Der Bergdoktor 2209 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 2209 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

"Dieser Mann ist Gift für meine Tochter, Herr Doktor." Verzweifelt ringt die alte Wechselberger-Bäuerin die Hände. In ihren Augen steht eine namenlose Furcht. Sie traut ihrem künftigen Schwiegersohn alles zu - nur nichts Gutes!
Der Bergdoktor hört es mit Sorge. Noch keine zwei Tage ist es her, dass er beobachtet hat, wie die junge Frau taumelnd aus der Kirche kam. Aber Merle wollte nichts von seiner Hilfe wissen, hat lediglich abgewunken. Ihr trauriges Lächeln ist ihm jedoch nicht entgangen. Was liegt da nur im Argen?
Bevor Dr. Burger etwas unternehmen kann, braut sich ein gewaltiger Sturm über dem Zillertal zusammen. Und bald scheinen sich die schlimmsten Befürchtungen seiner Patientin zu bestätigen ...

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Seitenzahl: 124

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Cover

Er versprach ihr goldene Zeiten

Vorschau

Impressum

Er versprach ihr goldene Zeiten

Und Merle fiel auf seine Lügen herein

Von Andreas Kufsteiner

»Dieser Mann ist Gift für meine Tochter, Herr Doktor.« Verzweifelt ringt die alte Wechselberger-Bäuerin die Hände. In ihren Augen steht eine namenlose Furcht. Sie traut ihrem künftigen Schwiegersohn alles zu – nur nichts Gutes!

Der Bergdoktor hört es mit Sorge. Noch keine zwei Tage ist es her, dass er beobachtet hat, wie die junge Frau taumelnd aus der Kirche kam. Aber Merle wollte nichts von seiner Hilfe wissen, hat lediglich abgewunken. Ihr trauriges Lächeln ist ihm jedoch nicht entgangen. Was liegt da nur im Argen?

Bevor Dr. Burger etwas unternehmen kann, braut sich ein gewaltiger Sturm über dem Zillertal zusammen. Und bald scheinen sich die schlimmsten Befürchtungen der alten Wechselberger-Bäuerin zu bestätigen ...

»Mhm, was riecht denn hier so gut?« Josef Wechselberger spähte in die Küche und zog schnuppernd die Luft ein. Der süße Duft von warmen Äpfeln und Zimt stieg ihm in die Nase. Ein wohliges Brummen entfuhr ihm. »Machst du wieder deine Bratapfelküchlein, Irmi?«

»Freilich.« Seine Frau saß mit ihrem Strickzeug auf der Eckbank, eine Tischleuchte tauchte den Raum in gemütliches Licht. »Die brauchen aber noch ein bisserl.«

»Zu schade«, entfuhr es ihm. Er rieb die Hände aneinander, trat neben seine Frau und beugte sich zu ihr, um ihr ein Busserl zu geben.

Ebenso wie er hatte sie die sechzig bereits hinter sich gelassen. Die harte Arbeit auf dem Hof hatte ihr die mädchenhaft schlanke Figur bewahrt. Ihr Haar war mit den Jahren ergraut. Irmi trug es zu einem dicken Zopf geflochten.

Josef liebte es, wenn sie ihn abends löste und er mit den Händen durch ihr Haar streichen konnte. Am meisten aber liebte er Irmis Lächeln, das ihn noch immer so bezauberte wie am Beginn ihrer gemeinsamen Lebensreise.

Irmi ließ ihre Stricknadeln wieder klappern. Die Alpakawolle stammte von ihren eigenen Tieren. Weich, warm und wunderbar leicht war sie. Die kastanienbraune Farbe wies orangefarbene Einsprenkel auf.

»Hab den Stall ausgemistet und die Tiere für die Nacht reingeholt. Draußen ist es so kalt geworden. Du machst dir kein Bild.« Josef schnaufte. »Was strickst du da, Weiberl?«

»Einen Pullover für Merle«, erwiderte Irmi und zeigte ihm, was sie bisher gestrickt hatte. Der Pullover war mit einem hübschen Zopfmuster verziert.

