Der Bergdoktor 2108 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 2108 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Sissi Hofbacher liebt ihren Verlobten über alles. Das allerdings beruht nicht auf Gegenseitigkeit. Tobias Schreiner wandelt oft auf Abwegen und hat es nur auf den prächtigen Königshof abgesehen. Dort will er Bauer werden, das Madel ist ihm ziemlich gleichgültig.
Kurz vor der Hochzeit erkrankt Sissi an Leukämie und muss sich im Krankenhaus einer langwierigen Therapie unterziehen. Damit während ihrer Abwesenheit auf dem Königshof alles reibungslos läuft, drängt ihr Verlobter auf eine Generalvollmacht, die Sissi ihm ohne Bedenken ausstellt.
Während Sissi nun im Krankenhaus um ihr Leben kämpft, glaubt sie ihren Hof bei Tobias in den besten Händen - ein fataler Irrtum, wie sich bald herausstellt ...


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Seitenzahl: 123

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhalt

Cover

Am Ende wartet wieder Hoffnung

Vorschau

Impressum

Am Ende wartet wieder Hoffnung

Dr. Burger gibt seiner schwer kranken Patientin neuen Lebensmut

Von Andreas Kufsteiner

Sissi Hofbacher liebt ihren Verlobten über alles. Das allerdings beruht nicht auf Gegenseitigkeit. Tobias Schreiner wandelt oft auf Abwegen und hat es nur auf den prächtigen Königshof abgesehen. Dort will er Bauer werden, das Madel ist ihm ziemlich gleichgültig.

Kurz vor der Hochzeit erkrankt Sissi an Leukämie und muss sich im Krankenhaus einer langwierigen Therapie unterziehen. Damit während ihrer Abwesenheit auf dem Königshof alles reibungslos läuft, drängt ihr Verlobter auf eine Generalvollmacht, die Sissi ihm ohne Bedenken ausstellt.

Während Sissi nun im Krankenhaus um ihr Leben kämpft, glaubt sie ihren Hof bei Tobias in den besten Händen – ein fataler Irrtum, wie sich bald herausstellt ...

»Mei, wenn es weiter so schneit, bauen wir nachher gewiss einen Schneemann im Kindergarten.« Filli Burger blickte verzückt durchs Fenster und den vielen dicken Flocken nach, die lautlos vom grauen Winterhimmel rieselten, um sich auf Bäume, Sträucher und Zenzis Gemüsebeete niederzulassen, wo sie bereits eine beachtliche weiße Schicht gebildet hatten.

Seine ältere Schwester Tessa, die schon zur Schule ging, rümpfte verächtlich ihr Stupsnäschen.

»Wie kann man nur so kindisch sein?«, fragte sie Filli mit jener Art von Nachsicht, die den kleinen Buben sogleich zur Weißglut brachte.

»Was soll denn daran kindisch sein, einen Schneemann zu bauen?«, wollte er wütend wissen. »Du bist ja nur neidisch, weil du das net kannst!«

»Pah!«, stieß Tessa hervor. Und darin lag die ganze Verachtung der Achtjährigen für den jüngeren Bruder.

»Jetzt seid friedlich, ihr zwei«, mahnte Pankraz Burger, der Großvater, begütigend. »Nehmt euch ein Beispiel an eurer kleinen Schwester. Sie isst friedlich ihren Brei.«

»Die weiß ja auch noch net, wie deppert und albern so ein Bruder sein kann«, meinte Tessa leidend.

Sabine Burger bedachte ihre Tochter mit einem strengen Blick. Die hübsche Blondine mit den warmen rehbraunen Augen war eine geduldige Mutter, die nichts von allzu strenger Erziehung hielt. Sie hatte selbst ein Gymnasium in Wien besucht, das von sehr strengen Nonnen geleitet worden war. Sabine wusste aber, dass man mit Liebe und Nachsicht weiterkam als mit Geschrei und harten Strafen.

