Der Bergdoktor 2165 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 2165 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Der Drei-Glocken-Hof in St. Christoph im Zillertal zählt zu den größten und schönsten Anwesen. Hier ist die Familie Mayhöfer seit Generationen daheim. Bauer Franz, seine Frau Veronika und Katja, ihre einzige Tochter und ihr ganzer Stolz.
Nach der Matura hat Katja angefangen, in Wien Jura zu studieren, kehrt aber regelmäßig heim ins Zillertal, wo ihr Schatz, der Nachbarssohn Matthias Haselbeck auf sie wartet. Bald wollen sie heiraten, die Zukunft leuchtet in den schönsten Farben.
Dann aber stellt Dr. Burger fest, dass Katja unter einer behandlungsbedürftigen Hypertonie leidet. Das Madel ist geschockt, nimmt die verordneten Medikamente und hofft, nun auf der sicheren Seite zu sein. Doch Katja hat sich getäuscht.
In einer kalten Winternacht erleidet das Madel einen Schlaganfall. Und plötzlich ist auf dem Drei-Glocken-Hof nichts mehr so, wie es war ...


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Seitenzahl: 123

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Cover

Jeden Tag ein bisschen Zuversicht

Vorschau

Impressum

Jeden Tag ein bisschen Zuversicht

Nach einem Schlaganfall ist ein Teil ihrer Vergangenheit einfach ausgelöscht

Von Andreas Kufsteiner

Der Drei-Glocken-Hof in St. Christoph im Zillertal zählt zu den größten und schönsten Anwesen. Hier ist die Familie Mayhöfer seit Generationen daheim. Bauer Franz, seine Frau Veronika und Katja, ihre einzige Tochter und ihr ganzer Stolz.

Nach der Matura hat Katja angefangen, in Wien Jura zu studieren, kehrt aber regelmäßig heim ins Zillertal, wo ihr Schatz, der Nachbarssohn Matthias Haselbeck, auf sie wartet. Bald wollen sie heiraten, die Zukunft leuchtet in den schönsten Farben.

Dann aber stellt Dr. Burger fest, dass Katja unter einer behandlungsbedürftigen Hypertonie leidet. Das Madel ist geschockt, nimmt die verordneten Medikamente und hofft, nun auf der sicheren Seite zu sein. Doch Katja hat sich getäuscht.

In einer kalten Winternacht erleidet das Madel einen Schlaganfall. Und plötzlich ist auf dem Drei-Glocken-Hof nichts mehr so, wie es war ...

»Schon wieder Neuschnee, das muss nun wirklich nicht sein!«

Zenzi Bachhuber, die altgediente Wirtschafterin im Doktorhaus von St. Christoph, drehte das Radio ab, während sie den frisch aufgebrühten Kaffee in die Kanne füllte.

»Der Wettermann kann doch nix dafür«, meinte Sabine Burger, die Frau des Bergdoktors.

Die hübsche Blondine mit den warmen, rehbraunen Augen war damit beschäftigt, die Pausenbrote für ihre beiden Großen zu schmieren. Tessa, das älteste der Burger-Kinder, ging in die Grundschule, während ihr fünfjähriger Bruder Philipp, Filli gerufen, noch den Kindergarten besuchte.

Die beiden legten großen Wert auf einen aparten Belag, denn sie tauschten in der Pause gern mit ihren Freunden. Sabine bemühte sich, erstrebenswerte Tauschobjekte zu fabrizieren, und vergaß auch den süßen Tee und etwas frisches Obst nicht.

»Freilich kann der nix dazu«, brummte Zenzi und richtete ihren strengen Haarknoten. »Aber schön ist's trotzdem net.«

Sie warf einen missmutigen Blick aus dem Küchenfenster.

Dort, wo sonst ihr Gemüsegarten blühte und fruchtete, gab es nun nichts außer der weißen Pracht zu sehen, die von den Kindern bereits für mehrere Schneemanderln und -weiberln genutzt worden war. Die alten Obstbäume hinter dem Doktorhaus verschwanden ebenso in den Schneemassen wie die Schaukelkombination und der Sandkasten.

