hochzeitstag verspricht Tobias Schmidthöfer seiner Frau nicht nur ewige Liebe, sondern auch, ihr zuliebe sein gefährliches Hobby – die Bergsteigerei – aufzugeben. Nur ein einziges Mal will er mit seinen Kameraden noch den Feldkopf an seiner schwierigsten Stelle besteigen. Dann soll endgültig Schluss sein.
Auch wenn sie ein ungutes Gefühl hat, kann Senta ihrem Mann die „Abschiedstour“ nicht ausreden. Anfang Februar, bei schwierigen Wetterbedingungen, startet die Seilschaft.
Währenddessen erfährt Senta in der Praxis von Dr. Burger, dass sie in der Hoffnung steht. Nun wartet sie noch viel ungeduldiger als sonst auf Tobias‘ Rückkehr. Doch die Frist verstreicht, ohne dass einer der Bergsteiger wieder auftaucht …
„Es schaut heut noch nach Schnee aus.“ Senta Kreindl warf einen skeptischen Blick aus dem Küchenfenster. „Wenn’s in den nächsten Tagen wirklich milder wird, könnte fei eine Lawine abgehen.“
„Hoffentlich net“, meinte Martha Schmidthöfer seufzend.
Die Altbäuerin vom Sonnenhof in St. Christoph lebte schon ihr ganzes Leben im Zillertal und hatte so manchen Lawinenabgang gesehen. Manchmal hatten die weißen Massen sich bis ins Dorf geschoben und dabei weder Weg noch Steg geachtet. Der eine oder andere Berghof war schon beschädigt worden.
Und einmal, vor gut fünfzig Jahren, als Martha noch ein Madel gewesen war, hatte eine mächtige Lawine sogar ein ganzes Anwesen an der Westseite des Feldkopfs völlig zerstört. Die Bauersleute hatten sich in letzter Sekunde retten können, doch ihr Vieh war verloren gewesen. Der Winter hatte eine zerstörerische Kraft in den Bergen.
„Wenn es nur bald Frühling wird“, seufzte Senta und stellte die gefüllte Kaffeekanne auf das Tablett mit dem Geschirr fürs Frühstück. „Ich mag die Kälte net. Und die Sonne könnte ruhig mal wieder scheinen.“
Das hübsche blonde Madel mit den klaren blauen Augen stammte aus Hochbrunn, dem Nachbarort von St. Christoph. Senta war mit dem Jungbauern Tobias verlobt, und die beiden wollten dieser Tage heiraten. Danach würde Tobias den Sonnenhof übernehmen, denn sein Vater musste wegen gesundheitlicher Probleme in den Austrag gehen.
„Gegen ein bisserl Sonnenschein hätte ich auch nix einzuwenden“, gab Martha zu und nahm das frische Brot aus dem Ofen. „So, ich denk, das ist alles. Jetzt können wir den Tisch decken und alle zum Frühstück rufen.“
„Das erledige ich rasch“, bestimmte Senta, schnappte sich das Tablett und eilte aus der geräumigen Bauernküche.
Martha schaute ihrer Schwiegertochter in spe wohlwollend hinterher. Senta war ein Bauernmadel, kannte sich auf einem Hof aus und würde eine gute Bäuerin abgeben. Tobias hatte sie von Herzen lieb. Ganz ungetrübt war ihr Glück aber nicht, denn der Bursche hatte eine Leidenschaft, die bislang sein Leben ganz bestimmt hatte. Tobias war Extrembergsteiger.
Schon von Kindesbeinen an verstand der sportlich durchtrainierte Bursche sich darauf, wie ein Gämserl in der steilsten Wand herumzuturnen. Er war das jüngste Mitglied der Bergwacht von St. Christoph gewesen und hatte sich bei Rettungseinsätzen mehr als einmal löblich hervorgetan.
Irgendwann hatte ihm das „normale“ Kraxeln nicht mehr genügt. Er war zum Freeclimbing gewechselt, hatte auf jegliche Sicherung verzichtet und sich einzig auf seine Geschicklichkeit und Körperkraft verlassen. Und das nicht etwa nur in den Zillertaler Alpen, die weiß Gott steil und herausfordernd sein konnten.
Tobias hatte schon die höchsten Gipfel der Erde erklommen, war bis zum Dach der Welt in den Himalaya gekommen und hatte dort die Achttausender ohne Sauerstoff bezwungen. Eine einmalige Leistung, die ihm fast alle Preise und Ehrungen eingebracht hatte, die es in der Welt der Bergsteiger gab.
