Der Bergdoktor 2038 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 2038 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Die reichen Haselbecks, die stolzen Besitzer des Jahreszeiten-Hofs, brechen vor Kummer zusammen, als Walter, ihr einziger Sohn und Erbe, durch einen tragischen Jagdunfall ums Leben kommt. Dr. Burger rekonstruiert aufgrund der tödlichen Wunde und der Lage des Toten den Unfallhergang: Der volltrunkene Jungbauer muss im Wald gestolpert sein, dadurch hat sich versehentlich ein Schuss aus seinem Stutzen gelöst und ihn getötet. Der Amtsarzt in Schwaz bestätigt dies.
Doch kurz darauf kursiert plötzlich in St. Christoph das Gerücht, Walters Frau Johanna und ihr heimlicher Geliebter hätten den Bauern in eine Falle gelockt. Der Gendarm geht diesen Gerüchten nach und findet tatsächlich schnell Beweise für diese ungeheuren Anschuldigungen ...


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Seitenzahl: 123

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhalt

Cover

Impressum

Hartes Bauernblut

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Michael Wolf

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-9881-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Hartes Bauernblut

Eine junge Witwe kämpft gegen Neid, Hass und Habsucht

Von Andreas Kufsteiner

Die reichen Haselbecks, die stolzen Besitzer des Jahreszeiten-Hofs, brechen vor Kummer zusammen, als Walter, ihr einziger Sohn und Erbe, durch einen tragischen Jagdunfall ums Leben kommt. Dr. Burger rekonstruiert aufgrund der tödlichen Wunde und der Lage des Toten den Unfallhergang: Der volltrunkene Jungbauer muss im Wald gestolpert sein, dadurch hat sich versehentlich ein Schuss aus seinem Stutzen gelöst und ihn getötet. Der Amtsarzt in Schwaz bestätigt dies.

Doch kurz darauf kursiert plötzlich in St. Christoph das Gerücht, Walters Frau Johanna und ihr heimlicher Geliebter hätten den Bauern in eine Falle gelockt. Der Gendarm geht diesen Gerüchten nach und findet tatsächlich schnell Beweise für diese ungeheuren Anschuldigungen …

Die Musik spielte eine lustige Polka. Voll war der Tanzboden, Burschen schwenkten ihre Madeln im Takt, dass die Röcke und die Zöpfe nur so flogen. Ab und an erklang ein übermütiger Juchzer, einem entrang sich ein zünftiger Jodler.

Die Stimmung war ausgelassen und unbeschwert. So wie in jedem Jahr beim Tanz in den Mai im „Ochsen“ von St. Christoph.

„Noch eine Runde?“, rief Simon in Johannas Ohr, und sie nickte mit strahlenden Augen. Ja, sie tanzte für ihr Leben gern!

Doch da war die Polka vorbei, die Band schwenkte in einen langsamen Rhythmus um, eine Melodie zum Träumen für verliebte Herzen. Und noch ehe sich Johanna versah, trat ein großer, fescher Bursche neben sie, um abzuklatschen.

Simon reagierte unwirsch, aber der andere bestand auf dem angestammten Recht. Und Johanna wechselte in seine starken Arme, ganz verzaubert vom ersten Moment an. Sie blickte in tiefblaue Augen, die etwas Zwingendes hatten, die einen Willen ausdrückten, von dem sie zugleich geängstigt und fasziniert war. Dieser Wille, der die Welt buchstäblich aus den Angeln heben konnte, wenn es ihm passte, der hatte sie sogleich bezwungen.

Simon stand grollend abseits. Und als der andere Johannas Hand nahm, mit ihr den Tanzsaal verließ und in die sternklare Nacht trat, da ging sie einfach mit, ganz selbstverständlich, ohne zu fragen.

Ebenso sagte sie nur ein halbes Jahr nach diesem Abend Ja, als er ihr den goldenen Ring an den Finger steckte, ihr sein Herz zu Füßen legte und von einem lebenslangen Glück für sie beide sprach.

