Der Bergdoktor 2056 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 2056 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Silvia Perlinger kommt als Urlaubsvertretung von Bärbel Tannauer ins Doktorhaus von St. Christoph. Sie ist eine hübsche, fleißige, junge Frau, stammt aus Mayrhofen, hat aber Wurzeln in Hochbrunn. Sie liebt das Landleben, fährt gern Ski und passt sich problemlos im Burger-Haushalt ein, wo sie das Gästezimmer bezieht. Selbst Zenzi schließt sie bald ins Herz. Silvia freundet sich ein wenig mit Sabine Burger an und berichtet ihr von einer schlimmen Enttäuschung. Ihr untreuer Freund hat sie verlassen, deshalb möchte Silvia fürs Erste nichts mehr von der Liebe wissen.
Das ändert sich allerdings, als sie Max Veigl kennenlernt. Der Jungbauer hat sich beim Holzhacken verletzt, eine tiefe Wunde muss genäht werden. Natürlich spricht es sich im Dorf schnell herum, dass Max mit der "Ortsfremden" anbandelt und aus der Hochzeit mit der stolzen Holzer-Reni nun wohl nichts wird.
Doch Reni, besessen von dem Wunsch, Max zurückzugewinnen, holt zum großen Schlag aus ...


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Seitenzahl: 127

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhalt

Cover

Impressum

Dem Herzen gefolgt

Vorschau

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Bastei Verlag / von Sarosdy

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7517-0637-7

www.bastei.de

www.luebbe.de

www.lesejury.de

Dem Herzen gefolgt

Muss sie für den Rest ihres Lebens mit einer Schuld leben?

Von Andreas Kufsteiner

Silvia Perlinger kommt als Urlaubsvertretung von Bärbel Tannauer ins Doktorhaus von St. Christoph. Sie ist eine hübsche, fleißige, junge Frau, stammt aus Mayrhofen, hat aber Wurzeln in Hochbrunn. Sie liebt das Landleben, fährt gern Ski und passt sich problemlos im Burger-Haushalt ein, wo sie das Gästezimmer bezieht. Selbst Zenzi schließt sie bald ins Herz. Silvia freundet sich ein wenig mit Sabine Burger an und berichtet ihr von einer schlimmen Enttäuschung. Ihr untreuer Freund hat sie verlassen, deshalb möchte Silvia fürs Erste nichts mehr von der Liebe wissen.

Das ändert sich allerdings, als sie Max Veigl kennenlernt. Der Jungbauer hat sich beim Holzhacken verletzt, eine tiefe Wunde muss genäht werden. Natürlich spricht es sich im Dorf schnell herum, dass Max mit der »Ortsfremden« anbandelt und aus der Hochzeit mit der stolzen Holzer-Reni nun wohl nichts wird.

Doch Reni, besessen von dem Wunsch, Max zurückzugewinnen, holt zum großen Schlag aus ...

Tief verschneit lag St. Christoph an diesem kalten Wintermorgen unter einem klaren hellblauen Himmel. Die kleine Gemeinde in einem schmalen Seitental des bekannten Zillertals bot sich dem Auge des Betrachters als wahres Postkartenidyll dar.

Sechs Berge erhoben sich ringsum. Zum höchsten, dem Feldkopf, fuhr in der warmen Jahreszeit eine Kabinenbahn. Droben bei der Endstation erwartete den Kraxler oder Bergwanderer die Feldkopfhütte mit einer urigen Restauration sowie einfachen, aber praktischen Übernachtungsmöglichkeiten.

Jedes Jahr im Februar fand an den steilen Pisten ein Abfahrtslauf statt, zu dem sich die Weltelite des Skisports in dem kleinen Flecken ein Stelldichein gab. Und das ganz ohne Sessellifte oder Bettenburgen.

Die Menschen im Tal von St. Christoph hatten sich ihre Bodenständigkeit bewahrt. Hier gingen die sprichwörtlichen Uhren noch anders. Man lebte von und mit dem Land, schützte und bewahrte seine Schönheit und Einzigartigkeit, ohne dabei etwa rückständig zu sein.

