Der Bergdoktor 2156 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 2156 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Magdalena ist in ihrem Leben schon oft verlassen worden. Ihre Mutter starb, als sie zehn war, kurz darauf verlor sie ihre Großeltern und acht Jahre später ihren Vater. Geblieben ist ihr der Eselhof am Rand von St. Christoph und ihr Wunsch nach einer Familie. Doch der scheint unerfüllbar zu sein, weil sie alle Burschen, die auch nur den Versuch starten, mit ihr zu flirten, vor den Kopf stößt.
Magdalena wirkt abweisend, dabei ist sie nur schüchtern und spricht lieber mit ihren Tieren als mit Menschen. Tagsüber betäubt sie ihre Einsamkeit mit Arbeit, aber abends, wenn sie allein im Bett liegt, blickt sie zu den Sternen und fragt sich, ob auch für sie ein Glück bestimmt ist ...


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Seitenzahl: 125

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Wenn du nicht mehr bei mir bist

Vorschau

Impressum

Wenn du nicht mehr bei mir bist

Magdalena weiß: Einsamkeit kann so weh tun

Von Andreas Kufsteiner

Magdalena ist in ihrem Leben schon oft verlassen worden. Ihre Mutter starb, als sie zehn war, kurz darauf verlor sie ihre Großeltern und acht Jahre später ihren Vater. Geblieben ist ihr der Eselhof am Rand von St. Christoph und ihr Wunsch nach einer Familie. Doch der scheint unerfüllbar zu sein, weil sie alle Burschen, die auch nur den Versuch starten, mit ihr zu flirten, vor den Kopf stößt.

Magdalena wirkt abweisend, dabei ist sie nur schüchtern und spricht lieber mit ihren Tieren als mit Menschen. Tagsüber betäubt sie ihre Einsamkeit mit Arbeit, aber nachts, wenn sie allein im Bett liegt, blickt sie zu den Sternen und fragt sich, ob auch für sie ein Glück bestimmt ist ...

Hier ist es net geheuer!

Der fünfjährige Filli Burger wagte sich keinen Schritt weiter vor. Seinen Plüschhund fest an sich gepresst, spähte er vorsichtig zwischen den dichten Zweigen hindurch. Vor ihm duckte sich eine Hütte in den Schatten der Zirbelkiefern, als würde sie sich verstecken. Keine Blume und kein Vorhang zierte die Fenster. Stattdessen waberten Spinnweben in den Ecken. Die Haustür war mit einem Riegel verschlossen und der Ziehbrunnen mit Brettern abgedeckt, die jemand mit Steinen beschwert hatte. Im kniehohen Gras rostete ein umgestürzter Hocker vor sich hin.

Der Verfall hatte der einst so idyllischen Hütte seinen Stempel aufgedrückt.

Bis zum nächsten Dorf war es eine gute Stunde Fußmarsch. Das kleine Seitental lag so verborgen, dass sein Name, falls es je einen gehabt hatte, längst vergessen war. Nur ein gewundener Fußweg führte hier herauf. Eine Straße gab es nicht. Die felsigen Hänge in der Nähe waren mit Blumen übersät, die genügsam genug waren, um auf dem kargen Boden zu gedeihen: Leinkraut und Felsenblümchen; dazu üppige Polster aus den winzigen rosafarbenen Blüten der Gemsheide.

Eine Birke war auf das Dach des Schuppens gestürzt, der sich an die Hütte anschloss. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, sie fortzuräumen. Nein, hier lebte schon lange niemand mehr. Und doch fühlte sich der Bub seltsam beobachtet ...

»Was siehst du dir an?« Ein Knuff in die Seite riss Filli aus seinen Betrachtungen. Tessa war zu ihm aufgeschlossen. Sie war drei Jahre älter als er und ging bereits zur Schule. Ihre dunklen Haare waren zu Zöpfen gebunden, von denen sie nun einen nahm und um ihren Finger wickelte, während sie auf seine Antwort wartete.

