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Das, wovon Andreas Kufsteiner Ihnen im nächsten Roman erzähle, beginnt in Salzburg. Hier nimmt das Schicksal seinen Lauf und verknüpft auf geheime Weise das Leben von Menschen miteinander, die sich vorher noch nie gesehen haben.
Marina und Julian, die noch vor einigen Monaten ganz verliebt von ihrem gemeinsamen "Nest" im schönen Salzburg träumten, haben sich getrennt. Ist ihre Liebe endgültig vorbei?
Julian engagiert sich in St. Christoph auf dem Berghof Eichenried, für ihn ist es die Chance seines Lebens. Marina will ihre Heimatstadt nicht verlassen und ist von Julians Sinneswandel bitter enttäuscht.
Als sie dann doch über ihren Schatten springt und nach St. Christoph kommt, wird sie - zusammen mit Julian - in das bedrückende Geschehen auf dem benachbarten Zirbenhof hineingezogen. Silvia Kander, die Bäuerin, ist schwer krank und benötigt Dr. Burgers intensive Hilfe. Ihr Mann Luis ist sehr besorgt, aber auch überfordert. Und welche Rolle spielt die junge Wirtschafterin Moni? Wie kann es sein, dass sie den Ton angibt, obwohl sie neu auf dem Hof ist? Warum bessert sich Silvia Kanders Zustand trotz der intensiven Therapie kaum?
Fragen, die sich auch Dr. Burger immer wieder stellt und die ihn weit über seine ärztliche Tätigkeit hinaus in Anspruch nehmen ...
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Seitenzahl: 105
Veröffentlichungsjahr: 2023
Cover
Von schlechtem Charakter?
Vorschau
Impressum
Von schlechtem Charakter?
Eine Magd und ihr perfider Plan
Von Andreas Kufsteiner
Alles, was auf den folgenden Seiten zu lesen ist, beginnt in Salzburg. Hier nimmt das Schicksal seinen Lauf und verknüpft auf geheime Weise das Leben von Menschen miteinander, die sich vorher noch nie gesehen haben.
Marina und Julian, die noch vor einigen Monaten ganz verliebt von ihrem gemeinsamen »Nest« im schönen Salzburg träumten, haben sich getrennt. Ist ihre Liebe endgültig vorbei? Julian engagiert sich in St. Christoph auf dem Berghof Eichenried, für ihn ist es die Chance seines Lebens. Marina will ihre Heimatstadt nicht verlassen und ist von Julians Sinneswandel bitter enttäuscht.
Als sie schließlich doch über ihren Schatten springt und nach St. Christoph kommt, wird sie – zusammen mit Julian – in das bedrückende Geschehen auf dem benachbarten Zirbenhof hineingezogen. Silvia Kander, die junge Bäuerin, ist schwer krank und benötigt Dr. Burgers intensive Hilfe. Ihr Mann Luis ist sehr besorgt betroffen, aber auch überfordert. Und welche Rolle spielt die junge Wirtschafterin Moni? Wie kann es sein, dass sie den Ton angibt, obwohl sie neu auf dem Hof ist? Warum bessert sich Silvia Kanders Zustand trotz der intensiven Therapie kaum?
Fragen, die sich auch Dr. Burger immer wieder stellt und die ihn weit über seine ärztliche Tätigkeit hinaus in Anspruch nehmen ...
Im Licht der Abendsonne saß Marina oft auf ihrer Lieblingsbank in einem kleinen, versteckten Park. Sie blickte hinüber zur Festung Hohensalzburg und träumte von den Zeiten, in denen die Damen in Reifröcken und mit gepuderten Perücken der Musik des berühmten Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart gelauscht hatten. Er war schon in jungen Jahren sehr geschätzt worden, sogar bei Hofe, und besonders die Damen hatten dem charmanten »Wolferl« regelrecht zu Füßen gelegen.
Auch heute war Mozart in Salzburg immer noch gegenwärtig. Man hätte sich nicht gewundert, wenn er irgendwo aufgetaucht wäre, um die Besucher in den malerischen Gassen der barocken Altstadt persönlich zu begrüßen.
Salzburg, eine Stadt zum Verlieben – diesen Satz hätte Marina sofort unterschrieben. Egal, ob man durch die Getreidegasse schlenderte oder im Mirabellgarten die herrlichen Brunnen bewunderte, es lag immer ein Zauber in der Luft. Dass Salzburg mit seiner unverwechselbaren Leichtigkeit und Eleganz als eine der schönsten Barockstädte der Welt galt, war nicht verwunderlich.
