Der Bergdoktor 2172 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 2172 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Ein romantisches Picknick in den Bergen sollte es werden. Schon lange haben sich Bärbel Tannauer und ihr Verlobter darauf gefreut. Unterwegs geraten sie jedoch in dichten Nebel und versteigen sich. Und so geschieht das Unerwartete: Sie verlieren sich aus den Augen und werden getrennt.
Wenig später geht ein Notruf im Doktorhaus ein. Felix Lesacher fleht um Hilfe: Bärbel ist im unwegsamen Gelände abgestürzt!
Der Bergdoktor und die Kameraden der Bergrettung machen sich sogleich auf den Weg. Sie müssen all ihre Erfahrung daransetzen, um die junge Arzthelferin zu finden und zu bergen. Bärbel ist schwer verletzt. Wegen des Nebels müssen sie einige Stunden am Berg ausharren, bis der Rettungshubschrauber kommen und sie ins Krankenhaus ausfliegen kann.
In der Klinik wird Bärbel operiert. Die Ärzte sind vorsichtig zuversichtlich, aber es wird Monate dauern, bis sie wieder völlig hergestellt ist. Vorerst ist an ihre Arbeit nicht zu denken. Eine Weile springt Pankraz Burger ein, aber ein Dauerzustand ist das nicht. Sie brauchen eine Vertretung für Bärbel in der Praxis. So kommt Vreni ins Doktorhaus - und mit ihr ein Geheimnis!


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Seitenzahl: 129

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Cover

Wer ist der andere, Vreni?

Vorschau

Impressum

Wer ist der andere, Vreni?

Warum Marcel bezweifelt, der Vater ihres Babys zu sein

Von Andreas Kufsteiner

Ein romantisches Picknick in den Bergen sollte es werden. Schon lange haben sich Bärbel Tannauer und ihr Verlobter darauf gefreut. Unterwegs geraten sie jedoch in dichten Nebel und versteigen sich. Und so geschieht das Unerwartete: Sie verlieren sich aus den Augen und werden getrennt.

Wenig später geht ein Notruf im Doktorhaus ein. Felix Lesacher fleht um Hilfe: Bärbel ist im unwegsamen Gelände abgestürzt!

Der Bergdoktor und die Kameraden der Bergrettung machen sich sogleich auf den Weg. Sie müssen all ihre Erfahrung daransetzen, um die junge Arzthelferin zu finden und zu bergen. Bärbel ist schwer verletzt. Wegen des Nebels müssen sie einige Stunden am Berg ausharren, bis der Rettungshubschrauber kommen und sie ins Krankenhaus ausfliegen kann.

In der Klinik wird Bärbel operiert. Die Ärzte sind vorsichtig zuversichtlich, aber es wird Monate dauern, bis sie wieder völlig hergestellt ist. Vorerst ist an ihre Arbeit nicht zu denken. Eine Weile springt Pankraz Burger ein, aber ein Dauerzustand ist das nicht. Sie brauchen eine Vertretung für Bärbel in der Praxis. So kommt Vreni ins Doktorhaus – und mit ihr ein Geheimnis!

»Wo siehst du uns in zehn Jahren?«

Das erste Mal, als Vreni diese Frage gestellt hatte, war an ihrem neunzehnten Geburtstag gewesen. Sie war bis über beide Ohren verliebt in ihren Freund. Marcel war lang aufgeschossen und so hager, dass sie die Knochen unter seinem Hemd spüren konnte, wenn sie ihn berührte. Seine braunen Augen lagen unter dunklen Brauen und blickten ernst und auch ein wenig prüfend drein, als würde er von der Welt nicht allzu viel Gutes erwarten. Doch wenn er Vreni ansah, dann schimmerten sie voller Wärme und erlaubten es ihr, einen Blick in sein Inneres zu erhaschen. Er war gut und aufrichtig – und er ließ keinen Zweifel daran, wie wichtig sie ihm war.

Wenn er bei ihr war, gehörte ihr all seine Aufmerksamkeit. Marcel schaute nicht permanent auf sein Smartphone, in der Sorge, etwas zu verpassen, das irgendwo anders passierte. Er besaß überhaupt kein Smartphone, nur ein altmodisches Klapphandy, das für Notfälle in den Tiefen seines Rucksacks schlummerte. Er brachte Vreni Bücher mit, die er selbst mochte, damit sie sie las und sie hinterher über das Gelesene sprechen konnten.