Seit Senta in sein Leben getreten war, hatte der Bursche seine Bergtouren mehr und mehr eingeschränkt. Und nach der Hochzeit, das hatte er seiner Liebsten versprechen müssen, würde er das gefährliche Hobby an den Nagel hängen. Dann wollte Tobias nur noch Bauer sein und sein Leben im Tal verbringen.
Die Schmidthöfers wagten zu bezweifeln, dass ihrem Sohn dies so einfach gelingen würde. Tobias hatte einen unbezwingbaren Willen und war ein kluger Bursche. Doch die Leidenschaft fürs Kraxeln steckte tief in seinem Herzen. Ob er sie jemals ganz ablegen konnte, wusste keiner zu sagen.
Unter diesen Vorzeichen würde die Ehe des Jungbauern wohl nicht ganz so harmonisch verlaufen, wie man es den Verliebten hätte wünschen können. Senta sorgte sich jedes Mal sehr, wenn Tobias in den Bergen unterwegs war, und atmete erst auf, nachdem er wieder wohlbehalten heimgekehrt war.
Martha seufzte. Wenn es ihrem Sohn nur gelingen konnte, sein Leben zu ändern und von seinem gefährlichen Sport zu lassen!
Wenig später saßen Bauersleute und Gesinde vom Sonnenhof gemeinsam am Tisch. Man plauderte munter und sprach über das, was an diesem Tag zu erledigen war. Mancher Scherz wurde gemacht, denn auf dem Sonnenhof herrschte stets eine heitere und freundliche Atmosphäre. Die Bauersleute waren dafür bekannt, ihr Gesinde gut zu behandeln und ihnen ein faires Salär zu zahlen.
Der Altbauer gab sich an diesem Morgen allerdings wortkarg.
Oswald Schmidthöfer litt seit einer Weile an einer zunehmenden Herzschwäche und war deshalb bei Dr. Burger in Behandlung. Sein Zustand war erträglich, und durch die Medikation, die der Bergdoktor verordnet hatte, war der Altbauer meist beschwerdefrei.
Trotzdem hatte er in der vergangenen Nacht schlecht geschlafen und fühlte sich auch jetzt nicht wohl. Ihn quälten die gleichen Zweifel wie seine Frau. Die Frage, ob es Tobias auf Dauer daheim halten würde und ob er wirklich ein verlässlicher Sonnenhof-Bauer sein konnte, setzte ihm zu. Er musste in den Austrag, sein Zustand machte dies nun unumgänglich. Doch obwohl es einen Jungbauern gab und er einen Nachfolger hatte, war und blieb die nähere Zukunft für ihn doch unwägbar und bedrückend.
Er wollte seinem Sohn vertrauen und setzte seine ganze Hoffnung auf Tobias. Aber die Zweifel blieben und machten ihm zu schaffen.
„Du bist so still heut, Vater“, stellte der Bursche nach dem Frühstück fest, als er den Alten zum Doktorhaus fuhr. Oswald durfte sich nicht mehr hinters Steuer setzen, nahm das aber nicht krumm. Es gefiel ihm sogar, sich chauffieren zu lassen.
„Mir geht vieles durch den Kopf“, bekannte er seufzend. „Es ist net leicht, nach so langer Zeit den Hof zu übergeben. Daran werde ich mich erst noch gewöhnen müssen.“
„Keine Sorge, Vater, ganz bist du ja dann net abgemeldet“, versicherte Tobias ihm. „Ich werde allerweil noch deinen Rat brauchen. Deine Erfahrung ist nämlich Gold wert.“
„Wir werden sehen“, meinte Oswald mit einem verhaltenen Lächeln.
Der Weg zum Doktorhaus in der Kirchgasse von St. Christoph war rasch zurückgelegt. Tobias half seinem Vater beim Aussteigen und betrat dann mit ihm zusammen die Praxis, die sich in einem Anbau befand.
Der große, athletische Bursche mit dem dichten dunklen Haar und den tiefblauen Augen war ein rechter Mädchenschwarm. Selbst Bärbel Tannauer, Dr. Burgers patente Sprechstundenhilfe, bekam bei seinem Anblick verträumte Augen. Tobias aber schaute keine andere mehr an, seit er sein Herz Senta geschenkt hatte.
„Du kannst gleich eini gehen, Bauer, bist schon dran“, sagte Bärbel freundlich zum Schmidthöfer. „Und du, Tobi, bleibst lieber bei mir. Im Wartezimmer wird ziemlich viel gehustet und geschnieft. Es ist schließlich Grippezeit.“
Der Bursche hob die breiten Schultern.
