Der Bergdoktor 2080 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 2080 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Katharina Schneider weiß, dass sie dem Tod ins Auge schauen muss. Ihre degenerative Herzmuskelschwäche schreitet voran, und nun kann auch Dr. Burger mit Medikamenten nicht mehr gegensteuern. Damit ihr geliebtes Enkelkind gut versorgt ist, trifft die Bäuerin entsprechende Vorkehrungen. Die kleine Liesel hat vor einigen Jahren ihre Eltern durch einem tragischen Lawinenabgang verloren. Sie liebt das Leben auf dem Bauernhof ihrer Großmutter über alles, und das soll ihr erhalten bleiben. Darum vermacht Katharina den Hof ihrer Tochter Barbara mit der Auflage, den Hof nicht zu verkaufen, ihre Nichte zu adoptieren und auf dem Hof großzuziehen. Barbara willigt ein, doch gleich nach dem Tod ihrer Mutter zeigt sie ihr wahres Gesicht ...


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Seitenzahl: 122

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhalt

Cover

Wenn ich ganz fest an dich denke ...

Vorschau

Impressum

Wenn ich ganz fest an dich denke ...

Die kleine Liesel vermisst ihre geliebte Großmutter

Von Andreas Kufsteiner

Katharina Schneider weiß, dass sie dem Tod ins Auge schauen muss. Ihre degenerative Herzmuskelschwäche schreitet voran, und nun kann auch Dr. Burger mit Medikamenten nicht mehr gegensteuern. Damit ihr geliebtes Enkelkind gut versorgt ist, trifft die Bäuerin entsprechende Vorkehrungen. Die kleine Liesel hat vor einigen Jahren ihre Eltern durch einem tragischen Lawinenabgang verloren. Sie liebt das Leben auf dem Bauernhof ihrer Großmutter über alles, und das soll ihr erhalten bleiben. Darum vermacht Katharina den Hof ihrer Tochter Barbara mit der Auflage, den Hof nicht zu verkaufen, ihre Nichte zu adoptieren und auf dem Hof großzuziehen. Barbara willigt ein, doch gleich nach dem Tod ihrer Mutter zeigt sie ihr wahres Gesicht ...

»Sag, Großmama, kriegen wir denn heuer auch wieder genug Äpfel fürs Gelee?« Die kleine Liesel schleckte mit einem verschmitzten Lächeln den letzten Rest aus dem Marmeladenglas.

Katharina Schneider lachte. »Freilich, Herzerl. Der alte Apfelbaum hat schon hinter dem Haus gestanden, als ich noch so klein gewesen bin wie du. Und er hat uns nie im Stich gelassen. Jedes Jahr liefert er zuverlässig die feinen Klaräpfel für viele neue Gläser Gelee.«

Das kleine Madel mit den glänzenden hellbraunen Locken klatschte fröhlich in die Hände.

»Au fein! Wann können wir sie denn ernten? Lang dauert es gewiss nimmer, gell?«

»Wenn die großen Ferien beginnen, dann darfst du mir dabei helfen. Aber jetzt musst du dich allmählich auf den Weg in den Kindergarten machen, sonst kommst du zu spät.«

»Oje, ich hab dem Filli Burger für heut eine Semmel mit deinem guten Apfelgelee versprochen. Ich glaub, wir haben aber alle aufgegessen, gell?«

»Ich hab noch zwei aufgehoben. Eine für dich und eine für deinen kleinen Freund.« Katharina schob ihrer Enkelin die Brotdose in den Rucksack mit dem Einhorn vorne drauf. »Gut?«

»Toll! Großmama, du bist die Beste«, freute Liesel sich, schnappte ihren Rucksack und war gleich darauf aus der Stube gewirbelt.

Die Bäuerin erhob sich vom Frühstückstisch und schaute ihrer Enkelin durchs Fenster nach. Fröhlich hüpfte Liesel über den Wirtschaftshof, winkte dem Großknecht Sebastian zu und war gleich darauf verschwunden.