Leider gerieten Tessa und Filli jedoch immer wieder dermaßen aneinander, dass es ohne ein mütterliches Machtwort oft nicht ging. So auch jetzt.

»Ihr habt den Opa gehört. Seid jetzt friedlich, sonst muss einer von euch beiden in der Kuchel zu Ende frühstücken. Haben wir uns verstanden?«

Die beiden älteren Burger-Kinder gaben zwar nach, dafür aber meldete sich nun Klein-Laura entschieden zu Wort. Das jüngste Mitglied der Familie wünschte sich offenbar mehr Beachtung. Und da man Lauras Wunsch nicht sofort nachkam, landete eine Ladung Brei sogleich in Tessas dunklen Haaren, präzise per Babylöffel abgefeuert.

Tessa beschwerte sich lautstark, sprang auf und rannte aus der Stube. Sie war sehr stolz auf ihre glänzenden Schneckerln, die nichts verunstalten sollte. Filli grinste und duckte sich, als die nächste Ladung Brei abgeschossen wurde. So landete diese auf Opa Pankraz' Schulter.

Sabine schnappte sich ihre Jüngste und fütterte ihr den Rest des Breis. Obwohl Laura in ihrem Hochstuhl schon ganz manierlich essen konnte, schien sie an diesem Morgen keine Lust dazu zu haben. Hunger war allerdings vorhanden, denn die Löffel, die Mama ihr verabreichte, schluckte sie anstandslos.

Erst als die Kinder sich auf den Weg zur Schule und zum Kindergarten gemacht hatten und Laura satt und zufrieden auf Mamas Schoß einschlief, beruhigte sich die Lage ein wenig.

Dr. Martin Burger, der Bergdoktor von St. Christoph, seufzte erleichtert.

»Trinken wir noch in aller Ruhe einen Kaffee zusammen, den haben wir uns verdient«, schlug er vor.

»Ich bin gleich bei euch«, versprach Sabine, die sich rasch erhob, um Klein-Laura mit einer neuen Windel zu versorgen.

Seit mehr als fünfzig Jahren ging es nun munter im Doktorhaus von St. Christoph im Tiroler Zillertal zu. Damals hatte Pankraz das Haus im schlichten Gebirgsstil errichten lassen. Seine Frau war leider früh verstorben, und auch Martins erste Ehe hatte nur ein Jahr gedauert. Dann hatte er Frau und Kind bei der Niederkunft, bei der sich unerwartete Komplikationen eingestellt hatten, verloren.

So hatte das Doktorhaus auch stille und schwere Zeiten gesehen. Die altgediente Hauserin Zenzi Bachhuber, die Martin mit aufgezogen hatte, konnte davon ein Lied singen.

Doch seitdem der alte Dr. Burger im wohlverdienten Ruhestand war und sein Sohn in zweiter Ehe ein neues Glück gefunden hatte, schien die Sonne wieder über dem Doktorhaus. Eine harmonische Ehe und ein verständnisvolles, familiäres Miteinander, das waren die Säulen, auf denen Martin Burgers Leben fest und sicher ruhte.

Der hochgewachsene, sportliche Mediziner hatte sich im Zillertal einen ganz besonderen Ruf erworben. Nicht umsonst nannten die Menschen ihn hier voller Respekt und Anerkennung auch den Bergdoktor. Er war stets für jeden da, so wie schon Pankraz vor ihm, und hatte immer ein offenes Ohr für alle Probleme, auch wenn sie über das rein Medizinische hinausgingen. Auf Dr. Martin Burger konnten sich die Menschen hier im Tag in jeder Situation verlassen, und sie hatten größtes Vertrauen zu ihm.

So erging es auch Sissi Hofbacher, von der nun die Rede war.

Pankraz, der auf die achtzig zuging, nahm noch regen Anteil an der Arbeit in der Landarztpraxis. Er beschäftigte sich nach wie vor mit der Lektüre medizinischer Fachblätter, die ihn auf dem neuesten Stand der Wissenschaft hielten. So war und blieb er für seinen Sohn ein wertvoller Ratgeber.

