Der Bergdoktor 2234 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 2234 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Der Buchenhof ist Paula Englers geliebtes Zuhause. Nie möchte sie den Hof verlassen, in dem sie eine glückliche Kindheit und Jugend verbracht hat. Doch als ihre Eltern bei einem Busunglück ums Leben kommen, muss Paula um den Hof kämpfen. Ihre Eltern haben einen Kredit aufgenommen, den die Bank nun monatlich zurückfordert. Aber Paula, die den langjährigen Mitarbeiter Hans Meiler zur Seite hat, kann die erforderlichen Summen nicht aufbringen. Verkaufen will sie den Hof auf keinen Fall. Vor lauter Sorgen wird sie krank und kann kaum noch zur Ruhe kommen. Da macht ihr Dr. Burger einen Vorschlag, der vielleicht ihre Rettung ist ...

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Seitenzahl: 111

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhalt

Cover

Hoffnungsvolle Aussichten

Vorschau

Impressum

Hoffnungsvolle Aussichten

Muss Paula alles, wofür sie gekämpft hat, aufgeben?

Von Andreas Kufsteiner

Der Buchenhof ist Paula Englers geliebtes Zuhause. Nie möchte sie den Hof verlassen, in dem sie eine glückliche Kindheit und Jugend verbracht hat. Doch als ihre Eltern bei einem Busunglück ums Leben kommen, muss Paula um den Hof kämpfen. Ihre Eltern haben einen Kredit aufgenommen, den die Bank nun monatlich zurückfordert. Aber Paula, die den langjährigen Mitarbeiter Hans Meiler zur Seite hat, kann die erforderlichen Summen nicht aufbringen. Verkaufen will sie den Hof auf keinen Fall. Vor lauter Sorgen wird sie krank und kann kaum noch zur Ruhe kommen. Da macht ihr Dr. Burger einen Vorschlag, der vielleicht ihre Rettung ist ...

Die schmale, aber gut ausgebaute Fahrstraße zum Buchenhof führte durch ein kleines, idyllisches Wiesental. Ab Mitte Mai blühten bis zum Ende des Sommers rechts und links von der Buchenstraße unzählige Bergblumen. Man hatte den Eindruck, in ein wogendes Meer bunter Farben einzutauchen. Wenn der Wind über die Blütenpracht strich, mischten sich das Blau der Glockenblumen, das strahlende Goldgelb von Hahnenfuß und Arnika mit dem unvergleichlichen, intensiven Rosa der Lichtnelken.

Dazwischen versuchten die weißen Margeriten, sich in der bunten Fülle zu behaupten. Das gelang ihnen auch, denn das reine Weiß war so etwas wie das »Tüpfelchen auf dem i« im Wiesenblumen-Reich.

Während man von der einen Seite der Buchenstraße aus einen wunderschönen Blick auf das Dorf St. Christoph hatte, das man zu Fuß über einen bequemen Panoramaweg schnell erreichen konnte, eröffnete sich auf der anderen Seite eine atemberaubende Sicht auf das Gebirge.

Die Leute im Dorf scherzten, man könnte für diese einmalige Aussicht durchaus »Eintritt« verlangen – sozusagen einen »Panorama-Cent«. Aber mit Geld waren die Schönheit der Landschaft und der majestätische Anblick der Zillertaler Alpen sowieso nicht zu bezahlen. Die Hauptsache war, dass jeder, der hierher kam, befreit durchatmete und den Zauber der Bergwelt tief in der Seele spürte.

Der Buchenhof gehörte so selbstverständlich in dieses Idyll wie die ehrwürdige Zwiebelturmkirche ins Dorf.

Beschützt von zwei großen Bergbuchen und einer prächtigen Rotbuche, lag der Hof auf einem sonnigen Wiesenhügel. Und das schon seit einhundertfünfzig Jahren.

Der Buchenhof gehörte auf den Hügel, der im Sommer grün und weich und im Winter ein kleines Schneeparadies war, in dem man sich völlig gefahrlos bewegen konnte. Die kleine Anhöhe war so sanft geschwungen, dass eine Schlittenfahrt nicht gerade spannend war, sondern eher einem gemütlichen Dahingleiten ähnelte. Wer es abenteuerlich und rasant liebte, der kam woanders – in und um St. Christoph – voll auf seine Kosten.

