Der Bergdoktor 2023 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 2023 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Seit der Schulzeit sind sie dicke Freunde: Die Schwestern Tina und Lisa Wallner, Vroni Burgmaier und die Brüder Lukas und Hannes Schmidinger. Sie stammen aus St. Christoph, Hochbrunn und Mautz. Einmal im Jahr, zu Vronis Geburtstag am 30. April, treffen sie sich und feiern ausgelassen in einer Hütte am Kuckuckssee.
Erst weit nach Mitternacht machen sich die Freunde auf den Rückweg zum Burgmaier-Hof, wo sie übernachten wollen. Lukas, der nur wenig getrunken hat, fährt - als urplötzlich ein Fahrradfahrer mitten auf der Straße auftaucht. Trotz Vollbremsung erwischt der Wagen ihn noch leicht und schleudert ihn in den Straßengraben.
Die Freunde sind geschockt - und mit einem Schlag nüchtern!

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Seitenzahl: 122

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhalt

Cover

Impressum

Fünf Freunde – ein Geheimnis

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: KarepaStock / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-9766-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Fünf Freunde – ein Geheimnis

Eine fröhliche Verabredung nimmt eine unerwartete Wendung

Von Andreas Kufsteiner

Seit der Schulzeit sind sie dicke Freunde: Die Schwestern Tina und Lisa Wallner, Vroni Burgmaier und die Brüder Lukas und Hannes Schmidinger. Sie stammen aus St. Christoph, Hochbrunn und Mautz. Einmal im Jahr, zu Vronis Geburtstag am 30. April, treffen sie sich und feiern ausgelassen in einer Hütte am Kuckuckssee.

Erst weit nach Mitternacht machen sich die Freunde auf den Rückweg zum Burgmaier-Hof, wo sie übernachten wollen. Lukas, der nur wenig getrunken hat, fährt – als urplötzlich ein Fahrradfahrer mitten auf der Straße auftaucht. Trotz Vollbremsung erwischt der Wagen ihn noch leicht und schleudert ihn in den Straßengraben.

Die Freunde sind geschockt – und mit einem Schlag nüchtern!

Hell strahlte die Aprilsonne vom klaren blauen Frühlingshimmel über St. Christoph im Tiroler Zillertal. Der weltabgeschiedene Ort, umgeben von sechs charakteristischen Erhebungen, lag ganz am Ende des Zillertals, in einem ruhigen Seitenteil. Nur eine einzige, kurvenreiche Bergstraße führte hierher, die dreimal am Tag von einem Linienbus befahren wurde.

Rund um eine weiße Dorfkirche mit einem weithin sichtbaren Zwiebelturm, den ein vergoldeter Wetterhahn krönte, reihten sich gepflegte Häuser und traditionsreiche Bauerngehöfte.

Zur Linken fand sich der gelbe Barockbau des „Schlössls“, dies war der Stammsitz der Barone von Brauneck, die hier bereits seit vielen Generationen lebten. Gegenüber stand auf einer leichten Anhöhe das Berghotel „Am Sonnenhang“. Sanfter Tourismus und nachhaltige Landwirtschaft, das waren die beiden stabilen Säulen, auf denen das Leben der St. Christopher ruhte.

In der Kirchgasse, ganz in der Nähe von Apotheke und Pfarrhaus, fand sich das Doktorhaus der Familie Burger, das bereits auf eine mehr als fünfzigjährige Geschichte zurückblicken konnte.

Seinerzeit hatte Pankraz Burger es im schlichten Gebirgsstil errichten lassen. Als Heim für sich, seine Frau und den kleinen Sohn Martin. In einem Anbau hatte die Praxis des Landarztes Platz gefunden, und bald hatten die Menschen im Tal dem Doktor ihr uneingeschränktes Vertrauen geschenkt.

Die Burgers hatten sich schnell eingelebt, alles war wie gewünscht gelaufen. Doch die familiäre Idylle war zerbrochen, als Pankraz’ Frau plötzlich verstorben war. Da hatte er, ein Witwer in den besten Jahren, mit einem elfjährigen Sohn allein dagestanden.

