Der Bergdoktor 2081 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 2081 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Zank und Zwist beherrschen das Leben auf dem Brandner-Hof. Der Altbauer spürt seine Kräfte schwinden, deshalb hat er beschlossen, sich auf das Altenteil zurückzuziehen und das Gehöft einem seiner Söhne zu übergeben. In drei Monaten will er endgültig bestimmen, wer sein Erbe und Nachfolger wird. Früher waren Julian und Raphael ein Herz und eine Seele. Nun entzweit sie der Wettstreit um die Gunst ihres Vaters.
Da wird Dr. Burger eines Morgens auf den Brandner-Hof gerufen. Loni, die Pflegerin des Altbauern, hat eine schreckliche Entdeckung gemacht ...


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Seitenzahl: 121

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhalt

Cover

Nur du heilst mein Herz

Vorschau

Impressum

Nur du heilst mein Herz

Mit Loni kam das Glück auf den Brandner-Hof

Von Andreas Kufsteiner

Zank und Zwist beherrschen das Leben auf dem Brandner-Hof. Der Altbauer spürt seine Kräfte schwinden, deshalb hat er beschlossen, sich auf das Altenteil zurückzuziehen und das Gehöft einem seiner Söhne zu übergeben. In drei Monaten will er endgültig bestimmen, wer sein Erbe und Nachfolger wird. Früher waren Julian und Raphael ein Herz und eine Seele. Nun entzweit sie der Wettstreit um die Gunst ihres Vaters.

Da wird Dr. Burger eines Morgens auf den Brandner-Hof gerufen. Loni, die Pflegerin des Altbauern, hat eine schreckliche Entdeckung gemacht ...

»Ich sag's Ihnen, Chef, nirgendwo wird so viel gelogen wie am Berg!« Bärbel Tannauer blies sich den blonden Pony aus der Stirn.

Dann beugte sie sich über den Drucker, der mit heftigem rotem Blinken einen Papierstau signalisierte. Sie zog den Papierschacht auf und zupfte ein welliges Blatt heraus, ehe sie ihn wieder schloss. Das Lämpchen wechselte zu Grün, und Bärbel nickte zufrieden.

»Am Berg wird gelogen?« Verwundert blickte Dr. Burger seine Arzthelferin an.

»Oh ja!«, brummelte sie. »Gelogen, dass sich die Steigeisen biegen!«

»Wie kommst du denn darauf?«

»Weil ich gestern mit meinem Schatz unterwegs war. Wir wollten rüber zum Spieljoch wandern. Ich war mir wegen der Route net sicher, aber Felix hat behauptet, er würde sich auskennen. Was er allerdings wirklich gemeint hat, war: Einer muss ja so tun, als hätte er Ahnung.«

»Mei, habt ihr euch etwa verstiegen?«

»Das können Sie wohl laut sagen. Nach fünf Stunden Aufstieg wollte ich nur noch sterben. Meine Füße reden heute kein Wort mit mir. So viele Blasen hatte ich noch nie. Zu allem Überfluss zog sich der Himmel unterwegs zu. Felix meinte, weiter westlich würde es schon wieder heller. Davon hab ich allerdings net das Geringste gesehen.«

»Er wollte dich gewiss aufmuntern.«

»Das hätte auch funktioniert, wenn wir net wenig später mitten in einen Gewitterguss geraten wären.«

»Mei, das tut mir leid. Dann war euer freier Tag wohl ein Reinfall?«

»Und ob. Ich bin heilfroh, heute wieder arbeiten zu können.«

»Das höre ich gern.«

»Dachte ich mir.« Bärbel schmunzelte.

Sie war die gute Seele seiner Praxis. Zuverlässig hielt sie seine Termine in Ordnung und glättete mit einem lieben Wort so manche Sorgenfalte bei wartenden Patienten. Mit ihrem Verlobten Felix Lesacher war es ein stetes Auf und Ab der Gefühle, aber Dr. Burger zweifelte nicht daran, dass sich das junge Paar aufrichtig liebte.

