Der Bergdoktor 2219 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 2219 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Eine Auszeit in einem kleinen Bergdorf soll Emmas Therapie sein, bevor sie endgültig zusammenbricht. Das Schicksal führt sie auf den abgelegenen Hof von Lucas Jennewein, der ihr auf ihre Bitte hin ein Zimmer vermietet.
Schon bald spürt Emma, wie ihre Kräfte zurückkehren. Die Ruhe, die Natur und Lucas‘ freundliche Art sind wie Balsam für ihre Seele. Am liebsten würde sie gar nicht mehr abreisen.
Viel zu schnell ist der letzte Abend da - als Lucas plötzlich über unerträgliche Kopfschmerzen klagt. Zusätzlich kann er nichts mehr sehen - nur noch Grau!
In ihrer Not klingelt Emma den Bergdoktor heraus und bittet ihn um Hilfe. Dr. Burger diagnostiziert eine Entzündung im Gehirn und weist Lucas sofort in die Klinik ein. In den nächsten Tagen darf Emma ihn unter strengen Auflagen besuchen. Sie wird sein Halt und lenkt ihn von seiner Angst ab, für immer blind zu bleiben. Das Band zwischen ihnen wird fester. Doch seine Kraft schwindet ...

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Seitenzahl: 117

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhalt

Cover

Das Glück im Frühlingslicht

Vorschau

Impressum

Das Glück im Frühlingslicht

Wenn eine Auszeit in den Bergen alles verändert

Von Andreas Kufsteiner

Eine Auszeit in einem kleinen Bergdorf soll Emmas Therapie sein, bevor sie endgültig zusammenbricht. Das Schicksal führt sie auf den abgelegenen Hof von Lucas Jennewein, der ihr auf ihre Bitte hin ein Zimmer vermietet.

Schon bald spürt Emma, wie ihre Kräfte zurückkehren. Die Ruhe, die Natur und Lucas' freundliche Art sind wie Balsam für ihre Seele. Am liebsten würde sie gar nicht mehr abreisen.

Viel zu schnell ist der letzte Abend da – als Lucas plötzlich über unerträgliche Kopfschmerzen klagt. Zusätzlich kann er nichts mehr sehen – nur noch Grau!

In ihrer Not klingelt Emma den Bergdoktor heraus und bittet ihn um Hilfe. Dr. Burger diagnostiziert eine Entzündung im Gehirn und weist Lucas sofort in die Klinik ein. In den nächsten Tagen darf Emma ihn unter strengen Auflagen besuchen. Sie wird sein Halt und lenkt ihn von seiner Angst ab, für immer blind zu bleiben. Das Band zwischen ihnen wird fester. Doch seine Kraft schwindet ...

Meine rätselhaftesten Fälle

von Dr. Martin Burger

Hier im Zillertal ... nun ... also ...

»Worüber soll ich bloß schreiben?« Diese Frage war an niemanden im Besonderen gerichtet, darum erwartete Martin Burger auch keine Antwort. Stattdessen ließ er seine Finger über der Tastatur kreisen wie hungrige Adler über einem Weizenfeld.

Warum nur hatte er zugesagt, einen Artikel für Ärzte heute zu schreiben? Das Fachmagazin druckte nicht nur Berichte über Neuentwicklungen im Bereich der Medizin ab, sondern brachte auch Erfahrungen von Kollegen, die er selbst mit großem Interesse las. Seit einem Ärztekongress stand er mit dem Herausgeber in Kontakt. Sie hatten zuletzt eine angeregte Debatte über den Einfluss von Stress auf die Heilung gehabt.

Die Anfrage, ob er einen Artikel zu einer Reihe mit rätselhaften Fällen beisteuern könne, war vor wenigen Tagen gekommen. Martin Burger schob nichts gern auf die lange Bank, und so hatte er sich in seiner Mittagspause gleich rangesetzt.

Weiter als bis zur Überschrift war er jedoch noch nicht gekommen.

