Der Bergdoktor 2129 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 2129 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

David, der Jungbauer von Burgstaller-Hof, leidet seit Monaten an unerträglichen Kopfschmerzen und neuerdings auch an starker Übelkeit. Das Leben ist für ihn zur Qual geworden.
Bislang konnte Dr. Burger keine Ursache für die schlimmen Beschwerden seines Patienten finden. Doch er gibt nicht auf und bittet David, zu weiteren umfangreichen Untersuchungen in seine Praxis zu kommen, was dieser jedoch ablehnt. Kürzlich hat sich nämlich eine Heilerin in St. Christoph niedergelassen. Sie nennt sich selbst "Gesundmacherin" und verspricht allen Leuten im Dorf, sie von ihren Leiden zu befreien. Auch David lässt sich von ihr einfangen und bezahlt seine Gutgläubigkeit fast mit dem Leben ...


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Seitenzahl: 125

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Martyrium auf dem Burgstaller-Hof

Vorschau

Impressum

Martyrium auf dem Burgstaller-Hof

Als Dr. Burger alles auf eine Karte setzte

Von Andreas Kufsteiner

David, der Jungbauer von Burgstaller-Hof, leidet seit Monaten an unerträglichen Kopfschmerzen und neuerdings auch an starker Übelkeit. Das Leben ist für ihn zur Qual geworden.

Bislang konnte Dr. Burger keine Ursache für die schlimmen Beschwerden seines Patienten finden. Doch er gibt nicht auf und bittet David, zu weiteren umfangreichen Untersuchungen in seine Praxis zu kommen, was dieser jedoch ablehnt. Kürzlich hat sich nämlich eine Heilerin in St. Christoph niedergelassen. Sie nennt sich selbst »Gesundmacherin« und verspricht allen Leuten im Dorf, sie von ihren Leiden zu befreien. Auch David lässt sich von ihr einfangen und bezahlt seine Gutgläubigkeit fast mit dem Leben ...

»Wie lange willst du noch auf diesen Mann warten?« Vroni beugte sich auf der Gartenbank vor und stützte die Arme auf den grob gezimmerten Holztisch. »David hat keine Ahnung, was du empfindest, oder?«

»Nein, und ich werd' ihn bestimmt net mit der Nase darauf stoßen.« Lisas Wangen erwärmten sich.

»Vielleicht solltest du das aber. Von allein wird er bestimmt keine Leiter an deinen Balkon lehnen und fensterln. Dieser Mann hat ungefähr so viel Romantik in seinen Adern wie euer alter Ziehbrunnen.«

»Das stimmt net. Er kann sehr romantisch sein. Zu seiner Frau war er herzensgut. Seitdem sie nimmer ist ...« Lisa schluckte trocken. »Ihr Unfall hat ihn verändert.«

»Was rein gar nix an deinen Gefühlen für ihn geändert hat.« Eine kleine Falte grub sich zwischen den Augenbrauen ihrer Freundin ein. »Du machst dich unglücklich, wenn du auf ihn wartest. Es gibt so viele nette Burschen da draußen. Warum verabredest du dich net einmal und schaust, was sich ergibt? Vielleicht findest du net gleich beim ersten Rendezvous die große Liebe, aber ein paar unbeschwerte Stunden in netter Gesellschaft würden dir guttun.«

Lisa wusste, dass sich ihre Freundin um sie sorgte, aber an Verabredungen mit anderen Burschen als David war sie nun mal nicht interessiert. Sie trug ihn seit so vielen Jahren in ihrem Herzen. Seit sie auf dem Hof seiner Eltern als Magd angefangen und ihn kurz darauf mit einem Wurf mutterloser Katzenbabys im Arm gesehen hatte.

Sie hatten die Kleinen dann gemeinsam mit der Flasche aufgezogen und wochenlang alle drei Stunden gefüttert. Auch in der Nacht. Als das Kleinste um sein Leben gekämpft und den Kampf verloren hatte, hatten sie beide geweint.

Damals war David Lisas Herz zugeflogen. Und es gehörte ihm noch heute.

