Der Bergdoktor 2062 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 2062 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Im ausgehenden Winter fängt Katharina sich eine Erkältung ein, die sich als hartnäckig erweist. Da es ihr trotz aller Hausmittelchen nicht besser geht, sie auch ständig leichtes Fieber hat, besteht der Bauer darauf, dass sie sich von Dr. Martin Burger untersuchen lässt.
Der Bergdoktor macht eine erschütternde Entdeckung: Katharina leidet an Leukämie!
Sofort kommt sie ins Spital, wo mit der Behandlung begonnen wird. Doch die Medikamente schlagen nicht an. Katharina wird immer schwächer. Gibt es keine Rettung?
Dr. Burger plädiert für eine Stammzellentherapie und startet einen einmaligen Aufruf in St. Christoph ...


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Seitenzahl: 122

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhalt

Cover

Tapfere Katharina

Vorschau

Impressum

Tapfere Katharina

Aufgeben kam für sie nicht infrage

Von Andreas Kufsteiner

Im ausgehenden Winter fängt Katharina sich eine Erkältung ein, die sich als hartnäckig erweist. Da es ihr trotz aller Hausmittelchen nicht besser geht, sie auch ständig leichtes Fieber hat, besteht der Bauer darauf, dass sie sich von Dr. Martin Burger untersuchen lässt.

Der Bergdoktor macht eine erschütternde Entdeckung: Katharina leidet an Leukämie!

Sofort kommt sie ins Spital, wo mit der Behandlung begonnen wird. Doch die Medikamente schlagen nicht an. Katharina wird immer schwächer. Gibt es keine Rettung?

Dr. Burger plädiert für eine Stammzellentherapie und startet einen einmaligen Aufruf in St. Christoph ...

Zenzi Bachhuber warf einen skeptischen Blick aus dem Küchenfenster des Doktorhauses in St. Christoph.

Über dem Feldkopf, der höchsten von sechs Erhebungen rings um den kleinen Ort im Tiroler Zillertal, ballten sich dicke graue Schneewolken zusammen. In den vergangenen Tagen hatte ein fast laues Lüftchen von Süd geweht, und im Tal war der Großteil des Schnees geschmolzen. Doch es war eben erst Februar, und der grimmige Geselle Winter wollte sein Regiment noch längst nicht an seinen luftigen Bruder Frühling abgeben.

»Schaut nach neuem Schnee aus«, murmelte die Hauserin mit dem ordentlichen Haarknoten und warf Sabine Burger, die auf dem Sprung zum Wocheneinkauf in Schwaz war, einen ernsten Blick zu.

»Fahr nur vorsichtig, gell?«

»Ja, freilich, das mach ich doch immer«, versicherte die hübsche Blondine mit den rehbraunen Augen. Die gebürtige Wienerin war Dr. Martin Burgers zweite Frau. Sie lebte nun bereits eine Reihe von Jahren im Zillertal und war an die schneereichen Winter mittlerweile gewöhnt. »Soll ich dir was mitbringen, Zenzi?«

»Na, dank schön, ich hab alles. Höchstens vielleicht ...«

Sabine schmunzelte. »Eine Tafel Schokolade, gell?«

»Du kennst meine heimliche Leidenschaft. Zartbitter, wenn's geht. Aber sag's net weiter, sonst wird der Pankraz mich nur gnadenlos damit aufziehen.«

Sabine lachte, und Goldfunken blitzten dabei in ihren klaren Augen auf.

»Keine Sorge, ich bewahre dein finsteres Geheimnis«, scherzte sie. »Dann bis später!«

Zenzi nickte und schaute Sabine wohlwollend hinterher. Dann widmete sie sich dem Abwasch des Frühstücksgeschirrs, um hernach das Mittagsmahl vorzubereiten.

Das tat Zenzi nun schon seit mehr als vierzig Jahren täglich. Manchmal aber schien es ihr wie gestern, als sie das Doktorhaus in der Kirchgasse von St. Christoph zum ersten Mal betreten hatte.

