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Nur die tiefe Liebe ihres Mannes gibt Lea die Kraft, die ständigen Demütigungen ihres Schwiegervaters zu ertragen. Dieser macht aus seiner Abneigung ihr gegenüber kein Hehl und beschimpft dieses "Bettelmadel", wie er seine Schwiegertochter nennt, tagaus, tagein.
Als Dr. Burger ihre Vermutung, sie könnte schwanger sein, bestätigt, hoffen Lea und Andreas inständig, dass der cholerische Altbauer seine Schwiegertochter nun endlich akzeptiert und sich auf sein Enkelkind freut.
Leider erfüllt sich diese Hoffnung nicht. Und es kommt noch schlimmer. Bei der nächsten Untersuchung hat Dr. Burger eine niederschmetternde Nachricht für das junge Paar ...
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Seitenzahl: 123
Veröffentlichungsjahr: 2020
Cover
Impressum
Wir brauchen ein Wunder
Vorschau
BASTEI LÜBBE AG
Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Michael Wolf
eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)
ISBN 9-783-7517-0269-0
www.bastei.de
www.luebbe.de
www.lesejury.de
Wir brauchen ein Wunder
Ein Paar trifft eine schwere Entscheidung
Von Andreas Kufsteiner
Nur die tiefe Liebe ihres Mannes gibt Lea die Kraft, die ständigen Demütigungen ihres Schwiegervaters zu ertragen. Dieser macht aus seiner Abneigung ihr gegenüber kein Hehl und beschimpft und schikaniert sie, tagaus, tagein.
Als Dr. Burger ihre Vermutung, sie könnte schwanger sein, bestätigt, hoffen Lea und Andreas inständig, dass der cholerische Altbauer seine Schwiegertochter nun endlich akzeptiert und sich auf sein Enkelkind freut.
Leider erfüllt sich diese Hoffnung nicht. Und es kommt noch schlimmer. Bei der nächsten Untersuchung hat Dr. Burger eine niederschmetternde Nachricht für das junge Paar ...
»So, zum Nachtisch gibt’s heut was Besonderes.« Zenzi Bachhuber, altgediente Hauserin im Doktorhaus von St. Christoph, stellte ein Tablett mit sechs Dessertschälchen auf den Esstisch und lächelte zufrieden, als alle Anwesenden jubelten. Ihre Burgers wussten eben, was sie an ihr hatten. Und besonders der Senior im Haus, Pankraz Burger, strahlte Zenzi nur so an.
»Die Morgenröte, mei, Zenzi, du hast dich selbst übertroffen«, seufzte er verzückt und schloss genießerisch die Augen, nachdem er das raffinierte Dessert, das aus einer Mischung aus Grießschaum und Erdbeerpüree bestand, gekostet hatte.
»Ganz herrlich«, freute sich auch Martin Burger. Der hochgewachsene, sportliche Arzt hatte schon als Bub die feinen Süßspeisen der Hauserin lieben gelernt. Damals, als er mit nur elf Jahren viel zu früh die Mutter verloren und Zenzi bei ihm fortan Mutterstelle vertreten hatte.
Martins Frau Sabine aß das Dessert mit stillem Vergnügen. Die hübsche, schlanke Blondine, mit der St. Christophs Bergdoktor in zweiter Ehe verheiratet war, war ebenso sportlich wie ihr Mann und ebenfalls Ärztin.
Bevor er die charmante Wienerin kennen- und lieben gelernt hatte, war Martin Burger lange allein gewesen. Seine erste Frau Christl war nämlich nach nur einem Jahr Ehe im Kindbett gestorben und hatte das Kleine mit sich zu den Engeln genommen.
Danach war für den sensiblen Mediziner nichts mehr wie vorher gewesen. Er hatte sogar für einige Jahre in der Fremde gelebt und gearbeitet, bis ihn das Heimweh schließlich zurück ins Zillertal geführt hatte.
Sabine und Martin waren sehr glücklich miteinander, ihre Ehe wurde von drei munteren Kindern gekrönt.