Es war nun schwer, sich vorzustellen, wie auf dem grünen Rasen die Kinder spielten, wie die Luft lau war, der Himmel über dem Feldkopf, der höchsten Erhebung von St. Christoph, lichtblau, wie die Vögel zwitscherten, Nester bauten und wie die Rosen ihren süßen Duft rund um das im schlichten Gebirgsstil vor einem halben Jahrhundert errichteten Doktorhaus verströmten.

Zenzi seufzte. »Je älter ich werde, desto mehr macht der Winter mir zu schaffen. Wart nur ab, Sabine. Wenn du mal in mein Alter kommst, dann wirst du verstehen, was ich meine. Die Gelenke schmerzen so sehr, dass der Schlaf am Abend net kommen will, man fröstelt, und jeder Gang nach draußen wird gleich zur Polexpedition. Denk an meine Worte!«

Sabine Burger lächelte. In Jeans und selbst gestricktem Pullover schaute sie sehr jung und ausgesprochen hübsch aus.

Als Zenzi vor langen Jahren ins Doktorhaus gekommen war, um Pankraz Burger und seinen elfjährigen Sohn Martin zu versorgen, nachdem der alte Doktor seine Frau so früh verloren hatte, hätte sie sich nicht denken können, dass sie Jahrzehnte später noch immer hier sein würde. Mitten im Schoße der Familie Burger, mehr ein Teil der Familie als eine Wirtschafterin.

Sie hatte Martin Burger einst die allzu jung verstorbene Mutter ersetzt. Und sie war ebenso stolz wie jene Mutter gewesen, als er in die Fußstapfen des Vaters getreten war und die Landarztpraxis im Anbau neben dem Doktorhaus übernommen hatte.

Zenzi liebte Martin Burger wie einen Sohn, ebenso seine zweite Frau Sabine und die drei Kinder. Christl, seine Jugendliebe, war früh verstorben. Nicht mal ein Jahr Ehe war dem jungen Doktor damals vergönnt gewesen. Das tragische Schicksal des Vaters schien sich bei seinem Sohn zu wiederholen.

Doch dann hatte Martin die Wiener Anästhesistin Sabine Rodenwald kennen- und lieben gelernt, und seither hatte das Glück wieder Einzug gehalten, in sein Leben.

»Ich glaub's dir ja, Zenzi«, versicherte Martins Frau nun begütigend. »Vielleicht solltest du mal eine Woche in den Süden fliegen, in die Sonne. Einen Urlaub hast du doch schon lange nimmer gehabt.«

»Schön wär's«, seufzte Zenzi. »Aber ich kann euch doch hier net einfach im Stich lassen. So, das Frühstück ist fertig. Du kannst zu Tisch rufen, Sabine.«

Die Arztfrau lächelte verständnisvoll. »Ist schon recht ...«

»Was hast du denn? Magst du es mir net verraten?«, forschte die Hauserin, während sie das Tablett ins Esszimmer manövrierte, gefolgt von Sabine, die den Kaffee, die frischen Semmeln sowie allerlei Sorten von feinen Brotbelägen brachte.

»Mei, Zenzi, ich kenn dich halt gut genug, um zu wissen, dass du gar net weg magst.« Sie merkte, dass die Wirtschafterin ihr widersprechen wollte, und fuhr entschieden fort: »Und wir wollen dich auch net missen. Trotzdem sehnen wir uns ja nun alle nach ein bisserl Sonne und Wärme. Der Winter ist in diesem Jahr wirklich streng und scheint mir ebenfalls endlos.«

»Ich kann dir net widersprechen, Sabine«, stellte da Pankraz Burger von der Tür her fest. Der Senior im Doktorhaus war längst Pensionär, hielt sich aber mit dem Studium medizinischer Fachliteratur auf dem Laufenden und stand seinem Sohn noch immer gerne bei kniffligen Fällen zur Seite. Auch an diesem Morgen steckte ein Fachblatt unter seinem Arm, während er die Post durchschaute und dabei von Familiendackel Poldi begleitet wurde. »Wenn nur mal wieder die Sonne scheinen würde«, sinnierte er und reichte Sabine einen Stapel Briefe. »Aber allerweil der graue Himmel, mei, der drückt schon aufs Gemüt.«

»So ist es«, stimmte Martins Frau ihm zu und verließ noch einmal die Stube, um das jüngste Mitglied der Familie Burger zu holen.

