Der Bergdoktor 2217 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 2217 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Die Großbauerntochter Theresa Scharrer ist ein hilfsbereites, sympathisches, aber unscheinbares Madel. In den letzten Jahren musste sie zusehen, wie alle ihre Freundinnen die Liebe fanden und heirateten. Theresa dagegen wurde von den Burschen ignoriert und blieb übrig.
Ihr älterer Bruder, der Hoferbe, bezeichnet sie gern scherzhaft als seine tüchtigste Magd. Auch die Eltern sehen es als gegeben an, dass Theresa ihr Leben auf dem heimatlichen Scharrerhof verbringen und sich um ihre Nichten und Neffen kümmern wird.
Niemand merkt, wie sehr Theresa unter dieser Vorstellung leidet. Sie hat sich anscheinend damit abgefunden, ohne einen Partner übrigzubleiben - bis ihr beim Faschingsball in St. Christoph ein maskierter Kavalier eine Rose überreicht. Doch wer mag der Unbekannte sein? Und galt die Rose tatsächlich Theresa oder doch einem anderen Madel?


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Seitenzahl: 130

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhalt

Cover

Rosen für die Ballkönigin

Vorschau

Impressum

Rosen für die Ballkönigin

Ein unscheinbares Mädchen und sein großer Auftritt

Von Andreas Kufsteiner

Die Großbauerntochter Theresa Scharrer ist ein hilfsbereites, sympathisches, aber unscheinbares Madel. In den letzten Jahren musste sie zusehen, wie alle ihre Freundinnen die Liebe fanden und heirateten. Theresa dagegen wurde von den Burschen ignoriert und blieb übrig.

Ihr älterer Bruder, der Hoferbe, bezeichnet sie gern scherzhaft als seine tüchtigste Magd. Auch die Eltern sehen es als gegeben an, dass Theresa ihr Leben auf dem heimatlichen Scharrerhof verbringen und sich um ihre Nichten und Neffen kümmern wird.

Niemand merkt, wie sehr Theresa unter dieser Vorstellung leidet. Sie hat sich anscheinend damit abgefunden, die ewige Jungfer zu bleiben – bis ihr beim Faschingsball in St. Christoph ein maskierter Kavalier eine Rose überreicht. Doch wer mag der Unbekannte sein? Und galt die Rose tatsächlich Theresa oder doch einem anderen Madel?

»Na, Kinder: Wie schau' ich aus?« Sabine Burger drehte sich in der Wohnstube des Doktorhauses in der Kirchgasse. Sie trug samtige rote Pluderhosen und eine weiße Bluse mit langen Ärmeln. Um die Taille hatte sie einen breiten Gürtel gebunden. Der gezackte Saum hing bis zu ihren Knien.

»Wie eine echte Piratin, Mama!«, freute sich ihr Sohn, der fünfjährige Filli.

Zufrieden zupfte Sabine das Kopftuch über ihren blonden Haaren zurecht. Große, goldene Creolen baumelten von ihren Ohren.

Ihre Älteste, die achtjährige Tessa, zog einen Schmollmund.

»Warum kann ich net mitkommen?«, beklagte sie sich. »Die Mama ist eine Piratin, und ich darf keine Prinzessin sein? Dabei hat die Zenzi extra mein tolles Glitzerkleid gebügelt.«

»Für den Kinderfasching«, erinnerte Sabine sie. »Der ist am Dienstag.«

Im Rheinland, wo Karneval gefeiert wurde, stellte der Rosenmontag den Höhepunkt des närrischen Treibens dar. In Tirol jedoch sprach man vom Fasching, und Höhepunkt war der Faschingsdienstag.

Sabine lächelte ihre Tochter aufmunternd an.

»Was glaubst du, wie lustig das wird, wenn du mit deiner ganzen Schulklasse verkleidet durch Sankt Christoph ziehst!«

»Au ja!« Filli war sofort Feuer und Flamme. Er durfte zwar am Dienstag noch nicht am Umzug der Schulkinder teilnehmen, aber natürlich würde auch seine Kindergartengruppe den Ausklang der Karnevalszeit feiern.

Im nächsten Moment weiteten sich seine Augen vor Schreck.

