Der Bergdoktor 2248 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 2248 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Dass Ela Fehlinger den Magreiten-Hof erbt, hätte in St. Christoph niemand gedacht. Doch Korbinian Linner, für den Ela der Sonnenschein seines Alters war, wollte ihr mit dem Hof das größte Geschenk ihres Lebens machen.
Bloß - was kann die hübsche junge Frau mit dem Hof anfangen, dessen Verfall kaum noch aufzuhalten ist? Ela will dennoch alles tun, um aus dem Haus ihr eigenes "Traumschloss" zu machen. Magreiten soll ihr Zuhause werden, der Ort, an dem sie glücklich ist und eines Tages mit einer eigenen Familie leben wird.
Voller Elan stürzt sie sich zusammen mit ihrem Verlobten in die Renovierung. Doch nicht nur Ela ist bald völlig überfordert. Als Andi sich bei Arbeiten in dem maroden Haus schwer verletzt, eskaliert die Situation!
Für Dr. Burger steht fest, dass er eingreifen muss - als Arzt und als Nachbar ...

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Seitenzahl: 121

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhalt

Cover

Zehn letzte Wünsche

Vorschau

Impressum

Zehn letzte Wünsche

Karoline erkennt, dass nichts im Leben ohne Grund passiert

Von Andreas Kufsteiner

Karoline Zeller ist als Tochter eines Schreiners und Kleinbauern in St. Christoph aufgewachsen. Der Vater war hart und autoritär, hat den Bruder stets bevorzugt. Karoline pflegte ihre an ALS erkrankte Mutter bis zu deren Tod. Danach hielt sie nichts mehr daheim, sie flüchtete in die Stadt und ließ sich zur Stewardess ausbilden. Heute lebt sie ungebunden, pflegt lockere Freundschaften und feiert gern.

Ihr Leben ändert sich jäh auf einem Langstreckenflug von Toronto nach Frankfurt. Nach kurzen, aber heftigen Turbulenzen beginnen Karolines Hände plötzlich unkontrollierbar zu zittern. Sie schafft es gerade noch, ihren Dienst zu versehen, meldet sich danach krank. Das Zittern hört nicht auf. Karoline ist tief erschüttert, denn genauso hat es bei ihrer Mutter auch begonnen.

Wie viel Zeit bleibt ihr noch? Inmitten von Schmerz und Verzweiflung schreibt sie eine Liste mit ihren zehn letzten Wünschen auf. Und dabei wird ihr klar: Sie muss zurück nach St. Christoph!

Wieder rumpelte es heftig, und das Flugzeug machte einen Hüpfer. Die Flugpassagiere bemühten sich um Gelassenheit, doch die meisten von ihnen lugten dabei unauffällig zu den Flugbegleiterinnen hinüber. Solange diese freundlichen Damen entspannt blieben, gab es keinen Grund zur Panik.

Karoline Zeller war eine erfahrene Stewardess. Deshalb blieb sie selbst bei Turbulenzen völlig ruhig und ging aufrecht durch die Sitzreihen, auch wenn es sie dabei immer wieder gehörig durchrüttelte. Dass sie dennoch nervös war, lag nicht an den Wolkenfeldern, die das Flugzeug auf der Strecke von Toronto nach Frankfurt gerade durchschnitt, sondern an einer unerklärlichen Unruhe, die sie schon seit dem Abflug gepackt hielt. Sie wusste nicht, woran es lag. Vielleicht lauerte eine Grippe? Oder war es nur die Übermüdung?

Als Profi lächelte Karoline extrabreit, als sie sich zu dem kleinen Mädchen hinunterbeugte, welches gerade, nach dem neuerlichen Absacken in ein Luftloch, mit den Tränen kämpfte.

»Mach dir keine Sorgen«, sagte Karoline auf deutsch – sie hatte gehört, wie sich die Familie über die bevorstehende Heimkehr unterhalten hatte. »Es sind nur Wolken, da ist es ganz normal, dass das Flugzeug ein bisschen wackelt. Sobald wir hindurchgetaucht sind, wird es wieder ruhiger. Wenn du magst, bringe ich dir nachher, wenn das Rumpeln vorüber ist, ein Malbuch und Buntstifte!«

Die Kleine nickte tapfer. Ihre Mutter schenkte der hübschen Flugbegleiterin mit dem hellblonden Zopf ein dankbares Lächeln und zog das Kind enger an sich.

