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Gendarm Ludwig Sirch fühlt sich hundeelend. Fieber, Schüttelfrost und Unwohlsein plagen ihn. Aber er denkt nicht daran, zum Bergdoktor zu gehen und sich krank zu melden. Nicht gerade jetzt, wo die warmen Temperaturen den Gletscher tauen lässt und die Überreste eines Mannes freilegen.
Ignaz galt seit Jahren als vermisst. Und die Spuren deuten auf ein Verbrechen hin!
Ein Mord in seinem Tal? Ludwig Sirch ist entsetzt und setzt alles daran, die Untat aufzuklären.
Dann kehrt auch noch Leni, die einzige Tochter des Toten, heim, um ihren Vater zu beerdigen. Niemand ahnt, wie schwer ihr dieser Gang fällt ...
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Seitenzahl: 124
Veröffentlichungsjahr: 2021
Cover
Geheimes Glück
Vorschau
Impressum
Geheimes Glück
Dr. Burger und eine perfekte Überraschung auf dem Steinbrunner-Hof
Von Andreas Kufsteiner
Gendarm Ludwig Sirch fühlt sich hundeelend. Fieber, Schüttelfrost und Unwohlsein plagen ihn. Aber er denkt nicht daran, zum Bergdoktor zu gehen und sich krank zu melden. Nicht gerade jetzt, wo die warmen Temperaturen den Gletscher tauen lässt und die Leiche eines Mannes freilegen.
Ignaz galt seit Jahren als vermisst. Und die Spuren deuten auf ein Verbrechen hin!
Ein Mord in seinem Tal? Ludwig Sirch ist entsetzt und setzt alles daran, die Untat aufzuklären.
Dann kehrt auch noch Leni, die einzige Tochter des Toten, heim, um ihren Vater zu beerdigen. Niemand ahnt, wie schwer ihr dieser Gang fällt ...
»Die Berge werden auch immer steiler.« Schnaufend blieb Pankraz Burger stehen. Er stemmte die Daumen unter die Riemen seines Rucksacks und blickte mit gerunzelter Stirn den Pfad empor, der sich vor ihnen bergauf schlängelte.
»Wollen wir eine Rast machen?« Martin Burger blieb stehen und drehte sich um.
»Geh – und hier festfrieren?« Sein Vater schüttelte energisch das ergraute Haupt. »Bringen wir es hinter uns. Weit kann's ja nimmer sein, oder?«
»Etwa eine Stunde noch.«
»Eine Stunde.« Der Senior presste die Kiefer so fest aufeinander, dass es knirschte. »Die schaff' ich. Eine Stunde und fünf Minuten könnten ein Problem werden, aber eine Stunde ...« Er setzte sich wieder in Bewegung und grummelte leise vor sich hin. »Ich könnte schwören, dass der verflixte Aufstieg früher net so lang war.«
»Wollen wir lieber umkehren?«
»Und das ganze Knie-Schlottern war für die Katz? Kommt net infrage. Jetzt sind wir schon so weit gekommen ...« Pankraz beugte sich ein wenig vor und marschierte verbissen weiter.
Martin Burger gesellte sich zu ihm. Der Pfad, der vom Feldkopf weg in Richtung Gletscher führte, war so schmal, dass sie hintereinander laufen mussten. In weiten Kurven wand er sich den Berg hinauf. Hier heroben befanden sie sich über der Baumgrenze. Lediglich ein paar Latschenkiefern klammerten sich an den felsigen Untergrund und neigten sich im Wind, der über den Gipfelkamm heranfegte.
So weit oben war die Luft auch an einem wunderbaren Sommertag wie diesem kühl – und so klar, dass man weit über das ganze Zillertal hinwegschauen konnte. Die schroffen Gipfel zeichneten sich deutlich vor dem Blau des Himmels ab. Ein Rotmilan zog in großer Höhe seine Kreise. Gut erkennbar am gegabelten Schwanz und dem rötlich gefärbten Bauch.
Vor den beiden Wanderern stieg der Berg immer weiter an. Schnee sprenkelte den Hang, und je höher sie kamen, umso mehr wurde es.
