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Seit ihrer Schulzeit sind Brigitta und Elisa - Gitti und Lissy - unzertrennlich und gelten als enge Freundinnen, die sich alles anvertrauen. Als Gitti sich in Lukas Arnberger verliebt und die Verlobung mit einem kleinen Fest gefeiert werden soll, fällt jedoch ein Wermutstropfen in Gittis Glück.
Denn Lissy eröffnet ihr, dass sie St. Christoph in Kürze verlässt und ins Burgenland zieht, um in einem Hotel am Neusiedler See eine neue Stelle anzutreten. Bei Gittis Verlobung kann Lissy also nicht dabei sein. Vor ihrer Abreise sucht sie noch einmal Dr. Burger auf. Er stellt fest, dass sie nicht ganz gesund ist. Lissy wirkt außerdem bedrückt und deprimiert. Auf die Fragen des Bergdoktors antwortet sie ausweichend.
Nur kurze Zeit nach der Verlobung verschwindet Lukas spurlos und lässt Gitti völlig verzweifelt zurück. Sämtliche Aktionen der Bergwacht verlaufen ergebnislos, der Vermisste wird nicht gefunden. Man muss davon ausgehen, dass Lukas auf einer Wanderung tödlich verunglückt ist.
Gitti kann diesen schrecklichen Gedanken nicht ertragen. Krank vor Angst und Sorge bittet sie ihre Freundin Lissy, nach St. Christoph zurückzukommen, um sie in dieser düsteren Zeit zu trösten und zu unterstützen.
Dr. Burger merkt jedoch, dass erneut Unheil in der Luft liegt. Er will weder Gitti noch Lissy ihrem Schicksal überlassen ...
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Seitenzahl: 105
Veröffentlichungsjahr: 2023
Cover
Trösterin in finsterer Nacht
Vorschau
Impressum
Trösterin in finsterer Nacht
Ein Bergdoktor-Roman, der unvergesslich bleibt
Von Andreas Kufsteiner
Seit ihrer Schulzeit sind Brigitta und Elisa – Gitti und Lissy – unzertrennlich und gelten als enge Freundinnen, die sich alles anvertrauen. Als Gitti sich in Lukas Arnberger verliebt und die Verlobung mit einem kleinen Fest gefeiert werden soll, fällt jedoch ein Wermutstropfen in Gittis Glück.
Denn Lissy eröffnet ihr, dass sie St. Christoph in Kürze verlässt und ins Burgenland zieht, um in einem Hotel am Neusiedler See eine neue Stelle anzutreten. Bei Gittis Verlobung kann Lissy also nicht dabei sein. Vor ihrer Abreise sucht sie noch einmal Dr. Burger auf. Er stellt fest, dass sie nicht ganz gesund ist. Lissy wirkt außerdem bedrückt und deprimiert. Auf die Fragen des Bergdoktors antwortet sie ausweichend.
Nur kurze Zeit nach der Verlobung verschwindet dann Lukas spurlos und lässt Gitti völlig verzweifelt zurück. Sämtliche Aktionen der Bergwacht verlaufen ergebnislos, der Vermisste wird nicht gefunden. Man muss davon ausgehen, dass Lukas auf einer Wanderung tödlich verunglückt ist.
Gitti kann diesen schrecklichen Gedanken nicht ertragen. Krank vor Angst und Sorge bittet sie ihre Freundin Lissy, nach St. Christoph zurückzukommen, um sie in dieser düsteren Zeit zu trösten.
Dr. Burger merkt jedoch, dass erneut Unheil in der Luft liegt. Er will weder Gitti noch Lissy ihrem Schicksal überlassen ...