Tessa, die Älteste, ein Schulmadel von acht Jahren, ihr jüngerer Bruder Philipp, der Filli gerufen wurde, und die kleine Laura, mit ihren zweieinhalb Jahren das Nesthäkchen der Familie Burger.
Auch Laura löffelte vergnügt die »Morgenröte« und verteilte dabei einen nicht unerheblichen Teil auf ihrem Lätzchen, ihren runden Wangen und natürlich auch auf der Ablagefläche ihres Hochstuhls.
Sabine legte den Löffel mit einem leisen Seufzer ins leere Dessertschälchen.
»Da braucht aber jemand eine Wäsche«, stellte sie dann schmunzelnd fest. »Mei, Mauserl, du klebst und riechst wie eine süße Erdbeere.«
»Mal was anderes statt voller Windeln!«, meinte Filli lachend.
»Pfui«, rief Tessa.
Normalerweise rügte sie ihren Bruder mit viel deutlicheren Worten, wenn, ihrer Meinung nach, seine Manieren mal wieder zu wünschen übrig ließen. Doch an diesem sonnigen Oktobermittag war das hübsche Madel mit den schwarzen Schneckerln milde gestimmt. Sozusagen der ganzen Welt gegenüber, was auch ihren Bruder einschloss.
Tessa hatte nämlich im Aufsatz einen Einser geschrieben und war vor der ganzen Klasse von der Lehrerin gelobt und dann daheim allseits bewundert worden. Da hieß es, auch mal nachsichtig zu sein, wenn Filli sich im Ton vergriff.
Der wusste ihre Großzügigkeit aber leider gar nicht zu schätzen und streckte ihr kurzerhand die Zunge heraus.
Bevor die Geschwister wieder das Zanken begannen, schlug Pankraz begütigend vor, das goldene Oktoberwetter zu nutzen und draußen ein wenig zu schaukeln. Filli hatte nichts dagegen, Tessa allerdings lehnte dankend ab.
»Ich werde mir noch mal meinen Aufsatz durchlesen«, beschloss sie und erhob sich hoheitsvoll. »Das macht allerweil wieder Spaß.« Sie musterte Filli mit verhaltenem Spott. »Aber natürlich nur, wenn man lesen kann, gell?«
Der Bub bedachte sie mit einem wütenden Blick. Da ihm aber keine passende Erwiderung einfiel, beschloss er, sich beim Schaukeln eine zu überlegen und seine Schwester später damit zu überraschen.
»Ja, unsere Kleinen.« Pankraz lächelte nachsichtig. »Manchmal denk ich, es ist noch net lange her, dass du so in den Garten zur Schaukel gestürmt bist, Martin. Die Zeit vergeht viel zu schnell.«
»Leider wahr«, gab sein Sohn ihm recht. »Ich muss gleich rüber, die Nachmittagssprechstunde beginnt gleich.«
Die Praxis von Dr. Burger befand sich im Anbau des Doktorhauses, das Pankraz vor gut fünfzig Jahren hatte bauen lassen.
Als Martin die Praxis dann übernommen hatte, war eine gründliche Renovierung und Modernisierung erfolgt. Ein Labor, ein vollständig eingerichteter OP, ein Röntgenraum sowie zwei Krankenzimmer für einen stationären Aufenthalt waren hinzugefügt worden.
Eine so gut ausgestattete Landarztpraxis war für die Dörfler ein wahrer Segen.
»Was Besonderes heut?«, erkundigte Pankraz sich. Obwohl er auf die achtzig zuging, war er noch immer geistig rege und nahm Anteil an den Fällen, die sein Sohn behandelte. Sein reicher beruflicher Erfahrungsschatz hatte Martin schon bei manch verzwicktem Fall geholfen, eine Lösung zu finden.
»Das Übliche. Der Stegmaier schaut mal wieder zur Kontrolle vorbei. Ich wette, sein Blutdruck wird wie immer viel zu hoch sein.«
»Hoffentlich nimmt er seine Medikamente regelmäßig ein.«
»Das hoffe ich auch.«
Sabine kehrte mit frischem Kaffee an den Tisch zurück und füllte ein Haferl für jeden.
