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Zwischen Magnus Sternberger, der den Sommer über auf dem Prankl-Hof aushilft, und der hübschen Hoftochter Floriane, hat es längst gefunkt. Doch noch halten sie ihre Liebe voreinander geheim und genießen es, die Nähe des anderen zu spüren und einander ihre Gedanken anzuvertrauen. Magnus erzählt ihr gerade von dem tragischen Unfalltod seiner Verlobten. "Am 15. November war es, vor dreieinhalb Jahren."
Floriane stockt der Atem. Exakt am 15. November vor dreieinhalb Jahren wurde ihr ein Spenderherz transplantiert. Ein Zufall? Und wenn tatsächlich das Herz seiner Verlobten in ihrer Brust schlägt? Wird Magnus es ertragen, dass sie ihr Überleben dem Tod seiner so schmerzlich vermissten Braut zu verdanken hat?
Floriane weiß nicht, wie sie sich verhalten soll, und schweigt erst einmal dazu. Das hat katastrophale Folgen ...
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Seitenzahl: 128
Veröffentlichungsjahr: 2024
Cover
Das Mädchen auf der Bank
Vorschau
Impressum
Das Mädchen auf der Bank
Vor ihrer gefährlichen OP will Floriane ihrem Liebsten etwas beichten
Von Andreas Kufsteiner
Zwischen Magnus Sternberger, der den Sommer über auf dem Prankl-Hof aushilft, und der hübschen Hoftochter Floriane, hat es längst gefunkt. Doch noch halten sie ihre Liebe voreinander geheim und genießen es, die Nähe des anderen zu spüren und einander ihre Gedanken anzuvertrauen. Magnus erzählt ihr gerade von dem tragischen Unfalltod seiner Verlobten. »Am 15. November war es, vor mittlerweile dreieinhalb Jahren.«
Floriane stockt der Atem. Exakt am 15. November vor dreieinhalb Jahren wurde ihr ein Spenderherz transplantiert. Ein Zufall? Und wenn tatsächlich das Herz seiner Verlobten in ihrer Brust schlägt? Wird Magnus es ertragen, dass sie ihr Überleben dem Tod seiner so schmerzlich vermissten Braut zu verdanken hat?
Floriane weiß nicht, wie sie sich verhalten soll, und schweigt erst einmal dazu. Das hat katastrophale Folgen ...
»Du musst eure Tour absagen, Flo.« Ihr Vater stürmte aus dem Stall, die Mistgabel noch in der Hand. Kuhmist und Stroh rieselten von seinen Gummistiefeln, als er über den Hof stapfte und direkt auf Floriane zuhielt. Ihm dicht auf den Fersen war Gandalf. Das Grauohr verdankte seinen Namen der Begeisterung des Bauern für die Bücher des britischen Schriftstellers Tolkien. Josef hatte das Eselfohlen mit der Flasche aufgezogen. Seitdem war das Tier anhänglich wie ein Hund.
Floriane hatte ihren Rucksack auf der Gartenbank abgesetzt und prüfte noch einmal, dass sie alles Wichtige eingepackt hatte: Kletterschuhe und Chalkbag, dazu ein Kletterseil, Karabiner und Helm ... Wasserflasche ... Ja, alles da.
Sie richtete sich auf und sah zu ihrem Vater auf.
»Wir hatten das doch besprochen, Madel«, sagte er mit sanftem Tadel in der Stimme. »Du bist noch net wieder fit genug, um klettern zu gehen.«
»Es geht mir wieder gut.« Ein Hustenanfall strafte ihre Worte Lügen. Als sie wieder Luft bekam, fuhr sie fort: »Ehrlich, Vater, das ist nur noch ein leichter Reizhusten.«
»Du warst fast vier Wochen erkältet und hattest immer wieder hohes Fieber. So was zehrt an einem, Flo. Damit sollte man net spaßen.«
»Das mache ich net, aber nach den langen Wochen im Krankenbett sehne ich mich nach blauem Himmel und Bewegung. Ehrlich, dadrin fällt mir die Decke auf den Kopf.« Sie deutete zu dem hübschen Bauernhaus, in dem sie aufgewachsen war. Marillenbäume wuchsen an der Südwand, die im Sommer reichlich Früchte trugen, und am Gartenzaun blühten Wildrosen.