»Es steht leider fest, dass Lissy bei unserer Verlobung nicht mehr in St. Christoph sein wird«, seufzte Gitti enttäuscht. »Ach, Lukas – das ist so schade! Ich bin wirklich traurig deswegen. Meine allerbeste Freundin seit dem ersten Schuljahr kann nicht dabei sein, wenn wir ein kleines Fest mit ein paar Freunden und Bekannten feiern.«
Lukas winkte ab. »Lissy wird ein anderes Mal wieder mit dabei sein, Gitti. Außerdem bin ich der Meinung, dass man um eine Verlobung nicht so viel Aufhebens machen sollte. Es ist ja schließlich noch keine Hochzeit.«
»Nein, aber ein großer Schritt in die gemeinsame Zukunft. Und ein wichtiges Versprechen, das wir beide uns geben wollen«, beharrte Gitti. »Auch eine Verlobung ist etwas ganz Besonderes, weil man dem anderen verspricht, bei ihm zu bleiben und ihn zu heiraten. Jedenfalls seh' ich da so. Und du doch eigentlich auch. Du hast mir ja schon neulich einen Ring an den Finger gesteckt. Dein schöner Ring wird mich immer begleiten. Ich werd' ihn später neben dem Ehering tragen. Wenn wir heiraten, dann wird es ein Tag sein, an dem die Sonne nicht untergeht! Das hab ich mir früher immer so vorgestellt.«
»Gitti, Engelchen. Nicht so voreilig!« Lukas war heute anscheinend nicht in der Stimmung, um sich Gittis romantische Ideen anzuhören. »Erstens geht die Sonne immer unter, auch im Hochsommer. Und zweitens können wir derzeit unseren Hochzeitstermin noch nicht planen, das hab ich dir ja gesagt. Es hängt davon ab, wann und ob mir der Baron von Brauneck sein Alpengut Hochtann im Loisachtal zu günstigen Bedingungen verkauft. Ich bin sehr daran interessiert. Gut möglich, dass ich eine Chance habe.«
»Und dann ziehen wir um? Ins Loisachtal? Muss das wirklich sein?« Gitti sah nicht gerade begeistert aus. »Ich möchte lieber in St. Christoph bleiben. Du kannst dich hier auch selbstständig machen, das weißt du doch. Derzeit stehen zwei, drei Höfe zum Verkauf, die sicher auch leichter zu finanzieren sind als das Alpengut des Barons.«
»Nein. Der Baron würde mir bestimmt ein akzeptables Angebot machen, ich arbeite jetzt schon sieben Jahre für ihn und weiß, dass er Hochtann in guten Händen wissen will, wenn er sich zum Verkauf entschließt. Ich verstehe, dass du hierbleiben willst, Gitti. Und mir wäre es auch sehr lieb, wenn wir nicht umziehen müssten. Aber wenn ich einen Hof übernehme, dann muss es sich lohnen. Es soll nicht einfach nur etwas Mittelmäßiges sein. Wir werden uns das alles noch mal genau überlegen. Zerbrich dir jetzt net den Kopf. Es wird sich noch zeigen, wie sich die Dinge entwickeln.«
»Ach, ich möchte immer alles genau wissen und Pläne schmieden, Lukas. Wenn ich nicht weiß, woran ich bin, wird mir ganz mulmig zumute«, schmollte Gitti.
Lukas blickte auf die Uhr. »Ich weiß. Aber manchmal muss man eben abwarten. Du, ich hab jetzt nicht so viel Zeit. Noch ist alles Zukunftsmusik, und ich bin im Moment weiterhin als Agraringenieur auf dem Schlossgut angestellt. Da geht's mir wirklich blendend. Ich wohne im sogenannten Ständehaus rechts vom Gut und hab alles, was man sich wünschen kann. Drinnen viel Platz, draußen eine schmucke Veranda, großer Garten, ein eigenes Reitpferd. Was will man mehr?«
»Aber wir wohnen nicht zusammen«, seufzte Gitti. »Hast du nicht gesagt, dass ich jetzt schon bei dir einziehen kann? Oder hab ich mich verhört?«
»Nein, hast du nicht. Aber es ist besser, wenn wir zuerst heiraten. Natürlich wohnen wir dann zusammen, das ist selbstverständlich. Das ist doch gar kein Thema, Gitti-Spatzl. Immer willst du alles ganz genau wissen, möglichst schon ewig lange im Voraus. Aber so bist du nun mal – du gehst auf Nummer sicher!«
»Sowieso«, gab sie lächelnd zu. »Du hast mich durchschaut. Ich, Brigitta aus dem Mühlenhaus, bin für Halbheiten nicht zu haben.«
Für alle Leute war sie nur die »Gitti«. Ein bisschen schade, fand sie, denn ihr Taufname »Brigitta« – ein Name, der aus dem Keltischen stammte – klang so harmonisch wie ein Lied an einem schönen Sommerabend.
