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Die Stiegelmaiers bewirtschaften in St. Christoph einen großen Erbhof und haben zwei Töchter. Sofie, die Ältere, ein robustes und kerngesundes Madel, und ihre jüngere Schwester Anni. Sie kam mit einem schwachen Herzen zu früh zur Welt, war lange Zeit im Spital und kränklich während der gesamten Kindheit. Aus diesem Grund ist sie dem Bauern sehr ans Herz gewachsen.
Nun ist aus Anni eine bildsaubere, junge Frau geworden, der die Burschen im Tal gleich reihenweise nachlaufen. Sofie, die sich schon ihr Leben lang zurückgesetzt und weniger geliebt fühlt als das kleine Sorgenkind, platzt schier vor Neid und Eifersucht. Als dann auch noch der Deisler-Daniel, der begehrteste Junggeselle im Tal, ausgerechnet Anni einlädt, mit ihm zum Erntefest zu gehen, will Sofie es nicht länger hinnehmen - und sie tauscht Annis Medikamente gegen Placebos aus ...
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Seitenzahl: 123
Veröffentlichungsjahr: 2020
Cover
Impressum
Kollaps beim Erntefest
Vorschau
BASTEI LÜBBE AG
Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Bastei Verlag / Michael Wolf
eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)
ISBN 9-783-7517-0017-7
www.bastei.de
www.luebbe.de
www.lesejury.de
Kollaps beim Erntefest
Sie war so glücklich wie nie – als ihr Herz plötzlich aussetzte
Von Andreas Kufsteiner
Die Stiegelmaiers bewirtschaften in St. Christoph einen großen Erbhof und haben zwei Töchter. Sofie, die Ältere, ein robustes und kerngesundes Madel, und ihre jüngere Schwester Anni. Sie kam mit einem schwachen Herzen zu früh zur Welt, war lange Zeit im Spital und kränklich während der gesamten Kindheit. Aus diesem Grund ist sie dem Bauern sehr ans Herz gewachsen.
Nun ist aus Anni eine bildsaubere, junge Frau geworden, der die Burschen im Tal gleich reihenweise nachlaufen. Sofie, die sich schon ihr Leben lang zurückgesetzt und weniger geliebt fühlt als das kleine Sorgenkind, platzt schier vor Neid und Eifersucht. Als dann auch noch der Deisler-Daniel, der begehrteste Junggeselle im Tal, ausgerechnet Anni einlädt, mit ihm zum Erntefest zu gehen, will Sofie es nicht länger hinnehmen – und sie tauscht Annis Medikamente gegen wirkungslose Placebos aus …
St. Christoph, eine kleine, weltabgeschiedene Gemeinde ganz am Ende des Zillertals, war nur über eine schmale, kurvenreiche Bergstraße von Mayrhofen aus zu erreichen.
Sechs Berge grüßten schon von fern und reihten sich aus der Nähe zu einem imposanten Panorama, das vor Spätfrösten im Frühjahr und allzu heftigen Stürmen schützte und so die Landwirtschaft begünstigte. Die höchste Erhebung, der Feldkopf, war gleichsam das Wahrzeichen von St. Christoph.
Eine Kabinenbahn fuhr in der warmen Jahreszeit zum Gipfel hinauf, brachte Wanderer und Kletterer zur Feldkopfhütte mit ihrer regionalen Küche und schlichten Übernachtungsmöglichkeiten.
Das erste Haus an der Dorfstraße gehörte dem Gendarmen Ludwig Sirch. Der beleibte Gesetzeshüter sah sich selbst als Fels in der Brandung und Wächter über Recht und Ordnung.
Tatsächlich gab es sehr selten mehr für ihn zu tun, als einen Verkehrsunfall aufzunehmen oder mal eine Wirtshausrauferei zu beenden. Dass dies so blieb und St. Christoph weiterhin ein Hort von Ruhe und Frieden war, dafür zeichnete der Sirch verantwortlich, denn das hatte er sich auf die Fahnen geschrieben.