»Sehr schön. Merle wird ihn lieben«, sagte Josef. »Die Farbe passt gut zu ihren blonden Haaren.«

Ihre Tochter lebte seit acht Jahren in Innsbruck, kam jedoch häufig zu Besuch. Nachdenklich beäugte er den Berg an Wolle im Korb seiner Frau.

»Das ist reichlich Wolle, oder? Also, wenn du etwas übrig behältst ... Du weißt ja, ich mag deine selbst gestrickten Sachen auch.«

»Freilich. Der Rest der Wolle ist allerdings schon reserviert. Daraus möchte ich einen Pullover für ihren Freund stricken.«

»Für Lukas?« Josef zog eine Augenbraue hoch. »Lohnt sich das denn überhaupt?«

»Wie meinst du das?«

»Na ja, unser Madel hat net gerade viel Glück mit den Männern. Dem Carl ist sie nach Innsbruck gefolgt, aber lange hat es net gehalten. Seit der Trennung geht sie ab und zu aus, aber noch nie ist etwas Festes daraus geworden.«

»Mit Lukas ist das etwas anderes. Ich kann es hören, wenn sie von ihm spricht. Sie ist bis über beide Ohren verliebt.«

»In einen Musiker!«, brummte Josef.

»Warum net? Bei dir klingt es, als wär' das etwas Schlimmes.«

»Ist es auch. Er hat doch nix Gescheites gelernt.«

»So ist das net. Er spielt mehrere Instrumente, er komponiert und ist überaus vermögend. Und was am wichtigsten ist: Er macht unser Dirndl glücklich.«

»Bis er ihr das Herz bricht.«

Nein, Josef war nicht davon überzeugt, dass dieser Musiker der richtige Mann für seine Tochter war.

Merle war bodenständig und bescheiden, dieser Lukas hingegen schien nichts als Rosinen im Kopf zu haben. Er lebte auf großem Fuß und hatte Pläne, bei denen Josef die Ohren schlackerten. Ein großes Plattenlabel wollte er gründen, Häuser kaufen und Angestellte für Merle einstellen. Das wäre zwar wünschenswert, damit sie sich nicht mehr nächtelang die Finger wund nähen musste, aber so schnell, wie Lukas mit Geld um sich werfen wollte, konnte man es wohl kaum verdienen.

Seine Frau schien seine Bedenken nicht zu teilen.

»Ich hoffe, die beiden entschließen sich zu heiraten«, sagte sie, während ihre Hände die Nadeln klappern ließen. »Ich hätte so gern Enkelkinder. Merle ist jetzt sechsunddreißig. Ich war damals sechsundzwanzig, als ich sie bekam, und da waren wir schon seit fünf Jahren verheiratet.«

»Wir wussten halt, dass es passt.« Josef streichelte ihr mit seinem schrundigen Daumen zart über die Wange. »Etwas Gutes hat ein Musiker als Schwiegersohn«, brummte er dann versöhnlich. »Wenn er uns besucht, verstaubt unser Klavier wenigstens nimmer in der Ecke.«

Er deutete durch die offene Tür zu einem Zimmer auf der anderen Seite des Korridors. Das Kaminzimmer war mit Sesseln, Unmengen von Büchern und einem Klavier ausgestattet, auf dem schon lange niemand mehr gespielt hatte. Merle hatte früher Unterricht gehabt, aber das war lange her.

Josef drehte den Kopf und entdeckte ein Backblech, das zum Abkühlen auf der Fensterbank stand. Darauf lagen fein säuberlich aufgereihte Zimtsterne.

»Net«, mahnte seine Frau, die ahnte, dass er vorhatte, eine Kostprobe zu nehmen. »Die müssen noch abkühlen.«

»Sollten wir net wenigstens einen kosten? Zur Sicherheit, dass sie gelungen sind?«

»Warum sollten sie net?« Seine Frau warf ihm ein schiefes Lächeln zu, ließ sich jedoch erweichen und schenkte ihnen beiden Kaffee ein. Sie hatte in der kalten Jahreszeit immer eine Thermoskanne bereitstehen.