Der Gebirgler war per se gewitzt und ausgekocht und ließ sich nicht so leicht übers Ohr hauen. Ein Paradebeispiel für diesen Menschenschlag war Toni Angerer, Großbauer und ehrenamtlicher Ortsvorsteher. Ging es darum, ein vorteilhaftes Geschäft abzuschließen, kannte er alle Schliche. Doch nie und nimmer hätte er den Profit vor die Heimatliebe gestellt.

Und so war St. Christoph ein guter Platz zum Leben für alle, Einheimische wie Zugereiste.

Wie Perlen auf einer Schnur, so reihten sich die schönen Höfe aneinander, der ganze Stolz ihrer Besitzer, oft schon seit vielen Generationen.

Ein besonders schönes Anwesen war der Birkenhof der Familie Veigl. Er lag etwas außerhalb von St. Christoph, umgeben von viel Land, Acker, Weiden und Wald.

Die Veigls waren gottesfürchtige Menschen, fest verwurzelt auf der Scholle ihrer Väter. Alois, der Altbauer, und seine Frau Franziska hatten einen erwachsenen Sohn.

Max, der Jungbauer auf dem Birkenhof, war ein fescher Bursche mit einem gut geschnittenen Gesicht und klugen grauen Augen. Er hatte die Landwirtschaftsschule mit Auszeichnung absolviert und führte den Birkenhof nun seit ein paar Jahren zusammen mit seinem Vater.

Die beiden verstanden sich ausgenommen gut, waren beide von ruhigem, freundlichem Wesen, dazu fleißig und umgänglich. Das viel beschworene Bauernblut, es floss in ihrer beider Adern.

Freilich war Max bei den Madeln sehr begehrt. Einer der feschesten Einschichtigen im Tal mit einem großen Erbe und noch dazu einem einnehmenden Wesen. Viele hatten sich schon um seine Gunst bemüht, aber Max war zurückhaltend, ging nicht gern auf Volksfeste und verstand sich nicht wirklich aufs Flirten. Und Tanzen, das war ihm ein rechter Graus.

Eine gab es, die kümmerte das nicht. Das war die Reni Holzer, die Nachbarstochter der Veigls. Schon von klein auf waren sie und Max die besten Freunde. Und als aus dem lang aufgeschossenen Lausbub ein gut aussehender Mann geworden war, hatte Reni beschlossen, dass es allmählich Zeit zum Heiraten sei.

Reni hatte Max eine Weile an der Nase herumgeführt und all ihren beträchtlichen Charme spielen lassen. Doch der Bursche sah in ihr noch immer das kleine Pupperl mit den blonden Locken und hatte ihre offenen Avancen deshalb auch nicht ernst genommen.

Also hatte sie mit ihren Eltern geredet, bei den Veigls vorgefühlt und dann – mit voller Rückendeckung – vorgeschlagen, sich zu verloben.

Max war recht überrascht gewesen, dass sie es doch ernst meinte, denn er hatte ihre Annäherungsversuche als reine Spielerei betrachtet. Doch Reni gab nicht so schnell auf. Sie wusste, was sie wollte. Und weil sie das von klein auf auch immer bekommen hatte, gab es für sie keinen Zweifel, dass es auch diesmal so sein würde.

Mit einer Ausdauer, über die sich Max doch wunderte, suchte sie nun seine Nähe und zeigte ihm, wie schön es sein konnte, Zeit miteinander zu verbringen, und was er da für eine wunderbare Bäuerin bekommen würde. Auf diese Weise hatte sie ihn überzeugt, und schließlich war man sich einig gewesen.

Noch gab es keinen offiziellen Verspruch, aber die Nachbarn gingen fest davon aus, dass Reni und Max innerhalb Jahresfrist auf ihrer Hochzeit tanzen würden.

Seit zwischen ihnen alles klar war, strengte Reni sich nicht mehr so an. Sie verbrachte ihre Zeit nun wieder so, wie es ihr passte und gefiel. Zum Beispiel beim Einkaufen, beim Friseur oder der Maniküre.

