Der Bergdoktor 2013 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 2013 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Marius und die Mädchen - ein Kapitel für sich, das Julia einfach nicht aus dem Kopf geht!
Nach Regina, dieser Furie, ist Kathi gekommen, ein zuckersüßes Hascherl, danach die Rosl und die Irmi.
Julias Resümee über ihre Vorgängerinnen fällt nicht gerade freundlich aus. Die Madeln gehören, ihrer Meinung nach, in die Rubrik oberflächlich und lästig: Ganz narrisch nach Marius und nur darauf aus, Bäuerin auf dem Lenzhof zu werden.
Seit ein paar Wochen ist sie, Julia, die Bäuerin und Marius‘ Frau. Es gibt keinen Grund, an seiner Liebe und Treue zu zweifeln. Doch sie schafft es nicht, ihre Eifersucht unter Kontrolle zu bringen. Heimlich kramt sie in seinen Sachen und macht sich an seinem Handy zu schaffen. Und dann liest sie darin eine verhängnisvolle Nachricht ...

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Seitenzahl: 107

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhalt

Cover

Impressum

Wer Wind sät …

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Chiemseer Dirndl & Tracht

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-9167-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Wer Wind sät …

Wie Dr. Burger einer eifersüchtigen Bäuerin ins Gewissen redete

Von Andreas Kufsteiner

Marius und die Mädchen – ein Kapitel für sich, das Julia einfach nicht aus dem Kopf geht!

Nach Regina, dieser Furie, ist Kathi gekommen, ein zuckersüßes Hascherl, danach die Rosl und die Irmi.

Julias Resümee über ihre Vorgängerinnen fällt nicht gerade freundlich aus. Die Madeln gehören, ihrer Meinung nach, in die Rubrik oberflächlich und lästig: Ganz narrisch nach Marius und nur darauf aus, Bäuerin auf dem Lenzhof zu werden.

Seit ein paar Wochen ist sie, Julia, die Bäuerin und Marius‘ Frau. Es gibt keinen Grund, an seiner Liebe und Treue zu zweifeln. Doch sie schafft es nicht, ihre Eifersucht unter Kontrolle zu bringen. Heimlich kramt sie in seinen Sachen und macht sich an seinem Handy zu schaffen. Und dann liest sie darin eine verhängnisvolle Nachricht …

„Angeblich lässt der Frühling ja nicht mehr lange auf sich warten. Jedenfalls hab ich das im Wetterbericht gehört. Ein paar Vorboten gibt es schon. Schau dir die Vogerln an, Julia.“ Marius deutete zu dem großen Bergahorn hinüber, unter dem er als Bub so gern gesessen und im Sommer die großen „Röhrenhalme“ ausgerupft hatte. Möglichst fest hatten sie sein müssen, aber innen so hohl wie ein ausgehöhlter Kürbis.

Solche Halme brauchte man, um „Grasflöten“ daraus zu machen. Trotz aller technischen Spielchen, die auch in den abgelegenen Bergdörfern längst Einzug gehalten hatten, bastelten die Zillertaler Buben solche Pfeifchen immer noch voller Begeisterung. Allerdings hielten sie nicht lange. Sie vertrockneten ziemlich rasch. Kein Problem – frisches Grün für neue Flöten gab es genug!

Momentan allerdings nicht. Von robusten Grashalmen konnte derzeit keine Rede sein, nicht einmal von zart sprießendem Grün …

Die Alm der Familie Eschbacher schlief noch unter der Schneedecke, die nur an einigen Stellen, dank der Märzsonne, ein bisschen zusammengeschmolzen war.

Das bedeutete, im Schnee zeigten sich größere und kleinere Dellen, darunter tröpfelte es, und man schaute durch winzige Schneelöcher auf das vereiste, klägliche Wiesengrün, das Väterchen Frost heuer gehörig in seinem unerbittlichen Griff gehabt hatte.

„Sieh genau hin, Spatzl“, fuhr Marius fort. „Drüben auf dem Baum halten die Bergfinken eine Versammlung ab! Ein ganzer Schwarm. Sie sind munter und ausgelassen, weil sie genau wissen, dass der Winter sich zurückzieht.“

„So kommt es mir aber gar nicht vor“, seufzte Julia.