Zu ihrem Unglück war er damals bereits verlobt gewesen und hatte wenig später seine Valerie heimgeführt, eine warmherzige Frau und begeisterte Bergsteigerin.

Von einer Klettertour war sie nicht mehr heimgekommen. Seitdem war David ein zutiefst verbitterter Mann.

Lisa strich sich über die Stirn, als könnte sie einen unliebsamen Gedanken damit fortwischen. Dann beugte sie sich über den Korb, den ihre Freundin ihr vorbeigebracht hatte. Er enthielt eine wunderbar weiche dunkelgrüne Wolle.

»Vielen Dank, dass du extra den Weg zu uns herauf auf dich genommen hast, um mir die Wolle zu bringen«, sagte Lisa in dem Bestreben, das Gespräch in sicherere Gewässer zu lenken.

»Ach, für ein Stück von deinem Marillenstrudel mache ich fast alles«, erwiderte ihre Freundin lächelnd.

Vroni arbeitete als Zimmermädchen im »Berghotel Am Sonnenhang« und war mit einem Forstgehilfen verlobt. Sie wollten im kommenden Winter heiraten, und Vroni wünschte sich sehnlichst, Lisa bis dahin ebenfalls glücklich liiert zu sehen. Sie war an diesem Morgen in die Stadt gefahren, um sich Brautdirndl anzusehen, und Lisa hatte sie gebeten, ihr die Wolle mitzubringen.

»Was hast du eigentlich damit vor?«

»Ich möchte David eine Jacke zum Geburtstag stricken.«

»Mei, das ist ein Haufen Arbeit.«

»Bis zum November ist es noch lang hin. Das schaffe ich schon.«

»Daran zweifle ich net. Nur daran, dass er deine Mühe zu schätzen weiß. Er schaut immer so grimmig drein, als würde er am liebsten gleich losheulen. Nix scheint ihn zu freuen.«

»Kannst du es ihm verübeln?«

»Na, freilich net, Lisa. Es ist furchtbar, den Partner so früh zu verlieren.«

»Möchtest du noch ein Stück Strudel?«, bot Lisa ihr an. Im selben Augenblick fuhr eine Windbö durch den nahen Birnbaum, ließ Blätter herunterrieseln und das Holz ächzen. »Jessas, der Sturm wird immer stärker.« Sie stellte ihren Kaffeebecher ab und blickte zum Himmel.

Dunkle Wolkentürme ballten sich über dem Zillertal und verhießen nichts Gutes. Von Südwesten her schienen Schatten über die Berge heranzuziehen. Dort musste es bereits tüchtig regnen. Hier in St. Christoph war es den ganzen Tag drückend heiß gewesen. Kein Lüftchen hatte geweht, bis der Wind vor einer Weile plötzlich aufgefrischt hatte. Ja, da braute sich etwas zusammen ...

Lisa saß mit ihrer Freundin im Garten. Am Haus rankten sich Marillenbäume empor, die reiche Frucht trugen. Schmetterlinge tanzten über den bunten Sommerblumen am Gartenzaun im Wind. In der Ferne ließ sich leiser Donner vernehmen.

»Ich sollte jetzt heimgehen, ehe das Wetter losbricht.« Vroni stand auf. »Dank dir schön für den Strudel. Hör mal, der Matthias und ich wollen am Samstag zum Tanz nach Mayrhofen fahren. Er hat einen netten Kollegen, den Sebastian. Wie wäre es, wenn er ihn fragt, ob er mitkommt? Als deine Verabredung. Wir könnten zu viert ausgehen.«

»Bloß net. Ich will kein Mitleidsdate.«

»Das wäre kein Mitleid. Sebastian ist ein bisserl schüchtern, genau wie du. Ich glaube, ihr würdet euch gut verstehen.«

»Das ist nix für mich.« Lisa schüttelte lebhaft den Kopf.

