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Clara hat alles geplant: An Weihnachten soll Daniel ihr den Heiratsantrag machen, auf den sie so lange gewartet hat. Mit ihm will sie das perfekte Leben führen - sicher, erfolgreich, wohlhabend. Doch als ihr Freund sie kurz vor ihrer gemeinsamen Reise ins Zillertal plötzlich allein vorschickt, gerät ihr Plan ins Wanken.
In einer abgelegenen, verschneiten Berghütte trifft Clara auf Sebastian, einen bodenständigen und warmherzigen Schreiner, der das Gegenteil von Daniel ist. Anfangs nerven sie seine raue Art und das einfache Leben. Doch als er sie aus einem heftigen Schneesturm rettet, kommen sie sich näher - und Clara beginnt zu spüren, dass wahre Liebe nichts mit Erfolg und Reichtum zu tun hat ...
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Seitenzahl: 129
Veröffentlichungsjahr: 2024
Cover
24 Küsse bis Weihnachten
Vorschau
Impressum
24 Küsse bis Weihnachten
Wenn ein schweres Jahr mit einem unerwarteten Geschenk endet
Von Andreas Kufsteiner
Clara hat alles geplant: An Weihnachten soll Daniel ihr den Heiratsantrag machen, auf den sie so lange gewartet hat. Mit ihm will sie das perfekte Leben führen – sicher, erfolgreich, wohlhabend. Doch als ihr Freund sie kurz vor der gemeinsamen Reise ins Zillertal plötzlich allein vorschickt, gerät ihr Plan ins Wanken.
In einer abgelegenen, verschneiten Berghütte trifft Clara auf Sebastian, einen bodenständigen und warmherzigen Schreiner, der das Gegenteil von Daniel ist. Anfangs nerven sie seine raue Art und das einfache Leben. Doch als er sie aus einem heftigen Schneesturm rettet, kommen sie sich näher – und Clara beginnt zu spüren, dass wahre Liebe nichts mit Erfolg und Reichtum zu tun hat ...
»Jesses, was habt ihr denn mit meiner Küche gemacht?« Mit einem Schwall kalter Winterluft trat Zenzi Bachhuber durch die Haustür und spähte in die hell erleuchtete Küche des Doktorhauses. Beim Anblick der zahlreichen verstreuten Schüsseln, Löffel und Tüten – und des Mehls, das großzügig über Tisch und Boden verstreut war – warf sie die Hände in die Luft.
»Wir backen Weihnachtsplätzchen«, tat Filli kund. Da der Fünfjährige gerade den Finger in der Teigschüssel gehabt hatte und nun genüsslich ableckte, war er kaum zu verstehen.
»Mit Zimt und Nüssen«, ergänzte seine achtjährige Schwester.
Das jüngste der Burger-Kinder, die kleine Laura, saß in ihrem Hochstühlchen am Tisch und strahlte über das ganze schokoladenverschmierte Gesicht.
»Da bin ich nur ein Stündchen zum Stricken nebenan bei der Alma und schon erkenne ich das Haus nimmer wieder.« Zenzi schüttelte den Kopf, während ein Lächeln an ihren Mundwinkeln zupfte.
»Wir räumen das Durcheinander nachher auch wieder auf«, versprach Martin Burger. Er hatte sich eine Schürze umgebunden und streute Schokoladensplitter in eine Teigschüssel.
»Wolltet ihr net eigentlich rodeln gehen?«
»Wollten wir, aber Sabine hat Fieber, deshalb hab ich sie ins Bett gesteckt. Ohne sie mögen wir net gehen, deshalb haben wir beschlossen, stattdessen zu backen.«
»Fieber?« Das Gesicht der Wirtschafterin legte sich in sorgenvolle Falten, als aus der oberen Etage bellender Husten zu hören war. »Mei, die Arme. Am besten koch' ich heute zum Abendessen einen kräftigen Hühnereintopf. Der hilft zuverlässig bei Erkältungen.«
»Gute Idee.« Martin Burger rührte den Teig kräftig um, während Zenzi Hut und Mantel ablegte, bevor sie einen großen Topf aus dem Schrank holte und mit den Vorbereitungen fürs Abendessen begann.