Marina ließ auf »ihr« Salzburg nichts kommen. Vor zwanzig Jahren, als sie eine kleine Erstklässlerin gewesen war, hatten ihre Eltern das ruhig gelegene Hotel »Rosenbach« übernommen. Die Familie war vom Mondsee nach Salzburg umgezogen: Johannes und Hella Fortner, beide in der Gastronomie tätig, mit ihrem acht Jahre alten Sohn Simon und Töchterchen Marina. Eine Entscheidung, die sie nie bereut hatten, denn in Salzburg hatten sie sich von Anfang an heimisch gefühlt.
Das Hotel »Rosenbach« lag beschaulich in einem schönen, grünen Gartengelände, nicht weit vom Stadtzentrum entfernt und war ein Geheimtipp für alle, die eine angenehme Zeit in Salzburg verbringen wollten. Man war stets um das Wohl der Gäste bemüht.
Die Zimmer, Salons und Aufenthaltsräume waren geschmackvoll eingerichtet und erweckten in so manchem Gast den Wunsch, bald wiederzukommen. Im Restaurant – mit Blick auf die majestätisch über der Stadt thronende Festung – kamen Spezialitäten aus dem Salzburger Land auf den Tisch, aber wer gern italienisch speiste oder Appetit auf ein Tiroler Gericht hatte, war hier ebenfalls am richtigen Platz.
Marina und ihr Bruder wären nie auf die Idee gekommen, Salzburg zu verlassen, jedenfalls nicht für längere Zeit. Während Simon sich inzwischen ganz dem Hotelfach zugewandt hatte, war Marina halbtags als Erzieherin im »Tannenwinkel« tätig, einem Kindergarten für kleine Naturfreunde.
Man legte dort großen Wert darauf, dass die Kinder viel draußen waren und außerdem selbst Beete mit Gemüse und Blumen anlegten. So lernten sie schon frühzeitig, dass die »Gaben« der Natur sehr wertvoll waren und dass es Freude machte, die Pflanzen wachsen und gedeihen zu sehen.
Ansonsten verbrachte Marina viel Zeit im Hotel ihrer Eltern. Sie liebte es, überall mit anzupacken, Gäste zu begrüßen und ihnen Tipps für Theateraufführungen und Konzerte zu geben – vor allem aber auch für alle möglichen Ausflüge ins herrliche Salzburger Land, das so viele unvergessliche Erlebnisse bot.
Was hätte sich Marina vom Leben noch wünschen können? Vielleicht, dass sie nicht ständig beschäftigt war, sondern auch mal ein bisschen Ruhe hatte, um an sich selbst zu denken.
Natürlich hätte sie Zeit für diese Ruhepausen gehabt, aber sie war meistens sehr umtriebig, sodass ihr Bruder vor einiger Zeit gemeint hatte: »Wenn wir dich nicht mal irgendwo festbinden, wirst du noch bei der Nacht herumspringen und auf der Festung als Schlossgespenst herumgeistern – als neueste Attraktion für die Touristen!«
Lustig – na ja. Simon fand seine Scherze immer selbst am witzigsten. Aber insgesamt gesehen, war er der beste Bruder, den es auf der Welt gab. Davon war Marina überzeugt. Und er hatte ja auch recht! Jeder musste mal durchatmen und gar nichts tun – abschalten und sich entspannen. In die Sonne blinzeln, ein bisschen träumen. Das tat richtig gut.
Marina beschloss, sich vom Leben überraschen zu lassen. Abwarten, was das Schicksal für sie bereit hielt. Das war bestimmt der richtige Weg.
***
Das Unerwartete passierte im Mai, und zwar ausgerechnet in ihrer Feierabend-Entspannungsstunde. Sie fiel einem jungen Mann »in die Hände«, der sich eines Abends neben sie auf ihre Bank im Park setzte. Natürlich fragte er höflich, ob es ihr recht sei: »Ich bleibe nur ein paar Minuten, nachher bin ich verabredet. Und zwar hier im Park. «
Es war ein wunderschöner Abend mit Blütenduft und einem märchenhaften Sonnenuntergang, genau so, wie man es vom Monat Mai auch erwartete. Der junge Mann stellte sich vor: »Julian Egger aus Bad Ischl, ich wohne aber schon seit fünf Jahren in Salzburg.«
Die Sache mit der Verabredung kam Marina spanisch vor. Es tauchte nämlich niemand auf. Sie und der »Bank-Eindringling« waren bis auf zwei, drei Leute, die mit ihren Hunden spazieren gingen, allein im Park.