»Gute Idee«, freute ihr Mann sich. »Der Kaffee wird mich wieder munter machen.«
»Der Stegmaier-Karl war in jungen Jahren gar kein so übler Kerl. Auch wenn man sich das heut nimmer recht vorstellen kann«, sagte Pankraz. Der Großbauer hatte einst zu seinen guten Bekannten gezählt. Allerdings war das vor der Zeit gewesen, als er sich zum unausstehlichen Despoten und Choleriker nach dem Lehrbuch entwickelt hatte.
»Der Wutnagel?« Sabine schüttelte leicht den Kopf. »Den kenne ich fei nur als Rakete mit Dauerzündung. Sobald was net nach seinem Willen läuft, geht er in die Luft. Und besonders schlimm ist’s, seit der Andi verheiratet ist. Die Lea hat auf dem Erbhof fei nix zu lachen, das könnt ihr mir glauben. Dabei ist sie glücklich mit ihrem Mann. Alles könnte perfekt sein, wenn der Alte net allerweil dazwischenfunken tät.«
»Der Karl hat allerweil mehr haben wollen als die anderen. Schon als Bub war’s ihm ums Strunzen bestellt. Später hat er sich die Braut dann nur nach der Mitgift ausgesucht. Auf die Art und Weise wird man freilich net glücklich. Dabei hatte er Massel, der Hund. Die Paltinger-Elfi war ein stilles, liebes Madel. Ihre duldsame Art hat der Andreas geerbt.«
»Der Andreas ist wirklich ein netter Bursche«, warf sein Sohn ein.
»Ja, das ist auch der einzige Grund, warum es auf dem Stegmaier-Hof net ständig Mord und Totschlag gibt. Die Elfi ist net mal dreißig geworden, dann hat sie einen Herzschlag gekriegt. Und hernach hat der Karl sich auf seinen Sohn konzentriert. Was immer der Andreas getan hat, der Alte hat’s überwacht und seinen Senf dazugegeben. Dass der Bub unter den Umständen net zum Amokläufer geworden ist, grenzt an ein Wunder.«
»Vater!«
»Es stimmt, Sabine, glaub mir. Dabei ist der Andreas kein Duckmäuser geworden. Er ist nur gutmütig und verträglich.«
»Er muss ein Heiliger sein, um mit seinem Vater auszukommen.«
»Als er die Lea Hauser geheiratet hat, da hat er sich zum ersten Mal im Leben gegen den Willen des Vaters gestellt. Das muss ihm schwergefallen sein«, meinte Martin Burger.
»Er hat sie halt von Herzen lieb«, merkte Sabine an. »Da gab es für ihn kein Überlegen. Die oder keine, so was kommt vor.«
Martin betrachtete sie mit zärtlichem Blick.
»Das stimmt, Schatzerl.«
»Jetzt versucht der Karl auf seine Weise, das ›Problem’ zu lösen. Er macht ständig Stunk und hofft, dass er Lea so vergraulen kann«, wusste Pankraz zu berichten. »Aber ich glaub, diesmal wird er seinen Willen net durchsetzen können. Solange die Jungen zusammenhalten, wird er fei nix erreichen.«
»Und bei seinen sinnlosen Versuchen, dem jungen Glück zu schaden, schadet er freilich nur sich selbst.« Martin Burger trank seinen Kaffee aus und erhob sich. »Ich muss in die Praxis. Vielleicht gelingt es mir ja heut, den Stegmaier zur Vernunft zu bringen. Statt ständig Unfrieden zu schüren, sollte er froh und glücklich sein, dass sein Sohn ihm so eine hübsche und patente Schwiegertochter auf den Hof gebracht hat.«
»Du wirst nix erreichen, Martin«, prophezeite Pankraz seinem Sohn. »Die Lea hatte keine Mitgift und war Stubenmadel im ›Berghotel’. Das ist keine Partie, die der Karl akzeptieren kann. Er wird net aufhören zu stänkern, denk an meine Worte.«
***
Bärbel Tannauer, Dr. Burgers patente Arzthelferin, unterhielt sich gerade mit dem Stegmaier, als der Bergdoktor erschien.