Bald war die Küche des Doktorhauses erfüllt von einträchtigem Werkeln und Schaffen. Der Duft von dem frischen Tannengrün, das mit einer Lichterkette auf der Fensterbank dekoriert war, lag in der Luft. Draußen tanzten dicke Schneeflocken am Fenster vorbei. Die Berge waren in dem Flockenwirbel kaum mehr als eine Ahnung vor dem allmählich dunkel werdenden Himmel.
Auf der Straße herrschte kaum Betrieb. Nur einmal fuhr ein Wagen vorbei, dessen rote Rücklichter bald im Schneetreiben verschwanden. Das Dorf schien unter einer weichen, weißen Decke fast stillzustehen.
»Wie geht es eigentlich der Alma?«, erkundigte sich Martin Burger, während er den Teig in seiner Schüssel argwöhnisch musterte. Irgendwie sah der nicht aus wie sonst bei Zenzi.
»Ihr Rücken zwackt wie immer. Aber sie hat endlich eine Aushilfe gefunden, die ihr in der hektischen Weihnachtszeit im Laden zur Hand geht.« Zenzi spähte in seine Schüssel. »Sag mal«, fragte sie nachdenklich, »habt ihr etwa den Tapetenkleber mit dem Mehl verwechselt?«
»Schaut wirklich so aus. Und nun?«
»Das haben wir gleich.« Resolut fügte Zenzi dem Teig Milch und noch ein Ei hinzu, rührte einmal kräftig durch und ... voilà! »So sollte es gehen.«
»Ich biete mich gern für Kostproben an«, tönt eine tiefe Stimme von der Eckbank. Großvater Pankraz Burger saß dort, tüftelte an einem Kreuzworträtsel und blickte nun erwartungsvoll auf.
»Lieber nicht. Dann bleibt nachher nix zum Backen über«, mutmaßte Zenzi, die nach über vierzig Jahren im Doktorhaus kaum noch etwas überraschen konnte.
»Du kennst mich einfach zu gut, Zenzerl«, versetzte der Großvater schmunzelnd.
»Habt ihr früher auch gebacken?«, fragte Filli, während er großzügig Kokosflocken in seine eigene Teigschüssel kippte. »Als der Papa noch klein war?«
»Und ob«, erwiderte Pankraz. »Ich erinnere mich, dass er sich voll und ganz in das Backen gestürzt hat, als er zum ersten Mal helfen durfte. Das Mehl klebte überall – in seinen Haaren, auf der Nase – er sah aus wie ein kleiner Schneemann.«
»Du hast mich meinen eigenen Teig anrühren lassen und gesagt, ein echter Bäcker braucht nur eine Hand und sein Herz.«
»Und du hast dein Herz ordentlich mit eingebracht«, murmelte Pankraz, und seine Augen leuchten vor Stolz. »Deine Kipferl waren schief und krumm, aber sie waren mit Liebe gemacht.«
»Und du hast sie alle gegessen«, warf Martin Burger schmunzelnd ein, »obwohl ich den Zucker vergessen hatte und die Kipferl schauderhaft schmeckten.«
Sein Vater zuckte mit den Schultern. »Es sind oft die Dinge, die eben net perfekt sind, die die schönsten Erinnerungen schaffen. Unsere ersten Versuche beim Backen werd' ich nie vergessen.«
»Ich auch net«, warf die Zenzi ein. »Ich musste die ganze Bescherung nämlich aufräumen.« Ein Lächeln wärmte ihr faltiges Gesicht, als sie seinem Blick begegnete. Und für einen Moment schien es, als wäre die Zeit zurückgedreht worden zu einer Zeit, in der die Welt so klein und die Freude so groß war wie ein Teller voller Weihnachtsplätzchen.
Einträchtig machten sie sich daran, ihren Teig auszurollen und Plätzchen auszustechen. Tessa versuchte sich an Vanillekipferln, und Zenzi beschloss, rasch ein Backblech mit Bratapfelküchlein zu machen.
Der Backofen war schon vorgeheizt, und bald mischte sich der süße Duft ihres Backwerks in den Tannenduft.
Zenzi wandte sich wieder den Vorbereitungen für das Abendessen zu, während die Kinder beratschlagten, was nun zu tun sei. Zum Schlittenfahren war es schon zu spät. Draußen wurde es bereits dunkel. Aber frische Körner in das Futterhäuschen am Zaun streuen, das konnten sie.
