Der Bergdoktor 2136 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 2136 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Stolz schaut Josefine Hartl auf ihre Rebstöcke, die schon die ersten Knospen tragen. Vor einem Jahr hat sie den Hof ihrer verstorbenen Großeltern in St. Christoph übernommen. Hier Wein anzubauen, das ist ein Experiment, aber es scheint zu gelingen.
Die junge Frau ist mit Feuereifer bei der Sache, denn sie will sich mit dem Weinanbau einen Lebenstraum erfüllen. Und ihr bleibt dazu nicht mehr viel Zeit. Die Dorfgemeinschaft hat sie herzlich in ihrer Mitte aufgenommen, nur ihrem Nachbarn, dem Alois Fellner, ist Josefine ein Dorn im Auge. Ihr Großvater verweigerte ihm einst den Verkauf eine Wiese, die er unbedingt haben wollte, und seinen Groll darüber lässt er nun Josefine spüren. Immer wieder sucht er nach einer Möglichkeit, ihren Lebenstraum zu zerstören, und als sich ihm unverhofft eine Gelegenheit bietet, schlägt er erbarmungslos zu ...


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Seitenzahl: 126

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Die Winzerin von St. Christoph

Vorschau

Impressum

Die Winzerin von St. Christoph

Scheitern ihre Träume am Neid der Nachbarn?

Von Andreas Kufsteiner

Stolz schaut Josefine Hartl auf ihre Rebstöcke, die schon die ersten Knospen tragen. Vor einem Jahr hat sie den Hof ihrer verstorbenen Großeltern in St. Christoph übernommen. Hier Wein anzubauen, das ist ein gewagtes Experiment, aber es scheint zu gelingen.

Die junge Frau ist mit Feuereifer bei der Sache, denn sie will sich mit dem Weinanbau einen Lebenstraum erfüllen. Und ihr bleibt dazu nicht mehr viel Zeit. Die Dorfgemeinschaft hat sie herzlich in ihrer Mitte aufgenommen, nur ihrem Nachbarn, dem Alois Fellner, ist Josefine ein Dorn im Auge. Ihr Großvater verweigerte ihm einst den Verkauf einer Wiese, die er unbedingt haben wollte, und seinen Groll darüber lässt er nun Josefine spüren. Immer wieder sucht er nach einer Möglichkeit, ihren Lebenstraum zu zerstören, und als sich ihm unverhofft eine Gelegenheit bietet, schlägt er erbarmungslos zu ...

»Was sprießt da bloß?« Bruni Fellner spähte durch einen Spalt in den Küchengardinen hinüber zum Nachbarhof. »Sieh nur, Alois, lauter dünne grüne Halme. Und alle stehen in Reih und Glied. Das Madel hat irgendwas angebaut.«

»Wird schon was Rechtes sein«, brummte Alois Fellner.

»Meinst du?«

»Natürlich net. Sie hat von nix eine Ahnung. Vor dem Herbst wird sie aus unserem Dorf verschwunden sein, darauf verwette ich meine Lederhose.«

»Na, ich weiß net.« Seine Frau blickte noch immer nach draußen. »Sie bemüht sich wirklich, sich hier etwas aufzubauen.«

»Sich zu bemühen und etwas zu erreichen, das sind zwei Paar Stiefel.« Alois zog die Mundwinkel nach unten.

Er hatte die Enttäuschung noch nicht verwunden, dass seine Nachbarn verstorben waren, bevor er sie überzeugen konnte, ihm die Wiesen am Waldrand zu verkaufen. Stattdessen hatten sie ihren Hof mitsamt dem guten Weidegrund ihrer Enkelin Josefine vermacht. Einem Madel aus der Stadt, das gewiss glaubte, alle Kühe wären lila und die Milch würde auf Bäumen wachsen. Wer wusste schon, was sie mit dem guten Boden anstellen würde.

Verdammt, er hätte das Weideland gut gebrauchen können! Zusätzliches Futter zu kaufen, das wurde von Jahr zu Jahr kostspieliger, da war eigener Grund Gold wert. Außerdem war er nie abgeneigt, seinen Hof zu vergrößern. Aber nein, der alte Hartl hatte sich seinem Ansinnen gegenüber taub gestellt.

