Der Bergdoktor 2168 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 2168 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Um Himmels willen! Dort liegt ja ein Madel mitten auf der Straße! Der Bergdoktor ahnt nichts Gutes, als er auf dem Heimweg von einem Hausbesuch eine blasse Gestalt auf der Fahrbahn entdeckt. Auf den ersten Blick kann er keine Verletzungen bei ihr ausmachen, aber ein Blick in ihr verzweifeltes Gesicht verrät ihm, dass ihr etwas Schlimmes widerfahren sein muss.
Behutsam hebt er sie auf und bringt sie ins Doktorhaus. Hier hört er wenig später eine Geschichte, die ihm schier das Herz zerreißt ...


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Seitenzahl: 127

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Cover

Dr. Burger und der Hochzeitsschwindel

Vorschau

Impressum

Dr. Burger und der Hochzeitsschwindel

Zwei Herzen werden von der Liebe überrascht

Von Andreas Kufsteiner

Um Himmels willen! Dort liegt ja ein Madel mitten auf der Straße! Der Bergdoktor ahnt nichts Gutes, als er auf dem Heimweg von einem Hausbesuch eine blasse Gestalt auf der Fahrbahn entdeckt. Auf den ersten Blick kann er keine Verletzungen bei ihr ausmachen, aber ein Blick in ihr verzweifeltes Gesicht verrät ihm, dass ihr etwas Schlimmes widerfahren sein muss.

Behutsam hebt er sie auf und bringt sie ins Doktorhaus. Hier hört er wenig später eine Geschichte, die ihm schier das Herz zerreißt ...

Es war eine Nacht zum Fürchten.

Schon vor Stunden hatte der Wetterdienst vor einem orkanartigen Sturm gewarnt, der von Nordosten heranfegte und das Zillertal gegen Abend erreichen würde. Und der war gekommen! Seit Anbruch der Dunkelheit fauchte der Sturm durch das Tal, entwurzelte Bäume und fegte ganze Heustadel um. Der Kiefernwald neigte sich ächzend unter der Urgewalt.

Im Radio wurde davor gewarnt, das Haus zu verlassen.

Bei diesem Wetter sollte tatsächlich niemand mehr unterwegs sein, sann Dr. Martin Burger, während er seinen Geländewagen die steile Serpentinenstraße hinunterlenkte. Das Unwetter rüttelte spürbar an seinem Fahrzeug. Er musste das Lenkrad fest umklammert halten, um die Spur zu halten.

Seine Sprechstunde war seit gut zwei Stunden vorüber. Wäre der Abend nach Plan verlaufen, würde er jetzt daheimsitzen und in der medizinische Fachzeitschrift lesen, die an diesem Tag mit der Post gekommen war. Ein Artikel über den Einfluss von Zahnerkrankungen auf den gesamten Organismus interessierte ihn besonders.

Doch zum Ende seiner Sprechstunde war ein Notruf hereingekommen: Auf dem Haller-Hof war ein Baum auf das Scheunendach geschlagen und hatte es zum Einsturz gebracht. Der Bauer war unter den schweren Balken eingeklemmt worden. Martin Burger war sogleich aufgebrochen, um dem Bauern zu helfen.

Die Bergung des Verletzten hatte sich kompliziert gestaltet. Die Kameraden der Feuerwehr mussten mit schwerem Gerät anrücken, um Josef Haller zu befreien. Sein rechtes Bein war von einem Balken zertrümmert worden. Außerdem hatte ein vorstehender Nagel die Arterie verletzt. Als er geborgen wurde, war das Blut schwallartig aus dem verletzten Bein geschossen. Dr. Burger hatte alles getan, um die Blutung zu stillen und den Kreislauf seines Patienten zu stabilisieren.

Nun war der Bauer auf dem Weg in die Klinik.

Hoffentlich kommt der Rettungswagen bei diesem Wetter nach Schwaz durch, sorgte sich Martin Burger. Wenn Josef zeitnah operiert wird, stehen die Chancen gut, dass die Chirurgen sein Bein retten können.