Jetzt aber war erst einmal Frühling, wenn auch noch ein wenig verhalten. Nachdem sich der ziemlich kalte und windige März eine dicke Pudelmütze übergestülpt hatte, war es jetzt, im April, bedeutend angenehmer geworden, was die Temperaturen anbelangte. Ostern war vorbei, und Petrus hatte an den Feiertagen großzügig für Sonne gesorgt. Aber jeder kennt den viel zitierten Spruch: »April, April – der macht ja, was er will!«

Es gab also derzeit ein abwechslungsreiches Programm aus Regen, Sonne und blauem Himmel und dem einen oder anderen kurzen Hagel- oder Schneeschauer. Völlig unerwartet brauste dann tags darauf ein warmer Föhnwind durchs Tal. »Wetterfrösche« hatten es schwer mit einer Voraussage! Langweilig wurde es jedenfalls nicht.

Zwei Zuckerl hatte der April im Gepäck, nämlich ungewöhnlich schöne Sonnenuntergänge und das Versprechen, dass sich nun der Mai – übrigens mit allerlei duftenden und heiteren Überraschungen im Gepäck – bereits auf den Weg gemacht hatte.

Mai – herrlich! Was fiel einem dazu ein? Die Liste war lang: Blühende Obstbäume, Blumensträuße für liebe Menschen, Kuchen, selbst gemalte Bilder und kleine Geschenke für alle Mamas am Muttertag und die Väter am Vatertag. Denn der Papa hatte schließlich auch ein Dankeschön und eine Überraschung verdient.

Was machte den Mai noch so schön? Zum Beispiel Ausflüge, Wandern und endlich mal wieder Freizeitsport (was man sich ja schon Weihnachten bei Punsch, Plätzchen und Festtagsbraten geschworen hatte!), Einladungen zum Grillfest, Feiertage und gute Laune, Picknick am Waldrand oder am See und die Eröffnung der Almsaison, die bis Ende September dauerte.

Man hätte noch viel mehr aufzählen können. Und es gab wohl kaum jemanden, der sich nicht auf den Mai freute. Meistens war es auch schon richtig warm, wenn man von den Eisheiligen absah.

Doch vorerst musste man sich noch ein wenig mit der Launenhaftigkeit des Monats April abfinden. Wetterwendisch war er, der Bursche – aber er hielt sich eben nur an die Tradition!

Das dachte auch Paula, die in Schwaz Einkäufe erledigt hatte und nun bei einem plötzlichen Regenguss auf dem Buchenhof, ihrem Zuhause, mit mehreren Taschen ankam.

Immer, wenn sie aus dem Auto stieg, gab es ihr einen Stich mitten ins Herz. Dann war ihr so, als warteten ihre Eltern an der Haustür auf sie – wie früher, wenn sie heimgekommen war.

Auch heute erging es ihr so.

Aber ihre Eltern waren nicht da. Sie würden nie mehr lächelnd und gut gelaunt vor der Tür stehen und ihr zuwinken.

Nur Lenzi, ihr treuer vierbeiniger Freund, flitzte aus dem Garten und begrüßte sie so überschwänglich, als sei sie nicht nur ein paar Stunden, sondern mehrere Wochen unterwegs gewesen.

»Schon gut, Bürscherl, immer langsam«, dämpfte sie seine Begeisterung. »Natürlich denkst du, dass ich dir etwas mitgebracht habe. Klar, ich hab dich net vergessen! Aber zuerst packe ich die Einkäufe aus. Ein bisserl Geduld musst du noch haben. Komm, wir gehen ins Haus.«

Drinnen war alles ordentlich aufgeräumt. In der Küche lag ein Brieferl auf dem Tisch:

»Liebe Paula, ich bin erst spät wieder daheim. Die Prechtls haben mich eingeladen, ich habe ganz vergessen, es dir zu sagen. Der Karl hat doch Geburtstag, und ich bin immerhin seine Schwägerin, da kann ich net einfach wegbleiben!

Hoffentlich gibt es nicht wieder diesen Honigwein, der schmeckt zwar gut, aber er steigt mir immer gleich in den Kopf. Ich vertrage doch rein gar nix, am besten wäre es, ich würde nur Apfelschorle trinken. Es steht noch ein Auflauf im Rohr, der Hannes soll zur Nacht unbedingt noch etwas essen. Er hat heute bei der Arbeit fast gar keine Pause gemacht. Für dich habe ich einen Nudelsalat hergerichtet, den magst du doch so gern. Und Piroggen sind auch noch da. Pfiat di, Madel! Ruh dich aus und denk net so viel nach. Selma.«

***

Nicht grübeln und sinnieren, ging es Paula durch den Kopf, einfach nur schlafen und träumen, das würde ich mir wirklich wünschen.

