Der Bergdoktor 2121 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 2121 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Nur einem glücklichen Zufall ist es zu verdanken, dass Alex Firngruber die Schüsse überlebt hat. Anita wollte ihn während der Arbeit in der kleinen Berghütte überraschen und fand ihn, blutend und bewusstlos, zwischen einem Schlehenstrauch und Geröll in der Schwarzenberg-Schlucht.
Inzwischen sind Dr. Burger, die Bergwacht und die Polizei eingetroffen. Während der Bergdoktor um Alex‘ Leben kämpft, begeben sich die anderen auf die schwierige Spurensuche. Dabei wird schnell klar: Ein idealer Tatort ist das hier. Einsam, abgelegen, kaum einsehbar. Wer hier nicht schnell Hilfe bekommt, der stirbt. Jemand muss gewusst haben, dass Alex heute hier unterwegs sein würde, und hat alles geplant.
Doch wer ist an diesem Morgen beinahe zum Mörder geworden? Und vor allem: warum? Hat die Tat etwas mit dem tragischen Unfall zu tun, bei dem Alex‘ Verlobte vor einem Jahr starb?


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Seitenzahl: 101

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Dr. Burger und der perfekte Tatort

Vorschau

Impressum

Dr. Burger und der perfekte Tatort

Auf einer Wanderung macht eine junge Frau eine schreckliche Entdeckung

Von Andreas Kufsteiner

Nur einem glücklichen Zufall ist es zu verdanken, dass Alex Firngruber die Schüsse überlebt hat. Anita wollte ihn während der Arbeit in der kleinen Berghütte überraschen und fand ihn, blutend und bewusstlos, zwischen einem Schlehenstrauch und Geröll in der Schwarzenberg-Schlucht.

Inzwischen sind Dr. Burger, die Bergwacht und die Polizei eingetroffen. Während der Bergdoktor um Alex' Leben kämpft, begeben sich die anderen auf die schwierige Spurensuche. Dabei wird schnell klar: Ein idealer Tatort ist das hier. Einsam, abgelegen, kaum einsehbar. Wer hier nicht schnell Hilfe bekommt, der stirbt. Jemand muss gewusst haben, dass Alex heute hier unterwegs sein würde, und hat alles geplant.

Doch wer ist an diesem Morgen beinahe zum Mörder geworden? Und vor allem: warum? Hat die Tat etwas mit dem tragischen Unfall zu tun, bei dem Alex' Verlobte vor einem Jahr starb?

Wenn Bürgermeister Toni Angerer jemanden zu einem vertraulichen Gespräch einlud, dann bedeutete das zweierlei. Und zwar, dass die Unterredung im privaten Rahmen stattfand und dass es folglich gemütlich statt amtlich zuging.

Zur Gemütlichkeit gehörten im Hause Angerer gegen sechzehn Uhr reichlich Kaffee und Kuchen – oder, falls der Termin nach siebzehn Uhr am Nachmittag stattfand, eine Brotzeitplatte, die auch kühne Erwartungen übertraf.

Die Vormittags-Gespräche hingegen, bei denen man sich mit einem Tässchen Kaffee oder mit einem Glas Mineralwasser begnügen musste, waren immer sachlich und manchmal auch sehr schwierig, wenn es, zum Beispiel, um Baugenehmigungen, gemeindliche Steuern, Wegerecht und andere Dinge ging, denen man am liebsten ausgewichen wäre.

Aber auch in St. Christoph, diesem idyllischen, in jeder Hinsicht liebenswerten Zillertaler Alpendorf, gab es hin und wieder Unangenehmes zu erledigen oder man sah sich Ereignissen gegenüber, die man nie und nimmer erwartet hätte. Da hieß es dann: Augen zu und durch! Irgendwie ließen sich die Probleme auch dann lösen, wenn die Meinungen zunächst aufeinander prallten.

Dr. Burger betrat am ersten Mittwoch im Mai das Privathaus des Bürgermeisters exakt um siebzehn Uhr und fünfunddreißig Minuten, also sehr pünktlich. Die kleine Verspätung von fünf Minuten tat nichts zur Sache.

Mittwochs ab dreizehn Uhr war die Praxis in der Kirchgasse geschlossen, jedenfalls offiziell. Oft tauchte aber doch der eine oder andere Patient auf, der nicht bis zum nächsten Tag warten konnte und unbedingt den Doktor sprechen wollte. Auch dringende Notfälle waren in Dr. Burgers Freizeit keine Seltenheit.

