Der Bergdoktor 2110 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 2110 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Wenn sich Großvater Burger für ein Foto als Schneemann verkleidet, wenn Rodeln und Skifahren zur Tagesordnung gehören und der Fasching nicht mehr lange auf sich warten lässt, dann ist Februar in St. Christoph!
Dr. Burger genießt die Wintersonne, wann immer es seine Zeit erlaubt, natürlich zusammen mit der Familie. Es mangelt im ganzen Tal weder an Spaß noch an guter Laune.
Nur über dem "Turmhaus" im Wiesengrund ziehen dunkle Wolken am Ehehimmel von Selina und Luis Heckner auf. Auch Töchterchen Mia, sechs Jahre alt, leidet darunter. Luis plant eine räumliche Trennung. Seine Frau versteht nicht mehr, was in ihm vorgeht.
Als Mia krank wird und plötzlich heftige Schmerzen hat, nimmt die Tragödie ihren Lauf. Luis Heckner rastet völlig aus und beschuldigt Dr. Burger, eine falsche, "unsinnige" Diagnose gestellt zu haben. Er überschüttet den Bergdoktor mit bitteren, beleidigenden Vorwürfen.
Luis ahnt nicht, in welcher Gefahr er selbst schwebt. Ohne Dr. Burger wäre er am Ende ...


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Seitenzahl: 103

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Bittere Vorwürfe gegen Dr. Burger

Vorschau

Impressum

Bittere Vorwürfe gegen Dr. Burger

Hat der Bergdoktor eine falsche Diagnose gestellt?

Von Andreas Kufsteiner

Wenn sich Großvater Burger für ein Foto als Schneemann verkleidet, wenn Rodeln und Skifahren zur Tagesordnung gehören und der Fasching nicht mehr lange auf sich warten lässt, dann ist Februar in St. Christoph!

Dr. Burger genießt die Wintersonne, wann immer es seine Zeit erlaubt, natürlich zusammen mit der Familie. Es mangelt im ganzen Tal weder an Spaß noch an guter Laune.

Nur über dem »Turmhaus« im Wiesengrund ziehen dunkle Wolken am Ehehimmel von Selina und Luis Heckner auf. Auch Töchterchen Mia, sechs Jahre alt, leidet darunter. Luis plant eine räumliche Trennung. Seine Frau versteht nicht mehr, was in ihm vorgeht.

Als Mia krank wird und plötzlich heftige Schmerzen hat, nimmt die Tragödie ihren Lauf. Luis Heckner rastet völlig aus und beschuldigt Dr. Burger, eine falsche, »unsinnige« Diagnose gestellt zu haben. Er überschüttet den Bergdoktor mit bitteren, beleidigenden Vorwürfen.

Luis ahnt nicht, in welcher Gefahr er selbst schwebt. Ohne Dr. Burger wäre er am Ende ...

Schnee im Zillertal! Das war alles andere als langweilig, obwohl es natürlich auch Leute gab, die daheim am warmen Ofen auf den Frühling warteten und sich über jeden Eiszapfen ärgerten. Dabei waren die Wintertage im Freien die reinste Vitaminkur.

Und was man erst alles unternehmen konnte! Für jeden fand sich etwas Passendes in der Winter-Wundertüte: Rodeln, Ski-Touren planen, Schneemann bauen, Wald-Wanderungen im Schnee zu den Futterstellen für das Rotwild, im Pferdeschlitten rund ums Dorf fahren, sich mit der Gondelbahn auf den Feldkopf schaukeln lassen und droben die Eisfiguren vor der großen Feldkopfhütte bewundern, die der Hüttenwirt und sein Freund Sebald, Bildhauer in St. Christoph, zur Winterszeit künstlerisch gestalteten. Hernach konnte man die einmalig schöne Aussicht bis hin zum fernen Großglockner genießen und auf der Hütte Kaiserschmarrn essen, vor lauter Begeisterung Mütze und Handschuhe droben vergessen und mit kalten Händen, aber glücklich wieder an der Talstation ankommen ...

Eigentlich war das alles genug Abwechslung. Die Wochenenden reichten gar nicht aus, um sämtliche Vergnügungen, die der Winter zu bieten hatte, auch wirklich auszukosten.