Martin Burger bestand darauf, dass sie sich alle warm anzogen, bevor sie auch nur einen Fuß ins Freie setzten. Ohne Schal, Mütze und Stiefel ging es nicht. Draußen herrschten fünf Grad unter null, und ein bitterkalter Wind fegte von den Bergen heran.
Während seine Kinder zwei frische Meisenknödel aufhingen und Körner ins Häuschen streuten, griff er zur Schneeschaufel und machte sich daran, die Zufahrt zum Doktorhaus freizuschaufeln. Der Garten schlummerte unter einer dicken Schneedecke, und wenn er nicht aufpasste, würde auch die Garage vom Weiß verschüttet. Das durfte er nicht riskieren. Als Landarzt in St. Christoph musste er bereit sein, im Notfall rasch aufbrechen zu können.
Einmal hielt er kurz schnaufend inne und ließ den Blick über den weißen Garten, den Anbau mit seiner Praxis und das Doktorhaus schweifen, das im Alpenstil erbaut war und mit den hell erleuchteten Fenstern überaus heimelig wirkte.
Einmal mehr war er dankbar für das Schicksal, das ihn wieder heim in die Berge geführt und ihm eine so wunderbare Familie geschenkt hatte.
Als Hausarzt hatte er stets ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte seiner Patienten. Das hatte ihm den Namen Bergdoktor eingebracht. Die Menschen hier vertrauten ihm, und er tat alles, um sich dessen würdig zu erweisen.
Er griff wieder zur Schneeschaufel und räumte die Garagenzufahrt frei. Derweil kam Rauhaardackel Poldi aus dem Haus gestürmt, drehte mit wehenden Schlappohren eine Runde im Garten und verschwand mit einem entrüsteten Schnauben wieder im Haus. Das Zamperl konnte dem kalten Weiß an seinem Bauch einfach nichts abgewinnen.
Die Kinder folgten ihm – fröhlich plaudernd und mit roten Wangen und leuchtenden Augen. Die Aussicht auf eine Kostprobe ihrer Bemühungen lockte sie.
Martin Burger lehnte seine Schaufel an die Hauswand und kehrte dann ebenfalls ins Haus zurück, dankbar für die Wärme, die ihn hier empfing. Er klopfte sich den Schnee von der Jacke und zog die Wollmütze vom Kopf.
Da kam die Zenzi in die Diele, das Telefon in der Hand und das Gesicht in sorgenvolle Falten gelegt.
»Du musst noch mal los, Martin.«
»Was ist denn passiert?«
»Eben hat der Plattner-Sepp angerufen. Im Wald gab's ein Unglück. Er hat sich beim Holzmachen verletzt.« Zenzi presste die Hände um das Telefon zusammen. »Ich konnt' ihn kaum verstehen, aber nach allem, was ich mitbekommen hab, blutet er heftig ... und ist ganz allein da draußen.«
»Dann brech' ich sofort auf. Kannst du auf die Kinder aufpassen und nachher nach Sabine sehen?«
»Natürlich. Mach dir keine Sorgen. Wir kommen zurecht.«
»Danke. Wo genau find' ich den Sepp?«
»Im Krähenwald. In der Nähe des Marterls, das für den armen Händler aufgestellt wurde, der vor einigen Jahren an der Stelle vom Blitz hinweggerafft wurde.«
»Alles klar.« Er nickte, setzte seine Mütze wieder auf und eilte los, um seine Notfalltasche zu holen.
Wenige Minuten später saß er in seinem Wagen und sandte ein leises Gebet in den Himmel, die Fortstraße möge trotz des Schnees halbwegs befahrbar sein. Wenn er zu Fuß gehen musste, würde ihn das kostbare Zeit kosten.
Zeit, die sein Patient womöglich nicht mehr hatte. Denn eisige Kälte und ein hoher Blutverlust waren eine gefährliche Kombination.
Hoffentlich hielt Sepp durch, bis er bei ihm sein konnte!
***
Der Winter brachte heuer wieder reichlich Schnee. Von früh bis spät sah man immer wieder die blinkenden Drehlichter des Räumdienstes, der alles daransetzte, die Straßen und Gassen befahrbar zu machen, aber schon eine Stunde nach dem Räumen waren die Fahrbahnen wieder weiß.
