Der Bergdoktor 2230 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 2230 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Obwohl Rosanna und Maxim sich schon lange kennen, können sie sich seit einigen Jahren nicht mehr ausstehen. In St. Christoph zerbricht man sich darüber nicht mehr den Kopf, man nimmt es einfach nur zu Kenntnis. Denn ändern kann man eh nichts.
Rosanna stellt jedoch nach einem Aufenthalt in München fest, dass Maxim ihr ungewöhnlich oft über den Weg läuft. Und das, obwohl sie ihn auf eine einsame Insel wünscht, von der er nie mehr wiederkommen soll! Wenn er sie anredet, dann spöttisch oder überheblich. Sie antwortet ihm entsprechend unfreundlich.
Irgendetwas scheint Maxim aber zu belasten. Ist er vielleicht krank?
Rosanna stellt fest, dass sie sich darüber ständig Gedanken macht, obwohl er ihr doch eigentlich völlig egal ist. Oder etwa doch nicht? Und was ist eigentlich vor fünf Jahren zwischen ihr und ihm passiert, das zu dieser Kälte zwischen ihnen geführt hat?
Es ist wieder einmal Dr. Burger, der zwei Menschen den richtigen Weg aus dem Strudel ihrer Gefühle zeigt...

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Seitenzahl: 107

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhalt

Cover

Was ich an dir liebe ...

Vorschau

Impressum

Was ich an dir liebe ...

Mit dieser Verlobung hat niemand in St. Christoph gerechnet

Von Andreas Kufsteiner

Obwohl Rosanna und Maxim sich schon lange kennen, vermeiden sie jeden Kontakt. In St. Christoph zerbricht man sich darüber nicht mehr den Kopf, man nimmt es einfach nur zu Kenntnis. Denn ändern kann man eh nichts.

Rosanna stellt jedoch nach einem Aufenthalt in München fest, dass Maxim ihr plötzlich ungewöhnlich oft über den Weg läuft. Und das, obwohl sie ihn auf eine einsame Insel wünscht, von der er nie mehr wiederkommen soll! Wenn er sie anredet, dann spöttisch oder überheblich. Sie antwortet ihm entsprechend unfreundlich.

Irgendetwas scheint Maxim aber zu belasten. Ist er vielleicht krank?

Rosanna stellt fest, dass sie sich darüber ständig Gedanken macht, obwohl er ihr doch eigentlich völlig egal ist. Oder etwa doch nicht? Und was ist eigentlich vor fünf Jahren passiert, das zu dieser Kälte zwischen ihnen geführt hat?

Es ist wieder einmal Dr. Burger, der zwei Menschen den richtigen Weg in eine glückliche Zukunft weist ...

Noch ein letzter Blick auf die eindrucksvolle Silhouette der Münchner Frauenkirche, die Rosanna drei Wochen lang jeden Morgen vom Fenster ihres Zimmers im kleinen Stadthotel »Zum Glöckl« begrüßt hatte, dann hieß es Abschied nehmen von der Isarmetropole, die auch im wechselnden Zeitgeschehen immer noch die »Stadt mit Herz« war, die unverwechselbare »Münchner Stadt«, in der die Tradition ihren festen Platz hatte. Und man durfte hoffen, dass es auch künftig so sein würde.

Aus ein paar Tagen in München hatte Rosanna kurzerhand drei Wochen gemacht.

Eigentlich hatte sie nur Onkel Franzls fünfundachtzigsten Geburtstag mitfeiern wollen, sozusagen als »Abgeordnete« ihrer Familie im Zillertal. Aber weil sie sich nach langer Zeit mal wieder eine Auszeit gönnen durfte, war sie noch ein Weilchen im schönen München geblieben.

Der Jubilar war ihr Großonkel und lebte nun schon einige Jahre im »Münchner Sonnenwinkel«, einem Haus, in dem demenzkranke Patienten betreut und nach Möglichkeit wieder ein wenig ins tägliche Leben eingegliedert wurden.

Wer noch ein paar gute Jahre haben wollte, obwohl die Krankheit ihn im Griff hatte, der war im »Sonnenwinkel« genau richtig. Onkel Franz litt unter häufigen Verwirrtheits-Zuständen, in denen er von Angst und Panik gequält wurde. Die Angst stieg in ihm auf, weil er nicht verstand, was denn eigentlich mit ihm nicht stimmte. Aber weil man geduldig und verständnisvoll mit ihm umging, kam er immer wieder zur Ruhe und freute sich über kleine Dinge, vor allem über Blumen und Pflanzen. Das lag sicher daran, dass er einen Gartenbaubetrieb geleitet hatte. Er wusste es nicht mehr, aber in seinem Unterbewusstsein schlummerte noch die Liebe zu allem, was grünte und blühte.