Eine richtige Bäuerin war Reni nicht. Die Mutter hatte sich sehr bemüht, ihr alles beizubringen, was wichtig war. Aber die schöne Hoftochter stellte sich ihr Leben doch ein wenig anders vor, als das die Mutter tat.

Die neue Herrin auf dem Birkenhof hatte, ihrer Meinung nach, eher repräsentative Aufgaben, denn es gab dort drüben ja genügend Personal. Reni sah sich jeden Tag in einem feschen Dirndl durchs Haus wandeln, hier und da ein paar Blumen neu arrangieren und ansonsten ihre Anordnungen geben.

Dass Max wohl eine völlig andere Vorstellung von seiner zukünftigen Bäuerin hatte, kümmerte sie herzlich wenig. War man erst verheiratet, würde sowieso sie das Sagen haben. Sie wusste Max' Gutmütigkeit auszunutzen und stets ihren Willen durchzusetzen. Das hatte sie schließlich schon als Kleinkind gelernt und nie wieder vergessen.

An diesem Wintermorgen wollte Reni nach dem Frühstück das Haus verlassen und einen Besuch beim Nachbarn machen, um mit Franziska Veigl über die ersten Vorbereitungen für das große Verlobungsfest zu reden.

Die Nachbarin war eine talentierte Zuckerbäckerin und hatte die besten Rezepte auf Lager. Schließlich musste man die Gäste ja kulinarisch nach Strich und Faden verwöhnen, damit noch lange von dem Fest gesprochen wurde.

Als die Hoftochter in der Diele ihren Mantel anziehen wollte, stand unvermittelt Rudi Habermas vor ihr. Der hochgewachsene, sportliche Bursche war Großknecht auf dem Erbhof. Er starrte sie einen Moment lang zwingend an, dann packte er sie am Arm und zog sie mit sich. In einer dunklen Ecke hinter der Stiege machte Reni sich mit einer wütenden Bewegung los.

»Was soll das?«, fuhr sie ihn an. »Was fällt denn dir ein, mich so zu behandeln? Bist du vielleicht narrisch geworden?«

»Ich net, aber du«, erwiderte er düster, wobei es in seinen tiefblauen Augen zu irrlichtern schien. »Was willst du schon wieder drüben bei den Veigls? Aus dieser Verlobung wird nix, ebenso wenig wie aus der Heirat. Schlag dir den Max endlich aus dem Kopf. Du gehörst mir und wirst die Meine!«

Reni lächelte abfällig.

»Das träumst du ja!«

»So? Dann hab ich wohl auch geträumt, dass du des Nachts in meine Kammer geschlichen bist und ...«

Erschrocken hielt sie ihm den Mund zu.

»Sei doch still!«, zischte sie. »Oder legst du es etwa darauf an, dass alle das hören?«

Er packte ihre Hand und starrte düster auf sie nieder.

»Von mir aus können alle wissen, dass wir uns gut sind. Ich hab nix zu verbergen. Und ich will auch niemanden belügen, um eine gute Partie zu machen.«

»Ich belüg keinen. Der Max und ich, wir haben uns schon immer lieb gehabt. Das wird eine glückliche Ehe, dafür sorge ich schon. Und was dich angeht, du legst es doch wohl auch aufs Einheiraten an, du Knecht, du!«

»Sag das nie wieder, denn es stimmt net!«, forderte er.

»Ach ja? Wenn einer mit der Hoftochter ein Gspusi anfängt, was hat er dann wohl im Sinn? So schwer ist das fei net zu erraten. Was ich mach, ist ganz was anderes. Der Max ist eine passende Partie für mich. Gleich und gleich gesellt sich gern, davon hast du wohl noch nie was gehört?«

»In meiner Kammer klang das aber ganz anders.«

»Verschon mich endlich damit. Es war ein Fehler, das seh ich jetzt ein. Ich war einsam und hab mich nach Liebe gesehnt. Dass du das gleich ausnützen und mich jetzt erpressen willst, hätte ich dir fei niemals zugetraut, pfui!«