»Der Hof wird net geteilt«, hatte er ihm alleweil erklärt. Und seine Enkelin war genauso stur!

Es wäre zum Haare ausraufen gewesen, wenn man denn noch welche gehabt hätte.

Na, früher oder später würde er sie schon weichklopfen. Sie kannte das Landleben schließlich nur aus dem Fernsehen oder irgendwelchen Schmökern, aber wie es wirklich zuging, davon wusste sie nichts. Er hatte das schon so oft erlebt. Diese Stadtmadeln waren alle gleich. Sie nahmen Reißaus, sobald sie mit ihren hohen Absätzen in einen Kuhfladen traten oder einen Regenwurm vor ihrer Türschwelle entdeckten.

»Ob das Weizen ist?« Seine Frau stand noch immer am Küchenfenster. In der Hand eine Tasse Tee, die jedoch vergessen schien.

»Weizen gedeiht hier net. Ich sag doch, sie wird früher aufgeben, als du dich umgucken kannst.« Alois trat neben seine Bruni und spähte nach draußen.

Tatsächlich! Auf den Hängen sprossen die ersten grünen Halme. Die warme Frühlingssonne und der milde Regen der vergangenen Tage mussten sie hervorgelockt haben.

»Es könnte auch Hopfen sein.« Bruni drehte sich zu ihm um.

»Oder Hanf«, brummte er. »Womöglich will sie eine Drogenküche aufmachen.«

»Auf unserem Nachbarhof?« Bruni schlug sich eine Hand vor die Brust. »Um Himmels willen!«

»Alles ist möglich. Wir haben keine Ahnung, was sie vorhat, aber viel Gescheites wird es net sein.« Alois winkte ab. »Ich werde mal eine Runde drehen. Will mir ansehen, wie schlimm der Sturm letzte Nacht gewütet hat.«

»Vergiss deinen Hut net. Die Sonne brennt ganz schön.«

Alois war schon auf halbem Weg in den Hausflur. Er nahm seinen Tirolerhut vom Haken und setzte ihn auf, dann rief er seiner Frau noch einen kurzen Gruß zu und verließ das Haus.

Sein Hof stand im Nordwesten von St. Christoph, einem kleinen Dorf im Zillertal. So atemberaubend der Ausblick auf die hohen Berge von hier aus auch war, die Lage war keineswegs ideal. Die Hälfte seiner Wiesen lag an Hängen, die zu steil für das Mähen und Wenden mit Maschinen war. Das musste er von Hand erledigen, wie die fünf Generationen seiner Familie vor ihm, die hier gewirtschaftet hatten. Mühselig war das, aber es gehörte dazu. Ohne Gras und Heu für seine Kühe ging es nicht.

Alois ließ den bunten Bauerngarten seiner Frau hinter sich und stapfte den Weidezaun ab. Anfangs sah es so aus, als hätte der Sturm weiter keine Schäden angerichtet, aber dann stieß er doch auf zwei umgestürzte Bäume, die ihm geradewegs auf den Zaun gefallen und diesen umgerissen und beschädigt hatten.

Hatte er es doch geahnt! Alois schnaufte. Was das wieder für eine zusätzliche Arbeit bedeuten würde, die Bäume zu fällen und wegzuschaffen! Wenigstens hatten sie nun frisches Brennholz für den Winter. Trotzdem musste er sich erst einmal darum kümmern. Und nebenan? Nix! Kein einziger abgerissener Ast, geschweige denn ein umgestürzter Baum. Dieses Madel hatte wirklich mehr Glück als Verstand!

»Servus!« Als hätten seine Gedanken sie herbeigezaubert, kam Josefine Hartl den Hang herauf. Sie trug ein Tuch um den Kopf gebunden, unter dem ihre hübsch geflochtenen braunen Haare hervorschauten. Damit wirkte sie jünger, als sie war, nämlich vierundzwanzig. Sie hatte eine weiße Tunika an, die mit Spitzen besetzt war, und dazu eine blaue Caprihose.

Was ist denn das für eine Arbeitskleidung?, dachte Alois und blickte auf seine Latzhose und das karierte Hemd hinunter.

