Der Bergdoktor 2098 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 2098 E-Book

Andreas Kufsteiner

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Der junge Arzt Simon Regner aus München ist nach St. Christoph gekommen, um sich in dem idyllischen Bergdorf in Ruhe seiner Doktorarbeit zu widmen. Er hofft, dass er sich hier besser auf den Stoff konzentrieren kann - und zwar ungestört und ohne jede Ablenkung. Aber weit gefehlt! Ohne sein Zutun wird er plötzlich in dramatische Ereignisse verwickelt!
Ein Hilferuf ereilt ihn - und zwar aus dem Doktorhaus der Familie Burger ...


Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 104

Veröffentlichungsjahr: 2021

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Schwarzer Freitag im Doktorhaus

Vorschau

Impressum

Schwarzer Freitag im Doktorhaus

Als die ganze Familie schwer erkrankte

Von Andreas Kufsteiner

Der junge Arzt Simon Regner aus München ist nach St. Christoph gekommen, um sich in dem idyllischen Bergdorf in Ruhe seiner Doktorarbeit zu widmen. Er hofft, dass er sich hier besser auf den Stoff konzentrieren kann – und zwar ungestört und ohne jede Ablenkung. Aber weit gefehlt! Ohne sein Zutun wird er plötzlich in dramatische Ereignisse verwickelt!

Ein Hilferuf ereilt ihn – und zwar aus dem Doktorhaus der Familie Burger ...

Das ruhig gelegene, kleine Ferienhaus mit der sonnigen Veranda und der großartigen Aussicht auf das Gebirge begeisterte Simon Regner auf den ersten Blick. Obwohl das Häuschen malerisch im Grünen lag, brauchte man zu Fuß nur wenige Minuten bis zur Ortsmitte.

Simon stellte zufrieden fest, dass er mit seiner Idee, sich eine Weile in St. Christoph niederzulassen, genau ins Schwarze getroffen hatte.

Hier herrschte anscheinend ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur, aber auch zwischen Beschaulichkeit und Umtriebigkeit. Für Simon war beides wichtig.

Weil er sich auf seine Doktorarbeit konzentrierten wollte, brauchte er Ruhe, aber auch ein bisschen Ablenkung. Frische Luft und die Teilnahme am dörflichen Leben mussten sein, damit er zwischendurch den Kopf freibekam.

Nachdem Simon ein paar Minuten vor dem »Riegelhaus«, wie es an einem Schild im Vorgarten zu lesen war, gewartet hatte, brauste ein Auto heran.

Am Steuer saß Bert Faller, den Simon im Frühjahr in München während einer Fortbildung mit dem Titel »Physiotherapie bei Wirbelsäulenerkrankungen« getroffen hatte.

Die beiden hatten sich schnell angefreundet und beschlossen, den Kontakt zueinander aufrechtzuerhalten.

Bert arbeitete als Physiotherapeut in Schwaz, Simon hatte nach seiner Approbation eine Stelle als Assistenzarzt im Münchner Klinikum rechts der Isar angenommen und kam erst jetzt dazu, seine Doktorarbeit zu vollenden.

Die Verzögerung war unvermeidbar gewesen.

Eine schwere, langwierige Erkrankung seines Vaters – um ein Haar wäre der bekannte Münchner Rechtsanwalt Josef Regner nach einem Herzinfarkt und einer bedrohlichen Lungenentzündung verstorben – hatte Simon daran gehindert, sich auf seine Promotion zu konzentrieren. Aber nun konnte es nicht mehr lange dauern, bis er sich mit Fug und Recht »Dr. med.« nennen konnte.

Als junger Arzt in der Notaufnahme und zuweilen als Vertretung auf der Inneren Station hatte er allerdings schon viel geleistet. Im Klinikum war seine Arbeitszeit manchmal weit über das ursprünglich vereinbarte Maß hinausgegangen, sodass er in seiner Freizeit oft nur daran gedacht hatte, den fehlenden Schlaf halbwegs nachzuholen.

Seine Beziehung zu Gesa Schneider, deren Vater eine Privatklinik in Starnberg leitete, war derzeit merklich abgekühlt.

Was sollte Gesa auch mit einem Mann anfangen, der entweder arbeitete oder schlafen wollte?

