Der Bergdoktor 2116 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 2116 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Melli hat bisher nicht auf der Sonnenseite des Lebens gestanden. Eine von Strenge geprägte Kindheit, später eine bittere Enttäuschung und das Gefühl, nicht geliebt zu werden, haben die junge Hauswirtschafterin verunsichert.
Auf dem Hubertus-Hof in St. Christoph ist sie jedoch herzlich aufgenommen worden und gehört nach einem Jahr schon fast zur Familie. Sie bekommt sogar die Gelegenheit, Wünsche zu äußern, als das kleine Zuhäusl neben dem Hof umgebaut wird.
Eigentlich könnte Melli jetzt glücklich sein. Aber was haben diese merkwürdigen und beängstigenden Symptome zu bedeuten, die sie plötzlich verspürt? Wird Dr. Burger feststellen, dass sie krank ist? Und wenn ja, kann sie dann noch auf dem Hof bleiben?
Als Falko Bernheimer, der den Hof von seinen Eltern übernehmen wird, nach längerer Abwesenheit heimkehrt, spitzt sich für Melli die Situation zu. Anscheinend passt es ihm nicht, dass sie in das Zuhäusl eingezogen ist und in der alten Rauchkuchl von einst eine urgemütliche Schmankerlküche entsteht.
Dass Melli unter einer tückischen Krankheit leidet, ahnt Falko nicht. Und sie verschweigt es ihm aus Angst vor den Konsequenzen ...


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Seitenzahl: 101

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Mellis kleine Glücksküche

Vorschau

Impressum

Mellis kleine Glücksküche

Eine junge Bäuerin will sich von ihrer Krankheit nicht unterkriegen lassen

Von Andreas Kufsteiner

Melli hat bisher nicht auf der Sonnenseite des Lebens gestanden. Eine von Strenge geprägte Kindheit, später eine bittere Enttäuschung und das Gefühl, nicht geliebt zu werden, haben die junge Hauswirtschafterin verunsichert.

Auf dem Hubertus-Hof in St. Christoph ist sie jedoch herzlich aufgenommen worden und gehört nach einem Jahr schon fast zur Familie. Sie bekommt sogar die Gelegenheit, Wünsche zu äußern, als das kleine Zuhäusl neben dem Hof umgebaut wird.

Eigentlich könnte Melli jetzt glücklich sein. Aber was haben diese merkwürdigen und beängstigenden Symptome zu bedeuten, die sie plötzlich verspürt? Wird Dr. Burger feststellen, dass sie krank ist? Und wenn ja, kann sie dann noch auf dem Hof bleiben?

Als Falko Bernheimer, der den Hof von seinen Eltern übernehmen wird, nach längerer Abwesenheit heimkehrt, spitzt sich für Melli die Situation zu. Anscheinend passt es ihm nicht, dass sie in das Zuhäusl eingezogen ist und in der alten Rauchkuchl von einst eine urgemütliche Schmankerlküche entsteht.

Dass Melli unter einer tückischen Krankheit leidet, ahnt Falko nicht. Und sie verschweigt es ihm aus Angst vor den Konsequenzen ...

Melanie, die alle nur Melli nannten, gehörte nicht zu denen, die abends die Fensterläden am liebsten zugenagelt hätten und oder morgens so lange wie möglich im Bett blieben, um vor dem neuen Tag die Augen zu verschließen. Sie zog nur die Gardinen vor und freute sich, wenn es nach der langen Nacht wieder hell wurde.

An pünktliches Aufstehen war sie eh gewöhnt. Früher – daheim im Werdenfelser Land im Oberbayrischen – hatten ihre Eltern nur sonntags eine Ausnahme gemacht, dann war Ausschlafen erlaubt gewesen. Aber auf keinen Fall hatte man die Sonntagsmesse versäumt, ob mit oder ohne Frühstück.

Unter der Woche hatten Melli und ihre Schwester Traudel einen festen Tagesplan gehabt. Abgesehen von der Schule waren verschiedene häusliche Aufgaben und das tadellose Aufräumen ihrer Kammern ein absolutes Muss gewesen.

Mellis Eltern hatten immer bescheiden gelebt und ein von Ordnung und Verzicht geprägtes Leben geführt, obwohl es ihnen gut getan hätte, auch mal die Zügel schleifen zu lassen.

