Der Bergdoktor 2052 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 2052 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Obwohl alle sie davor gewarnt haben, steht Sophie Maidenbach kurz vor Weihnachten als bezaubernd schöne Winterbraut neben dem reichen Hoferben Daniel Kroneder vor dem Traualtar. Der Kroneder-Hof in Hochbrunn ist einer der größten Höfe im Landkreis, die Familie seit Generationen sehr wohlhabend. Gerüchte gibt es viele über die Kroneders, aber Sophie hält sie für dummes Gerede, aus Neid geboren. Das sagt sie auch ihren Eltern, die skeptisch sind, ihren Freundinnen, deren dunkle Andeutungen über den Jungbauern sie lächerlich findet, und nicht zuletzt Dr. Burger.
Erst als auch ihre Schwiegermutter kurz vor der Abreise in die Flitterwochen seltsame Andeutungen über Daniel macht und Sophie mahnt, auf der Hut zu sein, begreift die Braut, dass ihr Mann ein dunkles Geheimnis hat ...


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Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhalt

Cover

Impressum

Dr. Burger und die Winterbraut

Vorschau

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Dmytro Kapitonenko / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7517-0537-0

www.bastei.de

www.luebbe.de

www.lesejury.de

Dr. Burger und die Winterbraut

So lange träumte sie von diesem besonderen Tag

Von Andreas Kufsteiner

Obwohl alle sie davor gewarnt haben, steht Sophie Maidenbach kurz vor Weihnachten als bezaubernd schöne Winterbraut neben dem reichen Hoferben Daniel Kroneder vor dem Traualtar. Der Kroneder-Hof in Hochbrunn ist einer der größten Höfe im Landkreis, die Familie seit Generationen sehr wohlhabend. Gerüchte gibt es viele über die Kroneders, aber Sophie hält sie für dummes Gerede, aus Neid geboren. Das sagt sie auch ihren Eltern, die skeptisch sind, ihren Freundinnen, deren dunkle Andeutungen über den Jungbauern sie lächerlich findet, und nicht zuletzt Dr. Burger.

Erst als auch ihre Schwiegermutter kurz vor der Abreise in die Flitterwochen seltsame Andeutungen über Daniel macht und Sophie mahnt, auf der Hut zu sein, begreift die Braut, dass ihr Mann ein dunkles Geheimnis hat ...

Es war Winter im Zillertal. Tief verschneit lag der kleine Ort St. Christoph zwischen sechs markanten Bergen, die ihn wie steinerne Wächter zu beschützen schienen.

Nach den ersten kalten Nächten im November war es lange kühl und regnerisch geblieben. Das triste graue Licht, das kaum zwischen Tag und Nacht zu unterscheiden war, hatte auf die Stimmung gedrückt.

Doch mit dem Dezemberanfang war endlich der Wetterumschwung gekommen. Kaltluft von Norden hatte den Regen in weiße Flocken verwandelt, über eine Woche lang hatte es beinahe ununterbrochen geschneit. Nun war aus dem Zillertal wieder jenes Postkartenidyll geworden, das Einheimische wie Touristen aus aller Welt kannten und liebten.

St. Christoph lag ganz am Ende des Zillertals, in einem schmalen Seitenteil, das bislang vom Massentourismus verschont geblieben war. Das lag wohl auch daran, dass man hier keine Bettenburgen und Skilifte haben wollte.

Der Gemeinderat unter Federführung des Bürgermeisters Toni Angerer setzte seit Jahrzehnten auf sanften Tourismus. Und damit waren die Menschen im Tal von St. Christoph gut gefahren. Ohne die negativen Auswirkungen des übertriebenen Reiseverkehrs hatten sie die majestätische Berglandschaft in ihrer Ursprünglichkeit erhalten können.

Der malerische Ort mit der herrlichen Umgebung war bei Individualreisenden ein Geheimtipp ebenso wie das »Berghotel«, das vom Ehepaar Kastler als reiner Familienbetrieb geführt wurde und übers Jahr meist ausgebucht war.