Aber in St. Christoph gab es sogar noch einiges mehr. Die einfallsreichen Dörfler waren nie um neue Ideen verlegen. Heuer startete die Aktion »Wir im Winter«, ein Fotowettbewerb, bei dem es weder Gewinner noch Verlierer gab. Jeder, der mitmachte, egal, ob solo oder mit der Familie, sollte als Dankeschön eine Anstecknadel in Form eines Schneekristalls und eine vom Bürgermeister unterschriebene »Urkunde« mit der Bestätigung über die Teilnahme erhalten. Außerdem lagen Gratis-Gutscheine für Gondelfahrten auf den Feldkopf bereit, die das ganze Jahr über gültig waren.

Pro Person oder Familie durfte nur ein Foto eingereicht werden, da sich schon zu Beginn der Aktion eine rege Beteiligung abzeichnete. Es ging darum, genügend Platz für die Bilder zu finden. Schließlich erklärten sich die Kastlers vom Berghotel bereit, aktiv mitzuwirken und ihren großen Festsaal als »Ausstellungsraum« herzurichten.

Unter der tatkräftigen Mithilfe des Hobby- und Bastelvereins würde man die Fotos an großen Dekorationspappen befestigen. Im »Haus des Gastes« neben dem Gemeindeamt konnte ebenfalls noch eine Fotowand aufgestellt werden, falls der Platz im Edelweiß-Saal knapp werden sollte.

Es war ein Riesenspaß für Erwachsene und Kinder gleichermaßen. Wer bisher noch kein Foto abgeliefert hatte, ließ sich noch etwas Besonderes einfallen.

Für das zweite Wochenende im Februar war die Eröffnung der Ausstellung geplant. Es verstand sich von selbst, dass auch das leibliche Wohl nicht zu kurz kommen würde. Im Berghotel sollten »Schneekugerln« in heißem Fett ausgebacken werden, die aus einem lockeren Quarkteig bestanden und nach dem Frittieren mit Puderzucker dick bestäubt wurden. Es gab sie übrigens heuer zum ersten Mal in der Faschingszeit, in der außerdem mit Konfitüre gefüllte Krapfen und goldbraun ausgebackene Schmalznudeln Hochsaison hatten. Es ging auch schon mit großen Schritten auf den Fasching zu, mancherorts fand bereits das eine oder andere Kostümfest statt – sozusagen als Vorgeschmack auf das närrische Treiben.

Joschi Althöfer, der Ochsenwirt, hatte ebenfalls seine Unterstützung angeboten und versprochen, am tag der »Fotokünstler« für die besten Rostbratwürstl seit Menschengedenken zu sorgen. Und das würde längst nicht alles sein, was man erwarten durfte. Denn wenn der Joschi erst einmal in Fahrt kam, blieb es bestimmt nicht nur bei den Würstln. Wahrscheinlich heizte er auch noch den riesigen Suppenkessel über dem Feuer an, in dem die »Jägersuppe« nach dem Rezept seiner Frau Anna schon an den kalten Tagen im Advent gebrodelt hatte.

Bei den Burgers wurde noch lebhaft darüber diskutiert, mit welchem Foto sich die Familie präsentieren wollte. Bilder von Schneeballschlachten, Rodel-Wettbewerben und Skifahrern gab es bereits genug. Man würde sich jetzt ganz besonders über originelle, lustige Fotos freuen, die durchaus schon einen Vorgeschmack auf den Fasching boten. Das hatten die Veranstalter ausdrücklich verlauten lassen.

Im Hause Burger standen einige passende Fotos zur Auswahl, aber das Lustigste war eindeutig das Bild im eigenen verschneiten Garten, auf dem Opa – und das gab es sicher kein zweites Mal – sich als Schneemann verkleidet hatte. Vor ihm hockte Dackel Poldi mit einer bunt gestreiften Strickmütze, den man ihm trotz Gegenwehr aufgesetzt hatte.

Die anderen Familienmitglieder gruppierten sich um den stattlichen Schneemann, der übrigens eine rote Nase aus Pappe und einen Zylinder trug, obendrein hielt er einen Laubbesen in der Hand.

Und es ging noch weiter: Dr. Martin Burger, ganz rustikal und zupackend als »Held der Berge« in Stiefeln und mit Schneeschaufel, seine Frau Sabine in weißem Wuschelplüsch (die Kinder: »Mama, du schaust aus wie die Lämmer beim Krippenspiel!« Antwort: »Ach ja? Schönen Dank auch für euer Kompliment!«), die Zenzi mit einer sogenannten Pelerine von anno dazumal, handgestrickt von ihrer Ahnl. Dazu trug sie Ohrenschützer gegen die Kälte.