Damals war Zenzi Bachhuber, die patente Wirtschafterin, ins Doktorhaus gekommen. Die spröde Hauserin mit dem strengen Haarknoten verfügte über ein goldenes Herz. Auch heute noch, mehr als vier Jahrzehnte später, war sie sprichwörtlich zugleich Herz und Seele des Doktorhaushaltes.

Zu Beginn hatte sie sich rasch in die Rolle der Ersatzmutter für den elfjährigen Martin hineingefunden und es verstanden, seinem Vater beizustehen in seiner Trauer, ohne sich ihm aufzudrängen. Sie hatte Pankraz Burger nach und nach wieder aufgerichtet, ihm seinen Lebensmut zurückgegeben und den Menschen im Tal so den Doktor erhalten.

Die beiden verband eine besondere Freundschaft, und Zenzi wurde im Doktorhaus längst als Familienmitglied betrachtet.

Dass Martin einmal in die Fußstapfen seines Vaters treten würde, hatte Pankraz sich im Stillen stets gewünscht. Nie wäre er aber auf die Idee gekommen, seinen Sohn in diese Richtung zu drängen. Martin sollte sich entwickeln und seine eigenen Neigungen entdecken. Tatsächlich entsprachen diese aber denen des Vaters. Auch er hatte die Liebe zur Medizin im Blut.

Nach einer Einser-Matura hatte er Medizin studiert und sich als junger Assistenzarzt im Spital von Schwaz erste Sporen verdient. Er hatte immer leicht gelernt, war intuitiv im Umgang mit anderen Menschen und sehr empathisch, was das Leiden der Patienten anging. Bald war er bei ihnen wie bei seinen Kollegen gleichermaßen beliebt gewesen, und Pankraz konnte stolz auf seinen Sohn sein.

Der Vater hatte sich bereits ausgemalt, wie es sein würde, wenn Martin einst seine Landarztpraxis übernehmen würde.

Auch privat schien der junge Arzt vom Glück begünstigt gewesen zu sein. Er hatte seine Jugendliebe Christl geheiratet, und bald schon hatte sich Nachwuchs angekündigt. Zenzi und Pankraz hatten sich darauf gefreut, dass wieder Kinderlachen das Doktorhaus erfüllen würde.

Doch als bei Christl viel zu früh die Wehen eingesetzt hatten, war es zu unvorhergesehenen Komplikationen gekommen, und die junge Frau und das Baby hatten die Geburt nicht überlebt.

Dieser furchtbare Verlust hatte Martin Burger schwer getroffen und im Innersten so sehr verletzt, dass sein Leben von einem Tag zum anderen in eine tiefe Krise geraten war.

Schließlich war dem jungen Witwer bewusst geworden, dass nur ein scharfer Schnitt ihm helfen konnte. So hatte er sein Heimattal verlassen, um für Jahre in der Fremde zu leben und zu arbeiten.

Eines Tages dann hatte das Heimweh Martin Burger wieder nach St. Christoph zurückgeführt. Im Doktorhaus war es allmählich Zeit für einen Generationenwechsel geworden. Der junge Dr. Burger hatte sich nun innerlich wieder gefestigt und in der Lage gefühlt, die neue Aufgabe zu übernehmen.

Zunächst wurde der Anbau mit den Praxisräumen erweitert und auf den neuesten Stand gebracht.

Neben dem Warte- und Sprechzimmer gab es nun ein eigenes Labor, einen Röntgenraum, zwei Krankenzimmer für einen stationären Aufenthalt sowie einen kleinen, vollständig eingerichteten Operationssaal, die sogenannte Mini-Klinik. Martin Burger hatte während seiner Jahre an einem Münchner Klinikum eine Zusatzausbildung zum Unfallchirurgen absolviert.

Der Wechsel zur nächsten Generation war ohne Probleme erfolgt, und die Patienten hatten Dr. Martin Burger ohne Zögern ihr Vertrauen geschenkt. Wegen seines besonderen Engagements wurde er auch der „Bergdoktor“ genannt.