»Mach die Augen zu, Liebes«, sagte sie zärtlich. »Wir sind bald zu Hause!«

Karoline lächelte zurück und ging weiter. Sie ermahnte einen Jugendlichen, der seine Sitzlehne nicht aufgerichtet hatte, schenkte einem kleinen Jungen ein vertrauliches Zwinkern, nickte einem älteren Ehepaar aufmunternd zu – und fühlte sich dabei die ganze Zeit seltsam.

Als sie das Cockpit erreichte, wagte sie endlich den Blick nach unten und stellte fest, dass ihr Gefühl sie nicht trog: Ihre rechte Hand zitterte. Karoline atmete ein paarmal kräftig durch und sah wieder hin. Die Hand zitterte immer noch.

»Müde?«, fragte ihre Kollegin Sascha, die ebenfalls hinter den Vorhang getreten war, um kurz zu verschnaufen. »Die Turbulenzen sind diesmal besonders heftig, findest du nicht? Und in der dritten Reihe sitzt ein Passagier mit Flugangst ...«

Karoline verzog mitfühlend das Gesicht. Leider war gegen Flugangst kein Kraut gewachsen. Arm waren nicht nur die Menschen, die daran litten, sondern auch jene, die sie betreuten und dafür Sorge tragen mussten, dass die Panik nicht auf die anderen Passagiere übergriff. Sascha sah entsprechend erledigt aus.

»Soll ich die vorderen Reihen übernehmen?«, fragte Karoline, die froh war, vom Zittern ihrer Hand abgelenkt zu werden. »Ich bringe der Kleinen in Reihe 17 nur noch schnell ein Malbuch und Stifte.«

Sascha nickte dankbar. Beide wussten, dass Ablenkung das beste Heilmittel gegen Flugangst war, und da war ein neues Gesicht sehr hilfreich.

Karoline griff nach dem Malbuch und eilte wieder nach hinten. Sobald sie sah, wie vertrauensvoll das kleine Mädchen seinen Kopf an die Schulter ihrer Mama gelegt hatte, spürte sie, wie sich das Zittern ihrer Hand verstärkte.

Ihre eigene Mutter war vor vierzehn Jahren gestorben, und sie vermisste sie immer noch. Jeden Tag.

Die nächsten Stunden verliefen in stumpfer Routine. Über Großbritannien hörten die Turbulenzen endlich auf, und die Flugbegleiterinnen servierten Kaffee und Kuchen. Danach setzte bereits die Vorbereitung auf die Landung ein.

Karolines Füße schmerzten, ihre Schultern waren verspannt, sie fühlte sich an wie Matsch – aber sie lächelte unbeirrt.

Endlich waren sie gelandet, und der Flieger hatte seine Parkposition erreicht, die Passagiere verabschiedeten sich. Karoline stand an der Gangway und winkte dem kleinen Mädchen und seinen Eltern nach, grinste dem Jugendlichen, den sie so oft ermahnt hatte, freundlich zu und schenkte dem ängstlichen Passagier ein warmherziges Lächeln. Als alle draußen waren, lehnte sie sich kurz an die Bordwand und schnaufte durch.

»Kommst du noch mit was trinken?«, fragte Sascha, die frohgemut ihren Koffer schloss.

Karoline schüttelte den Kopf. »Ich bin wirklich müde«, sagte sie. »Ich fürchte, ich werde krank. Ich fahre heim und lege mich ins Bett.«

»Oh«, sagte Sascha und wich unwillkürlich einen Schritt zurück. »Alles klar!«

Wahrscheinlich hatte sie sich eine Infektion eingefangen. Karoline fasste sich an die Stirn, die sich warm anfühlte, und ging, ihren kleinen Rollkoffer hinter sich herziehend, schnurstracks zum Personalbüro im rückwärtigen Bereich des Flughafengeländes. Sie hatte beschlossen, sich für die nächsten Tage krankzumelden.