Heute waren in der Mittagszeit nur drei routinemäßige Krankenbesuche nötig gewesen, nichts Außergewöhnliches hatte bisher den sonnigen, freundlichen Maitag getrübt.

Tage wie heute, an denen alles so angenehm dahinfloss wie ein ruhiger, breiter Strom zwischen grünen Ufern, waren erholsam und entspannend und ersetzten fast einen Wochenend-Urlaub.

Das Gespräch mit Bürgermeister Angerer war ebenfalls ganz locker und entpuppte sich gleich zu Beginn als ein freundschaftliches Zusammentreffen.

»Ich wollte mal wieder mit Ihnen reden, lieber Doktor, vertraulich und ohne Zeitdruck. Wir kennen uns nun schon lange, aber wann können wir schon wie jetzt beisammen sitzen und ein bisserl ratschen?«

»Selten. Fast nie«, stimmte Dr. Burger dem Gemeindeoberhaupt zu. »Ich freu mich, dass wir bei dieser Gelegenheit ganz zwanglos über die kommenden Wochen und Monate reden können, in denen wir wieder einige Feste im Dorf feiern werden. Und zwar zusammen mit den Stammgästen, die bestimmt auch heuer unsere schöne Bergwelt als Urlaubsdomizil besuchen werden.«

»Wir werden net nur unsere Stammgäste begrüßen können«, warf der Angerer-Toni ein. »Wie ich aus dem Berghotel und von vielen Vermietern höre, hat es sich inzwischen herumgesprochen, dass man bei uns wunderbare Ferien verbringen kann. Mit der Natur und den Bergen auf du und du, das ist heutzutage sehr beliebt. Wir in St. Christoph schützen unsere großartige Landschaft, wir wollen der Natur net ins Handwerk pfuschen. Genau das wünschen sich die Gäste, die zu uns kommen. Es liegen schon viele Anmeldungen vor, natürlich in dem Rahmen, den wir uns selbst gesteckt haben: Kein Rummel, kein Lärm, aber trotzdem Abwechslung und viele schöne Angebote für alle, die unser Tiroler Brauchtum schätzen.«

»Brauchtum, richtig. Das ist gut, Toni, aber wir müssen auch mit der Zeit gehen«, unterbrach Dr. Burger den Bürgermeister. »Sport wird bei der Freizeitplanung und im Urlaub immer wichtiger. Ich rechne übrigens auch die regelmäßige Bewegung dazu, es muss sich nicht um sportliche Hochleistungen handeln. Im Gegenteil, sportliche Betätigungen sollen Spaß machen, und zwar ganz ohne Druck. Sport soll die Gesundheit fördern und nicht dazu führen, dass man unbedingt die Nummer eins sein will und Pokale sammelt.«

Toni Angerer brach in lautes Gelächter aus.

»Die Nummer eins im Sport, das wäre eh nix für mich! Ich gehöre in die gemütliche Liga. Aber frische Luft und Wanderungen sind mir sehr wichtig. Manchmal kommt meine Frau mit, meistens bin ich aber mit Freunden unterwegs, die auch net mehr so ganz von der schnellen Truppe sind. Wir teilen den Weg dann in mehrere Abschnitte ein und legen fest, wann und wo wir rasten. Unsere Almwirtschaften und Hütten können sich sehen lassen, ohne einen Einkehrschwung geht's freilich net. Ich komm ja nie an der Glockenalm vorbei, ohne den Kaiserschmarrn von der Resi zu essen ... Ach, was sag ich, essen! Ich lass ihn auf der Zunge zergehen!«

In diesem Moment erschien die Frau Bürgermeister. Paula Angerer hörte es gern, wenn man sie gelegentlich so nannte. Das war natürlich ein bisschen altmodisch, denn es war für Frauen längst nicht mehr üblich, Berufsbezeichnungen oder Titel vom Ehemann zu übernehmen.

In früheren Zeiten hatte man es allerdings ganz normal gefunden, zum Beispiel die Gattin eines Geheimrats als »Frau Geheimrat« anzusprechen. Aber heute lächelte man darüber. Natürlich wusste das die Paula, aber es klang so nett, wenn sie nicht nur die »Angerer-Paula« war, sondern die »Frau Bürgermeister – küss die Hand, gnä' Frau.« Wenn es so etwas heute noch gab, dann allenfalls in Wien!