Der verwitwete Großbauer war eine imponierende Erscheinung mit dem vollen silbergrauen Haarschopf, dem keck gezwirbelten Schnauz und den tiefblauen Augen. In seiner Jugend war er ein rechter Hirsch gewesen, vor dem kein hübsches Madel sicher gewesen war.
Und auch jetzt verstand er sich noch aufs Schäkern und genoss die Gesellschaft junger Madeln. Die blonde Bärbel hatte es ihm besonders angetan. Immer, wenn der Stegmaier zur Untersuchung ins Doktorhaus kam, flirtete er mit ihr, was das Zeug hielt.
Bärbel amüsierte sich im Stillen über Karls Versuche, sie zu bezirzen. Doch sie ließ ihm seinen Spaß. Das war immerhin angenehmer als seine auffahrende, cholerische Art, wenn ihm etwas nicht passte.
»Grüß dich, Karl«, sagte Dr. Burger und drückte seinem Patienten die Hand. »Wie fühlst du dich? Beschwerden?«
»Ein bisserl mau«, erklärte er.
»So? Ich hatte eben aber einen anderen Eindruck.«
»Ja, mei, wenn Sie da so eine Augenweide an die Anmeldung setzen, Herr Doktor, da geht einem doch das Herz auf«, meinte der Großbauer und zwinkerte Bärbel zu. »So einen Lichtblick bietet einem das Leben leider net dauernd. Und bei mir erst recht net, seit mein Sohn es sich in den Kopf gesetzt hat, dieses dahergelaufene Madel zu seiner Bäuerin zu machen.«
Dr. Burger tauschte einen vielsagenden Blick mit Bärbel.
»Jetzt kommst du erst mal ins Sprechzimmer, damit wir uns um deine Hypertonie kümmern können«, sagte er zu dem Stegmaier.
»Von mir aus. Aber alle Pillen der Welt helfen doch nix, wenn man absichtlicht geärgert wird«, klagte der Bauer.
Wenig später hatte Dr. Burger seinen Patienten gründlich untersucht und auch ein EKG angefertigt. Dass dies die Aufgabe von Bärbel Tannauer war, gefiel dem Patienten freilich besonders gut, und er hatte es sich nicht nehmen lassen, bei ihrem Auftauchen gleich wieder eine Charmeoffensive zu starten.
Nun verging ihm aber das Flirten, denn der Bergdoktor war mit seinen Werten alles andere als zufrieden. Streng musterte er den Großbauern.
»Hast du deine Tabletten regelmäßig genommen?«, wollte er wissen.
»Ja freilich. Sie kennen mich doch, Herr Doktor, ich folge allerweil, wenn Sie mir was aufgeben.«
»Regelmäßig und in korrekter Dosis?«, forschte er weiter.
»Ich versichere Ihnen ...«
»Also net. Ich hab dir schon oft erklärt, dass eine Behandlung nur dann sinnvoll ist, wenn der Patient mitarbeitet. Du denkst net an die Tabletten und suchst daheim ständig Streit. Kannst du mir mal verraten, wie ich dir da helfen soll?«
Karl Stegmaier presste die Lippen so fest aufeinander, dass sie nur noch einen Strich bildeten. Einen solchen Ton, der noch dazu eine Zurechtweisung enthielt, durfte sich dem Großbauern gegenüber sonst niemand erlauben, wollte er nicht einen seiner gefürchteten Wutanfälle riskieren.
Bei Dr. Burger war das anders. Ihn respektierte der Stegmaier nicht nur, er ließ sich auch etwas von ihm sagen. Zumindest in engen Grenzen. Aber ob er sich dann an das hielt, was der Bergdoktor ihm geraten hatte, das war freilich eine andere Sache.
