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Bereits vor vier Jahren ist die Norddeutsche Yvonne Sieberth aus Liebe zu ihrem Jörg in die Tiroler Berge gezogen, doch so richtig "angekommen" ist sie immer noch nicht. Vor allem die älteren Dörfler schauen die modebewusste junge Frau oft scheel an. Hinzu kommt, dass das Paar immer noch unverheiratet zusammenlebt!
Dabei wünscht sich Yvonne nichts sehnlicher, als mit ihrem Jörg endlich vor den Altar zu treten. Doch jedes Mal, wenn das Paar einen Hochzeitstermin festlegen will, kommt etwas dazwischen: Zuerst erkrankt Jörgs Vater an Parkinson, dann ist das Kirchendach undicht, und es gibt ein Unwetter ... Jeder Versuch scheitert: Autopanne, Heuernte im Sommer, eine drohende Lawine über dem Ort im Winter; der Bräutigam steckt sich mit Windpocken an, die Braut verstaucht sich den Fuß, der Pfarrer verliert vorübergehend seine Stimme ...
In St. Christoph deutet man die Sache so: "Der Herrgott will nicht, dass sie hierher zieht!"
Anfangs begegnet Yvonne diesem Misstrauen mit Humor, aber inzwischen hat sie es satt, immer die "Fremde" zu sein. So fasst sie einen Entschluss ...
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Seitenzahl: 118
Veröffentlichungsjahr: 2024
Cover
Endlich wird geheiratet!
Vorschau
Impressum
Endlich wird geheiratet!
Dr. Burger und eine Traumhochzeit mit Hindernissen
Von Andreas Kufsteiner
Bereits vor vier Jahren ist die Norddeutsche Yvonne Sieberth aus Liebe zu ihrem Jörg in die Tiroler Berge gezogen, doch so richtig »angekommen« ist sie immer noch nicht. Vor allem die älteren Dörfler schauen die modebewusste junge Frau oft scheel an. Hinzu kommt, dass das Paar immer noch unverheiratet zusammenlebt!
Dabei wünscht sich Yvonne nichts sehnlicher, als mit ihrem Jörg endlich vor den Altar zu treten. Doch jedes Mal, wenn das Paar einen Hochzeitstermin festlegen will, kommt etwas dazwischen: Zuerst erkrankt Jörgs Vater an Parkinson, dann ist das Kirchendach undicht, und es gibt ein Unwetter ... Auch jeder weitere Versuch scheitert: Autopanne, Heuernte im Sommer, eine drohende Lawine über dem Ort im Winter; der Bräutigam steckt sich mit Windpocken an, die Braut verstaucht sich den Fuß, der Pfarrer verliert vorübergehend seine Stimme ...
In St. Christoph deutet man die Sache so: »Der Herrgott will nicht, dass sie hierher zieht!«
Anfangs begegnet Yvonne diesem Misstrauen mit Humor, aber inzwischen hat sie es satt, immer die »Fremde« zu sein. So fasst sie einen Entschluss ...
»Du, Opa?« Fillis Stimme drang durch das geöffnete Fenster in die Ordination des Bergdoktors.
Der Landarzt Martin Burger, welcher gerade bei einem seiner Patienten, dem Ochsenwirt Joschi Althöfer, den Blutdruck maß, musste schmunzeln. Wenn sein fünfjähriger Sohn eine Frage hatte, scherte er sich nicht um Papas Ordinationszeiten.
»Ja?«, war aus dem Garten nun etwas leiser der brummige Bass von Altdoktor Pankraz Burger zu vernehmen.
»Warum können die Bäume eigentlich nicht das ganze Jahr blühen?«
»Weil es sonst kein Obst gäbe«, antwortete der Großvater geduldig. Nach einer Pause fügte er hinzu: »Weißt du, Filli, das Blütenkleid auf den Obstbäumen ist so ähnlich wie ein festliches Taufgewand, in das wir die kleinen Kinder stecken: eine schöne, aber vorübergehende Sache. Erst nach der Blütezeit entwickeln sich die Früchte.«
»Dann kann ich mir nächste Woche einen Apfel pflücken?«, fragte Filli hoffnungsvoll.