»Hier oben ist es schön, hat es geheißen«, murmelte Pankraz, »eine traumhafte Aussicht, hat es geheißen.«
»Ist der Ausblick net idyllisch?«
»Doch, aber es ist halt Schnee. Den hab ich schon im Winter. Jetzt im Sommer ist mir das Grün lieber. Im Tal vergeht man fast vor lauter Hitze, aber hier heroben könnte man gut seine Steppjacke gebrauchen.« Der Siebenundsiebzigjährige schlang Armen um sich, um sich aufzuwärmen.
»Warte, ich hab meine Jacke im Rucksack. Die kannst du haben.«
»Da pass ich net rein«, brummte sein Vater. »Lass uns weitergehen, dann wird mir schon warm. Schön ist die Aussicht ja schon irgendwie. Außerdem waren wir viel zu lange nimmer unterwegs.«
»Das finde ich auch«, stimmte Martin Burger zu. »Die Arbeit in der Praxis wird net weniger.«
»Vor allem der Papierkram net, möchte ich annehmen.«
»Da sagst du was.« Martin Burger hatte die Landarztpraxis von seinem Vater übernommen. Genau wie dessen Liebe zu den Zillertaler Bergen.
Früher waren sie regelmäßig zusammen in die Berge gestiegen. Seitdem er verheiratet und selber Vater war, kamen sie nicht mehr so oft dazu, aber an diesem Tag war seine Frau mit den Kindern zum Schuhkauf nach Mayrhofen gefahren, die Sprechstunde war geschafft, und so wollten sie die Zeit nutzen und zum Gletscher an der Rosskopfscharte wandern. Weiter östlich ragte die Ahornspitze in den Himmel. Näher lagen Hexenstein und Feldkopf.
Martins Herz wurde weit, als er den Blick über das imposante Panorama schweifen ließ. Er liebte die Berge und konnte sich nicht mehr vorstellen, irgendwo anders zu leben.
Nach seinem Studium hatte er etliche Jahre in München gearbeitet und Erfahrungen in der Chirurgie gesammelt. Diese Zeit mochte er nicht missen, half ihm sein Wissen doch, seine Patienten bestmöglich zu versorgen.
Allerdings war er froh über seine Entscheidung, nach St. Christoph zurückzukehren. Er liebte seine Arbeit als Landarzt und tat, was er konnte, für die Menschen in seinem Dorf. Dafür nannten sie ihn dankbar »Bergdoktor«.
Sein Vater stapfte keuchend vorneweg. Bei ihrem Aufbruch im Dorf hatte das Thermometer gut und gern sechsunddreißig Grad angezeigt. Hier heroben konnte es kaum über vier, fünf Grad hinauskommen. Im kalten Wind fühlte es sich sogar noch kälter an.
»Zu schade, dass noch kein Lift hier heraufführt«, schnappte Pankraz Burger.
»Dann wäre der Weg keine Herausforderung mehr. Wo bliebe denn da der Spaß?«
»Richtig. Das ... Gekraxel ist ... unheimlich gspaßig ...«
»Mei, Vaterl, du schnaufst wie die Dampflokomotive der Zillertalbahn. Wollen wir net doch lieber umkehren?«
»Kommt überhaupt net ... infrage. Wenn schon net für meine Puste, sollte der Anstieg immerhin für mein Gewicht gut sein. Wenn ich heute net abnehme, weiß ich auch net. Da kann die Zenzi mir heute Abend mal net vorhalten, ich würde nix für mein Gewicht tun.«
»Hat sie dich wieder beim Naschen erwischt?«
»Und mir mit dem Nudelholz gedroht, wenn ich noch mal heimlich in der Nacht ihre Zimtschnecken verputze. Was soll ich denn machen, wenn ich net schlafen kann?«
»Einen Spaziergang?«
»Das wäre die zweite Option gewesen.« Pankraz schmunzelte. Es war kein Geheimnis, dass die Wirtschafterin im Doktorhaus eine spitze Zunge hatte, aber eben auch ein riesengroßes Herz. Sie sagte, was sie dachte, und tat alles für die Familie, zu der sie schon längst gehörte wie eine liebe Großmutter.