„Doch. Tiere merken das viel eher als die Menschen“, beharrte Marius. „Oben auf der Schlehenhecke fällt mir ein Dompfaffenpärchen auf, das wohl bald ein Nest bauen wird. Herr und Frau Dompfaff sind gut gelaunt, wie es scheint. Er zwitschert ein Liedchen für sie, und sie hört huldvoll zu. So geht das bei den Vögeln! Die Angebetete wird so lange umgarnt, bis sie Ja sagt.“

„Süß, die zwei“, meinte Julia. „Sie werden eine richtig schöne Hochzeit feiern. So wie wir. Ich denke immer noch jeden Tag an unser wunderbares Fest.“

„Ich auch. Wir werden es immer in Erinnerung behalten.“ Marius legte den Arm um seine junge Frau. „Zuerst hab ich gedacht, dass eine Hochzeit im Dezember ein bisserl fad und frostig ausfallen könnte. Um halb fünf wird es dämmrig und dann sehr schnell dunkel, ansonsten braust ein kalter Wind, eventuell sogar ein Schneesturm – das ist gar keine Seltenheit bei uns im Zillertal. Im Dezember gibt es keine frischen Gartenblumen, mit denen man die Kirche schmücken könnte, stattdessen Tannengrün, feierliche Kerzen, melancholische Lieder und Tränen der Rührung am Altar. Und das, obwohl ich gern fröhliche Feste feiere! Eigentlich hab ich deshalb die Hochzeit auf Mai verschieben wollen. “

Julia lachte. „Du kannst dich net beschweren, Marius. Es war sogar ein sehr vergnügtes Hochzeitsfest! Und romantisch obendrein. Wer fährt schon mit geschmückten Pferdeschlitten zur Kirche, an denen Glöckchen bimmeln? Jedenfalls waren unsere Gäste begeistert.“

„Niemand hatte damit gerechnet, dass wir so schnell heiraten würden“, entgegnete Marius nachdenklich. „Im Herbst haben wir uns verlobt, und Weihnachten hatten wir schon unsere Eheringe am Finger. Es war mir recht so. Aber ich hätte auch noch ein bisschen gewartet, wenn du net so versessen auf die Hochzeit gewesen wärst. Wieso eigentlich diese Eile, Julia? Ich hab mich gewundert, dass du …“

„Ach, es passte doch alles so gut“, fiel sie ihm ins Wort. „Wir waren uns sowieso einig, dass wir heiraten wollten. Und der Gedanke, das Weihnachtsfest als frisch gebackenes Ehepaar zu verbringen, war einfach zu verlockend. Jedenfalls für mich. Dir hat es auch gefallen, dass wir auf unseren Weihnachtskarten gute Wünsche von uns beiden als Ehepaar verschickt haben – Marius und Julia Eschbacher, Lenzhof in St. Christoph.“

„Na ja. Stimmt. Sobald man als Ehepaar auftritt, haben die Dinge einfach mehr Gewicht, frei nach dem Motto Gemeinsam sind wir stark. Sogar in der heutigen Zeit erntet man noch eine gewisse Achtung, wenn man es gewagt hat, sich in das Abenteuer Ehe zu stürzen.“

Julia runzelte die Stirn, während Marius in Gelächter ausbrach.

„Warum schaust du mich jetzt so spitz an, Spatzerl?“, fragte er vergnügt. „Hab ich etwa nicht recht? Man heiratet und weiß nicht, was einen künftig alles erwartet. Das finde ich sehr abenteuerlich.“

„Man heiratet, weil man Hand in Hand den Weg in die Zukunft gemeinsam gehen will, Marius“, wies Julia ihren Mann zurecht. „Das hat etwas mit Vertrauen zu tun und net mit einem Abenteuer. Wir wollen uns aufeinander verlassen, uns daheim wohlfühlen und net in einem Wohnwagen auf Weltreise gehen.“

„Um ehrlich zu sein, ich hätte nichts dagegen“, gab Marius zu. „Vor ein paar Jahren ist es mir sogar durch den Kopf gegeistert, einfach mal alles hinter mir zu lassen und mir die Welt anzusehen. Das hab ich dir ja erzählt. Vielleicht hätte es mir irgendwo so gut gefallen, dass ich dort geblieben wäre. Klar, das hätte passieren können! Aber mir war klar, dass ich eine große Verantwortung hatte, nämlich unseren Lenzhof zu übernehmen. Ich hätte es letztlich nicht übers Herz gebracht, nach Vaters plötzlicher Krankheit einfach zu verschwinden und den Hof im Stich zu lassen. Meine Ahnen und meine Eltern haben aus unserem Anwesen das gemacht, was es heute ist, nämlich ein schöner, stolzer Alpenhof, der mit seinen Mauern ganz fest auf Tiroler Boden steht. So etwas ist mehr wert als alles Gold und jede andere Verlockung.“