Der Weg zum Kindergarten von St. Christoph war nicht weit, der Erbhof lag direkt am Dorfrand. In wenigen Minuten hatte Liesel ihr Ziel schon sicher erreicht.

Während die Großmutter ihr hinterherblickte, kehrten ihre Gedanken in die Vergangenheit zurück. Die schlanke Frau von Anfang siebzig erinnerte sich noch sehr gut an bessere Zeiten auf dem Erbhof. Doch mit den schönen Zeiten war es vorbei gewesen, als ihr Mann vor einigen Jahren am Schlag gestorben war.

Alois Schneider war ein verschlossener Mensch gewesen, der nie viele Worte gemacht, aber das Herz auf dem rechten Fleck gehabt hatte. Sie hatten zwei Töchter großgezogen, die unterschiedlicher nicht hätten sein können.

Barbara, die ältere, hatte von klein auf sehr auf ihr Äußeres geachtet. Alois war der Meinung gewesen, dass in ihren Adern kein Tropfen Bauernblut wallte. Und damit hatte er recht behalten.

Nach der Schule war Barbara in die Stadt gezogen und hatte einen Finanzbeamten geheiratet. Katharina mochte Manfred Heumann nicht sonderlich. Er war ein blasser Pedant, der zudem einen unehrlichen Eindruck auf sie machte. Es hatte nicht viel Kontakt zwischen ihnen gegeben.

Barbara und ihr Mann waren lediglich zur Beerdigung des Vaters nach St. Christoph gekommen. Zum letzten Mal hatten sie sich dann gesehen, als Barbaras jüngere Schwester Thea und ihr Mann im Familiengrab beigesetzt worden waren. Zwei Jahre war das nun her.

Während Barbara St. Christoph verlassen hatte, sobald sie alt genug gewesen war, hatte ihre um fast fünfzehn Jahre jüngere Schwester das Landleben geliebt. Mit ihrer Heirat vor sechs Jahren war der tüchtige Jungbauer Rolf Gruber auf den Erbhof gekommen. Und ihre kleine Tochter Liesel hatte sich zum Sonnenschein in der Familie entwickelt.

Doch dann hatte ein später Lawinenabgang dieses Glück jäh und brutal zerstört. Die jungen Bauersleute konnten in der halb eingestürzten Remise nur noch tot geborgen werden.

Der Gedanke an diesen schrecklichen Verlust schmerzte Katharina noch wie am ersten Tag. Nur die kleine Liesel war ihr geblieben, und sie gab sich viel Mühe, dem Mädelchen die Eltern zu ersetzen.

Doch ihre Kräfte ließen allmählich nach. Dr. Martin Burger, der Bergdoktor von St. Christoph, hatte bei ihr eine zunehmende Herzschwäche diagnostiziert. Die Erkrankung des Herzmuskels war nicht heilbar, ließ sich aber durch Medikamente in ihrem Verlauf verlangsamen.

Mit einem leisen Seufzen stellte die Bäuerin noch ein Gedeck auf den Tisch und nahm dann ihre Tabletten ein. Sie fühlte sich nun oft sehr müde und schwach.

Früher hatte sie bis zum Umfallen arbeiten können und war dabei noch guter Dinge gewesen. Doch nun machte das Herz ihr jeden Tag ein wenig mehr zu schaffen. Sie war oft kurzatmig, durfte sich nicht mehr anstrengen und schlief manchmal am Abend beim Fernsehen einfach ein.

Katharina gefiel das ganz und gar nicht. Sie war immer eine aktive Frau gewesen. Sich nun einschränken und mit den eigenen Kräften haushalten zu müssen, das war neu und ungewohnt für sie. Und ihr Zustand machte ihr auch noch aus einem anderen Grund Sorgen.

Sebastian Haselbeck, der Großknecht, kam nun herein, um sein Frühstück einzunehmen. Der große, sportliche Bursche mit dem dichten dunklen Haar und den tiefblauen Augen war Katharinas Stütze. Er war fleißig und führte den Hof so umsichtig wie ein Bauer. Nun hatte er bereits den Stall gemistet und das Vieh gefüttert.