Später hatte es Streit gegeben, denn mit dem strengen Alltag unter der elterlichen Aufsicht waren die beiden Töchter nicht mehr zurechtgekommen.

Nachdem die beiden Leimer-Mädchen sich von daheim abgenabelt hatten, um ein eigenständiges Leben zu führen, hatten die Eltern den Pachtvertrag für den kleinen Werdenfelser Hof gekündigt und waren über die Berge nach Südtirol gegangen.

Dort wohnten sie nun schon seit Jahren und halfen auf einem Weingut in Kaltern aus, soweit es ihre Gesundheit erlaubte.

Traudel, die Ältere der beiden Schwestern, lebte inzwischen in Linz an der Donau, war verheiratet und Mutter eines kleinen Buben.

Melli hatte eine Ausbildung zur Hauswirtschafterin im ländlichen Bereich mit Bestnoten abgeschlossen und war außerdem auf der Hotelfachschule in Reichenhall zusätzlich zwei Jahre in den verschiedenen Sparten der Gastronomie ausgebildet worden. Genau genommen hatte sie nun sogar zwei Berufe. Viele Wege standen ihr offen, es hatte nicht an interessanten Angeboten gefehlt.

Dass sie sich entschieden hatte, im Zillertal Fuß zu fassen und auf dem großen Hubertushof zu arbeiten, war ein spontaner Entschluss gewesen.

Es war bestimmt besser, in einer schönen Gegend und in einem idyllischen Dorf zu leben als in einer Stadt. Außerdem war eh alles anders gekommen, als sie es sich erträumt hatte, denn zu ihrem Traum hatte noch jemand gehört, nicht nur sie allein. Dieser Jemand war zur größten Enttäuschung ihres bisherigen Lebens geworden ...

An diesem Sonntag Anfang März, der noch sehr kalt, feucht und windig war und in keiner Weise an den Frühling erinnerte, zog Melli Bilanz.

Fast ein Jahr in St. Christoph auf dem Hof der Familie Bernheimer war inzwischen vorbei. Sie war sehr herzlich aufgenommen worden und arbeitete ganz selbstständig.

Die Bäuerin war das genaue Gegenteil von Mellis Mutter, die mit ihrer Strenge und ihren starren Tagesplänen die beiden Töchter aus dem Haus getrieben hatte. Ihr Mann war eher gleichgültig gewesen. Melli und Traudel hatten also nicht auf die Unterstützung ihres Vaters hoffen können.

Marga Bernheimer war stolz auf den Hubertushof und war nicht nur in eigener Sache aktiv, sondern sie engagierte sich für die Senioren im Dorf und hatte ein offenes Ohr für diejenigen Leute, die einsam waren und sich über jede Zuwendung freuten.

Längst nicht alle Dörfler konnten sich auf Freunde oder Angehörige verlassen, die gern vorbeischauten oder den Doktor verständigten, wenn es nötig war.

Natürlich hatte auch Pfarrer Andreas Roseder ein Auge auf alle Mitbürger, die Hilfe brauchten, genauso wie Dr. Martin Burger selbst und seine Frau Sabine, die ebenfalls Ärztin war.

Aber das Arzt-Ehepaar war im Alltag sehr gefordert und daher besonders froh darüber, dass es im Dorf sehr viel Hilfsbereitschaft gab. Menschen mit Herz und Verstand wie Marga Bernheimer vom Hubertushof waren eine echte Bereicherung.

Mellis Aufgaben bestanden darin, die Bäuerin im Haus zu unterstützen und viele Alltagsarbeiten nach eigenem Gutdünken zu erledigen.

Dazu gehörte unter anderem, dass sie sich um die Tiere kümmerte, wenn der Hausherr nicht daheim war. Denn auch Donat Bernheimer, der Hofbesitzer und »Großbauer«, wie ihn der langjährige Knecht Ignaz nannte, widmete sich nebenher noch diesen und jenen Tätigkeiten. Zwar ging er nicht auf die Jagd wie einst sein Vater, aber er war oft mit Förster Reckwitz unterwegs, um als gelernter Wildmeister sein Wissen mit einzubringen. Auch privat trafen sich die beiden oft, um zu fachsimpeln.