Lange hatte Martin Burgers Leben nur aus Arbeit und Fürsorge für seine Patienten bestanden. Auch nach seiner Rückkehr hatte sich daran zunächst nichts geändert.

Erst als er die zauberhafte junge Kollegin Dr. Sabine Rodenwald kennengelernt hatte, war die Liebe in sein Herz zurückgekehrt.

Die charmante Wienerin wurde seine zweite Frau und sein ganz großes Glück. Ihre ungewöhnlich harmonische Ehe krönten drei muntere Kinder: das kluge und hübsche Schulmadel Tessa, dessen kleiner Bruder Philipp, genannt Filli, und Nesthäkchen Laura.

Zusammen mit dem noch immer rührigen Ruheständler Pankraz und der Hauserin Zenzi erfüllten sie das Doktorhaus von St. Christoph mit Leben, Freude, Harmonie und manchmal auch mit einem saftigen Krach, der aber am Abend stets bereinigt war.

Filli liebte es zwar, sich mit Tessa zu streiten, konnte aber nicht einschlafen, bis er mit seiner Schwester die symbolische Friedenspfeife geraucht hatte.

An diesem sonnigen Aprilmorgen herrschte allerdings schönste Eintracht zwischen den Geschwistern. Es war Monatsende, der dreißigste April, die sogenannte Walpurgisnacht stand bevor.

Nachdem es den ganzen Monat über grau und diesig gewesen war, dazu ein ständiger Nieselregen auf die Stimmung gedrückt hatte und vor einer Woche sogar wieder ein paar Schneeflocken gefallen waren, war nun schönstes Frühlingswetter. Ideal, um die Maifeuer zu bestaunen, die nach Einbruch der Dunkelheit wieder auf den Höhen brennen würden.

Die Familie Burger hatte eben das Frühstück beendet. Tessa und Filli verließen kichernd und flüsternd die Stube, um sich auf den Weg in Schule und Kindergarten zu machen.

Zenzi schaute den beiden mit einem leichten Kopfschütteln hinterher.

„Möchte net wissen, was die beiden da aushecken“, sagte sie zu Pankraz, der als Einziger noch am Tisch saß und seinen Kaffee austrank. „Gewiss wird’s wieder ein rechter Unfug sein.“

Der alte Doktor schaute schmunzelnd von der Morgenzeitung auf.

„Vielleicht so etwas wie im letzten Jahr, als deine Liebestöter die Schaukel verschönert haben?“

Die Hauserin bedachte ihn mit einem grimmigen Blick.

„Ist das eine Art, sich über meine Unterwäsche lustig zu machen?“

„Freilich net“, versicherte Pankraz versöhnlich.

Er wollte es sich nicht mit Zenzi verderben, dazu hing er viel zu sehr an ihr und ihren Koch- und Backkünsten. Doch es reizte ihn auch ab und an, sie ein wenig zu pflanzen. Natürlich in Maßen. Er dachte gerade an den feinen Apfelstrudel, den es heute Mittag zum Nachtisch geben sollte.

„Dein Geschmack bei deiner Wäsche ist natürlich ebenso unfehlbar wie deine Kochkünste, meine liebe Zenzi“, versicherte er. „Es gibt wirklich keinen Grund, darüber zu scherzen.“

„Das will ich meinen“, trumpfte sie auf, stemmte das mit Geschirr voll beladene Tablett hoch und nickte gnädig, als Pankraz aufsprang, um ihr die Tür zu öffnen.

Poldi, der Familiendackel, kam herein, die Leine im Maul. Pankraz verstand.

„Aha, Zeit für unsere Gassirunde, dann komm.“ Er seufzte. „Zum Glück hat dein Herrchen eben noch die Kurve gekriegt.“

***

Währenddessen hatte in der Praxis nebenan bereits die morgendliche Sprechstunde begonnen. Bärbel Tannauer, Dr. Burgers versierte Arzthelferin, konnte es an diesem Morgen ein wenig ruhiger angehen lassen, denn im Wartezimmer saßen nur ein halbes Dutzend Patienten.