»Die Hütte ... ist unheimlich.« Er schlüpfte aus seiner Sandale und blieb auf einem Fuß stehen, während er sich mit dem anderen die Wade schabte.

»Find' ich net. Hier ist doch keiner.«

»Vielleicht doch. Ich glaube, da guckt jemand zu uns rüber.«

»Wer denn?«

»Weiß ich auch net.«

»Dann schau doch einfach mal nach.«

»Ich soll da reingehen? Das mache ich bestimmt net!«

»Du traust dich wohl net?«

»Freilich trau ich mich.« Filli schielte an der dunklen Hütte empor. »Ich mag nur net.«

»Ist es dir wegen der Kräuterhexe bange?« Tessa gab ihren Zopf frei und rieb sich stattdessen ihren Nasenrücken. »Opa sagt, sie hat früher hier gewohnt.«

»Was für eine ... Hexe?« Filli schnappte nach Luft. »Konnte sie wirklich zaubern?«

»Ich schätze, ja, sonst hätte man sie bestimmt net so genannt.«

»Auweia!« Eine Gänsehaut kroch seinen Rücken hinunter. Sein Blick wanderte über die dunklen Fenster, bis er einen Schmetterling entdeckte, der auf dem Riegel der Haustür saß und seine Flügel auf und zu klappte. Weiß war der, mit orangefarbenen Flügelspitzen. »Guck! Ein Aurorafalter!« Er betrachtete den Falter, bis ...

»Da! Am Fenster!« Seine Schwester schrie auf. »Ein Gespenst!«

»Aaahhh!« Sein Herz wummerte. Er fuhr herum, starrte nach oben und sah ... nichts Ungewöhnliches. Dafür hörte er seine Schwester kichern.

»Oh, du solltest dein Gesicht sehen!« Sie hielt sich den Bauch vor Lachen. Als er sie knuffen wollte, wich sie aus und lachte noch mehr. »Du hast doch Angst vor Gespenstern. Gib es zu!«

»Nö. Ich hab keine Angst«, grummelte er, machte sicherheitshalber jedoch ein paar Schritte weg von der Hütte. Man wusste schließlich nie ...

»Net trödeln, Kinder.« Die Stimme ihres Vaters ließ sie herumwirbeln. Dr. Matin Burger kam den Weg herauf und winkte. »Kommt, sonst verpasst ihr am Ende noch unser Picknick.«

»Bloß das net!« Filli setzte sich eilig in Bewegung. Auch seine Schwester sah zu, dass sie zu ihrer Familie zurückkam. Der Rucksack ihres Vaters war randvoll mit leckerem Essen, das wollten sie sich auf keinen Fall entgehen lassen.

Ihr Ziel war eine grüne Anhöhe, die einen wunderbaren Ausblick auf die Berge und die heimische Tierwelt bot. Zwischen den Felsen konnte man Hermeline und Steinböcke entdecken. Es gab Birkhühner und Murmeltiere. Dazu sprenkelten Wasserstellen die Bergwiesen, als hätte ein Maler sie willkürlich dort platziert. Die Kinderstube für den Nachwuchs der Bergmolche.

»Filli glaubt, dass es in der alten Hütte spukt«, platzte Tessa heraus.

Filli funkelte sie an. »Glaub ich gar net«, brummelte er.

»Sie ist wirklich ein bisserl unheimlich«, begütigte sein Vater. »Aber du musst dich net fürchten, Filli. Hier ist nichts, das dir etwas zuleide tun würde.«

»Also gibt es keine Gespenster?«

»Mir ist jedenfalls noch keines begegnet.«

Das beruhigte ihn. Sein Vater war der Dorfarzt und kam viel herum. Wenn es hier spuken würde, dann wüsste er das. Daran hatte der Bub keinen Zweifel.

»Gehen wir weiter, Kinder, und bleibt zusammen. Es soll uns niemand verlorengehen.«

Sie setzten sich wieder in Bewegung, ließen die Brücke hinter sich und wanderten tiefer in das Tal hinein. Ihre Eltern liefen nebeneinander, ihre kleine Schwester saß auf dem Rücken ihrer Mutter in einer Kraxe und schlummerte. Lauras Sonnenhütchen war ein wenig verrutscht und saß schief auf ihrem Köpfchen.