»Ich steh halt unter Stress«, versuchte er sich zu rechtfertigen. »Daheim läuft es net, wie es soll. Da kann man schon mal was vergessen. Bin schließlich auch kein Übermensch.«
»Was läuft net? Missernte? Viehkrankheit? Ruin?«
»Mei, Herr Doktor, Sie und Ihre Spaßletten«, erwiderte der Großbauer lachend.
»Das war ganz ernst gemeint. Welchen Grund hast du also konkret, dich ständig aufzuregen und damit deinen Blutdruck in gefährliche Höhen zu treiben?«
»Es liegt am Andi, er folgt mir nimmer«, bekannte er traurig. »Der Bub war allerweil mein Herzblatt. Nur Freude hat er mir gemacht. Und auf einen Schlag ist das nun endgültig vorbei. Da tut er einfach, was er will. Heiratet so ein billiges Stück, ohne Mitgift, ohne Erbteil, nix. Bei diesen erbärmlichen Häuslern, was ihre Eltern sind, verhungern sogar die Mäuse, weil die Speisekammer gähnend leer ist. Und so was schleppt der Bub auf unseren stolzen Hof! Eine Schande ist das, jawohl!«
»Was hast du denn an der Lea konkret auszusetzen? Mal abgesehen davon, dass sie kein Geld mit in die Ehe gebracht hat.«
»Eben das!« Der Stegmaier machte ein verdutztes Gesicht. »Ist denn das net schlimm genug? So eine taugt net als Bäuerin, das ist ganz unmöglich. Mit der hat mein Sohn unseren guten Namen in den Dreck gezogen, so schaut es aus.«
»Findest du das net ein bisserl übertrieben? Leas Eltern sind rechtschaffene Leute, wenn auch net reich. Schämen musst du dich mit so einer Schwiegertochter net. Und eins steht ja wohl fest: Das Wichtigste ist, dass die beiden glücklich miteinander sind.«
»Das sagen Sie, Herr Doktor. Für mich ist’s aber eben doch kein Glück, sondern eine Heimsuchung. Wenn ich nachher heimkomme, hab ich keine Freud net. Da wartet dieses Bettelmadel, das sich auf meinem Hof breitgemacht hat. Und mein Sohn hat nix anderes im Sinn, als freche Widerworte zu geben. So ist der Andi nie gewesen, daran trägt nur sie die Schuld.«
»Dein Sohn ist ein erwachsener Mann«, erinnerte Dr. Burger seinen Patienten. »Er trifft seine eigenen Entscheidungen.«
»Aber net, wenn sie deppert sind. Und was deppert ist, das weiß ich immer noch besser als der Bub!«, beharrte er.
Der Bergdoktor seufzte. Er musste wohl einsehen, dass es keinen Sinn hatte, vernünftig mit dem Großbauern reden zu wollen. Der ließ sich einfach nichts sagen, zumindest nicht, wenn es um seinen Sohn und seine Schwiegertochter ging.
»Also schön, dann machen wir jetzt Folgendes: Du trägst dieses Rezept in die Apotheke und nimmst hernach die Tabletten nach Vorschrift. In einer Woche sehen wir uns wieder. Und wenn ich dann keine Besserung deines Zustandes feststellen kann, muss ich deine Behandlung leider einstellen.«
»Sie wollen mich aufgeben, Herr Doktor?«, fragte der Stegmaier. »Bin ich denn ein hoffnungsloser Fall?«
»Rein medizinisch net. Aber es gibt ja bekanntlich noch mehr im Leben. Und eine Unverträglichkeit, die betrifft halt net immer nur den Körper, wenn du verstehst, was ich meine.«
»Ich bin doch kein Unmensch. Alles, was ich verlange, ist Vernunft. Die sollte man immer walten lassen, und ganz besonders wenn’s ums Heiraten geht. Das ist meine Meinung, Herr Doktor!«
»Wir haben uns schon verstanden, net wahr?«