Sie wanderten weiter.
»Früher war der Gletscher an der Rosskopfscharte noch wesentlich größer«, erzählte Pankraz nachdenklich. »Da wären wir längst da. Ein alter Schmugglerpfad führte über den Gletscher. Hat damals so manchen Schmuggler das Leben gekostet, sein Glück dort zu versuchen.«
»Woher weißt du denn das? Haben wir etwa einen Schmuggler unter unseren Vorfahren?«
»Gut möglich. In alten Zeiten haben viele den mageren Ertrag ihrer Höfe ein bisserl aufgebessert. Das ist aber schon viele hundert Jahre her. Hab es für meine Chronik des Zillertals recherchiert.«
»Erzähl es mir, wenn du mehr herausfindest, ja? Falls einer unserer Urahnen ein Schmuggler war, würde mich das interessieren.«
»Mich auch. Bis jetzt hab ich darüber noch nix gefunden, aber ... Oh! Da! Schau, Martin!« Pankraz riss den rechten Arm nach oben und deutete voraus.
Tatsächlich zeichneten sich vor ihnen die Umrisse eines Steinbocks zwischen den Felsen ab. Er stand ganz still und schien unsicher zu sein, ob er in ihnen eine Gefahr sehen sollte oder nicht.
Ein paar Herzschläge lang rührte sich niemand von ihnen.
Dann sprang der Steinbock mit langen Sätzen davon und verschwand hinter der Kuppe.
»Also, ich könnte jetzt eine Brotzeit vertragen«, murmelte Pankraz.
»Zum Sitzen ist es ein bisserl ungemütlich. Der Wind ist recht kalt, aber ein Stück weiter oben kommt ein Felsvorsprung. Unter dem lässt es sich bestimmt aushalten.«
»Naa, bringen wir erst den Weg zum Gletscher hinter uns. Wenn ich mich einmal niederlasse, komme ich nimmer hoch. Und wenn doch, mag ich bestimmt net weiter bergauf kraxeln.«
»Also gut, dann nutzen wir unseren Schwung und gehen weiter.«
»Schwung ist gut«, brummte der Senior und stapfte weiter.
Eine Weile liefen sie schweigend, lauschten auf die Stille ringsum.
Bald breiteten sich Eis und Schnee in einer weiten Fläche vor ihnen aus.
Der Rossscharten-Gletscher!
Das Weiß glitzerte in der Sonne, als wäre es mit winzigen Diamanten übersät.
»Schön«, keuchte Pankraz. »Sehr schön sogar.« Er buckelte seinen Rucksack ab und holte einen Fotoapparat heraus. Den richtete er auf das Eis.
Martins Blick folgte ihm über die Schneefläche hinweg, als er plötzlich erstarrte. Da ragte etwas aus dem Weiß, das da nicht hingehörte.
Er furchte die Stirn und sah genauer hin, konnte aber keine Details erkennen. Also hob er das Fernglas an die Augen, das er an einem Riemen um seinen Hals trug.
Im nächsten Moment tat sein Herz einen schmerzhaften Satz.
»Um Himmels willen, Vater!«
»Was ist denn, Martin?«
»Da vorn!« Martin nahm das Fernglas herunter und deutete damit den Hang hinauf.
Sein Vater nahm ihm den Feldstecher ab und schaute hindurch.
»Jesses!«, hauchte er dann. »Eine Leiche!«
***
Wer hat gleich gesagt, dass der Mensch Pläne schmiedet und im Himmel fällt der Herrgott vor Lachen vom Stuhl?
Ludwig Sirch seufzte unterdrückt. So hatte ich mir mein freies Wochenende net vorgestellt. Ich wollte zwei Tage lang nix als im Garten werkeln, kaltes Bier trinken und ab und zu ein Nickerchen in der Hängematte machen. Und net bei gefühlten vierzig Grad im Schatten in meinem Büro schwitzen.