»Nachher muss ich die Felder am Feldkopf odeln«, ließ er seine Brotherrin wissen, während er sich die erste Mahlzeit des Tages schmecken ließ. »Der Viehdoktor wollte noch nach der Lissi schauen, wegen der Wunde am Euter. Er kommt am Nachmittag.«

»Ist recht, ich kümmere mich darum«, erwiderte Katharina.

»Ist dir was, Bäuerin? Du bist so blass.«

»Ja mei, allerweil dasselbe. Mein dummes, altes Herz will halt nimmer mitspielen.«

»Was sagt denn der Bergdoktor?«

»Er tut, was er kann, um mir zu helfen. Aber es geht halt net mehr lang, damit muss ich mich wohl abfinden.«

»Sag so was net. Was soll denn aus der Liesel werden?«

»Eben darüber mach ich mir viele Gedanken. Das Kind hat schon seine Eltern verloren. Die Vorstellung, dass Liesel als Vollwaise in ein Heim kommt, ist sehr schlimm für mich. Wenn ich nur wüsste, was ich tun soll.«

Sebastian musste nicht lange nachdenken.

»Red halt mit dem Bergdoktor. Der weiß gewiss einen Rat«, schlug er vor.

»Ich könnte es versuchen. Nachher hab ich eh einen Untersuchungstermin bei ihm. Vielleicht frage ich ihn dann einfach mal.«

»Tu das, Bäuerin. Unser Doktor Burger hat schon vielen Menschen geholfen, net nur als Arzt. Zumindest wird er sich Zeit nehmen und dir zuhören. Vielleicht findet ihr dann gemeinsam eine Lösung.«

»Ja, ich glaub, du hast recht. So will ich's machen.«

Wenig später kehrte Sebastian an seine Arbeit zurück.

Dass es so schlecht stand um seine Brotherrin, hatte er nicht gewusst. Er hoffte aber sehr, dass Dr. Burger ihr helfen konnte, in mehr als einer Beziehung. Freilich war auch ihm die kleine Liesel ans Herz gewachsen, und ihr Schicksal ließ ihn nicht unberührt.

Wichtiger für ihn war allerdings, dass Katharina Schneider auch in Zukunft die Erbhofbäuerin blieb. Ohne sie würde auf dem Hof nichts mehr so sein, wie es immer gewesen war. Hier für einen anderen Bauern zu arbeiten, das konnte der treue Knecht sich einfach nicht vorstellen.

***

Mitten im Herzen von St. Christoph lag die Kirchgasse. Hier stand schon seit mehr als fünfzig Jahren das Doktorhaus.

Dr. Pankraz Burger hatte es einst im schlichten Gebirgsstil für sich und seine Familie bauen lassen. Im Anbau neben dem Haus befand sich die Praxis.

Doch in der Zwischenzeit gab es einen neuen Dr. Burger. Martin, den Sohn von Pankraz, der sich im Laufe der Jahre den Ehrentitel »Bergdoktor« bei der Bevölkerung verdient hatte.

Der große, sportliche Mann, dem man nicht ansah, dass er die fünfzig schon überschritten hatte, war immer für seine Mitmenschen da. In erster Linie als Mediziner, doch stets auch als Freund, Berater und praktischer Helfer. Und manchmal sogar als Beichtvater, da machte er Hochwürden schon mal ungewollt Konkurrenz.

Pankraz hatte seine Frau früh verloren und war seinerzeit auf Hilfe beim Haushalt und der Kindererziehung angewiesen gewesen. Zenzi Bachhuber, die patente Hauserin, die auch heute noch im Doktorhaus wirkte, hatte diese Aufgaben übernommen und war für den damals erst elfjährigen Martin zur Ersatzmutter geworden.

Auch heutzutage sah Zenzi in »ihrem« Doktor noch den Buben, den sie einst an ihr mütterlich schlagendes Herz gedrückt hatte. Sie versorgte nicht nur den Haushalt mit nie erlahmender Energie, sondern hielt auch ungebetene Besucher, die außerhalb der Sprechzeiten am Doktorhaus klingelten, so gut es ging, fern.

