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Mitten in der Nacht schreckt lautes Klopfen Hochwürden Roseder aus dem Schlaf. Die Hauserin des Pastors von St. Christoph besucht gerade ihre Schwester in Schwaz, sodass er selbst zur Tür gehen muss. Davor steht ein blutjunges, verzweifeltes Madel, das um Hilfe bittet.
Hochwürden nimmt Sophie Veigl, so ihr Name, auf, gibt ihr ein Bett für die Nacht und beschließt, am nächsten Morgen mit ihr zu Dr. Martin Burger zu gehen. Der Bergdoktor vermittelt das schwangere Madel auf den Himmelshof der Familie Domann. Die Domanns sind liebe, gottesfürchtige Menschen, die oft verlorene Seelen bei sich aufnehmen und auf ihrem Hof einen sicheren Zufluchtsort bieten. Eine ideale Lösung, so glauben alle. Doch gerade hier auf dem Himmelshof wartet ein höllisches Ungemach auf das arme Madel, und Sophie und ihr Butzerl, das sie unter dem Herzen trägt, geraten in Lebensgefahr ...
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Veröffentlichungsjahr: 2020
Cover
Impressum
Das Lächeln des Himmels
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Chiemseer Dirndl & Tracht
eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)
ISBN 9-783-7325-9168-8
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Das Lächeln des Himmels
Als sie endgültig die Hoffnung verlor, kam die Rettung
Von Andreas Kufsteiner
Mitten in der Nacht schreckt lautes Klopfen Hochwürden Roseder aus dem Schlaf. Die Hauserin des Pastors von St. Christoph besucht gerade ihre Schwester in Schwaz, sodass er selbst zur Tür gehen muss. Davor steht ein blutjunges, verzweifeltes Madel, das um Hilfe bittet.
Hochwürden nimmt Sophie Veigl, so ihr Name, auf, gibt ihr ein Bett für die Nacht und beschließt, am nächsten Morgen mit ihr zu Dr. Martin Burger zu gehen. Der Bergdoktor vermittelt das schwangere Madel auf den Himmelshof der Familie Domann. Die Domanns sind liebe, gottesfürchtige Menschen, die oft verlorene Seelen bei sich aufnehmen und auf ihrem Hof einen sicheren Zufluchtsort bieten. Eine ideale Lösung, so glauben alle. Doch gerade hier auf dem Himmelshof wartet ein höllisches Ungemach auf das arme Madel, und Sophie und ihr Butzerl, das sie unter dem Herzen trägt, geraten in Lebensgefahr …
„Herrje, ist denn schon Morgen?“
Zenzi Bachhuber, die altgediente Wirtschafterin im Doktorhaus von St. Christoph, blinzelte unwillig, während sie sich mit einem leisen Ächzen im Bett aufsetzte und die Nachttischlampe anknipste.
Gleich darauf tauchte das warme gelbliche Licht ihre Kammer in einen freundlichen Schein, der aber so gar nicht ihrer Laune entsprach. Und ein Blick auf den Wecker, der unverdrossen neben ihr sein rasselndes Ticken erklingen ließ, besserte diese auch nicht gerade. Drei Uhr!
Also noch mitten in der Nacht. Doch was hatte sie aus dem Schlaf gerissen?
Draußen war es um diese Zeit schließlich noch stockfinster. Oder doch nicht?
Irritiert musterte Zenzi die dicke Übergardine aus moosgrünem Stoff. Es sah aus, als ob dahinter ein helles Leuchten wäre. Aber das war unmöglich! Immerhin hatte der März erst angefangen.
Die ersten Tage des Vorfrühlings brachten bereits einen ahnungsvollen Hauch der milderen Jahreszeit, aber die Nächte waren nach wie vor lang und kalt. Frost lag in der Luft, sobald die Sonne hinter dem Achenkegel unterging. Dann reckte der raue Gesell Winter im Zillertal noch einmal mit grimmiger Miene sein Zepter in den klaren, sternenbestickten Nachthimmel. Und die Sonne erhellte diesen erst in einigen Stunden.