Gepflegte Alpenhäuser reihten sich im weiteren Verlauf der Dorfstraße aneinander. Dann gab es in der Kirchgasse das Pfarrhaus neben der weißen Kirche mit dem Zwiebelturm und dem goldenen Wetterhahn, die Roswitha-Apotheke sowie das Doktorhaus.
Hier lebte die Familie Burger seit zwei Generationen. Dr. Martin Burger, der Bergdoktor, wie ihn die Menschen im Tal nannten, hatte seine Praxis im Anbau des Doktorhauses.
Am Ortsende fanden sich schließlich, jeweils auf einer Anhöhe rechts und links, das Berghotel und das Barockschlössl des Barons von Brauneck.
Rings um den Dorfkern gab es viele landwirtschaftliche Betriebe. Schöne, traditionsreiche Höfe, teilweise seit vielen Generationen im Familienbesitz. Einer davon gehörte den Stiegelmaiers.
Christa und Josef, die Bauersleute, hatten vor einer Weile Silberhochzeit gefeiert. Ihre beiden Töchter Sofie und Anna-Marie, die Anni gerufen wurde, waren zu bildsauberen jungen Frauen herangewachsen, die bei den Burschen durchaus Anklang fanden.
Noch hatten sie sich nicht gebunden, und das war Josef Stiegelmaier nur zu recht. So bald wollte er seine beiden Madeln nämlich nicht hergeben, vor allem Anni, die jüngere, stand seinem Herzen sehr nah.
Das schöne Madel mit den nussbraunen Locken und den tiefblauen Augen war mit einem Herzfehler zur Welt gekommen. Bereits als Baby war Anni operiert worden. Die Eltern hatten sehr um ihr kleines Mädchen gebangt, und daran hatte sich eigentlich bis auf diesen Tag nicht wirklich etwas geändert.
Anni war zu früh geboren worden, ein schwaches, anfälliges Kind. Nach dem Eingriff hatte sie sich normal entwickelt, war aber stets das Sorgenkind ihrer Eltern geblieben. Nach wie vor litt sie unter einem schwachen Herzen und musste auf vieles verzichten, das für einen Gesunden selbstverständlich war.
Christa und Josef hatten Anni deshalb ein wenig mehr behütet und ein wenig mehr verwöhnt als ihre ältere Schwester Sofie. Diese war ein kerngesundes Kind gewesen, munter und sehr lebendig. Neben der feingliedrigen, blassen Schwester hatte Sofie sich manches Mal wie ein Elefant im Porzellanladen gefühlt.
Anni hatte ein sensibles, liebenswertes Wesen entwickelt. Sie liebte ihre Schwester von Herzen und vertraute ihr vollkommen. Sofie war neben den Eltern ihre Bezugsperson, zu der sie auch aufschaute.
Sofie empfand ganz anders, als sie vorgab. Schon in sehr jungen Jahren hatte sich ein tiefer Groll gegen die kleine Schwester in ihr aufgestaut. Sie hasste Anni geradezu, denn sie hatte immer das Gefühl gehabt, weniger geliebt und weniger wert zu sein.
Anni kam an erster Stelle bei den Eltern. Dann kam lange nichts. Und irgendwann erinnerten sie sich vielleicht auch noch an ihre ältere Tochter. Dass die Stiegelmaiers nicht so dachten und dass sie ihre beiden Töchter lieb hatten, eben nur auf verschiedene Art und Weise, konnte und wollte Sofie einfach nicht glauben.
Immer drehte sich alles nur um Anni. Die ältere Schwester wünschte sich, nur einmal im Mittelpunkt zu stehen und die ungeteilte Aufmerksamkeit der Eltern genießen zu können. Doch darauf hatte sie in ihren dreiundzwanzig Lebensjahren bislang vergeblich gehofft.
Obwohl Sofie ihre wahren Empfindungen tief in ihrem Herzen verbarg, gab es auf dem Erbhof doch einen, der ganz genau über sie Bescheid wusste. Das war der Großknecht Matthäus Wallner, genannt Matti.