»Geh spazieren, wenn du frische Luft brauchst«, bat ihr Vater. »Aber noch net wieder zum Klettern. Das ist zu anstrengend für dich.«
»Ich passe schon auf, dass ich mir net zu viel zumute.« Floriane hatte ihre Haare zu einem Zopf geflochten, den sie nun über ihre Schulter warf, bevor sie ihren Rucksack schulterte. »Außerdem hab ich Ben versprochen, ihn zu begleiten.«
»Sag ab«, wiederholte ihr Vater.
»Das kann ich net. Ben würde es fertigbringen und alleine aufsteigen. Du weißt, wie gefährlich das ist. Man geht net alleine zum Klettern. Und Ben braucht das Training. Er muss fit sein, wenn er ein Sportstipendium für die Uni bekommen will. Da darf ich ihn net hängen lassen.«
»Aber du bist krank, Floriane.«
Sie verbiss sich ein Seufzen, als er ihren vollen Namen verwendete, anstelle der Abkürzung Flo. Das machte ihr Vater nur, wenn es ihm wirklich ernst war.
»Ich war nur erkältet«, begütigte sie ihn. »Halb so wild. Ehrlich.«
»Flo ...« Ihr Vater stützte sich schwer auf die Mistgabel. Tiefe Falten gruben sich in seine Stirn, die von einem Tirolerhut beschattet wurde.
»Ich bin bald zurück«, versprach sie ihm, reckte sich auf die Zehenspitzen und tupfte ihm ein Busserl auf die stoppelige Wange, ehe sie herumwirbelte und sich auf den Weg zu ihrer Verabredung machte.
Den gedämpften Fluch ihres Vaters hörte sie schon nicht mehr.
An der Dorfstraße musste sie sich an einer Gruppe Wanderer vorbeischlängeln, die stehen geblieben war und bewundernd den Hof ihrer Familie betrachtete. Einige hatten Kameras gezückt und schossen Fotos.
Der restaurierte Dreiseitenhof bot auch wirklich ein idyllisches Bild. Hoch über dem Tal gelegen und von üppigen Sommerweiden und dunklen Kiefernwäldern umgeben, schmiegte er sich an den Bergrücken des Hexensteins. Neben der Milchwirtschaft setzte ihre Familie auf das Einkommen aus den drei Ferienwohnungen, die im Anbau untergebracht waren.
Vom Hof aus hatte man einen wunderbaren Ausblick auf die selbst im Sommer verschneiten Bergspitzen und auf das Bergdorf, das malerisch zwischen den Hängen eingebettet war.
Ben hatte sie gebeten, ihn an dem Marterl neben der Marienquelle zu treffen. Ein steiler Pfad führte vom Hof dorthinauf.
Der Bursche wartete bereits auf sie. Er lebte mit seiner Familie auf einem Gehöft im Westen des Dorfes. Sie kannten sich von klein auf und hatten zusammen die Matura abgelegt. Ben ging genauso gern klettern wie sie, also zogen sie oft zusammen los.
Mit seiner sportlich gestählten Statur, den von der Sonne gebleichten blonden Haaren und den blitzenden blauen Augen war er ein Frauenschwarm, wie er im Buche stand. Das wusste er auch und genoss seinen Erfolg bei den Madeln weidlich.
Floriane hütete ihr Herz in seiner Nähe, denn sie wusste genau, dass er wie ein Schmetterling von Blüte zu Blüte flatterte und nichts von einer festen Beziehung wissen wollte. Er war ein guter Freund, aber mehr durfte nicht daraus werden. Auch wenn ihr Herz in seiner Nähe manchmal schneller klopfte und sich ein leises Sehnen in ihr meldete, für das sie keinen Namen wusste.
Ben würde nicht mehr lange im Zillertal bleiben. Im Herbst wollte er nach Salzburg ziehen und Sportwissenschaft studieren. Dann würden sie sich viel seltener sehen. Sie vermisste ihre gemeinsamen Bergtouren schon jetzt.