Sie wussten beide noch nicht, wie es mit ihnen weitergehen sollte und ob sie überhaupt zueinander passten. Bei Gesa waren jedenfalls schon viele Tränen geflossen.

Hätte Simon sich in der vornehmen Klinik engagiert, in der Professor Schneider, ein plastischer Chirurg, seit einigen Jahren fast nur noch Schönheitsoperationen durchführte, wäre er bestimmt nicht dreimal pro Woche nach Mitternacht todmüde ins Bett gefallen. Aber Professor Schneiders Angebot an Simon, vermögende, mit ihrem Aussehen hadernde Damen aus München und Umgebung perfekt zu »verschönern«, hatte Simon energisch abgelehnt.

Professor Schneider hasste Widersprüche.

Er hatte auf Simons »Nein« teils ärgerlich, teils herablassend reagiert: »Sie müssen noch viel lernen, junger Mann, wenn Sie es im Leben wirklich zu etwas bringen wollen. Wenn Sie immer nur im Dienste der Patienten durch die Klinikflure eilen und keine geregelte Arbeitszeit haben, verbauen Sie sich Ihre ganze Zukunft. Sie treten Ihr eigenes Glück und das Ihrer zukünftigen Frau mit Füßen. Wollen Sie das?«

Eine Antwort hatte er selbstverständlich nicht erwartet, sondern gleich mit wilden Gesten weitergeredet.

»Wie auch immer, ich kann meiner Tochter nur davon abraten, Sie zu heiraten. Es wird keine Hochzeit mit Gesa geben, denke ich. Schlagen Sie sich das aus dem Kopf! Gesa hat einen Ehemann verdient, der sich auch mal Zeit für sie nimmt und nicht nur medizinischen Trophäen nachjagt. Allzu viel Ehrgeiz kann eher schaden als nützen. Man vergisst dabei sich selbst, seine Freunde und die Familie. Das sage ich Ihnen auch im Namen meiner Frau.«

Ganz unrecht hatte Professor Schneider natürlich nicht, aber Simon fand es völlig in Ordnung, dass ihm sein berufliches Fortkommen am Herzen lag.

Eine gesunde Portion Ehrgeiz war nötig, man musste ja nichts übertreiben. Und es durfte auch nicht immer nur ums Geld gehen, was allerdings bei Gesas Vater der Fall war. Wie viel einige Damen aus der Münchner Schickeria für die Eingriffe zahlten, wurde diskret verschwiegen.

Simon gefiel das alles gar nicht. Es herrschte also Funkstille zwischen ihm, Gesa und den Schneiders, die in Starnberg und München sehr bekannt und gern gesehene Gäste auf Partys und Theater-Events waren.

Gesa wollte (oder konnte) es nicht verstehen, dass Simon bestimmte Pläne hatte und eine eigene Praxis eröffnen wollte, in der es um ganz andere Dinge gehen würde als um ein perfektes Aussehen. Schade, dass sie ihn nicht unterstützte, sondern immer nur auf ihren Vater hörte. Eigentlich war sie eine nette, wenn auch ziemlich verwöhnte junge Frau.

Konnte er darauf hoffen, dass sie vielleicht doch noch begriff, worum es ihm ging? Nämlich darum, für Menschen dazusein, die wirklich krank waren und medizinische Hilfe brauchten?

Wenn Gesa sich doch noch für ihn entschied, mussten ihre Eltern wohl oder übel in den »sauren Apfel« beißen und ihn als Schwiegersohn akzeptieren.

Im Augenblick hielt Simon es eh für besser, die ganze Angelegenheit erst einmal ruhen zu lassen. Seine Dissertation zur Erlangung der »Doktorwürde« (so stand es in den gesetzlichen Vorgaben) hatte Vorrang.

Natürlich wünschte sich Simon die entsprechende Anerkennung für seine Arbeit und gab sich dementsprechend Mühe.

Das von ihm ausgewählte Thema »Immunantwort und Antikörpersteigerung nach Impfungen, Möglichkeiten zur Vermeidung anaphylaktischer Schockzustände bei Schutzimpfungen« erörterte er im Text von allen Seiten und ließ eigene Beobachtungen einfließen, die er während seines medizinischen Praktikums bereits gemacht hatte.

Was er in der nächsten Zeit noch zu tun hatte, war die komplette Durchsicht, Ergänzung und Überarbeitung seiner medizinischen Dissertation. Damit würde er eine ganze Weile beschäftigt sein.