Aber jede Nacht schrak sie hoch, weil ihr ein Bündel Sorgen schwer auf der Seele lag.

Sie fragte sich ständig, wie es weitergehen sollte und ob sie es schaffen würde, den Buchenhof zu erhalten. Eigentlich war es ihr ja klar, dass sie den Hof, ihr geliebtes Zuhause, niemals aufgeben würde – auch dann nicht, wenn sie darum mit allen Mitteln kämpfen musste. Obwohl dieser Entschluss felsenfest in ihr verankert war, kreisten die Gedanken in ihrem Kopf um die unsichere Zukunft.

Manchmal setzte sie sich nachts ans Fenster und wagte nicht, wieder einzuschlafen. Denn es waren schreckliche Albträume, von denen sie heimgesucht wurde. Immer wieder erschienen in diesen Träumen ihre Eltern, leblos auf einer Bahre liegend.

Im Februar des vergangenen Jahres hatten sich die beiden eine Woche Urlaub gegönnt und sich doppelt und dreifach auf eine Busreise nach Rom gefreut.

Natürlich war der Februar vom Wetter her nicht die ideale Jahreszeit gewesen, aber Anselm und Magda Engler hatten Glück gehabt und Rom bei fast vorfrühlingshaftem Wetter kennengelernt.

Der Petersdom, die Spanische Treppe, der Brunnen Fontana di Trevi, das Kolosseum und vieles mehr waren die Stationen der Stadtführungen gewesen, die das Ehepaar gebucht hatte. Und dann ein schönes Hotelzimmer in der Nähe des Vatikans – ein Traum für Paulas Eltern, die all die Jahre ihre Zeit und Energie in die Arbeit auf dem Buchenhof gesteckt hatten.

Auf der Rückfahrt war der Bus auf einer unübersichtlichen Strecke von der Fahrbahn abgekommen und über eine Böschung in ein unwegsames Gelände gestürzt. Es hatte sechs Todesopfer gegeben, darunter der Fahrer selbst und Paulas Eltern. Die anderen Reisenden waren mit dem Leben davongekommen, wenn auch teilweise schwer verletzt.

Paula hatte ihre Eltern, die sie immer vom Herzen lieben würde, auf dem Waldfriedhof in St. Christoph zu Grabe getragen. Sie war mit ihrer Trauer nicht allein gewesen. Die Anteilnahme des ganzen Dorfes hatte ihr gut getan, auch wenn der Schmerz nicht vergangen war – bis heute nicht.

Still und unter Tränen hatte sie ihren Eltern am Grab versprochen: »Mama, Papa, ich bleibe auf dem Hof. Ich gebe ihn nicht auf. Ich werde es schaffen. Auch wenn es schwer ist, will ich die Hoffnung bewahren. Dort, wo ihr jetzt seid, gibt es kein Leid und keine Angst mehr. Seid behütet in alle Ewigkeit.«

Wenn Paula allein war, so wie jetzt, dann dachte sie an ihre Eltern, an die Nachricht von dem tödlichen Unglück, an ihr Entsetzen und an ihre Fassungslosigkeit. Hätte sich Dr. Burger nicht um sie gekümmert, ihr oft noch nach der Sprechstunde zugehört und ihr mit viel Verständnis und Medikamenten geholfen, sie wäre nicht fähig gewesen, die Formalitäten zu regeln.

Auch Selma, die seit zwanzig Jahren auf dem Hof als Wirtschafterin arbeitete, war eine große Hilfe gewesen, genauso wie Hannes Meiler, der heuer sein fünfzehntes »Hofjubiläum« gefeiert hatte. Allerdings war es mit Rücksicht auf den tragischen Todesfall im vorigen Jahr sehr leise zugegangen.

Hannes war als junger Bursch von zwanzig Jahren aus Vorarlberg auf den Buchenhof gekommen, um sich auf dem stattlichen Alpenhof die notwendigen Kenntnisse für seine Weiterbildung zum Agrarwirt anzueignen. Er hatte sich bald als Glücksgriff erwiesen.

»Der Hannes ist einer der Besten«, hatte Paulas Vater gesagt. »Der schafft alles mit Glanz und Gloria, das weiß ich.«

Eigentlich war Anselm Engler eher zurückhaltend gewesen, wenn es darum gegangen war, einen Menschen zu loben oder zu kritisieren. Aber bei Hannes hatte er eine Ausnahme gemacht.

Paula blickte hinaus in den Garten, der sich hinter dem Haus bis in die Wiesen erstreckte.