Sie probierten die Zimtsterne, die Josef ein zufriedenes Brummen entlockten. Mit seiner Tasse in der Hand trat er zum Fenster.

»Ein Wetter ist das«, murmelte er. »Zum Fürchten. Durch den Nebel wird es heute gar net richtig hell.«

In der Tat machte der November seinem Namen heuer alle Ehre. Die Tage waren bitterkalt, und teilweise hielt sich der Nebel aus der Nacht den ganzen Tag über.

»Ich glaub' net, dass der erste Schnee noch lange auf sich warten wird«, meinte seine Frau.

»Sonst schneit es meist früher im Jahr.« Josef warf seiner Frau einen Blick zu. »Du weißt, was das heißt.«

»Dass der Winter lang und schneereich wird?«

»Ja, meiner Erfahrung nach könnte das gut sein.« Er trank einen Schluck Kaffee.

Der Hof stand am Waldrand und bot bei klarer Sicht einen wunderbaren Blick auf die Zillertaler Berge. An diesem Tag jedoch dominierte der Nebel, und so waren die Lichter weiter unten im Tag kaum mehr als undeutliche Schemen. Gefrorene Tropfen hingen von den Querlatten des Weidezauns. Der Frost malte silberne Muster aus Raureif auf die Wiesen. Alles wirkte wunderbar friedlich.

Doch das war es nicht! Mit einem Mal drang aufgeregtes Gezeter von draußen herein!

Alarmiert stellte Josef seine Tasse auf dem Tisch ab.

»Das kommt von den Hühnern«, murmelte er. »Etwas stimmt da net. Hört sich an, als wäre ein Fuchs eingedrungen.«

»Aber doch net am helllichten Tag.«

»Helllicht ist heute leider gar nix«, grummelte Josef. »Bleib hier, Liebes. Ich werde gehen und nachsehen, was da los ist.« Er wandte sich auf dem Absatz um, stapfte zur Haustür und trat hinaus in die Kälte.

Eine Bö schickte ihm einen Schwall eisiger Luft entgegen und trieb ihm einen Schauder das Rückgrat hinunter. Rasch wandte er sich nach rechts, überquerte mit langen Schritten den Hof und steuerte das Gehege der Hühner an.

Im nächsten Augenblick entfuhr ihm ein gedämpfter Fluch, denn ein Bild des Schreckens bot sich seinen Augen. Mehrere Hühner lagen im Gras in ihrem Blut. Federn flogen auf und breiteten sich auf der Wiese vor dem Hühnerstall aus. Jemand hatte sich unter dem Zaun hindurchgegraben.

Es war jedoch kein Fuchs. Nein. Ein Hund war es. Ein Streuner, wie es schien. Gerade hielt er eines der Hühner gepackt und schüttelte es kräftig.

Der Streuner war von gedrungener Statur, mit einem kräftigen Kopf und aufgestellten Ohren. Er reichte Josef ungefähr bis zu den Knien. Sein Fell war dunkelbraun, bis auf eine weiße Zeichnung an der Brust. Mit der mächtigen Schnauze war er ein durchaus Respekt einflößendes Tier.

Josef hatte jedoch nicht vor, auch noch den Rest seiner Hühner an ihn zu verlieren. Und so ruderte er abschreckend mit den Armen durch die Luft.

»He!«, rief er. »Schau, dass du hier wegkommst!«

Der Eindringling fuhr herum, die Schnauze rot vom Blut des Huhns. Er ließ von seiner Beute ab und wandte sich nun Josef zu, mit drohend gesenktem Kopf und einem Knurren, das alles andere als freundlich klang.

Josef dämmerte zu spät, dass es ein Fehler gewesen war, den Hund beim Fressen zu stören. Mit wenigen Sätzen war der Streuner bei ihm, sprang ihn an und verbiss sich in seinem Oberschenkel! Ein reißender Schmerz schoss dem Bauern durch sein Bein, explodierte in seinem Inneren wie ein Feuerball und breitete sich im ganzen Körper aus.