„Ach, Walter …“ Johanna weinte leise im Schlaf. Und dann verwischten die Traumbilder, jene Erinnerung an den Zauber einer Nacht, die ihr Leben so sehr verändern sollte. Und nicht zum Guten, wie sie naiv und voller Zuversicht geglaubt hatte.

Müde schlug Johanna die Augen auf, blickte gegen die getäfelte Decke, an der die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne schimmerten, und fühlte sich ganz matt und zerschlagen.

Ein weiterer Tag, der auf sie wartete, mit all seinen Pflichten und Aufgaben. Sie würde wieder schweigend ihre Arbeit tun und es schon als kleines Glück ansehen, wenn kein böses Wort an sie gerichtet wurde.

Warum eigentlich? Was hatte sie, Johanna Haselbeck, geborene Griese aus Hochbrunn, denn verbrochen, dass sie sich Tag um Tag wie eine Sünderin behandeln ließ, ohne Gegenwehr, ohne aufzumucken? Einmal war sie ihrem Herzen gefolgt, hatte blind und naiv an das Glück geglaubt. Und nun bezahlte sie dafür, Tag um Tag.

Die hübsche Jungbäuerin vom reichen Jahreszeiten-Hof in St. Christoph seufzte schwer. Noch waren ihre Augen feucht von den Tränen der Nacht. Und doch spürte sie schon wieder den Wunsch zu weinen, zumindest die schwache Erleichterung zu fühlen, die die Tränen ihr schenkten.

Doch es hatte keinen Sinn. Selbstmitleid änderte nichts. Und das kleine Leben, das unter ihrem Herzen wuchs, das noch nichts wusste von der Welt und all ihrem Kummer, das sollte ihr Unglück nicht allzu deutlich zu spüren bekommen. Noch nicht. Früh genug würde es lernen, was es hieß, ein Haselbeck zu sein, der reichste Bauer im Tal von St. Christoph, ein stolzer Tiroler, in dessen Adern hartes Bauernblut wallte.

Mit einer müden Geste erhob Johanna sich, fühlte die Last auf ihren schmalen Schultern und spürte die Einsamkeit in ihrem Herzen.

Die zweite Betthälfte war leer und kalt, ebenso wie ihr zumute war, dachte sie über ihr Leben und ihre Ehe nach. Zwei Jahre waren es erst, und doch erschien es ihr wie Jahrzehnte. Es war nicht immer so gewesen. Vor zwei Jahren war sie glücklich gewesen und hatte an dieses vermeintliche Glück geglaubt.

Johanna hatte zusammen mit Simon Hellmoser, dem Sohn des Nachbarn, das Tanzfest in St. Christoph besucht. Die beiden mochten sich sehr, für ihre Eltern war eigentlich längst klar gewesen, dass sie zusammengehörten.

Johanna, die Tochter von Annamarie und Sepp Griese, beide beim Baron Brauneck in St. Christoph angestellt, er in der Landwirtschaft, sie in der Schlossküche. Und Simon, ein fleißiger Jungbauer, der den kleinen Betrieb des Vaters aufs Biologische umgestellt hatte und mit hochwertigen Produkten seinen Schnitt machte. Der zudem ein talentierter Herrgottsschnitzer war und Johannas liebster und bester Spezl seit Kindertagen.

Die beiden waren ein schönes Paar gewesen, harmonisch und im stillen Einverständnis einer langen Vertrautheit miteinander verbunden. Keiner hätte sich denken können, dass sich daran je etwas ändern würde. Johanna am allerwenigsten.

Doch dann war Walter Haselbeck aufgetaucht, der fesche und schwerreiche Großbauernsohn, der ihr Herz im Sturm erobert hatte, so als sei das ganz selbstverständlich.

In Walters Nähe hatte Johanna alles vergessen, Simon, ihren Verspruch, ihre Pläne, ja, sich selbst.