Am vergangenen Tag war seine Praxis geschlossen geblieben. Sein erster freier Tag seit Langem. Er hatte mit seiner Familie einen Ausflug nach Salzburg unternommen, die Festung besichtigt und den Musikern zugehört, die ihren Instrumenten auf den Straßen der Mozartstadt die schönsten Melodien entlockt hatten. Ein Tag zum Abschalten und Auftanken.

Schließlich hatten sie noch eine Kutschfahrt unternommen und sich einen Eisbecher in einem der hübschen Straßencafés genehmigt, ehe sie spät in der Nacht ins Zillertal heimgekehrt waren.

Ein Tag wie Vanilleeis mit heißen Kirschen, hatte seine Frau geschwärmt, und er war geneigt, ihr zuzustimmen. Die Kinder hatten auf der Rückfahrt im Auto schon tief und fest geschlafen, erschöpft von den vielen schönen Eindrücken, und waren nicht einmal aufgewacht, als sie sie ins Haus und in ihre Betten getragen hatten.

So etwas sollten wir viel öfter machen, dachte Dr. Burger. Von schönen Erinnerungen zehrt man eine lange, lange Zeit ...

Der Sommer meinte es gut in diesem Jahr. Die Tage waren lang und sonnig, und abends gab es regelmäßig kurze Regengüsse, die den Boden feucht hielten und eine gute Ernte versprachen. Auch jetzt brannte die Sonne vom wolkenlosen Himmel über den Bergen auf sein Heimatdorf herab.

St. Christoph lag ein wenig versteckt in einem hoch gelegenen Seitenarm des Zillertals. Lediglich eine einzige, steil gewundene Straße führte hierherauf. Bauernhöfe lagen an den Berghängen verstreut, und ein Bach schlängelte sich durch das Dorf, an der Kirche vorbei und hinauf in den Wald.

Dr. Martin Burger kümmerte sich als Landarzt um die Gesundheit der Dorfbewohner und der Urlauber, die gern hierherkamen und die Ruhe und Abgeschiedenheit zu schätzen wussten. Die Uhren schienen heroben ein wenig langsamer zu ticken als unten im Tal, und gerade so wollten die Dorfbewohner es haben.

»Der Zwingl-Stefan soll in einer Woche zur Kontrolle wiederkommen«, wandte er sich an seine Sprechstundenhilfe.

»Hat er mir gesagt, bevor er gegangen ist. Wir haben einen Termin ausgemacht.«

»Ausgezeichnet. War er der letzte Patient für diesen Tag?«

»War er. Allerdings ...« Mit einem Mal schien sich ein Schatten auf Bärbels hübsches Gesicht zu legen. »Allerdings ist der Brandner-Anselm net zu seinem Termin erschienen.«

»Der Anselm?« Martin Burger horchte auf.

Der Landwirt bewirtschaftete seit gut vierzig Jahren den Hof seiner Familie oben am Hexenstein. Seit dem Tod seiner Frau lebte er allein mit seinen beiden erwachsenen Söhnen und seiner Schwiegertochter. Er galt im Dorf als wortkarg, fleißig und verlässlich. Aus diesem Grund läuteten nun sämtliche Alarmglocken im Kopf des Bergdoktors.

»Es sieht Anselm net ähnlich, einen Termin zu verpassen«, murmelte er. »Hast du schon auf dem Hof angerufen?«

»Schon dreimal. Ist niemand rangegangen.«

»Versuch's noch einmal, bitte.«

»Gern.« Bärbel griff zum Telefon, wählte und wartete einige Atemzüge lang, ehe sie den Kopf schüttelte. »Wieder nix. Es meldet sich niemand. Vielleicht sind sie beim Heumachen.«

»Oder es ist etwas passiert. Ich habe keine Ruhe, ehe ich das net geklärt habe. Ich werde rasch zum Hof fahren und nach dem Rechten sehen.«

»Ist gut. Ich rufe Sie an, sollte der Anselm doch noch aufkreuzen.«

»Danke dir, Bärbel. Mach nur nimmer zu lange.«

»Keine Bange, aber mit meinen wunden Füßen hab ich heute nix weiter vor als ein Rendezvous mit meiner Badewanne. Ein langes, ausgedehntes Schaumbad, ein Glaserl Wein und ein gutes Buch ...« Bärbel seufzte wohlig.