Die kleine Laura war zwei Jahre alt und der Sonnenschein ihrer Eltern.

***

Martin Burger, der Bergdoktor von St. Christoph, hielt sich bereits in der Praxis auf, obwohl die Sprechstunde erst in einer Stunde begann.

Der hochgewachsene, sportliche Landarzt mit dem dunklen Haar saß über seinen Laptop gebeugt am Schreibtisch. Seine warmen braunen Augen waren konzentriert auf den Bildschirm gerichtet.

Er beschäftigte sich dieser Tage mit neuen Therapieansätzen in der Behandlung von Knochenbrüchen und stand dabei in regem Kontakt zu Kollegen aus aller Welt.

Das Internet bot hier viele Möglichkeiten. Im Chat mit Ärzten von verschiedenen Kontinenten hatte er sich bereits Anregungen geholt und sein eigenes Wissen geteilt.

Als Dr. Burger gerade eine Frage eines Kollegen aus Italien beantwortete, wurde die Verbindungstür zwischen dem Doktorhaus und der Praxis geöffnet, und Sabine erschien mit Laura auf dem Arm.

Martin lächelte, bat seine Frau noch um einen Moment Geduld und beendete dann den Chat, bevor er sich seinen beiden Liebsten zuwandte.

»Laura-Mauserl« bekam einen Kuss, Sabine ebenso und Martin fragte grinsend: »Ich soll wohl zum Frühstück kommen? Hat die Zenzi schon geschimpft?«

Sabine schmunzelte, als ihr Mann ihr die Kleine abnahm, und ließ ihn wissen: »Alles gut. Das Frühstück steht zwar auf dem Tisch, und alle warten, aber wir wissen ja auch, dass du hier Wichtiges zu tun hast.«

»Weiterbildung heißt das Zauberwort«, meinte der Bergdoktor und drückte sein kleines Madel leicht an sich. Laura krähte fröhlich. »Als ich die Praxis vom Vater übernommen hab, da kam ich mir meistens wie ein Einzelkämpfer vor, der erst mal seine Erfahrungen machen musste, um die richtigen Behandlungsmethoden zu finden. Und jetzt kann ich mich schon mit Kollegen auf der ganzen Welt austauschen, das ist schon der Wahnsinn.«

»Ahnsinn!«, krähte Laura.

»Laura-Mauserl hat's erfasst«, scherzte Sabine und öffnete die Tür zum Esszimmer.

»Ah, da bist du ja, Martin!«, rief Pankraz sogleich. »Ich hab hier einen wirklich fundierten Artikel zum Thema Nierenschäden. Den musst du unbedingt lesen!«

»Papa, baust du heut Nachmittag einen Schneemann mit uns?«, wollte Filli wissen. »Unsere beiden brauchen Gesellschaft!«

»Red halt net so einen Schmarrn daher«, rügte Tessa ihren Bruder großmütig. »Es ist doch nur Schnee, egal, in welche Form man ihn presst. Ein Schneemann braucht keine Gesellschaft.«

»Woher willst denn du das wissen?«, erwiderte Filli ärgerlich.

»Weil es offensichtlich ist.« Tessa lächelte abfällig. »Aber net für einen kleinen Deppen wie dich ...«

»Deppen? Ich geb dir gleich Deppen, du ...«

»Schluss jetzt!«, mahnte Martin Burger und setzte sich an den Frühstückstisch. »Könnt ihr net einmal ein bisserl friedlich sein? Ich würd jetzt gerne in aller Ruhe frühstücken. Und ich wette, der Opa auch.«

Pankraz nickte kauend. »Klingt gut für mich.«

Nachdem Sabine die kleine Laura in ihren Hochstuhl gesetzt hatte, fütterte sie ihre Jüngste nun und regte an: »Den neuen Schneemann können wir alle zusammen bauen, wenn euer Vater nach der Sprechstunde noch Zeit hat und es dann noch hell ist. Aber jetzt solltet ihr euch sputen. Es wird Zeit. Die Brotzeit liegt in der Kuchel auf dem Tisch.«

»Au prima! Ich bin schon gespannt, was drauf ist«, rief Filli freudig, sprang auf und sauste aus dem Zimmer, während seine Schwester ihm hoheitsvoll folgte.