Etwas Dunkles huschte vor ihm über die Straße. Ein Reh! Es querte die Fahrbahn mit langen Sätzen und verschwand so schnell im Unterholz, wie es aufgetaucht war.

Ihm ist das Wetter wohl auch nicht geheuer ... Er hatte den Gedanken kaum zu Ende gebracht, als vor ihm krachend die Spitze einer Kiefer brach und auf die Fahrbahn stürzte. Gedankenschnell steuerte Martin Burger sein Auto um das Hindernis herum. Ganz konnte er jedoch nicht mehr ausweichen. Zwei Räder rollten knirschend über das Holz. Er wurde unsanft zur Seite geschleudert, behielt das Lenkrad jedoch fest im Griff und hatte das Hindernis wenig später passiert.

Hörbar sog er den Atem ein.

Das war knapp gewesen.

Es war gefährlich hier draußen. Er würde froh sein, wenn er daheim war und sich am Kamin aufwärmen konnte.

Vor ihm lag noch ungefähr eine Viertelstunde Fahrt. Das Doktorhaus stand am Rand von St. Christoph, einem kleinen Dorf im Herzen des Zillertals. Während seine Arztpraxis im Anbau untergebracht war, bewohnte er das rustikale Alpenhaus mit seiner Familie. Die Kinder würden sicherlich schon schlafen, wenn er heimkam. Es sei denn, das Unwetter hielt sie davon ab.

Unvermittelt zeichnete sich vor ihm etwas Helles in der Dunkelheit ab ... Es waren die Umrisse eines Menschen!

»Grundgütiger!« Jäh trat Martin Burger die Bremse durch. Kaum, dass sein Auto stand, sprang er aus dem Fahrzeug. Die Scheinwerfer ließ er eingeschaltet, um in der Dunkelheit etwas erkennen zu können. Mit langen Schritten stürmte er los.

Eine junge Frau war es. Sie saß in sich zusammengesunken auf einem Stein und war alarmierend blass. Sie war noch jung, nicht älter als vierundzwanzig. Ihre Haare waren dunkelblond und hingen wirr und vom Sturm zerzaust um ihr Gesicht. Sie trug Jeans und eine blaue Windjacke. Auf den ersten Blick konnte er keine Verletzungen ausmachen.

»Hallo.« Er musste die Stimme heben, um über das Fauchen des Sturms gehört zu werden. »Können Sie mich hören?«

Ihre Lider flatterten. Dann blinzelte sie zu ihm auf.

»Herr Doktor?« Ihre Frage verriet, dass sie ihn erkannt haben musste. Ihm selbst kam ihr schmales Gesicht mit den grünen Augen zwar bekannt vor, aber im Moment wollte ihm nicht einfallen, woher er sie kannte.

»Was ist geschehen?«, fragte er. »Hattest du einen Unfall?«

»N-nein. Ich bin heute erst mit dem Zug in Mayrhofen angekommen. Den letzten Bus zum Dorf habe ich verpasst, also bin ich zu Fuß weitergelaufen, aber die Strecke nahm und nahm kein Ende, und ich war so erschöpft. Irgendwann konnte ich nimmer weiter.« Sie zitterte sichtlich. Ihre Augen waren gerötet und geschwollen, als hätte sie lange geweint.

Er fühlte nach ihrem Puls. Ihr Herz schlug unregelmäßig und deutlich zu schnell.

»Wann haben Sie das letzte Mal etwas gegessen?«

»Ich ... weiß es net genau. Gestern Nachmittag war das wohl.«

»Wie ist Ihr Name? Oder darf ich du sagen?«

»Marisa, Herr Doktor. Marisa Prankl. Ja, Sie können mich gerne duzen. Ich weiß net, ob Sie sich an mich erinnern.« Der Anflug eines Lächelns huschte über ihr Gesicht. »In den Ferien war ich mit meinen Eltern hier.«

»Also stammst du net aus dem Zillertal?«

»Nein, ich komme aus Salzburg.«

»Kannst du mir sagen, welchen Tag wir haben?«

»Dienstag.«

»Ausgezeichnet.« Sie war wach und orientiert. Das war gut. Allerdings hatte sie offenbar einen Schwächeanfall erlitten. Und sie musste unbedingt aus dem Sturm heraus. »Kannst du aufstehen, wenn ich dir helfe?«

»Ich glaube schon.«

Er reichte ihr seinen Arm und half ihr, zu seinem Auto zu gehen. Sie hatte eine Reisetasche bei sich, die er für sie auf dem Rücksitz verstaute. Dann setzte er sich hinter das Lenkrad und wartete, bis sich Marisa angeschnallt hatte.