Trotzdem war die Dunkelheit draußen nicht so wie sonst. Und Zenzi wollte nun wissen, was das zu bedeuten hatte. Vorher würde sie doch keine Ruhe mehr finden.
Mit einem tiefen Seufzer erhob sie sich. Wieder einmal machte der Rücken ihr zu schaffen. Dr. Martin Burger, ihr Brotherr und der Bergdoktor von St. Christoph, untersuchte sie regelmäßig und verschrieb ihr Tabletten und Salben. Diese Medikamente wirkten gut. Zenzi hätte durchaus schmerzfrei sein können, wenn … ja, wenn sie es nicht ständig vergessen würde, die Tabletten auch einzunehmen.
Womöglich lag es auch an ihrem Unterbewusstsein, das dies verhinderte. Die gute Zenzi mochte nicht alt und hinfällig werden. Sie biss lieber die Zähne zusammen, als sich am Morgen die Pillen zum Kaffee abzuzählen. Schließlich hatte sie noch eine Aufgabe im Leben. Ohne sie ging nämlich seit über vierzig Jahren nichts im Doktorhaus.
Damals war Zenzi in den Haushalt der Burgers gekommen, nachdem Martins Mutter verstorben war. Einen Buben von elf Jahren hatte sie hinterlassen und einen Mann, der sehr verzweifelt gewesen war.
Zenzi hatte nicht nur den Haushalt bald im Griff gehabt, sondern war auch zur Ersatzmutter für den jungen Martin geworden und zur moralischen Stütze für seinen Vater Pankraz.
Dass es nun bereits den zweiten Dr. Burger in St. Christoph gab, der ebenso wie sein Vater seinerzeit mit ganzer Kraft für seine Patienten da war, das hatte das Zillertal auch in gewisser Weise Zenzi zu verdanken.
Die Hauserin hielt es sich selbst zugute, die Seele vom Doktorhaus zu sein. Und das sollte noch lange so bleiben!
Mit einem Seufzer schob sie nun die Übergardine beiseite und hatte gleich darauf den Übeltäter entdeckt, der ihre bis dahin tiefe Nachtruhe so empfindlich gestört hatte. Dick, rund und von einem silbrigen Leuchten umgeben stand er am Himmel, direkt über dem Doktorhaus. Er schälte die Konturen der Umgebung messerscharf heraus und streute sein Licht über das Dorf.
Der Vollmond!
„Als hätte der heilige Petrus das Lamperl an der Himmelspforte brennen lassen“, murmelte Zenzi. Wie sollte man da schlafen?
Drüben, am Ende der Kirchgasse, stand der Krähenwald hoch und tiefschwarz. Der Kirchturm zeichnete sich ebenso deutlich vom hellen Himmelszelt ab wie die sechs Bergspitzen rund um St. Christoph. Und selbst der nun kahle Apfelbaum hinter dem Haus warf einen klaren Schatten, der sich wie ein filigranes Muster auf den Rasen und die Beete legte, in denen schon Krokusse, Winterlinge und Schneeglöckchen blühten.
Zenzi zog den Vorhang wieder zu, schlüpfte in ihren Morgenrock und verließ leise ihre Kammer. An Schlaf war nun nicht mehr zu denken. Martin hatte ihr schon des Öfteren erklärt, dass der Vollmond den Schlaf nicht wirklich beeinflusste. Das war nur ein Ammenmärchen, in zahlreichen wissenschaftlichen Studien widerlegt.
Doch Zenzi wusste es besser. Wenn der Erdtrabant den klaren Nachthimmel so erhellte wie in dieser Nacht, dann fand sie einfach keine Ruhe. Da halfen ihr auch keine Studie und kein Gegenbeweis. Vielleicht aber ein Haferl warme Milch mit Honig und einer Prise Kardamon. Das war ein ganz altes Rezept, ihre Großmutter hatte es vor langer Zeit kreiert. Und seither wurde es in der Familie Bachhuber als Schlafmittel verwendet.
