Der Bergdoktor 2123 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 2123 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Eigentlich hat Heidrun Brückner ihre Ehe mit Peter immer für glücklich und stabil gehalten, doch seit ihrer Fehlgeburt vor einem Jahr hat sich alles verändert: Es gab nur noch Streit und gegenseitige Vorwürfe. Für ihre achtjährige Tochter Annika hat das Ehepaar versucht, zusammenzubleiben, aber vor wenigen Monaten hat Peter endgültig aufgegeben und die Familie verlassen. Nun lebt er viele Kilometer weit entfernt mit einer neuen, deutlich jüngeren Freundin zusammen.
Annika leidet sehr unter der Trennung ihrer Eltern, und erschwerend kommt hinzu, dass sie seit dem Winter kränkelt. Heidrun entschließt sich, mit ihrem Kind über Ostern ins Zillertal zu fahren. Die frische Bergluft wird der Kleinen hoffentlich guttun und sie zu Kräften kommen lassen.
Ihre Hoffnungen erfüllen sich nicht, im Gegenteil! In St. Christoph geht es Annika zunehmend schlechter.
Dr. Burger weiß nicht, ob er das schwer kranke Kind wieder gesund machen kann, aber Annikas größten Wunsch will er erfüllen ...


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Seitenzahl: 122

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Solange du in unserer Mitte bist ...

Vorschau

Impressum

Solange du in unserer Mitte bist ...

Für ihre kranke Tochter kämpfen sie gemeinsam

Von Andreas Kufsteiner

Eigentlich hat Heidrun Brückner ihre Ehe mit Peter immer für glücklich und stabil gehalten, doch seit ihrer Fehlgeburt vor einem Jahr hat sich alles verändert: Es gab nur noch Streit und gegenseitige Vorwürfe. Für ihre achtjährige Tochter Annika hat das Ehepaar versucht, zusammenzubleiben, aber vor wenigen Monaten hat Peter endgültig aufgegeben und die Familie verlassen. Nun lebt er viele Kilometer weit entfernt mit einer neuen, deutlich jüngeren Freundin zusammen.

Annika leidet sehr unter der Trennung ihrer Eltern, und erschwerend kommt hinzu, dass sie seit dem Winter kränkelt. Heidrun entschließt sich, mit ihrem Kind über Ostern ins Zillertal zu fahren. Die frische Bergluft wird der Kleinen hoffentlich guttun und sie zu Kräften kommen lassen.

Ihre Hoffnungen erfüllen sich nicht, im Gegenteil! In St. Christoph geht es Annika zunehmend schlechter.

Dr. Burger weiß nicht, ob er das schwer kranke Kind wieder gesund machen kann, aber Annikas größten Wunsch will er erfüllen ...

»Nur noch dreimal in die Schule gehen, dann sind endlich Ferien!« Die achtjährige Tessa hüpfte aufgeregt auf und ab. Ihre schwarzen Locken, die ihr die Mama in der Früh zu »Schneckerln« gebunden und mit gelben Schleifen geschmückt hatte, wippten lustig. Ein gelbes Haarband hatte sich gelöst und flatterte ihr ins Gesicht. Sie pustete es sich aus der Stirn und hüpfte weiter.

»Jetzt sag mal, Schneckerl«, sagte ihr Vater schmunzelnd, »du gehst doch sonst immer so gern in die Schule! Hast du etwa eine schlechte Note bekommen? Oder gibt es gar Ärger mit deiner Frau Lehrerin?«

Die Antwort war ein lautes Protestgeschrei seiner Ältesten.

»Du weißt doch, wie gern ich meine Lehrerin mag, Papa! Du weißt aber auch, wie sehr ich mich dieses Mal auf die Ferien freue!«

Martin Burger, der Landarzt von St. Christoph im Tiroler Zillertal, fing seine Tochter an der Kapuze ihres Pullovers ab und schaute dem zappelnden Geschöpf tief in die Augen. Jetzt erkannte sie, dass er sich das Lachen nur mit Mühe verkneifen konnte.