Die Mehrzahl der Menschen in St. Christoph lebte aber nach wie vor von der Landwirtschaft. Die traditionellen Strukturen des ländlichen Raums herrschten hier vor.

Eine schneeweiße Kirche mit einem Zwiebelturm stand in der Dorfmitte, um die sich die gepflegten Höfe scharten, die meisten schon seit vielen Generationen im Besitz einer Familie.

Neben der Grundschule und dem Kindergarten fanden sich im Dorfkern ein Gemischtwarenladen sowie eine Apotheke.

Wem der Sinn nach einer gepflegten Maß stand, der kehrte beim Ochsenwirt ein. In der warmen Jahreszeit konnte man mit der Kabinenbahn auch zum Gipfel des Feldkopfs hinauffahren und der dortigen Feldkopfhütte mir ihrer urigen Gastronomie einen Besuch abstatten.

Etwas außerhalb des Dorfes fanden sich ebenfalls noch Höfe, meist umgeben von viel Land. Und dann gab es hier noch den Stammsitz der Barone von Brauneck, das gelbe Barockschlössl, das von einer kleinen Anhöhe am Ortsrand aus grüßte.

Die von Braunecks lebten seit Generationen in St. Christoph, widmeten sich der Land- und Forstwirtschaft und der Zucht von Haflingern. Ein bodenständiges Geschlecht, eben typischer Tiroler Landadel.

Die Tiroler waren echte Gebirgler, rau, aber herzlich, fleißig und gottesfürchtig. Dem Fremden und Neuen gegenüber stets eher skeptisch eingestellt, traditionell ohne behäbig zu wirken. Es war schon ein besonderer Menschenschlag, der hier in St. Christoph lebte.

Neben dem Gotteshaus stand in der Kirchgasse auch das Doktorhaus, sozusagen das Herz des Ortes mit seinen hilfreichen Bewohnern, allen voran Dr. Martin Burger.

Vor gut fünfzig Jahren hatte Martins Vater, Dr. Pankraz Burger, das Haus im schlichten Gebirgsstil als Landarztpraxis und Heim für seine Familie errichten lassen. Bald hatte Pankraz sich im Tal etabliert und war von seinen Patienten vertrauensvoll angenommen worden.

Privat hatte er allerdings schon in jungen Jahren einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen müssen.

Martin war erst elf Jahre alt gewesen, als seine Mutter ganz plötzlich verstorben war. Damals war Zenzi Bachhuber, die patente Wirtschafterin, ins Doktorhaus gekommen. Auch heute, mehr als vierzig Jahre später, war sie noch die Seele des Burgerschen Haushalts.

Nach dem Tod von Pankraz' Frau hatte Zenzi mit dem strengen Haarknoten und dem goldenen Herzen dem Witwer den Haushalt geführt. Zudem war sie auch zur Ersatzmutter für Martin geworden und hatte Pankraz immer wieder gut zugeredet und ihn aufgerichtet, wenn die Trauer ihm allzu sehr zugesetzt hatte.

Schließlich hatte er ja eine Aufgabe gehabt: den Beruf ebenso wie seinen kleinen Sohn, der ihn gebraucht hatte.

Dank Zenzis umsichtiger Art war aus den dreien ein gutes Team geworden. Pankraz hatte bis zum Ruhestand seinen Beruf mit Hingabe ausgeübt und war für seinen Sohn immer ein Vorbild gewesen.

Als Martin sich nach der Matura entschlossen hatte, Medizin zu studieren, hatte Pankraz das stolz und glücklich gemacht. Und die Wahl hatte sich als richtig erwiesen.

Martin Burger war der geborene Mediziner. Mit Leichtigkeit und Freude hatte er sein Studium und seine Facharztausbildung absolviert und sich als junger Arzt im Spital von Schwaz seine ersten Sporen verdient.

Dort hatte der Bergdoktor noch heute viele gute Freunde und nach wie vor auch einen engen beruflichen Kontakt. Man schätzte Martin Burger als kompetenten Kollegen, der fachliches Wissen auf hohem Niveau mit großer Menschlichkeit und Empathie zu verbinden wusste.