Dass die Kinder auf dem Foto natürlich in der ersten Reihe standen, war sonnenklar. Man sah Tessa, acht Jahre alt, das Schneewittchen mit dunklen Locken und einem roten Apfel in der Hand, daneben Blondschopf Filli, der kleine Astronaut vom Winterstern mit dem Ticket zum Mond in der Hand, und Klein-Laura, das Märchenprinzesschen in Weiß und Rosa, natürlich mit ihrem magischen Einhorn aus dem Zauberwald.

Im Schnee konnte man noch Fröschli erkennen, unverwechselbar grün wie eh und je und auf seinem eigenen, kleinen Kissen Stühlchen sitzend. Man hätte sich vorstellen können, dass Fröschli irgendwann mal lebendig wurde und dann allen erzählte, dass ihn einst eine böse Fee in ein Stofftier verwandelt hatte. Vielleicht kam irgendwann mal ein Zauberer vorbei? Aber es musste ja auch nicht sein. Fröschli gehörte zur Familie, auch wenn er nur aus Plüsch war.

»Sollen wir dieses Foto wirklich aussuchen?«, fragte Dr. Sabine Burger zögernd. »Also, ich weiß nicht. Es wirkt ziemlich durchgeknallt. Was werden die Leute sagen, wenn sie uns so sehen? Wir schauen aus wie Familie Luftikus vom Wanderzirkus Kunterbunt.«

»Natürlich nehmen wir dieses Foto oder keins«, entschied Dr. Burger. »Es erfüllt alle Bedingungen. Witzig, ungewöhnlich und absolut winterlich. Außerdem passt es zum Fasching, das ist ja erwünscht. Wir sind eine Familie mit Humor. Es wäre einfacher gewesen, sich weiße Arztkittel überzustreifen, auf einem Hörnerschlitten zu sitzen und mit einer Spritze und ernsten Gesichtern darauf hinzuweisen, dass die Medizin bei uns das Sagen hat. Wir wollen aber mal ganz anders in Erscheinung treten.«

»Richtig«, dröhnte der Senior. »Und ich komme endlich auch mal so richtig zur Geltung – ich wusste ja gar net, dass ich mich so gut zum Schneemann eigne!«

»Du bist echt toll, Opa«, fand Tessa. »Wir sehen alle super aus. Wir haben uns eben schon ein bisserl verkleidet.«

»Kostümfeste sind derzeit ja eh überall im Gespräch«, wusste die Zenzi. »Wir vom Kirchenchor gehen dieses Jahr geschlossen als Paradiesvögel. So richtig bunt sollen wir ausschauen, meint der Herr Staudacher.«

»Paradiesvögel? Kann ich mir nicht vorstellen. Nun ja, nicht als Nebelkrähen, das nun doch net. Singdrosseln, das würde doch passen«, scherzte der Senior.

»Ja, freilich«, winkte die Zenzi ab, »ich hab mir schon gedacht, dass Sie so etwas sagen, Herr Doktor. In den vierzig Jahren, die ich hier im Haus bin, ist Ihnen ja immer eine Randbemerkung eingefallen. Ohne geht's ja net.«

»Das stimmt«, schmunzelte der Senior. »Dank dir bleiben meine grauen Zellen topfit. Ich muss ja immer eine Erwiderung finden, mit der mit ich den Nagel auf den Kopf treffe. Aber das ist nicht schwer. Ich brauch dich nur anzuschauen, Zenzerl, und schon liegen mir die passenden Worte auf der Zunge.«

»Man sollte net glauben, dass Sie siebenundsiebzig sind«, hakte die Zenzi ein. »Sie verhalten sich wie ein Lausbub. Aber von mir aus. Es gibt eben Leut, die nie erwachsen werden.«

Dr. Pankraz Burger lachte dröhnend. Die kleinen Hackeleien mit der Zenzi waren nicht ernst gemeint, sondern nur dazu gedacht, sie ein bisserl auf den Arm zu nehmen.

Sie wusste das zwar, aber manchmal reagierte sie doch ein bisschen verschnupft darauf. Nicht lange allerdings, denn letztendlich konnte sie dem »Zillertaler Charme« des Seniors nicht widerstehen. Vor allem dann nicht, wenn er sie ins Café Rose nach Schwaz einlud, um »Abbitte« zu leisten, wie er es nannte. Bei Torte, Kaffee und dem beliebten »Rosenlikör« verzieh man sich gegenseitig (fast) alles.