»Montag, Dienstag«, zählte er an den Fingern ab. »Das sind nur mehr zwei Tage. Und mein Kostüm ist noch net fertig!«

»Geh einfach als Cowboy wie letztes Jahr«, schlug Sabine vor. »Die Hose und die Weste passen dir sicher noch. Dazu ein kariertes Hemd, am besten das blaue. Und ein Lasso.«

Filli schüttelte heftig den Kopf. »Ich hab's schon mit dem Gustl ausgemacht. Wir zwei gehen als Bäume. Ich als Tanne und er als Kiefer.«

Nur mit Mühe verbiss sich Sabine das Lachen, das bei diesen ernsten Worten in ihr hochsteigen wollte. Ihr Sohn steckte eben voller verrückter Einfälle.

»Als Tanne und als Kiefer?«, wiederholte sie.

»Wir haben ewig Zapfen dafür gesammelt! Der Opa hilft uns mit den Kostümen.«

»Meins ist sogar schon gebügelt«, trumpfte Tessa erneut auf. »Also, warum darf ich heute net mit?«

»Weil beim Gschnas1 die Erwachsenen Fasching feiern«, antwortete Dr. med Martin Burger, der soeben in die Stube trat.

Passend zu Sabine war er als Pirat verkleidet. Die schwarze Pluderhose und die hohen Stiefel brachten seine langen Beine zur Geltung. Mit seinem stattlichen Wuchs und seinen breiten Schultern gab er einen recht überzeugenden Kapitän ab.

Liebevoll und zugleich streng musterte er nun seine Tochter.

»Du kennst die Uhr schon so gut. Der Maskenball beginnt um halb neun. Und deine Bettgehzeit ist ...?« Er ließ den Satz in der Luft hängen.

»Um neun«, murmelte Tessa. Doch sie gab nicht auf. »Die Mama hat aber gesagt, ich darf mit!«

»Wenn du älter bist«, warf Sabine ein.

»Ich bin älter!« Das Madel plusterte sich auf. Die Brombeeraugen blitzten. »Älter als Filli auf jeden Fall!«

»Schluss jetzt«, beendete Dr. Burger die Diskussion. »Zenzi wird heute Abend auf euch und eure kleine Schwester aufpassen.«

Tessa ließ Kopf und Schultern hängen. Ihre Niedergeschlagenheit rührte sein Herz.

»Glaub mir«, versuchte er sie aufmuntern, »bei unserem Maskenball wär››s dir eh langweilig.«

»Wieso? Was tun die Erwachsenen, wenn sie Fasching feiern?«, erkundigte sich Filli neugierig.

»Tanzen«, antwortete Dr. Burger. Tessa spitzte die Ohren. Rasch fügte er hinzu: »Aber nur ganz langweilige Tänze. Net den Vogerltanz oder den mit den Luftballons.«

»Ihr habt keine Luftballons?« Filli klang geradezu schockiert.

Martin Burger tauschte einen Blick mit seiner Sabine.

»Keine Luftballons«, versicherte er Filli.

Sabines Augen funkelten. Sie wandte rasch das Gesicht ab, vermutlich, um sich und ihn nicht durch ihr Lachen zu verraten.

»Was dann? Gibt's wenigstens was Süßes?«

»Ein bisserl was«, gestand der Bergdoktor. »Aber hauptsächlich Deftiges. Schmalz- und Grammelbrote, Leberkäs' und Rollmöpse.«

Tessa war eine heikle Esserin. Sie rümpfte ihr Näschen über all die Schmankerln, die sie nicht mochte. Genau deswegen hatte Martin Burger diese ja auch erwähnt.

Das Faschingsbüffet beim Ochsenwirt konnte man getrost als legendär bezeichnen, und die Althöferin-Anna übertraf sich dabei jedes Jahr aufs Neue, ebenso wie beim Heringsschmaus am Aschermittwoch. Aber Tessa sollte sich bloß nicht fühlen, als hätte man sie und die anderen Kinder aus dem Paradies ausgesperrt.

Besorgt schaute Filli von einem Erwachsenen zum anderen.

»Wenigstens Krapfen habt ihr, gell?« Er klang, als verspürte er ehrliches Mitleid mit seinen armen Eltern, die offenbar nicht wussten, wie man richtig Fasching feierte.

Ein verräterisches Glucksen kam von Sabine. Auch Dr. Burger hatte Mühe, eine ernste Miene zu bewahren.