»Überleg es dir«, bat ihre Freundin sie. »Ich weiß, du träumst von David, aber er sieht dich gar net. Du verdienst einen Mann, der dich zu schätzen weiß.«

»Mir fehlt nix«, wehrte Lisa ab, aber sie wusste ebenso gut wie Vroni, dass das nicht stimmte. Sie sehnte sich nach etwas, das unerreichbar schien ...

In diesem Augenblick fuhr der Postbote vor. Er stieg von seinem Fahrrad und kramte einige Umschläge sowie eine Buchsendung aus einer seiner geräumigen Satteltaschen. Sonst brachte Germo die Post, aber er war gerade im Urlaub, deshalb vertrat Lucas ihn. Ein großer, sehniger Mann, dessen Haut von der Sonne gebräunt war und in dessen braunen Augen stets ein Lächeln zu funkeln schien.

»Servus, ihr beiden.« Er kam zu ihnen herüber und legte die Post auf den Gartentisch. »Ihr lasst es euch gut gehen, was?«

»Du könntest es genauso gut haben«, erwiderte Lisa schmunzelnd. »Magst du ein Stück Strudel? Es ist noch genug da. Setz dich zu uns.«

»Mei, das würde ich wirklich gern, aber ich muss mich sputen. Ich möchte meine Runde beenden, bevor mir der Blitz in die Posttaschen fährt.« Er warf einen Blick zum Himmel. »Euer Nachbar hat mich aufgehalten. Ist ein rechter Wadenbeißer.«

»Wer? Sein Hund?«

»Nein, der Bauer selber! Er grantelt alleweil, wenn ich ihm einen Schwung Rechnungen bringe.«

»Wer mag die schon.« Lisa bat ihn, kurz zu warten, eilte ins Haus und kam mit Alufolie zurück. In die wickelte sie ihm ein schönes Stück Strudel und gab es ihm mit auf den Weg.

»Dank dir schön.« Seine Augen leuchteten voller Wärme in ihre. »Ich werde an dich denken, wenn ich den Strudel esse.«

»Lass es dir gut schmecken.«

»Das werde ich. Jetzt pack ich's aber. Ich will daheim sein, wenn das Unwetter losbricht. Im Radio warnen sie vor Sturm und Hagel.« Kurz huschte ein sorgenvoller Ausdruck über sein Gesicht, dann schwang er sich wieder auf sein Radl.

»Warum gehst du net einmal mit ihm aus?«, fragte Vroni, während sie ihm nachblickte. »Er ist lieb und schwärmt für dich.«

»Aber ich hab nun mal einen anderen Mann im Herzen.«

»Und für den bist du nur ein Teil des Inventars.« Vroni seufzte vernehmlich. Als hätten ihre Worte ihn herbeigerufen, kam David in diesem Augenblick aus dem Stall. Er war ein großer Mann mit braunen Haaren und Händen, die zupacken, aber auch sanft sein konnten. Lisa hatte schon gesehen, wie unendlich geduldig er mit Jungtieren umging.

Davids Miene allerdings, die machte dem düsteren Gewitterhimmel durchaus Konkurrenz. Da hatte ihre Freundin schon recht. Trotzdem machte ihr Herz bei seinem Anblick einen Satz. Er beachtete sie jedoch gar nicht. Seine Gummistiefel quietschten, als er wortlos an ihrem Tisch vorbeistapfte.

»Servus, David«, machte sich Vroni bemerkbar.

»Was?« Sein Kopf ruckte herum. »Oh, entschuldigt, ich hab euch gar net gesehen. Servus, Vroni. Lisa ...« Damit wandte er sich wieder um und verschwand im Haus.

Vroni warf Lisa einen vielsagenden Blick zu, der zu bedeuten schien: Hab ich's net gesagt? Lisa mochte ihre Gefühle nicht verteidigen, deshalb öffnete sie die Buchsendung, die an sie adressiert war. Darin befand sich ein Roman: »Gittas heimliche Liebe«. Auf dem Cover war eine junge Frau abgebildet, die traurig über eine Sommerwiese zu einem Mann blickte. Er schien sie gar nicht zu bemerken.

Ich weiß, wie sich das anfühlt, dachte Lisa und seufzte verhalten.