Die Hauserin betrat leise die Küche, ohne Licht anzuschalten. Auch hier war es fast taghell, dafür sorgte der Vollmond schon. Und Zenzi kannte sich in ihrer Küche zudem blind aus.
Sie öffnete den Kühlschrank, nahm etwas Milch heraus und wärmte sie auf dem Herd. Es dauerte nur ein paar Minuten, dann konnte sie das aromatische Getränk genießen. Dazu stellte sie sich hinter das Küchenfenster und blickte verträumt in die späte Nacht hinaus.
Schon spürte sie die Wirkung, eine leichte Schläfrigkeit erfasste sie und machte ihr die Glieder schwer. Sie wollte sich eben vom Fenster abwenden, als sie etwas sah. Ein Licht, das nun ganz in der Nähe eingeschaltet wurde.
Zenzi kniff die Augen zusammen und blickte noch einmal hin. Sie meinte, sich geirrt zu haben, denn es handelte sich um die Lampe über der Haustür des Pfarrhauses. Es stand neben der Kirche, ganz in der Nähe des Doktorhauses. Doch was ging dort vor, mitten in der Nacht?
Pfarrer Roseder war momentan allein, seine Hauserin besuchte für ein paar Tage ihre Schwester in Schwaz.
Zenzi starrte angestrengt hinüber zum Pfarrhaus. Da regte sich doch etwas! Es war nicht nur das Licht über der Haustür. Sie meinte, einen blonden Haarschopf zu erkennen. Und dann öffnete sich die Tür.
Die Hauserin der Burgers bekam runde Augen, als sie den Pfarrer mit strubbeligem Haarschopf und im Morgenmantel erkannte. Also, das gehörte sich doch nun wirklich nicht! Zenzi schluckte. War sie hier etwa durch Zufall einem Skandal auf der Spur? Sollte Pfarrer Roseder womöglich vom rechten Weg abgekommen sein und ein heimliches, nächtliches Leben führen, von dem niemand etwas ahnte?
Zenzi schüttelte entschieden den Kopf. Welch sündige Gedanken gingen ihr da nur durch den Kopf! Wie konnte sie sich dazu versteigen, dem Herrn Pfarrer so etwas zu unterstellen, obwohl sie wusste, dass er ein integrer Diener Gottes war, über jeden Zweifel erhaben. Und doch …
Sie sah nun ganz deutlich, wie ein junges Madel mit blondem Haar und einem Rucksack auf dem Buckel im Pfarrhaus verschwand. Die Haustür wurde geschlossen, das Licht erlosch. Zenzi stand ratlos in der dunklen Küche und wusste nicht, was sie denken sollte.
Als das Licht angeknipst wurde, erschrak sie so sehr, dass sie einen leisen Entsetzenslaut von sich gab. Pankraz Burger zuckte zurück, dann aber erkannte er die Hauserin.
„Was machst denn du da mitten in der Nacht, Zenzerl?“, murrte er.
„Nichts“, gab diese zurück.
Der alte Dr. Burger ging zwar schon auf die achtzig zu, war aber noch geistig rege und fühlte sich im Schoß seiner Familie sehr wohl. Neben der guten Stube hatte er sein Kabinettl, wo er medizinische Fachzeitschriften studierte, an einer Chronik des Zillertals schrieb und seinen Ruhestand genoss.
Mit Zenzi verband ihn eine tiefe Zuneigung, die gegenseitig war, sich aber mitunter hinter gutartigen Frotzeleien verbarg. Pankraz liebte zudem Zenzis deftige Küche und behandelte sie, wie man jeden Menschen behandeln sollte: mit Respekt und Bewunderung. Diese Haltung hatte der Senior im Doktorhaus verinnerlicht. Meistens jedenfalls, aber nicht gegen drei Uhr nachts.