„Ich bin nie krank.“
„Senta hat schon ein rechtes Glück mit dir“, stellte Bärbel lächelnd fest. „Ein bisserl beneide ich sie fast.“
„Lass das net deinen Felix hören. Und ich hab auch nix gehört, sonst müsste ich ihm was stecken. Unter Bergkameraden.“
„Ach, der Felix denkt fei net ans Heiraten. Verlobt sind wir, das reicht ihm. Du machst wenigstens Nägel mit Köpfen.“
„Wenn ich den Hof übernehme, muss alles seine Ordnung haben. Ich darf meine Eltern net enttäuschen, ohne sie hätte ich meine sportliche Karriere vergessen können.“
„Lass das lieber net die Senta hören“, versetzte Bärbel scherzend.
„So ist das ja net. Senta ist die Frau meines Lebens. Ohne sie hätte für mich nix mehr einen Sinn. Und ich bild mir ein, dass es umgekehrt auch net anders ist.“
„Mei, wie romantisch“, gab Bärbel seufzend zurück.
In diesem Moment knackte die Sprechanlage, und Dr. Burger rief seine Helferin ins Sprechzimmer. Bärbel sollte bei Oswald Schmidthöfer ein EKG machen.
„Dann bis später, du Hochzeiter“, neckte sie Tobias und stand auf. Dieser Jungbauer war schon ein Prachtbursche, bei dem hätte sie durchaus schwach werden können. Zum Glück wusste das keiner. Und so sollte es auch bleiben!
***
Dr. Martin Burger hatte seinen Patienten bereits gründlich untersucht und bat Bärbel nun, ihn für die Messung der Herzströme vorzubereiten. Der Altbauer vom Sonnenhof kannte das schon. Nachdem er sich bequem auf der Untersuchungsliege ausgestreckt hatte, klebte Bärbel die Elektroden auf und bat ihn, sich zu entspannen. Bald war alles erledigt, und der Patient konnte wieder in Hemd und Janker schlüpfen.
Der Bergdoktor, wie die Menschen im Zillertal Dr. Burger anerkennend nannten, betrachtete den Ausdruck und nickte angedeutet.
„Keine Veränderung, das ist gut. Solange die Herzleistung sich nicht weiter verschlechtert, können wir bei der Medikation bleiben und müssen die Dosis net erhöhen. Wie fühlst du dich, Oswald? Hast du noch Beschwerden?“
„Körperlich net. Seit Sie mir diese Pillen verschrieben haben, Herr Doktor, tut mir nix mehr weh.“
Dr. Burger schaute seinen Patienten aufmerksam an.
„Ich hab aber den Eindruck, dass dich trotzdem was drückt. Oder irre ich mich vielleicht?“
Der Sonnenhof-Bauer seufzte und fuhr sich mit einer bedächtigen Geste über den eisgrauen Schnauz.
„Sie haben wie immer recht, Herr Doktor“, gab er zu. „Ich mach mir nämlich Sorgen um den Sonnenhof, wenn ich ehrlich sein soll.“
„Tatsächlich? Du hast einen Jungbauern, bei euch wird geheiratet, ich weiß wirklich net …“
„Ja mei, nach außen hin, da ist fei alles in Butter. Aber das bedeutet leider net, dass auch drinnen alles stimmt, wenn Sie verstehen, was ich meine.“
„Hast du Streit mit dem Tobias?“
„Freilich net. Wir kommen schon miteinander aus. Daran liegt es net. Aber ich bin mir eben net sicher, ob das auch auf Dauer so bleiben wird. Wenn den Buben wieder das Fernweh packt, fürchte ich, kann alles passieren.“
Dr. Burger konnte die Bedenken des Bauern nachvollziehen.
„Dein Sohn steht im Begriff zu heiraten. Senta wird ihn schon zur Vernunft bringen. Die beiden sind sich doch gut.“
„Ich kann’s net bestreiten, Herr Doktor. Ich fürchte halt nur, dass nix und niemand, net einmal das Madel, ihn stoppen kann, wenn ihn wieder das Bergfieber packt.“
Dr. Burger machte eine nachdenkliche Miene. Er war selbst passionierter Kraxler und kannte die Faszination, die die Bergwelt auf einen Menschen ausüben konnte.
Bei Tobias Schmidthöfer war das eine Leidenschaft, die bis in seine frühe Kindheit zurückreichte. Vermutlich würde der Bursche ein Bergfex bleiben, solange er lebte. Doch zwischen lebensgefährlichen Abenteuern und einem Hobby, dessen kalkulierbare Risiken überschaubar blieben, war ein großer Unterschied. Das sagte er dem Schmidthöfer, der aber nur mit bekümmerter Miene den Kopf hin und her wiegte.