Poldi, der Familiendackel, sauste voraus, schnupperte hier an einem Stein und da an einem Stamm und wirkte vollauf zufrieden mit sich und der Welt.

Der Wind zupfte an den Zweigen der Latschenkiefern. Weiter vorn stürzte ein Wasserfall von einem felsigen Hang. Schön sah das aus. Jedoch ... Mit einem Mal mischte sich ein gedämpftes Poltern in das Rauschen des Wasser. Eine Staubwolke zeichneten sich über der Felswand ab. Etwas rumpelte in die Tiefe ...

»Ein Steinschlag!« Filli blieb abrupt stehen.

Die Familie tat es ihm gleich. Tatsächlich hatte sich in der Höhe ein Stein gelöst, rumpelte nun ins Tal und riss dabei weitere Brocken mit sich. Das Rumoren schwoll an!

»Uns kann nichts passieren, Kinder.« Der Vater trat hinter sie. »Wir sind weit genug weg.«

Mit angehaltenem Atem beobachtete Filli, wie der Steinschlag niederging und schließlich auf der anderen Seite des Tals zum Liegen kam. Erst dann wagte er es, sich wieder zu rühren. Seine Schwester atmete hörbar aus.

Sie wanderten weiter, versuchten zu schätzen, wie schwer die Brocken gewesen waren, die soeben abgegangen waren, und sahen wenig später einen Rosengarten vor sich. Er gehörte zu dem einzigen bewohnten Gehöft hier im Tal: dem Eselhof der Burgstaller-Magdalena.

Das Bauernhaus war klein, aber gepflegt. Geranien blühten vor dem Balkon, der um das ganze Haus herumreichte. Ein Kräutergarten grünte neben der Haustür. In der Nähe ragte ein Stall auf. Auf der Koppel standen eine Reihe von Eseln. Sie zupften an dem üppigen Gras. Ihr Fell wies sämtliche Grau- und Beige-Schattierungen auf, die man sich nur denken konnte.

Am Zaun kniete eine junge Frau und schwang einen Pinsel, den sie zuvor in eine Dose mit brauner Farbe getaucht hatte. Filli schnupperte und verzog das Gesicht. Der Geruch schien ihn in die Nase zu zwicken.

»Servus, Magdalena!«, rief Dr. Burger.

»Mei, Herr Doktor.« Die junge Bäuerin richtete sich auf und beschattete ihre Augen mit einer Hand. »Griaß euch, alle miteinander.« Ein Lächeln wärmte ihr Gesicht. »Ihr habt einen steilen Aufstieg hinter euch. Darf ich euch eine Brotzeit anbieten?«

»Ein anderes Mal gern. Für heute hat uns die Zenzi schon mit einem Picknick ausgestattet.« Er stemmte die Daumen unter die Riemen seines Rucksacks.

»Dann seid ihr sicherlich gut versorgt.« Magdalena blickte zu den Kindern. »Mei, seid ihr groß geworden. Besonders du, Filli.«

Der Bub reckte stolz die Brust vor. Dann glitt sein Blick zu den Eseln. Er liebte Tiere, ganz egal, ob sie groß oder klein waren und ob sie zwei, vier oder acht Beine hatten. »Die Esel sehen lieb aus.«

»Das sind sie auch. Manchmal ein bisserl eigensinnig, aber lieb.« Ein Lächeln schwang in ihrer Stimme mit und verriet, wie sehr sie an ihren Tieren hing.

»Kann man auf ihnen reiten?«

»Freilich. Wenn ihr auf dem Heimweg noch Zeit habt, kommt gern vorbei, dann könnt ihr es versuchen. Siehst du die dunkle Eseldame mit dem Jungtier? Das sind Emma und ihr Fohlen Emil. Und da drüben stehen Eduard und Evangeline.«

»Haben alle deine Esel Vornamen, die mit E anfangen?«, warf Tessa ein.

