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Auszug aus Pfarrer Roseders Predigt anlässlich der Hochzeit von Niklas und Alina:
"Auf Wunsch des Brautpaares möchte ich allen danken, die heute gekommen sind. Das junge Paar hat mich gebeten, meine Predigt unter ein Motto zu stellen, das für die beiden besonders wichtig ist und das sie von nun an durchs Leben begleiten wird. Ich glaube, wir sollten uns alle daran halten. Es ist ein Spruch, der unsere Herzen berührt und die Welt besser machen kann, wenn wir uns daran halten. Er lautet: Liebe säen, Glück ernten. Genau das ist unserem Brautpaar geschenkt worden. Die Liebe, mit der das Glück auch nach Jahren voller Tränen und Leid wachsen und gedeihen kann ..."
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Seitenzahl: 106
Veröffentlichungsjahr: 2020
Cover
Impressum
Liebe pflanzen, Glück ernten
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: wernerimages 2020 / shutterstock
eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)
ISBN 9-783-7325-9771-0
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Liebe pflanzen, Glück ernten
Man kann das Leben planen, aber nicht das Schicksal
Von Andreas Kufsteiner
Auszug aus Pfarrer Roseders Predigt anlässlich der Hochzeit von Niklas und Alina:
„Auf Wunsch des Brautpaares möchte ich allen danken, die heute gekommen sind. Das junge Paar hat mich gebeten, meine Predigt unter ein Motto zu stellen, das für die beiden besonders wichtig ist und das sie von nun an durchs Leben begleiten wird. Ich glaube, wir sollten uns alle daran halten. Es ist ein Spruch, der unsere Herzen berührt und die Welt besser machen kann, wenn wir uns daran halten. Er lautet: Liebe säen, Glück ernten. Genau das ist unserem Brautpaar geschenkt worden. Die Liebe, mit der das Glück auch nach Jahren voller Tränen und Leid wachsen und gedeihen kann …“
Bitte lesen Sie jetzt, wie alles begann …
Das schöne Wetter in diesem Sommer verlockte dazu, so oft wie möglich draußen zu sein. Es war ein Juni wie aus dem Bilderbuch, der mit blühenden Bergwiesen und blauem Himmel das Zillertal in einen einzigen, großen Alpengarten verwandelte.
Alina Pertramer freute sich darauf, bald ein paar unbeschwerte Wochen in ihrer Heimat verbringen zu können.
Sie wohnte in Mayrhofen und hatte bis jetzt im „Trachtenparadies“ gearbeitet, das als Geheimtipp für wunderschöne Dirndl galt. Auch zu festlichen Anlässen und Hochzeiten gab es eine große Auswahl an Modellen, die man sonst nirgendwo fand.
Aber nun war damit Schluss.
Zum allgemeinen Bedauern schloss das Traditionsgeschäft seine Pforten. Elise Sifflinger, die fünfundvierzig Jahre lang unermüdlich für ihre Kundinnen da gewesen war, ging in ihren wohlverdienten Ruhestand.
Der geräumige Laden war verkauft worden und sollte so schnell wie möglich umgebaut werden. Ein Sportartikel-Hersteller hatte Frau Sifflinger einen sehr guten Preis bezahlt. Aus dem „Trachtenparadies“ wurde also in Kürze die „Sport-Truhe“.
„Es ist wirklich schade“, sagte Alina zu ihrer Kollegin Gerti, während sie gemeinsam die letzten Kleider sorgsam in große Kartons verpackten. „Ich hab sechs Jahre lang hier gearbeitet, und jeder Tag war ein Gewinn für mich, denn ich hab viele Erfahrungen gesammelt. Es ging immer harmonisch zu, und wir hatten nette Kundinnen. Ich konnte meine eigenen Ideen einbringen, Entwürfe anfertigen und Stoffe aussuchen. Frau Sifflinger hat mir sehr viel Freiheit gelassen. Es war eine schöne Zeit.“ Sie seufzte wehmütig. „Nur manchmal hab ich mich danach gesehnt, mehr draußen sein zu können – irgendwo in den Bergen! Eigentlich wollten meine Eltern, dass ich mal irgendwann ihr Innsbrucker Café übernehme. Aber das ist nichts für mich.“
Gerti legte weißes Seidenpapier über die Kleider.