»Hast du heute etwas Besonderes in der Sprechstunde?«, fragte er Martin nun.

»Die Sissi Hofbacher kommt nachher zur Untersuchung.«

»Mei, das Madel kann einem wirklich leidtun«, meinte Pankraz. »Rein äußerlich betrachtet, ist sie vom Schicksal wohlbedacht worden. Der Königshof in Hochbrunn ist eines der größten und schönsten landwirtschaftlichen Anwesen hier im Zillertal und gewiss viele Millionen wert mit all dem Land, den Forsten und was sonst noch dazugehört. Aber ich glaub, das Madel wäre wohl lieber in einer kleinen Kate zur Welt gekommen, hätte es eine stabile Gesundheit und eine Familie gehabt, gell?«

»Ich kann dir net widersprechen, Vater. Die Sissi hatte es wirklich nie leicht. Die Mutter so kurz nach der Geburt gestorben, der Vater, als sie eben zehn geworden war. Und dann all die Jahre mit diesem strengen Vormund ...«

»Hat der Bleisinger sich denn überhaupt um das Madel gekümmert? Ich mein, der hat nur dafür gesorgt, dass der Königshof ordentlich bewirtschaftet worden ist.«

»Er ist halt Notar, ein sehr kühler Mensch, der selbst keine Kinder hat. Ich hab nie verstanden, warum das Gericht ihn seinerzeit zum Vormund für die Sissi bestellt hat. Er war ein enger Freund vom alten Hofbacher. Aber menschlich ...«

»Was macht ihr denn für ernste Mienen?«, fragte Sabine. Sie hatte Laura gewickelt und in den Schlaf gewiegt und gönnte sich nun noch ein Haferl Kaffee.

»Wir reden über die Sissi Hofbacher. Sie hat heut einen Termin bei mir«, ließ Martin seine Frau wissen.

»Das arme Madel«, entfuhr es ihr. »Ist sie denn im Moment stabil?« Auch Sabine war Ärztin und nahm, ebenso wie ihr Schwiegervater, regen Anteil an der Arbeit ihres Mannes.

»Sie sagt, es geht ihr gut. Aber ich bin skeptisch.«

»Sie ist verliebt und denkt ans Heiraten. Wem geht's da net gut«, meinte Sabine. »Liebe ist immerhin die beste Medizin.«

»Der Tobias Schreiner ist ein Schlitzohr. Ob sie da die rechte Wahl getroffen hat?«, meldete sich nun Zenzi zu Wort. Sie war gerade mit einem Tablett hereingekommen, um den Frühstückstisch abzuräumen. »Die Sissi braucht einen verlässlichen Mann, einen, der sich als Bauer vom Königshof eignet. Der Tobias ist das gewiss net.«

»Aber die Schreiners haben doch auch einen Hof«, warf Sabine ein. »Er ist doch Bauer.«

»Ein Faulenzer ist er!«, beharrte Zenzi. »Der Bernd, sein älterer Bruder, schafft bei denen die ganze Arbeit, während der Tobias und sein Vater sich einen faulen Lenz machen.«

»Was du alles weißt«, brummte Pankraz. »Die Leute reden gern und viel, aber net alles muss stimmen.«

»In dem Fall stimmt es aber«, beteuerte die Hauserin. »Die Liesel, meine Nichte, war bei denen als Kuchelmagd eingestanden. So hab ich aus erster Hand von der Schlampwirtschaft dort erfahren. Nach einem Monat hat sie gekündigt, weil der Tobias auch noch hinter ihr her war. Ich sag euch, der ist net der Richtige für die Sissi.«

***

Das Madel, über das gerade im Doktorhaus gesprochen worden war, machte sich derweil für seinen Arztbesuch fertig.