„Ich hab Durst und wollte mir ein Glas Wasser holen“, ließ er sie nun wissen. Und mit einem Blick auf das leere Haferl in ihrer Hand fügte er noch hinzu: „Hast du wieder net schlafen können? Der Rücken?“
„Der Vollmond.“ Zenzi stellte das Haferl in die Spüle und wandte sich zum Gehen. In der Tür überlegte sie es sich dann doch anders und blieb stehen. „Ich hab da eben was ganz Seltsames gesehen, Doktor. Halt mich aber net für narrisch.“
Pankraz lächelte ihr jovial zu.
„Ich kenn keinen Menschen, auf den dieses Wort weniger zutrifft als auf dich, Zenzerl. Also, was hast du gesehen? Vielleicht einen Berggeist?“
„Das war Milch und kein Enzian in meinem Haferl.“
„Nur ein kleiner Spaß. Nun, magst du es mir verraten?“
„Da ist jemand zu Besuch gekommen im Pfarrhaus. Ein junges Madel. Ich hab gesehen, wie der Pfarrer sie hereingelassen hat.“
Pankraz hob die buschigen Augenbrauen, sagte aber nichts.
„Ich weiß, wie sich das anhört“, gab Zenzi seufzend zu. „Aber ich hab’s gesehen. Was mag das nur zu bedeuten haben?“
„Das kann ich dir leider auch net sagen. Aber ich denk mir, dass es gewiss seinen Sinn hat. Unser Pfarrer ist ein anständiger Mensch. Da müssen wir uns keine Sorgen machen.“
„Das hab ich auch gedacht, aber …“
„Kein Aber. Morgen erfahren wir ganz bestimmt, wer diese nächtliche Besucherin war und was es mit ihr auf sich hat.“ Pankraz nahm sein Glas, nickte Zenzi zu und meinte streng: „Jetzt sollten wir uns noch ein bisserl niederlegen. Der Vollmond kann einem nämlich durchaus die Sinne vernebeln.“
***
Was war das gewesen? Sophie Veigl fuhr herum und richtete den Strahl ihrer Taschenlampe hinter sich. Sie meinte, verfolgt zu werden. Womöglich ein Unhold, der des Nachts auf die heimliche Jagd nach jungen Madeln ging, um diese dann in eine entlegene Berghütte zu verschleppen und …
Das junge Madel mit den blonden Locken und den himmelblauen Augen atmete auf, als der schmale Lichtstrahl auf ein Augenpaar traf, darin wie in einem Spiegel reflektierte und gleich darauf ein junges Reh im Unterholz verschwand.
„Nur ein Kitzerl“, seufzte sie und setzte ihren Weg entlang der Landstraße fort. Dabei schaltete sie die Taschenlampe aus, denn der Vollmond war so hell, dass sie ihre Umgebung gut erkennen konnte. Kaum hatte sie sich beruhigt, und ihr Herz pochte wieder in normaler Geschwindigkeit, da überkam sie auch schon das heulende Elend.
Die schöne Hoftochter aus Hochbrunn, dem Nachbarort von St. Christoph, konnte noch immer nicht fassen, dass sie mitten in der Nacht unterwegs war, heimat- und schutzlos und verzweifelt.
Der schlimmste Tag ihres Lebens lag nämlich hinter ihr. Vor vierundzwanzig Stunden hatte sie noch in ihrem weichen Bett selig geschlummert, ohne zu ahnen, was auf sie zukam. Und dann, wie ein Unwetter aus heiterem Himmel, war ihr Leben völlig aus den Fugen geraten.
Es hatte damit begonnen, dass ihr Vater sich mit dem Nachbarn gestritten hatte. Josef Veigl besaß den größten und schönsten Hof in Hochbrunn. Er war ein stolzer, strenger Mann mit eisernen Prinzipien, gottesfürchtig und fromm, aber nicht unbedingt der tätigen Nächstenliebe verpflichtet.
Und wenn es darum ging, einem anderen einen Gefallen zu tun, war der Großbauer oft sehr unzugänglich.
Sepp Schneeberger, ihr direkter Nachbar, war ein weichherziger Zeitgenosse. Um des lieben Friedens willen hatte er Josef schon des Öfteren nachgeben, auch wenn er im Recht gewesen war.