Alles schien sich für den jungen Mediziner zum Besten zu entwickeln. Zenzi war stolz auf »ihren« Doktor gewesen, und Pankraz hatte sich auf den Tag gefreut, an dem er seine Praxis in die Hände seines Sohnes weitergeben konnte.

Doch auch im Leben von Martin Burger hatte nicht immer nur die Sonne geschienen. Als er seine Jugendliebe Christl geheiratet hatte, hatte sich schon bald Nachwuchs angekündigt. Die Freude, im Doktorhaus bald wieder Kinderlachen zu hören, war groß gewesen.

Aber das Schicksal hatte anders entschieden. Bei der Geburt waren nicht vorhersehbare Komplikationen aufgetreten, und die Ärzte waren machtlos gewesen. In einer einzigen Nacht hatte Martin Frau und Kind verloren, ein furchtbarer Verlust und unerträglicher Schmerz, der den sensiblen Mann vollkommen aus der Bahn geworfen hatte.

Tiefe Trauer hatte von nun an das Leben des jungen Mediziners überschattet. Nichts hatte ihn trösten, nichts seinen Schmerz lindern können.

Schließlich hatte er sogar sein Heimattal verlassen, um in der Fremde Vergessen zu finden. Über Jahre hatte er in München gearbeitet und gelebt und sich zum Unfallchirurgen weitergebildet. In dieser Zeit hatte er nur für seinen Beruf gelebt, der für ihn von Anfang an eine Berufung gewesen war.

Eine blendende Karriere hatte sich abgezeichnet, doch das Heimweh nach dem Zillertal wurde irgendwann unbezwingbar. So hatte der junge Arzt beschlossen heimzukehren.

In der Zwischenzeit war Pankraz in die Jahre gekommen und froh darüber, den Stab weiterreichen zu dürfen.

Bevor sein Sohn die Praxis übernommen hatte, war die im Anbau des Doktorhauses befindliche Praxis von Grund auf renoviert worden. Der Empfang, das Warte- und Sprechzimmer waren modernisiert und ein vollständig eingerichteter OP, ein Labor, ein Röntgenraum sowie zwei Krankenzimmer für einen stationären Aufenthalt hinzugefügt worden.

Die Dörfler waren stolz darauf, dass es seitdem eine »Mini-Klinik« in St. Christoph gab.

Es dauerte nicht lange, bis die Dörfler sich an all das Neue gewöhnt und den jungen Arzt, den sie voller Respekt ihren »Bergdoktor« nannten, in ihr Herz geschlossen hatten.

Die Menschen im Tal von St. Christoph konnten mit all ihren Sorgen und Nöten zu ihm kommen. Es war nicht nur die Krankheit, die Dr. Burger behandelte, denn er war zugleich auch Freund, Beichtvater und Vertrauter.

Ein paar Jahre nach seiner Rückkehr in die Heimat hatte Martin Burger dann die bezaubernde Sabine Rodenwald, die ebenfalls Ärztin war, im Haus ihrer Tante Rika in St. Christoph kennengelernt. Die bildschöne Wienerin hatte sein Herz auf den ersten Blick berührt.

Eine besondere Liebe war zwischen ihnen gewachsen. Tief und aufrichtig, eine Bindung fürs Leben, aus der stets neue Kraft, Glück und Zufriedenheit entsprangen, bis auf den heutigen Tag.

Drei muntere Kinder krönten ihre außergewöhnlich glückliche Ehe. Da war Tessa, die Älteste, ein kluges Schulmadel von acht Jahren, der fünfjährige Philipp, der Filli gerufen wurde, ein fröhlicher, aufgeweckter Bub, und Laura, das zweijährige Nesthäkchen der Burgers.

Pankraz, nunmehr der Senior im Doktorhaus, genoss es, im Kreise seiner Lieben zu leben. Mit der Hauserin Zenzi verband ihn eine alte, harmonische Freundschaft, in der gegenseitige Neckereien ihren festen Platz hatten.