»Wirst du irgendwo erwartet?«

»Nein. Niemand wartet auf mich.« Ein ganzer Ozean aus Trauer schwang in diesen wenigen Worten mit.

»Dann werde ich dich mit ins Doktorhaus nehmen. Dort kannst du dich aufwärmen und bist sicher vor dem Sturm. Und ich würde dich auch gern untersuchen und sichergehen, dass mit dir alles in Ordnung ist. Einverstanden?«

Marisa nickte. »Einverstanden.«

Martin Burger ließ den Motor an und setzte die Fahrt zurück zum Dorf fort. Wenig später tauchten die ersten Lichter vor ihnen, auf und sie passierten die ersten Bauernhöfe.

»Hier scheint sich nichts verändert zu haben«, sagte sie versonnen. »Es ist, als wäre die Zeit stehen geblieben.«

»Wann warst du das letzte Mal hier?«

»Vor sieben Jahren. Kurz vor meiner Matura. Meine Eltern und ich haben im Berghotel gewohnt. Wir sind jeden Tag wandern gegangen. Meine schönsten Erinnerungen verbinde ich mit dem Zillertal. Vielleicht bin ich deshalb hergekommen. Ich habe gehofft, etwas von der Geborgenheit von damals zu finden.«

»Deine Eltern sind also net mitgekommen?«

»Sie sind gestorben. Bei einem Autounfall. Vor fünf Jahren.«

»Mei, das tut mir sehr leid.«

»Seitdem war ich immer alleine. Bis ich Marcel kennenlernte. Ich hatte mir so gewünscht, wir könnten uns eine Familie aufbauen, aber er ...« Ein ersticktes Schluchzen unterbrach sie.

Martin Burger ahnte nichts Gutes. Er drängte sie nicht, sich ihm zu öffnen, schwieg nur und gab ihr Gelegenheit, selbst zu entscheiden, ob sie sich ihm anvertrauen wollte.

Und das tat sie.

»Marcel war der Mann, mit dem ich mir eine eigene Familie vorstellen konnte.« Sie schaute auf ihre gefalteten Hände nieder. »Aber dann wurde ich schwanger. Als ich es ihm erzählte, wurde er mit einem Mal ganz still. Ich werde nie vergessen, wie entsetzt er dreingeschaut hat.«

»Vielleicht war er nur überrascht? So eine große Veränderung braucht manchmal Zeit, bis sie im Kopf ankommt.«

»Nein, er hat mir gesagt, dass er kein Kind will. Seine Karriere ist ihm wichtiger. Von der will er sich net ablenken kann. Ablenken ...« Sie stöhnte leise. »Mehr bin ich net für ihn. Eine Ablenkung.«

»Das ist freilich hart. Wie lange weißt du von dem Baby?«

»Seit einer Woche. Ich habe zwei Tests gemacht. Beide waren positiv.« Marisa senkte den Kopf. »Marcel und ich haben uns eine Wohnung geteilt, aber seitdem ich schwanger bin, war es nimmer auszuhalten mit ihm. Alleweil hat er geschimpft. Die Atmosphäre war so aufgeladen ... schlimm. Heute Mittag habe ich ein paar Sachen gepackt und bin weg.«

»Ich verstehe. Für heute Nacht kannst du im Doktorhaus bleiben. Und morgen früh überlegen wir uns, wo du unterkommen kannst. Im Berghotel sind derzeit viele Urlauber untergebracht, aber ausgebucht ist es net, soweit ich weiß.«

»Das wäre schön.« Sie legte eine Hand auf ihren Bauch.