Der Cursor blinkte und blinkte, als würde er ihn ermahnen, doch endlich anzufangen. Die leere Seite auf dem Monitor schien sich in seine Netzhaut zu brennen. Und in seinem Kopf wirbelten die Gedanken umher wie ein Schwarm aufgeschreckter Bergpieper.

Da war er seit so vielen Jahren Landarzt. Er hatte ein Studium hinter sich, Erfahrungen als Chirurg an der Münchner Uniklinik gesammelt und vor etlichen Jahren die Landarztpraxis seines Vaters übernommen. Wie war es möglich, dass er nicht den Hauch einer Ahnung hatte, was er schreiben sollte?

»Verflixt, ich bin Praktiker«, schnaufte er. »Ich richte gebrochene Knochen, ich schreibe net darüber.«

Nur leider kam diese Erkenntnis zu spät. Er hatte den Artikel zugesagt und mochte sein Wort nicht brechen.

In Gedanken griff er nach dem Kaffeebecher vor sich auf dem Schreibtisch, setzte ihn an die Lippen und sog nur Luft ein.

Schon wieder leer!

Seufzend stellte er das Gefäß neben seinem Laptop ab und rieb sich grüblerisch das Kinn. Dabei schweifte sein Blick aus dem Fenster, das offenstand und die Frühlingsluft hereinließ.

Vor wenigen Wochen noch hatte der Winter das Tal fest im Griff gehabt. Doch nach einem kräftigen Sturm waren die Temperaturen milder geworden und hatten den Schnee tauen lassen. Jetzt waren die Hänge rings um sein Heimatdorf mit einem Meer aus Krokussen übersät, die sich der Frühlingssonne entgegenreckten. In den höheren Regionen lag noch Schnee, und die Gipfel zeigten sich weiß und eisig, hier im Tal jedoch grünte und blühte es.

St. Christoph lag in einem hoch gelegenen Seitental. Hier konnte der Winter durchaus auch jetzt noch einen eisigen Gruß schicken, aber Martin Burger hoffte, dass der Schnee für diese Saison hinter ihnen lag. Nach mehreren ziemlich gefährlichen Einsätzen im Lawinengebiet, bei denen er die Bergwacht auf der Suche nach Verschütteten begleitet hatte, hatte er vorerst genug von Schnee und Eis.

»Hier steckst du, Liebling. Ich suche dich schon überall.« Sabine Burger steckte den Kopf in sein Behandlungszimmer und schenkte ihrem Mann ein liebevolles Lächeln. Sie trug ein leuchtend gelbes Frühlingskleid und hatte ihre schulterlangen blonden Haare zu einem Zopf gebunden. Die Frisur wirkte frisch und bodenständig und passte zu ihr. Nach einem Blick auf sein Gesicht fragte sie augenzwinkernd: »Sag mal, brennt es hier oder raucht dir nur der Kopf?«

»Ein Wunder wär's net«, murmelte er. »Ich sitze seit einer geschlagenen Stunde an dem Artikel für das Fachblatt. Allmählich würde ich mir lieber einen Nagel ins Knie rammen, als damit fortzufahren.«

»Was hast du denn bereits geschrieben?«

»Die Überschrift.«

»Verstehe.« Sabine kam näher und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Wo hakt es denn?«

»Daran, dass ich keinen Schimmer habe, worüber ich schreiben soll. Ich bin net Dr. House. Ich führe einfach nur eine Landarztpraxis.«

»In der gerade genug passiert. Denk nur an den Vorfall mit der Sense im Bein. Oder an den Patienten mit dem unerklärlichen Jucken im Ohr. Das merkwürdige Fieber von unserem Bürgermeister. Und die Zwillinge, die alleweil dieselben Symptome hatten, obwohl sie kilometerweit entfernt wohnen ...«

»Schon gut, schon gut.« Er lachte leise. »Vielleicht ist genau das mein Problem. Es gäbe so viel zu erzählen. Ich weiß überhaupt net, wo ich anfangen soll.«