Der Großvater bewohnte das Kabinettl neben der guten Stube, wo er sich wohlfühlte. Er beschäftigte sich nach wie vor intensiv mit der Lektüre medizinischer Fachblätter und war seinem Sohn ein kluger und umsichtiger Ratgeber, der sich aber nie aufdrängte.

Er ging gerne mit Familiendackel Poldi spazieren, arbeitete an einer Chronik des Zillertals und traf sich regelmäßig mit alten Freunden zum Schach. Sich geistig fit zu halten, das war für ihn selbstverständlich. Und er war ein echter Genießer, den Zenzis Tiroler Schmankerln immer wieder zum Schwärmen brachten.

Pankraz war zufrieden, denn genauso hatte er sich seinen Lebensabend gewünscht.

***

An diesem klaren und kalten Wintermorgen saß die Familie Burger gemeinsam beim Frühstück. Martins anspruchsvoller Beruf und Sabines häusliche Aufgaben hielten die beiden den ganzen Tag ordentlich auf Trab. Die Mahlzeiten aber, darauf legte man im Doktorhaus großen Wert, die wurden stets in aller Ruhe und gemeinsam eingenommen.

Pankraz hatte gerade von seinem Schachstammtisch erzählt, der einmal im Monat beim Ochsenwirt zusammenkam. Einige Mitglieder waren am Vorabend nicht erschienen.

»Die werden allmählich alt und hinfällig«, meinte er. »Der Klammeder-Schorsch traut sich schon nimmer ohne Rollator auf die Straße. Das ist traurig, wenn man bedenkt, dass er früher ein aktiver Kraxler gewesen ist.«

»Klammeder? Hat der net auch bei der Bergwacht mitgemischt?«, fragte Martin seinen Vater. »Der Name kommt mir bekannt vor.«

Der Bergdoktor war mit dem Bergwachtleiter Dominikus Salt gut befreundet. Die beiden hatten schon zahlreiche gemeinsame Rettungseinsätze am Fels gemeinsam gemeistert. Martin Burger war ein passionierter Kraxler, der auch mit Anfang fünfzig noch manch Jungem etwas vormachte.

»Ja, sein Sohn ebenfalls. Und jetzt schon sein Enkel. Mei, wie die Zeit vergeht.«

»Apropos«, meldete sich Sabine zu Wort. »Tessa, Filli, für euch wird es Zeit, sonst kommt ihr noch zu spät.«

Filli grinste schelmisch.

»Schad, ich hör immer so gern zu, wenn der Opa von früher erzählt.«

»Das kann deiner net vorhandenen Bildung auch net schaden«, erklärte Tessa ihrem Bruder altklug. Für sie war er ein »Baby«, das noch in den Kindergarten ging, während sie bereits die Schule besuchte.

Filli konnte es nicht ausstehen, wenn Tessa ihn so behandelte. Er wollte sie kneifen, aber sie wich ihm geschickt aus, und gleich darauf hatten die Geschwister das Esszimmer verlassen. In der Diele hörte man sie noch kurz zanken, dann kehrte Ruhe ein.

Allerdings nur für etwa zehn Sekunden, denn da meldete Klein-Laura sich nämlich lautstark zu Wort, mit der recht eindringlichen Bitte um eine neue Windel.

»Hast du heut was Spannendes in der Praxis?«, fragte Pankraz seinen Sohn, als sie nun allein beisammensaßen.

Der hochgewachsene, sportliche Mediziner mit dem dichten dunklen Haar und den klugen Augen hob die breiten Schultern.

»Die Kronederin hat heut wieder einen Kontrolltermin.«

»Das klingt wenig begeistert. Komplizierter Fall?«

»Medizinisch eigentlich net. Die Bäuerin leidet unter einer leichten bis mittleren Hypertonie, erste Anzeichen einer beginnenden Arteriosklerose. Ich hab sie medikamentös so eingestellt, dass sie keine Beschwerden mehr hat. Mit einer entsprechenden Diät ist die Verkalkung in den Griff zu kriegen. Aber ich hab das Gefühl, dass in dem Fall mal wieder mehr hineinspielt als das rein Organische.«