Dabei nahm der Bergdoktor es nicht so genau. Wenn jemand Hilfe brauchte, dann war er da, die Uhrzeit spielte für ihn keine Rolle. Seine Frau Sabine war ebenfalls Ärztin und unterstützte ihn in allem. Ihre sehr glückliche Ehe wurde von den drei Kindern Tessa, Filli und Laura gekrönt.

Als der Bergdoktor vor langen Jahren seine erste Frau im Kindbett verloren hatte, wäre er wohl kaum auf den Gedanken gekommen, dass sein Leben noch einmal eine so glückliche Wende nehmen könnte.

Damals hatte er St. Christoph verlassen und für eine ganze Weile in der Fremde Vergessen gesucht. Erst das Heimweh hatte ihn schließlich zurück ins Zillertal geführt, wo er in der hübschen Sabine die große Liebe gefunden hatte.

Nun lebten drei Generationen im Doktorhaus beisammen. Pankraz, der Senior, war in der Zwischenzeit im Ruhestand. Noch immer hielt er sich durch die Lektüre medizinischer Fachzeitschriften auf dem Laufenden und stand seinem Sohn als Ratgeber zur Seite, wenn der in einem kniffligen Fall nicht weiterkam.

Martin Burger war froh darüber. Sein Vater verfügte schließlich über ein Wissen, das man erst durch eine lebenslange Berufserfahrung erwerben konnte.

Doch Pankraz hatte auch noch andere Interessen. Er spielte gern mit alten Freunden Schach, ging mit Familiendackel Poldi seine Gassirunden und arbeitete an einer Chronik des Zillertals.

Sabine und Martin teilten alles im Leben. Hatte ihr Mann einen Einsatz mit der Bergwacht, oder war er bei einem Notfall, dann übernahm sie die Sprechstunde. Und auch Pankraz sprang noch gerne ein, wenn Not am Mann war.

Dann kümmerte Zenzi sich um die drei kleinen Burgers, die sie allesamt fest ins Herz geschlossen hatte. Tessa war ein kluges und hübsches Schulmadel von acht Jahren. Ihr jüngerer Bruder Filli ging noch in den Kindergarten und verfügte über einen sehr wachen Verstand. Die zweijährige Laura war das Nesthäkchen im Doktorhaus.

An diesem sonnigen Vormittag im Juni ging es im Doktorhaus wieder einmal recht turbulent zu. Martin musste gleich nach dem Frühstück zu einem Notfall. Sabine übernahm die Sprechstunde, und es oblag nun Zenzi, die Kinder pünktlich in Schule und Kindergarten zu schicken und Klein-Laura zu beaufsichtigen. Hinzu kam die Hausarbeit, die sich freilich nicht von selbst erledigte.

Zenzi erntete ein paar Buschbohnen und die ersten Frühkartoffeln im Nutzgarten hinter dem Haus. Als sie dann beim Kochen war, verlangte Laura eine neue Windel.

Filli brachte eine Meise mit lahmem Flügel heim, um die sich nach entsprechendem Hilferuf sein Großvater gerne kümmerte. Tessa hatte beim Schulsport ihre Haarspange verloren und beschwerte sich in einem fort darüber.

Endlich kehrte Martin von seinem Notfall zurück. Er musste nur einen Blick auf Zenzi werfen, um zu wissen, dass es ihr nicht gut ging.

Sabine hatte die Vormittagssprechstunde beendet und kümmerte sich um Laura. Sie nahm auch Tessa mit nach oben, sodass die Hauserin nun wieder Königin in ihrem Reich war.

»Der Rücken, stimmt's?«, fragte Martin.

»Ich weiß net, was du meinst«, gab Zenzi zurück.