Auf den Höfen der Umgebung hatte nun wieder die arbeitsreichste Zeit des Jahres begonnen. Da wurde alles, was unter die Rubrik „Zipperlein“ fiel, erst einmal ignoriert. Man ging nur zum Doktor, wenn es unumgänglich wurde.

„Wenn die Saat sprießt, geht der Bauer höchstens mit dem Kopf unterm Arm zum Doktor“, hatte Toni Angerer, selbst Landwirt und ehrenamtlicher Bürgermeister von St. Christoph, die lokale Mentalität recht treffend beschrieben.

An diesem Morgen wartete der Angerer wieder einmal auf eine schmerzstillende Spritze, denn sein Rücken machte ihm zu schaffen. Die bisherigen Versuche des Bergdoktors, ihn zum Abspecken und zu etwas mehr Bewegung zu animieren, waren leider gescheitert. Der Toni aß nun mal für sein Leben gern. Und seine Paula war eine erstklassische Köchin und Zuckerbäckerin.

„Wie lange dauert’s noch, Madel?“, fragte der Toni nun bei Bärbel nach und hielt sich dabei mit gequälter Miene den Rücken. „Ich hab zu leiden. Und fürs Maischießen morgen muss auch noch so einiges organisiert werden.“

„Bist gleich dran, Angerer“, versicherte die blonde Bärbel freundlich. „Ein Haferl Kaffee derweil?“

„Wenn’s meinen Blutdruck net verfälscht.“

Bärbel lachte und füllte einen Becher mit dem aromatischen Getränk.

„So stark ist er net, keine Sorge. Und er versüßt die Wartezeit.“ Sie kannte die Vorliebe des Bürgermeisters und tat auch einen Würfel Zucker hinein. Halbwegs zufrieden zog er ab.

Derweil saß Johann Burgmaier vor Dr. Burgers Schreibtisch. Der verwitwete Landwirt und Viehhändler aus Hochbrunn litt seit einer Weile unter Rheuma. Der Bergdoktor hatte ihn medikamentös so eingestellt, dass er schmerzfrei war. Dazu waren regelmäßige Kontrollen allerdings unabdingbar.

Dr. Burger hatte seinen Patienten gerade gründlich untersucht und betrachtete nun die aktuellen Befunde seiner letzten Blutuntersuchung. Dabei nickte der hochgewachsene dunkelhaarige Mediziner mit den klugen Augen langsam.

„Ja, das schaut gut aus. Alle Werte sind stabil, keine Verschlechterung. Ich hab auch bei der Abtastung keine neuen Rheumaknoten spüren können. Wie fühlst du dich, Johann? Beschwerden, Schmerzen, vielleicht in der Nacht?“

Der Burgmaier schüttelte den Kopf. Er war ein imposantes Mannsbild, stämmig, mit dichtem grauem Haar und einem kecken Schnauz. Die hellblauen Augen blitzten, wenn er lachte.

„Seit Sie mir die Tabletten verschrieben haben, schlaf ich durch, Herr Doktor.“

„Und am Morgen? Steifigkeit der Glieder?“

„Ein bisserl. Aber das ist auch besser geworden. Sagen Sie, kann ich das Reißen vielleicht wieder ganz loswerden?“

„Ich fürchte, das ist unmöglich“, erklärte Dr. Burger und dämpfte so den Glauben seines Patienten an seine uneingeschränkten Heilkräfte. „Die Medikamente lindern, aber sie heilen net. Wir können nur eine Verschlechterung abwenden oder doch zumindest hinauszögern.“

„Aha. Mei, ich beschwer mich trotzdem net. Wenn ich dran denk, wie sehr mir das Reißen zugesetzt hat, es war grausam. Jetzt kann ich zwar nimmer wie ein junger Hüpfer umeinand springen, aber ich fühl mich ganz wohl. Und das verdank ich nur Ihnen, Herr Doktor!“

„Ist schon recht. Wie schaut’s denn daheim aus? Gewiss plant die Vroni heut wieder eine Party zu ihrem Geburtstag, gell?“ Der bescheidene Mediziner wurde bei zu viel offensichtlichem Lob stets verlegen und wechselte das Thema, so auch jetzt.