»Haben sie«, bejahte Magdalena. »Das hast du gut beobachtet. Mein Vater hat diese Tradition angefangen, und ich setze sie fort, obwohl mir schon manchmal die Ideen ausgehen. Ihr dürft die Esel gern streicheln, wenn ihr wollt. Das mögen sie. Passt nur auf, dass ihr auf dem Weg zur Koppel net über die Leiter dort im Gras stürzt. Ich muss ein paar Löcher im Dach flicken und bin noch net dazu gekommen.«

»Das Dach?« Dr. Burger klang besorgt. »Warum macht das net der Dachdecker?«

»Ich hab ihn gefragt, aber es ist schwierig, zeitnah einen Handwerker zu bekommen. Alle sind ausgelastet bis ins nächste Jahr. So lange kann ich die Löcher net lassen. Wenn die Herbststürme kommen, muss alles repariert sein, sonst tropft mir der Regen in die Stube.«

Filli hörte nur mit einem halben Ohr zu. Er stapfte hinüber zum Weidezaun, setzte Fluffy im Gras ab und lehnte sich vor, um seine Hände durch den Zaun zu recken. Tatsächlich kam einer der Esel heran und rieb die Nase an seiner streichelnden Hand.

»Das gefällt dir, was?« Er machte weiter, bis der Esel unerwartet den Kopf zurückwarf und ein lautes Iahh-iahh ausstieß. Erschrocken machte Filli einen Satz nach hinten, stolperte und plumpste ins Gras. »Aua!«

»Obacht, Filli!« Seine Schwester beugte sich zu ihm, reckte ihm die Hand hin und half ihm, aufzustehen. »Hast du dich verletzt?«

»Glaub net.« Filli klopfte sich ein paar Halme von der Hose. Dabei wanderte sein Blick den Bach zurück zu der Hütte der alten Kräuterfrau – und mit einem Mal kroch ihm ein eisiger Schrecken die Wirbelsäule hinunter.

Ihm war, als hätte sich hinter einem der Fenster eine Gestalt bewegt!

***

»Na komm, Kleiner.« Sanft strich Magdalena dem jungen Esel über die Flanke.

Irgendwie war es ihm gelungen, von der Weide auszureißen und sich in ein Abenteuer zu stürzen. Emil war noch kein Jahr alt und so übermütig, dass er jeden Pfad ausprobieren musste und obendrein an allem knabberte, das ihm in den Weg geriet. Die Verbissspuren an tiefhängenden Zweigen – zusammen mit einigen deutlich sichtbaren Hufabdrücken auf schlammigen Stellen auf dem Pfad –, hatten ihr verraten, dass er zur Wilden Klamm unterwegs war.

Magdalena war ihm nachgegangen und hatte den kleinen Ausreißer am Ufer des Wildbachs gefunden, wo er seinen Durst stillte. Seine langen Ohren spielten, als sie mit ihm sprach und ihm das Seil um den Hals legte. Dann nahm sie ihn wieder mit nach Hause.

Mit spielerischer Leichtigkeit setzte der kleine Esel Huf um Huf auf dem schmalen Pfad, der aus der Klamm führte. Grauohren kamen auch bei steinigem Gelände gut zurecht. Anders als Menschen, die ...

Plötzlich glitt Magdalenes rechter Fuß unter ihr weg. Sie verlor das Gleichgewicht und wäre wohl gefallen, wenn sie sich nicht blitzschnell an einer Felsnase festgehalten hätte.

»Mei, ein Sturz hätte noch gefehlt.« Sie legte eine Hand auf ihr wild pochendes Herz.

Vor ihnen lagen noch eine Holzbrücke, unter der der Wildbach rauschte, und ein Pfad, der mit einem Gitter ausgelegt war, das Trittsicherheit bieten sollte. Das Metall war an etlichen Stellen eingedrückt und verriet, das ab und zu etwas Schweres von oben darauf niederstürzte. Steinbrocken. Besonders nach starken Regenfällen musste man hier heroben Acht geben.

