Der Bergdoktor 2140 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 2140 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Der Bäuerin Milli Bergmeister zerreißt es das Herz. Seit vielen Jahren schon hat sie ihre älteste Tochter Amelie nicht mehr gesehen - seit jenem verhängnisvollen Streit, der damals die ganze Familie auseinandergerissen hat. Auch Amelies Vater Alois meidet jeglichen Kontakt zu seinem Kind, als fürchte er, dass jedes neue Wort zwischen ihnen alte Wunden aufreißen könnte.
Aber die Bergmeisters wissen, es geht dabei schon längst nicht mehr um den lange zurückliegenden Zwist. Es geht um viel mehr: um eine große Schuld, um furchtbare Geheimnisse, Lügen und Verrat.
Von all dem ahnt Hanna, die jüngste Tochter der Bauern, nichts. Ihre siebzehn Jahre ältere Schwester hat sie nie kennengelernt. Doch ausgerechnet zu ihrer Verlobungszeit, die eine der glücklichsten Zeiten ihres Leben werden sollte, bricht plötzlich förmlich der Himmel über Hanna ein. Mit einem Mal muss sie erkennen, dass in ihrer Familie nichts so ist, wie es all die Jahre schien. Und das bedeutet, dass sie auch ihren Verlobten niemals wird heiraten können ...


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Seitenzahl: 136

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Es ist nicht deine Schuld

Vorschau

Impressum

Es ist nicht deine Schuld

Wie viele Geheimnisse erträgt eine Familie?

Von Andreas Kufsteiner

Der Bäuerin Milli Bergmeister zerreißt es das Herz. Seit vielen Jahren schon hat sie ihre älteste Tochter Amelie nicht mehr gesehen – seit jenem verhängnisvollen Streit, der damals die ganze Familie auseinandergerissen hat. Auch Amelies Vater Alois meidet jeglichen Kontakt zu seinem Kind, als fürchte er, dass jedes neue Wort zwischen ihnen alte Wunden aufreißen könnte.

Aber die Bergmeisters wissen, es geht dabei schon längst nicht mehr um den lange zurückliegenden Zwist. Es geht um viel mehr: um eine große Schuld, um furchtbare Geheimnisse, Lügen und Verrat.

Von all dem ahnt Hanna, die jüngste Tochter der Bauern, nichts. Ihre siebzehn Jahre ältere Schwester hat sie nie kennengelernt. Doch ausgerechnet zu ihrer Verlobungszeit, die eine der glücklichsten Zeiten ihres Leben werden sollte, bricht plötzlich förmlich der Himmel über Hanna ein. Mit einem Mal muss sie erkennen, dass in ihrer Familie nichts so ist, wie es all die Jahre schien. Und das bedeutet, dass sie auch ihren Verlobten niemals wird heiraten können ...

Der Vollmond blinzelte durch die Ritzen des Heuschobers und hüllte das innig umschlungene Paar in sein warmes Licht. Plötzlich setzte sich der Bursche abrupt auf, kramte in seiner Hosentasche und förderte einen Ring zutage, den er dem verdutzten Madel ansteckte.

»Das ist jetzt net dein Ernst«, flüsterte Hanna Bergmeister und betrachtete hingerissen das Kleinod an ihrem Finger. Sie wandte den Kopf und musterte ungläubig den Freund, der sie freudig anstrahlte.

»Gefällt dir der Ring?« Mathias Röder hielt den Atem an.

»Wie kannst du nur fragen?« Hanna schüttelte fassungslos den Kopf. »So etwas Wundervolles hab ich noch nie besessen. Der Ring ist so filigran und doch ...« Sie fand keine Worte, um ihrer Begeisterung Ausdruck zu verleihen.

Mathias lachte. »Genau richtig für deine kleinen Hände. Ich hab den Schmuck extra beim Goldschmied anfertigen lassen.« Er ergriff die Hand des zierlichen Madels und hauchte einen Kuss darauf. »Ich dachte, da wir uns doch gut sind und zusammenbleiben wollen, können wir uns auch verloben.«

Hanna schluckte verblüfft. Das hatte sie jetzt nicht erwartet! Sie hatte angenommen, der Ring sei ein verspätetes Geschenk zu ihrem achtzehnten Geburtstag, den sie vor Kurzem gefeiert hatte.

Ihre Beziehung war doch noch so jung. Es war gerade mal vier Monate her, dass sie einander auf einer Faschingsveranstaltung in Mayrhofen begegnet waren.