Der gut aussehende Jungbauer hatte sie mit Charme umworben, mit teuren Geschenken verführt, an ihn und seine Gefühle zu glauben. Zuerst war Johanna noch skeptisch gewesen. Für einen wie Walter Haselbeck konnte sie doch nichts weiter sein als ein Zeitvertreib, ein kurzes Gspusi, nichts von Bedeutung.

Es schien klar, dass so einer nur eine reiche Erbin zur Frau nahm.

„Geld heiratet Geld. Und da ist für unsereins kein Platz“, hatte Sepp Griese oft gesagt.

Das hatte auch Johanna geglaubt, bis Walter gekommen war.

Er hatte ihr nach einem halben Jahr einen Ring an den Finger gesteckt und sie zu seiner Bäuerin gemacht. Einfach so, als sei es das Normalste der Welt. Damals, im weißen Hochzeitsdirndl, in der weißen Hochzeitskutsche, gezogen von sechs Schimmeln, da hatte Johanna sich wie im Märchen gefühlt. Doch das sollte sich schon bald ändern.

Ihr Ritter in schimmernder Rüstung hatte sich nach kurzer Zeit von ihr abgewandt und sein eigenes Leben gelebt. Ihre Stellung auf dem Jahreszeiten-Hof stand auf tönernen Füßen. Und irgendwann hatte sie begriffen, dass Walter sie wohl nur aus Trotz gegen seinen kaltherzigen Vater und seine herrschsüchtige Mutter geheiratet hatte.

Seither lebte sie im Schatten des Mannes, der ihr Herz noch immer beherrschte und es mit ein wenig Freundlichkeit leicht hätte zurückgewinnen können. Doch er machte sich nicht die Mühe, gab ihr immer wieder deutlich zu verstehen, dass sie ihm nicht mehr wert war als ein altes Möbelstück, eine Gewohnheit, die bequem war und von der man deshalb nicht lassen wollte.

Verzweiflung hatte ihr Herz erfüllt, als Johanna dies alles begriffen hatte. Ein Leben im Luxus, gekettet an einen gleichgültigen Mann, aufgerieben zwischen einer Altbäuerin, die sie hasste, und der kalten Ablehnung des Schwiegervaters.

Einzig Monika, Walters Schwester, behandelte sie wie eine Freundin, war vom ersten Moment an auf sie zugekommen und auch jetzt noch für sie da, wenn das Unglück sie zu ersticken drohte.

Doch was nützte das? Johanna hatte versucht, Walter zu verlassen, in ihrer Verzweiflung hatte sie sogar daran gedacht, in die Feldkopfklamm zu springen. Doch ihr Mann gab es nicht zu, dass sie „Zicken“ machte, wie er das nannte. Das schöne Bild für die Welt musste intakt bleiben.

Das hatte er ihr klargemacht, zunächst mit freundlicher Eindringlichkeit und teuren Geschenken, dann mit schlagkräftigen Argumenten. Schließlich hatte Johanna sich in dieses unglückliche Leben gefügt, hatte resigniert in der Gewissheit, dass es keinen Ausweg gab.

Die hübsche junge Frau steckte ihr blondes Haar zu einem strengen Knoten, warf noch einen kurzen, traurigen Blick in den Spiegel und verließ dann die eheliche Schlafkammer, die den Namen eigentlich längst nicht mehr verdiente, um ihr Tagwerk zu beginnen. Sie war die Jungbäuerin auf dem Jahreszeiten-Hof, doch sie hatte die Aufgaben einer Magd. Und es gab jemanden, der sehr genau darauf schaute, dass sie diese auch erledigte.

***

Hildegard Haselbeck drehte ihr früh ergrautes Haar zu einem Kränzel, das sie im Nacken zusammensteckte. Die Altbäuerin hatte geschickte Hände und konnte im Nu die raffiniertesten Flechtfrisuren zaubern. Bei Festen kamen die Madeln zu ihr gelaufen, denn alle in St. Christoph wussten um ihr Talent.