„Du willst doch weiter in der Modebranche arbeiten“, meinte sie, „bei deinem Geschick kannst du sicher bald ein eigenes Geschäft eröffnen. Das trau ich dir zu. Man merkt sofort, dass du eine tolle Ausbildung hast. Ich hätte auch gern eine Fachschule für Mode und Design besucht wie du, aber meine Eltern waren dagegen. Na ja, und jetzt werd ich etwas ganz anderes machen. Hotel und Gastronomie! Ich hab Bedenken, aber mein Verlobter lässt das nicht gelten. Ein Hotel am Wörthersee, das klingt gut, aber es wird für mich anfangs nicht leicht sein.“ Sie schloss den Karton. „Manchmal freu ich mich darauf, aber dann kommen mir wieder Zweifel. Ich hab wirklich ein bisschen Angst.“
„Ach was! Du packst das, davon bin ich überzeugt“, meinte Alina aufmunternd. „Komm, wir trinken erst mal einen Kaffee. Eine kleine Pause muss sein.“
Frau Sifflinger hatte Gerti für ein Jahr als Verkäuferin auf Zeit eingestellt. Dieses Jahr war nun eh vorbei. Länger wäre Gerti auch gar nicht in Mayrhofen geblieben. Denn es stand fest, dass sie mit ihrem Verlobten nach Kärnten ziehen würde. Nach der Hochzeit im Herbst wurde es dann ernst mit dem Hotel am Wörthersee.
Gerti war mitunter wirklich ein „Angsthaserl“, aber wenn es darauf ankam, mobilisierte sie all ihre Kräfte. An ihren Plänen gab es jedenfalls nichts zu rütteln.
Auch Alina wusste ganz genau, was sie wollte. Sie hatte bereits ein verlockendes Angebot vom Trachtenhaus Mayerl in Schwaz erhalten.
Man war sehr daran interessiert, sie ab September als Stellvertreterin der Chefin einzustellen. Frau Mayerl war viel unterwegs, sie reiste gern hierhin und dorthin.
Außerdem besuchte sie jeden Monat eine der zahlreichen Modemessen und hatte angedeutet, dass sie gelegentlich eine junge, fachlich kompetente Person als Beraterin dabei haben wollte. Oft hielt sie sich auch in der Filiale in Kitzbühel auf. Selbstständiges Arbeiten setzte Frau Mayerl voraus. All das war genau das Richtige für Alina.
Daher lautete ihr Plan für die nächste Zeit: Zunächst ein Sommerurlaub im schönen Zillertal, dann im viel besuchten Café ihrer Eltern (mit Bistro und einer neu eingerichteten Weinstube) hin und wieder aushelfen – um des lieben Friedens willen.
Zwar zeigten die Eltern inzwischen Verständnis dafür, dass ihre Tochter sich der Modebranche zugewandt hatte, aber ab und zu ließen sie doch noch durchblicken, dass sie sich eigentlich „etwas anderes“ gewünscht hätten.
Nach dem Sommer würde Alina also die Stelle im Mode- und Trachtenhaus Mayerl antreten und gleichzeitig ihre Fühler nach einem eigenen Geschäft ausstrecken. Das konnte in aller Ruhe geschehen. Der Sprung in die Selbstständigkeit und der Erfolg mit selbst entworfenen Modellen waren ihr großer Lebensplan. Was privat auf sie zukam, wollte sie dem Schicksal überlassen.
Wo sie sich Jung-Unternehmerin schließlich niederlassen würde, stand noch nicht fest. Aber auf keinen Fall wollte sie ihr Heimatland Tirol verlassen. Vielleicht war Kitzbühel der richtige Ort? Oder Kufstein? Nun, es würde sich etwas Passendes ergeben. Daran hatte Alina keinerlei Zweifel.
Sie war kürzlich sechsundzwanzig Jahre alt geworden und hatte ihren Geburtstag mit Freunden auf einer Hütte oberhalb von St. Christoph gefeiert. Das idyllische Dorf war ihr richtig ans Herz gewachsen. Wenn es ihre Zeit erlaubte, fuhr sie hinauf, um den einmaligen Blick auf das Alpenpanorama aus der Nähe zu genießen.