Melli hatte schon von Anfang an festgestellt, dass der Hausherr ein energischer, aufrechter Mann war, der unnötiges Geschwätz oder Besserwisserei vehement ablehnte. Vor allem dann, wenn es eh feststand, dass sein Gegenüber sich nur wichtigtun wollte.

Zwar wurde er nicht laut oder polterte umeinander, aber seine gut überlegten Bemerkungen, die immer ins Ziel trafen, verfehlten ihre Wirkung nicht.

Ansonsten kam man gut mit ihm aus. Er besaß eine große Portion Herzensgüte und war ähnlich hilfsbereit wie seine Frau, ohne irgendwelche Gegenleistungen zu erwarten.

Seine Marga schätzte Donat über alles, er ließ gern durchblicken, dass er sie immer wieder heiraten würde.

Und dann war da noch Falko, der einzige Sohn und Hoferbe, dem man eine gewisse Ähnlichkeit mit seinem Vater nicht absprechen konnte. Momentan wohnte er allerdings noch in Klagenfurt.

Falko hatte im Anschluss an seine Ausbildung zum Agraringenieur Forstwirtschaft studiert und nahm derzeit an einigen Seminaren teil – ein ehrgeiziger junger Mann also, dem Melli bisher nur ganz flüchtig begegnet war.

Weihnachten und Neujahr war er daheim gewesen, während sie zuerst ihre Schwester in Linz und dann die Eltern in Südtirol besucht hatte, die aber gemeint hatten: »Wir sind recht langweilige alte Leut geworden, wir wollen nur unsere Ruhe. Bestimmt hast du es da, wo du jetzt lebst, viel besser als bei uns.«

Mit anderen Worten, auf die Gegenwart ihrer Töchter – egal, ob Melli oder Traudel – legten sie keinen großen Wert. Nur ihr Enkelkind hätten die Leimers gern öfter gesehen. Aber sie scheuten die Fahrt nach Linz wie eine Reise ins Nirgendwo.

Betrübt hatte Melli festgestellt, dass ihre Eltern sich immer mehr in ihre eigene, kleine Welt zurückzogen und nur noch an ihrem Garten Freude hatten. Der Wunsch, in Kaltern einen kleinen Weinberg zu besitzen, hatte sich bislang nicht erfüllt.

All das und noch mehr ging Melli durch den Kopf, während es nun zu regnen begann und die Landschaft in einem fahlen Grau versank.

Die Alpengipfel rund um St. Christoph wurden von tief hängenden, schweren Regenwolken eingehüllt. Hier und da schauten noch weite Schneefelder hervor, denn dort oben in den Felsentälern, in den Scharten und Karen war der Winter noch lange nicht vorbei.

Sobald der Frühling jedoch aus dem Süden mit aller Macht über die Nordwände des Gebirges heranbrauste, suchte der Winter Zuflucht in den Gletscherspalten und im ewigen Eis.

Die Gletscher schwiegen, und das war auch gut so. Welches Geheimnis sich seit Jahrtausenden in der Tiefe verbarg, würden die Menschen nie erfahren – es war nicht für sie bestimmt.

Es war ein stiller Sonntag, an dem man Zeit für sich selbst hatte, aber auch melancholische Gedanken drängten sich auf. Inzwischen prasselte der Regen so heftig an die Fensterscheiben, dass selbst an einen kleinen Spaziergang nicht zu denken war.

Manchmal fühlte sich Melli einsam, aber andererseits war sie auch dankbar, dass sie auf dem Hubertushof zu nichts getrieben wurde.

»Du weißt ja eh, was es zu tun gibt«, meinte die Bäuerin immer, »und wenn etwas Besonderes anliegt, dann reden wir darüber.«

Eigentlich gab es nicht den geringsten Grund zur Klage. Melli war in zwei urgemütliche Stuben im Parterre des Hauses eingezogen. Dort wohnte sie völlig ungestört.

Die Bernheimers wünschten sich jedoch, dass sie mit ihnen zusammen die Mahlzeiten einnahm. Wer auf dem Hof lebte und arbeitete, der gehörte mit an den Familientisch.