»Tu doch net so«, forderte er ärgerlich. »Wir zwei haben uns lieb, ich weiß Bescheid. Auch wenn du jetzt versuchst, dich herauszureden, es stimmt. Den Max nimmst du doch nur wegen des Ansehens, weil du keinen Knecht heiraten magst. Gib es doch wenigstens einmal zu, sei endlich ehrlich!«

»Also schön, wie du willst.« Reni lächelte maliziös, als sie erklärte: »Dich wollte ich nur fürs Vergnügen. Der Max ist der Mann, den ich heiraten will. Nun weißt du Bescheid. Bist du also endlich zufrieden und lässt mich in Ruh?«

»Was bist du nur für ein kaltherziges Biest. Ich wünschte, ich wäre dir nie begegnet«, murmelte Rudi betroffen, machte auf dem Absatz kehrt und verließ eilig das Haus.

Reni blieb noch einen Moment lang auf der Stelle stehen, denn Rudis Worte hatten sie getroffen, auch wenn sie es sich nicht eingestehen wollte. Freilich hatte sie ihn gern, sie war sogar ein bisserl in ihn verliebt. Aber das hatte doch nichts zu bedeuten.

Im Leben ging es schließlich nicht um romantische Gefühle, sondern nur um den eigenen Vorteil und darum, es zu etwas zu bringen. Wenn sie Max Veigl heiratete, waren ihre Eltern zufrieden, denn dann kam Geld zu Geld, Land zu Land.

Max war ein gutmütiger Mensch, den Reni ganz genau kannte. Sie wusste, wie sie bei ihm ihren Willen durchsetzen und alles bekommen konnte, was sie sich wünschte. Was konnte man mehr verlangen? Wahre Liebe vielleicht, Leidenschaft und Glück. Aber das waren ja nur Begriffe aus Romanen und Filmen.

Die Hoftochter lächelte abfällig. Wenn der Vater ihr etwas beigebracht hatte, dann stets nur an das Materielle zu denken, denn das allein hatte Bestand. Und das würde sie auch tun!

***

In der Kirchgasse von St. Christoph stand das Doktorhaus.

Vor mehr als fünfzig Jahren hatte Pankraz Burger es im schlichten Gebirgsstil errichten lassen, als Heim für seine Familie und als landärztliche Praxis.

In einem Anbau neben dem Haus hatte er viele Jahrzehnte lang praktiziert und war für die Menschen im Tal von St. Christoph zur Vertrauensperson geworden.

Bereits in jungen Jahren hatte Pankraz seine Frau verloren. Ihr gemeinsamer Sohn Martin war damals erst elf Jahre alt gewesen. Er war der patenten Hauserin Zenzi Bachhuber rasch ans Herz gewachsen und hatte sie als seine Ersatzmutter anerkannt.

Nach dem überraschenden Tod von Pankraz' Frau war Zenzi ins Doktorhaus gekommen, und auch heute, mehr als vierzig Jahre später, war sie noch das Herz und die Seele des Burgerschen Haushalts.

Martin Burger hatte sich nach der Matura entschlossen, Medizin zu studieren. Das hatte Pankraz freilich stolz und zufrieden gemacht, war seine Nachfolge als Landarzt so doch gesichert.

Aber Martins Lebensweg war nicht immer gerade verlaufen. Nach einer kurzen Ehe mit seiner Jugendliebe Christl, die durch ihren Tod im Kindbett abrupt geendet hatte, war er aus dem Zillertal fortgegangen und hatte einige Jahre in München an einem großen Klinikum gearbeitet. Der Verlust hatte ihn schwer getroffen und vollkommen aus der Bahn geworfen.

Schließlich aber war Martin Burger heimgekehrt, hatte die Praxis in der Kirchgasse gründlich renovieren und erweitern lassen und sie dann übernommen, sodass sein Vater in den wohlverdienten Ruhestand hatte gehen können.

Neben Warte- und Sprechzimmer gab es in der nun sehr modern ausgestatteten Landarztpraxis ein eigenes Labor, einen perfekt eingerichteten, kleinen OP, einen Röntgenraum sowie zwei Krankenzimmer für eine stationäre Aufnahme.