»Dann wünsche ich dir einen erholsamen Abend. Wir sehen uns morgen wieder.«

»Ja, bis morgen, Chef!« Bärbel senkte den Kopf wieder über ihren Computer.

***

Dr. Burger vertauschte seinen weißen Kittel mit einem luftigen Janker, dann stieg er in seinen Geländewagen und machte sich auf den Weg zum Brandner-Hof.

Der Hof schmiegte sich an den Fuß des Hexensteins. Ausgedehnte Weiden gehörten dazu. Milchvieh sprenkelte die Wiesen. Der Bauer hatte die Milchwirtschaft von seinen Eltern übernommen und setzte sie fort.

Vor dem Bauernhaus blühte ein üppiger Garten. Insekten bevölkerten das Grün. War das ein Brummen und Summen! An der Vogeltränke stillten drei Bergfinken ihren Durst. Und auf der grob gezimmerten Gartenbank hatte sich ein Katzerl zusammengerollt und döste, den Kopf auf die Pfoten gebettet.

Ein Traktor stand vor der offenen Scheune. Daneben waren zwei junge Männer in eine angeregte und fast hitzige Unterhaltung vertieft.

Julian und Raphael Brandner waren Brüder. Zwillinge, um genau zu sein. Julian war eine Viertelstunde älter, größer und kräftiger als sein sehnig gebauter Bruder. Blonde, von Wind und Sonne gebleichte Haare umgaben sein gebräuntes Gesicht. Er blickte stets ernst und auch eine Spur prüfend, als wäre er nicht ganz sicher, ob er dem Leben wirklich trauen durfte. Er machte nicht viele Worte und ließ sich selten im Dorf blicken.

Raphael dagegen war in etlichen Vereinen aktiv, ging offen auf andere zu und polterte seine Gedanken und Gefühle frei heraus. So, wie jetzt auch.

»Bist du denn narrisch, Julian?«, rief er aus. »Noch mehr von diesen Viechern auf unseren Hof zu bringen?«

»Meine Bienenstöcke sichern uns ein zusätzliches Einkommen. Bei den ständig sinkenden Milchpreisen müssen wir schauen, dass uns net der Boden unter den Füßen wegbröckelt.«

»Bald haben wir mehr Bienenstöcke als Kühe auf den Wiesen.«

»Wäre das so schlimm?«

»Freilich wäre das schlimm. Wir sind Milchbauern, Herrschaftszeiten.«

»Die zusätzlichen Bienenwagen sind mit dem Vater abgesprochen.«

»Darauf wette ich.« Bitterkeit schwang in der Stimme des jüngeren Bruders mit. »Du weißt eh, wie du ihm deine Flausen einreden kannst.«

»So ein Schmarrn. Du weißt genau, dass er auf niemanden hört. Was er net will, das will er net. Er ...« Nun erst schien der junge Bauer den Besucher zu bemerken, der soeben aus seinem Geländewagen stieg. »Herr Doktor?«

»Griaß euch.« Martin Burger nahm seine Arzttasche vom Beifahrersitz und schlug die Tür zu. »Ist euer Vater daheim?«

»Net, dass ich wüsste«, gab Julian zurück. »Ich bin aber auch gerade erst heimgekommen. Sollte er heute Nachmittag net bei Ihnen sein?«

»Sollte er, aber er ist net gekommen.«

Die beiden Brüder tauschten einen alarmierten Blick. Ihr Zank schien vergessen. Einträchtig baten sie ihn ins Haus und machten sich auf die Suche nach ihrem Vater.