Sein Gedächtnis hatte ansonsten so weit nachgelassen, dass jeder kleine »Erinnerungsblitz« etwas ganz Besonderes war.

Die Geburtstagsfeier war sehr heiter gewesen, und obwohl Onkel Franz felsenfest geglaubt hatte, es handele sich um eine Hochzeit, hatte das der guten Laune keinen Abbruch getan.

Erstaunlicherweise hatte der alte Herr Rosanna nach kurzem Zögern wiedererkannt (ein echtes Wunder!) und sie gefragt, warum sie hier eingezogen war und wieso sie jetzt schon »so ein großes Madel« geworden war. Trotz dieser kleinen Missverständnisse war es ein Tag gewesen, den der Jubilar sehr genossen hatte.

»Bald besuchst du uns mal wieder in St. Christoph«, hatte Rosanna ihn zum Abschied ermuntert. Aber sie wusste, dass es wahrscheinlich nicht dazu kommen würde. Großonkel Franz hatte wegen einer Wirbelsäulen-Verkrümmung schwere Probleme beim Laufen und brauchte ständige Pflege und Unterstützung. Auch seine grauen Zellen hatten leider – bis auf die erwähnten kleinen Lichtblitze – zum größten Teil ihren Dienst quittiert.

Was er gestern vielleicht noch gewusst hatte, das vergaß er einen Tag später schon wieder. Zum Beispiel war es ihm völlig entglitten, dass seine Frau vor fünf Jahren verstorben war.

Offenbar glaubte er, dass sie noch in der einstigen geräumigen Wohnung in Grünwald lebte und dass sie bei Gelegenheit zu Besuch kommen würde. Morgen, übermorgen und wenn nicht, dann am Tag darauf.

Die Zeit spielte keine Rolle, seine Gertrud kam bestimmt – man sagte ihm zur Beruhigung immer wieder, dass sie in einem Kurheim zur Erholung sei und dass es ihr gut ging. Das vergaß der Patient dann wieder sehr schnell, und wenn er irgendwann wieder nach seiner »Trudi« fragte, dann war sie eben immer noch im Kurheim. Es war traurig, aber für den alten Herrn war es die beste Antwort, die man ihm geben konnte.

Beim Essen war er sehr eigenwillig. Er aß nur dann etwas, wenn man sich zu ihm setzte und ihm gut zuredete. Außerdem bestand er auf einer gefalteten Serviette und einem großen Glas Mineralwasser ohne Kohlensäure. Das hatte er tatsächlich aus früheren Zeiten mit in sein Vergessen genommen. Er bekam beides, Serviette und Wasser, und nahm es mit beifälligem Nicken zur Kenntnis. Fast immer sagte er zu seiner Pflegerin: »Danke, vielen Dank, das ist sehr nett.« Seine freundliche und höfliche Art hatte er trotz seiner Krankheit behalten.

Man musste ihn einfach gern haben. Rosanna war heilfroh, dass er seinen Lebensabend im »Sonnenwinkel« verbringen konnte. Hier wurde er bestens versorgt.

Der gute Onkel Franz. Vielleicht war es ihm ja doch vergönnt, noch einmal die Berge im Zillertal wiederzusehen.

Die Natur hatte ihm immer viel bedeutet – und auf dem Lerchen-Hof der Familie Windecker hatte er gern frohe Stunden verbracht. Rosanna war von klein auf sein »Engerl« gewesen, ihr drei Jahre älterer Bruder Lukas das »Bübl.«

Engerl und Bübl hatten sich jedes Mal wie die Schneekönige über Großonkel Franzls Besuche gefreut, denn er hatte aus München stets eine große, prall gefüllte Reisetasche mit allerlei Überraschungen für die ganze Familie mitgebracht. Nur selten war seine Frau, die Tante Gertrud, mitgekommen – sie hatte es nicht so mit dem Hochgebirge gehabt.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge fuhr Rosanna nun wieder heim nach St. Christoph. Lachend, weil sie sich auf ihre Heimat freute. Und weinend, weil es ihr weh tat, dass Onkel Franz am Tag nach ihrem Abschied bestimmt schon nicht mehr wusste, dass sie bei ihm gewesen war.