„Siehst du.“ Julia nickte. „Beständigkeit und Verlässlichkeit sind die Eckpfeiler im Leben. Jeder will nach Hause, zurück zu seinen Wurzeln, wenn er eine Weile unterwegs war. Klar, man möchte auch mal was erleben und etwas anderes sehen als den eigenen Vorgarten. Aber viele Leute haben mir schon anvertraut, dass sie Heimweh haben, wenn sie mal ein bisserl länger von daheim fort sind.“

Julia wusste, wovon sie sprach.

Im Sanatorium Bergfrieden in Mautz hatte sie einige Jahre als Beschäftigungstherapeutin gearbeitet und war oft mit den Lebensgeschichten der Menschen konfrontiert worden, die in den Bergen nach langer Krankheit Ruhe und Erholung gesucht hatten. Kraft zu tanken, wieder mutig und nicht mehr schwach zu sein, aber vor allen Dingen gestärkt wieder nach Hause zurückzukehren, das war für alle das Ziel gewesen.

Daheim, zu Hause! Wie oft wurden diese Worte im täglichen Leben gebraucht und einfach so dahingesagt …

***

Wer nie ein Zuhause hatte, und sei es auch nur eine Hütte oder ein Zuhäusl in der Heimat, vielleicht auch eine kleine Wohnung mit einem festen Dach über dem Kopf, der fühlte sich entwurzelt.

Und wenn auch noch die Liebe fehlte, wenn niemand da war, der einem zuhörte und in der Winterkälte eine weiche, warme Decke zur Hand hatte, wenn man fröstelte – ja, dann wurde der Himmel schwer und bleigrau ohne Hoffnung auf einen einzigen Sonnenstrahl.

Daheim sein. Wärme statt Kälte, Worte statt Schweigen, Licht statt Dunkelheit. Die Blumentöpfe auf dem Fensterbrett, der Kirschbaum im Garten, der Fleckerlteppich im Flur, der immer ein wenig verrutschte.

Wie sehr hing man doch an diesen Kleinigkeiten!

Man sehnte sich nach der vertrauten Umgebung, wenn man längere Zeit nicht daheim gewesen war, sogar nach an dem alten, vom Ahnl geerbten Ölgemälde, das einen röhrenden Hirsch zeigte und das man doch eigentlich auf den Dachboden verbannen wollte.

Ich eigne mich nicht zur Weltreisenden, dachte Julia.

Ihr war klar, dass sie es nicht aushalten würde, ständig unterwegs zu sein. Dort, wo ihre Wiege stand, wollte sie bleiben.

Marius hatte vor vier Jahren – mit siebenundzwanzig – allerdings schon einiges in die Wege geleitet, um St. Christoph erst einmal Lebewohl zu sagen. Und zwar für längere Zeit, mindestens ein Jahr.

Freilich nicht allein. Regina Decker, eine junge Lehrerin, wäre als seine Begleiterin mitgekommen. Allerdings nicht nur als „Begleitperson“.

Dass die beiden ein Liebespaar gewesen waren, hatte jeder gewusst. Das Vorhaben war im Sande verlaufen, weil der Altbauer vom Lenzhof eines Abends plötzlich zusammengebrochen war und um Haaresbreite innerlich verblutet wäre.

Ein jäh geplatztes Aorten-Aneurysma war zuvor unauffällig gewesen und hatte keinerlei Beschwerden verursacht, sodass dieses tragische Ereignis wie ein urgewaltiges Blitzgewitter über die Familie Eschbacher hereingebrochen war.

Dank Dr. Burgers sofortigem, lebensrettendem Eingreifen und der Behandlung in der Uniklinik Innsbruck hatte Kilian nach einiger Zeit von ganzem Herzen dem Herrgott und auch den Medizinern für seine vollständige Genesung danken können.

Marius bestand bis heute darauf, dass sein Vater sich schonte. Zusammen mit seiner Mutter gab er sich die größte Mühe, den Vater wenigstens gelegentlich in den Sessel oder in den Lehnstuhl zu zwingen.