Von Dr. Burger wollte sie allerdings ganz einfach mit »Paula« angesprochen werden. Bei ihm klang das dann so wie jetzt: »Du wirst jeden Tag jünger, liebe Paula. Schön, dich zu sehen!«

»Sie machen mich ja ganz verlegen, Herr Doktor«, meinte sie geschmeichelt. »Aber wenn Sie es sagen, dann ist das wie ein Sahnehäubchen auf dem Kaffee.«

Sie stellte zwei große – um nicht zu sagen riesige – Brotzeit-Brettl auf den Tisch, die ihresgleichen suchten. Vom Almkäse über die Bergsteiger-Salami bis zum feinen Kräutertopfen war alles vorhanden, was das Herz begehrte, noch dazu appetitlich garniert.

Es hieß im Dorf, dass die Paula einst den Toni mit ihren köstlichen Brotzeitplatten regelrecht in ihre Arme getrieben hatte. Jedenfalls waren die beiden nun schon lange verheiratet, sie hatten drei erwachsene Töchter und galten als sturmerprobtes Paar.

Manchmal, wenn sich seine Frau allzu nachdrücklich in seine Amtgeschäfte einmischen wollte, konnte der sonst meist gutmütige Bürgermeister aufbrausen und auch schon mal grantig werden, aber der Ehefrieden wurde immer schnell wiederhergestellt.

***

Toni Angerer war nicht nur der Bürgermeister im Dorf, sondern auch ein in Fachkreisen angesehener Großbauer, dem ein großer Hof gehörte. Er galt als vermögend, denn schon seine Vorfahren hatten gewusst, wie man zu Geld kam. Gute Geschäftsbeziehungen waren in jedem Fall ein wichtiger Pfeiler, um Gewinne zu erzielen.

Der Gemeindevorstand besaß neben dem großen Hof einige Grundstücke und Wiesen. Für Immobilien hatte er sich schon immer interessiert, ihm gehörten mehrere Ferienwohnungen und drei blitzsaubere Ferienhäuser.

Das »Sperberhäusl« gefiel ihm persönlich am besten. Es lag auf einer Anhöhe im kleinen Weiler Zeitlbach, in dem es nur noch zwei weitere Häuser gab, den stattlichen Wildbrunn-Hof und das Kornhäusl, das dem ehemaligen Aumüller Sepp Grießl und seiner Frau Burgi als Altersruhesitz diente.

Längst waren andere Leute in die alte Aumühle eingezogen und hatten eine kleine Einkehr-Wirtschaft eröffnet – undenkbar für den Sepp, der jetzt mit seiner Burgi sehr zurückgezogen lebte und auch früher nie auf den Gedanken gekommen wäre, Gäste zu bewirten.

Jedenfalls war es im Zeitlbach-Winkel rund um den Wildbrunn-Hof unter dem weiten, lichten Himmel einfach nur schön!

Man hatte einerseits das großartige Bergpanorama vor sich und blickte andererseits aus der anderen Richtung ins Dorf hinunter. Die Ortsmitte von St. Christoph war schnell zu erreichen, zu Fuß über den Wiesenweg und mit dem Auto oder dem Radl das saubere Sträßchen entlang, das sich gemütlich bis zum Kirchen-Anger schlängelte.

Außerdem führten vom Weiler Zeitlbach, der im Dorf meist nur »Zeitl« genannt wurde, einige Wege in die Berge oder in den Bergwald. Es waren selten genutzte Pfade, die sehr still und ein wenig geheimnisvoll wirkten und die unerfahrene Wanderer oder Angsthäschen besser meiden sollten. Denn hier hatte die geschützte Natur das Sagen, und nur ab und zu hielt es Förster Reckwitz für nötig, im »Märchenwald« Korrekturen vorzunehmen, zum Beispiel, wenn vielleicht ein uralter Baum morsch war und somit eine Gefahr darstellte.

Einige glaubten, dass es in dieser Gegend Höhlen im Bergwald oder auf den höher gelegenen Steinwiesen gab, die in tiefe Schächte führten.