Zwar war sie noch nicht sicher, ob es nicht bloß Müdigkeit war, doch wusste sie, wie ungern Kolleginnen spontan einsprangen. Ihr Ersatz für den Flug übermorgen nach Paris würde es ihr danken, dass sie rechtzeitig Bescheid gab.

Auf dem Weg nach Hause in ihre kleine Altbauwohnung im Gallusviertel fragte sich Karoline, ob es nicht vielleicht bloß »das Alter« war. In ihrem Beruf zählte man mit zweiunddreißig allmählich schon zum alten Eisen. Ihre Ausbilderin hat sie vor dieser Entwicklung gewarnt, aber was wusste man schon mit zwanzig, wenn man ins Berufsleben startete und es gar nicht fassen konnte, wie viele fremde Länder und spannende Erlebnisse auf einen warteten?

Tatsächlich fühlte sich Karoline uralt, als sie erschöpft die Haustür aufschob. Vor einem Jahr hatte sie kein Problem mit durchgearbeiteten Nächten gehabt, und Jetlag war etwas, das sie nicht kratzte. Noch vor zwei Wochen hätte sie nicht gezögert und wäre mit Sascha und den beiden Piloten in eine Bar gegangen, hätte die restliche Nacht durchgetanzt und, auf Teufel komm raus, mit einem der beiden Männer geflirtet. Heute schaffte sie es gerade mal bis nach Hause.

Der Lift streikte – wieder einmal. Mist. Jetzt war der Koffer auch noch vier Stockwerke hochzuschleppen.

Karoline fühlte sich mit jeder Treppenstufe matter. Und dann klemmte wieder mal der Schlüssel. Wie so oft. Nun war Ruhe gefragt, sie kannte das Problem und hatte es schon oft gelöst.

Morgen, beschloss Karoline, morgen rufe ich endlich einen Handwerker und lasse das dumme Schloss reparieren!

Sie atmete ein, pustete eine hellblonde Haarsträhne, die sich aus dem Zopf gelöst hatte, aus der Stirn und versuchte erneut, den Schlüssel zu drehen. Ruhig Blut!

Ihre Hand zitterte inzwischen so heftig, dass sie Mühe hatte, ins Schlüsselloch zu treffen. Nun konnte sie es nicht mehr verdrängen oder schönreden: Sie war krank.

Und es war keine Grippe oder harmlose Infektion. Sie musste sterben.

***

Heimo Distl verabschiedete den Bufdi vom mobilen Krankenpflegedienst.

»Danke für Ihre Unterstützung, junger Mann!«

Der Bursch sah verunsichert zu Heimos Rollstuhl.

»Werden Sie zurechtkommen?«

»Klar. Ich habe nichts Großes mehr vor, werde nur noch ein bisschen fernsehen und dann zu Bett gehen – oder rollen. Wir sehen uns morgen wieder. Haben Sie noch einen schönen Abend!«

Das würde es werden, dachte Heimo belustigt, als er das erleichterte Gesicht des Jungen sah. Unter dem spärlichen Vollbart leuchteten Aknepusteln hervor.

Meine Güte, dachte Heimo, das ist ja noch ein halbes Kind! Bin ich denn schon so alt?

Kopfschüttelnd wollte er eben die Tür schließen, als er neben dem Fußgetrappel des Sanitäters, mit dem dieser die Treppe hinuntersprang, noch ein weiteres Geräusch vernahm.

Jemand weinte.

Kurzentschlossen schob Heimo den Schirmständer vor die Tür, um sich nicht selbst auszusperren, dann wuchtete er den Rollstuhl über die kleine Rampe, die man ihm nach dem Schlaganfall über der Türschwelle montiert hatte.

Das Weinen kam von dort, wo der Flur einen Knick machte. Heimo erschrak. Wohnte dort nicht die adrette Stewardess, die er heimlich verehrte? Wenn er dieser Nachbarin zufällig auf dem Weg zum Park im Treppenhaus oder auf der Straße begegnete, war das stets ein guter Tag. Und auch die Laune des den Rollstuhl schiebenden Sanis hellte sich auf, das spürte Heimo ganz genau.