Damals war Pankraz Burger, Martins Vater, kurz zuvor Witwer geworden. Vor der Zeit, unerwartet und mit einem Buben, der gerade erst elf Jahre alt gewesen war.

Zenzi hatte sich nicht nur um den Haushalt gekümmert, sondern war auch bald zur Ersatzmutter für den Buben geworden, den sie bis auf den heutigen Tag lieb hatte wie einen Sohn. Freilich zeigte sie das nicht allzu offen, verbarg es lieber hinter ihrer meist knurrigen Art, denn sie wollte sich ja nicht von Pankraz pflanzen lassen, der hinter ihrer rauen Schale schon von Anfang an ein goldenes Herz vermutet hatte.

Dass aus dem kleinen Martin ein stattlicher Doktor geworden war, eine Institution im Zillertal, von den Menschen hier respektvoll als Bergdoktor betitelt, das schrieb Zenzi im Stillen auch ein wenig ihrer liebenden Fürsorge zu.

Und damals, als Martin seine erste Frau im Kindbett verloren hatte und danach in eine Lebenskrise geraten war, da hatte sie fest zu ihm gestanden, bis die Zeit seine Wunden endlich hatte vernarben lassen und eine neue Liebe in sein Leben getreten war.

Nun lebte Martin Burger in überaus glücklicher Ehe mit seiner Sabine, die selbst Ärztin war und ihn in allen Belangen stets unterstützte. Drei muntere Kinder krönten diese große Liebe.

Da war Tessa, ein aufgewecktes Schulmadel von acht Jahren, ihr drei Jahre jüngerer Bruder Philipp, genannt Filli, der noch in den Kindergarten ging, und das Nesthäkchen Laura.

Zenzi musste schmunzeln, wenn sie daran dachte, wie die beiden Großen sich mit Hingabe und Ausdauer zankten und sich doch von Herzen lieb hatten. Und wie »ihr Bub«, der Martin, aufgeblüht war in dieser Ehe, die ihm zugleich Halt, Rückhalt und Quell steter Freude und Zufriedenheit war.

Zwar herrschte im Doktorhaus nicht jeden Tag die perfekte Harmonie – was ja auch kaum möglich gewesen wäre –, aber man liebte und verstand sich, man respektierte und schätzte einander.

Ja, es war schon etwas Besonderes, im Hause Burger zu leben und Teil dieser Familie zu sein. Zenzi hätte ihr Leben nirgendwo anders verbringen wollen.

Nun, da der Abwasch geschafft war, gönnte die Hauserin sich erst einmal ein Haferl Kaffee, bevor sie sich ans Mittagessen machte. Dabei schaute sie aus dem Küchenfenster, das einen Blick auf den Vorgarten und die Kirchgasse gestattete. Direkt nebenan lag der Anbau, in dem die Praxis untergebracht war.

Als Martin Burger diese seinerzeit übernommen hatte, war alles gründlich renoviert, erweitert und auf den neuesten Stand gebracht worden. Neben einem Warte- und Sprechzimmer gab es seitdem auch einen kleinen, vollständig eingerichteten OP, ein Labor sowie einen Röntgenraum.

Auch zwei Krankenzimmer waren vorhanden, falls ein Patient stationär behandelt werden musste. Die Dörfler erfreuten sich also bester medizinischer Versorgung, wobei die Hauptsache freilich ihr hervorragender Doktor war.

Dr. Martin Burger, der große, sportliche Landarzt von Anfang fünfzig, war Kraxler aus Leidenschaft, liebevoller Familienvater und Arzt mit Leib und Seele. Auch an diesem Morgen saß er im Sprechzimmer und kümmerte sich um seine Patienten.

Zenzi sah, dass der Geländewagen von Matthias Poldner vor dem Doktorhaus hielt. Der verwitwete Obstbauer und sein halbwüchsiger Sohn Julian stiegen aus und betraten gleich darauf die Praxis.