Der Burgmaier registrierte es, und gleich wuchs seine Wertschätzung für Dr. Burger noch ein wenig mehr an.

„Sie haben ein gutes Gedächtnis. Ja, das Madel feiert heut.“

„Wenn ein Baby in der Walpurgisnacht zur Welt kommt, bleibt einem das im Gedächtnis“, meinte der Landarzt. „Auch wenn’s schon über zwanzig Jahre her ist.

„Vierundzwanzig wird sie Schlag Mitternacht, mein Madel.“ Der Bauer lächelte versonnen. „Ich bin wirklich froh, dass ich sie hab. Jeden Tag wird sie meiner Gretel selig ein bisserl ähnlicher. So hübsch, so fleißig und lebendig. Freilich wird irgendwann ein Bursche kommen und sie mir entführen. Aber bis dahin hat’s fei noch Zeit, wenn Sie mich fragen. Und wenn es schon sein muss, soll sie einen Landwirt nehmen, der als Jungbauer auf unseren Hof kommen kann.“

„Du denkst an alles“, meinte Dr. Burger lachend und reichte ihm ein Rezept. „Dann bis in vier Wochen.“

„Noch mal vielen Dank, Herr Doktor!“

Bis zum Mittagessen hatte sich das Wartezimmer geleert, und Bärbel konnte sogar ein wenig früher in die Pause gehen.

„Was hast du denn vor, heut Abend? Gehst du mit deinem Felix zum Tanz in den Mai?“, wollte Dr. Burger wissen, als sie sich abmeldete. „Oder verbringt ihr lieber einen romantischen Abend zu zweit?“

„Ach, der Felix und romantisch – von wegen!“, gab Bärbel ein wenig zerknirscht zurück. „Die Bergwachtler richten in diesem Jahr den Tanz aus. Da wird er die ganze Zeit hinter der Getränketheke stehen. Ich kann froh sein, wenn er überhaupt mal mit mir tanzt.“

„Na, das kann ich mir gar net vorstellen. Der Felix weiß doch, was er an dir hat. Gewiss wird er Zeit für dich finden.“

„Mei, Chef, Sie sehen halt in jedem nur das Gute. Kommen Sie denn auch zum Tanz?“

„Mal schauen, was meine Frau für Pläne hat.“

Beim Mittagsmahl im Doktorhaus stellte sich dann heraus, dass Pankraz Zenzi zum Maitanz eingeladen hatte.

Sabine aber stand der Sinn nach einem ruhigen Abend zu zweit daheim. Ihr Mann war freilich damit einverstanden.

Die Burgers waren nicht nur ein glückliches Ehepaar, sondern auch noch immer ein Liebespaar. Und diese Seite ihrer Beziehung, die pflegten sie beide mit Hingabe. Zum Beispiel auch in einer so romantischen Nacht wie dieser, wenn überall im Tal von St. Christoph mystische Feuer den Winter austrieben und bereits eine Ahnung vom Frühling in der Luft lag.

***

Johann Burgmaier machte auf dem Heimweg noch bei einem Bauern Station, mit dem er ein Geschäft abzuwickeln hatte.

Der Pressler-Jakob brauchte eine neue Muttersau, und der Burgmaier hatte natürlich das Passende anzubieten. Jetzt ging es nur noch um den Preis. Den einfach zu nennen, damit war die Sache aber nicht erledigt. Da gab es zuerst ein Feilschen und Schenkelklatschen und am Ende, als man sich einig war, ein Stamperl mit auf den Weg.

Was ein Ortsfremder für einen ausgewachsenen Streit hätte halten können, das sah der Gebirgler als ganz normalen Viehhandel an.

Zufrieden mit sich und der Welt fuhr der Burgmaier dann heim. Seine Tochter Vroni, die ihm das Büro in der Viehhandlung führte, schüttelte eben eine Bettdecke im ersten Stock des Bauernhauses aus, als ihr Vater in den Wirtschaftshof fuhr und seinen Geländewagen abstellte. Sie winkte ihm zu und versprach, gleich herunterzukommen.