Bis zu dem Zeitpunkt hatte noch kein Bursche ihr Herz entflammen können. Doch der Jungbauer vom Röderhof im benachbarten Tuxertal hatte es ihr mit einem einzigen Blick seiner dunklen Augen geraubt – und mit diesem umwerfenden Lächeln.

Er war bei dem Fastnachtsumzug auf einem Traktorgespann mitgefahren, das zu einem Piratenschiff umgestaltet worden war. Die Madeln hatten den schneidigen Piraten angeschmachtet, doch der hatte nur Augen für Hanna gehabt, die mit ihren Freundinnen in der Zuschauermenge gestanden hatte.

Sonst eher scheu, hatte sie der Teufel geritten, und sie hatte ungeniert mit dem attraktiven Piraten geflirtet. Daraufhin war er vom Gefährt gesprungen, hatte sie auf seine starken Armen gehoben und auf sein Schiff entführt.

Zehn Küsse hatte er als Lösegeld gefordert, doch sie hatte sich standhaft geweigert. So leicht war sie nicht zu haben. Schließlich hatte er sie gefangen genommen und dazu verdonnert, auf dem Wagen bis zur Endstation mitzufahren. Das hatte großen Spaß gemacht.

Trotzdem hatte sie versucht, sich am Ziel davonzuschleichen, um dem Lösegeld zu entgehen. Sie war streng erzogen worden; einen fremden Burschen zu küssen erschien ihr nun doch zu verrucht. Da hatte er sie einfach gepackt und ihr einen Kuss geraubt. Dieser war so süß und berauschend gewesen, dass sie endgültig dahingeschmolzen war. Seither waren sie ein Paar.

Verstohlen linste Hanna zu ihrem Freund, der sie misstrauisch beobachtete und ungeduldig seine Hände knetete, weil sie ihm nicht antwortete, sondern nur versonnen an dem Ring drehte.

Eigentlich wollte sie sich noch nicht fest binden, sie hatte noch so viele Pläne. Sie hatte Kinderkrankenschwester werden wollen und nicht Bäuerin auf einem Hof, dessen einziger Erbe Mathias war. Zugegeben, es war ein schmuckes Gehöft, und sie wäre gern an der Seite des geliebten Mannes. Sie kannte sich in der Materie aus, denn sie half den Eltern auf ihrem Berghof bei der Viehwirtschaft.

Aber sie wollte eigenständig sein, sich selbst versorgen können und nicht von einem Gängelband zum nächsten stolpern.

Die Eltern würde es gern sehen, wenn sie jetzt schon unter die Haube käme. Sie hatten den sympathischen Jungbauern mit offenen Armen aufgenommen, als Hanna ihnen ihren Liebsten erstmals vorgestellt hatte. Dabei hatten sie ihre Tochter bis dahin schier unter Verschluss gehalten: Außer mal ein Kinobesuch oder diverse Geburtstagsfeiern mit Freunden war ihr nichts erlaubt gewesen.

Doch der bodenständige Mathias hatte die Eltern im Sturm erobert. Außerdem sahen sie in dem jungen Bauern den idealen Bräutigam für ihr behütetes Madel. Der Einödhof am Hexenstein, einem der sechs steinernen Wächter um das Zillertaler Bergdorf St. Christoph, war nur gepachtet, und der Vertrag erlosch mit dem Tod der Pächter.

Hanna seufzte innerlich. Wenn sie ihn nur nicht so lieben würde, diesen starken Burschen mit dem verwegenen Lächeln, der so unvermittelt in ihr beschauliches Leben geplatzt war!

»Was ist nun, willst du mich heiraten oder net?«, drängte Mathias unwillig und wedelte mit einer roten Rose, die er im Heu verborgen gehalten hatte.

Rasch griff Hanna nach der bereits ramponierten Blume, bevor diese noch mehr litt. Sie schüttelte den Kopf.

»Wenn du mich so fragst, dann lieber net. Das ist wohl der unromantischste Heiratsantrag, den mir je ein Bursche gemacht hat.«

Sie wusste, dass es Mathias schwerfiel, Gefühle zu zeigen. Meist versteckte er sein weiches Herz hinter seiner flapsigen Art. Auch überschäumende Leidenschaft durfte sie von dem pragmatischen Jungbauern nicht erwarten. Dafür bekäme sie mit ihm einen Mann, der trotz seiner Jugend – er wurde demnächst einundzwanzig Jahre alt – ungewöhnlich erwachsen und verantwortungsbewusst war. Dazu hatte er das Herz auf dem rechten Fleck, war liebevoll und zärtlich. Er würde sie niemals enttäuschen.