Pankraz Burger lachte. Es klang ein bisschen wie der stotternde Motor eines alten Traktors.
Martin Burger erinnerte sich an die schwere Lungenentzündung, die sein Vater im Winter überstanden hatte, und nahm sich vor, dem alten Herrn gleich am Abend noch einmal gründlich die Brust abzuhorchen. Aber jetzt konzentrierte er sich ausschließlich auf seinen Patienten.
»Ich werde noch ein Blutbild machen«, sagte er zu Joschi Althöfer.
Der Ochsenwirt zuckte zusammen. »Wenn's denn sein muss ...«
»Es muss«, erwiderte der Bergdoktor und wandte sich zu seinem Medizinschrank, um das Perfusionsbesteck für die Blutabnahme herauszuholen.
»Schau einmal genau, Filli«, sagte im Garten nun der Altdoktor. Ein leises Ächzen verriet den gespannten Zuhörern in Ordination und Wartezimmer, dass der Opa seinen Enkel wohl gerade hochgehoben hatte. »Sieh nur genau hin: In jeder Blüte wohnt ein winzig kleines Knöpfchen. Das ist der Fruchtknoten, aus dem sich im Lauf der kommenden Monate ein Apfel entwickeln wird.«
»Uiii – dann werden wir heuer aber viele Äpfel kriegen«, ließ sich der kleine Junge vernehmen. »Der Baum ist ja voller Blüten!«
»Nun ja«, sagte der alte Herr, »nicht aus jeder Blüte wird ein Apfel. Manche Blüten werden zu früh vom Wind fortgetragen, andere verkümmern auch so. Und dann gibt es noch den Frost. Wir haben ja erst April, da kann es in manchen Nächten noch recht kalt werden. Und das mögen die Blüten gar net.«
Filli war damit anscheinend überhaupt nicht einverstanden.
»Au weh!«, rief er. »Können wir nicht unseren Kachelofen in den Garten stellen, wenn es wieder kalt werden sollte? Du weißt schließlich, Opa, wie gern ich Äpfel mag! Der hier ist mein Lieblingsbaum. Und die Zenzi muss ja auch ganz viele Apfelkuchen backen! Da dürfen die Blüten net davonfliegen oder gar erfrieren!«
Martin Burger stellte fest, dass der Ochsenwirt, der normalerweise keine Nadeln sehen konnte, ohne bleich um die Nasenspitze zu werden, leise lächelte.
»Ein aufgewecktes Bürscherl haben Sie da, Herr Doktor«, stellte Joschi Althöfer fest und merkte dabei gar nicht, dass er eben gepiekst wurde.
»Ja, momentan will unser Filli auch Obstbauer werden«, sagte Martin Burger. »Das gilt allerdings nur für heute. Gestern war's Tierarzt und vorgestern Astronaut.« Er ging dann doch zum Fenster und schloss es schweren Herzens. Schließlich sollte Joschi jetzt lieber ihm zuhören: »Dein Blutdruck ist leicht erhöht. Jetzt schauen wir mal, wie es um deine Cholesterinwerte steht, Joschi. Hältst du dich eigentlich an die Diät, die wir letztens besprochen haben?«
Joschi stöhnte ertappt auf und senkte schnell den Kopf.
»Net so ganz«, gestand er. »Aber ich werd' mir in Zukunft Mühe geben!«
»So ist's recht«, lobte der Bergdoktor. Leider wusste er nur zu gut, dass bei den meisten seiner Patienten die guten Vorsätze schon auf dem Weg von der Praxis nach Hause zu schrumpfen pflegten. Für einen Wirt, der vor allem für seinen knusprigen Schweinsbraten bekannt war, würde es umso schwerer werden, sich an eine Gemüsediät zu halten.
Dr. Burger entließ Joschi mit einer weiteren Ermahnung, dann rief er die nächste Patientin ins Untersuchungszimmer. Es handelte sich um eine junge Frau, die er noch nicht kannte. Neue Gesichter waren in einem kleinen Ort wie St. Christoph ein eher ungewöhnlicher Anblick.