Also: Die angebliche Verabredung war eine hundertprozentige Lüge! Trotzdem ging sie nicht nach Hause, um den Mann namens Julian wieder loszuwerden. Vielleicht trug auch die friedliche Abendstimmung im Park dazu bei, dass Marina sich in seiner Gegenwart sehr wohlfühlte.
Julian und Marina kamen schnell miteinander ins Gespräch und plauderten angeregt über dies und das. Der sympathische »Untermieter« auf Marinas Bank gestand ihr schließlich, dass sie ihm schon ein paar Mal aufgefallen war, wenn er am frühen Abend eine Runde im Park gedreht hatte: »Ich brauch' Bewegung und frische Luft nach einem langen Arbeitstag.«
Kurz und gut, dieses nicht ganz zufällige Treffen war der Anfang einer schönen, glücklichen und heiteren Zeit. Marina und Julian, der in München Betriebswirtschaft studiert hatte, kamen sich immer näher und beschlossen, es miteinander zu versuchen.
Man konnte die zwei beneiden: Sie trafen sich so oft wie möglich und machten sich kleine Geschenke. Liebe und Zärtlichkeit, wunderbare gemeinsame Stunden und das Versprechen, beisammenzubleiben, verzauberten jeden Tag.
Es gab viele Versprechen in dieser Zeit, vor allem von Julians Seite: »Wir werden uns hier in Salzburg ein Nest bauen, Spatzi. Salzburg ist deine Stadt, das versteh' ich gut. Ich finde es auch großartig, hier zu leben, vor allem jetzt mit dir. Und ich hab eine gute Stelle in der Wirtschaft. Was will man mehr?«
Sein Interesse für Agrar- und Forstwirtschaft verschwieg er ihr allerdings.
Ein wundervolles Jahr verging, in dem das verliebte Pärchen Zukunftspläne schmiedete.
Und nun? War diese einsame junge Frau, die man manchmal im Park vorbeihuschen sah, wirklich Marina?
Heute, an einem warmen Abend Anfang Juni, saß sie allein auf der Bank im Park. Niemand war da. Weder Julian, mit dem sie seit drei Monaten kein Wort mehr gewechselt hatte, noch die Vögel, die doch sonst immer ihr Abendlied sangen.
Langsam faltete sie den Brief auseinander, den Julian ihr geschrieben hatte. Sie bekam ständig diese sehr beharrlichen Briefe, weil sie auf seine Anrufe nicht reagierte. Alles, was er ihr aufs Smartphone schickte, löschte sie sofort.
Aber seine Briefe zu zerreißen – nein, das brachte sie nicht übers Herz. Wer schrieb heute überhaupt noch Briefe? Und war ein Brief nicht etwas ganz Persönliches und Besonderes, fast eine Kostbarkeit?
Briefe konnten romantisch sein, bittend, traurig, flehentlich, heiter – oder alles zusammen. Briefe erzählten Geschichten und drückten Gefühle aus. Marina gab sie nicht aus der Hand.
Julian wusste das. Er schrieb ihr zweimal pro Woche, obwohl sie ihm nicht antwortete. Sie brachte es einfach nicht fertig. Marina war zutiefst gekränkt und fühlte sich von ihm hintergangen. Ein Jahr Glück und drei Monate tiefe Enttäuschung lagen hinter ihr – und er wollte nur, dass sie ihn verstand und dass alles so wurde wie vorher.
So stand es auch in dem heutigen Brief mit dem Absender Julian Egger, Berghof Eichenried, St. Christoph im Zillertal.
»Liebstes Spatzerl!
Ich liebe dich so sehr und ich vermisse dich, das weißt du. Es ist wunderschön hier, aber ich denke ständig an dich und wünsche mir nichts anderes, als dich bei mir zu haben. Bitte, spring über deinen Schatten und komm zu mir. Sieh dir alles an. Dann kannst du dich immer noch entscheiden, ob du zu mir gehören willst oder ob du dich endgültig von mir trennst. Daran will ich aber gar nicht denken. Ich hoffe von ganzem Herzen, dass du mir wieder vertrauen kannst.