»Ich hab nur Spaß gemacht, Schneckerl!«, sagte er schmunzelnd. »Ich weiß doch, dass du net nur eine gute, sondern sogar eine sehr gute Schülerin bist. Das hat mir deine Lehrerin übrigens gerade vorhin selbst gesagt.«

»Oje!«, rief Tessa sofort. »Ist sie etwa krank, weil sie in der Praxis war? Am Vormittag war sie noch pumperlgesund und hat mit uns Osterlieder geübt!«

Martin Burger lachte. Dabei war er sich gar nicht so sicher, ob er sich wirklich darüber freute, dass seine Kinder hinter jeder Begegnung, von der er erzählte, einen medizinischen Notfall vermuteten. Doch er war nun einmal der Bergdoktor von St. Christoph, der dafür bekannt war, dass er immer – zu jeder Tages- und Nachtzeit – für die gesundheitlichen Nöte der Dorfbewohner bereitstand.

»Deiner Lehrerin geht es wunderbar«, beschwichtigte er seine Tochter. »Mach dir keine Sorgen, Tessa. Es war nur eine Vorsorgeuntersuchung.«

»Das ist aber gescheit von ihr«, stellte Tessa altklug fest. »Du sagst ja immer, Papa, dass die Leute viel gesünder wären, wenn sie sich regelmäßig untersuchen lassen würden. Ich freu mich jedenfalls, wenn es der Frau Lehrerin gut geht. Aber ...« Sie zögerte. »Darf ich mich da auch gleichzeitig auf die Ferien freuen?«, setzte sie fragend hinzu.

Martin strich seiner Tochter durch das tiefschwarze Haar.

»Freilich, Schneckerl. Gerade weil du eine so gute Schülerin bist, hast du dir die Ferien verdient. Und ich weiß ja auch, warum du dich dieses Mal so besonders freust.«

Als hätte er einen Schalter umgelegt, fing Tessa wieder an zu hüpfen.

»In drei Tagen kommt die Annika!«, jubelte sie. »Und außerdem darf ich dann endlich reiten lernen! In meinem Alter ist es auch höchste Zeit dafür!«

»So? Denkst du etwa, dass du dafür mit acht Jahren schon spät dran bist?«

Tessa hielt kurz inne, als müsste sie ihre Antwort überdenken. Dann nickte sie ernst.

»Ich finde, acht Jahre sind genau das richtige Alter für einen Reitkurs.« Und schon war sie davongehüpft.

Martin Burger wandte sich an seine Frau, die neben ihm im Garten arbeitete. Gemeinsam schnitten sie nach dem langen Winter die Sträucher zurück, setzten Blumenzwiebeln für den Sommer und legten die Gemüsebeete neu an.

Kaum war Tessa um die Hausecke verschwunden, brach Sabine Burger in ein herzliches Lachen aus.

»Ist unsere Tochter net großartig? Wie schön, dass sie sich so freuen kann! Ich hoffe nur, dass sie sich diese Mischung aus Ernsthaftigkeit und quirliger Fröhlichkeit für immer bewahren wird.«

»Schau nur dich an«, sagte Martin liebevoll. »Du warst als Kind sicher genauso. Und du hast es geschafft, so zu bleiben!«

Sabines Wangen röteten sich, und sie schenkte ihrem Mann für dieses Kompliment ein dankbares Lächeln.

»Ich möchte den Kindern gern ein Vorbild sein«, meinte sie leise.

Beide wussten, dass Tessas Begeisterungsfähigkeit nicht vererbt worden war, sondern auf ihrem glücklichen Leben gründete. Tessa war nämlich nicht die leibliche Tochter der Burgers, sondern ein Findelkind. Haushälterin Zenzi Bachhuber hatte das Körbchen mit dem Baby damals vor dem Doktorhaus gefunden, und das süße Mädelchen hatte im Nu die Herzen der Familie erobert.

Martin und Sabine waren damals frisch verheiratet gewesen und hatten nicht lange gezögert. So bald wie möglich hatten sie die kleine Tessa adoptiert.

Mit dieser mutigen Entscheidung hatten die Burgers den ersten Schritt zu ihrer Familiengründung gesetzt. Drei Jahre später hatte Sabine ihren Sohn Philipp, genannt Filli, zur Welt gebracht, und seit zweieinhalb Jahren vervollständigte die kleine Laura das Glück der Burgers.