»Wenn ich einen Brief schreiben will und keinen Anfang finde, dann konzentriere ich mich auf einen einzelnen Punkt. Wie auf das Ende eines Wollknäuels. Das wickle ich langsam auf und schaue, wo es mich hinführt.«

»Nur muss ich diesen Faden erst einmal erwischen.«

»Das wirst du.« Sabine lehnte sich zu ihm und lächelte ihn so innig an, dass er ihr liebes Gesicht mit seinen Händen umschloss und ihr ein liebevolles Busserl gab.

Sie gab einen Laut von sich, der beinahe ein Schnurren war. Dann schmiegte sie sich an ihn und erwiderte seinen Kuss. Eine Weile war nichts zu hören als das Summen einer Hummel, die sich ins Zimmer verirrt hatte und nun den Medikamentenschrank umkreiste.

»Weißt du ...« Seine Frau richtete sich wieder auf. »Die besten Ideen hat man manchmal, wenn man gar net danach sucht. Könntest du dich hier kurz losreißen und mir Starthilfe geben? Ich wollte mit den Kindern runter nach Mayrhofen fahren und nach Frühlingsschuhen für die drei schauen.«

»Aber dein Wagen springt net an?« Er stand auf. »Ich komme sofort mit raus. Wenn die Batterie nimmer mag, solltest du sie so bald wie möglich nachschauen lassen.«

»Das hab ich auf der Rückfahrt vor.«

»Gut, dann schaue ich gleich einmal, was ich tun kann.« Er angelte den Schlüssel seines Geländewagens und begleitete seine Frau aus dem Doktorhaus hinaus in den Vorgarten, wo ihre beiden Wagen im Schutz des Carports standen.

Ein Starthilfekabel hatte er in seinem Werkzeugkoffer.

Damit brachten sie Sabines Auto im Handumdrehen wieder zum Laufen.

»Am besten drehst du eine Runde, bevor du den Motor wieder abschaltest«, empfahl er ihr. »Dann kann die Batterie aufladen.«

»Mach' ich. Danke dir, Liebling.«

»Jederzeit. Im Moment ist mir alles lieber, als einen leeren Monitor anzustarren.«

Sabine lachte leise. »Ich bin sicher, sobald du dich für einen Fall entschieden hast, werden die Einfälle nur so sprudeln.«

»Momentan sprudelt da gar nix.« Er seufzte vernehmlich.

Während seine Frau den Motor laufen ließ und zurück ins Haus eilte, um Tessa, Filli und Nesthäkchen Laura zu holen, lenkte er seine Schritte in die Küche. Hoffnungsvoll, dass ein frischer Becher Kaffee ihm beim Verfassen des Artikels helfen würde.

Er hatte eigentlich vorgehabt, den Text in der Mittagspause bereits in groben Zügen zu umreißen, aber jetzt würde er froh sein, wenn er wenigstens ein Thema hatte, bis die Nachmittagssprechstunde begann.

In der Küche beugte sich seine Wirtschafterin gerade zufrieden über eine Teigschüssel, während sie munter vor sich hinsang. Sein Vater saß auf der Eckbank über der Tageszeitung und verzog das Gesicht, ohne jedoch etwas zu sagen. Erst, als Zenzi den Refrain wiederholte und ein Trällern anfügte, schnaufte er: »Jessas, Zenzi, du malträtierst meine Ohren.«

»Auch net schlimmer als Ihr Schnarchen die meinen in der Nacht«, konterte sie. »Das höre ich noch zwei Zimmer weiter.«

»Ich schnarche net. Ich atme.«

»Und das außerordentlich geräuschvoll.«

»Geh, was du immer erzählst.« Der Großvater blies die Wangen auf und ließ die Luft entweichen.