Sie kannten sich erst seit Kurzem, aber es fühlte sich an wie ein ganzes Leben. Vreni liebte ihn. Und sie liebte es, wie sie sich fühlte, wenn sie zusammen waren: stärker, als könnten sie gemeinsam alles meistern.

»In zehn Jahren? Du lieber Himmel! Das ist noch eine Ewigkeit weit weg.« Marcel gab ein dunkles Lachen von sich. »Ich weiß gerade mal, wo ich in zehn Minuten sein werde: hier bei dir.«

»Ich meine es ernst«, sagte sie.

»Ich auch.« Damit ließ er sich rücklings in den Schnee fallen, breitete die Arme aus und bewegte sie auf und ab, bis er einen Engel in den Schnee gemalt hatte.

Vreni rollte die Augen. Da richtete er sich blitzschnell auf, fasste sie bei der Taille und zog sie zu sich herunter.

Ein erschrockener Juchzer entfuhr ihr. Er rollte sich mit ihr herum, bis sich oben und unten vermischten. Sie lachten und wälzten sie sich im Schnee, bis Vreni auf ihm lag und er innig zu ihr aufblickte. Seine Lippen fanden die ihren und strichen zärtlich und auch ein wenig neckend über ihre.

Vreni seufzte wohlig. Da zog er sie näher an sich und drehte sie um, sodass ihr Kopf bequem auf seiner Brust lag und sie in den eisblauen, klaren Himmel blicken konnte. Sein warmer Atem streifte ihre Wange, und sie fühlte sich unendlich geborgen.

Der Winter meinte es gut in diesem Jahr. Auf die ersten heftigen Schneefälle folgten kalte, sonnige Tage, die den Schnee verheißungsvoll glitzern ließen und das Zillertal in ein weißes Winterland verwandelten. Auf den Skihängen tummelten sich farbenfroh gekleidete Skifahrer. Hier am Waldrand waren Vreni und Marcel allein.

Sie schmiegte sich an ihren Freund. »Hast du gar keine Pläne für die Zukunft?«

»Freilich hab ich die, aber ich weiß auch, dass das Leben liebend gern den Rotstift ansetzt und einem sämtliche Pläne durchkreuzt. Mit dem Planen bin ich vorsichtig geworden. Zuerst muss ich mein Studium erfolgreich abschließen, danach kann ich weitersehen.«

»Deinen Abschluss schaffst du. Daran zweifle ich net.«

»Es zieht sich halt, weil ich den Winter in den Bergen verbringe und mir als Skilehrer das Geld für die Uni verdiene. Andererseits hätten wir uns net getroffen, wenn ich über den Winter in Salzburg geblieben wäre.« Er strich mit einem Finger über ihre Wange.

Vreni drehte den Kopf, dass sie ihm in die Augen sehen konnte. Eine Narbe zog sich durch seine rechte Braue.

»Was ist da eigentlich passiert?«

»Eine Rauferei«, gab er zurück.

»Du hast dich geprügelt?«

»Ich wurde verprügelt. Von drei Jungs aus meiner Schule. Das ist viele Jahre her. Sie fanden es unterhaltsam, der Katze des Hausmeisters einen Turnschuh an den Schwanz zu binden und zuzusehen, wie sie panisch versucht, ihm zu entkommen. Ich hab sie eingefangen und losgemacht. Danach musste ich für die ›Unterhaltung‹ der drei herhalten, aber das war's wert.«

»Drei gegen einen? Das war net fair.«

»Hab ich ihnen auch gesagt, aber sie wollten keinen vierten Jungen dazu holen. Was hätte ich machen sollen?«

Vreni legte ihm eine Hand um die Wange und spürte, wie ein warmes, allumfassendes Gefühl ihr Herz überschwemmte ...

... und dann fanden ihre Gedanken zurück ins Hier und Jetzt.

Wo siehst du uns in zehn Jahren?