An diesem Tag wollten sie zum Feldkopf aufsteigen. Floriane hatte die Westroute vorgeschlagen, aber Ben reizte die Herausforderung, den Berg über die Nordwand zu erklimmen. Das war mit Abstand die anspruchsvollste Tour, die man in der Umgebung ihres Heimatdorfes finden konnte.
»Hey.« Er begrüßte sie mit einem freundschaftlichen Schlag auf die Schulter. »Alles klar bei dir?«
»Aber sicher. Und bei dir? Bist du bereit?«
»Ich bin schon bereit auf die Welt gekommen.« Ben schenkte ihr ein breites Grinsen. »Schön, dass du net gekniffen hast.«
»Ich kneife nie.«
»In den letzten Wochen musste ich alleweil mit Tom aufsteigen, aber der schnauft schon nach den ersten Höhenmetern, als wollte er seine Lunge ausspucken. Eine Freude ist das net gerade. Du hast mir wirklich gefehlt, Flo.«
»Mir haben unsere Touren auch gefehlt, aber der verflixte Husten wollte gar net vergehen. Ich bin froh, dass es heute endlich wieder losgeht.«
»Na dann, lass uns aufbrechen.« Ben schulterte seinen Rucksack fester und marschierte los.
Floriane folgte ihm.
Ihr Weg führte sie durch eine Schlucht, in der ein Wildbach floss. Das Wasser sprudelte hier rasend schnell und toste so laut, dass es unmöglich war, sich zu unterhalten. Florianes Blick wurde von den Strudeln und den Felsen angezogen, um die sich der Bach herumwälzte. Wer dort hineingeriet, war in höchster Bedrängnis. Unwillkürlich wurde sie langsamer.
»Wo bleibst du denn?« Ben war stehen geblieben und hatte sich nach ihr umgedreht. Er musste rufen, um über dem Rauschen des Wildwassers verstanden zu werden.
»Ich komme ja.« Floriane rang sich ein Lächeln ab, aber es geriet schief, denn auch wenn der Weg ausgesprochen gemächlich bergan führte, war sie verschwitzt und atemlos.
Dabei waren sie noch nicht einmal in der Kletterwand!
Mit einem Seufzer ging sie weiter, aber schon nach wenigen Schritten musste sie wieder stehen bleiben, weil ihr die Luft knapp wurde. Unbehaglich rieb sie sich über die Brust.
Warum war sie so kurzatmig?, fragte sie sich.
Weiter!, feuerte sie sich in Gedanken selbst an. Ich bin nur nix mehr gewöhnt. Damit setzte sie sich wieder in Bewegung.
Nach einer halben Stunde hatten sie die Schlucht hinter sich und stapften einen steilen, felsigen Pfad hinauf. Hier wuchsen Almrosen und Farne, unter denen sich oft lose Stein verbargen. Sie mussten aufpassen, wohin sie ihre Füße setzten. Ein falscher Schritt konnte einen unachtsamen Wanderer blitzschnell ins Rutschen und zu Fall bringen.
Floriane fühlte sich zunehmend unwohl.
Während Ben leichtfüßig bergan stapfte, schienen an ihren Beinen Bleigewichte zu hängen. Ihr Atem kam schwer und stoßweise, und ihr war seltsam schwummrig zumute. Jetzt bereute sie es, nicht auf die Warnung ihres Vaters gehört und die Tour verschoben zu haben.
»He, sieh mal! Murmeltiere!« Ben war stehen geblieben und deutete den grünen Hang hinauf. Zwischen bemoosten Steinen sprangen die pelzigen, putzigen Tiere herum und jagten einander. Ein Anblick, der Floriane normalerweise bezaubert hätte, dem sie jetzt jedoch kaum Aufmerksamkeit schenkte.
»Willst du net ein paar Fotos machen?«, schlug Ben vor.
»Nein, heute net«, brachte sie mühsam hervor.