Zenzi schmunzelte und fuhr mit dem Kneten fort. Sie war seit über vierzig Jahren die gute Seele des Doktorhauses und achtete liebevoll darauf, dass es der Familie an nichts fehlte. Für die Kinder war sie wie eine liebe Großmutter, und für Martin Burger war sein Haus ohne sie schlicht undenkbar ...

Mitten in seine Gedanken hinein klingelte jemand von draußen.

»Ich geh' schon«, sagte er, verschob seinen Kaffee und eilte zur Tür, um zu öffnen.

Draußen stand Elfie Strobel. Die Mittfünfzigerin arbeitete auf dem Jennerwein-Hof und war als ausgesprochen warmherzig und hilfsbereit bekannt. Wann immer Kuchenspenden für den Kirchenbasar erbeten wurden, stand sie die halbe Nacht in der Küche und buk die wunderbarsten Kuchen. Sie war klein, gedrungen und hatte leuchtend grüne Augen, die an diesem Tag umwölkt waren wie der Waldsee kurz vor einem Unwetter. Obendrein war sie außer Atem, als wäre sie den ganzen Weg zum Doktorhaus gerannt.

»Mei, bin ich froh, dass Sie da sind.« Mit weit aufgerissenen Augen rang Elfie ihre Hände. »Ich brauch' Ihre Hilfe, Herr Doktor. Ich seh' Dinge, die gar net da sind!«

***

»Dinge, die gar net da sind?« Martin Burger sah seine Patientin forschend an. In all den Jahren, in denen sie zu ihm kam, war sie nie schwerer als an einem Infekt erkrankt. Mal in den Atemwegen, mal in den Harnwegen. Ein Symptom wie Halluzinationen war noch nie aufgetreten. »Komm erst mal herein«, bat er. »Dann erzählst du mir alles von Anfang an.«

Die Mittfünfzigerin wankte ihm nach ins Sprechzimmer und sank auf den Rand der Untersuchungsliege nieder – nur um sogleich wieder aufzuspringen, als hätte sie sich in ein Hornissennest gesetzt.

»Ich ... weiß net, was ich machen soll«, japste sie und atmete schnell und keuchend ein.

Sie hyperventiliert gleich, erkannte er.

»Setz dich, Elfie«, bat er sacht, »und dann leg eine Hand auf deinen Bauch. Unterhalb vom Nabel ... Ja, genau so. Und jetzt atme langsam aus und schiebe deine Hand vor. Gleich noch mal ... Sehr gut.«

Sie tat, was er ihr aufgetragen hatte. Nach einer Weile kam ihr Atem hörbar ruhiger, und ihre Gesichtsfarbe wechselte von hochrot zu einem gesunden rosig.

»Geht's jetzt besser?«, fragte er sacht.

»Ja ... nein ...« Ein Schluchzen brach sich Bahn, und Tränen rollten ihr über die Wangen.

»Was ist geschehen?« Er zog sich einen Hocker heran und setzte sich zu ihr, dass sein Kittel leise raschelte. »Erzähl mir davon.«

»Ich hab einen Teig eingerührt. Für einen Kaiserschmarrn. Der Bauer liebt meinen Kaiserschmarrn. Vor allem, wenn es meinen Zwetschgenröster dazu gibt.«

»Du hast also das Mittagessen vorbereitet. Da war noch alles gut, versteh' ich das richtig?«

»G-genau.« Elfie schnäuzte sich hörbar.

»Und was ist dann passiert?«

»Dann bin ich rauf in die Ferienwohnung. Ich wollte sie putzen und für die neuen Gäste schön herrichten, aber da ... saß sie auf einmal auf der Eckbank! Hatte sich zusammengerollt und sah mich aus ihren grausligen Augen an!«

»Wer, Elfie?«

»Die Schlange!«

Damit hatte Martin Burger nicht gerechnet. »In der Ferienwohnung auf eurem Hof ist eine Schlange?«

Elfie nickte eifrig.