Er nestelte am Kragen seines Hemdes und spürte, wie ihm der Stoff unangenehm feucht auf der Haut klebte. Ein kalter Schauder nach dem anderen rieselte ihm über den Rücken, und in seinen Ohren rauschte es. Er wusste, dass er Fieber hatte, aber zum Kranksein hatte er genauso wenig Zeit wie für sein geplantes Nickerchen.
Er hatte einen Mord aufzuklären!
In der Stadt hatten sie seine Bitte um Verstärkung rundweg abgelehnt. »Urlaubszeit«, hatte es als Begründung geheißen. »Wir sind unterbesetzt. Ihr müsst ein paar Tage allein zurechtkommen, ehe wir jemanden schicken können.«
Ludwig knirschte mit den Zähnen. Na schön, dann würde er den Fall eben mit Max und Florian allein lösen.
Ein Fieberschauer schüttelte ihn durch.
Herrschaftszeiten! Er fühlte sich hundeelend. Fieber und Unwohlsein plagten ihn schon seit ein paar Tagen. Zum Arzt mochte er nicht gehen. Da hielt er es lieber mit einem Spruch seiner Mutter: Was von allein gekommen ist, geht auch von allein wieder. Mit Kaffee und Ibuprofen kam er auch ganz gut durch die Tage. Das freie Wochenende und ein wenig Erholung hatte er trotzdem herbeigesehnt.
Nun, da half alles nichts.
Am Gletscher war ein Toter gefunden worden.
Ja, ein Mann, so viel ließ sich sagen. Die Papiere hatten auch verraten, um wen es sich handelte ... Wann war der arme Kerl damals verschwunden?
Ludwig beugte sich tiefer über seinen Computer und hackte mit steifen Fingern auf die Tastatur ein.
Sein Gendarmerie-Posten war in einem Haus am Rand von St. Christoph untergebracht. Die Sonne fiel durch einen Spalt zwischen Jalousie und Fensterrahmen herein, ließ den Staub in der Luft glitzern. Jesses, er musste wirklich mal wieder die Regale mit den alten Akten abstauben. Nur wann? Wann?
Ludwig streckte die Hand nach seinem Kaffeebecher aus, nahm einen Schluck und verzog das Gesicht. Kalt und bitter. Das Gebräu schmeckte so scheußlich, wie er sich gerade fühlte.
Über den beiden Schreibtischen auf der anderen Seite des Büros saßen seine Gehilfen vor ihren Computern. Ging ja heute nicht mehr ohne Technik. Viele Informationen, für die er früher kilometerweit gefahren war, konnte er nun am Rechner aufrufen. Blitzschnell. Manchmal hatte er allerdings den Verdacht, dass seine Gehilfen mehr als nur Recherche betrieben. Besonders der Max tippte gar zu flink – und rote Ohren hatte er dabei obendrein!
Ob der sich mit einem Madel schrieb?
Ludwig brummte etwas vor sich hin, kam jedoch nicht dazu, seinen Gehilfen zu fragen, denn die Tür flog auf, und ein untersetzter Landwirt stürmte herein. Sepp Steinbrunner war in seinen Fünfzigern, ebenso groß wie stämmig und hatte ein gerötetes Gesicht, das nichts als Ärger verhieß.
»Sirch!«, polterte er los. »Du musst was unternehmen!«
»Dir auch einen schönen guten Tag«, schnaufte Ludwig.
»Was? Oh! Tut mir leid. Servus, Ludwig. Hör zu, so geht das net weiter. Einer deiner Gehilfen hat mir schon wieder ein Knöllchen verpasst, weil ich vor der Apotheke geparkt hab.« Er wedelte mit dem Papier.
Max schrumpfte sichtlich hinter seinem Schreibtisch zusammen.
Dafür gab es nun allerdings keinen Grund, und das wusste Ludwig auch.