Dass Tessa »net in Mamas Bauch herangewachsen« war, wie sie es ausdrückte, spielte längst keine Rolle mehr, und keiner dachte noch darüber nach. Tessa war intelligent und fröhlich, sie war nachdenklich und sensibel – und als ältestes »Doktorkind« gerade richtig geraten.

»Sie freut sich so darauf, ihre Freundin Annika wiederzusehen«, sagte Martin. »Hoffentlich verstehen sich die beiden noch so gut wie vor anderthalb Jahren.«

»Das hoffe ich auch«, erwiderte Sabine nachdenklich. »Tessa setzt große Erwartungen in das Wiedersehen, da wäre sie schwer enttäuscht, wenn es sich anders entwickeln würde als geplant. Und das ist immerhin gut möglich, denn Freundschaften unter Kindern sind meistens net so stabil. In dem Alter verändert man sich ja ständig. Aber immerhin hatten die beiden Mädchen in der Zwischenzeit regelmäßig Kontakt.«

»Das war gut so«, sagte Martin jetzt und legte die Gartenschere aus der Hand. »Und ganz dein Verdienst, Liebes. Wie du die Brieffreundschaft zwischen Tessa und Annika gefördert hast, das war großartig. Tessas Lehrerin hat mir das vorhin übrigens bestätigt. Tessa schreibt die besten Aufsätze der ganzen Klasse. Sag ihr das aber bitte net, sonst steigt ihr das noch zu Kopf.«

Sabine schmunzelte. »Ich denk net dran! Aber du hast recht, die Brieffreundschaft zwischen den Mädchen zu veranlassen, war eine gute Idee. Dafür gebührt Annikas Mama Heidrun aber mindestens das halbe Lob. Wir haben uns einfach gedacht, dass es klappen könnte – und unser Plan ist aufgegangen!«

Annika Brückner hatte im Vorjahr mit ihren Eltern die Weihnachtsferien in St. Christoph verbracht und sich dabei mit der gleichaltrigen Tessa angefreundet. Die beiden Kinder hatten jede freie Minute miteinander verbracht und sich schließlich unter Tränen voneinander getrennt.

»Für euren Kummer sehe ich nur zwei Lösungen«, hatte Sabine Burger damals erklärt. »Erstens musst du, Annika, deine Eltern überreden, dass ihr so bald wie möglich wieder hier bei uns Urlaub macht. Und zweitens solltet ihr zwei euch bis dahin Briefe schreiben.«

»Aber wir können uns doch auch übers Handy unterhalten«, hatte Tessa protestiert, »das ist viel bequemer!«

»Über das Internet miteinander zu plaudern, geht freilich auch«, hatte Sabine erwidert. »Aber wenn ihr euch schreibt, dann habt ihr immer etwas, was ihr zur Hand nehmen könnt, wenn ihr euch mal einsam fühlt.«

Und dann hatte Sabine den beiden Kindern von ihrer eigenen Brieffreundschaft mit Amelie erzählt, welche heute in Paris in einem großen Krankenhaus als Kinderärztin arbeitete.

»Wir haben uns als kleine Mädchen bei einem Urlaub in Südfrankreich kennengelernt, und seitdem ist unser Kontakt niemals abgerissen. Mit etwa neun Jahren haben wir angefangen, uns Briefe zu schreiben, und wir haben seitdem net damit aufgehört. Seit dieser Zeit bewahre ich Amelies Briefe in einem hübschen Karton auf. Es ist schon eine Tradition für mich, dass ich am letzten Tage jedes Jahres alle Briefe, die Amelie mir in dem Jahr geschrieben hat, mit einem hübschen Samtband zusammenschnüre. Da überlege ich jedes Mal schon eine Weile vorher, welche Farbe das Band diesmal haben soll ...«

Die Vorstellung von den bunten Samtbändern und dem kleinen Silvesterritual hatte die beiden Mädchen derart begeistert, dass sie beschlossen hatten, diese Tradition unbedingt zu übernehmen.

Seitdem kamen und gingen mit krakeligen Buchstaben beschriftete Kuverts von Hannover nach St. Christoph und von St. Christoph nach Hannover. Die Inhalte waren sprunghaft und – in Annikas Fall – voller Rechtschreibfehler. Aber die Briefe gewährten den Kindern wirklich Trost in ihren zum Glück seltenen einsamen Stunden.