»Morgen«, murmelte er.

»Der Sturm letzte Nacht war schlimm.« Josefine lächelte ihn unbefangen an. »Ich mache gerade einen Rundgang, um zu schauen, welche Schäden es gibt, aber ich hatte Glück. Es ist nichts weiter passiert. Mir ist nur aufgefallen, dass bei euch zwei Bäume umgefallen sind. Der Großvater hat mir eine gute Kettensäge vermacht. Ich könnte euch beim Räumen helfen.«

»Musst du net. Darum kümmere ich mich schon.« Alois stemmte die Hände in die Hosentaschen. Ihr Angebot wurmte ihn. Dachte sie etwa, er könnte seinen Hof nicht allein in Ordnung halten?

»Na gut. Wenn ich helfen kann, meldet euch gern bei mir.«

»Du könntest uns die Wiesen am Krähenwald überlassen. Damit wäre mir wirklich geholfen.«

»Daraus wird nix. Die sind net zu verkaufen. Das hätte der Großvater net gewollt. Er hat seinen Grund zusammengehalten. Außerdem will ich die Wiesen selbst bewirtschaften.«

»Ich mache dir ein gutes Angebot.«

»Mag sein, aber auf Geld wächst nix. Und der Hof ist jetzt mein Zuhause.«

»Nix für ungut, aber du bist keine Bäuerin, Josefine. Warum willst du etwas versuchen, das nix für dich ist? Das Leben ist zu kurz, um es zu vergeuden.«

»Wem sagst du das.« Josefine schien ihm seine offenen Worte nicht übel zu nehmen. Sie nickte nur bedächtig und wirkte sekundenlang ernst und nachdenklich, aber dann schlich sich wieder ein Lächeln auf ihr Gesicht. »Wenn du es dir wegen der Bäume überlegst ... ich bin da.«

»Schon recht.« Alois lüftete seinen Hut und stapfte weiter. Warum machte dieses Madel es ihnen allen unnötig schwer? Sie wussten doch beide, dass sie früher oder später aufgeben würde. Warum nicht der Wahrheit ins Gesicht blicken und ihm die Wiesen überlassen, solange sie noch etwas wert waren?

In sein Grübeln versunken, marschierte er weiter, bis vor ihm plötzlich etwas Rotes zwischen den Büschen am Mühlbach aufblitzte. Ein Zelt! Das hatte er ganz sicher nicht genehmigt! Anscheinend hatten sich Wildcamper auf sein Land geschlichen! Na, denen würde er die Suppe aber versalzen!

Alois stapfte mit langen Schritten über die Wiese. Der Mühlbach plätscherte munter an ihm vorbei. Libellen summten über dem Ufergras. Irgendwo quakte ein Frosch. Doch der Bauer bemerkte die Idylle nur am Rande. Ihm rauschte das Blut in den Ohren, und seine Hände ballten sich ganz von selbst zu Fäusten.

»Raus mit euch!«, rief er. »Wer auch immer sich da in dem Zelt versteckt, zeigt euch!«

Von drinnen war ein Wispern zu vernehmen, dann wurde der Reißverschluss hochgezogen, und zwei sommersprossige Gesichter spähten heraus. Sie ähnelten einander wie ein Ei dem anderen – von den großen grünen Augen über die Sommersprossen bis hin und den erschrocken zu einem »Oh« geformten Lippen.

»Das sind ja noch Kinder!«, murmelte Alois verwundert. »Zwei Madeln, net älter als zehn.«

»Fast elf!« Eines der Madeln reckte sich, um zu demonstrieren, wie groß es schon war.