Seine Beine mochten ihn nicht mehr tragen. Und ehe er es sich versah, stürzte er auf den nebelfeuchten Boden.

Der Hund ließ jedoch nicht von ihm ab. Nein, er verbiss sich nur noch tiefer in seinem Fleisch. Josef boxte nach ihm, blind vor Schmerz und Tränen. Er traf die empfindliche Nase des Tieres. Kurz lockerte sich der Biss, und Blut spritzte schwallartig aus seinem Bein.

Josef war geblendet von Schmerz und Qualen, aber er wusste, dass das hier nicht gut ausgehen würde für ihn. Er verlor viel zu viel Blut!

Verzweifelt tastete er nach etwas, das er zu seiner Verteidigung nutzen könnte, aber da war nichts. Seine Hände griffen nur in feuchtes Gras und knisterndes Laub. Er öffnete den Mund, um den Hund anzubrüllen und ihn damit vielleicht doch noch zu vertreiben, doch er brachte nur ein Stöhnen hervor.

Wieder stürzte sich der Streuner auf ihn und biss ein weiteres Mal zu, und nun verdrängten die unerträglichen Schmerzen jeden klaren Gedanken.

***

Nebelschwaden waberten um das Doktorhaus, als Dr. Martin Burger von seinen Hausbesuchen heimkehrte. Er stellte seinen Geländewagen in der Auffahrt ab und strebte mit langen Schritten dem Alpenhaus zu, in dem er mit seiner Familie lebte. Die Fenster waren hell erleuchtet und schimmerten einladend durch das Nebelgrau. Ein leises Aufatmen entfuhr ihm. Es tat gut, wieder daheim zu sein.

Die Praxis war im Anbau des Hauses untergebracht und lag bereits im Dunkeln. Die Sprechstunde war vorüber und seine Sprechstundenhilfe längst heimgegangen. Martin Burger freute sich auf den Feierabend mit seiner Familie.

»Da bist du ja, Schatzerl.« Seine Frau kam ihm im Hausflur entgegen, als er eintrat.

Sie trug das Mauserl auf den Armen. Beide hatten einen Bademantel an und schienen gerade aus der Badewanne zu kommen, denn sie dufteten nach Fichtenwald und Shampoo.

Sabines blonde Haare waren noch feucht vom Waschen. Die kleine Laura glühte rosig und strahlte ihren Vater an. Er tupfte ihr einen Kuss auf die Nasenspitze und kitzelte sie, was ihr ein fröhliches Quietschen entlockte.

»Ich bin froh, dass du bei dem Nebel überhaupt heimgefunden hast«, sagte Sabine und gab ihm ein Busserl.

»Wenn du wüsstest«, brummte er. »Viel hätte net gefehlt, und ich hätte mich tatsächlich verfahren. Der letzte Stopp war auf dem Hellbach-Hof, und der liegt so abgelegen, dass man schon bei schönem Wetter kaum hinfindet. Bei diesem Nebel fährt man durch nix als graue Suppe, die kein Ende nehmen mag.« Er winkte ab. »Das Lenkrad fass' ich heute jedenfalls nimmer an.«

»Komm rasch rein und wärm dich auf. Zenzi hält Tee warm. Ich glaube, eine Zimtschnecke hat sie auch für dich aufgehoben.«

Bei der Aussicht auf eines der süßen Gebäckstücke seiner Wirtschafterin hellte sich seine Miene auf. Er zog die Stiefel und den Parka aus und folgte seiner Frau in die Küche des Doktorhauses. Hier war es angenehm warm und behaglich.

Es gab eine gemütliche Sitzecke, in der es sich sein Vater mit einem Rätselheft gemütlich gemacht hatte. Man sah es Pankraz Burger nicht an, dass er die siebzig schon eine Weile hinter sich gelassen hatte. Er war von großer, kräftiger Statur und hatte dichte weiße Haare und einen weißen Bart. Er hatte die Arztpraxis gegründet und vor einigen Jahren an seinen Sohn übergeben. Hin und wieder sprang er noch ein, wenn Not am Mann war. Gerade kaute er auf dem Ende eines Kugelschreibers herum.