Noch nie hatte sich Melli in St. Christoph wie eine Fremde gefühlt. Das lag auch an der freundlichen und herzlichen Art, in der Marga Bernheimer die »Neue« im Dorf vorgestellt hatte: »Wir freuen uns sehr, dass wir Melli jetzt bei uns haben und ihr vieles überlassen können, was wir leider aus Zeitmangel nur nebenbei erledigen konnten. Sie ist uns sehr schnell ans Herz gewachsen.«

Wer hörte so etwas nicht gern?

***

Es war schon seit einiger Zeit die Rede davon, dass das Zuhäusl hergerichtet werden sollte. Es wurde wegen der kleinen, weiß getünchten Hauskapelle mit einem einzigen Bänkchen und einem winzigen Marienaltar von jeher nur das »Marienhäusl« genannt und stand in unmittelbarer Nähe des Bauernhauses.

Drinnen gab es drei kleine Stüberl und eine Küche mit Speisekammer, der sogenannten »Speis«.

Die seit vielen Jahren vor sich hinträumende Rauchkuchl war eigentlich zu schade, um ein tristes Dasein zu fristen. Ein paar dieser alten, historischen Küchen gab es noch im Dorf. Freilich nur zum Anschauen, denn wer wollte heute noch so umständlich kochen wie anno dazumal?

Marga Bernheimer hatte schon lange mit dem Gedanken gespielt, die Küche im Marienhäuschen wieder zum Leben zu erwecken, damit sie funktionsfähig war und in neuem Glanz erstrahlte.

Es war ihr gelungen, ihren Mann zu einer kompletten Renovierung des Häuschens zu überreden: »Donat, wir werden doch das schöne, alte Häusl und die Kuchl net zusammenfallen lassen! Das wäre ein Jammer. Und vergiss net, dass deine liebe Mutter ihre letzten Lebensjahre dort verbracht hat. ›Mein letztes Heimatl auf dieser Welt ist das Häusl, bevor ich ganz heimgehe‹, hat sie oft gesagt. Was würde sie wohl über uns denken, wenn sie wüsste, dass wir ihr Andenken net bewahren?«

Donat Bernheimer hatte zugestimmt. Natürlich stand er zu seinem Wort, allein schon deshalb, weil er seiner Frau so gut wie nie einen Wunsch abschlagen konnte.

Seine Marga, die ihm seinen einzigen Sohn geschenkt hatte, war nun mal der Mittelpunkt seines Lebens. Und was tut man nicht alles für den liebsten Menschen, selbst wenn es mit erheblichen Kosten verbunden ist?

Zudem konnte es sich der Bauer leisten, für die Renovierung des Häuschens samt Küche durchaus mal ein bisserl tiefer in die Tasche zu greifen. Geizig war er eh nie gewesen. Solange man den Überblick behielt und vernünftig seine Finanzen verwaltete, war alles im grünen Bereich.

Melli freute sich, dass man sie in die Planung mit einbezogen hatte. In Kürze nahm das Vorhaben Gestalt an, die Vorbereitungen waren bereits getroffen. Schon bald würden die Handwerker anrücken, außerdem fertigte die Schreinerei Stampfl schon jetzt für die Küche und das angrenzende Stüberl schöne Bauernmöbel nach Maß an.

Die Feuerstelle in der Rauchkuchl sollte als Erinnerung an vergangene Zeiten erhalten bleiben, benutzen würde man sie allerdings nicht mehr. Regale und ein großer Tisch aus Zirbenholz waren eingeplant. Melli hatte außerdem in einem Prospekt eine Kupferlampe entdeckt, die wunderbar zu der kleinen Tiroler Küche passte.

Ob das Zuhäusl vermietet werden oder als kleines »Familien-Freizeit-Häuschen« herhalten sollte, musste noch besprochen werden.

Die Bäuerin gab viel auf die Meinung ihres Sohnes. Falko hatte offenbar vor, bald heimzukommen. Man würde sich dann zusammensetzen und darüber reden, was mit dem kleinen Häuschen geschehen sollte.

Aber eigentlich war es wohl schon ziemlich klar, dass fremde Leut nicht dort einziehen sollten. Das Marienhäusl würde nach der Renovierung ein echtes Schmuckstück werden. Und ein Schmuckstück behielt man am besten selbst!

Ich könnte glücklich sein, dachte Melli.

***