Bekümmert dachte Vreni an jenen glücklichen Wintertag zurück, an dem sie ihrem Freund diese Frage gestellt hatte. Wie unbeschwert sie gewesen waren! Sie hatten nicht geahnt, wie bald sich ihr Leben verändern sollte.

Und nun saß sie hier am Bett ihrer Großmutter und hielt deren schmale, knochige Finger in ihren. Wie kalt die Hand war! Nicht einmal das warme Kaminfeuer konnte noch etwas Wärme in ihren ausgemergelten Leib bringen.

Nun dauert es nimmer lange.

Vrenis Augen brannten, als sie behutsam mit dem Daumen über die Hand ihrer Großmutter strich. Die Haut war dünn wie Pergament. Ihre Großmutter war dünn geworden, ausgemergelt von der Krankheit, gegen die sie kämpfte. Sie schien nur noch ein Schatten jener Frau zu sein, die Vreni aufgezogen hatte.

Auf dem Regal über dem Bett reihten sich gerahmte Fotografien aneinander. Ein ganzes Leben festgehalten auf Fotopapier und hinter Glas: ihre Großmutter und sie umringt von Kühen auf der Alm; beim Wandern und bei ihrer Einschulung; Vreni im Mondlicht auf der Veranda, Ausschau nach Sternschnuppen haltend, nur in ihr Nachthemd gehüllt. Wie hatte sie damals gefroren! Ihre Großmutter hatte sie in ihre Strickjacke gehüllt. Die hatte nach Lavendel und etwas Warmem, Sanftem geduftet, das sie nicht benennen konnte, das für Vreni aber untrennbar mit ihr verbunden war. Sogleich war ihr warm geworden. So viel Liebe. Ein ganzes Leben voll.

Plötzlich schien es schrecklich still im Zimmer zu werden. Als würde die Welt selbst den Atem anhalten.

Dr. Burger beugte sich über ihre Großmutter. Er war in den vergangenen vier Wochen jeden Tag zu ihnen heraufgekommen, um nach ihrer Großmutter zu sehen.

Als er sich nun wieder aufrichtete, war sein Blick voller Trauer.

»Sie ist gegangen, Vreni. Es tut mir leid.«

Vreni stieß einen Laut aus, der halb Schluchzen, halb Wimmern war. Die Trauer war wie eine Blase in ihr, wurde größer und schnürte ihr Herz und ihre Kehle zu. Sie umklammerte die Hand ihrer Großmutter und flehte stumm: Bleib bei mir.

Doch es half nichts.

Elisabeth Leitner, die Zither-Lissy, wie sie ihrer Liebe zur Musik wegen genannt worden war, war nicht mehr.

»Soll ich dich kurz mit ihr allein lassen?«, fragte der Bergdoktor sacht.

»Nein, ich ... ich würde gern an die Luft gehen. Nur ganz kurz.« Sie nestelte am Kragen ihres Pullovers, weil sie das Gefühl hatte, nicht genug Luft zu bekommen.

»Natürlich. Geh ruhig. Ich bleibe derweil hier bei ihr.«

»D-danke.« Auf wackeligen Knien wankte sie aus der Schlafkammer, die Treppe hinunter und aus der Haustür.

Ein bitterkalter Wind fegte ihr entgegen, als sie über die Schwelle trat. Sie zog ihre Strickjacke fester um sich und trat in den Garten. Der Schnee knirschte unter ihren Sohlen. Ihre Augen brannten, aber noch sträubte sich alles in ihr, das Unausweichliche anzuerkennen, noch konnte sie nicht weinen.

Das kleine Bergdorf, in dem sie aufgewachsen war, lag in einem Seitenarm des Zillertals. So hoch oben, dass sich selten jemand heraufverirrte. Nur eine Straße führte hierher, wand sich in steilen Kurven von Mayrhofen herauf. An den Rändern häufte sich der Schnee so hoch, dass Vreni ihn kaum überblicken konnte.

Ihr Blick schweifte umher und blieb plötzlich an einer Gestalt hängen, die an der Bushaltestelle stand und sich über ein Buch beugte. Marcel!

Ohne darüber nachzudenken, setzte sie sich in Bewegung und strebte zu ihm hinüber. Atemlos. In der Hoffnung auf einen Trost, den nur er ihr geben konnte.