Sissi Hofbacher war nun dreiundzwanzig Jahre alt, ein hübsches Dirndl mit glänzendem Haar und klaren Augen. Noch immer hatte sie aber mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Von frühester Kindheit an war sie schwächlich gewesen und hatte immer wieder unter Infekten zu leiden gehabt. Zudem war sie ein sehr kleines Kind gewesen, das langsam gewachsen war und sich ebenso langsam entwickelt hatte.

Nach dem Unfalltod des Vaters hatte Sissi sich für eine Weile von allem zurückgezogen. Der strenge Dr. Bleisinger, ihr vom Gericht bestellter Vormund, hatte nie den Versuch gemacht, sie aus ihrem Schneckenhaus zu locken. Für ihn waren die schwarzen Zahlen in den Bilanzen des Königshofs wichtiger gewesen als das einsame, verängstigte Menschenkind, das nie Nestwärme kennengelernt hatte.

Mit ihrer Großjährigkeit war der Vormund aus ihrem Leben verschwunden, und Sissi hatte aufgeatmet. Die Einsamkeit aber war nach wie vor ihr steter Begleiter gewesen, bis sie vor einem halben Jahr Tobias Schreiner kennengelernt und sich Hals über Kopf in den feschen Jungbauern verliebt hatte. Tobias war ihre große Liebe, davon war Sissi fest überzeugt.

Dass sie ihn so wunderbar fand, sich ihr gemeinsames Leben wie einen schönen Traum ausmalte, lag wohl daran, dass sie so gar keine Vergleichsmöglichkeiten hatte. Kein Bursche hatte sich je für sie interessiert, trotz des großen Erbes. Sie war eben immer ein wenig blass und müde, nicht wirklich fröhlich oder unbeschwert wie die anderen Madeln ihres Alters.

Doch das war nun anders geworden. Mit Tobias hatte das Glück auf dem Königshof Einzug gehalten. Und Sissi war entschlossen, es festzuhalten und nie wieder loszulassen, ein Leben lang.

Resi Schubert, die langjährige Hauserin vom Königshof, betrat nun Sissis Kammer.

»Beeil dich ein bisserl, sonst kommst du noch zu spät zu deinem Termin beim Doktor«, ermahnte sie das Madel. »Das Frühstück steht schon auf dem Tisch.«

»Ich bin fertig, Resi. Und? Wie schau ich aus?«

»Sehr hübsch, wie immer. Du hast übrigens Besuch. Am Tisch hockt schon dein Verlobter«, sagte sie in ein wenig abfälligem Ton.

Sissi entging das nicht. Resi war kein herzlicher Mensch, ihrer Brotherrin aber wohlgesinnt. Sie sagte stets unverblümt, was sie dachte, und nahm kein Blatt vor den Mund.

»Ich find, dein Herzerl macht es sich ein bisserl zu einfach«, erklärte Resi, als die Hoferbin sie fragte, was denn los sei. »Er hat doch wohl vor, hier auf dem Königshof Bauer zu werden. Müsste er sich da net allmählich in die Wirtschaft einfinden? Dein Vater selig und auch der Doktor Bleisinger haben allerweil gesagt, dass es net leicht ist, einen so großen Besitz zu führen.«

»Der Tobias ist ja Bauer, er kennt sich aus«, meinte Sissi naiv. »Ich vertrau ihm.«

»Ja, leider«, brummte die Hauserin und wandte sich zum Gehen.

Das Madel hielt sie am Arm fest.

»Jetzt sag mir einmal, was du damit meinst«, verlangte sie. »Es ist ja net das erste Mal, dass du kein gutes Haar am Tobias lässt. Was hast du nur gegen ihn? Ich versteh das net. Magst du mich denn net glücklich sehen?«

»Schau, Madel, ich mag dich gern. Du hast es net leicht gehabt und doch nie gejammert oder dich beschwert. Bist ein feiner Kerl und hast was Besseres verdient als diesen Luftikus.«

»Der Tobias ist kein Luftikus! Ich verbiete dir, so über ihn zu reden. Ich hab ihn lieb und werde ihn heiraten.«

»Wie du meinst«, erwiderte Resi und verschwand in der Küche, während Sissi ins Esszimmer ging. Als sie eintrat, erhob sich Tobias, kam auf die zu und schenkte ihr zur Begrüßung ein zartes Busserl.