Ohne „ihre“ Berge ging es nun mal nicht. Während andere Leute davon schwärmten, sich an irgendeinem Strand die Sonne auf den „Pelz brennen“ zu lassen, träumte sie von wunderbaren Tagen in klarer Luft, von Almen, silberhellen Bächen, einsamen Seen, tiefgrünen Wäldern und kleinen Hütten, in denen – wer konnte das schon wissen – vielleicht früher einmal die sieben Zwerge gewohnt hatten …
Und wie stand es mit dem Prinzen auf dem edlen Pferd, der einfach vorbeigeritten kam, als sei es so vom Schicksal bestimmt?
Alina lächelte, als sie an all diese Träume dachte, über die andere vielleicht gespottet hätten.
Aber waren es nicht diese Träume, die ihre Fantasie beflügelten und ihr dabei halfen, auch in dunklen Tagen noch einen Sonnenstrahl zu sehen?
Mit dem Märchenprinzen war es natürlich so eine Sache! Erstens fühlte sich Alina mit ihrem blonden Haar nicht wie Schneewittchen, und zweitens standen zufällig vorbeikommende Königssöhne auf weißen Pferden, noch dazu mit einem tadellosen Charakter, kaum zur Verfügung.
Eigentlich gibt es sie gar nicht, dachte Alina amüsiert.
Lorenz Bachler, ihr Nachbar, kam jedenfalls als Traumprinz nicht infrage. Er war zweifellos höflich und nett, sah gut aus und hatte eine „krisensichere“ Stellung im Finanzwesen, wie er ihr immer wieder versicherte.
Außerdem tat er alles Mögliche für sie, was nicht unbedingt nötig gewesen wäre. War ein neuer Anstrich in der Küche nötig? Kein Problem, Lorenz tauchte mit Farbe und Pinsel auf. Mussten Pakete zur Post gebracht werden? Ein Wort, und Lorenz eilte herbei.
Natürlich wusste Alina, dass er sich nur deshalb so viel Mühe gab, weil er sich dadurch bessere Chancen bei ihr ausrechnete. Er begriff es einfach nicht, dass der Funke bei ihr nicht überspringen wollte. Jedenfalls noch nicht. Und wahrscheinlich auch künftig nicht.
Alina und Lorenz wohnten nun schon einige Zeit Tür an Tür im Erdgeschoss eines Zweifamilien-Hauses in Mayrhofen. Und trotz dieser unmittelbaren Nachbarschaft kam Lorenz seinem Ziel nicht näher.
Gerti tippte Alina vorsichtig an.
„Wo bist du denn mit deinen Gedanken?“, fragte sie vorwurfsvoll. „Wir sind nur noch heute beisammen! Ich hab dich soeben gefragt, ob du mich bald mal am Wörthersee besuchen kommst. Keine Antwort!“
„Tut mir leid. Klar schau ich gern bei dir und deinem Hannes vorbei. Wann, das kann ich zwar derzeit noch net sagen …“
„Na klar. Alina, die viel beschäftigte künftige Unternehmerin. Was hast du dir denn in der nächsten Zeit vorgenommen?“
„Zunächst mal fast gar nichts. Ich brauch ganz viel frische Bergluft und Entspannung. Oder Entschleunigung, wie viele es nennen, wenn man einfach mal die Seele baumeln lässt. Hier und da werd ich mich auch nützlich machen.“
„Du bist doch ziemlich oft droben in St. Christoph, weil es dir dort so gut gefällt.“ Gerti druckste ein bisschen herum. „Kennst du vielleicht zufällig den Brunnfels-Hof?“
„Nein. Keine Ahnung.“ Alina schüttelte den Kopf. „Ich bin schon einige Male durchs Dorf gegangen, aber die Höfe ringsum kenne ich nicht. Einmal war ich in der Kirchgasse in der Praxis von Dr. Burger, weil ich einen schrecklichen Insektenstich hatte. Meine Hand war so dick angeschwollen, dass ich sie nicht mehr bewegen konnte. Eine Allergie, wahrscheinlich hat mich eine Hornisse gestochen. Ich bekam richtig Angst und hatte so komische Atembeschwerden. Ich hab im Wald nur noch etwas Brummendes und Summendes wegfliegen sehen, das viel größer war als eine Wespe. Nach einer Kortisonspritze ging es mir schnell wieder besser. Der Doktor war echt super, fand ich. Ich bin wimmernd in die Praxis gerannt, und er hat mich sofort drangenommen. Danach konnte ich mich noch eine Weile auf einer Liege in der Praxis von meinem Schock erholen.“