Er arbeitete seit fünf Jahren für den Stiegelmaier und kannte sich aus auf dem Hof. Nicht nur im Stall, auf Feld und Flur, sondern auch, was die Bauernfamilie anging.
Der fleißige und kluge Bursche sah hinter die Fassade. Er ging den Dingen auf den Grund und ließ sich nicht blenden von schönen Worten oder vorgetäuschten Tatsachen.
Matti hatte Sofie lieb. Er hatte sich schon vor einer ganzen Weile in die schöne, stolze Hoftochter verschaut. Er wusste, dass hinter ihrem hochmütigen Auftreten und ihren spöttischen Sprüchen nichts weiter steckte als Unsicherheit. Dass dieses schöne Madel unglücklich war, weil es sich zurückgesetzt fühlte und sich nach Liebe und Aufmerksamkeit sehnte.
Beides wollte er Sofie nur zu gern schenken und sein Herz noch dazu, denn er meinte es ehrlich und aufrichtig.
Doch bislang hatte er dazu noch keine Gelegenheit gehabt. Sofie vertraute ihm zwar, und eine Art Freundschaft war zwischen ihnen gewachsen. Doch sie legte großen Wert auf die Tatsache, dass es einen Unterschied zwischen ihnen gab, dass sie eine Hoftochter, er aber nur ein Knecht war.
Oft behandelte sie ihn deshalb von oben herab, ließ ihre Launen an ihm aus oder demütigte ihn absichtlich.
Matti ließ sich vieles von ihr gefallen, ging sie aber zu weit, wehrte er sich. Ruhig und gelassen, doch entschieden.
Sofie respektierte das. Entschuldigt hatte sie sich aber noch nie bei ihm. Im Grunde legte er auch keinen Wert darauf. Er hatte das widerborstige Madel eben lieb. Und Liebe erduldete nun einmal einiges.
An diesem sonnigen und noch angenehm milden Septembermorgen hatte Matti im Stall zu tun. Der Stiegelmaier hielt Milchvieh, man baute selbst das Viehfutter an, und über Sommer stand ein Teil der Tiere auf den Weiden rund um den Hof oder auf den Almwiesen.
Die würzige Heumilch war sehr schmackhaft und verkaufte sich gut. Die Bäuerin betrieb einen kleinen Hofladen, in dem zudem Käse und Sahne sowie Obst und Gemüse aus eigenem Anbau verkauft wurden. In St. Christoph waren die Produkte vom Stiegelmaier-Hof sehr beliebt.
Matti war eben damit beschäftigt, den Abrechnungszettel der Molkerei zu prüfen, denn ein Großteil der Milch wurde jeden Morgen in aller Frühe von einem Tanklaster abgeholt. Er blickte überrascht auf, als Sofie erschien und ihm ein Haferl Kaffee reichte.
„Ich dank dir schön, Prinzessin. Womit hab ich denn das verdient?“, wunderte er sich.
„Mit nix, aber ich bring’s dir trotzdem“, scherzte sie herb.
„Stimmt was net? Drüben dicke Luft?“, wollte Matti daraufhin wissen. Er musste nur in Sofies Augen schauen, in denen deutlich der Unmut geschrieben stand, um Bescheid zu wissen. Er kannte die schöne Hoftochter eben sehr genau.
„Ach, es ist allerweil dasselbe“, schnaufte sie daraufhin verächtlich. „Der kleine Engel muss zum Bergdoktor, und alles steht Kopf. Fehlt nur noch eine Fanfare bei ihrer Abfahrt und natürlich berittene Leibwächter, die ihr den Weg ebnen und jede Gefahr auf der Hauptstraße und in der Kirchgasse von dem armen, schwachen Kind fernhalten!“
Matti musste schmunzeln.