Das Dorf lag am Ende einer eng geschwungenen Serpentinenstraße, welche von Mayrhofen ins Gebirge führte. Zwar gab es hier sogar ein Hotel, dennoch war St. Christoph ein Ort der Ruhe. Die Abgeschiedenheit dieses Seitenstrangs des Tiroler Zillertals bewirkte, dass die Menschen den alten Traditionen und Denkweisen stärker verbunden waren als anderswo.
Der Bergdoktor, der seine Ordination höchst modern ausgestattet hatte und fachlich immer auf dem Laufenden blieb, hatte mit den traditionsverhafteten »Sturschädeln« oft seine liebe Not. Oft diskutierte er anspruchsvolle Fälle abends mit seiner Frau Sabine, die ebenfalls Medizinerin war, und mit seinem Vater Pankraz, von dem er dereinst die Praxis übernommen hatte. Der Altdoktor kannte viele der älteren Patienten noch von Kind an und wusste von so manchen Macken und Schrullen zu berichten.
Von Joschi Althöfer etwa sagte Pankraz, dass dieser schon als Kind zu Übergewicht geneigt hatte – was freilich bei einem Wirtssohn nicht so außergewöhnlich war.
Martin Burger fand viele Eigenheiten seiner Patienten durchaus charmant. Sobald sie sich aber mit falschen Essgewohnheiten selbst Schaden zufügten, sprach er auch mal ein Machtwort. Sein fachliches Wissen hatte ihm längst die notwendige Autorität verliehen, dass die Leute auf ihn hörten und respektvoll zu ihm aufsahen.
Im Vergleich zu seinen anderen Patienten war die junge Frau, die eben eingetreten war, eine außergewöhnliche Erscheinung. Sie hatte ihre hellblonden Haare zu frechen Zöpfchen gebunden, welche fröhlich neben ihrem Gesicht herunterbaumelten. In den Ohren trug sie große, giftgrüne Kreolen, um den Hals eine Glasperlenkette in derselben Farbe.
Besonders auffallend war das rote Kleid, das sie trug, welches ziemlich kurz geschnitten war, einen schrägen Saum hatte und mit knöchelhohen, grünen Stiefeln kombiniert wurde. Eine gewagte Erscheinung, die jedoch vor Fröhlichkeit nur so sprühte. Die hellblauen Augen strahlten dem Arzt neugierig und aufgeschlossen entgegen. Als ihm die Patientin die Hand reichte, klimperten ihre zahlreichen Armreifen eine lustige Melodie.
»Guten Tag«, begrüßte Martin Burger sie lächelnd und warf einen Blick auf den Computerbildschirm, wo nun die Daten der neuen Patientin erschienen. Dafür hatte die verlässliche Sprechstundenhilfe Bärbel Tannauer gesorgt: »Sieberth, Yvonne«, stand da, »Alter: 26«.
»Ich sehe, Sie wohnen auf dem Starkbaum-Hof, Frau Sieberth?«
»Ja«, strahlte sie. »Seit drei Wochen. Und wenn alles klappt, dann wohl für immer.«
»Da gratuliere ich Ihnen aber herzlich. Und dem Jörg, der wohl der Glückliche ist, der Sie hierhergebracht hat, lasse ich ebenfalls meine Glückwünsche ausrichten. – Womit kann ich Ihnen helfen? Bitte«, sagte er und wies mit der Hand zum Schreibtisch. »Nehmen Sie doch Platz und erzählen Sie mir, was Sie so machen!«
Lächelnd setzte sich die junge Frau. »Also, ich bin Yvonne Sieberth. Ich stamme aus Rügen und habe den Jörg in Hannover bei einer Pferdemesse kennengelernt, auf der ich mitgearbeitet habe. Ich reite nämlich für mein Leben gern.«
»Der Starkbaum-Jörg auf einer Pferdemesse? Das wundert mich. Die haben doch einen Schweinemastbetrieb! Aber es geht mich freilich nichts an«, fügte der Bergdoktor schnell hinzu.