Die Dörfler waren stolz auf diese »Mini-Klinik«, die ihnen bei kleineren Eingriffen sogar ermöglichte, hier in St. Christoph von ihrem geschätzten Hausarzt behandelt zu werden. Respektvoll nannten sie ihn auch den »Bergdoktor.«

Dr. Burger war Arzt, Ratgeber, Freund, Helfer und manchmal sogar Seelsorger für seine Patienten. Niemand wurde abgewiesen, für jeden nahm er sich Zeit.

So war sein Privatleben freilich lange zu kurz gekommen. Zenzi und Pankraz hatten bereits befürchtet, dass Martin als einsamer Wolf sein Dasein fristen würde.

Dann aber hatte er die bezaubernde Kollegin Dr. Sabine Rodenwald im Haus ihrer Tante Rika in St. Christoph kennen- und lieben gelernt. Bereits beim ersten Blick in Sabines braune, goldgesprenkelte Augen hatte Martin sein Herz an sie verloren. Und ihr war es ebenso ergangen. Da hatte es kein Wenn und Aber mehr gegeben: Diese beiden Menschen waren einfach füreinander wie geschaffen.

Und so hatte die Liebe wieder Einzug gehalten im Leben des Bergdoktors. Und sie war bis auf den heutigen Tag geblieben. Sabine und Martin führten eine außergewöhnlich glückliche Ehe, die drei Kinder krönten.

Das Paar verstand sich bestens, harmonierte in jeder Beziehung und hatte sogar das Kunststück fertiggebracht, sich ihre erste Verliebtheit zu bewahren. Oft machten die Burgers noch den Eindruck eines frisch verliebten Pärchens.

Am Frühstückstisch im Doktorhaus saßen heute neben Pankraz, Martin und Sabine die achtjährige Tessa, ein temperamentvoller Wirbelwind, die die Grundschule in St. Christoph besuchte. Außerdem ihr jüngerer Bruder Philipp, den alle nur Filli riefen und der noch in den Kindergarten ging. Und das Nesthäkchen Laura, das gerade erst zwei Jahre alt war.

Es war eine muntere Schar, die im Doktorhaus für Leben sorgte und Eltern, Großvater und Hauserin in Atem hielt.

»Wann kommt denn Bärbels Vertretung?«, fragte Sabine ihren Mann gerade.

Dr. Burgers Sprechstundenhilfe hatte über Weihnachten Urlaub genommen, denn sie wollte mit ihrem Verlobten zusammen verreisen.

»Heute, im Laufe des Tages«, ließ er sie wissen. Es war nicht ganz einfach gewesen, eine zuverlässige Urlaubsvertretung zu finden, besonders über die Feiertage. Aber Silvia Perlinger aus Mayrhofen erschien Dr. Burger als echter Glücksgriff.

»Die Bärbel wird sie noch einweisen, bevor sie in Urlaub geht, damit in der Praxis alles reibungslos läuft.«

»Und was ist das für ein Madel?«, forschte Pankraz nach.

»Sie stammt aus Hochbrunn, ihre Eltern sind aber nach Mayrhofen gezogen, als sie noch ein Baby war. Trotzdem ist sie lieber auf dem Land als in der Stadt. Sie kann Ski laufen und freut sich schon auf die Zeit bei uns. Vor allem die Tatsache, dass sie im Gästezimmer wohnen kann, gefällt ihr. Sie mag nämlich keine Hotels.«

»Und wo arbeitet sie sonst?«, erkundigte Pankraz sich weiter.

»Sie war bis vor Kurzem bei einem Kollegen in Mayrhofen angestellt, der ist in den Ruhestand gegangen. Nun macht sie Vertretungen, bis sich wieder etwas Passendes für sie findet.«

»Vernünftig«, urteilte Pankraz und fügte mit einem schmalen Lächeln und einem Blick auf Zenzi hinzu, die hereingekommen war, um den Frühstückstisch abzuräumen: »So ein bisserl junges Blut im Doktorhaus, das kann fei net schaden, was meinst du, Zenzi?«