Der Großbauer betrachtete den Schneeberger deshalb als Deppen, mit dem er nach Belieben umspringen konnte. Umso größer war seine Verwunderung gewesen, als der Nachbar sich bei ihm beschwert hatte, weil er wieder einmal ungefragt dessen Egge ausgeliehen hatte.
Das Teil war alt und rostig, der Sepp benutzte es kaum noch. Doch es eignete sich bestens für ein schmales Feld vom Josef, das mit dessen riesigem Fuhrpark sonst nicht zu bestellen war. Einmal hatte der Großbauer den Nachbarn danach gefragt und es seither als Gewohnheitsrecht betrachtet, die Egge auszuleihen, wenn er sie brauchte. Nun hatte der Schneeberger sie aber selbst benutzen wollen.
Die Mannsbilder waren in Streit geraten, und ein Wort hatte das andere gegeben.
„Schick doch den Lenz-Samuel hin, damit er das schmale Stückerl Land durchgräbt“, hatte der Nachbar dem Großbauern geraten. „Wäre besser für den Knecht, seine Kräfte an etwas Sinnvolles zu setzen, statt deiner Tochter nachzustellen. Und ich könnte zur Abwechslung meine eigene Egge mal wieder selbst benutzen!“
Kaum ausgesprochen, hatte der Schneeberger seine unbedachte Äußerung auch schon wieder bereut. Doch er hatte nicht ahnen können, welch schwerwiegende Folgen sie haben sollte. Schließlich wusste doch ein jeder in Hochbrunn, dass die schöne Hoftochter eine Schwäche für den feschen Knecht hatte. Josef Veigl schien dies jedoch nicht gewusst zu haben.
Der Großbauer war dunkelrot angelaufen und hatte seinen Nachbarn dermaßen wütend angestarrt, dass dieser schon um sein Leben gefürchtet hatte. Schnell hatte der Sepp sich umgedreht und war davongegangen.
Auf Josefs Hof hatte es dann kurz darauf einen riesigen Krach gegeben. Er hatte den Knecht zur Schnecke gemacht und unter wüsten Drohungen vom Hof gejagt.
Samuel Lenz, ein rechtschaffener, fleißiger Bursche, der Sophie von Herzen lieb hatte, musste die Beine in die Hand nehmen. Der Rottweiler des Bauern war trotz seiner muskulösen Massen unangenehm schnell hinter ihm her gewesen und hatte erst ein ganzes Stück hinter der Gemarkungsgrenze Richtung Mautz die Verfolgung mit heraushängender Zunge abgebrochen.
Zu diesem Zeitpunkt hatte der Bauer sich bereits seiner Tochter gewidmet. Seine Frau Veronika war heftig zusammengezuckt und ohne Rücksicht auf ihre Hände, die eben noch im Strudelteig gesteckt hatten, in die gute Stube geflitzt, als sie ihre bessere Hälfte hatte hemmungslos brüllen hören.
Die Bäuerin war durchaus Kummer gewöhnt. Ihr Josef war schon immer ein Feuerkopf gewesen. In jungen Jahren hatte sein ungezügeltes Temperament sie noch verzaubert. Mit den Jahren aber war aus dem stürmischen Jungspund ein brüllender Zornnagel geworden, dessen Ausbrüche zwar selten, aber dafür umso intensiver ausfielen.
Und da hatte er dann gestanden wie der Donnergott aus der nordischen Sage, und seine Wut war auf die bedauernswerte Sophie herabgeprasselt, als seien es böse Schläge. Das Madel hatte nichts geleugnet. Schließlich hatte Sophie das Löwenherz des Vaters geerbt. Sie war eine starke Persönlichkeit, auch schon mit ihren achtzehn Jahren.
Mutig hatte sie ihr Kinn dem Despoten entgegengereckt und ihre Liebe zu dem Burschen verteidigt, dem ihr Herz gehörte. Sie wollte nicht nachgeben, sie pfiff auf ihr Erbe, der einzige Wunsch, der ihr Leben bestimmte, war der nach einem Glück mit Samuel Lenz.