Magdalena spähte argwöhnisch nach oben, während sie weiterlief, aber alles blieb ruhig.

Die Luft in der Klamm war kühl und feucht. Über dem Rauschen des Wildbachs waren kaum andere Geräusche zu hören. Die Sonne neigte sich allmählich den Bergen im Westen, und so kühlte die Temperatur noch weiter ab.

Emil entdeckte üppige Grasbüschel, die aus den Spalten der Felswand wucherten, und zupfte daran. Magdalena ließ ihm die Zeit und lehnte sich gegen die Felswand.

Sie hatte den Eselhof von ihren Eltern übernommen, züchtete und verkaufte Esel und bot Wanderungen mit Eseln für Urlauber und Ausflügler an. Die genügsamen Tiere waren ideale Reisebegleiter, trittsicher auf schmalen Pfaden und ausgesprochen lieb.

Nebenher fertigte Magdalena Souvenirs rund um ihren Hof: Sie töpferte Kaffeebecher, die sie mit fröhlichen Eselmotiven bemalte, Postkarten und Esel aus Filz, die sie an Urlauber verkaufte. Neben den Grauohren leisteten ihr ein dicker, orangefarbener Kater und eine Schar Hühner auf dem Hof Gesellschaft. Eine Familie hatte sie nicht mehr. Ebenso wenig wie einen Freund.

Es fiel ihr schwer, zu vertrauen.

Anderen – und sich selbst.

Sie war in ihrem Leben schon oft verlassen worden. Ihre Mutter war bei einem Traktorunglück gestorben, als sie zehn war; kurz darauf hatte sie ihre Großeltern verloren und acht Jahre später ihren Vater. Geblieben war ihr der kleine Eselhof am Rand des Dorfes und ihr Wunsch nach einer eigenen Familie. Doch der schien unerfüllbar zu sein, weil sie schlicht nicht wusste, wie sie mit einem Burschen sprechen sollte. Ihre stille Art ließ sie abweisend wirken, das wusste sie. Nur wie sie mehr Mut und Selbstvertrauen finden konnte, das wusste sie nicht. Sie sprach lieber mit ihren Rosen als mit anderen Menschen – oder sie redete ihren Eseln gut zu. Mit ihnen schien alles so viel leichter zu sein ...

»Nun schau mal einer an.« Die dunkle Stimme gehörte einem Mann, der ihr soeben mit zwei Begleitern auf dem Pfad entgegenkam. »Wen haben wir denn da?«

»Titus.« Magdalena sank das Herz. Der gut aussehende Jungbauer war ihr erster Schwarm gewesen – und die Enttäuschung war auf dem Fuße gefolgt. Titus Prankl konnte im einen Moment charmant und aufmerksam sein, im nächsten fand er nichts als verletzende Worte. Bei ihm hatte sie nie gewusst, woran sie war.

Sie war nicht einmal sicher, ob er sich je als ihren Freund betrachtet hatte.

Für sie war er das gewesen – bis zu jenem bitteren Abend vor zwei Jahren ...

Hastig schob sie die trüben Erinnerungen beiseite, die sie zu überrollen drohten wie eine Lawine.

Die Zeit hatte Titus noch attraktiver gemacht. Seine blonden Haare waren von Sonne und Wind gebleicht und lugten vorwitzig unter seiner Kappe hervor. Darunter zeichnete sich sein markantes Gesicht mit den blitzenden blauen Augen ab, die schon so manchem Madel zum Verhängnis geworden waren. Seine Statur war nicht anders als sportlich zu bezeichnen. Er trug ein Hemd, das an den Ärmeln aufgerollt war, und dazu Wanderhosen und feste Bergstiefel.

Seine beiden Begleiter waren nicht viel älter als er und ebenfalls wetterfest angezogen. Offenbar planten sie eine gemeinsame Bergtour. Adam und Veit arbeiteten als Knechte unten in St. Christoph auf dem Hof des Bürgermeisters. Anstelle eines Grußes grinsten sie Magdalena breit an.