»Die Lebensumstände?«

»Vermutlich. Die Bäuerin steht seelisch irgendwie unter Dauerdruck. Ich versteh das net ganz, so kurz, bevor ihr Sohn heiratet, sollte sie doch eigentlich recht glücklich und zufrieden sein. Höchstens ein bisserl positiver Stress mit den Vorbereitungen fürs Fest. Aber es geht ihr net gut. Und ich kann mir net erklären, warum.«

»Hast du sie mal danach gefragt?«

»Freilich. Aber sie weicht aus. Das kenne ich sonst net von ihr. Die Bäuerin ist ein offener, direkter Mensch. Wenn es allerdings ans Private geht, wird sie ängstlich, fast panisch. So, als ob es da ein dunkles Geheimnis gäbe, das sie unter allen Umständen wahren müsste.«

Pankraz machte ein nachdenkliches Gesicht. Sabine kehrte nun an den Frühstückstisch zurück und brachte noch frischen Kaffee mit. Sie füllte noch einmal alle Haferln und lehnte sich dann entspannt zurück.

»Laura-Mauserl macht noch ein Schläfchen«, erklärte sie.

»Gut, dann ist sie nachher net so unleidlich«, erwiderte Martin lächelnd.

»Es wird viel geredet über die Kroneders«, knüpfte Pankraz wieder an ihr Thema an. »Eine so begüterte Familie ruft freilich stets Neider auf den Plan. Aber es gab auch Geschichten, die net so ganz sauber waren. Der Vater vom Sepp soll eine Magd in die Hoffnung gebracht und dann vom Hof gejagt haben. Das arme Ding ist in die Feldkopf-Klamm gehupft.«

»Daran erinnere ich mich gar net.«

»Das war vor deiner Zeit, Martin. Der Sepp führt schon lange ein eisernes Regiment. Er legt großen Wert darauf, dass kein Makel auf den Namen Kroneder fällt. Vielleicht traut seine Frau sich deshalb net, was verlauten zu lassen.«

»Geht's um die Hochzeit?«, fragte Sabine. »Also, wenn ihr mich fragt, die Sophie Maidenbach macht da einen Fehler. Sie hätte bei ihrem Freund bleiben sollen.«

»Der junge Kroneder ist die beste Partie im Tal«, hielt Prankraz seiner Schwiegertochter entgegen. »Der Felix Kugler wird einmal die Schweinemast seiner Eltern übernehmen, ein kleiner Betrieb, nix Besonderes. Die Sophie will wohl höher hinaus, denk ich mir.«

Sabine wiegte nachdenklich den Kopf.

»Die Bärbel ist gut befreundet mit der Sophie, sie wird eine der Brautjungfern. Sie kennt die Sophie von klein auf und meint, dass die net nur ans Geld denkt oder ans Prestige. Sie scheint sich in den Daniel Kroneder verschaut zu haben.«

»Du sagst das, als wär's was Abwegiges«, warf Martin ein.

»Stimmt. Der Bursche ist net ohne. Er hat schon so einiges auf dem Kerbholz, auch wenn man nix Genaues weiß und sein Vater ständig mit einem Rudel Anwälten darauf lauert, ob einer seinen Sohn ›verleumdet‹. Aber da war doch vor ein paar Jahren diese Geschichte beim Nusslinger in Bergfelden. Ein paar junge Leute haben dort Geburtstag gefeiert. Der Daniel war auch dabei.«

»Und dann wurde doch dieses Madel am nächsten Morgen bewusstlos am Krähenbach gefunden.«

»Genau. Ich glaube, sie war erst vierzehn. Jemand hatte auf sie eingeprügelt und sie übel zugerichtet. Der Schuldige konnte net ermittelt werden, weil es angeblich keine Zeugen gab. Und das Madel konnte sich an nix erinnern.«

»Der Sirch hat's schließlich als Überfall mit unbekanntem Täter eingestuft«, erinnerte sich ihr Mann. »Ganz wohl war ihm dabei net. Aber er hatte keine konkreten Hinweise.«

»Und du meinst, der junge Kroneder ...« Pankraz machte ein ernstes Gesicht. »Das wäre allerdings arg.«