Bevor sie die Stube verließ, sagte sie noch zu ihrer Mutter: »Das Brot gestern mit den Schokostückchen war ganz wunderbar!«

Sie lächelte Sabine zu und schloss dann die Tür hinter sich.

»Kinder«, seufzte Pankraz.

Wie aufs Stichwort mischte Laura sich nun mit durchdringendem Weinen ein, was stets ein Zeichen für Sabine war, die Windel ihres kleinen Lieblings zu wechseln.

»Hast du heut was Spannendes in der Sprechstunde?«, erkundigte sich Pankraz bei seinem Sohn, als sie unter sich waren.

»Nix Besonderes. Der Mayhöfer-Franz kommt zur Kontrolle.«

»Auweh«, machte der alte Doktor mitfühlend. »Da wirst du wieder mit Menschen- und Engelszungen reden dürfen und doch nix erreichen, net wahr?«

Martin seufzte. »Ich fürcht, du hast recht, Vater.«

Franziskus Mayhöfer war der Bauer des Drei-Glocken-Hofes in St. Christoph im Zillertal. Seit sieben Generationen lebte und arbeitete die Familie nun auf dem großzügig bemessenen Stück Land am Rande des Bergdorfes.

Sie besaßen neben Milchvieh auch weite Felder für den Futter- und Getreideanbau, Waldflächen, eine Sägemühle sowie Weideflächen an der Westseite der Beerenhalde, auf denen im Sommer Schafe grasten.

»Der Bauer nimmt seine Hypertonie net ernst, er hält's für einen gottgegebenen Zustand, der in der Familie schon immer da gewesen ist«, seufzte Martin Burger nach kurzem Schweigen und trank einen Schluck Kaffee. »Sein Großvater und auch sein Vater sind am Schlag gestorben. Vermutlich glaubt der Franz, dieses Schicksal wäre auch ihm zugedacht, und rührt deshalb keinen Finger, um daran etwas zu ändern.«

»Nimmt er wenigstens seine Medikamente?«

»Net regelmäßig. Ich seh's ja an seinen Werten. Es ist schon ein rechtes Wunder, dass er überhaupt zur Kontrolluntersuchung erscheint.« Martin Burger seufzte. »Apropos: Ich muss so langsam rüber in die Praxis, die Sprechstunde beginnt gleich.«

Sein Vater lächelte mitfühlend. »Gutes Gelingen, Bub ...«

***

Franziskus Mayhöfer, von allen nur Franz genannt, war ein gestandenes Mannsbild in den besten Jahren. Groß und ein wenig massig, mit dichtem, ergrautem Haar und einem keck gezwirbelten Schnauzbart entsprach er ganz dem Bild des Drei-Glocken-Hof-Bauern, wie man ihn in der Ahnengalerie im Stiegenhaus des Erbhofes bewundern konnte.

Als er an diesem Morgen das Doktorhaus betrat und Martin Burgers tüchtige Sprechstundenhilfe Bärbel Tannauer begrüßte, war er wie meist bester Dinge.

»Grüß dich, Madel, der Doktor möcht sich mein Pumperl anschauen, ob's noch seine Arbeit tut.« Er lachte dröhnend. »Ist er frei? Kann ich gleich reingehen?«

»Momenterl.« Die blonde Bärbel lächelte geschäftsmäßig.

Sie war den Umgang mit jeder Art von Patienten gewöhnt, den ruhigen Schüchternen ebenso wie den Selbstbewussten, die meinten, alles habe sich nach ihnen zu richten, sobald sie die Praxis betraten.

»Was soll das heißen?«, wunderte der Großbauer sich. »Ist dein Chef vielleicht noch gar net da? Bin ich am End zu früh dran?«

Noch ehe Bärbel ihm antworten konnte, wurde die Tür zum Sprechzimmer geöffnet, und Dr. Burger erschien in Begleitung von Hochwürden Roseder. Die beiden unterhielten sich noch kurz.