Ihr Name bedeutete »die Erhabene«. Das hatte sie in einem Buch gelesen. Nun, erhaben war sie nicht, sondern mit ihrem freundlichen Wesen immer den Menschen zugewandt. Sie gehörte nicht zu denjenigen, die sich selbst beweihräucherten und sich für etwas Besonderes hielten. Aber sie besaß den Stolz und die Heimatverbundenheit eines Mädchens, das in der herrlichen Alpenwelt geboren und aufgewachsen war.
»Manchmal fehlst du mir sehr«, sagte sie leise und lehnte sich an die Schulter ihres Verlobten. Ihr über alle Maßen geliebter Lukas, ihr Ein und Alles, sollte endlich für immer bei ihr sein und – das war ihr einziger Wunsch. »Du hast so viel zu tun, und ich mag es gar nicht, wenn ich abends daheim sitze und mich einsam fühle.«
»Jetzt lass doch mal die Kirche im Dorf! Wir sehen uns so oft wie möglich«, fuhr Lukas auf. »Wann immer ich es zeitlich einrichten kann, komm' ich zu dir oder wir unternehmen gemeinsam etwas. Immerhin bist du ja auch jeden Tag bis nachmittags im Berghotel, weil es dauernd viel zu organisieren gibt. Und wenn deine Freundin Elisa jetzt bald das Hotel verlässt, hast du vielleicht noch mehr zu tun.«
»Nein, ich kann ihre Arbeit nicht übernehmen, das wird mir zu viel«, wehrte Gitti ab. »Die Frau Kastler hat ganz schnell Ersatz gesucht und auch schon jemanden gefunden, wir bekommen also im Hotel eine neue Kollegin. Ich hab eh genug um die Ohren, immerhin hab ich meiner Mutter versprochen, dass ich unser Haus hege und pflege wie einen Schatz. Sie wird wohl noch eine ganze Weile in Italien bleiben, das milde Klima tut ihr gut. Ihre Arthrose hat sich schon sehr gebessert, sie macht täglich Gymnastik und will sogar wieder tanzen gehen – das hatte sie nach Vaters Tod ganz und gar auf Eis gelegt. Sie saß nur in der Stube und weinte um ihn. Dabei hatte Vater doch immer gewollt, dass sie auch ohne ihn das Leben genießen sollte. Es hat lange gedauert, bis sie sich aufgerafft hat. Anfangs war ihr alles egal, dazu kamen noch ihre Schmerzen. Aber dank Dr. Burger ging es ihr bald besser, und sie beschloss, dauerhaft etwas für ihre Gesundheit zu tun.«
»Die einzig richtige Entscheidung«, meinte Lukas. »Deine Mutter ist von Natur aus keine Trauerweide. Eher ein bunter Vogel, der gern seine Flügel ausbreitet.«
Gitti lachte. »Meine Mutter soll eine Art Paradiesvogel sein? Ganz bestimmt net. Aber es stimmt, dass sie früher fast an jedem Tag heiter und fröhlich war. Vater war immer an ihrer Seite, die beiden führten eine sehr glückliche Ehe. Deshalb war sie nach seinem Tod ja auch völlig am Ende. Sie wollte weg, weil sie jeder Winkel im Haus an ihn erinnerte. Aber es war und ist ihr wichtig, dass es hier ausschaut wie in einem Schmuckkästchen. Mutter ist jetzt schon seit einem Vierteljahr in Abano Therme und kommt dort richtig gut zurecht. Am Telefon erzählt sie mir dauernd etwas von einem Sergio ... aber wer das nun wirklich ist, verrät sie mir nicht. Ich vermute, er ist Masseur und Physiotherapeut. Jedenfalls sagt sie, wenn Sergio sich um sie kümmert, ist sie ganz entspannt und denkt nicht mehr an ihre Arthose.«
»Das lässt tief blicken«, witzelte Lukas. »Dieser Sergio hat anscheinend Qualitäten, die auf deine Mutter wie ein Jungbrunnen wirken. Gönnen wir es ihr. Und jetzt muss ich wieder an die Arbeit, Spatzl. Am Wochenende hab ich ganz viel Zeit für dich, dann reden wir weiter!«
»Ach, das glaub ich net«, wehrte sie ab. »Du drückst dich doch immer allzu gern vor Gesprächen. Vor allem, wenn es um Dinge geht, die man genau planen muss.«
Lukas nahm Gitti in die Arme und küsste sie.