Sabine und Martin wussten nicht, was die Mädchen einander in ihren Briefen erzählten, denn sie hielten sich strikt an das Briefgeheimnis. Auch die Hauserin Zenzi hätte sich lieber einen Finger abgebissen, als beim Staubsaugen den Deckel des geblümten Kartons unter Tessas Bett anzuheben.

Es hatte über ein Jahr gedauert, bis Annika ihre Eltern überzeugt hatte, aber nun sollte es endlich passieren: Annika und ihre Eltern würden die Osterferien in St. Christoph verbringen. Die Brückners hatten schon vor Wochen am Ortsrand eine kleine Ferienwohnung gebucht und sollten am ersten Ferientag eintreffen.

In Absprache mit Annikas Mutter hatte Sabine die beiden Mädchen für einen Reitkurs angemeldet. Tessa lag ihren Eltern diesbezüglich schon lange in den Ohren, vor allem, weil zum Schlössl von St. Christoph auch ein Haflinger-Gestüt gehörte.

Jedes Mal, wenn Tessa ihren Opa zu einer seiner Schachpartien mit Baron von Brauneck begleitete, bestand sie auf einem Kurzbesuch bei den Pferden. Ihr »Liebling«, Fiona, war eine hübsche Haflingerstute und ein überaus sanftmütiges Unterrichtspferd. Und nun – in wenigen Tagen schon – sollte es endlich so weit sein: Tessa würde auf Fionas Rücken sitzen!

Kein Wunder, dass sich das Mädelchen nur noch hüpfend fortbewegte!

***

»Pferde sind ganz besonders feinfühlige Geschöpfe«, erklärte Opa Pankraz seiner Enkeltochter wenig später. Der alte Herr hatte Tessas Drängen nicht widerstehen können und sich breitschlagen lassen, mit ihr zum Schlössl hinaufzuspazieren.

»Ihr müsst unbedingt eure Schachpartie beenden, der Herr Baron und du!«, hatte das Mädchen raffiniert erklärt. »Das letzte Mal habt ihr ja net fertigspielen können, weil der Herr Baron noch eine geschäftliche Besprechung hatte. Stell dir vor, Opa, wenn jetzt ein Erdbeben kommt und das Schachbrett vom Tischerl fällt – dann purzeln alle Figuren durcheinander, und ihr werdet nie wissen, wer gewonnen hätte!«

Schmunzelnd hatte Pankraz daraufhin eine Stiefel geschnürt und die Enkeltochter an der Hand genommen.

»Na, dann in Gottes Namen, gehen wir also!«

Die anderen beiden Kinder waren lieber daheim geblieben, denn sie wollten mit Zenzi als Vorbereitung auf das Osterfest Eier ausblasen und Osterkekse backen. Die Hoffnung, bei letzterer Betätigung ein paar Schokoladenkrümel »abzustauben«, schien den beiden dann doch interessanter als die Wanderung zum Schlössl.

»Ich weiß ja, Opa, dass Pferde wunderschön sind, vor allem ihre lange Mähnen«, sagte Tessa jetzt und strich der braunen Haflingerstute mit der weißen Mähne und der weißen Stirnblesse zärtlich übers Fell. »Und ganz besonders die Fiona, die ist das allerschönste Pferd überhaupt auf der ganzen Welt. Aber warum nennst du Pferde auch feinfühlig?«

»Weil Pferde immer ganz genau spüren, wie du dich fühlst«, mischte sich nun die Bereiterin Rosemarie Köchel ins Gespräch. »Ob du nun unsicher bist oder mutig, und auch wenn du Sorgen hast und traurig bist: Pferde können deine Gefühle ›lesen‹. Das macht sie so besonders.«

Tessa schüttelte protestierend den Kopf.

»Lesen? Wie in einem Märchenbuch? Aber meine Gefühle stehen doch nirgends aufgeschrieben! Also ich glaub net, dass die Fiona lesen kann.« Trotzdem warf Tessa der Haflingerstute vorsorglich einen fragenden Blick zu.