Jetzt war aber erst einmal Bert an der Reihe, der mit dem Schlüssel zum Riegelhaus klimperte.

»Simon, alter Spezi!«, rief er aufgeräumt. »Hast du es wirklich geschafft, dich aus München loszueisen und herzukommen? Hat dich dein verwöhntes Patscherl überhaupt gehen lassen?«

»Witzig wie immer, Berti.« Simon schüttelte seinem Freund die Hand. »Falls du mit dem Patscherl meine Fast-Verlobte meinst, kann ich dich beruhigen. Gesa hat mich bis auf Weiteres von der Leine gelassen. Es blieb ihr auch nichts anderes übrig, weil ich eh lieber ohne Leine herumlaufe. Und wohin mich mein Weg führt, entscheide ich selbst.«

»Hört, hört«, feixte Bert. »Das klingt ja beinahe nach einem Zerwürfnis! Ist es wirklich aus zwischen Gesa und dir?«

Simon zuckte die Schultern. »Es steht auf Messers Schneide. Mal sehen, was passiert. Ich war wirklich ziemlich verliebt in sie, aber ...«

»Aber was?«

»Ach, reden wir nicht darüber, Bert«, winkte Simon ab. »Sie will immer ihren Kopf durchsetzen. Außerdem hört sie nur auf ihren Vater, er ist nun mal der Chef in der Familie. Also nicht nur Chefarzt in seiner eigenen Klinik, sondern auch zu Hause. Was er sagt, wird gemacht. Mich wollte er auch in eine ganz bestimmte Richtung drängen, aber da ist er an den Falschen gekommen. Kurz gesagt, es passt derzeit alles nicht mehr in mein Zukunftsbild.«

»Aha. Ich verstehe. Schließ endlich die Tür auf, Simon. Du wirst es nicht glauben, aber ich hab gestern persönlich – hoffentlich weißt du das zu schätzen – noch am späten Abend die Fußböden gewienert und die Küche auf Hochglanz gebracht.«

»Das kann ich ja nie wiedergutmachen«, witzelte Simon. »Eventuell hast du dir sogar das Rückgrat verrenkt. Mal sehen, ob wir da mit einem kräftigen Ruck Abhilfe schaffen können.«

»Ich und ein verrenktes Kreuz? Du vergisst, dass ich Physiotherapeut bin! Ich renke mich selbst wieder ein. Also, mach schon, das Haus wartet auf dich!«

Drinnen war wirklich alles so sauber, dass Simon anerkennend meinte, es sei fast »klinisch rein«.

»Besser als umgekehrt«, setzte er hinzu. »Ein properes Häuschen, das muss ich schon sagen. Und deine Eltern wollen es wirklich verkaufen?«

»Ja, demnächst. Mit dem Vermieten an Urlauber haben sie es nicht mehr so, es wird ihnen zu stressig, wenn immer andere Leute hier wohnen. Die letzten Urlaubsgäste haben ein ziemliches Chaos hinterlassen und sind verschwunden, ohne aufzuräumen. Ja, so was gibt's tatsächlich. Du bist sozusagen das Schlusslicht, nach dir soll der Verkauf über die Bühne gehen. Aber es eilt nicht, du kannst gern so lange blieben, wie du willst – von mir aus ein ganzes Jahr.«

Simon lachte. »Klar, warum auch nicht? Ich igele mich hier ein, werfe ab und zu einen flüchtigen Blick auf meine Doktorarbeit und ruf dich an, wenn geputzt werden muss. Wie steht's mit frischen Semmeln? Bringst du mir jeden Morgen welche vorbei?«

»Na klar, und später koche ich dann noch für dich. Was darf's denn morgen sein? Tiroler Schlutzkrapfen? Germknödel mit Mohn? Oder doch lieber etwas Italienisches? Aber ich muss dir gestehen, dass meine Spaghetti immer zu weich werden. Von al dente keine Spur.«

Bei einem Glas Wein (Bert hatte sogar den kleinen Weinkeller aufgefüllt) setzten sich die Freunde in der gemütlichen Stube zusammen.

Simon erfuhr, was es mit dem Namen »Riegelhaus« auf sich hatte. Die einfache Erklärung war der grüne Wiesenhügel ganz in der Nähe, die »Riegelhöhe«, die im Winter als bequemer Rodelhang genutzt wurde. Rasante Abfahrten gingen jedenfalls anders!