***

»Mama, bringen wir das Bild heute noch ins Gemeindebüro?«, wollte Tessa wissen. »Wir müssen uns beeilen, sonst kommen wir mit dem Foto vielleicht zu spät!«

»Nein, bestimmt nicht. Es ist noch Zeit mit der Foto-Abgabe bis zum nächsten Mittwoch, also eine ganze Woche«, beruhigte Sabine ihre quirlige Tochter. »Aber wir können nachmittags bei der Frau Weber im Büro vorbeigehen. Die Ärmste hat viel zu tun, sie muss alle Fotos erst mal annehmen und durchzählen. Später werden sie von ein paar Helfern sortiert, denn nicht jedes Bild eignet sich für die Fotowand. Zum Beispiel ist Postkartengröße vorgeschrieben. Kleinere Bilder kommen nicht zur Geltung, und wenn jemand mit einem Riesenposter auftaucht, dann geht das gar nicht. Gleiches Recht für alle – man muss den Platz so einteilen, dass niemand mit seinem Foto ins Abseits gedrängt wird.«

»Fröschli is danz klein«, klagte das Mauserl. »Es wird auf dem Bildl gedängelt! Was is dängeln? Papa, tut es weh?«

»Nein, Süße.« Dr. Burger lachte. »Auf einem Foto kann einem gar nichts weh tun. Man ist ja nicht wirklich da. Mach dir keine Sorgen um Fröschli. Wer so schön grün ist, den erkennt man auf den ersten Blick! Mama meint doch auch nur, dass jedes Bild auf der Fotowand Platz haben muss, und zwar so, dass man es gut sieht.«

»Wie auch immer«, ließ sich der Senior vernehmen, »ich finde, wir sollten uns jetzt das Mittagessen schmecken lassen. Es ist kalt draußen, hier drinnen sitzen wir warm und gemütlich. Wir haben es wirklich gut! Und wenn ich mich net irre, gibt's zum Nachtisch sogar Schokoladenpudding. Oder durfte ich das etwa gar net verraten?«

Schokopudding an einem Wintertag, noch dazu mit Vanillesoße, wenn das nicht jedes Kinderherz höherschlagen ließ!

Die drei aus dem Doktorhaus mochten etwas Leckeres, Hausgemachtes jedenfalls viel lieber als klebrige Zuckerstangen oder Waffel-Riegel, aus denen irgendeine schaumige Masse quoll.

Anders sah es natürlich mit Brausetütchen, Gummibärchen und den sogenannten »Langziehern« aus, die nach Saft schmeckten, bunt waren und verschiedene Formen hatten. Im Grunde genommen waren es auch nur Gummibonbons mit Fruchtgeschmack, aber sie galten als etwas Besonderes.

Man konnte sie gut und gerne dreifach (oder mehr!) verlängern, indem man sie, während man sie vorn lutschte, hinten bis sonst wohin zog. Natürlich musste man sie gut festhalten, damit sie nicht wegflutschten.

Filli behauptete, dass Autos sich von der Form her besonders gut eigneten, genauso wie Flaschen oder rote Teufelchen mit Hörnern, die erfrischend nach Johannisbeeren schmeckten und nicht die Spur böse aussahen.

Es gab auch knallgrüne Frösche bei der Jeggl-Alma zu kaufen, die aber als Lutschbonbon und schon gar nicht zum »Langziehen« infrage kamen, weil Klein-Laura sonst in Tränen ausgebrochen wäre. Sie hätte doch sofort an ihr geliebtes Fröschli denken müssen!

Insgesamt waren die Langzieher schon seit Jahrzehnten bei allen Kindern beliebt und ihr Geld wert, sie kosteten ja eh nicht viel. Filli und Tessa schonten eh gern ihre Taschengeld-Schweinderl und achteten darauf, immer etwas zu sparen. Schokolade war auf alle Fälle teurer als die lustigen Gummi-Bonbons.

Papa meinte zwar immer, dass er das »Zeug« nicht so gerne sah und Dr. Ganter, der Zahnarzt aus Mayrhofen, erst recht nicht. Aber dann gestand er offen und ehrlich ein, dass er als Bub an gelben Langziehern in Giraffen-Form nicht vorbeigekommen war: »Ich hab mit meinen Freunden gewettet, dass ich immer den längsten Giraffenhals zustande bringen konnte – aber das stimmte nicht! Mein Schulfreund Bertl war mir immer ein Stück voraus.«