Martin Burger bog in die Kirchgasse ein und parkte sein Auto in der Einfahrt zum Doktorhaus. Die Fenster im Erdgeschoss waren hell erleuchtet und warfen warmes Licht heraus in den Garten. Als er die Wagentür öffnete, wurde sie ihm beinahe vom Sturm aus der Hand gerissen. Er knirschte leise mit den Zähnen und umrundete sein Auto, um Marisa beim Aussteigen zu helfen und ihr die Reisetasche abzunehmen. Sie klammerte sich an seinen Arm wie an einen Anker. Ihr war ganz offensichtlich schwindlig. Das bereitete ihm Sorgen, deshalb steuerte er mit ihr seine Praxis an.

Er begleitete sie hinein, schaltete die Lichter an und half Marisa, auf der Untersuchungsliege Platz zu nehmen.

»Ich werde dich rasch untersuchen, damit wir sichergehen, dass dir und deinem Baby nichts fehlt. Einverstanden?«

Marisa nickte und blieb ruhig sitzen, während er ihren Blutdruck maß und ihr Herz und ihre Lunge abhörte. Ihr Blutdruck war deutlich zu niedrig, deshalb legte er ihr eine Infusion mit einer Kochsalzlösung. Er brachte ihr eine warme Decke, in die sie sich hüllen konnte.

Schließlich bat er sie, sich auf der Liege auszustrecken.

»Dann wollen wir einmal sehen, wie es deinem Baby geht.« Er wärmte das Gleitgel in seinen Händen an, bevor er es auf ihrem Bauch verrieb und den Kopf des Ultraschallgeräts aufsetzte. Dann drehte er den Kopf zu der Anzeige, stutzte und bewegte den Schallkopf ein wenig, weil er nicht glauben wollte, was er da sah. Doch es war kein Zweifel möglich. Erschüttert betrachtete er die Anzeige auf dem Ultraschallmonitor.

Marisa war seinem Blick gefolgt.

»Was ist denn los, Herr Doktor?«, fragte sie und fasste sich an den Hals. »Was sehen Sie da?«

Er schluckte, weil ihm die Worte nicht über die Lippen wollten, aber es half nichts, sie musste die Wahrheit erfahren.

»Das ist kein Baby, Marisa. Das ist ein Tumor!«

***

»Was sagen Sie da? Ein Tumor?« Marisa war sich nicht sicher, ob sie den Bergdoktor richtig verstanden hatte. »Nein, das ... das kann net sein. Ich gehe immer zur Vorsorge. Wirklich. Meine letzte Untersuchung ist keine sechs Monate her, und damals war alles in Ordnung. Außerdem habe ich zwei Schwangerschaftstests gemacht und beide waren positiv.«

»Diese Tests reagieren auf das hCG-Hormon, das während der Schwangerschaft von einem Teil der Plazenta gebildet wird. Es gibt allerdings auch Tumore, die im Körper das hCG-Molekül produzieren können. Damit bewirken sie ein falsches Testergebnis.«

»Sind ... sind Sie sicher, dass es net ...« Ihr Verstand weigerte sich zunächst, die Neuigkeit zu verarbeiten. Ihr Kopf war mit einem Schlag wie leergefegt, dann jedoch brach eine Welle aus Verzweiflung über sie herein. Heiße Tränen schossen Marisa in die Augen, als ihr aufging, was die Worte des Bergdoktors bedeuteten. »Ich bin also überhaupt net schwanger?«

»Nein.« Er sah sie voller Wärme und Mitgefühl an. »Es tut mir wirklich leid, Marisa. Ich wünschte, ich hätte bessere Nachrichten für dich.«

»Aber ... ein Tumor? Heißt das, ich habe Krebs?«

»Das lässt sich jetzt leider noch net sagen. Es ist eine Geschwulst, soviel kann man auf dem Ultraschall sehen, aber ob sie gut- oder bösartig ist, können wir nur über eine Biopsie herausfinden.«

»Eine Biopsie?« Ihre Augen weiteten sich entsetzt. »Heißt das, ich muss ins Krankenhaus?«