Bei sich selbst gab sie sich keine große Mühe mehr. Wen kümmerte es schon, wie ihre Frisur gesteckt war? Ihren Mann Udo gewiss nicht. Der schaute gern nach den jungen Mägden, und dabei hatte er selten ihre Frisuren im Blick.

Der schmale Mund der Bäuerin verzog sich abfällig. Mannsbilder waren eben alle gleich. Sie konnten nicht treu sein und verloren im Handumdrehen das Interesse. Hildegard bedauerte ihre Geschlechtsgenossinnen, die dann krampfhaft versuchten, es mit jugendlicher Aufmachung, kosmetischen Tricks oder gar weggespritzten Falten erneut zu wecken. Das hatte sie nicht nötig.

Ihre üppige Mitgift hatte dem jungen Haselbeck einst die besten Wiesen im Tal beschert, dazu einen landwirtschaftlichen Fuhrpark, der sich sehen lassen konnte. Und nicht zuletzt einen Forst, der sich bis hinüber nach Hohenluft erstreckte. Wer so viel in die Ehe mitbrachte, der war unantastbar und bestimmte, wo es langging.

Für Udo Haselbeck eine bittere Pille, denn der Großbauer war bereits in jungen Jahren auffahrend und herrschsüchtig gewesen. Es hatte eine Weile gedauert, bis die beiden Feuerköpfe sich zusammengerauft hatten.

Nun herrschte in ihrer Ehe schon lange ein Status quo. Udo blieb in der Spur, die Hildegard vorgab. Scherte er doch mal aus, dann diskret und unauffällig. Und er ließ ihr alle Freiheiten, auf seinem Hof zu herrschen, wie es ihr gefiel. Und es gefiel ihr. Besonders, seit Johanna hier lebte.

Als Monika vor fünf Jahren den Agraringenieur Sebastian Kofler geheiratet hatte, war Hildegard mit der Wahl ihrer Tochter nicht wirklich zufrieden gewesen.

Sebastian war ein blasser Bürokrat, fleißig, aber fad, wenig intrigant und auch nicht eben besonders männlich. Monika war noch immer nicht in die Hoffnung gekommen. Und Hildegard bezweifelte mittlerweile, dass sich daran noch etwas ändern würde.

Mit diesem Schwiegersohn ließ sich nicht viel anfangen, auch wenn Udo ihn als willigen Mitarbeiter auf dem Hof schätzte.

Johanna war da schon etwas anderes. Gleich am ersten Tag, als Walter sie zum Kaffee mitgebracht und seinen Eltern vorgestellt hatte, war sie für Hildegard das „Bettelmadel“ gewesen. Und daran hatte sich bis auf den heutigen Tag nichts geändert.

Am Anfang hatte die Altbäuerin sich noch ein wenig zurückgehalten mit ihren Spitzen gegen die ungeliebte Schwiegertochter. Doch seit Walter ganz offensichtlich das Interesse verloren hatte und seine Freizeit lieber aushäusig verbrachte, war Hildegard zu großer Form aufgelaufen.

Mit Hingabe und Ausdauer quälte und piesackte sie Johanna und lachte hinter ihr her, wenn sie weinend flüchtete. Freilich achtete sie darauf, ihre Gemeinheiten fast nur loszulassen, wenn sie allein waren.

Monika hatte eine lächerliche Schwäche für ihre Schwägerin entwickelt und nahm sie doch tatsächlich in Schutz. Wie deppert! Hildegard hätte gern etwas dagegen unternommen, doch ihre Tochter kam ganz nach dem Vater und ließ sich nichts sagen.

Also vermied die Altbäuerin es, Johanna vor Publikum zu erniedrigen und zu drangsalieren. Auch wenn das nur die halbe Freude war. Aber es lag ja schließlich an ihr, was sie aus ihren Möglichkeiten schöpfte.

„He, steh endlich auf!“ Hildegard rüttelte an der Schulter ihres Mannes, der noch schnarchend im Bett lag. Normalerweise sprang der Haselbeck mit dem ersten Hahnenschrei aus den Federn, war stets der Erste an der Arbeit. Sein Motto „Zeit ist Geld“ hatte er verinnerlicht, und so führte er auch den Erbhof.