»Was? Also, das glaube ich jetzt net.« Er kniff die Augen zusammen und zog eine Braue hoch. »Wer sind Sie, und was haben Sie mit meiner Freundin Flo gemacht?«
»Hm? Was meinst du?«
»Ich habe es noch nie erlebt, dass du ein schönes Fotomotiv net nutzt. Normalerweise ist die Kamera an deiner Hand wie festgetackert. Du gehst nie ohne sie aus dem Haus. Und jetzt willst du keine Bilder machen? Also, entweder wurdest du vertauscht, oder irgendetwas stimmt ganz und gar net.« Besorgt sah er sie an. »Was ist denn los?«
»Ich weiß es net. Ich fühle mich net besonders.«
»Sag bloß, du schwächelst schon. Wir sind doch noch net mal richtig losgelaufen.«
»Ich schwächle net. Es ist nur ...« Sie schnappte nach Luft. »Ich brauche nur eine kurze Pause.«
»Jessas, deine Lippen sind ja mit einem Mal ganz blau!« Ben starrte sie erschrocken an. »Geht es dir wirklich gut?«
Floriane wollte ihm versichern, dass ihr nichts fehle, doch da schien der Boden plötzlich unter ihr zu schwanken. Ein saurer Geschmack stieg in ihrer Kehle hoch, und ehe sie sich's versah, fand sie sich auf allen vieren wieder und musste sich übergeben. Wie aus weiter Ferne hörte sie Ben etwas rufen.
Doch da wurde es mit einem Mal schwarz um sie herum ...
***
Drei Jahre später
»So geht das wirklich nimmer weiter.« Josef konnte förmlich spüren, wie sich seine braunen Haare zurückzogen und mehr und mehr graue Haare auf seinem Kopf sprossen. Und war das ein Wunder? Sicher nicht. Bei all den Sorgen, die er sich um seine Tochter machte ...
Floriane hörte einfach nicht auf ihn. Wenn er ihr nahelegte, sich zu schonen, ging das bei ihr in einem Ohr rein und im anderen wieder raus. Und dann stürzte sie sich kopfüber in das nächste Abenteuer.
Nein, er war eher ein Wunder, dass er noch nicht vollständig ergraut war.
»Das Madel hat ein zweites Leben geschenkt bekommen, aber statt es zu hüten, setzt sie es immer wieder aufs Neue aufs Spiel«, klagte er Gandalf sein Leid, während er ihn mit der Bürste bearbeitete. Aus dem mutterlosen schmächtigen Eselfohlen war mittlerweile ein stattliches Grauohr geworden, aber noch immer war er anhänglich wie ein junger Welpe.
Gemächlich striegelte Josef den Esel, der zutraulich an seiner Hose zupfte.
»Ja, du weißt schon, wo die Leckerchen versteckt sind, was?« Josef fischte den Apfel aus der Tasche, den er vorsorglich eingesteckt hatte, und reichte ihn dem Esel auf der flachen Hand.
Behutsam nahm Gandalf ihn und zermalmte ihn genüsslich zwischen den Zähnen. Dabei spielten seine Ohren, als würde er der Melodie des Sommers lauschen – dem Flüstern des Windes in den Apfelbäumen, dem Summen der Bienen, die ihren Stock hinter dem Hof hatten, und dem Zwitschern der Finken, die irgendwo im dichten Grün verborgen saßen.
Ein bunter Gleitschirm zog hoch am Himmel seine Kreise wie ein übergroßer Schmetterling.
Josef bedachte ihn mit einem finsteren Blick. Er hatte nichts übrig für die Sportler, die im Sommer über dem Tal schwebten und von denen an jedem zweiten Tag in der Zeitung zu lesen war, dass sie in einem Baum oder einer Stromleitung gelandet waren und gerettet werden mussten. Das war in seinen Augen ein Leichtsinn, der nicht sein musste. Doch natürlich hatte Floriane auch das bereits ausprobiert.
Ein leises Seufzen entfuhr ihm.
In diesem Augenblick vernahm er ein gedämpftes Quietschen, drehte sich um und sah seine Tochter auf den Hof einbiegen. Sie schob ihr Fahrrad, das sichtlich verbeult war. Ihr Helm baumelte an einem Band an ihrem Arm. Und ihre Knie waren ebenso blutig aufgeschrammt wie ihr Kinn.