„Deine Eltern sorgen sich halt. Nimm’s net so schwer, freu dich lieber, dass es dir gut geht und du kerngesund bist.“
„Und was hab ich davon? Die wissen doch net mal, dass ich überhaupt existiere. Alles dreht sich ständig nur um mein liebes Schwesterlein. Oh, wie satt ich das hab! Am liebsten würde ich einen Koffer packen und einfach verschwinden. Ich wette mit dir, dass es niemand bemerken tät.“
„Ich schon.“ Er lächelte ihr jungenhaft zu. „Es sei denn, du nimmst mich mit auf deiner Flucht.“
„Ja, das wäre gewiss das Rechte. Kannst du mir mal erklären, was ich mit einem Knecht soll? Für mich kommt eh nur ein Bauer infrage.“
Sie überlegte eine Weile, ohne zu bemerken, dass ihre gedankenlosen Worte Matti verletzt hatten. Und selbst wenn sie es bemerkt hätte, wäre es ihr einerlei gewesen, denn Sofie dachte sowieso immer nur an sich.
„Der junge Deisler aus Hochbrunn, der tät mir gefallen“, meinte sie dann. „Schaut fesch aus und erbt mal einen Riesenhof. Ja, der wäre nach meinem Geschmack. Was sagst du dazu?“
Sie stutzte, als sie bemerkte, dass Matti nicht mehr neben ihr stand. Nur das Haferl war noch da, leer, der Großknecht aber hatte Sofie einfach stehen lassen. Das war etwas, das sie nicht ertragen konnte, schon gar nicht von Matti. Er war zwar ihr Freund, doch er hatte sie gefälligst mit Respekt zu behandeln!
Ärgerlich schaute sie sich nach ihm um und fand ihn in der Milchkammer.
„Sag einmal, ist das vielleicht eine Art und Weise, mich zu behandeln? Verschwindest einfach ohne ein Wort. Frechheit! Und dir bringe ich auch noch extra einen Kaffee. Das war das letzte Mal, darauf kannst du wetten.“
„Tu ich aber net. Weil du nämlich nur hergekommen bist, um dich zu beschweren“, erwiderte er ruhig.
„Was du net alles weißt.“ Sie hob die Schultern und meinte schnippisch: „Ich muss wieder ins Haus. Kann net den ganzen Tag mit dem Gesinde vertrödeln. Pfiat di.“
Matti sagte nichts, doch der Blick, mit dem er Sofie hinterherschaute, war dafür umso beredter.
Manchmal fragte er sich, ob es überhaupt Sinn hatte, auf etwas zu warten, das mehr als unwahrscheinlich war. Denn dass Sofie sich eines Tages besinnen und erkennen würde, wo ihr Glück auf sie wartete, das war doch eher nicht zu erwarten. Sie schien blind für die wahren Werte im Leben.
Doch es hatte ebenso wenig Sinn, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, denn fortgehen konnte Matti nicht. Sein Herz wäre auf dem Stiegelmaier-Hof zurückgeblieben.
***
„Wo bleibst du denn so lang? Wir müssen noch das Mittagsmahl absprechen, bevor wir fahren.“ Christa Stiegelmaier bedachte ihre ältere Tochter mit einem strengen Blick.
Sofie war eine geschickte und tüchtige Wirtschafterin, konnte hervorragend kochen und war eine begabte Zuckerbäckerin. Sie hatte alle Eigenschaften, die für die zukünftige Erbhofbäuerin wichtig waren. Doch manchmal schien sie ihre Gedanken einfach nicht zusammenhalten zu können und träumte nur so vor sich hin.
Die Bäuerin fragte sich, ob ihre Tochter wohl verliebt war. Konnte dies der Grund für ihre Zerstreutheit sein? Sie nahm sich vor, Sofie einmal vorsichtig auf dieses heikle Thema anzusprechen. Aber nicht jetzt, da hatte sie dafür keine Zeit.
„Geselchtes, Kohlrabi und Erdäpfel. Und zum Nachtisch ein Stückerl vom Mohnstriezel, der ist schon im Rohr“, schlug die Hoftochter ihrer Mutter vor.
Christa war einverstanden.
„Gib nur Acht, dass das Gemüse net verkocht, die Kohlrabi sind in diesem Jahr sehr zart“, wies sie das Madel noch an. „Und lass die Resie net die helle Soße machen, die wird allerweil klumpert.“
„Ist schon recht, Mama“, murmelte Sofie.