Wieder grollte es in der Ferne. Das Donnern ermahnte ihre Freundin, sich nun schleunigst auf den Weg zu machen. Vorher vereinbarten sie noch, sich morgen zu einem Spaziergang zu treffen, wenn das Wetter es zuließ.

Als Vroni gegangen war, machte sich Lisa daran, die Hühner zu füttern. Hungrig pickte die muntere Schar nach Körnern und frischen Salatblättern.

»Hoppla, mein Finger steht net auf dem Speiseplan«, mahnte Lisa, als eine braune Henne allzu stürmisch wurde. Dann schweifte ihr Blick zu den Bergen, und ihr Herz wurde weit. Sie hatte hier ihre Heimat gefunden und hätte nirgendwo anders leben wollen, auch wenn sie sich manchmal fragte, ob es nicht leichter wäre, fortzuziehen und woanders neu anzufangen.

Es tat weh, David jeden Tag zu sehen und zu wissen, dass er ihre Gefühle nicht erwiderte. Doch sie brachte es nicht über sich zu gehen. Hier war ihr Herz daheim. Was sollte sie machen?

»Lisa, hier steckst du.« Die Bäuerin kam mit einem Korb aus dem Haus.

Josefine Burgstaller war ebenso bodenständig wie tatkräftig. Das Leben hatte seine Furchen in ihr Gesicht gegraben, aber mit ihrem langen braunen Zopf und den lebhaft funkelnden braunen Augen war sie noch immer eine schöne Frau.

»Ich muss die Wäsche reinholen, bevor der Sturm sie bis nach Italien weht«, sagte sie.

»Ich kann dir helfen. Zu zweit sind wir schneller.«

»Mir wäre es lieber, du würdest noch rasch ins Dorf radeln und ein paar Zutaten für das Abendessen besorgen. Das wollte ich eigentlich nachher erledigen, aber wer weiß, ob die Straße dann noch passierbar ist.«

»Freilich, das kann ich machen.« Lisa nahm einen Zettel mit den Wünschen ihrer Chefin entgegen. Dann brachte sie das Geschirr und die Reste des Strudels in die Küche und eilte sie in ihr Zimmer, um ihre Umhängetasche zu holen.

Lisa hatte eine Kammer unter dem Dach. Im Sommer konnte es ziemlich warm da oben werden, aber dafür hatte sie einen eigenen Balkon und ein eigenes Badezimmer. Die obere Etage des Bauernhauses war ihr Reich, das wusste sie zu schätzen.

Zudem hatte sie einen herrlichen Blick auf die Berge, der sie immer wieder neu inspirierte. Auf dem Schreibtisch lag eines ihrer halb fertigen Aquarelle. Lisa malte in ihrer Freizeit, und ab und zu nahm die Alma Jeggl ihr einige Bilder ab, um sie in ihrem Gemischtwarenladen an Urlauber zu verkaufen. Das Geld sparte Lisa eisern.

Sie wollte so gerne einmal eine Rucksackreise durch Südengland machen. Es war ihr Traum, sich die herrlichen Gärten der Herrenhäuser und Schlösser ansehen, die Irrgärten, die kunstvoll geschnittenen Buchsbäume und all die seltenen Blumen und Stauden, die es nirgendwo sonst in dieser Fülle zu sehen gab.

Ihre Freundin hatte ihr zum Geburtstag einen Bildband über romantische Gartenreisen durch England geschenkt. In dem Buch mit den herrlichen Bildern und Beschreibungen konnte sie stundenlang schmökern.

Lisa hängte sich ihre Tasche um und wirbelte aus dem Haus. Dann schwang sie sich auf ihr Fahrrad, das am Gartenzaun lehnte, und radelte los.

Der Wind blies kräftig zwischen den Wiesen. Er zauste die einzeln stehenden Pappeln, sodass sie sich ächzend neigten. Nun donnerte es auch wieder, lauter diesmal. Alarmiert blickte Lisa zum Himmel. Er färbte sich beinahe schwarz.