„Wann war denn das?“
„Vor anderthalb Jahren. Da warst du noch net hier im Laden, Gerti.“
„Stimmt. Manchmal hab ich auf dem Brunnfels-Hof vorbeigeschaut“, erwiderte Gerti. „Weil meine Patin dort als Hauserin arbeitet. Afra Gietl heißt sie. Eine herzensgute, unglaublich tüchtige Person, die immer nur das Beste will.“
„Aha. Ich verstehe. Und weiter? Was ist so besonders an dem Hof?“
„Schwer zu sagen. Es läuft net so gut da oben“, brachte Gerti hervor. „Privat jedenfalls. Der Mosacher-Niklas – das ist der Hofbesitzer – gilt als schwierig. Jedenfalls lässt er sich net oft im Dorf blicken. Mit seinen Eltern gab es angeblich viel Streit und Ärger, weil sie ihm ständig dreinreden wollten. Sie sind inzwischen umgezogen und wohnen in Vorarlberg. Da lebt ihre Tochter, die Anni. Niklas und seine Schwester lagen auch miteinander im Streit, weil sie dauernd Geld von ihm wollte. Den Hof hat er ja bekommen, er hat sie ausbezahlt, aber das hat ihr wohl net gereicht. Die ganze Familie ist sich net grün, wie es heißt.“
„Manche Leut können nicht friedlich miteinander auskommen“, warf Alina ein.
„Leider ist das so“, nickte Gerti. „Ich finde, dass der Hof wirklich schön ist. Ein Jammer, dass die Mosachers sich nichts mehr zu sagen haben. Bei ihnen läuft alles über Rechtsanwälte. “
„So etwas kommt eben vor, Gerti. Das ist bedauerlich. Aber ich kenne die Familie nicht, und es interessiert mich auch net wirklich, wie es auf diesem Hof zugeht. Warum erzählst du mir das alles?“, wunderte sich Alina.
„Na ja. Weil meine Patin so gern hin und wieder eine Hilfe hätte. Oder wenigstens mal ein paar Wochen lang, damit sie mal durchschnaufen kann. Du bist doch so gern droben in St. Christoph. Vielleicht könntest du ein bisserl …“
„Wie bitte? Ich soll mich auf dem Hof bei diesen Streithähnen in die Nesseln setzen?“, unterbrach Alina die verlegen dreinblickende Gerti. „Die Familie ist zerstritten, der junge Bauer scheint nicht gerade freundlich zu sein, und die einzige Hilfe auf dem Hof, deine Patentante, steht kurz vor dem Nervenzusammenbruch. Das pack ich net. Nein, danke.“
„So schlimm ist es doch nicht“, widersprach Gerti kleinlaut. „Tante Afra würde niemals zusammenbrechen, schon gar net nervlich. Sie hat Nerven wie Drahtseile, sonst wäre sie schon gar net mehr dort oben. Außerdem gibt es ja noch zwei Knechte. Aber die Arbeit im Haus und drumherum häuft sich. Es wäre es wirklich eine große Erleichterung für meine Tante, wenn ihr mal jemand zur Hand gehen würde.“
„Tut mir leid, Gerti, aber das ist wirklich nichts für mich.“ Alina winkte ab. „Natürlich hätte ich jetzt Zeit, aber ich hab mir schon verschiedene Dinge vorgenommen. Du hast Pläne, ich habe Pläne. Und die möchte ich nicht umstoßen, weil irgendein Hofbesitzer es net schafft, dauerhaft eine Hilfe für seine gestresste Hauserin einzustellen!“
„Ich hab dich ja nur mal gefragt, mehr net“, entgegnete Gerti beleidigt. „Es wird sich schon noch jemand finden, der auf dem Brunnfels-Hof einspringt. Im Moment geht es eben auch deshalb eng her, weil der Mosacher-Niklas net daheim ist.“
„Ach, der Herr Hofbesitzer ist verreist, während seine Leut sich krumm arbeiten? Das ist nicht gerade die feine Art!“