Wenn es nur möglich gewesen wäre, diese schreckliche Krankheit des Vergessenes und der Verwirrung zu stoppen – Rosanna hätte alles getan, um dem Onkel zu helfen.

Was blieb, waren die Lichtblicke, die man noch in sein Leben bringen konnte. Es waren kurze Momente, in denen die Sonnenstrahlen auch für ihn leuchteten und ein wehmütiges Lächeln auf sein Gesicht zauberten. Es war ein Hauch der Erinnerung an jene schönen Zeiten, die längst versunken waren.

Die Zukunft wartet auf mich, dachte Rosanna. Und das war auch gut so – sie war fünfundzwanzig und das Leben lag vor ihr wie ein Buch mit blütenweißen Seiten, auf die sie noch so viel schreiben konnte.

***

Unterwegs von München nach St. Christoph legte sie in Kufstein eine Pause ein. Es war einfach zu verlockend, in einem Straßencafé bei einem Cappuccino die Junisonne zu genießen. Außerdem gab es da noch dieses kleine Briefchen in ihrer Handtasche, das ihr Florian beim Abschied zugesteckt hatte. Sie wollte es unbedingt lesen – jetzt sofort!

Viel wusste sie nicht von ihm, nur, dass er Florian Steiger hieß, siebenundzwanzig Jahre alt war, München für die schönste Stadt der Welt hielt und dass er fast jeden Tag im Englischen Garten joggte. Dabei hatte er sie einmal fast umgerannt und sich hernach so ausgiebig entschuldigt, dass sie gemeint hatte: »Schon gut, es reicht jetzt. Ich steh' ja noch auf den Beinen!«

Ein paar Mal hatten sie sich dann noch getroffen. Und es war wirklich sehr nett mit ihm gewesen. Eines Tages wollte er ein eigenes Architekturbüro eröffnen. Derzeit war er noch im städtischen Bauamt angestellt.

Wirklich sympathisch, der Florian, ging es Rosanna durch den Kopf. Er hatte sie gefragt, wie sie denn eigentlich zu ihrem ausgefallenen – und wunderschönen – Vornamen gekommen war.

»Meine Mutter wollte mich Rosalie nennen und mein Vater Susanna«, hatte sie ihn aufgeklärt. »Und dann haben sie sich auf eine Kombination der beiden Namen geeinigt. Also Rosanna. Ich mag es net so gern, wenn jemand meinen Namen auseinanderzupft, aber es passiert daheim immer wieder. Und es ist ja auch gut gemeint. Sannerl oder Sanna, das gefällt den Leuten anscheinend am besten. Na ja, was will ich machen! Nur manchmal reißt mir der Geduldsfaden, und dann sag ich laut und deutlich, dass ich Rosanna heiße. Und was höre ich dann? Schön, aber unsere Sanna bist du doch trotzdem!«

Schade, dass sie Flori nicht mal so eben auf ein paar Stunden wiedersehen konnte. Aber vielleicht hatte er längst eine feste Freundin, und sie war für ihn nur ein kleines »Appetithäppchen« zwischendurch gewesen. Passiert war nichts – ein freundschaftlicher Kuss zum Abschied, das war's schon gewesen.

Und jetzt der Brief:

»Rosanna, du bist ein richtiger Sonnenstrahl! Was würdest du sagen, wenn ich dich mal im Zillertal besuche? Ich möchte dich gern wiedersehen. Aber wann ich kommen kann, das ist noch ungewiss, ich hab beruflich sehr viel um die Ohren. Vergessen werde ich dich jedenfalls nicht! Bleib so frisch und munter, wie du bist. Alles Liebe für dich und wunderschöne Sommertage!

Florian.«

Das waren nette, aber auch unverbindliche Worte. Was Florian Steiger plante, was er dachte und was er schon alles erlebt hatte, wusste Rosanna nicht. Er hatte wohl auch nicht die Absicht, es ihr anzuvertrauen.

Eine flüchtige Bekanntschaft eben, ein paar nette Stunden im sommerlichen München, an die man sich beiderseits gern erinnern würde. Nicht mehr und nicht weniger.

Sie steckte den Brief wieder ein und zahlte. Ein kleiner Spaziergang mit Blick auf die Festung Kufstein war zeitlich noch möglich, aber dann zog es Rosanna wirklich heim.