»Ach, wie viele Mannsbilder haben denn schon um deine Hand angehalten?«, neckte Mathias seine Freundin und stupste sie an die süße Nase in dem liebreizenden Gesicht.

Nie hatte er ein anmutigeres Mädchen gesehen. Hanna war ihm bei dem Karnevalsumzug inmitten der Zuschauermenge sofort aufgefallen. Sie war als Elfe kostümiert gewesen, mit seidigen Flügeln und einem rosafarbenen Gewand, was gut zu ihrer zarten Gestalt gepasst hatte und zu ihrem frischen Gesicht mit den blitzenden, blauen Augen.

Er hatte den Blick nicht mehr abwenden können und gespürt, wie ihn der Blitz der Liebe streifte. Als die hübsche Elfe ihn dann auch noch so ungeniert angelacht hatte, war es gänzlich um ihn geschehen gewesen, und er hatte gehandelt, bevor ihm noch ein anderer dieses bezaubernde Geschöpf hatte wegschnappen können.

Doch niemals hätte er sich träumen lassen, dass aus dem harmlosen Techtelmechtel gleich die große Liebe erwachsen würde. Inzwischen war er sich sicher, dass er keine andere Frau als Hanna mehr an seiner Seite wollte. Deshalb hatte er beschlossen, sie mit dem Heiratsantrag zu überraschen.

Er seufzte leise. Er war ein geradliniger Mensch, Gefühlsduseleien waren nicht seine Sache. Aber gut, wenn sie es romantisch wollte ...

Er fiel vor Hanna auf die Knie, nahm ihre schmale Hand und streichelte darüber.

»Mein Herz, willst du mich heiraten?«

Diesmal schwang in seiner Stimme all die Liebe mit, die er empfand, und der warme Blick seiner Augen ließ Hanna nun doch wankelmütig werden.

Sie verzog leicht amüsiert die Lippen. Wenn Mathias in manchen Dingen auch etwas linkisch war, hässlich war er nicht. Sie legte zwar keinen Wert auf ein blendendes Äußeres, hinter dem sich oft ein oberflächlicher Charakter verbarg, aber ein bisserl fesch sollte ihr Bräutigam schon sein.

In dieser Hinsicht ließ dieses schneidige Mannsbild mit seiner großen, kernigen Gestalt, dem markanten Gesicht, das von wilden, dunklen Locken umrahmt wurde, und den warmen, braunen Augen nichts zu wünschen übrig. Warum zögerte sie also?

»Ich würde dich schon gern heiraten«, antwortete sie gedehnt. »Aber ...«

»Fürchtest du, deine Eltern könnten unsere Verlobung missbilligen?«, fiel Mathias ihr ins Wort. Er hatte eigentlich den Eindruck, dass Mildred, von allen Milli genannt, und Alois Bergmeister sein Eheversprechen ihrer Tochter gegenüber eher gutheißen würden. Beide waren gottesfürchtige Leute, in deren Augen eine voreheliche Beziehung Sünde war.

Er hatte ihnen sein Wort geben müssen, ihre Tochter nicht zu entehren. Doch es fiel ihm zunehmend schwerer, die Finger von der süßen Hanna zu lassen, zumal sie trotz ihrer strengen Erziehung eine moderne junge Frau war, die ihre eigenen Entscheidungen traf.

Eine Verlobung war zwar noch keine Ehe, aber damit bewies er, wie ernst es ihm mit seiner Herzdame war und dass er nicht nur ein flüchtiges Gspusi wollte, aus dem er sich jederzeit davonstehlen konnte. Mit der Verlobung ging er eine Verpflichtung ein, und Hanna wurde nicht als Flitscherl angeprangert, sollte ihre Beziehung wider Erwarten in die Brüche gehen oder womöglich Folgen haben.

Aber zu Letzterem brauchte es kein Eheversprechen. Er war kein Schuft, er würde niemals sein Madel im Stich lassen. Dennoch wollte er, dass Hanna wusste, wie sehr er sie wertschätzte. Sie war ihm zu kostbar für ein flüchtiges Vergnügen, das ihrer Liebe nur den Zauber nehmen würde. Darin war er einfach altmodisch.

Hanna lachte. »Die sind doch ganz vernarrt in dich. Eine Verlobung würde nur ihren Wünschen entgegenkommen. Sie sehen in dir den idealen Ehemann für mich.«

»Und wie steht es mit dir?« forschte Mathias nach und bohrte seinen Blick in Hannas Augen. »Ich habe noch keine Antwort.«

Hanna streichelte mit den Fingerspitzen sein Gesicht.

»Ich liebe dich aus tiefstem Herzen, Mathias, und könnte mir keinen besseren Mann wünschen«, sagte sie ernst. »Aber ich habe Angst, mich selbst aufzugeben, wenn ich in eine Ehe mit dir einwillige und meine Wünsche, meine Träume ...«

Sie schluckte.

»Wie du weißt, will ich eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester machen. Aber wenn wir heiraten, dann pflege ich allenfalls die Kühe auf deinem Hof, und das ...« Als Mathias losprustete, hielt sie verdutzt inne. Ihre Stirn umwölkte sich. »Was ist denn daran so spaßig?«

Mathias schüttelte den Kopf und stand auf. Er setzte sich neben sie und strich sanft eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht, die sich aus dem Zopf gelöst hatte, zu dem sie gewöhnlich ihre blonden Locken flocht, was ihr zartes Antlitz noch liebreizender machte.

Er lächelte. »Herzl, was hast du nur für eine Meinung von mir? Wir leben doch net mehr im Mittelalter, wo sich die Frau ihrem Mann unterordnen muss. Ich würde niemals von dir verlangen, dass du deinen großen Wunsch aufgibst.« Er zuckte lässig mit der Schulter. »Was spricht auch dagegen? Es ist doch net falsch, wenn du dich in der Krankenpflege auskennst, besonders, wenn wir später mal eigenen Nachwuchs haben werden.« Er grinst spitzbübisch.

Hanna starrte ihn mit offenem Mund an, unfähig, zu reagieren. Ein derartiges Entgegenkommen seinerseits hatte sie nicht erwartet, wo sie doch täglich miterlebte, wie der Vater die Mutter unterjochte. Gewiss, Alois liebte seine Frau, und sie führten eine relativ gute Ehe, trotzdem musste sich Milli stets seinen Entscheidungen fügen.

Fürsorglich legte Mathias seinen Arm um die Schulter der fassungslosen Freundin und zog sie an sich.

»Herzl, eine Verlobung bedeutet doch net, dass wir gleich heiraten müssen«, raunte er an ihrem Ohr. »Damit zeigen wir aller Welt nur, wie sehr wir uns verbunden sind und dass wir eine gemeinsame Zukunft anstreben.« Er richtete sich wieder auf und fügte lässig hinzu: »Außerdem habe ich im Moment selbst noch andere Pläne als eine überstürzte Heirat. Ich möchte Landwirtschaft studieren, um später unseren Hof optimal führen zu können.«

Verblüfft sah Hanna zu ihm auf, dann stieß sie ihn empört von sich.

»Und das erfahre ich erst jetzt? Warum hast du mir das net gesagt, als ich dir von meinen Plänen erzählt habe? Ich dachte, wenn man sich liebt, dann vertraut man einander seine Geheimnisse an.«

Mathias hob abwehrend die Hände.

»Ich habe mich erst vor ein paar Tagen zu dem Studium entschlossen«, entschuldigte er sich und verdrehte die Augen. »Genau genommen war es auch mein Vater, der mir die Entscheidung abgenommen hat. Er hatte für mich eine Ausbildungsversicherung laufen, von der ich bisher nix wusste. Diese wird jetzt ausbezahlt, und Vater hat mich bei der Uni in Salzburg vorangemeldet, weil in Innsbruck bereits alle Studienplätze vergeben sind.« Er lächelte. »Vater weiß, wie sehr ich mir wünsche, studieren zu können, obwohl ich nie etwas gesagt habe. Meine Noten sind entsprechend, aber die angespannte finanzielle Lage meiner Eltern hielt mich bisher davon ab, sie auch noch mit einem Studium zu belasten.«

Sanft packte er Hanna an der Schulter. »Ich hatte bisher noch keine Gelegenheit, dir die Neuigkeiten zu berichten, aber ich wollte es heute Abend tun«, beteuerte er. »Das war auch der Grund für die etwas überstürzte Verlobung. Ich wollte, dass du weißt, wie viel du mir bedeutest und dass wir zueinander gehören, auch wenn ich die nächsten Jahre vielleicht net so oft zu Hause bin. Nach Salzburg ist es net gerade ein Katzensprung. Ich werde in der Stadt in einem Studentenwohnheim Quartier beziehen.«

Hanna bedachte ihn mit einem langen Blick.