»Mein blonder Engel, wenn man zu viel nachdenkt, dann verstrickt man sich nur unnötig in dieses und jenes. Tausend Gedanken gehen einem durch den Kopf, das ist nicht gut. Es führt zur totalen Verwirrung. Und schließlich weiß man dann gar nicht mehr, was richtig oder falsch ist. Immer der Reihe nach! Man muss alles auf sich zukommen lassen. Manchmal entwickeln sich die Dinge eh ganz anders, als man es sich ausgemalt hat!«
***
Abends trafen sich Gitti und Elisa zum Essen. Elisa war und blieb von jeher für alle die »Lissy«.
Sie hatten eigentlich richtige Prinzessinnen-Namen, die beiden Freundinnen: Brigitta, Elisa. Es fehlten nur noch die Krönchen auf dem blonden Haar. Aber nun ja, den Leuten waren so »vornehme« Namen fürs tägliche Leben zu kompliziert.
Also: Gitti und Lissy, die hübschen Dauerfreundinnen, die schon als kleine Erstklässlerinnen unzertrennlich waren.
Lissy hatte eine hausgemachte Pizza ins Rohr geschoben, ein großes Blech voll. Es duftete nach Oregano und Basilikum. Bevor Gittis allerbeste Freundin ihre neue Stelle im Burgenland antrat, wollten die beiden noch so viel Zeit wie möglich miteinander verbringen.
»Kannst du das Ganze nicht doch noch rückgängig machen?«, fragte Gitti bedrückt. »Lissy, bitte! Du hast so eine tolle Stelle im Hotel, und deine gemütliche, kuschelige Wohnung wird jetzt leer stehen! Das ist doch ein Jammer. Ich war immer auf deiner Seite und hab deine Pläne unterstützt, aber dass du weggehen willst, kann ich einfach net verstehen.«
Lissy teilte die Pizza in zwei Teile auf.
»Ich bin doch net aus der Welt«, verteidigte sie sich. »Wann immer es möglich ist, werde ich nach St. Christoph kommen. Du wartest auf mich – und meine Wohnung auch. Alles bleibt so, wie es ist. Bitte, schau ab und zu nach den Rechten, den Schlüssel hast du ja.«
»Das ist doch alles nebensächlich. Klar schau ich nach. Aber hat das wirklich sein müssen mit dem Burgenland und dem Neusiedler See? Ich frag' dich jetzt zum x-ten Mal, ob du sicher bist, dass du das Richtige tust!«
Lissy war geduldig. »Ja. Ich kann im Seehotel mal etwas anderes kennenlernen und auch ein bisschen an meiner Karriere basteln. Das Burgenland ist außerdem wunderschön mit seinen Schlössern, dem See und den geselligen Schänken, in denen der Wein die Seele streichelt – so heißt es jedenfalls. Außerdem wohnen meine Eltern jetzt in Podersdorf am See, das ist ein Ferienort. Ich hab auch noch einen Onkel und zwei sehr liebe Tanten dort ...«
»Die waren dir bisher nicht so wichtig, Lissy.«
»Nein. Der Onkel und die Tanten nicht, aber meine Eltern schon. Meine Mutter stammt aus Eisenstadt. Sie redete immer vom Burgenland, wie schön es dort sei, und ich weiß, dass sie oft Heimweh hatte, obwohl sie ja damals schon vor der Hochzeit mit Papa nach St. Christoph gekommen ist. Allerdings glaube ich nicht, dass mein Vater für immer im Burgenland bleiben will. Er ist ein echter Tiroler, mit Hügeln und Weinreben kann er nichts anfangen. Aber bis auf Weiteres richtet er sich, meiner Mutter zuliebe, im Burgenland ein. Vor anderthalb Jahren sind sie umgezogen, das weißt du ja. Bis zuletzt hat mein Vater versucht, meine Mutter umzustimmen. Sie hat viel geweint, weil sie zum Schluss gar nicht mehr wusste, was sie tun sollte. Es war ein schwerer Abschied. Vater, der die Tränen meiner Mutter nicht ertragen konnte, hat schließlich Ja und Amen zu dem Umzug gesagt. Jetzt freuen sie sich, dass ich bald in ihrer Nähe leben werde.«
»Und was ist mit eurem Ausflugslokal in Bergfelden?«
»Das übernimmt der Wirt von der Achenwaldhütte. Meine Eltern wollten sich eh zur Ruhe setzen.«