Zurück zum Parkplatz. Ihr Auto – ein blauer, frisch aufpolierter und bis jetzt immer zuverlässiger Flitzer – schien bereits ungeduldig zu warten. Dieses Auto war viel mehr für sie als nur ein Fortbewegungsmittel auf vier Rädern. Sie besaß es seit zwei Jahren, ziemlich lange hatte sie darauf gespart. Aber gereicht hatte das angesparte Sümmchen leider nicht. Daher hatte sie sich unglaublich über einen großzügigen, finanziellen Zuschuss von Vater und Mutter gefreut – natürlich die besten Eltern der Welt.

Die »besten Eltern« hatten übrigens auch Lukas eine Finanzspritze zukommen lassen, nachdem sein in die Jahre gekommener Jeep erbärmlich geschwächelt hatte. Rosanna gönnte ihrem Bruder den neuen Wagen von Herzen. Denn eines stand fest: Sie hatte nicht nur wunderbare Eltern, sondern auch einen Bruder, auf den sie sich immer verlassen konnte.

Das blaue Auto war Rosannas ganzer Stolz. Sie hatte es »Blue« getauft, was einfach nur »Blau« hieß. Allerdings gab es »Blue« auch als Vornamen oder Zusatznamen in England oder Amerika.

Blue war also startbereit. Komisch, dass ein Zettel unter dem Scheibenwischer steckte. Was sollte das? Eine Frechheit – sie hatte doch völlig korrekt geparkt!

»Wenn diese blaue Kugel nicht das Kuschelauto von Sanna Rosella ist!«, stand auf dem Fetzchen Papier.

»Also ... das ist doch ...« Rosanna war außer sich.

Es gab nur einen einzigen Menschen, der es wagte, ihr derartig freche Kommentare an den Kopf zu werfen beziehungsweise auf einen zerknitterten Zettel zu schreiben. Und dann noch diese unverschämte Verhöhnung ihres Namens!

Ehrlich gesagt, war derjenige ein unverschämter Bursche, der nicht die geringste Beachtung verdient hatte. Er war eine Zumutung. Vorlaut, spöttisch, überheblich. Und dann kam er sich auch noch witzig vor, dieser ... dieser ...

In diesem Moment blickte Rosanna geradewegs in das Gesicht von Maxim Neuberger.

Zwei graublaue Augen, denen nie etwas entging, betrachteten sie mit der üblichen Selbstsicherheit. Immerhin mischte sich wenigstens ein Ausdruck echter Überraschung in diesen Blick. Das wirkte halbwegs erträglich.

»Ich wusste doch, dass es dein Auto ist! Übrigens, ein schnittiger Wagen, das mit der Kugel hab ich net so gemeint. Nur die Farbe ist grauenhaft, der reinste Albtraum.«

»Blau ist eine beruhigende Farbe. Einfach wunderschön.«

»Darüber kann man geteilter Meinung sein. Was machst du hier, Rosella?«, fragte er.

»Ach, Mixam«, erwiderte sie. »Du irrst dich, oder deine Augen sind trüb. Oder beides. Rosella ist leider nicht hier. Wer ist das überhaupt? Ich hab keine Ahnung.«

Das hatte gesessen.

»Eins zu Null für dich, Rosanna«, sagte Maxim. »Mixam klingt gar nicht so schlecht. Gute Idee, das muss ich dir lassen. Du hast es mir richtig gegeben. Ich war ein halbes Jahr nicht daheim, aber du hast dich offenbar nicht geändert. Immer großspurig und anmaßend ...«

»Danke gleichfalls. Dieses Kompliment gebe ich gern an dich zurück, sogar in doppelter Form. Zweimal rot unterstrichen.«

»Wenn schon, dann bitte dreimal.« Maxim Neuberger schlenderte um Rosannas Auto herum. »Ich muss es noch mal sagen: Grauslich, dieses Blau! Wie kann man sich nur für eine so geschmacklose Farbe entscheiden? Was ist das eigentlich für ein Blau? Veilchenblau?«

»Du liegst voll daneben, Maxim«, erwiderte sie. »Das wundert mich net, denn du verstehst von einigen Dingen gar nichts. Dazu gehören auch Farben. Vermutlich kannst du nur schwarz und weiß unterschieden. Mein Auto ist besonders schön lackiert. Es ist ein reines Königsblau. Das gibt es nur ganz selten.«

»Oh! Ich bitte um Verzeihung, Königliche Hoheit. Natürlich hätte ich sofort sehen müssen, dass dieses Auto eine königsblaue Sonderanfertigung ist.«