„Ich bin gesund“, protestierte Kilian regelmäßig, „lasst mich doch in Ruhe und kümmert euch um euch selbst!“ Und dann nörgelte er noch ein bisschen vor sich hin, bevor er sich schließlich doch auf ein Stündl in den Lehnsessel setzte.

Das war so seine Art. Er polterte zuweilen ziemlich barsch umeinander, obwohl er inwendig schnell gerührt und außerdem herzensgut war.

Jedenfalls hatte sich Marius vor vier Jahren wegen der Erkrankung seines Vater entschlossen, die Reise um die Welt und somit auch Regina sausen zu lassen. Denn die rasch aufbrausende Grundschullehrerin war wegen der geplatzten Pläne so verärgert gewesen, dass sie fast ausgerastet wäre.

Marius ließ sich nicht gern mit Ausdrücken wie „Weichei, Versager, Feigling“ und so weiter betiteln. Denn das war er nun wirklich nicht.

Doch genau diese unschönen, absolut unzutreffenden Worte hatte Regina ihm an den Kopf geworfen. Das hätte sie nicht tun sollen, denn Marius konnte sehr unwirsch werden, wenn die Situation es erforderte.

Schnell war sie dann von der Bildfläche verschwunden, und zwar so nachhaltig, dass man sie in St. Christoph nicht mehr gesehen hatte.

Julia seufzte. Natürlich war ihr alles, was sich bei den Eschbachers zugetragen hatte, nicht verborgen geblieben. Obwohl Marius sich zu jener Zeit und auch später nicht die Spur für sie interessiert hatte, war sie irgendwo immer im Hintergrund gewesen, sozusagen als stille Beobachterin.

Und warum? Es gab eine völlig einleuchtende Antwort. Seit ihrem sechzehnten Lebensjahr hatte sie keinen Tag verbracht, ohne an ihn zu denken und davon zu träumen, dass er sie irgendwann auch so lieben würde wie sie ihn.

Marius und die Mädchen – ein Kapitel für sich, das Julia einfach nicht aus dem Kopf ging!

Nach Regina, dieser Furie, war Kathi gekommen, ein zuckersüßes Hascherl, danach die Rosl und die Irmi.

Julias Resümee fiel nicht gerade freundlich aus. Die Mädchen gehörten, ihrer Meinung nach, in die Rubrik oberflächlich und lästig: Ganz narrisch nach Marius und nur darauf aus, Bäuerin auf dem Lenzhof zu werden.

Kathi: Für einen Mann wie Marius zu verzuckert, ihr geistloses Geschwätz ging immer noch jedem auf die Nerven.

Rosl: Zu sehr aufs Geld bedacht, dazu ihr Geltungsdrang, obwohl sie anderen alles nachplapperte und auch heute noch kaum etwas Eigenes auf die Beine brachte.

Irmi: Harmlos und mit einem Dauerlächeln im Gesicht, was mit der Zeit unerträglich nervig war. Dazu sehr schüchtern und daher auf Dauer einfach nur fad. Trotzdem hatte sie inzwischen geheiratet. Franzl Grünauer und sie passten zueinander, weil er noch fader war als sie. Hoffentlich schafften wenigstens ihre Kinder mal den Absprung (Zwillinge, jetzt ein Jahr alt).

Julia seufzte. Sie war so tief in Gedanken versunken, dass sie die amüsierten Blicke ihres Mannes gar nicht bemerkte.

Er denkt sicher nicht mehr an Kathi, Rosl und Irmi, ging es ihr durch den Kopf.

Es waren eh nur kurze Episoden gewesen, flatterhaft wie bunte Schmetterlinge, die der Wind wieder mit fortgetragen hatte.

Aber dann! Nach dem Geturtel mit den drei Waldschnepfen hatte Julia verzweifelt feststellen müssen, dass ihr Märchenprinz, der Mann ihrer Träume, anscheinend fündig geworden war.

Julia erinnerte sich noch genau.

Eine junge Frau namens Ella hatte Marius bei einem Fest im Berghotel „Am Sonnenhang“ offenbar so sehr beeindruckt, dass er nur noch Augen für sie gehabt hatte – eine fesche Münchnerin übrigens, noch dazu mit der Absicht, für einige Zeit im Berghotel an der Rezeption zu arbeiten.