Er war ein fescher Bursche, groß und sportlich, mit dichtem blondem Haar und lichtblauen Augen, das Idealbild des kernigen Gebirglers. Dass er sich ausgerechnet in sie verliebt hatte, empfand Sissi noch immer wie ein Wunder. Selig schmiegte sie sich in seine starken Arme und war vollkommen glücklich und zufrieden.

»Geht's dir gut, mein Herz?«, wollte er wissen und schaute sie dabei sehr aufmerksam und fürsorglich an. Dass er diesen Blick extra für sie vor dem Spiegel eingeübt hatte, ahnte Sissi nicht.

»Wenn du bei mir bist, geht's mir einfach wunderbar!«, kam es überschwänglich von dem jungen Madel. »Ich frühstücke net gern allein, das weißt du ja.«

»Damit ist auch bald Schluss. Wenn wir nämlich Mann und Frau sind. Dann kann uns nix und niemand mehr trennen!«, schwärmte er, scheinbar recht sehnsüchtig.

»Das wird wunderbar«, stieß Sissi seufzend hervor. »Begleitest du mich nachher zum Bergdoktor? Ich muss mich mal wieder untersuchen lassen.«

Kurz zeigte sich eine kleine, steile Unmutsfalte zwischen Tobias' Brauen. Mitgefühl war nicht unbedingt eine seiner Stärken, er dachte eigentlich immer in erster Linie an sich selbst. Dass Sissi schon ihr Leben lang kränkelte, gefiel ihm nicht und war ihm sogar lästig.

Freilich ließ er sich nichts anmerken, denn schließlich gab es bei seiner Zukünftigen viel zu holen. Da schaute man dann eben über den einen oder anderen kleinen Nachteil großmütig hinweg. Zudem hatte Tobias stets so viele Eisen im Feuer, dass er sich nicht auf die fade und langweilige Sissi beschränken musste.

»Ich kann leider net, muss gleich heim, da wartet viel Arbeit auf mich. Aber wenn du magst, sehen wir uns heut Abend.«

»Ja, das wäre schön. Komm halt zum Nachtmahl«, bat sie ihn.

»Mach ich gern«, versicherte er mit einem jungenhaften Lächeln.

Etwas später verabschiedete Tobias sich dann und fuhr davon, während Sissi sich auf den Weg nach St. Christoph machte.

Allerdings war sein Ziel nicht der Schreiner-Hof, sondern ein kleines Häusel, ein paar Straßen weiter. Hier wohnte eine seiner Flammen, ein anschmiegsames Madel namens Anna, das sich immer sehr freute, ihn zu sehen. So auch an diesem Morgen.

Tobias verbrachte ein paar angenehme Stunden mit Anna, wobei er es überhaupt nicht eilig hatte heimzukommen. Dem Madel, das als Bedienung im Wirtshaus angestellt war, sollte das nur recht sein. Allerdings wunderte sie sich auch über seine unbesorgte Haltung.

»Hast du denn keine Angst, dass die Sissi dir draufkommt und dich in die Wüste schickt?«, fragte sie ihn.

»Die spannt nie was. Die glaubt mir alles, was ich sag, blind. Das Madel ist so deppert, dass es schon fast eine Kunst ist«, spottete er beißend.

»Das ist net nett, so über seine Verlobte zu reden.«

Er lachte und zog sie fester an sich.

»Ich bin auch net nett, mein dralles Betthaserl!«

»Du bist ein Hallodri.«

»Aber du magst mich doch so, wie ich bin, net wahr?«

»Schon, aber die Sissi tut mir auch ein bisserl leid.«

»Warum denn? Sie kriegt den Mann, den sie haben will. Ich werde der perfekte Ehemann und Königshof-Bauer sein.«

»Dann wirst du deiner Frau treu sein?«