Yvonne Sieberth winkte ab. »Nein, das dürfen Sie schon alles wissen. Jörg hegt ja ebenfalls eine Leidenschaft für Pferde. Sein eigentliches Ziel war die große Landwirtschaftsmesse in Hannover – die Veranstaltung mit den Pferden hat er nur nebenbei besucht.«
»Was sich dann wohl als schicksalhaft erwiesen hat, nicht wahr?« Martin Burger schmunzelte.
Yvonne Sieberth nickte entschlossen. »Das kann man wohl so sagen. Die Messe war vor drei Monaten, Ende Jänner – und nun bin ich mit Sack und Pack auf dem Starkbaum-Hof eingezogen. Jörg und ich haben nämlich vor zu heiraten.«
»Was für eine schöne Nachricht. Mein Glückwunsch! – Wie klappt das Zusammenleben am Hof?«, fragte Martin Burger.
Er kannte Jörg Starkbaums Eltern, die doch eher vom alten Schlag waren. Irgendwie konnte er sich diese junge moderne Frau mit ihren bunten Kleidern auf dem traditionell geführten Bauernhof gar nicht recht vorstellen.
Für einen Moment verzog sich Yvonnes Gesicht.
»Na ja, es könnte besser sein. Vor allem die Maria macht keinen Hehl daraus, dass sie sich eine andere Schwiegertochter gewünscht hätte. Aber das wird schon. Ich gebe mir jedenfalls Mühe, damit sie mich mögen. Es kann ja nicht sein, dass ich es mir mit allen Eltern verscherze ...« Sie zuckte die Schultern und fügte erklärend hinzu: »Meine Eltern sind beide Anwälte, und Vater wollte unbedingt, dass auch ich einen Schreibtischberuf lerne. Was anderes kommt ihm für eine Frau nicht in den Sinn. Mama findet alles richtig, was er sagt. Aber ich hab's eher mit den Pferden, und ich brauche die Natur um mich herum. Ich fühle mich hier in St. Christoph sehr wohl!«
Der Arzt warf einen neuerlichen Blick in seine Unterlagen.
»Sie sind in einer Boutique in Mayrhofen angestellt?«, fragte er.
»Ja. Solange der Hof noch nicht an Jörg überschrieben wurde und bis zur Hochzeit arbeite ich bei der Schweinezucht nur nebenbei mit«, erzählte sie freimütig. »Am Bauernhof gibt es für mich natürlich noch viel zu lernen. Bis dahin habe ich mir in Mayrhofen einen Job gesucht. In der Boutique Sandra darf ich sogar meine eigenen Entwürfe einbringen!« Sie deutete mit einem schelmischen Grinsen auf ihr knallrotes Kleid.
Der Bergdoktor bedachte die junge Frau mit einem langen freundlichen Blick, dann stellte er noch einmal die Frage nach ihren Beweggründen, die Arztpraxis aufzusuchen.
»Es geht nur um ein Rezept«, antwortete Yvonne Sieberth. »Ich habe leider eine leichte Allergie gegen Milchprodukte. Normalerweise achte ich sehr auf meine Ernährung und verzichte weitgehend auf Kuhmilch – aber Jörgs Mutter, die auf dem Hof fürs Kochen zuständig ist, hält meine Unverträglichkeiten wohl nur für eine zickige Laune – und ohne Milch und Käse scheint es auf einem Tiroler Bauernhof halt nicht zu gehen.« Sie lachte ein wenig gekünstelt, als sie das sagte.
Der Bergdoktor konnte sich gut vorstellen, welche Probleme diese junge Frau mit ihren künftigen Schwiegereltern hatte. Er nahm sich vor, bei Gelegenheit mal mit den Bauersleuten zu reden.
»Ich gehe davon aus, dass Maria die Herrschaft über die Küche nicht abgeben will«, meinte er.
Yvonne Sieberth seufzte auf. »Stimmt, das kommt gar nicht infrage. Außerdem komme ich abends ja immer recht spät von Mayrhofen zurück. Aber machen Sie sich keine Sorgen, Herr Doktor. Mein Jörg steht hinter mir und wird seinen Eltern schon klarmachen, dass ich keine Hexe bin, sondern nur eine pferdebegeisterte Norddeutsche, die sich außerdem ihre Kleider selbst schneidert. Und die halt Bauchweh kriegt, wenn sie zu viel Milch trinken muss.«
Martin Burger prüfte das Rezept, das ihm die junge Frau gereicht hatte. Ein deutscher Kollege hatte es ausgestellt.