»Dann lass dein Auto halt net immer im Halteverbot stehen, Sepp.«
»Doch nur, wenn ich auf einen Sprung bei unserem Apotheker vorbeischau und mir eine Einreibung gegen meinen schlimmen Rücken hol.«
»Und danach trinkst du noch ganz gemütlich einen Kaffee in Almas Einkaufsparadies. Geh, Sepp, du parkst alleweil in der Feuerwehrzufahrt. Wenn da mal was passierst, versperrst du den Rettern den Weg. Stell dein Auto doch einfach hinter der Kirche ab, wo der offizielle Parkplatz ist, dann erwartet dich auch kein Knöllchen mehr.«
Der Bauer schnaufte hörbar, ließ die Schultern jedoch sinken. Der größte Sturm schien vorüber zu sein.
»Na schön«, brummte er. »Dann bezahl ich eben, aber das ist das letzte Mal. Noch mehr Geld werfe ich euch net in den Rachen. Du, sehen wir uns heute Abend zum Kegeln?«
»Weiß ich noch net. Könnte eng werden. Hab einen Mord aufzuklären.«
»Net dein Ernst?!« Halb entgeistert, halb fasziniert stemmte der Besucher die Hände auf den Schreibtisch und beugte sich vor. »Wen haben's denn umgebracht?«
Ludwig Sirch zögerte. Als Gendarm war er seit vielen Jahren für die Ordnung in seinem Heimatdorf verantwortlich. Informationen zu laufenden Ermittlungen gab er höchst ungern heraus, allerdings war ein Reporter der Tiroler Tageszeitung vor Ort gewesen. Spätestens morgen früh konnte man sowieso in der Zeitung lesen, was geschehen war.
»Na schön«, brummte er, »der Ignaz wurde umgebracht.«
»Der Haslinger?!« Die Gesichtsfarbe seines Besuchers wechselte von Rot zu Purpur und schließlich wieder zu Rot.
»Ganz genau.«
»Mei ... ich ... das ist arg. Weiß das arme Madel es schon?«
»Hab sie vor ein paar Stunden angerufen«
»Verstehe. Na, dann ...« Ohne noch etwas zu sagen, wandte sich der Bauer um und wankte aus dem Büro.
Ludwig vernahm ein gedämpftes Schnaufen vom Fenster her.
»Finden Sie das net auch verdächtig, Chef?« Max saß kerzengerade hinter seinem Computer und blickte dem Landwirt nach. »Der war ziemlich durch den Wind, als Sie ihm von dem Toten erzählt haben. Womöglich sollten wir ihn uns einmal vorknöpfen. Er könnte was mit der Sache zu tun haben.«
»Schmarrn«, murmelte Ludwig. »Sei vorsichtig mit deinen Verdächtigungen. Der Sepp kannte den Ignaz von klein auf. Es ist ganz natürlich, dass er nun erschüttert ist. Die beiden sind immerhin zusammen aufgewachsen.«
»Trotzdem ... Haben Sie net gesehen, wie blass er geworden ist?«
»Das würdest du auch, wenn du erfahren würdest, dass dein alter Freund tot aufgefunden wurde. Noch dazu, nachdem er viele Jahre verschwunden war!« Ludwig sah seinen Gehilfen ernst an. »Der Ignaz ist ein unbescholtener Landwirt. Wir haben keinen Grund, ihn zu verdächtigen, nur weil er ein bisserl durcheinander war.«
»Aber ...«
»Halt dich mit Verdächtigungen zurück, Max. Gerüchte machen schneller die Runde als ein Flächenbrand, und man bekommt sie genauso schwer wieder unter Kontrolle.«
Max wirkte nicht zufrieden, hob aber die Hände.
»Na schön«, murmelte er. »Ich wollte nur helfen.«
Der Kollege beugte sich noch tiefer über seine Tastatur und tat, als wäre er gar nicht da. Florian war kein Mann vieler Worte. Er überlegte lieber zweimal, ehe er den Mund aufmachte. Eine Eigenschaft, die Ludwig Sirch sonst durchaus an ihm schätzte. An diesem Tag jedoch zerrte das Schweigen seines Gehilfen an seinen ohnehin schon blankliegenden Nerven.
»Warum ist kein frischer Kaffee da?«, moserte er. »Florian, du hast dir vorhin die letzte Tasse genommen, deshalb ist es auch deine Aufgabe, frischen zu kochen.«