Im Krähenwald war der Forstweg nicht geräumt worden, aber tiefe und breite Spurrillen verrieten, dass vor nicht allzu langer Zeit Holzfahrzeuge hier durchgekommen waren und eine Bahn geschaffen hatte.
Dr. Burger folgte ihren Spuren, das Lenkrad fest umklammert, weil seine Fahrt ein vorschnelles Ende in einer Schneewehe finden würde, sollte er von den Spuren abkommen. Die Reifen seines Geländewagens mahlten sich knirschend durch den Schnee.
Neben einer verschneiten Rasthütte im Wald hatten Waldarbeiter einen Lagerplatz errichtet, auf dem ein Stapel gefällter Kiefern auf den Abtransport wartete. Hier ging es nicht weiter. Die Holzfahrzeuge hatten nur bis hier gespurt. Im tiefen Schnee würde ihm nicht einmal der Allradantrieb helfen. Also stellte er seinen Wagen ab, schnappte sich seine Notfalltasche und eine Taschenlampe und brachte die letzten fünf-, sechshundert Meter zu Fuß hinter sich.
»Sepp? Wo bist du?« Er hielt die Augen nach dem Verletzten offen. »Ich bin's, der Burger-Martin!«
Nur das Knirschen der uralten Kiefern antwortete ihm, die sich im Wind neigten.
»Komm schon, Sepp, tu mir das net an.« Der Bergdoktor blieb stehen. Bis zum Marterl war es nicht mehr weit. Der Verletzte musste hier irgendwo sein. »Sepp?!«, rief er abermals.
Diesmal kam gedämpft eine Antwort.
»Hier ... drüben.«
Er folgte der Stimme und sah bald darauf im Lichtkegel seiner Lampe einen Mann vor sich, der sich im Schnee krümmte. Eiskristalle glitzerten in seinem graumelierten Vollbart und hingen von seinen Augenbrauen. Sepp Plattner hatte die fünfzig schon vor geraumer Zeit überschritten. Er arbeitete in der Werkstatt am Dorfrand und wohnte mit seinem Sohn zusammen, einem jungen Schreiner.
»Was machst du denn für Sachen, Sepp?« Dr. Burger kniete sich neben ihn.
»Einen Christbaum für unsere Stube wollt' ich schlagen. Der Förster weiß Bescheid. Aber meine Finger waren so taub von der elenden Kälte. Ich hab die Axt net in den Stamm geschlagen, sondern ...«
Der Ältere vermied es tunlichst, an sich hinabzusehen. Das war auch verständlich, denn aus seinem rechten Unterschenkel ragte die Axt. Das Blatt steckte tief im Fleisch!
»Es war genau richtig, die Axt drin zu lassen. Das hält die Blutung auf.« Dr. Burger streifte sich sterile Handschuhe über. Die Schweißperlen auf der Stirn des Verletzten bereiteten ihm Sorgen, ebenso dessen trüber Blick. Sepp stand kurz vor einem Schock!
Mit raschen Handgriffen legte er den Arm seines Patienten frei, schuf einen venösen Zugang und leitete eine Kochsalzlösung in die Blutbahn. Die würde Sepps Kreislauf hoffentlich stabilisieren. Das Werkzeug zu entfernen, kam hier im Wald nicht infrage. Sepp würde im Handumdrehen verbluten.
»Ein Rettungswagen ist auf dem Weg«, erklärte er. »Es dauert net mehr lange.«
»Ja, gut«, nuschelte Sepp und schloss die Augen.
»Bleib wach, Sepp, hörst du? Ich weiß, du bist erschöpft und müde, aber du musst wachbleiben, das ist ganz wichtig.«
»Ich versuch's ja ...«
»Es kann nimmer lange dauern, dann bringen wir dich hier weg.« Dr. Burger setzte einen Verband um die Axt und die Wunde herum, um das Werkzeug zu stabilisieren und die Blutung zu stoppen. »Hattest du dir schon einen Baum ausgesucht?«, fragte er, um seinen Patienten am Reden – und damit wach – zu halten.
»Freilich. Da drüben, ein Prachtexemplar.« Sepp streckte den Arm aus und deutete zittrig zu einer wirklich prächtigen Tanne.