»Ja, Krapfen gibt es.«

Filli wirkte erleichtert. Und Tessa, die Süßes liebte, hakte sogleich hoffnungsvoll ein: »Mit Marillenmarmelade? Oder mit Vanille?«

»Beides, glaub' ich.« Der Bergdoktor fasste einen raschen Entschluss. »Wisst ihr was? Wenn ihr der Zenzi heut' Abend brav folgt, bringen euch die Mama und ich welche mit.« Er klopfte auf seine Jacke und zwinkerte den Kindern verschwörerisch zu. »Wir schmuggeln sie für euch heim. Wie echte Piraten.«

Tessas und Fillis Gesichter leuchteten auf. Kopfschüttelnd warf Sabine ein: »Wo euch die Zenzi doch eh versprochen hat, dass sie morgen welche backt.«

»Man kann nie genug Krapfen haben«, erklärte ihr Filli mit aller Weisheit seiner fünf Jahre. Und dagegen wusste niemand etwas zu sagen.

***

Auch auf dem Scharrerhof drüben in Mautz bereiteten sich die Bewohner auf das Faschingsgschnas vor.

»Emma, nein!« Zu spät hob Isa Lechner ihr himmelblaues Prinzessinnenkleid hoch. Die Einjährige war bereits hin gekrabbelt. Sie hatte ein Ende der goldenen Tüllschleppe in den Mund gesteckt und kaute zufrieden mit ihren vier Zähnchen darauf herum. Ein empörtes Quietschen folgte, als ihr das Madel die Schleppe entwand.

Rasch legte Isa das gerettete Kleid auf das Bett ihrer Cousine Theresa Scharrer, außer Reichweite der Kleinen.

»Deine Nichte isst mein Kostüm!«, beschwerte sie sich.

»Emma!«, tönte es von der Treppe her. Die Jungbäuerin Claudia Scharrer, die mit Theresas Bruder verheiratet war, riss die Tür auf. »Habt ihr zwei die Emma geseh...? Ach, da bist du ja, Schatzerl!«

Emma lachte sie vom Boden her an und brabbelte: »Ma-ma-ma-ma!«

»Ja, genau: ›Mama-Mama‹!« Lächelnd wies Claudia auf sich. Dann wandte sie sich an ihre Schwägerin: »Theresa, sei so gut und pass mir noch ein Stünderl auf die Emma auf. Der Stefan und ich ziehen uns für das Gschnas um. Du weißt eh, wir müssen früher dort sein, weil er sich mit den anderen vom Jungbauernbund trifft.« Stefan war Theresas älterer Bruder.

Theresa tauschte einen raschen Blick mit Isa.

»Wir wollten uns auch gerade für das Gschnas umzieh...«, begann sie zögerlich.

Doch Claudia wischte den Einwand munter beiseite: »Ich bin mir sicher, die Emma stört euch net.« Sie zwinkerte ihrem Töchterlein zu. »Gell, du bist so brav wie ein Engerl! Bei der Theresa-Tant' gefällt es dir ja eh alleweil am besten.«

»Warum kann net die Hauserin oder meine Mama ...?«, versuchte es Theresa erneut.

»Die Hauserin hat keine Zeit«, schnitt ihr Claudia das Wort ab. »Sie muss die Béchamelsauce und das Ragout für die Lasagne vorkochen. Du weißt ja, der Stefan hat morgen Mittag den Jungbauernbund groß eingeladen. Und jetzt läuft im Fernsehen gerade der Mama ihre Serie. Da wollen wir sie net stören, oder?«

Ohne auf eine Antwort zu warten, eilte sie nach draußen. Ihr Bäuchlein wackelte. Klein-Emma war noch kein Jahr alt und die junge Scharrerin, wenn auch unverhofft, bereits wieder schwanger. Mit einem Buben, wie Stefan nicht müde wurde, allen zu erzählen.

Kaum fiel die Tür hinter Claudia zu, ließ sich Isa theatralisch auf Theresas Bett plumpsen. Nur knapp verfehlte sie das Kleid, das dort lag.

»Theresa-Tant'?«, wiederholte sie ungläubig. »Du hast mir ja schon öfter erzählt, dass sie dich hier als unbezahlte Babysitterin betrachten. Aber das? Man könnt' meinen, du wärst mindestens hundert!«

»Ich bin ja auch nimmer die Jüngste.« Niedergeschlagen sank Theresa auf den Stuhl bei ihrem Schreibtisch.

Isa setzte sich ruckartig auf. »Madel! Jetzt red doch net so einen Schmarren. Siebenundzwanzig ist kein Alter.«

Net für dich, dachte Theresa. Für mich halt schon. Sie hob Emma vom Boden auf und setzte sie auf ihren Schoß. Zufrieden griff die Kleine nach dem Beißring, der auf dem Tisch für sie bereitlag.