Die Bäuerin bedachte sie noch mit einem kurzen, fragenden Blick, dann verließ sie aber rasch die Küche, denn der Bauer hatte bereits das Auto vorgefahren.
„So ein Getue wegen eines Arztbesuchs“, murmelte Sofie und verzog verächtlich den Mund, während sie einen kurzen Blick aus dem Fenster warf.
Schmal und feingliedrig schritt Anni neben der Mutter zum Geländewagen und stieg auf den Rücksitz. In ihrem weinroten Dirndlkleid sah sie sehr hübsch aus. Das Sonnenlicht schimmerte auf ihrem Haar und ließ es glänzen wie frische Kastanien.
Sofie musste sich hinter der Schwester nicht verstecken, sie war ebenso hübsch und anmutig, aber ein ganz anderer Typ. Trotzdem fühlte sie sich neben Anni wie das Aschenputtel aus dem Märchen. Und dieser Gedanke, der nährte einmal mehr den alten Groll in ihrem jungen Herzen.
***
Wenig später hielt Josef vor dem Doktorhaus in der Kirchgasse.
Es war im schlichten Gebirgsstil erbaut und verfügte über einen üppigen Garten, der von der Hauserin Zenzi Bachhuber und von Sabine, Martin Burgers zweiter Frau, gepflegt wurde.
Der Bergdoktor war in jungen Jahren schon einmal verheiratet gewesen. Christl, das Madel, das er bereits als Bub gekannt und gerngehabt hatte, war nach nur einem Jahr Ehe bei der Geburt ihres ersten Babys gestorben.
Martin Burger hatte Mutter und Kind hergeben müssen und war lange nicht über diesen schweren Schicksalsschlag hinweggekommen. Er hatte sogar eine Weile in München gelebt und dort an einem großen Klinikum gearbeitet, sich zudem als Unfallchirurg weitergebildet.
Doch nun war St. Christoph schon seit vielen Jahren wieder sein Lebensmittelpunkt. Mit Sabine, der charmanten Anästhesistin aus Wien, hatte er drei Kinder. Es war die große Liebe zwischen der sportlichen Blondine und dem attraktiven Bergsteiger und Mediziner mit Leib und Seele.
Pankraz Burger, Martins Vater, lebte ebenfalls im Doktorhaus. Und nicht zu vergessen die Hauserin Zenzi, die schon seit ein paar Jahrzehnten den Doktorhaushalt in Schwung hielt.
Man verstand sich, die Harmonie im Hause Burger war groß. Das tiefe Gefühl der Zusammengehörigkeit und das unumstößliche Wissen, dass man sich immer aufeinander verlassen konnte, prägten den Alltag, auch wenn es manchmal recht lebhaft zuging.
Tessa, ihr Bruder Filli und die kleine Laura sorgten immer für Trubel im Doktorhaus. Nun waren sie in Schule und Kindergarten, und Sabine hatte Zeit und Muße, sich ihren Rosen zu widmen, die noch immer herrlich blühten.
Die zweijährige Laura, das Nesthäkchen der Burgers, grub schon fleißig mit beiden Händchen in der Erde und lachte, als sie dabei einen dicken Regenwurm zutage förderte. Wie es schien, stand Sabine hier eine kleine, zukünftige Gärtnerin zur Seite, die nicht so schnell zu erschrecken war.
Als Laura aber Anstalten machte, den Regenwurm in ihre Schürzentasche zu stecken, musste Sabine doch einschreiten.
„Den lassen wir lieber im Garten, Laura-Mauserl“, mahnte sie. „Er sorgt nämlich dafür, dass die Erde schön locker bleibt, damit die Rosen weiterhin blühen und gedeihen.“
Laura hatte aufmerksam zugehört und nickte nun eifrig.
„Bühen und deihen!“, stieß sie hervor.
„Ja genau, mein Schatz“, sagte Sabine lachend. „Also, dann wieder an die Arbeit.“