»Ja, allerdings kann diese Untersuchung in der Regel ambulant durchgeführt werden. Du musst also net stationär aufgenommen werden. Einige Stunden Zeit solltest du allerdings einplanen, weil dafür eine Kurznarkose notwendig ist.«

Narkose. Marisa wurde es ganz elend zumute. Sie war überhaupt nicht schwanger. Ihr Streit mit Marcel ... die harten Worte, die er für die Belastung durch ein Baby gefunden hatte, wären überhaupt nicht notwendig gewesen. Was hätte er wohl gesagt, wenn er stattdessen von dem Tumor gehört hätte? Hätte er ihr ein ganz anderes Gesicht von sich gezeigt? Das liebevolle, das sie kannte? Oder wäre sie mit ihrer Erkrankung für ihn auch nur noch eine Belastung gewesen?

In ihrer Kehle bildete sich ein Knoten.

Marisa schluckte, aber der kalte Klumpen ließ sich nicht vertreiben. Nein, sie war anscheinend niemals schwanger gewesen. Trotzdem fühlte es sich an, als hätte sie ihr Baby soeben verloren.

Ein Tumor ... Eine kalte Hand schien bei diesem Gedanken nach ihrem Herzen zu greifen. Sie legte eine Hand auf ihren Bauch ... und zog sie gleich wieder weg. Tränen liefen ihr über die Wangen.

»... ich werde dich für die Untersuchung im Krankenhaus Schwaz anmelden«, drang die Stimme des Bergdoktors zu ihr durch. Was er noch gesagt hatte, war an ihr vorbeigerauscht. In ihren Ohren dröhnte es, und das Herz tat ihr bitter weh.

Sie wischte sich über die Augen, aber es kamen immer neue Tränen.

»Ich weiß, ich sollte net weinen«, wisperte sie. »Ich war ja gar net schwanger.«

»Aber du dachtest es.« Dr. Burger lehnte sich vor und sah sie voller Wärme an. »Es wird Zeit brauchen. Nimm sie dir, Marisa. Wenn du reden möchtest, dann bin ich für dich da.«

Marisa nickte kaum merklich. Sprechen konnte sie nicht, weil ihr die Brust zu eng wurde.

Dr. Burger ließ die Infusion an ihrem Arm durchlaufen. Anschließend maß er noch einmal ihren Blutdruck. Diesmal schien er mit den Werten zufrieden zu sein, denn er schlug vor, sie mit hinüber ins Haus zu nehmen und ihr die Gästekammer zu zeigen.

Marisa folgte ihm auf watteweichen Beinen aus dem Anbau ins Wohnhaus. Der Bergdoktor brachte sie zu einem Zimmer in der ersten Etage. Der Raum war klein, aber behaglich eingerichtet. Neben einem frisch bezogenen Bett fand sich eine Leseecke mit Sessel, Hocker und Stehlampe. Auch ein Badezimmer gehörte dazu.

»Hier kannst du dich erst einmal einrichten. Möchtest du eine Tablette, um schlafen zu können?«

Marisa zögerte, dann schüttelte sie den Kopf. Eine Flucht in den Schlaf würde das Unvermeidliche nur hinauszögern. Sie musste dadurch, das wusste sie, und sie wollte sich nicht betäuben, um es aufzuschieben.

»Wie du willst. Sag mir Bescheid, wenn ich etwas für dich tun kann, ja?«

»Das mache ich. Haben Sie vielen Dank, Herr Doktor.«

»Ich werde meine Wirtschafterin bitten, dir etwas Heißes zu trinken zu bringen.« Er nickte Marisa zu. »Du findest mich unten im Wohnzimmer. Komm gern, wenn du reden möchtest oder etwas brauchst.«

»Danke.« Sie wartete, bis er das Zimmer verlassen hatte, dann sank sie auf die Bettkante nieder und versuchte, die Neuigkeiten zu verarbeiten, die soeben auf sie eingestürzt waren. Ein Tumor wuchs in ihrem Bauch. Kein Baby.

Wieder flossen die Tränen.