»Euch kenn ich doch. Ihr seid die Nichten vom Schwemminger-Matthias, net wahr? Wo sind denn eure Eltern?«

»Daheim in Salzburg. Wir dürfen die Ferien bei unserem Onkel verbringen.«

»Dann solltet ihr auch auf seinem Hof bleiben und euch net auf fremden Boden schleichen. Bei mir wird net wild gecampt. Schon gar net ohne meine Erlaubnis.«

»Wir wussten net, dass wir die brauchen.« Die Madeln sahen ihn betreten an. »Unser Onkel hat gesagt, wir dürften das Zelt am Bach aufstellen. Wir sollten nur von den Bäumen wegbleiben. Falls nach dem Sturm letzte Nacht noch Äste runterfallen.«

»Ich will euch net auf meiner Wiese haben«, polterte er. »Meine Kühe weiden hier. Was, wenn ihr zwischen eine Kuh und ihr Kalb geratet und sie auf euch losgeht? Ihr könntet niedergetrampelt und schwer verletzt werden!«

»Das wussten wir net.« Die Zwillinge sahen sich ganz erschrocken an.

Alois verdrehte die Augen. Nix als Ärger mit den Madeln aus der Stadt. Seien sie nun vierundzwanzig oder fast elf.

»Packt euer Zeug zusammen und geht heim«, knurrte er. Dabei stach es wieder in seiner Brust. Verflixt. So viel Aufregung bekam ihm nicht. Er war keine dreißig mehr. »Geht heim und sagt eurem Onkel, wenn ich euch das nächste Mal mit eurem Zelt auf meiner Wiese erwische, hagelt es eine Strafe.«

Die Madeln nickten und kletterten aus ihrem Zelt. Flink machten sie sich daran, es abzubauen, hielten jedoch inne, als das Röhren eines Motors lauter wurde.

Ein feuerrotes Cabriolet raste die Dorfstraße herauf, an der Wiese vorbei und verschwand wenig später wieder.

»Jessas, der rast wie eine angestochene Wildsau durchs Dorf!« Alois schnappte nach Luft. »Und die Kühe vom Angerer trotten gern mal über die Straße. Wenn das nur gut geht!«

***

Was für ein herrlicher Morgen!

Matthias Schwemminger sammelte Zweige und Blätter in einen Korb. Der Sturm hatte die Obstbäume im Garten seiner Familie tüchtig zerzaust und allerhand Grün auf die Erdbeer- und Salatbeete gestreut. Behutsam legte er sie wieder frei. Dabei schweifte sein Blick immer wieder zu den Bergkuppen hinüber, die sich allmählich aus dem Morgendunst schälten.

Es zuckte ihm schon wieder in den Füßen, in die Wanderschuhe zu schlüpfen und zu einer Tour aufzubrechen. Er war im Zillertal aufgewachsen und hier verwurzelt. Wenn er einmal ein paar Tage nicht in die Berge gehen konnte, fehlte ihm etwas.

Die Sonne sandte ihre warmen Strahlen über die grünen Hänge und ließ das Herz des Landwirts höherschlagen. Das Frühjahr war seine liebste Jahreszeit. Voller Verheißungen für den Sommer.

Am Ende der Dorfgasse beugte sich Josefine gerade über einen Rosenbusch am Gartenzaun. Ihre Lippen bewegten sich, offenbar sprach sie dem Busch gut zu.

Sein Herz wurde weit, als er sie betrachtete. Wie hübsch sie war. Und wie lieb. Leider wollte sie von ihm rein gar nichts wissen. Auch von keinem anderen Burschen im Dorf. Sie blieb meistens für sich, was durchaus für Gerüchte sorgte. An denen beteiligte er sich jedoch nicht.

Josefine hatte vor wenigen Monaten erst ihre Großeltern verloren. War es nicht ganz natürlich, dass sie sich da ein wenig zurückzog? Trotzdem hätte er sich gewünscht, sie hätte sich einmal von ihm zum Essen oder ins Kino einladen lassen. Er mochte sie sehr, aber sie erinnerte ihn an einen jungen Igel. Sobald ihr jemand näherkam, rollte sie sich zusammen und fuhr ihre Stacheln aus.

Weiter kam er mit seinen Gedanken nicht.

Ein rotes Cabriolet mit Münchner Kennzeichen raste die Gasse herauf – und hielt geradewegs auf eines der Hühner zu, das soeben vom Schwemminger-Hof auf die Fahrbahn stakste!

»Herrschaftszeiten!« Matthias fuhr der Schreck in alle Glieder. Die Hühner seiner Mutter pickten gern auf der anderen Straßenseite nach Leckerbissen. Das war normalerweise auch kein Problem. Es sei denn, jemand verwechselte die Dorfstraße mit einer Rennstrecke!