Es war dämmrig geworden. Sie betrachtete seufzend die vollen Einkaufstaschen. Es half nichts – sie musste alles noch auspacken und ordentlich verstauen. Ohne Ordnung ging gar nichts, das hatte sie nicht nur von ihrer Mutter gelernt, sondern es entsprach auch ihrem Wesen.

Nichts war schlimmer als ein Durcheinander, in dem man sich nicht mehr auskannte. Wenn eins zum anderen kam, stand man schließlich vor einem unübersichtlichen Chaos. Das bezog sich nicht nur auf den Haushalt und die alltäglichen Dinge, sondern auf das ganze Leben.

Aber war es nicht so, dass sie derzeit trotz aller Mühe vor einem Berg ungelöster Probleme stand?

***

Lenzi jaulte anklagend. Er hatte wirklich geduldig gewartet, nun musste endlich etwas passieren! Erstens war Frauchen lange weg gewesen, zweitens befand sich in den Taschen bestimmt etwas Leckeres, und drittens war es ja auch sonnenklar, dass er sich ein Mitbringsel redlich verdient hatte.

Immerhin war er ja auch im Garten als »Sicherheitsdienst« auf Streife gegangen, damit keine unliebsamen »Gäste« – wie zum Beispiel Wühlmäuse oder andere Störenfriede – auftauchten, die sich in den sorgsam gehüteten Kräuterbeeten so richtig wohlfühlten.

Mit viel List und Tücke versuchten auch zwei Frettchen immer wieder, dieses oder jenes Diebesgut an sich zu bringen. Die beiden frechen Gesellen (sie hatten sich in der großen Scheune ein Versteck gesucht) ließen es sich, zum Beispiel, nicht nehmen, frische Hühnereier zu stehlen und diese an Ort und Stelle zu vertilgen.

Seitdem Lenzi auf die großartige Idee gekommen war, sich aus dem Hinterhalt anzuschleichen und gefährlich zu knurren, war die rücksichtslose, pelzige Gesellschaft nicht mehr ganz so kühn. Bis jetzt war es Lenzi aber trotz größter Aufmerksamkeit nicht gelungen, die beiden Frettchen aus der Scheune und damit auch vom Hof zu vertreiben. Das blieb sein großes Ziel.

Wenigstens öffnete Frauchen jetzt eine der prall gefüllten Taschen und rief Lenzi zu sich heran.

»Sitz, Lenzi! Möchtest du ein Geschenk? Dann gib mir das rechte Pfötchen! Und dann das linke!«

Tatsächlich hatte der gescheite Vierbeiner gelernt, was rechts und links im Bezug auf seine Pfoten bedeutete.

Als »gelernter« Hütehund verstand er sofort, was man von ihm wollte. Anfangs hatte er zwölf Schafe »betreut«, die Paulas Vater dann aber hinauf zum Schäfer Rupp auf die Beerenhalde gebracht hatte. Es gab natürlich auf dem Hof noch genug andere Tiere, die Lenzi immer im Blick hatte. Wenn er nicht für Ordnung sorgte, wer dann?

Nach der »Pfötchen-Parade« beförderte Paula ein Packerl zutage, dessen Inhalt Lenzis Erwartungen bei Weitem übertraf. Abgesehen von einer Packung »Trainings-Würstchen für den sportlichen Hund« gab es noch einen herrlichen, großen Kauknochen (mit Zahnpflege-Effekt), zwei knusprige Hundekuchen der Marke »Vital & gesund«, ein nagelneues rotes Spielseil und ein Gummitier namens »Wastl Wildschwein«. So stand es jedenfalls auf einem Schildchen am Hals des grunzenden Waldbewohners.

War heute etwa Weihnachten? Lenzi konnte sein Glück kaum fassen. Was hatte Frauchen dazu veranlasst, ihm so ein überwältigendes Geschenke-Packerl mitzubringen?

Nun, die Antwort war einfach.

»Ohne dich geht's gar net«, sagte Paula und streichelte Lenzis weiches Fellköpfchen. »Du bist ein treuer Freund. Wir beide halten fest zusammen! Ein Zusammenhalt ist nämlich ganz wichtig. Man muss füreinander da sein.«

Das wusste natürlich auch Hannes Meiler, auf den heute Abend noch Selmas Schinken-Käse-Auflauf wartete. Dazu gab es Ofenkartoffeln. Er kam später als sonst ins Haus, und man sah ihm an, dass er heute nur an die Arbeit gedacht hatte.

Dass er rechtschaffen müde war, ließ sich nicht verbergen. Aber nach dem Essen lebte er wieder auf und meinte: