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Vor gut zehn Jahren hat sich die Familie Schreiber im Zillertal niedergelassen und zwischen St. Christoph und Hochbrunn einen Reiterhof mit kleiner Pension aufgebaut. Monika und ihr Mann Ulrich haben eine erwachsene Tochter, Madita, die sozusagen im Sattel groß geworden ist und mittlerweile als Dressurreiterin in der nationalen Elite mithalten kann.
Als sie ihre Mutter zu einer Routinekontrolle in die Praxis von Dr. Martin Burger begleitet, erleidet die junge Frau plötzlich einen rätselhaften Anfall mit Augenzittern, unkontrollierbarem Muskelzucken sowie Sprachstörungen und ist minutenlang nicht ansprechbar.
Der Bergdoktor erkennt hinter diesen Symptomen eine ernste Erkrankung und drängt Madita, sich gründlich untersuchen zu lassen, aber da es ihr relativ schnell wieder gut geht, schiebt sie die nötige Kontrolle vor sich her. Alles andere erscheint ihr wichtiger: das Reiten, das Turnier, die Arbeit auf dem elterlichen Hof, die Zeit mit ihrem Verlobten.
Ihr Einsatz wird belohnt: Bei dem Wettbewerb liegt sie weit vorn. Doch dann fällt Madita scheinbar grundlos vom Pferd und bleibt bewusstlos liegen. Sie wird ins Spital gebracht, wo eine niederschmetternde Diagnose gestellt wird ...
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Seitenzahl: 122
Veröffentlichungsjahr: 2022
Cover
Glück im Sattel
Vorschau
Impressum
Glück im Sattel
Madita lässt sich von ihrer Krankheit nicht unterkriegen
Von Andreas Kufsteiner
Vor gut zehn Jahren hat sich die Familie Schreiber im Zillertal niedergelassen und zwischen St. Christoph und Hochbrunn einen Reiterhof mit kleiner Pension aufgebaut. Monika und ihr Mann Ulrich haben eine erwachsene Tochter, Madita, die sozusagen im Sattel groß geworden ist und mittlerweile als Dressurreiterin in der nationalen Elite mithalten kann.
Als sie ihre Mutter zu einer Routinekontrolle in die Praxis von Dr. Martin Burger begleitet, erleidet die junge Frau plötzlich einen rätselhaften Anfall mit Augenzittern, unkontrollierbarem Muskelzucken sowie Sprachstörungen und ist minutenlang nicht ansprechbar.
Der Bergdoktor erkennt hinter diesen Symptomen eine ernste Erkrankung und drängt Madita, sich gründlich untersuchen zu lassen, aber da es ihr relativ schnell wieder gut geht, schiebt sie die nötige Kontrolle vor sich her. Alles andere erscheint ihr wichtiger: das Reiten, das Turnier, die Arbeit auf dem elterlichen Hof, die Zeit mit ihrem Verlobten.
Ihr Einsatz wird belohnt: Bei dem Wettbewerb liegt sie weit vorn. Doch dann fällt Madita scheinbar grundlos vom Pferd und bleibt bewusstlos liegen. Sie wird ins Spital gebracht, wo eine niederschmetternde Diagnose gestellt wird ...
Es war noch sehr früh am Morgen, als Madita Schreiber auf ihrer Stute Susi den malerisch in einem Hochtal zwischen St. Christoph und Hochbrunn gelegenen Reiterhof verließ und zu einem Ritt durchs Gelände startete.
An diesem Augustmorgen lag bereits leichter Dunst in den Senken und Mulden, denn der Sommer hatte seinen Zenit schon überschritten. Noch waren die Bergwälder ringsum tiefgrün und auch Wiesen und Weiden frisch und saftig. In den vergangenen Wochen hatte es immer wieder geregnet, die Frucht stand hoch auf den Feldern, und die Getreideernte war eingefahren.
Es war ein idyllischer Flecken, in einem schmalen Seitental des bekannten Tiroler Zillertals gelegen.
Madita stammte aus Schwaz, war dort geboren und aufgewachsen. Vor gut zehn Jahren hatten die Schreibers sich mit dem Reiterhof und der angeschlossenen Pension nahe St. Christoph einen Traum erfüllt.
Ulrich Schreiber war in seiner Jugend erfolgreicher Dressurreiter gewesen und hatte manchen Titel geholt. Als gelernter Pferdewirt führte er den Reiterhof, während seine Frau Monika sich um die Pension kümmerte.
Madita war in die Fußstapfen des Vaters getreten. Schon als kleiner Fratz, der gerade eben das Laufen gelernt hatte, hatte sie im Sattel sitzen wollen. Und daran hatte sich bis auf den heutigen Tag nichts geändert. Für sie lag das Glück der Erde im Pferdesattel.
Nun war das Madel dreiundzwanzig und zu einer Schönheit herangereift. Das blonde Haar umrahmte ein ebenmäßiges Gesicht, in dem die rehbraunen Augen bestachen.
Madita war sportlich und von heiterer Wesensart. Sie konnte über Kleinigkeiten herzlich lachen und sah im Leben meist nur das Schöne. Dabei war sie keineswegs naiv. Sie liebte ihr Dasein und den Pferdesport. Und sie liebte Bernd Hasslinger, den feschen Großbauernsohn aus Hochbrunn, der ihr nun entgegenkam.
Ein glückliches Lächeln zeigte sich auf ihrem schönen Gesicht, als ihr Verlobter ihr zuwinkte und gleich darauf an ihre Seite ritt. Sein Rappe glänzte im Morgenlicht, man sah ihm die edle Ahnenreihe an.
Das junge Paar tauschte ein Busserl aus.
»Du schaust heut wieder ganz zauberhaft aus, Schatzerl«, stellte der Bursche bewundernd fest. »Was bin ich doch für ein Glückspilz!«
»Gut, dass du das einsiehst«, scherzte sie mit einem verschmitzten Lächeln. »Ein Madel möchte schon von seinem Liebsten geschätzt werden.«
»Das versteht sich doch von selbst. Besonders, wenn's eine solche Schönheit ist wie mein Madel.«
»Charmeur!« Sie lachte geschmeichelt. »Magst du heut bei uns frühstücken? Die Eltern würden sich gewiss freuen, dich zu sehen. Oder hast du keine Zeit?«
»Leider nein. Ich muss nachher gleich weg. Geschäfte.« Er kümmerte sich neben dem Hof auch um den Viehhandel, seit sein Vater aus gesundheitlichen Gründen kürzertreten musste. Madita fand es zwar gut, dass ihr Verlobter fleißig war, doch sie hätte auch gern mehr Zeit mit ihm verbracht.
Bernd schien zu spüren, wie es ihr ums Herz war.
»Heut Abend komm ich auf einen Sprung bei euch vorbei«, versprach er. »Wenn du magst, gehen wir noch ein bisserl spazieren.«
»Das ist nett. Ich freu mich.«
»Und wie läuft dein Training?«
Madita bereitete sich auf die Tiroler Meisterschaften im Dressurreiten vor, die im nächsten Monat in Mayrhofen stattfanden. Sie war eine der Favoriten.
»Gut. Aber es gibt noch viel zu tun.«
Bernd lachte. »Dachte ich mir. Du bist eben eine echte Perfektionistin.«
»Nur so kann man die Meisterschaft gewinnen.«
»Ich weiß. Ich hab's auch als Kompliment gemeint, mein Herzerl. Aber jetzt muss ich mich allmählich verabschieden.«
»Schade. Wir haben so wenig Zeit füreinander.«
»Ja, das gefällt mir auch net. Im Winter wird's besser, versprochen. Dann verreisen wir mal und machen es uns richtig schön.« Er stahl ihr ein Busserl, denn sie hatten nun den Reiterhof erreicht, und der Jungbauer musste umkehren.
Er bemerkte Tobias Moser, den jungen Stallmeister, der bereits auf Madita zu warten schien. Sein Blick war finster auf Bernd gerichtet.
»Dein treuer Eckehard wartet schon«, spöttelte Bernd.
Das Madel schüttelte leicht den Kopf.
»Was hast du nur gegen den Tobias? Wir sind gute Freunde, das ist alles.«
»Ich kann net sagen, dass mir das gefällt. Der Bursch ist in dich verliebt. Das steht hundertprozentig fest.«
»Schmarrn!« Madita lachte leise. »Der Tobias doch net! Der hat ja nur seine Arbeit im Kopf. Ich wette, der weiß net einmal, wie ich ausschau. Die Pferdeliebe verbindet uns, sonst nix.«
»Ich will's hoffen«, seufzte Bernd. »Eifersucht ist fei kein schönes Gefühl.«
»Dazu hast du nun wirklich keinen Anlass. Du weißt doch, dass mein Herz nur dir gehört«, versicherte sie ihm mit einem lieben Lächeln. »Wir sehen uns heut Abend, gelt?«
»Ich wünschte, es wär' schon Abend«, kam es da sehnsüchtig von dem Burschen, der sich gleich darauf auf den Rückweg zum elterlichen Hof machte.
Madita saß derweil im Wirtschaftshof ab und übergab Tobias ihre Stute.
»Sie war heut ein bisserl langweilig«, bemerkte sie.
»Wirst andere Dinge im Kopf gehabt haben, als sie laufen zu lassen«, konnte der gut aussehende, dunkelhaarige Bursche mit den klugen grauen Augen sich eine leichte Spitze nicht verkneifen.
»Mag sein«, kokettierte Madita. »Sie soll sich verschnaufen, ich komm nach dem Frühstück zum Training. Bist du dabei?«
Das Aufleuchten in seinen Augen entging ihr.
»Freilich. Ich freu mich schon!«
»Ist recht. Bis dann.« Damit überquerte das schöne Madel den Wirtschaftshof und verschwand im Haus. Tobias blickte ihr lange und versonnen hinterher. Wenn man ihn so sah, dann konnte man durchaus glauben, was Bernd Hasslinger angedeutet hatte ...
Der junge Stallmeister war tatsächlich schon lange heimlich in Madita verliebt. Dass sie sich mit Bernd Hasslinger verlobt hatte, ging ihm gegen den Strich. Nicht nur, weil sein Herz ihr gehörte, sondern auch, weil er sich ziemlich sicher war, dass der eingebildete Großbauernsohn Madita nicht glücklich machen würde.
Bernd dachte nur an sich, war nie einem Madel treu und gab viel auf den äußeren Schein. Außerdem stand er völlig unter dem Einfluss seiner Eltern. Was sie sagten, das machte er, da gab es für ihn kein Nachdenken und schon gar keine eigene Meinung.
Ein solcher Mann war gewiss nicht der Rechte für ein wunderbares Madel wie Madita. Doch Tobias konnte daran nichts ändern. Er wusste, dass sie nur einen Spezl in ihm sah und sich eine Einmischung in ihr Privatleben von ihm gewiss verbeten hätte. Mit einem Seufzen führte er Susi in den Stall.
Madita hatte sich derweil umgezogen und zum Frühstück zu ihren Eltern gesellt. Man verstand sich gut und war meist einer Meinung. Ulrich Schreiber zeigte großes Interesse an den Trainingsfortschritten, die seine Tochter auf ihrer Stute machte.
Bald hatte sich ein Fachgespräch entwickelt, bei dem Monika sich heraushielt. Auch sie mochte Pferde und konnte reiten, doch die Leidenschaft, die Mann und Tochter an den Sport fesselte und miteinander verband, teilte sie nicht.
»Hast du heut wieder einen Kontrolltermin beim Bergdoktor?«, fragte Madita ihre Mutter unvermittelt.
Monika Schreiber war seit frühester Jugend Diabetikerin. Dr. Martin Burger aus St. Christoph, der Bergdoktor, wie ihn die Leute im Tal nannten, hatte sie so eingestellt, dass sie keine Beschwerden hatte. Mit dem Insulin-Pen, der das lästige Spritzen überflüssig machte, kam sie gut zurecht. Trotzdem musste sie natürlich regelmäßig beim Doktor vorsprechen. Und diese Kontrolltermine im Doktorhaus waren ihr unangenehm.
Das lag gewiss nicht an Martin Burger, der sehr einfühlsam war und es verstand, auf all seine Patienten perfekt einzugehen. Monika hatte einfach eine Abneigung gegen Arztbesuche. Aus diesem Grund begleitete Madita ihre Mutter auch immer. In der Gesellschaft der Tochter fühlte Monika sich ein wenig wohler und konnte sich entspannen. Und Dr. Burger hatte zum Glück nichts dagegen.
»Am Nachmittag muss ich hin«, ließ Monika ihre Tochter wissen. »Ich wär' dir dankbar, wenn du mitkommen würdest.«
»Freilich, das mach ich doch gern. Wir können hinterher noch bei der Jeggl-Alma einkaufen. Ich schreib einen Zettel.«
»Gut. Ich glaub, ein paar Dinge fehlen doch ...«
»Vergiss net das Training«, mahnte der Vater. »Noch vier Wochen, dann stehen die Meisterschaften an.«
»Gewiss net, Vaterl. Ich dreh nachher noch eine Runde. Der Tobias kommt auch mit.«
»Ich weiß net, das gefällt mir net recht«, meinte Ulrich später, als er mit seiner Frau allein war. »Die Madita muss sich mal entscheiden. Sie ist immerhin mit dem Bernd verlobt.«
»Was meinst du?«, fragte Monika verwundert. »Der Tobias hilft ihr doch nur beim Training. Zwischen den beiden ist nix. Unsere Tochter ist net so eine, die gleich mehrere Burschen am Gängelband führt, das ist net Maditas Art.«
»Das hab ich ja auch net behauptet«, stellte der Pferdewirt richtig. »Sie denkt sich vielleicht nix dabei. Aber sie sollte trotzdem mehr Abstand zum Tobias halten. Der Bernd könnte das falsch verstehen.«
»Ach, der Bernd ...«
»Was soll denn das wieder heißen? Die beiden sind doch verlobt!«
Monika seufzte. »Wennst mich fragst, ist das net unbedingt das große Glück. Ich kann's net beschreiben, aber ich hab das vage Gefühl, dass der Bernd bei dieser Verlobung mehr aufs Prestige schaut und weniger nach seinen Gefühlen geht.«
»Die Hasslingers sind Snobs«, urteilte Ulrich. »Aber wenn die jungen Leut' sich verstehen ...«
»Hoffen wir, dass es so ist. Ich möchte net erleben, dass der Bernd unser Madel unglücklich macht.«
***
Seit mehr als fünfzig Jahren stand das Doktorhaus nun schon in der Kirchgasse von St. Christoph. Einst von Pankraz Burger, Martins Vater, erbaut, diente es der Familie als Wohnsitz und dem jeweiligen Landarzt als Praxis. Dazu gab es einen Anbau, in dem heutzutage eine sehr moderne Mini-Klinik mit Labor, OP und sogar zwei Krankenzimmern für die Patienten zur Verfügung stand.
Dr. Martin Burger hielt alles stets auf dem neuesten Stand und war immer für seine Patienten da, Tag und Nacht. Nicht ohne Grund hatten ihm die Bewohner von St. Christoph und Umgebung den Ehrentitel »Bergdoktor« verliehen. Sie hielten viel auf ihn und vertrauten ihm völlig.
Ein jeder wusste, dass er nicht nur mit seinen Zipperlein zu Dr. Burger kommen konnte, sondern auch mit all seinen Sorgen und Nöten. Er half, er riet und gab sich stets Mühe, die beste Lösung für einen jeden zu finden. Das rechneten die Menschen im Zillertal ihm hoch an.
Woher nahm dieser Mediziner aus Leidenschaft, dieser unermüdliche Helfer, seine Kraft? Das war kein Geheimnis: Das glückliche und überaus harmonische Familienleben war für Martin Burger ein steter Quell der Erbauung und der Freude.
Nach einer kurzen Ehe mit seiner Jugendliebe, die tragisch geendet hatte, hatte Martin Burger in Sabine seine große Liebe gefunden. Die sechzehn Jahre jüngere Kollegin aus Wien verstand ihn so gut, dass es oft nicht einmal Worte zwischen ihnen brauchte. Die tiefe und innige Liebe, die ihre Herzen verband, wuchs mit jedem Jahr dieser ungewöhnlich glücklichen Verbindung.
Martin konnte sich immer auf Sabine verlassen und ihr blind vertrauen. Sie war als Ärztin ebenso engagiert wie er und als Mensch seine Seelenverwandte. Sie teilten alles, nichts konnte zwischen sie kommen oder sie entzweien.
Drei muntere Kinder waren die Früchte dieser außergewöhnlichen Liebe. Tessa, die Älteste, ein kluges und gewitztes Schulmadel von neun Jahren, ihr fünfjähriger Bruder Filli, naseweis und tierlieb, und die kleine Laura, das zweijährige Nesthäkchen im Doktorhaus und der Sonnenschein der Eltern.
Pankraz, der mittlerweile seinen Ruhestand genoss, verstand sich sehr gut mit seinem Sohn. Er ging verschiedenen Hobbys nach, hielt sich geistig fit und verfolgte durch das aufmerksame Studium entsprechender Fachzeitschriften nach wie vor die neuesten Entwicklungen in der Medizin. Er war stolz, wenn Martin ihn in seine aktuellen Fälle mit einbezog und seinen Rat suchte.
Und dann gab es da noch Zenzi Bachhuber, die gute Seele vom Doktorhaus. Seit mehr als vierzig Jahren war sie für den Haushalt zuständig, hatte seinerzeit an dem mutterlosen Martin die Stelle der fürsorglichen Ersatzmutter vertreten und sah auch heute noch in »ihrem Doktor« den Ziehsohn, den es vor allerlei Ungemach, wie zum Beispiel Patienten außerhalb der Sprechstunde, zu beschützen galt.
Es herrschte ein munteres und sehr harmonisches Leben im Doktorhaus, und Martin Burger konnte sich nicht vorstellen, diese Idylle auch nur einen Tag zu missen.
An diesem sonnigen Augustmorgen hatte sich die Familie bereits um den Frühstückstisch versammelt.
Während Tessa und Filli sich wieder einmal in den Haaren lagen, verspeiste die kleine Laura genüsslich ihren Brei, aufmerksam von Mama unterstützt. Pankraz und Martin unterhielten sich über die aktuellen Fälle, die der Bergdoktor später in der Sprechstunde zu behandeln hatte.
Nachdem die Kinder aufgebrochen waren, Sabine Laura zum Wickeln ins Kinderzimmer gebracht und Zenzi noch frischen Kaffee aufgebrüht hatte, nutzten Vater und Sohn Burger die nun eingekehrte Stille, um ihr Gespräch fortzusetzen.
»Die Monika Schreiber ist eine angenehme Patientin«, stellte der hoch gewachsene, sportliche Mediziner, dem man die fünfzig nicht ansah, fest. »Ein bisserl unsicher. Sie hat wohl als Kind keine gute Erfahrungen mit einem Kollegen gemacht. Aber sie hält sich strikt an alles, was ich sag. Ihre Werte sind immer gut.«
»Und ihr Madel ist wohl geraten, ein rechter Sonnenschein«, sinnierte Pankraz. »Hab sie kürzlich hoch zu Ross gesehen. Gibt fei ein schönes Bild ab. Kein Wunder, dass der junge Hasslinger da net hat widerstehen können, obwohl ...«
»Obwohl?« Martin musterte seinen Vater fragend. »Was meinst du?«
»Das ist doch net schwer zu verstehen«, mischte sich Zenzi nun ein.
Die Hauserin mit dem akuraten Haarknoten lächelte schmal.
»Die Hasslingers sind großkopferte Schaumacher. Denen geht's fei nur um den schönen Schein. Ich sag euch was: Die Madita ist ein liebes Madel, sie kann froh sein, wenn sie diesen Verlobten wieder los wird!« Sie begann den Frühstückstisch abzuräumen und führte dabei aus: »Der alte Hasslinger, der Vater vom Sepp, war ein fahrender Händler. Net so fein ausgedrückt: Er war ein Lumpensammler.«
»Zenzi! Ist das net übertrieben?«