Er ließ den Korb fallen, rannte durch das Hoftor, packte die kleine braune Henne und stürmte mit ihr rückwärts, bis er die warme Hausmauer in seinem Rücken spürte.

Keine Sekunde zu spät!

Das Cabriolet raste an ihm vorbei, ohne auch nur einen Deut langsamer zu werden. Der Fahrtwind fegte Matthias über das Gesicht. Dann passierte der Wagen den Hartl-Hof und schoss um die Kurve, ehe es seiner Sicht entschwand.

Matthias stieß den Atem aus und vernahm plötzlich das Quietschen von Bremsen, gefolgt von einem dumpfen Aufschlag. Dann röhrte ein Motor auf und entfernte sich rasend schnell!

»Mei, das klang gar net gut.« Matthias setzte die Henne im Gras ab. »Halt dich aus Ärger raus, hörst du?«, mahnte er. Dann strebte er mit langen Schritten die Straße hinauf, nichts Gutes ahnend. Dieser Aufschlag ... Ein Schauer rieselte zwischen seinen Schulterblättern hinunter.

Josefine kam ebenfalls auf den Fußweg gelaufen und sah Matthias erschrocken an.

»Hast du das auch gehört?«

Er nickte düster.

»Sehen wir mal nach, was passiert ist.«

Sie bogen um die Ecke und sahen wenig später ein blutendes Fellbündel vor sich.

Im Straßengraben lag ein Hund! Ein brauner Mischling mit Schlappohren und braunen Augen, die ihnen Hilfe suchend entgegenblickten. Er winselte, dass sich Matthias das Herz schmerzhaft zusammenkrampfte.

»Dieser Rowdy ...« Josefine keuchte. »Er hat den Hund angefahren und einfach liegen lassen?« Sie klang so fassungslos, wie er sich fühlte.

Matthias kniete sich hin.

»Es scheint ein Streuner zu sein. Guck dir sein Fell an. Es ist struppig und voller Zecken. Ich glaube net, dass er jemandem gehört.«

»Wir können ihn net hier liegen lassen.«

»Freilich net.« Er zog seine Jacke aus und breitete sie im Gras aus. Dann hob er den Hund hoch und biss die Zähne zusammen, weil ihr Findling verzweifelt fiepte.

»Er hat Schmerzen.« Josefine hatte Tränen in den Augen. »Ich werde ihn zum Tierarzt bringen. Mit etwas Glück hat Doktor Steiger schon mit der Sprechstunde begonnen.«

»Ich begleite dich«, bot Matthias spontan an.

»Das musst du net.« Josefine blickte an ihm vorbei.

»Ich weiß, aber ich hätte keine Ruhe, wenn ich net mitkomme.«

»Na gut.« Sie beugte sich vor, um ihm den Hund abzunehmen.

Matthias überließ ihn ihr und verbiss sich ein Seufzen, denn er spürte, dass ihr seine Gesellschaft nicht willkommen war. Was hatte Josefine nur gegen ihn? Sie waren noch nie aneinandergeraten und hatten nie ein böses Wort gewechselt. Oder lag es gar nicht speziell an ihm? Behandelte sie alle Menschen so abweisend?

Über diese Fragen grübelte er nach, während sie ins Dorf hinuntereilten und die Praxis des Tierarztes aufsuchten.

Sie hatten Glück: Die Tür stand weit offen, und Dr. Steiger war bereits in seinem Sprechzimmer. Seine Helferin winkte sie sogleich zu ihm durch, als sie den blutenden Hund auf Josefines Arm bemerkte.

»Es ist kein guter Morgen, will es mir scheinen«, stellte der Tierarzt fest. Er war von schlanker Statur und hatte sanfte braune Augen, die nun sorgenvoll auf ihrem Schützling ruhten. »Was ist passiert?«

»Der Kleine wurde angefahren und einfach liegen lassen!«, sagte Josefine empört. »Von einem Mann in einem roten Cabriolet. Er war net von hier, so viel konnte ich erkennen.«