Der Poldner war ein feiner Kerl, fand Zenzi. Er hatte seinerzeit die zarte, verträumte Lissi Hofferer aus Hochbrunn heimgeführt. Auf seinem biologisch bewirtschafteten Obsthof-Beerenhalde, gelegen am Fuße der gleichnamigen Erhebung zwischen Rautenwald und Hochbrunn, wirtschaftete er fleißig und erfolgreich.

Lissi war vor Jahresfrist bei einem Lawinenabgang ums Leben gekommen. Ein tragischer Unfall, den Matthias noch längst nicht verwunden hatte. Mit seinem Sohn kam er nur leidlich aus.

Julian war fünfzehn, ein schwieriges Alter. Der schon große, kräftige Bursche half seinem Vater neben der Schule auf dem Hof, was Matthias zu schätzen wusste. Dass sein Bub sich für den Obstbau erwärmen konnte, war freilich ein Glück. So gab es einen Nachfolger für den Obsthof-Beerenhalde, was ja nicht mehr unbedingt selbstverständlich war.

Neben den beiden Poldners lebte noch der knorrige Altknecht Hias Wedel auf dem Hof. Er half mit, soweit seine Gesundheit es zuließ, aber Zenzi meinte, dass er eher sein Gnadenbrot bezog, was er aber aus Stolz nicht so nennen mochte.

»Da fehlt eine Frau auf dem Hof.« Davon war die Hauserin der Burgers überzeugt. Eine neue Mutter für den Julian, eine Frau für den Matthias, der ja erst Mitte dreißig war, und vor allem eine gescheite Köchin, denn was der alte Hias so zusammenbraute, konnte man schwerlich als Essen bezeichnen.

***

Bärbel Tannauer, Dr. Burgers patente Sprechstundenhilfe, begrüßte die Poldners freundlich und winkte sie gleich durch, denn an diesem Morgen war nicht viel Betrieb in der Praxis.

Julian bedachte die fesche Bärbel noch mit einem begehrlichen Blick, den sie allerdings recht kühl erwiderte.

Gleich darauf begrüßte Dr. Burger seine beiden Patienten per Handschlag.

»Matthias, wie schaut's? Alles in Ordnung daheim?«, fragte er mit freundlichem Interesse, während er die Impfpässe in Empfang nahm. »Tetanus-Auffrischung, aha. Aber wenn mich net alles täuscht, fehlt doch da noch einer, oder?«

Der fesche Obstbauer mit dem dichten dunklen Haar, dem gut geschnittenen Gesicht und den tiefblauen Augen seufzte.

»Der Hias hat sich wieder mal gedrückt«, gestand er. »Gestern hat er es mir noch in die Hand versprochen, dass er mitkommt, aber heut Morgen hat er angeblich seinen Impfpass net finden können. Es tut mir leid, Herr Doktor.«

Dr. Burger musste schmunzeln. Er wusste um die pathologische Furcht vom alten Hias vor Nadeln und Spritzen. Ging es drum, einen wilden Stier einzufangen oder eine Sau in den Griff zu nehmen, war Hias der Erste, der »hier« rief.

Aber der Besuch beim Doktor war für ihn schlimmer als der Gang zum Schafott. Jedenfalls konnte man diesen Eindruck gewinnen, bedachte man, wie vielfältig und zahlreich seine Ausreden waren.

»Wenn der Prophet net zum Berg kommt ...« Er zog eine Spritze auf. »Dann werde ich den Hias halt beim nächsten Hausbesuch impfen. Und dann kann ich ihm auch dabei helfen, seinen Impfpass zu suchen, wenn's sein muss.«

»Ich dank Ihnen für Ihr Verständnis, Herr Doktor.«

»Ist schon recht, Matthias. So, Julian, jetzt bist du dran.«

Der Obstbauer zog erstaunt seine Hose hoch.