Kein Wunder – die Frau mit ihren weich fallenden, hellen Haaren und den blitzblauen Augen war nicht nur wunderschön, sondern auch sehr freundlich. Ihr Lächeln hatte die Kraft, Schmerzen wegzufegen. Und wenn sie dann noch auf dem Weg zur Arbeit war und ihre Uniform trug – dunkelblau mit sonnengelber Krawatte – schlug Heimos altes Herz gleich schneller.

Jetzt schob er seinen Rollstuhl mühevoll um die Ecke. Und da saß sie vor ihrer Tür, in ihrer Uniform, den dunkelblauen Rollkoffer neben sich, und weinte herzzerreißend.

Heimo räusperte sich. In den siebenundachtzig Jahren, die hinter ihm lagen, hatte er schon so mancher schönen Frau geholfen, ihren Kummer zu vergessen. Warum sollte ihm das nicht auch heute gelingen? Was ihm an Attraktivität mangelte, machte er durch Lebenserfahrung wett.

»Na, na, na«, sagte er leise und fuhr sein Gefährt näher an die traurige Gestalt heran. »Wo drückt denn der Schuh?«

Die junge Frau hob erschrocken den Kopf. Ihre Augen waren trüb, ihre Wangen rot und die Nase tropfte – und doch war sie immer noch wunderschön.

»Es ist ... ich kann meine Tür nicht öffnen«, schluchzte sie. »Das Schloss klemmt.«

Heimo wusste, dass dies bestenfalls der Tropfen gewesen war, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. Niemand weinte wegen einer klemmenden Tür.

Aber er nickte und sagte mitfühlend: »Dumme Sache. Ich bin leider nicht mehr so flott wie vor fünfzig Jahren. Da hätte ich die Tür notfalls mit der Schulter aufgebrochen – und mir wahrscheinlich eine schlimme Prellung zugezogen. So gesehen ist es doch gut, dass ich aus dem Imponiergehabe herausgewachsen bin, nicht wahr?« Er lächelte ihr charmant zu.

Karoline Zeller konnte nicht anders, sie musste das Lächeln erwidern. Sie kannte den Nachbarn vom Sehen, sie hatte ihn immer kurz gegrüßt, wenn sie ihm auf der Straße begegnet war und dann nie weiter über ihn nachgedacht.

Dabei war dieser alte Herr wirklich reizend. Seine dunklen Augen unter dem haarlosen, mit Pigmentflecken gesprenkelten Kopf sahen sie intelligent, wachsam und voller Mitgefühl an. Die dicken Haarbüschel, die an den Augenbrauen und über den Ohren sprossen, verliehen ihm Ähnlichkeit mit einer Eule. Karoline mochte Eulen. Schon als kleines Mädchen hatte sie sich auf dem heimatlichen Bauernhof nachts sicher gefühlt, wenn im Gebälk eine Eule huu-huute.

»Und was bedrückt Sie sonst?«, fragte der Mann nun. »Nicht, dass ich Ihnen einen weiteren Kummer wünschen würde – aber mir wäre es sehr angenehm, wenn ich irgendwo von Nutzen sein könnte. Bei der Tür ist dies leider nicht der Fall. Soll ich einen Aufsperrdienst rufen?«

Karoline schüttelte den Kopf. »Danke. Es klappt meistens irgendwann. Aber mir fehlt gerade die Ruhe, die es dafür braucht ...«

»Na bitte«, sagte Heimo erleichtert. »Ich hatte sowieso gerade vor, eine Flasche Rotwein zu öffnen und mir noch ein kleines Gläschen als Schlummertrunk zu genehmigen. Vielleicht wollen Sie mir dabei Gesellschaft leisten?« Er deutete mit dem Kinn zu der Gabelung des Flurs, hinter der seine Wohnung lag.