Ein Seufzer entrang sich Theresa. Sie mochte Isa, ihre Cousine mütterlicherseits aus der Lechner-, nicht etwa der Scharrer-Verwandtschaft. Isa war nur vier Jahre jünger als sie. Vor allem aber selbstbewusst, lebenslustig und ehrlich. Sie ließ sich von niemandem einschüchtern. Und wenn es ihr nicht passte, wie jemand mit ihr umsprang, dann sagte sie das klipp und klar.

Isa war noch dazu ausgesprochen fesch. Schon in der Schule waren ihr die Burschen nachgerannt. Beim letzten Faschingsgschnas vor genau einem Jahr hatte es dann zwischen ihr und dem Riederer-Emil gefunkt, und seither konnte nichts die beiden trennen.

Nein, siebenundzwanzig war für Isa gewiss kein Alter. Mit siebenundzwanzig würde sie vermutlich längst verheiratet sein. Und ein eigenes Haus haben, vielleicht sogar schon ein Kindl oder zwei.

Aber Theresa?

In den letzten Jahren war Theresa fünfmal die Brautjungfer bei einer Hochzeit gewesen: einmal für Claudia, die selbst keine Schwestern hatte, und viermal für ihre ehemaligen Mitschülerinnen. Und natürlich hatte sie jedem dieser Paare das Eheglück von Herzen gegönnt. Doch ein kleiner, stiller Teil von ihr hatte sich gefragt, wo denn ihr eigenes Glück blieb.

Theresa war nicht dumm. Sie war auch nicht hässlich. Sie hatte schon als Kind gern geteilt und war stets bereit, anderen aus der Patsche zu helfen. Woran also mochte es liegen, dass die Burschen sie wie Luft behandelten?

Niemand wusste es. Auch nicht der Rest ihrer Familie. Anfangs hatten die Eltern sie noch als »Spätzünderin« bezeichnet.

»Vielleicht wär›‹ ›Nonne‹ ja passender«, hatte Stefan gelästert, der zu recht derben Scherzen neigte. Seit er den Hof übernommen hatte, pflegte er allen zu erzählen, Theresa wäre seine tüchtigste Magd.

Auch die Mama hatte längst aufgehört zu fragen, ob sie denn beim Feuerwehrfest, beim Ball der Landjugend oder sonst wo einen Burschen kennengelernt hätte.

Und ihre Schwägerin Claudia rief abends nur mehr: »Gell, Theresa, du bist eh da!« die Treppe herauf, bevor sie ihr Emma überließ und sich mit Stefan ein paar traute Stunden zu zweit gönnte.

Unlängst waren wieder einmal Claudias Freundinnen, die anderen Jungbäuerinnen aus Mautz, zum Kaffee da gewesen. Durch die offene Tür hatte Theresa eine fragen gehört: »Du, wo ist denn die Emma?«

»Bei ihrer Theresa-Tant'«, hatte Claudia erwidert.

»Was hast du nur für ein Glück!«, hatte eine gestöhnt. »Ich wär›‹ so froh, wenn mir einer die G'schrappen für ein Stünderl abnähme. Sag, magst du mir deine Schwägerin net ein paar Tage lang borgen?«

Und eine andere hatte sich erkundigt: »Aber wird's dir nachher mit der Emma und dem neuen Buben net zu viel, wenn die Theresa einmal aus dem Haus ist?«

»Wieso ›aus dem Haus‹?«, hatte Claudia ganz verdutzt entgegnet. »Wo sollt' sie denn hin?«

»Ins Kloster«, hatte eine gewitzelt, deren Schwester mit Theresa zur Schule gegangen war. »Sie ist doch die heilige Theresa, oder net?«

Der Rest der Bäuerinnen hatte gelacht.

Claudia musste wohl ahnen, dass Theresa das gehört hatte. Beim Nachtmahl hatte sie herumgedruckst und schließlich laut gesagt, mit den Freundinnen wäre es eben lustig. Da fiele schon mal die eine oder andere unbedachte Bemerkung. Dann hatte sie noch wissen wollen, ob es stimmte, dass ihre Schwägerin in der Landwirtschaftsschule den Spitznamen »heilige Theresa« getragen hatte. Stefan hatte es ihr grinsend bestätigt.