Und dann sah sie die Reisetasche, die neben ihm im Schnee stand. Eine kalte Klaue schien plötzlich nach ihrem Herzen zu greifen.

»Musst du verreisen?« Verwirrt sah sie zu ihm auf.

»Vreni.« Er ließ seine Lektüre sinken, und sein Blick verdunkelte sich.

»Was ... Wo fährst du denn hin?«

»Heim. Nach Salzburg.« Er schlug das Buch zu und schob es in seinen Rucksack.

»Nach Salzburg?« Sie blinzelte. »Aber was ist mit deinen Skischülern? Musst du heute keinen Unterricht geben?«

»Den wird Dominikus Salt ab sofort für mich übernehmen.«

»Und wann kommst du wieder?«

»Ich ...« Nun war es an ihm, zu stocken. »Gar net, Vreni. Ich komme net zurück.«

»Was meinst du damit?«

»Es tut mir leid. Ich weiß, du hast es gerade net leicht. Deine Großmutter ist krank, und das alles ...« Er zog die Schultern hoch und ließ sie wieder fallen, ehe er wiederholte: »Es tut mir leid.«

»Großmutter ist ...« Nein, sie brachte die Worte nicht über die Lippen. Aber was sollte sie ihm sagen? Ihr Kopf war mit einem Mal wie leergefegt. Sie wusste nur eines: Er sollte nicht fortgehen. »Ich versteh' das net. Was ist denn passiert?«

»Nix. Ich hab nur ...« Er schüttelte den Kopf. »Ich muss fort.«

»Aber warum?« Vreni stockte, als ihr klar wurde, dass es kein »wir« mehr gab. Nicht für ihn. Plötzlich schien ein Feuersturm über ihr Herz hinwegzurasen und nichts zurückzulassen als verbrannte Erde. »Wann wolltest du es mir sagen?«

»Ich hab dir geschrieben. Einen Brief.«

»Einen Brief.« Die Worte hinterließen einen bitteren Geschmack in ihrem Mund. Er verließ sie, und er hatte einmal nicht vorgehabt, es ihr persönlich zu sagen. Aber warum? Sie hatten keinen Streit gehabt. Nichts stand zwischen ihnen. Hatte sie ihm so wenig bedeutet, dass er einfach fortgehen konnte?

Wo siehst du uns in zehn Jahren?

Es würde kein »uns« mehr geben. Marcel würde das Zillertal verlassen, und er würde sie verlassen. Vreni schlang die Arme um sich selbst. Noch nie hatte sie sich so verloren gefühlt wie in diesem Augenblick.

Sie würde ihn nie wiedersehen.

***

Fünf Jahre später

Der Mai machte seinem Namen als Wonnemonat heuer alle Ehre.

Wunderbar warme, sonnige Tage reihten sich aneinander wie Perlen auf einer Schnur. Keine Wolke trübte den Himmel über dem Zillertal, und das Gras auf den Weiden stand so saftig und grün, dass sich die Bauern über lange Zeit keine Sorgen um das Futter für ihre Kühe machen mussten.

»Du magst das Wetter auch, was, Kleiner?« Dr. Martin Burger trat mit seinem Dackel durch das Gartentor und löste die Leine, kaum, dass sich das Tor hinter ihnen geschlossen hatte.

Sogleich flitzte der kleine Hund einem weiß-braun getupften Schmetterling hinterher, dass seine Schlappohren flogen.

O ja, Poldi war in seinem Element. Den Winter mochte er nicht – kein Wunder, wenn man so klein war, dass einem der Schnee bis zum Bauch reichte. Jetzt im Frühling blühte Poldi jedoch auf. Der Schmetterling tanzte über die ersten Blüten im Garten, und Poldi sauste hinterher, freilich ohne den Falter einzuholen. Das tat seiner Freude jedoch keinen Abbruch. Sein Schwänzchen bewegte sich unablässig hin und her.

Martin Burger gestattete es sich, das Treiben seines Hundes ein Weilchen zu beobachten. Seine Vormittags-Sprechstunde hatte er an diesem Tag bereits beendet. Getan war seine Arbeit allerdings noch nicht. Der Nachmittag war den Hausbesuchen vorbehalten. Davon warteten elf in seinem Terminkalender. Vier davon in einer Seniorenwohnanlage in Mayrhofen, in der er selten verabschiedet wurde, ohne ein Stück Kuchen gegessen und einen kleinen Plausch gehalten zu haben.