»Ich komm' hier bei diesem Rätsel net weiter. Dabei kann man einen Büchergutschein gewinnen. Den würde ich mir schon gern sichern. Für Lesestoff für den langen Winter«, sagte er. »Vielleicht weiß einer von euch einen Rat? Was war vor der Entdeckung des Amazonas der wasserreichste Fluss der Welt?«

»Der wasserreichste? Das könnte der Nil sein«, versuchte Martin Burger sein Glück.

»Na, der passt leider net«, murmelte sein Vater nach einem Blick auf sein Rätsel. »Das Lösungswort ist länger.«

»Was ist mit dem Jangtsekiang?«, warf Sabine ein. »Der ist auch ziemlich lang.«

»Der passt leider auch net.«

»Kein Wunder«, ließ sich Zenzi vernehmen. Sie stand bis zu den Ellbogen mit Mehl bestäubt vor einer Schüssel und knetete einen Teig. Von dem blickte sie nun auf. »Wisst ihr es wirklich net?«

»Was denn?«, fragte Martin Burger.

»Erleuchte uns«, bat der Großvater gespannt.

»Nun ...« Zenzi machte eine bedeutungsvolle Pause. »Die Lösung ist der Amazonas selbst!«

»Hm?« Der Großvater sah sie verblüfft an.

»Freilich«, bekräftigte sie. »Ob entdeckt oder net, das ändert nix daran, wie viel Wasser er führt. Einmal der wasserreichste Fluss der Welt, immer der wasserreichste Fluss der Welt.« Sie zwinkerte in die Runde.

»Mei, Zenzerl, das stimmt! Du bist ein Schatz!« Ausatmend trug der Großvater das Lösungswort in sein Rätsel ein.

»Und das fällt Ihnen jetzt erst auf?«, fragte Zenzi.

Pankraz schien sie gar nicht zu hören, so vertieft war er wieder in sein Rätsel.

Dafür polterten nun Schritte im Flur, und Filli kam herein. Mit seinen fünf Jahren war er das mittlere der Burger-Kinder. Blonde Strubbelhaare lugten unter seiner Wollmütze hervor, und seine Nase war von der Kälte draußen gerötet.

»Guckt, was ich im Garten gefunden hab!« Er reckte eine kleine stachelige Kugel auf seinen flachen Händen in die Höhe.

»Ach, du liebe Güte!« Zenzi ließ von ihrem Teig ab. »Ist das ein Igel? Mei, ist der klein!«

»Ein Jungtier«, stellte Martin Burger fest. »Und viel zu dünn, wie es scheint.«

»Sollte der kleine Kerl jetzt keine Winterruhe halten?«

»Sollte er eigentlich, aber wahrscheinlich hält ihn der Hunger wach.«

»Na, das lässt sich ändern.« Zenzi wischte die Hände an einem Küchentuch ab, dann wirbelte sie herum und hantierte in einem der Wandschränke. Kurz darauf kam sie mit einem Pappkarton wieder, den sie mit einem Handtuch auspolsterte. »Ich hab noch ein Schälchen Katzenfutter gefunden. Das müsste ihm schmecken.« Sie verteilte das Futter auf einem Teller und stellte es in den Karton. »Filli, setz den Kleinen hinein. Schauen wir mal, ob er es mag.«

Der Bub setzte seinen Findling ab, und es dauerte keinen Wimpernschlag, dann schob der kleine Igel seine Nasenspitze vor und machte sich hungrig über das Futter her.

»Na also.« Zenzi nickte zufrieden. »Der packt das schon, auch wenn er wirklich noch verflixt schmächtig ist.«

Filli blickte mit leuchtenden Augen zu seinen Eltern.

»Darf er bei uns bleiben?«