Die junge Frau schniefte kurz hoch, dann stand sie entschlossen auf und fasste nach den Griffen des Rollstuhls.

»Ich heiße Karoline«, sagte sie. »Karoline Zeller. Und ich trinke gern ein Glas mit Ihnen!«

Heimo beugte sich ein wenig vor, um ihr in die Augen sehen zu können.

»Ich heiße Heimo. Heimo Distl, aber die Nachnamen lassen wir weg, okay? Mit fast neunzig Jahren darf ich dir wohl unbesorgt das Du anbieten! Genauso wie mein Wohnzimmersofa, falls du einen Notschlafplatz brauchst! Karoline ist übrigens ein wunderschöner Name«, stellte er fest und dachte bei sich, dass bei dieser adretten Person aber auch wirklich alles zusammenpasste.

***

Karoline staunte, wie hübsch die Wohnung ihres Nachbarn eingerichtet war. Alte, liebevoll gepflegte Möbel bestimmten den Raum, viele Bücher waren darin, und an den Wänden hingen hübsche Aquarelle. Sie ging näher heran und las die Signatur.

»Oh, die haben Sie – die hast du gemalt?«, fragte sie bewundernd. »Wie schön! Ich wollte immer mal ein Bild malen«, sagte sie. Dann wandte sie sich abrupt ab. Ihre Miene hatte sich verfinstert.

»Was hindert dich?«, fragte Heimo und schob sich näher zum Tisch, wo eine teure Flasche Rotwein stand. »Kannst du bitte zwei Gläser aus der Vitrine nehmen?«, fragte er, griff nach dem Flaschenöffner und fuhr so fröhlich fort, als hätte er Karolines Kummer vergessen: »Heute ist ein milder Herbsttag – wir könnten uns zwei Decken nehmen und es uns auf dem Balkon gemütlich machen. Zumindest für eine Weile!«

Karoline beeilte sich, die Gläser, die Flasche und zwei Decken nach draußen zu schaffen, dann schob sie wie selbstverständlich den Rollstuhl hinterher und breitete eine der Decken fürsorglich über Heimos dünne Beine.

Heimo ließ es sich nicht nehmen, einzuschenken, dann hob er mit zitternder Hand sein Glas und prostete Karoline zu.

»Darauf, dass wir uns endlich kennengelernt haben! Und darauf, dass du bald wieder herzlich lachen wirst!«

Karoline lächelte zaghaft, dann sagte sie leise: »Letzteres wird nicht so bald geschehen, vielleicht wird mir nie mehr nach Lachen zumute sein ...«

Heimo runzelte die Stirn, wodurch sich die buschigen Augenbrauen gleich noch mehr verdichteten.

»Lass dir von einem alten, lebenserfahrenen Kerl sagen, dass es immer einen Grund zum Lachen gibt. Selbst in der bittersten Stunde.« Dann schaute er fragend: »Liebeskummer?«

Das war so kauzig und so weit gefehlt, dass Karoline tatsächlich kurz auflachte.

»Nein!«, rief sie.

»Immerhin findest du meinen Fehlschuss witzig«, stellte Heimo vergnügt fest und nahm noch einen Schluck. »Was ist es also?«

Karoline seufzte und sagte dann nur drei Buchstaben: »A-L-S.«

Heimo schien nicht zu verstehen, aber plötzlich erhellten sich seine Züge, um sich gleich darauf umso mehr zu verdüstern.

»ALS? Ist das nicht die Krankheit, an der dieser Physiker litt?«

»Stephen Hawking, ja. Wobei er seine prognostizierte Lebenserwartung um Jahrzehnte überschritt. Das war allerdings eine Ausnahme. Normalerweise geht es viel schneller.«

Heimo schüttelte erbost den Kopf. »Das kannst du doch gar nicht wissen!«

»Doch. Meine Mutter ist daran gestorben. Es war schrecklich.« Karolines Stimme war so leise geworden, dass sie nur noch wie ein Hauchen klang.

Heimo sagte eine Weile nichts, schluckte ein paarmal schwer.

»Hast du eine Diagnose oder nur eine Vermutung?«, wollte er dann wissen.