»Eine gute Wahl. Die solltest du dir merken.«
»H-hab ich vor.« Sepps Zähne klapperten aufeinander. Daran änderte auch die Rettungsdecke nichts, die der Bergdoktor aus seiner Tasche nahm und über ihm ausbreitete. Endlich wurde in der Ferne das Knirschen von Schritten laut. Lichtkegel wanderten über den Schnee, und wenig später trafen zwei Sanitäter mit einer Trage bei ihnen ein.
Nach einer knappen Begrüßung hoben die beiden Retter den Verletzten auf die Trage und deckten ihn sorgsam zu, bevor sie ihn zu dem Rettungswagen brachten, der neben dem Wagen von Dr. Burger abgestellt war.
Dr. Burger vergewisserte sich, dass sein Patient stabil und in guten Händen war, bevor er sich von Sepp verabschiedete und zusah, wie die Sanitäter hinter ihm die Türen schlossen. Wenig später fuhren sie los, und bald verschwanden die Rücklichter des Rettungswagens im Schneetreiben. Ihr Ziel war das Schwazer Bezirkskrankenhaus, wo sich die Chirurgen der Verletzung annehmen würden.
Martin Burger setzte sich in seinen Wagen, streifte die Handschuhe ab und atmete noch einmal tief durch, bevor er sich an die Rückfahrt machte.
Heikel war die, weil es weiterhin kräftig schneite und die Spurrillen immer mehr unter dem frischen Weiß verschwanden.
Er atmete auf, als das Doktorhaus am Ende der Kirchgasse vor ihm auftauchte. Die warmen Lichter fielen in den verschneiten Garten und ließen es hell und gemütlich erscheinen.
Er stellte seinen Wagen ab, betrat das Haus und wurde von Wärme und dem süßen Duft von frischen Weihnachtsplätzchen empfangen. Nachdem er seine Tasche abgestellt, aus den Stiefeln geschlüpft war und die Jacke aufgehängt hatte, strebte er in die Küche und fand seine Kinder, seinen Vater und seine Wirtschafterin einträchtig am Tisch sitzend und die Plätzchen probierend. Selbst Poldi, der unter dem Tisch saß, bekam eine Kostprobe ab ...
»Lasst mir noch etwas übrig«, bat Martin Burger schmunzelnd.
»Keine Sorge.« Zenzi deutete auf einen Teller mit Kostproben von Vanillekipferln, Bratapfelküchlein und Zimtsternen, der auf dem Fensterbrett stand. »Die hab ich extra in Sicherheit gebracht.«
»Sie duften himmlisch. Ich werd' sie mir mit Sabine teilen.« Er nahm den Teller und wandte sich der Treppe zu.
Aus der Schlafkammer im ersten Stock drang bellender Husten.
»O weh«, murmelte er und strebte nach oben.
Seine Frau saß im Bett, von zwei Kissen gestützt, und schaute ihm aus fiebrig glänzenden Augen entgegen. Ihre blonden Haare waren zerzaust, und Schweißflecken zeichneten sich auf ihrem Nachthemd ab.
»Mein armer Schatz, wie fühlst du dich denn?«
»Wie verschluckt und wieder ausgespuckt«, krächzte Sabine.
Auf dem Nachttisch reihten sich Medikamente, Papiertaschentücher und eine Kanne mit Tee aneinander. Der Geruch von Eukalyptus lag in der Luft. Sabine nickte, als er sie fragte, ob sie ihre Tabletten genommen hatte.
»Vielleicht hab ich hier etwas, das dich aufmuntern wird«, sagte er und zog sich einen Stuhl heran. Er setzte den Teller auf dem Bett ab.
Sabine nahm sich eines der Plätzchen, biss hinein und seufzte dann.
»Es schmeckt alles nach Pappe«, seufzte sie. »Meine Nase ist so zu, ich schmecke überhaupt nichts.«
»Das wird schon. Gönn dir ein paar Tage Schonung, Liebes.«
»Aber ich wollte doch mit den Kindern backen und Geschenke basteln.« Sie schniefte hörbar in ihr Taschentuch.
»Dafür wird später noch Zeit sein. Jetzt ruh dich erst einmal aus.« Er legte seine Hand um ihre Wange und streichelte sie.