Die Obstbäume im Garten wiegten sich im Wind. Die Sonne schien angenehm warm durch das Blätterdach, und Insekten summten über dem frischen Grün. Hinter dem Haus begann der Wald. Der Forst schmiegte sich um den Fuß des Hexensteins, eines schrundigen Berges, der sich mit zwei Gipfeln in den Himmel reckte.

Das Doktorhaus stand nur einen Steinwurf von der Kirche und dem Posten des Gendarms entfernt. Ein hübsches Alpenhaus war es. Mit einem Anbau, in dem die Praxis untergebracht war. Die Fenster standen offen – und das wunderte ihn, denn als er vor einer halben Stunde aufgebrochen war, hatte er sie geschlossen.

Während Poldi im Garten spielte, lenkte er seine Schritte zur Praxis und trat ein. Das Rascheln von Papier begrüßte ihn. Hinter dem Empfang sortierte Bärbel Tannauer, seine langjährige Sprechstundenhilfe, die Post.

»Mei, Bärbel, was machst du denn noch hier?« Verwundert sah er sie an. »Ich dachte, du wärst schon heimgegangen.«

»Ich war schon fast weg, als der Gendarm angerufen hat. Er hat sich einen Splitter eingezogen und wollte wissen, ob er rasch vorbeikommen kann, um ihn entfernen zu lassen. Es hat sich so schmerzhaft angehört, dass ich ihm die Bitte net abschlagen konnte, deshalb warte ich auf ihn.«

»Verstehe. Wann will er denn hier sein?«

»Er wollte sich gleich auf den Weg machen und sollte jede Minute hier sein.«

»Wenn das so ist, kann ich das vor meiner Hausbesuchsrunde noch übernehmen. Dann kannst du schon los. Wolltest du net längst unterwegs sein?«

»Wollte ich wirklich.« Bärbel nickte. »Der Felix wird schon auf mich warten. Es kommt net oft vor, dass wir am selben Nachmittag frei haben. Das wollen wir nutzen und bei dem schönen Wetter eine Klettertour zum Gamshorn unternehmen. Oben möchten wir ein Picknick machen.«

»Das hört sich großartig an.«

»Wir freuen uns auch schon sehr auf die Tour.«

»Und trotzdem bist du länger geblieben, um dem Gendarm zu helfen. Du bist wirklich ein Schatz, Bärbel. Was würde ich nur ohne dich machen?«

»Das müssen Sie hoffentlich nie rausfinden, Chef.« Bärbel warf ihm ein Lächeln zu, stand auf und schnappte sich ihre Tasche. »Wenn Sie mich nimmer brauchen, dann pack' ich es jetzt.«

»Freilich. Grüß Felix und die Murmeltiere von mir.«

»Soll ich Ihnen eins mitbringen?« Ein Lächeln blitzte in ihren Augen.

»Bloß net. Mir reicht schon die Menagerie, die Filli immerzu mit heimbringt. Erst gestern hatte er ein junges Eichhörnchen im Rucksack. Das war aus dem Kobel gefallen und wurde wohl nimmer versorgt. Es hat einiges an Überredung gekostet, bis wir das Kleine in eine Auffangstation bringen konnten. Filli hätte es am liebsten adoptiert.«

»Der Bub hat es sich in den Kopf gesetzt, auf Tierdoktor zu studieren.«

»In der Tat. Und er ist erst fünf. Wenn er jetzt schon alles mit heimbringt, das kreucht und fleucht, frage ich mich, wie das erst werden soll, wenn er älter ist.«

»Wahrscheinlich werden Sie demnächst ein größeres Haus brauchen.« Bärbel lachte leise. »Bis morgen dann!«

»Bis morgen. Und behaltet den Himmel im Auge, wenn ihr am Berg seid. Der Wetterbericht warnt vor aufkommendem Nebel.«

»Erst gegen Abend. Bis der hier ist, sind wir längst zurück und liegen zum Erholen in der Badewanne.« Bärbel eilte zur Tür – und weg war sie.