Der Brandner-Bauer war rasch gefunden: Er lag in seiner Kammer und hütete das Bett. Seine fiebrig glänzenden Augen und die hochroten Wangen verhießen nichts Gutes. Er bat seine Söhne, ihn mit dem Bergdoktor allein zu lassen. Als die Tür hinter ihnen zufiel, winkte er Dr. Burger zu sich.

»Hab den Termin bei Ihnen glatt verschlafen«, sagte er zerknirscht. Dabei lief ein Schauder durch ihn. Er hatte Schüttelfrost! »Hab mich den ganzen Morgen über net gut gefühlt. Über Mittag wollte ich mich nur kurz hinlegen, aber ich bin gerade erst wieder aufgewacht.«

»Welche Symptome plagen dich denn, Anselm?«

»Schüttelfrost und Fieber hab ich. Das Thermometer sagt neununddreißig Komma acht. Und ich fühle mich, als wäre ein Traktor über mich hinweggerollt.«

»Hast du Schmerzen?«

»In meinem schlimmen Bein.« Der Bauer seufzte. »Leider.

»Dann werde ich es mir gleich einmal anschauen. Einverstanden?«

»Mei, ich wollte Ihnen keine zusätzliche Arbeit machen.«

»Geh, dafür bin ich doch da.« Dr. Burger bat seinen Patienten, die Bettdecke wegzuschieben und das schmerzende Bein frei zu machen. Dabei ahnte er bereits nichts Gutes. Das schlimme Bein des Landwirts war von Ulcus cruris befallen – von Unterschenkelgeschwüren. Er hatte ein offenes Bein mit nicht heilenden Wunden.

Die Ursache dafür war eine langjährige Venenschwäche. Normalerweise transportierten die Beinvenen das Blut aus den Beinen in Richtung Herz. Bei einer Venenschwäche funktionierte das jedoch nicht mehr ausreichend. Das Blut staute sich in den Beinvenen, füllte die Gefäße und schädigte die kleinsten Blutgefäße, die Kapillaren. Dadurch versorgten diese das Gewebe nur noch mangelhaft mit Sauerstoff und Nährstoffen, und der Stoffwechselabtransport war gestört.

Die Haut wurde unelastisch, empfindlich und nachhaltig geschädigt. Nach anfänglichen bräunlichen Verfärbungen wurde sie wund und begann zu nässen.

Die Behandlung ruhte auf vier Säulen: Kompression der Gefäße durch spezielle Strümpfe und Bandagen, Bewegung zur Anregung des Blutflusses, Schmerztherapie und Wundbehandlung. Letztere schien Anselm schleifen zu lassen, denn sein offenes Bein zeigte Anzeichen einer Infektion.

»Du hast eine Wundrose, Anselm«, stellte Dr. Burger sorgenvoll fest.

»Was für eine Rose?«, brummte sein Patient. »Davon hab ich noch nie gehört. Hab es auch net so mit dem Grünzeug, wissen Sie?«

»Keine Rose in diesem Sinne. Du hast ein Erysipel. Bakterien sind durch die Wunden in die Lymphbahnen eingedrungen und haben eine Infektion verursacht. Daher die Rötung und Überwärmung an deinem Bein, und daher auch das Fieber. Wenn wir das net schnell behandeln, könntest du dein Bein verlieren.«

»Jesses, bloß das net.« Ganz erschrocken blickte der Mittfünfziger hoch. »Ich wusste net, dass es so schlimm ist. Hab Heilsalbe draufgeschmiert. Das ging ein paar Tage ganz gut.«

»Wir müssen rasch handeln.« Dr. Burger spülte die Wunde mit Kochsalzlösung. Anschließend bestrich er sie mit einer antibiotischen Salbe und deckte sie mit einer hydroaktiven Wundauflage ab. »Wenn das Fieber sinkt, kannst und sollst du wieder herumlaufen, aber bei der Arbeit musst du eine Weile kürzertreten.«