»Das war's schon? Wie machen Sie das nur, Herr Doktor? Ich hab gar nix gemerkt.«

»Tja, gelernt ist gelernt«, scherzte der Bergdoktor. »Und du, Julian, wie geht's dir? In der Schule alles klar?«

»Schon, im nächsten Jahr mach ich das Einjährige, dann hat die Schule mich fei gesehen.«

»Du magst den Hof übernehmen, denk ich mir.«

»Schon, aber bis dahin werde ich wohl noch vieles lernen müssen.« Der große, kräftige Bursche mit den klugen grauen Augen warf seinem Vater einen schwer zu deutenden Blick zu. »Es ist nämlich gar net so leicht, meinem Vater etwas recht zu machen, müssen Sie wissen. Ich hab oft das Gefühl, dass ich noch gar nix kann und es vielleicht auch nie lernen werde.«

Matthias schüttelte den Kopf.

»Red keinen Schmarrn daher, Juli, du kannst schon eine Menge. Und mit jedem Jahr, das vergeht, wirst du besser.«

»Ach ja?«, murmelte der Bub nur, dann verließ er ohne ein weiteres Wort das Sprechzimmer.

Matthias Poldner machte ein betretenes Gesicht.

»Sie dürfen dem Buben net bös sein, er steht manchmal einfach neben sich.«

»Das ging uns doch allen so in dem Alter«, stellte Dr. Burger verständnisvoll fest. Trotzdem hatte er den Eindruck, dass Julians Verhalten seinem Vater peinlich war. Denn der verabschiedete sich nun recht überstürzt.

Wie es aussah, krachte es ordentlich im Gebälk des Obsthofes. Vater und Sohn mussten sich zusammenraufen, wenn sie eine gemeinsame Zukunft anstrebten. Ob ihnen das wohl gelingen würde?

***

»Musste das eben wieder sein?« Matthias Poldner bedachte seinen Sohn mit einem strengen Blick. »Der Doktor Burger hält uns jetzt gewiss für depperte Streithanseln, die net miteinander auskommen.«

Julian hob nur die breiten Schultern und blickte aus dem Seitenfenster auf die vorbeiziehende Landschaft des Zillertals. Es hatte angefangen zu schneien, dicke graue Wolken zogen tief und verhüllten die umgebenden Berggipfel.

Als sein Vater weiterredete, zog der Bursche sein Smartphone aus der Tasche und lenkte sich damit ab. Er wusste, dass Matthias das nicht leiden konnte, deshalb machte er es ja.

Eigentlich hatte er nichts davon, seinen Vater zu ärgern. Es machte ihm nicht mal Spaß. Wenn seine Schulkameraden abfällig über ihre Eltern redeten, klinkte Julian sich aus. Er mochte das nicht. Und seit dem Tod seiner Mutter hing er noch mehr an seinem Vater.

Aber es war eben diese innige Zuneigung, die ihm Angst machte und ihn bockig werden ließ. Die Vorstellung, auch noch den Vater verlieren zu können, sorgte bei Julian manchmal für Albträume. Dann wachte er schweißgebadet auf und hasste die ganze Welt. Am liebsten würde er dann weglaufen oder alles kurz und klein schlagen.

Das tat er natürlich nicht. Allerdings verschanzte er sich hinter Launen und spielte den Quertreiber, wenn sein Vater etwas plante oder vorschlug, nur um es später dann doch zu tun.

Julian war eben ein typischer Teenager. Während seine Hormone ihm einen Streich nach dem anderen spielten, versuchte er, sich im Leben zurechtzufinden. Und das war alles andere als einfach.

Oft wünschte er sich seine Mutter zurück. Wenn es ihm schlecht gegangen war, hatte sie ihre kühle, zarte Hand auf seine heiße Stirn gelegt und ihm verständnisvoll zugelächelt. Dann waren alle Probleme sofort verschwunden gewesen, und er hatte sich getröstet und geborgen gefühlt. Manchmal meinte er noch, ihre Hand zu fühlen, und dann war ihm zum Heulen zumute.

»Geh mal im Gewächshaus die Wärmeregler kontrollieren«, wies sein Vater ihn wenig später an, als sie den Hof erreichten.