„Schön und gut“, meinte der Bauer. „Ich möchte gern glauben, dass es so wird. Aber der Tobias ist aus einem anderen Holz geschnitzt als Sie, Herr Doktor. Nix für ungut. Ein gestandenes Mannsbild wie Sie, das Verantwortung tragen kann, geht eben ganz anders mit solchen Dingen um als ein heißblütiger Bursche. Ich befürchte, dass es ihn irgendwann wieder packt und ihn dann weder Senta noch die Verantwortung für den Hof zurückhalten werden.“
„Das Risiko wirst du eingehen müssen. Aber wenn du willst, rede ich mal mit dem Tobias. Er ist doch gewiss mitgekommen, oder?“
„Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie ihm ins Gewissen fahren könnten, Herr Doktor. So von Kraxler zu Kraxler, das wird wohl mehr Eindruck auf ihn machen als meine Mahnungen.“
Martin Burger klopfte dem Sonnenhof-Bauern auf die Schulter und begleitete ihn hinaus. Dann bat er Tobias noch kurz zu sich.
„Geht es dem Vater schlechter?“, fragte der ihn besorgt.
Der Bergdoktor schüttelte den Kopf.
„Sein Zustand ist stabil. Aber er muss sich schonen und ist darauf angewiesen, dass du den Hof übernimmst. Er muss in den Austrag.“
„Freilich, so ist es abgemacht, und dabei bleibt es.“ Der Bursche schaute Dr. Burger fragend an. „Hat der Vater Sie gebeten, mit mir zu reden? Ich glaub, er hält mich noch immer für unzuverlässig. Er vertraut mir einfach net.“
„So ist es net, Tobias. Dein Vater sorgt sich. Er kennt deine Leidenschaft fürs Kraxeln und hat einfach Angst, dass es dich wieder überkommen könnte und du dann alles stehen und liegen lässt. Und ich nehme an, so ganz unbegründet ist diese Befürchtung auch net, oder?“
„Mag sein“, gab Tobias zögernd zu. „Sie wissen ja, worum es geht, Herr Doktor. Die Berge waren allerweil meine große Liebe. Aber das ist jetzt anders. Senta steht nun für mich an erster Stelle. Ich würde ihr niemals Kummer machen. Und ich hab auch net vergessen, was meine Eltern für mich getan haben. Ohne sie hätte ich nie eine solche Sportlerkarriere hinlegen können. Ich hab alles erreicht, was möglich ist.“
„Dann bist du damit zufrieden?“
„Das bin ich. Jetzt ist es an der Zeit, etwas zurückzugeben und mein Leben neu zu ordnen. Ich übernehme den Hof und teile mein Leben mit dem Madel, das ich lieb hab. Was kann der Mensch sich mehr wünschen?“
„Ich wüsste nix“, pflichtete Dr. Burger ihm lächelnd bei. „Dann bleibt mir nur, dir alles Gute zu wünschen. Aber das hast du ja schon, gell?“
„Das Beste vom Besten, die Senta.“ Tobias reichte dem Bergdoktor die Hand und drückte sie kräftig. „Wir sehen uns am Samstag. Bringen Sie bitt schön Ihre Familie mit, Herr Doktor. Die Senta und ich feiern eine zünftige Bauernhochzeit mit allem, was dazugehört. Und dazu sind alle in St. Christoph eingeladen, die kommen mögen.“
„Ich freu mich schon drauf“, erwiderte Dr. Burger freundlich.
***
Zenzi Bachhuber war nun schon an die vierzig Jahre Wirtschafterin im Doktorhaus und gehörte längst zur Familie.
Damals, als Martins Vater Pankraz seine Frau viel zu früh verloren hatte, war sie ins Haus gekommen. Sie hatte nicht nur den Haushalt übernommen, sondern war auch zur Ersatzmutter für den damals erst elfjährigen Martin geworden. Und sie hatte Pankraz stets an seine wichtige Aufgabe als Landarzt im Tal erinnert, wenn die Trauer ihn wieder einmal gelähmt und ihm das Herz allzu schwer gemacht hatte.
Noch immer hatte die Hauserin mit dem strengen Haarknoten und dem goldenen Herzen die Zügel im Doktorhaus fest in der Hand. Doch an diesem kalten Wintertag verlor sie zum ersten Mal seit langer Zeit die Nerven und schimpfte wie ein Rohrspatz.
Pankraz Burger eilte herbei und wollte wissen, was vorgefallen sei.
„Hast du dir wehgetan? Kann ich was helfen? Wo drückt denn der Schuh?“, fragte der Senior begütigend.