»Hast du sie vorher schon einmal gesehen?«

»Na, noch nie.«

»Könnten die vorigen Gäste sie mitgebracht und vergessen haben?«

»Sicher net. Das war eine ganz reizende ältere Dame aus Hamburg. Sie hatte einen Pudel, aber ganz sicher keine Sch-sch-schlange!«

»Und dein Chef? Der Bauer selber? Könnte sie ihm gehören?«

»Dem Lucas?« Die Wirtschafterin schüttelte den Kopf. »Nie und nimmer.«

»Wie hat sie denn ausgesehen?«

»Sie war lang. Bestimmt zwei Meter. Vielleicht ein bisserl mehr. Schwarz war sie, mit gelben Flecken.« Elfie schüttelte sich.

»Eine Äskulapnatter mit ungewöhnlicher Zeichnung?«

»Ganz sicher net. Solche hab ich schon gesehen. Nein, die hier war fremd und exotisch und ... und ... Sie kann net wirklich da gewesen sein.«

»Womöglich doch. Ich glaub' net, dass du sie dir eingebildet hast, Elfie.«

»Aber wo soll denn bei uns auf dem Hof eine exotische Schlange herkommen?« Die Mittfünfzigerin sah ihn skeptisch an.

»Hat sie dich angegriffen?«

»Nein, dazu hatte sie gar keine Gelegenheit. Ich bin dort so schnell verschwunden, wie ich nur konnte.« Elfie knetete ein Taschentuch. »Ich hab solche Angst, dass ich sie mir nur eingebildet hab. Mit Halluzinationen hat es bei meinem Onkel auch angefangen, und irgendwann wusste er seinen eigenen Namen nimmer.«

»Dir ist bewusst, wie unwahrscheinlich eine Schlange in unserem Bergdorf ist.«

»Ja, freilich.«

»Dann würde ich sagen, dein Verstand ist hellwach. Wir sollten deiner Beobachtung auf den Grund gehen.«

»Auf den Grund?«

»Wir wissen net, ob euer Besucher womöglich giftig ist.«

»Jessas, daran hab ich überhaupt noch net gedacht!« Elfie fasste sich an die Brust.

»Ich werde mitkommen. Wir schauen uns das zusammen an.«

»W-wirklich? Sie wollen mitkommen?«

»Freilich. Vorher rufe ich Verstärkung. Mit unbekannten Reptilien ist net zu spaßen. Da braucht es jemanden, der etwas von ihnen versteht.« Er griff zum Telefon und wählte die Nummer der Rettungsleitstelle. Er hatte sein Anliegen kaum geschildert, als er bereits die Zusage erhielt, dass Unterstützung auf dem Weg war.

Als er auflegte, stieß seine Patientin den Atem aus.

»Danke schön, Herr Doktor.« Elfie sah aus, als wäre ihr gerade das ganze Frauenhörnle vom Herzen gefallen.

Martin Burger zog seinen weißen Kittel aus und streifte stattdessen einen Janker über. Dann begleitete er seine Patientin nach Hause.

Elfie hatte als Magd angefangen und war nun seit über zwanzig Jahren Wirtschafterin auf dem Jennerwein-Hof. Ihr Chef war Lucas Jennerwein, ein junger Landwirt, der das Gehöft nach dem viel zu frühen Tod seiner Eltern übernommen hatte.

Sie passierten den Gemischtwarenladen der Jeggl-Alma, kamen am Dorfbrunnen vorbei und bogen an der Kirche in die Waldgasse ein.

Der Bauernhof stand am Ende der Gasse. Dahinter ragte üppig und grün der Krähenwald auf, über dem sich die beiden schrundigen Gipfel des Hexensteins erhoben. Unterwegs sagte Elfie kein Wort. Stattdessen kaute sie sorgenvoll auf ihrer Unterlippe herum.

Martin Burger sprach leise und beruhigend mit ihr, aber die Furcht, die in ihren grünen Augen blinkte, konnte er ihr nicht nehmen.