Oje, da braute sich etwas zusammen. Unwillkürlich trat sie kräftiger in die Pedale.

***

Derweil traf der Bergdoktor im »Berghotel Am Sonnenhang« ein. Er war zu einem Hausbesuch gebeten worden, und zwar zu niemand anderem als der Hotelchefin persönlich.

Das Hotel machte seinem Namen alle Ehre. Es stand auf einer Anhöhe über St. Christoph, umgeben von grünen Wiesen und Berghängen. Gebaut war es im Alpenstil, mit viel Holz und Grün. Ein Rosengarten lud zum Spazieren ein. Und auf der Terrasse wurden bei schönem Wetter zu nachmittäglicher Stunde hausgemachte Kuchen und Kaffee serviert.

An diesem Nachmittag war das Team in aller Eile dabei, Sonnenschirme einzuklappen und Sitzkissen hereinzuholen. Der aufkommende Sturm wirbelte Servietten und Speisekarten umher, kaum dass die fleißigen Hände mit dem Einsammeln nachkamen.

Dr. Burger betrat das Hotel. Am Empfang stand der Kastler-Andreas, der bei seinem Anblick erleichtert aufatmete und ihn sogleich in das Büro führte.

Hedi Kastler kauerte auf dem Rand eines Sessels und schien weder hoch noch hinunter zu können. Sie war eine adrette Frau in den Vierzigern, die das Hotel mit ihrem Mann aufgebaut hatte und nun mit ihm leitete. Man sah sie nie anders als in einem hübschen Dirndl. Sie hatte für jeden Gast ein Lächeln und ein freundliches Wort. Jetzt jedoch grub sich Schmerz in ihr Gesicht, als sie zu dem Arzt aufblickte.

»Was machst du denn für Sachen, Hedi?« Dr. Burger stellte seine Einsatztasche ab und trat näher an sie heran.

»Mei, Herr Doktor, mich hat's erwischt.« Sie stemmte eine Hand in ihren unteren Rücken. »Ich wollte ein paar Akten in den Schrank sortieren. Dabei ist es mir ins Kreuz gefahren. Es tut so weh. Ich kann mich net rühren.«

»Das hört sich ganz nach einem Hexenschuss an. Ich schaue mir das gleich einmal an.« Er bat sie, ihren Rücken freizumachen, und tastete sie behutsam ab.

»Es tut mir leid, dass ich Ihnen solche Umstände mache.« Hedi schnappte nach Luft, als er sie bat, sich nach vorn zu beugen. Das ging nicht. Ihr ganzer Rücken war blockiert. »Der Andi wollte mich schon zu Ihnen in die Praxis fahren, aber ich komme net mal mehr von diesem Sessel hoch.«

»Verstehe.« Dr. Burger untersuchte sie sorgfältig, bis er sicher war, dass seine erste Vermutung richtig war. Dann gab er Hedi eine Spritze. »Das Medikament sollte deine Beschwerden lindern. Heute solltest du deinen Rücken möglichst warm halten.«

»Muss ich etwa auch Bettruhe halten?«

»Das würde ich net empfehlen. Ein gewisses Maß an Bewegung ist sogar förderlich.«

»Bewegung?« Hedi verzog das Gesicht, als hätte sie in eine Zitrone gebissen.

Er zeigte ihr, wie sie ihre Beine erhöht lagern konnte, um sich Erleichterung zu verschaffen. Auch ein Rezept für eine Physiotherapie stellte er ihr aus.

»Mei, das hat mir gerade noch gefehlt«, stieß sie seufzend hervor. »Wir haben das Hotel voller Gäste. Da darf ich net ausfallen.«

»Morgen sollte es dir schon besser gehen.«

»Wollen wir's hoffen, Herr Doktor.« Hedi strich die Schürze ihres Dirndls glatt. »Ich bin nur froh, dass Sie herkommen konnten, sonst würde ich wohl heute Abend noch hier sitzen und könnte mich net rühren. Möchten Sie, bevor Sie gehen, ein Haferl Kaffee trinken?«