»Ich kann Ihnen gern Lactase-Tabletten verschreiben, möchte aber bei Gelegenheit gern den Allergietest wiederholen. Einverstanden?«
Yvonne Sieberth nickte.
»Sie wissen, wie das abläuft?«
»Ja. Ich muss ein Glas Milch trinken und danach immer wieder in ein Röhrchen pusten.«
»Genau. Dabei kann ich die Konzentration von Wasserstoff in Ihrem Atem ablesen und erkennen, ob Ihr Magen Gase bildet. Ich sehe, Sie kennen sich aus. Ein Blutbild wird bei Gelegenheit auch nicht schaden.« Dr. Burger setzte seine Unterschrift auf das Rezept. »Wussten Sie übrigens, dass wir in St. Christoph ein Gestüt haben?«
»Ja, bei Familie von Brauneck, am Schlössl oben. Jörg hat mir davon erzählt. Ich habe mir vorgenommen, am Wochenende mal dorthin zu spazieren.«
»Machen Sie das. Es sind nette Leute. Und sagen Sie dem Baron einen Gruß von mir!«
»Danke schön, Herr Doktor. Jetzt will ich Sie nicht länger aufhalten. Im Wartezimmer sitzen noch andere Leute!« Flink sprang Yvonne Sieberth auf und streckte dem Arzt die Hand entgegen. Dann hüpfte sie mehr, als dass sie ging, nach draußen.
***
Der Mittagstisch war schon gedeckt, als der Bergdoktor nach der Vormittagssprechstunde in die gute Stube trat. Dafür brauchte er keinen weiten Weg auf sich zu nehmen, denn die Ordination und das Haus, in dem die Burgers wohnten, bildeten ja eine bauliche Einheit.
Der hochgewachsene Einundfünfzigjährige hatte die Wahl, direkt durchs Haus zu gehen oder durch den Garten. An diesem schönen Frühlingstag entschied er sich für Letzteres.
Eben trug Haushälterin Zenzi Bachhuber die dampfende Suppenschüssel herein. Die drei Kinder der Burgers hatten artig und mit frisch gewaschenen Händen Platz genommen. Die Älteste, die achtjährige Tessa, hatte ganz rote Wangen, weil sie sich auf dem Heimweg von der Schule so beeilt hatte.
Topfenpalatschinken waren ihre Leibspeise. Zuvor musste sie sich aber durch die Blumenkohlsuppe kämpfen – wenigstens fünf Löffel davon waren die von der Mutter gestellte Voraussetzung.
Martin schenkte seiner Frau ein warmes Lächeln und wandte sich dann an die Kinderschar.
»Alles gut bei meiner Rasselbande?«, fragte er.
Sofort begannen alle gleichzeitig zu reden. Auch die kleine Laura, mit ihren zweieinhalb Jahren das Nesthäkchen der Familie, plapperte drauflos.
Martin schmunzelte. »Langsam, langsam. Einer nach dem anderen! – Wie war es in der Schule, Tessa?«
»Ich durfte meinen Aufsatz vorlesen«, erzählte das zarte Mädel mit den dunklen Locken stolz. »Der Lehrer meinte, dass er sehr gelungen sei!«
»Das will ich meinen!«, polterte Pankraz Burger, der seiner Enkeltochter am Vorabend geholfen hatte, ihre Gedanken und Ideen zum Thema »Was ich einmal werden möchte« zu sortieren.
»Welchen deiner vielen Zukunftspläne hast du vorgestellt?«, wollte Martin Burger wissen und schenkte seiner Ältesten einen Blick von echtem Interesse.
»Natürlich Ärztin!«, antwortete die Kleine so erbost, als hätte sie immer nur diesen einen Berufswunsch. »Kinderärztin«, führte sie aus, dann kräuselte sie die Nase. »Oder Herzchirurgin.«