»Wer will schon wissen, wie es da unten ausschaut?«, hieß es. »Da müsste man ein Höhlenforscher sein!«

Obwohl es im Zeitlbacher Winkel recht einsam war, wurde das Sperberhäusl gern und oft als Urlaubsquartier angemietet.

Die bezaubernd schönen Sonnenuntergänge und die ersten Sonnenstrahlen am Morgen, die sternenklaren Nächte und das einmalige Bergpanorama waren es wert, dass gelegentlich nur ein Schwarm Dohlen zu Besuch kam und dass sich ansonsten nicht viel tat.

Allenfalls vom Wildbrunn-Hof hörte man Geräusche, und man nahm eine geschäftige Umtriebigkeit wahr, denn auf dem Hof wurde täglich von morgens bis zum Feierabend gewissenhaft gearbeitet.

***

Bürgermeister Angerer schenkte dem Bergdoktor ein kühles Weißbier ein und kam darauf zu sprechen, dass bereits bis Ende des Jahres seine Ferienhäuser und die Wohnungen in Hohenluft und Bergfelden ausgebucht waren.

»Das freut mich natürlich sehr«, meinte er. »Ich gehöre nicht zu denen, die immer nur an den Gewinn denken. Man tut, was zu tun ist, und dann muss man das Geld arbeiten lassen, sag ich immer. Aber ich habe einiges in meine Ferienquartiere investiert und stelle fest, dass mein finanzieller Einsatz richtig war. Die Urlaubsgäste fühlen sich wohl, das ist die Hauptsache.«

Bürgermeister Angerer lehnte sich zufrieden zurück.

»Übrigens, vorhin war eine junge Frau da, die ins Sperberhäusl droben in Zeitlbach einzieht«, berichtete er. »Sie hat den Schlüssel abgeholt. So ganz allein da oben ... freilich, warum net? Sie war ja schon im letzten Jahr dort. Die Berge sind ihre besten Freunde, hat sie mir anvertraut. Vielleicht deshalb, weil sie am Bodensee wohnt, in Bregenz. Da gibt's nur den Pfänder, den Aussichtsberg, und der kann ja nicht mit unseren Zillertaler Gipfeln mithalten! Die Leut' fahren hinauf und starren auf den See hinunter. Ein Maulwurfshügel ist das gegen den Feldkopf!«

Toni Angerer lachte schallend und säbelte ein Stück Schinken in mundgerechte Scheibchen.

»Greifen Sie zu, Doktor, wir müssen beide bei Kräften bleiben. Man braucht uns im Dorf, ohne uns geht gar nix!«

»Stimmt genau.« Dr. Burger stimmte in das Lachen des bodenständigen Bürgermeisters ein. »Ich denke allerdings, dass wir den Anforderungen gewachsen sind – auch ohne Schinken, obwohl ich dazu nicht Nein sage. Jedenfalls fühle ich mich fit.«

»Mir geht es derzeit auch gut«, warf Toni Angerer ein. »Dank Ihrer medizinischen Fähigkeiten. Und je wohler ich mich fühle, desto besser schmeckt mir das Essen.«

»Aber nicht übertreiben«, mahnte der Doktor. »Alles in Maßen! Mir ist übrigens soeben eingefallen, dass ich die junge Frau aus Bregenz kenne. Sie kam im vergangenen Jahr – es war auch im Mai – wegen einer kleineren Sache zu mir, ich konnte ihr recht schnell helfen. Ich erinnere mich, dass sie davon sprach, ganz bestimmt wieder nach St. Christoph zu kommen. Aber verheiratet. Sie hatte sich eine Auszeit genommen, um vor der Hochzeit noch mal die Alpen so richtig zu genießen, weil ihr Verlobter es nicht so mit der Bergwelt hatte. Sie sagte, er wäre am liebsten am Meer zur Welt gekommen. Salzwasser, Schiffe, eine steife Brise, das war wohl seine Welt. Aber sie konnte sich damit net so recht anfreunden.«

Toni Angerer nickte. »Ja, sie hat auch mit mir darüber gesprochen. Ich brauche kein tosendes Meer, meinte sie, mir reicht der Bodensee. Freilich wollten ihr Verlobter und sie sich arrangieren und mal hierhin, mal dorthin in Urlaub fahren. Tja, ich fürchte, es ist etwas schiefgegangen. Verheiratet ist sie jedenfalls net, die Klinger-Anita.«

»Richtig, Anita. So hieß sie. Anita Klinger.«