»Nun, es ist aber so, dass du jederzeit deine Gefühle ausdrückst, auch wenn du gar nichts sagst«, erklärte Pankraz. »Man nennt das auch Körpersprache. Wie du dastehst, zum Beispiel. Die Fiona merkt sicherlich, dass du jetzt gerade sehr aufgeregt und voller Vorfreude bist. Du wippst vor und zurück, du lachst vor Vergnügen ... all das ist eine Art von Schrift, die ein gutes Pferd entziffern kann.«

»Und das macht Pferde dann so ganz besonders«, ergänzte Rosemarie Köchel. »Weißt du eigentlich, Tessa, dass wir hier am Hof auch mit kranken oder behinderten Kindern arbeiten? Wir haben dafür eine ganz besondere Reitlehrerin, unsere Hippotherapeutin Gisela Tanner. Die hilft kranken Kindern dabei, durch das Reiten neue Kraft zu gewinnen.«

»Hippo kommt aus dem Griechischen und bedeutet ›Pferd‹«, erläuterte Pankraz Burger. »Und was eine Therapie ist, das weißt du, net wahr, Schneckerl?«

»Ja, das verschreibt der Papa seinen Patienten, damit sie wieder gesund werden!«

»Genau, das ist das Wort für ›Behandlung‹. Eine Hippo-Therapeutin arbeitet also mit kranken Menschen, damit es denen bald wieder besser geht.«

Tessa hüpfte hoch. »Das ist aber ein schöner Beruf! Kann ich das einmal werden?«

Die Bereiterin lächelte. Pankraz hingegen blieb ganz ernst.

»Freilich, mein Schatz. Du kannst alles werden, was du willst. Auch Hippotherapeutin.«

»Auch, wenn ich mir den Namen für meinen Beruf net merken kann?«

Jetzt musste auch der Senior lachen.

»Auch dann, Schneckerl. Aber wenn du wirklich Hippotherapeutin werden willst, dann wirst du es dir bis dahin schon merken, da bin ich mir ganz sicher!«

»Und werden die Annika und ich auch bei dieser Hipp-Hipp-Hurrapeutin das Reiten lernen?«

Rosemarie Köchel schnitt eine amüsierte Grimasse.

»Nein. Für die Osterferien sind bei uns mehrere Reitkurse angemeldet, deshalb haben wir für diese Zeit zusätzliche Reitlehrer angestellt. Auf euch wartet eine junge Frau aus Wien. Sie heißt Elisa. Das ist eine ganz Liebe – ihr werdet euch sicher gut verstehen! Wir erwarten sie morgen.«

Tessa schnitt ein nachdenkliches Gesicht.

»Elisa, das klingt hübsch. Ich freu mich auf sie!«

»Auf jeden Fall aber wirst du auf Fiona reiten«, versicherte die Bereiterin dem Mädchen. »Wo ihr zwei euch doch schon so miteinander angefreundet habt!«

Tessa legte beglückt ihren Kopf an Fionas Hals.

»Ich will auch Reitstunden nehmen!«, rief eine quietschende Kinderstimme dazwischen.

Unbemerkt war Baronin Christine von Brauneck mit ihrer sechsjährigen Tochter Ulrike hinzugetreten. Selbst in Gummistiefeln und mit einer schlammbespritzten Latzhose sah das kleine Mädchen immer noch wie ein Engelchen aus. Lag es an den großen himmelblauen Augen oder an den blonden Löckchen? Das Mädchen kuschelte sich ebenfalls an das weiche Pferdefell der Haflingerstute.

»Die Fiona ist doch auch meine Freundin!«, erklärte sie.

»Nächstes Jahr, Ulli«, sagte die Baronin tröstend. »Das haben wir doch schon besprochen. Du darfst deinen Reitkurs dann zusammen mit dem Filli machen.«

Tessa schenkte ihrer kleinen Freundin einen mitleidsvollen Blick.

»Ich weiß, das Warten ist schrecklich«, sagte sie mit ernster Miene, welche den Erwachsenen ein Lächeln entlockte. »Ach – manchmal kann das Leben schon hart sein!«

»Magst du der Tessa nicht dein Puppenhaus zeigen?«, lenkte die Baronin die Aufmerksamkeit der Kinder sanft von den Pferden weg.