Ein Scherz, dachte Theresa nun bitter. Alle taten, als wäre ihre Anwesenheit auf dem elterlichen Hof ein guter Witz. Und eine Bequemlichkeit: Theresa packte so tüchtig mit an wie eine Großmagd und stand alleweil als Babysitterin zur Verfügung. Sie hatte ja nichts Besseres vor.

»Theresa, Madel!« Isas Stimme riss sie aus den Gedanken. »Es ist schon sieben. Komm, wir müssen uns herrichten.« Schwungvoll sprang sie vom Bett, hielt sich das Kleid vor die Brust und drehte sich damit vor Theresas Schrank, der an einer Tür einen schmalen Spiegel hatte. »Wie schau' ich damit aus?«

»Wie die Ballkönigin«, erwiderte Theresa trübsinnig.

»Das will ich hoffen«, gab Isa munter zurück. »Und warte, bis du die Maske siehst! Der Papa hat sie mir von seiner Busfahrt nach Venedig mitgebracht.« Sie warf das Kleid zurück aufs Bett und begann, in ihrem Umhängebeutel zu wühlen. Plötzlich hörte sie auf zu kramen. »Nein, warte. Zeig mir erst mal dein Kostüm.«

Folgsam stand Theresa auf. Sie setzte sich Emma auf die Hüfte, öffnete einhändig ihre Kommode, nahm den Haarreifen mit den Katzenohren und eine schwarze Halbmaske heraus und reichte beides Isa.

»Und wo ist der Rest?«

»Wieso der Rest?«

Ungeduldig wedelte Isa mit dem Haarreif. »Na, du wirst ja wohl net nackert gehen! Was ziehst du dazu an?«

Theresa wich ihrem Blick aus. »Mein Dirndl, hab ich mir gedacht.«

Isas Gesichtsausdruck wurde geradezu vorwurfsvoll.

»Es gibt auch noch einen Schwanz aus Plüsch«, gestand ihr Theresa. »Aber ich glaub', der würd' hinten am Dirndl eher blöd ausschauen, oder?«

Isa ließ Haarreif und Maske fallen und stemmte die Hände in die Hüften.

»Das ist doch kein Kostüm. Das ist ... eine Schand' ist das! So gehst du net mit mir aufs Gschnas.«

Enttäuschung und Erleichterung kämpften in Theresa. Die Erleichterung gewann. Wenigstens würde sich niemand fragen, warum sie in der Ecke hockte und kein Bursche sie zum Tanz aufforderte.

»Dann bleib ich halt daheim«, murmelte sie. »Ich glaube, der Mama wär››s eh recht. Die Emma lässt sich am liebsten von mir ins Bett bringen. Und dann könnten sie und der Papa ...«

»Nix da!«, schnitt ihr Isa das Wort ab. »Jetzt tust du auch noch selbst so, als wärst du hier die Großmagd statt der Tochter.« Mit wenigen Schritten war sie beim Bett und hielt Theresa ihr Kleid hin. »Zieh das an! Schau, ob's dir passt.«

Theresa schüttelte heftig den Kopf. »Und wenn's mir passt? Ich kann doch net dein Kostüm nehmen. Als was willst du gehen?«

Isa hatte bereits den Schrank geöffnet und überblickte kritisch die Auswahl.

»Na bitte!« Triumphierend zog sie einen Kleiderbügel von ganz hinten hervor. Eine enge braune Hose und ein grünes Wams hingen daran. Rasch fand sie den dazugehörigen Hut mit einer Feder und setzte ihn sich auf den Kopf. Sie grinste. »Bin ich net ein fesches Jägermadel?«

»Das fescheste«, gab Theresa neidlos zu.

Das Jägerkostüm hatte Stefan mit fünfzehn getragen. Sie wusste selbst nicht, wie es danach in ihrem Schrank gelandet war.

Nun zwängte sich Isa in die enge Hose und lieh sich für unter dem Wams eine von Theresas Dirndlblusen, während Theresa das Kleid anprobierte. Zu guter Letzt setzte sich Isa noch die schwarze Halbmaske des Katzenkostüms auf.

»Ich sage allen, ich wäre der Robin Hood«, entschied sie. Sie ergriff Theresas Hand und zog sie zu sich vor den schmalen Spiegel. »Du kannst meine Jungfer Marian sein.«

Staunend betrachtete Theresa ihre beiden Gestalten im Spiegel. Das himmelblaue Prinzessinnenkleid mit einem Überrock aus goldenem Tüll betonte ihre Brüste mehr als jedes Dirndl und machte zugleich ihre Hüften wunderbar schlank.