»Das auch noch«, schnaufte der Bauer. »Sakra, der Zeitpunkt passt sogar.«

»Wie meinst du das?«

»Es wird Zeit für mich, mich aufs Altenteil zurückzuziehen und den Hof einem meiner Söhne zu übergeben. Das Problem ist nur, dass alle beide ihn gern weiterführen würden. Ich muss entscheiden, wer ihn bekommt.«

»Das klingt, als hättest du einen Plan, Anselm.«

»Freilich, den hab ich auch. Die Burschen sollen sich bewähren. In drei Monaten bestimme ich dann, wer mein Erbe und Nachfolger wird.«

»Ein Wettstreit?« Sorgenvoll blickte der Bergdoktor seinen Patienten an. »Damit riskierst du einen monatelangen Zank auf dem Hof.«

»Ein bisserl Ansporn muss schon sein. Ich will sie testen. So, wie mein Vater es damals bei meinem Bruder und mir gemacht hat.«

»Und wann hast du das letzte Mal mit deinem Bruder gesprochen?«

»Vor zwanzig Jahren.« Anselm knirschte mit den Zähnen. »Aber das ist etwas anderes. Der Arthur ist ein Dickschädel. Mit dem kann man net auskommen.«

»Warum übergibst du den Hof net einfach dem Älteren? Wie es Brauch ist?«

»Weil der Julian allerlei Flausen im Kopf hat. Er will neue Wege gehen und ständig investieren. Ich hab Schulden immer gescheut wie eine Katze das Wasser. Da kommt mir der Raphael nach. Und dann die Schnapsidee mit den Bienen! Julian verschwendet reichlich Zeit und Geld an diese Viecher.«

»Er will sich ein Standbein als Imker schaffen. So falsch finde ich das net. Guter Honig und Bienenwachs sind immer gesucht.«

»Net nur das. Stellen Sie sich vor: Er bietet sogar Bienenluft an. Menschen bezahlen Geld dafür, dass sie an den Bienenkästen schnuppern dürfen. Wäre es net so ein Schmarrn, müsste man ihn glatt dafür bewundern.«

»Nun, es gibt Theorien, dass die Luft aus einem Bienenstock heilsam für gereizte Atemwege ist. Gefiltert und über einen Schlauch inhaliert, versteht sich, net, dass man versehentlich eine Biene mit einatmet.«

»Sie halten das für eine gute Idee?« Der Bauer schielte skeptisch von seinem Lager hoch.

»Ich halte es zumindest für einen Versuch wert.«

»Ich net. Der Julian will alles ändern, was Jahrzehnte auf dem Hof gewachsen ist. Das gefällt mir net. Sie wissen ja, wie das mit den neuen Besen ist.«

»Nun, ich hoffe, ihr werdet einen Weg finden, um das zu klären.« Dr. Burger zog die Decke wieder über das Bein seines Patienten. »Ich komme morgen wieder her und schaue mir die Wunde. Sie sollte regelmäßig gesäubert und verbunden werden. Dafür würde ich dir jemanden herschicken, der vom Fach ist.«

»Wen haben Sie denn da im Sinn?«

»Jemanden, bei dem du in guten Händen bist. Versprochen!«

***

»Warst du auf dem Berg, Toni?« Loni näherte sich ihrem Kleinwagen. Dabei winkte sie dem Wanderer zu, der in voller Montur den Gehsteig herunterkam.

»Freilich«, bestätigte der Bergführer. »Das schöne Wetter muss doch genutzt werden. Auf dem Feldkopf war ich. Ich hab eine Wandergruppe raufgebracht.«

»Dass du dann jetzt noch so frisch und munter wirkst, kann ich net verstehen.«

»Alles eine Frage des Trainings. Bergsteigen ist im Grunde nix anderes als der Kampf gegen die Schwerkraft.«