»Ich hab zur dritten Stunde Unterricht«, erinnerte Julian ihn.

»Dann beeil dich. Ich fahr dich in die Schule.«

»Net nötig, ich nehm meinen Hobel.«

»Bei dem Sauwetter? Mit dem Auto ist's sicherer«, hielt der Obstbauer seinem Sohn entgegen, doch Julian winkte ab und stieg aus, kaum dass der Geländewagen im Wirtschaftshof zum Stehen gekommen war.

Matthias seufzte. Er wusste, dass es keinen Sinn hatte, seinem Sohn zu folgen und auf seiner Meinung zu beharren. Das würde Julian nur noch bockiger machen. Dass sein Mofa recht langsam fuhr, war für den Vater ein kleiner Trost.

»Lass ihm ein bisserl Freiheit«, hatte Lissi immer gesagt.

Leichter gesagt als getan. Lissi, oh Lissi, wenn du nur noch hier wärst, dachte er zutiefst bekümmert.

Während er zum Haus ging, wanderte sein Blick zu dem Marterl, das seinen Platz neben der Remise gefunden hatte. An der Stelle war das Leben seiner geliebten Frau von den unbarmherzigen Schneemassen einer schweren Lawine ausgelöscht worden. Nun erinnerte der Gottessohn in seiner stillen Passion an all die Schmerzen, Trauer und Verzweiflung, die der Verlust in Matthias Poldners Leben gebracht hatte.

Nichts war mehr wie vorher, in seinem Herzen brannte nur eine Frage: Warum? Warum hatte die Lawine ausgerechnet diesen Weg ins Tal nehmen müssen? Warum war sie nicht über die Glashäuser abgegangen? Selbst ein wirtschaftlicher Totalverlust erschien ihm unwichtig im Vergleich zu der Tragödie, die sein Leben für immer verändert und sein Herz gebrochen hatte.

Doch es ließ sich nicht mehr ändern, er musste versuchen, damit zu leben, jeden Tag aufs Neue.

Hias werkelte in der Küche herum. Der knorrige Alte mit dem schlohweißen Haar und dem keck gezwirbelten Schnauz fabrizierte etwas Undefinierbares, das in der Pfanne so sehr qualmte, dass der Bauer es zunächst erschrocken für einen Zimmerbrand gehalten hatte. Hias hustete heftig und hatte schon das Fenster geöffnet, aber das nützte auch nicht viel.

»Sackerl Zement, die sind hin«, knirschte er, nachdem Matthias die Pfanne kurzerhand unter dem Wasserhahn gelöscht hatte.

»Kannst du mir mal sagen, was du da treibst?«, wollte er nun ärgerlich von seinem Altknecht wissen.

Hias war schon über vierzig Jahre auf dem Hof, er hatte schon für den alten Poldner gearbeitet und gehörte einfach dazu. Doch seit er sich im Kochen versuchte, wurde die Geduld seines Brotherrn immer wieder auf eine harte Probe gestellt.

»Dampfnudeln sollt es zum Mittagsmahl geben«, brummte Hias beleidigt. »Aber du hast sie ertränkt, Bauer.«

»Das schaut mir eher nach Kohlen aus. Mei, Hias, so kann es net weitergehen. Wir müssen uns eine Mikrowelle anschaffen und einen Kühler für Fertiggerichte, sonst wirst du uns noch vergiften.«

»Dann kündige ich«, kam es spontan von dem Alten. »Nie und nimmer ess ich was, das aus so einem modernen Apparat kommt.«

»Was sollen wir denn sonst machen? Tagaus, tagein Semmeln sind auch net das Gelbe vom Ei.«

Ein röhrendes Knattern lenkte den Bauern kurz von ihren kulinarischen Problemen ab. Er blickte aus dem Küchenfenster und sah Julian, der auf seinem Mofa abzockelte.

»Hat's wieder was gegeben zwischen euch beiden?«, fragte Hias.