Am Vorabend aber war Gemeinderatssitzung gewesen. Die zog sich stets bis nach Mitternacht hin und endete niemals nüchtern.

Udo Haselbeck grunzte ungehalten und drehte sich noch einmal um. Seine Frau öffnete das Kammerfenster.

„Los, aussi, alter Saubär!“, schimpfte sie. „Du stinkst wie ein Wirtshaus, eine Schande ist das!“

„Goschen, Weibel“, knurrte der Bauer. „Ich steh auf, wann’s mir passt, merk dir das endlich. Und Fenster zu!“

„Ach, steig mir doch den Buckel auffi“, kam es giftig von Hildegard, dann knallte sie die Kammertür mit Schwung hinter sich ins Schloss. Geladen wie sie war, rauschte sie die Stiege hinunter in die Küche, wo sich bereits ihr Lieblinsopfer aufhielt. Johanna kam ihr gerade recht!

„Guten Morgen“, sagte die Jungbäuerin freundlich.

Eine Antwort erhielt sie nicht, stattdessen fuhr Hildegard sie sofort an.

„Was schleichst da umeinand wie Falschgeld, du Stück Malheur? Geh endlich an die Arbeit, oder sollen wir heut vielleicht erst zum Mittagsläuten frühstücken?“ Sie versetzte Johanna einen flachen Schlag gegen den Hinterkopf, der diese leicht zusammenzucken ließ.

Hastig griff sie nach der Pfanne, in der die ersten Pfannkuchen gerade goldgelb wurden, um diese zu wenden. Doch der Griff rutschte ihr weg, etwas heißes Fett spritzte auf den Herd und ihre Hand. Nur mühsam unterdrückte sie einen Schmerzenslaut.

Die Altbäuerin war sofort wie ein Geier neben ihr.

„Ungeschickte dumme Gans!“, keifte sie. „Den ganzen Herd hast du verklackst. So was Deppertes, zu nix zu gebrauchen. Mach Platz!“

Sie rammte Johanna den Ellbogen in die Seite, dass diese taumelte. Ein kalter Blick aus hellen Augen ließ sie kuschen. Hildegard grinste hämisch.

„So ist’s gut. Lauf und deck den Tisch, in einer Viertelstunde gibt’s Frühstück. Und beeil dich ein bisserl, sonst kannst du was erleben!“

Johanna war froh, die Küche verlassen zu können. Wenn sie sich mit ihrer Schwiegermutter in einem Zimmer aufhalten musste, wurde ihr der Hals eng. Sie fürchtete sich vor den nie enden wollenden Gemeinheiten, die so sicher kamen wie das Amen in der Kirche. Mit einem schweren Seufzer begann sie, den Tisch im Esszimmer zu decken.

Gleich darauf erschien Monika, wie meist guter Laune. Die hübsche Hoftochter mit den haselnussbraunen Locken und den tiefblauen Augen hatte zwar den festen Willen des Vaters geerbt, doch nichts von ihrer giftigen Mutter an sich. Glücklicherweise, wie Johanna fand.

„Grüß dich, Hanni“, sagte sie freundlich und half ihr sogleich beim Tischdecken. „Wie hast du geschlafen?“

„Es geht so.“ Johanna hob die Schultern.

„Ich weiß schon. Dass der Walter dich aber auch so oft allein lässt … Mei, das ist net anständig. Wenigstens ist der Bastl diesmal mitgefahren zur Jagdhütte.“ Sie lachte leise. „Keine Sorge, der passt schon auf, dass da nix feit.“

„Dass dein Mann ein Interesse an der Jagd hat, wusste ich gar net“, meinte die Jungbäuerin.

„Ja, der Bastl hat viele Interessen. Er ist eben ein stilles Wasser, und die sind bekanntlich tief.“

„Du hast es gut“, rutschte Johanna es da unbedacht heraus.