»Der Rücken macht dir wieder Probleme. Ich seh's an deiner Schonhaltung. Du kannst mir nix vormachen, Zenzi, du hast Schmerzen. Gib es halt zu.«

»Und wenn, wen interessiert das?« Die Hauserin mit dem akkuraten Haarknoten hob die Schultern. »Wir werden alle net jünger, so ist das Leben.«

»Aber es ist net nötig, dass du dich quälst. Ich habe dir doch Tabletten verschrieben. Warum nimmst du sie denn net?«

»Mei, Martin, ich komm mir einfach wie ein Wrack vor, wenn ich diese Tabletten schlucken muss, damit ich keine Schmerzen hab. Du wirst es schon selbst erleben, wie das ist, wenn du mal in mein Alter kommst.«

»Warum magst du dir net helfen lassen? Ich versteh das net.«

»Weil ich das Gefühl, alt und nutzlos zu sein, net ertragen kann. Ist das so schwer zu verstehen?«

»Ach, Zenzerl.« Martin, der die Hauserin um mehr als einen Kopf überragte, drückte sie kurz, aber innig an sein Herz. »Du wirst niemals nutzlos sein, das solltest du doch mittlerweile wissen. Du gehörst zur Familie. Und selbst falls du irgendwann mal nur noch auf der Ofenbank sitzen magst – was ich mir wirklich net vorstellen kann –, wirst du für uns alle ebenso wichtig bleiben, wie du es jetzt bist.«

»Ach, Martin, du ...« Sie wischte sich verschämt über die Augen und fühlte sich zugleich ein wenig deppert. »Also schön, ich nehm die Tabletten, damit du endlich Ruh gibst!«

»Net ich, dein Rücken«, scherzte er lächelnd.

Wenig später saßen die Burgers dann beisammen am Mittagstisch. Während Tessa und Filli sich wieder einmal zankten, verteilte Klein-Laura mittels ihres Babylöffels den Brei malerisch in der Umgebung. Sabine versuchte, den Wurfgeschossen auszuweichen, und berichtete Martin dabei, was in der Sprechstunde los gewesen war.

»Die Bärbel war mir keine große Hilfe, sie hat Liebeskummer.«

Bärbel Tannauer war Martins patente Sprechstundenhilfe und im Normalfall stets auf Zack. Hatte sie sich aber mit ihrem Verlobten Felix gezankt, war sie zu nichts zu gebrauchen.

»Was war denn los zwischen den beiden?«

»Das Übliche. Sie meint, er hätte eine andere zu lange angeschaut.«

»Oje, das ist arg.« Pankraz lächelte schmal, nahm Filli den Pudding ab, den dieser gerade in Tessas Haaren hatte verteilen wollen, und riet seinem Sohn: »Da wirst du Verständnis zeigen müssen, in diesen Dingen sind junge Madeln doch sehr empfindlich.«

»Zum Glück hab ich heut Nachmittag nur ein paar Patienten, die Liste der Hausbesuche ist dafür aber umso länger.«

»Was Interessantes dabei?«, fragte Pankraz seinen Sohn.

Filli musterte seinen Opa erbost, denn der löffelte doch tatsächlich seinen ganzen Pudding weg. Er zupfte Pankraz am Ärmel, aber der Großvater reagierte nicht. Schließlich frönte er gerade zwei seiner Lieblingsbeschäftigungen: medizinischen Fachgesprächen und Zenzis süßen Schmankerln.

»Die Katharina Schneider kommt zur Untersuchung.«

»Die Kat, ja mei ...« Pankraz lächelte versonnen. »Ich seh sie noch immer barfuß über die Dorfstraße laufen, mit drei kleinen Ferkeln im Schlepptau. Ein zauberhaftes Madel war sie in ihrer Jugend, ganz allerliebst.«

»Opa!« Filli schob die Unterlippe vor, als Pankraz die leere Dessertschale auf den Tisch stellte.

»Was ist denn, Filli?«, fragte er harmlos.

»Der Opa hat meinen ganzen Nachtisch gegessen!«, beschwerte der sich daraufhin lautstark.

Zenzi kam gerade herein, um den Tisch abzuräumen.