»Du hättest auch bei uns im Haus wohnen können«, meinte Bert. »Meinen Eltern wäre es recht gewesen, wir haben ja Platz genug. Ich hab mir den ersten Stock nach meinen Wünschen eingerichtet. Aber wie lange ich dort wohne, steht in den Sternen. Ich hab neulich eine sehr nette Kollegin kennengelernt, Lisa heißt sie ...«

»Ach ja? Heiratsabsichten?«

»Du meine Güte, Simon, immer langsam mit den jungen Pferden«, grinste Bert. »Das kann ich jetzt noch net sagen. Heiraten werd ich sicherlich, aber wann? Keine Ahnung. Und ob Lisa wirklich die Richtige ist, muss sich erst noch zeigen. Vielleicht ziehen wir ja irgendwann in der nächsten Zeit zusammen in eine größere Wohnung.«

»Nur keine Eile, Bert. Du hast noch Zeit genug, bevor du Großvater wirst. Und jetzt? Ein Glas Wein können wir uns noch genehmigen«, schlug Simon vor. »Wir sollten an diesem schönen Tag auf unsere Freiheit anstoßen!«

»Genau. Auf uns und auf unser Dorf samt allen, die hier wohnen. Ich wette, es wird dir bei uns gefallen! Und wenn du selbst mal einen fachkundigen Kollegen brauchst, kann ich dir Dr. Martin Burger empfehlen, unseren Bergdoktor. Er ist übrigens auch Facharzt für Chirurgie, seine Praxis in der Kirchgasse nennen wir liebevoll die ›Mini-Klinik‹.«

»Vielleicht kann ich bei ihm als Assistenzarzt anfangen«, witzelte Simon.

»Keine schlechte Idee. Er hat eh immer sehr viel zu tun. Übrigens: nette Familie, die Burgers. Der Doktor, seine Frau – auch Ärztin. Drei Kinder, der Großvater, Arzt im Ruhestand. Zenzi Bachhuber, die Wirtschafterin – seit vierzig Jahren im Haus – und Poldi.«

»Poldi? Wer ist denn das?«

Bert lachte. »Der bekannteste Rauhaardackel im Dorf. Ohne Poldi geht bei den Burgers gar nichts, davon bin ich überzeugt. So, und jetzt muss ich zurück nach Schwaz in meine Physio-Praxis, ich hab noch zwei Termine. Schau doch bald mal vorbei, Simon.«

»Gern. Ich könnte ein paar Reflexzonen-Massagen gebrauchen. Manchmal klemmt es ein bisschen bei mir. Und meine alten Knochen wollen auch nicht mehr so richtig. Kein Wunder, ich geh ja auf die dreißig zu. Da baut man schon langsam ab.«

»Immer zu Scherzen aufgelegt, diese Mediziner«, feixte Bert. »Übrigens, Simon, hast du am Wochenende Lust auf eine Wanderung, wegen deines hohen Alters nicht länger als eine gemütliche Stunde? Wir gehen ein Stück aufwärts durch den Bergwald, am Wildbach vorbei und dann machen wir einen Bogen, einen sogenannten Einkehrschwung, damit wir zur Achenwaldhütte kommen. Dort wartet dann eine zünftige Brettljause auf uns. Die Achenwaldhütte ist im Dorf das Ausflugsziel Nummer eins. Immer geöffnet, immer gut, immer leicht zu erreichen. Wer da oben schlechte Laune hat, ist selbst schuld. Na, was sagst du? Einverstanden?«

»Klar, hundertprozentig«, freute sich Simon. »Bert, danke, dass ich in eurem Riegelhaus wohnen darf. Dass wir beide uns im Frühjahr in München getroffen haben, ist wirklich – wie soll ich es anders ausdrücken – der Hammer. Ein besonders erfreulicher Zufall – so was gibt's nur alle tausend Jahre mal!«

***

Auch im Doktorhaus stand morgen ein besonderes Ereignis bevor, auf das die Kinder sich unbändig freuten. Denn sie hatten es tatsächlich geschafft, Papa zu überreden, die Praxis zwei Tage zu schließen und vor dem Ende der Ferien und des Sonnenblumen-Monats August einen Ausflug mit Übernachtung zu machen.