Dann verließ der Dorfgeistliche die Praxis, während Martin Burger dem Drei-Glocken-Hof-Bauern die Hand schüttelte und ihn ins Sprechzimmer bat.

»Was hat er denn, der Hochwürden?«, fragte der Franz ein wenig neugierig. »Es wird doch nix Ernstes sein.«

»Du weißt, dass ich dir darauf net antworten darf, Bauer. Also komm, kümmern wir uns lieber um dein Leiden.«

Franz Mayhöfer lachte. »Wenn ich eins hätt, Herr Doktor, gerne. Aber ich fühl mich recht wohl und gut beisammen.«

»Heißt das, du nimmst deine Medikamente?«

»Ja, mei ... Wenn ich dran denk, schon. Aber es ist eben jeden Tag so viel zu tun auf dem Drei-Glocken-Hof. Und am Wochenende kriegen wir Besuch.« Er lächelte zufrieden. »Unsere Katja kommt aus Wien. Himmel, das Madel macht uns fei nur Freud.«

Katja Mayhöfer war die einzige Tochter des Bauern und seiner Frau Veronika und ihr ganzer Stolz. Nach der Matura, die sie als Jahrgangsbeste abgelegt hatte, war sie nach Wien gezogen, um dort an der Universität Jura zu studieren.

»Mit der Einser-Matura hätt das Madel Ärztin werden können«, sinnierte der Großbauer nun. »Ich hätt nix dagegen gehabt. Aber die Katja hat ja ihren eigenen Schädel. Die wusste schon immer, was sie wollte. Daran hat auch der Matthias nix ändern können ...«

»Planen die beiden denn schon ihre gemeinsame Zukunft?«

»Freilich. Ginge es nach dem Burschen, dann wären sie schon längst verheiratet. Aber die Katja will halt zuerst ihr Studium beenden ...« Franz Mayhöfer blinzelte vertraulich. »Was sie mit einem Abschluss in Jura als Drei-Glocken-Hof-Bäuerin anfangen will, das weiß allerdings nur sie allein ...«

»Es ist immer sinnvoll, eine abgeschlossene Berufsausbildung zu haben.«

»Mag sein. Wir lassen dem Madel seine Freiheit. Sie soll sich ihr Leben so einrichten, wie es ihr gefällt. Schließlich wollen wir ja, dass unsere Katja glücklich wird, net wahr?«

»Das ist lobenswert.« Dr. Burger warf einen wenig erfreuten Blick auf die Werte, die sein Messgerät anzeigte. »Im Gegensatz zu deinem Blutdruck, Bauer. Er ist viel zu hoch. Ich muss annehmen, dass du die Medikamente, die ich dir verschrieben hab, wieder einmal net nach Vorschrift eingenommen hast ...«

»Ja, mei, das hab ich doch schon gesagt. Wenn ich dran denk, nehm ich die Pillen.«

»Ist das alles? Ich kann einfach net verstehen, wieso ein vernünftiger Mensch wie du in dem Punkt dermaßen unvernünftig sein kann. Schließlich ist die Hypertonie, unter der du leidest, erblich bedingt. Sie muss behandelt werden.«

»Ach, Herr Doktor, machen wir uns doch nix vor. Sterben müssen wir schließlich alle mal. Und wenn man schon weiß, welches Schicksal einem zugedacht ist, dann sollte man sich wohl am besten damit abfinden.«

»Wenn all meine Patienten eine solche Einstellung hätten, könnte ich meine Praxis zumachen«, seufzte Martin Burger.

»Aber wozu soll ich denn dagegen ankämpfen? Ich seh fei einfach keinen Sinn darin, Herr Doktor.«

Martin Burger reichte dem Großbauern ein Rezept und bat ihn: »Versuch wenigstens, die Tabletten regelmäßig einzunehmen. Wir sehen uns dann in vier Wochen wieder. Und grüß mir die Katja schön.«

»Das mach ich, Herr Doktor. Bis bald!«

***

Nachdem der Drei-Glocken-Hof-Bauer gegangen war, brachte Bärbel ihrem Chef ein frisches Haferl Kaffee und meinte mitfühlend: »Der Mayhöfer ist schon eine rechte Zumutung, net wahr, Chef? Nur gut, dass wir net mehr von seiner Sorte haben ...«