Wenn du kommst, dann wirst du sehen, dass die Arbeit auf dem Hof gut eingeteilt ist. Ich habe daher auch Zeit für mich – und vor allem für dich!
Wir haben hier zwei sehr tüchtige Helfer, den Jonas und den Linus. Außerdem werkelt im Haus eine gute Fee, die Elli. Ich muss auch noch meinen vierbeinigen Freund erwähnen, der immer für gute Laune sorgt. Leo ist zwei Jahre alt, ein treuer und herzensguter Golden Retriever. Vor Kurzem hab ich ihn aus dem Tierheim geholt, jetzt folgt er mir auf Schritt und Tritt.
Ich habe von dem Ehepaar Selzer schon die Zusicherung erhalten, dass ich den Eichenried-Hof übernehmen kann, mit allem, was dazu gehört. Die beiden werden sich ihren Lebenstraum erfüllen und sich auf einen kleinen Hof mit Reitanlage und einem Ferienhaus für Gäste im Wienerwald zurückziehen. Das haben sie schon einige Zeit geplant und bis ins Detail vorbereitet.
Das Ehepaar beginnt einen ganz neuen Lebensabschnitt, mit Rücksicht auf ihre etwas angeschlagene Gesundheit werden sie sich viel mehr Ruhe gönnen als bisher. Sie freuen sich sehr darauf und sind sich in allen Dingen einig, es herrscht die pure Harmonie zwischen ihnen. Das muss ich wirklich bewundern.
Inzwischen hab ich dir ja mehrmals geschrieben, dass ich zufällig auf ihre Verkaufsanzeige im Internet gestoßen bin, in der sie ihren Berghof im Zillertal genau beschrieben haben. Du weißt ja, dass ich sofort begeistert war. Das hab ich dir ehrlich gesagt.«
Ja, dachte Marina. Ich weiß es. Und ich weiß auch, dass es der Anfang vom Ende war ...
***
Julian hatte sich also nach einigen gescheiterten Versuchen, Marina von seinem Vorhaben zu überzeugen, auf den Weg nach St. Christoph gemacht. Sie war in Salzburg geblieben.
Von dem »gemeinsamen« Nest in der Stadt war keine Rede mehr gewesen. Sie hatte sich vehement geweigert, auf einem Bergbauernhof zu leben. So hatte sie sich die Zukunft mit Julian nicht vorgestellt.
Für sie war nun alles aus und vorbei, den Traum von Liebe und Glück hatte der Wind verweht, irgendwohin ins ferne Land der enttäuschten Herzen.
Aber wie konnte es sein, dass Marina sich trotzdem noch danach sehnte, in Julians Augen zu blicken und den zärtlichen Druck seiner Hand zu spüren?
Jeder Tag ohne ihn kam ihr leer und freudlos vor. Sie wollte sich nichts anmerken lassen, aber das war schlicht und einfach unmöglich.
Aufstehen, die tägliche Arbeit hinter sich bringen, möglichst nicht an »ihn« denken, was sie dann aber doch tat, abends erschöpft zu Bett gehen, sich in den Schlaf weinen – wollte sie dieses Leben überhaupt noch? Lohnte es sich, seinen Küssen nachzutrauern und sich vorzustellen, wie glücklich sie mit ihm in einem eigenen »Nest« gewesen wäre?
Vielleicht würde sie mit der Zeit darüber hinwegkommen, dass Julian sie wegen eines Zillertaler Berghofs verlassen hatte. Was für eine unverständliche, fixe Idee, Salzburg den Rücken zu kehren und sich im Hochgebirge anzusiedeln, weil es angeblich nichts Schöneres geben konnte!
Sie wollte sich eigentlich gar nicht mehr daran erinnern, was er ihr gesagt hatte – es hatte ihr einen Stich versetzt, mitten ins Herz: »So eine Gelegenheit gibt es nie wieder, Marina. Ein schöner, stattlicher Hof, günstige Bedingungen und Freiheit für uns beide! Wir können uns etwas Eigenes aufbauen, etwas, das nur uns gehört. Denk doch wenigstens mal darüber nach, schau dir alles in Ruhe an!«