»Jessas, gib mir Kraft«, murmelte Josef. »Was ist denn diesmal passiert, Madel?«
»Es sieht schlimmer aus, als es ist«, beteuerte sie ihm. »Ich bin nur vom Fahrrad gefallen.«
»Hast du dir etwas getan?«
»Nur ein paar Schrammen.«
»Das sollte der Doktor sich ansehen.«
»Wegen den paar Kratzern werde ich ihn net behelligen.«
»Aber Flo ...«
»Ich bin nur weggerutscht, weil der Untergrund steinig war.«
»Madel, du musst wirklich vorsichtiger sein.«
»Entschuldige. Ich wollte dich net erschrecken.« Sie lehnte ihr Fahrrad gegen den Gartenzaun und begutachtete es. »Das muss in die Werkstatt. Allein bekomme ich das net ausgebeult.«
»Ich könnte besser schlafen, wenn du gar nimmer auf das Ding steigen würdest. Bei den vielen Autos heutzutage, ist ein Radl nimmer sicher.«
»Ich gebe schon acht.« Floriane umarmte ihn kurz, aber liebevoll. »Mach dir net immer so viele Sorgen.«
»Ich bin dein Vater«, brummte er. »Es ist mein Job, mir Sorgen um dich zu machen.«
»Ich bin zweiundzwanzig. Ich kann schon auf mich aufpassen.«
Er schüttelte bedächtig den Kopf. In den zweiundfünfzig Jahren, die er auf dieser Welt weilte, hatte er eines gelernt: Kontrolle war eine Illusion. Es konnte jeden Augenblick ein Unheil geschehen, und man sah es nicht einmal kommen.
»Vater ...« Seine Tochter scharrte mit der Schuhspitze im Gras. »Ich hab mich angemeldet, weißt du.«
»Angemeldet?« Sein Mund war plötzlich trocken. »Wo denn?«
»In der Fahrschule.«
»Warum denn das? Du hast doch längst deinen Führerschein.«
»Aber net für das Motorrad.«
»Motorrad.« Josef verstummte und lauschte, ob die Welt aufhören würde, sich zu drehen. Doch das tat sie nicht. Das Leben ging immer weiter. Ganz egal, wie elend er sich fühlte. Seine Tochter wollte den Motorradführerschein machen. »Nein, Flo, du wirst dort absagen, hörst du? Das ist viel zu gefährlich. Weißt du, wie viele Motorradfahrer jedes Jahr verunglücken? Es gibt Statistiken, bei denen schlackern dir die Ohren.«
»Ich werde vorsichtig sein. Darauf hast du mein Wort.«
»Nein, Flo, diesmal hörst du auf mich. Du gehst da net hin.«
»Freilich. Ich hab doch unterschrieben. Und ich kann es kaum erwarten, auf so einer Maschine zu sitzen.« Sie machte einen kleinen Freudensprung und verschwand kurz darauf im Haus.
Josef kroch ein Schauer den Rücken hinunter.
»Nie und nimmer lasse ich das zu«, ächzte er.
»Du wirst es net verhindern können, Josef«, warf eine warme Frauenstimme ein. Sie gehörte seiner Frau. Annie kniete im Garten zwischen den Erdbeerbeeten und zupfte behutsam die saftigen roten Früchte ab.
»Net verhindern?« Er stemmte die Hände in die Hüften. »Hast du net gehört, was sie vorhat?«
»Freilich hab ich es gehört. Ich war ja nah genug.«
»Dann weißt du auch, dass wir ihr diesen Plan verbieten müssen.«
»Verbieten? So, wie mein Vater mir damals verboten hat, dich zu heiraten, meinst du?« Annie richtete sich auf und lächelte ihn sanft an.
»Das war doch etwas ganz anderes. Dein Vater wollte dich mit seinem Nachbarn verheiraten, damit eure Höfe vereint werden. Aber ich will nur das Beste für unsere Tochter.«
»Das wollte mein Vater damals auf seine Weise auch.«
»Worauf willst du hinaus, Annie?«
»Dass wir unserer Tochter alles beigebracht haben, was sie wissen muss. Jetzt ist sie erwachsen und sollte ihre eigenen Entscheidungen treffen.«
»Wohin die sie führen, wissen wir ja. Wäre sie damals net mit Ben auf diesem Berg herumgekraxelt ...«