»Du willst also verhindern, dass mich dir ein anderer wegschnappt. Deshalb der Ring als Fessel«, stellte sie trocken fest, während sie wieder an dem Kleinod drehte.

»Ist es wirklich eine Fessel für dich?«, fragte Mathias bestürzt.

Hanna lachte und gab ihm einen dicken Schmatzer auf die Lippen.

»Du Dummer! Der Ring ist das äußere Zeichen unserer wunderbaren Liebe, wie könnte ich ihn als Fessel empfinden? Er wird mich immer daran erinnern, dass ich mein Herz einem ebenso wunderbaren Mann geschenkt habe, und mich davor bewahren, es nochmals zu verlieren. Außerdem schützt er mich vor allzu eifrigen Verehrern.«

»Das will ich hoffen«, brummte Mathias und schüttelte die geballte Faust. »Keiner soll es wagen, mir mein Madel ausspannen zu wollen.« Seine Miene entspannte sich, und ein zärtliches Lächeln glitt um seine Lippen. »Ich liebe dich, Hanna, mehr als ich sagen kann. Ich will dich immer an meiner Seite haben – vorausgesetzt, du willst es auch.«

»Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen«, hauchte Hanna, nun endgültig von allen Zweifeln befreit. Ja, mit diesem aufrichtigen und liebenswerten Burschen wollte sie ihr Leben teilen. Gemeinsam würden sie durch dick und dünn gehen und all ihre Träume verwirklichen.

Sie hob ihm ihr Gesicht entgegen, und er küsste sie innig, während sie ins Heu sanken und ihre Liebe besiegelten, mit nur dem Mond als Zeugen.

***

Als Hanna am darauffolgenden Sonntagmorgen in ihrem Zimmer erwachte, zeigte der Wecker auf dem Nachttisch bereits nach neun Uhr an. Verdutzt ruckte sie hoch. Warum hatte die Mutter sie nicht geweckt? Gewöhnlich ließ sie keinen Schlendrian durchgehen.

Sie betrieben bis auf wenige Kühe für den Hausgebrauch zwar keine Milchwirtschaft, was ein frühes Melken notwendig machen würde. Aber auch sonst gab es auf dem Hof genug zu tun. Die Eltern hatten sich auf Galloway-Rinder spezialisiert, deren Fleisch sehr begehrt war. Außerdem hielten sie daneben Federvieh und auch ein Rudel Ziegen, aus deren Milch sie Käse herstellten, der ebenfalls zahlreiche Abnehmer fand.

Sie wurden mit ihren Erzeugnissen nicht reich, hatten aber ihr Auskommen.

Hanna räkelte sich wohlig. Sie spürte noch die Nachwirkung ihrer innigen Umarmung mit Mathias. Wie wundervoll es sich angefühlt hatte, mit ihm eins zu werden. Sie hatte es sich immer sehr romantisch vorgestellt, und Mathias hatte ihre Erwartungen mit seiner Zärtlichkeit und Behutsamkeit noch übertroffen. Er hatte sie behandelt, als wäre sie ein kostbarer Schatz, und sie spüren lassen, dass er ihre Hingabe als Geschenk betrachtete.

Eigentlich hatten sie sich noch zurückhalten und nichts überstürzen wollen, aber die laue Frühsommernacht, der Vollmond, das Wispern und Raunen der nächtlichen Natur und das duftende Heu hatten ihre Hemmungen hinweggespült. Sie hatte es ebenso gewollt wie Mathias und das Geschehen als seine Braut auch nicht als Sünde empfunden.

Gewiss würden die Eltern es trotz ihrer strengen Einstellung ebenso sehen. Mathias und sie hatten sich heute Nacht mit dem Verlöbnis bereits das Eheversprechen gegeben.

Hanna schloss die Augen und fuhr mit den Fingerspitzen über ihre Lippen, die noch immer von den Küssen ihres Liebsten prickelten.

»Ich hoffe, er macht dich glücklich, Kleines«, hörte sie da die Stimme ihrer Mutter.

Sie wurde rot. Sah man ihr schon an, dass sie letzte Nacht in Mathias' Armen zur Frau erblüht war? Zögernd setzte sie sich auf und blickte verschämt zur Mutter hoch.

Milli lächelte liebevoll und setzte sich aufs Bett nieder.