Der Bergdoktor 2272 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 2272 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Stani Aichinger - der "schöne Stani" - hat alles: gutes Aussehen, Charme und die Aufmerksamkeit der Frauen. Bisher war sein Leben ein Spiel, in dem er immer der Gewinner war - bis ein verhängnisvoller Streit ihm alles nahm: seine Gesundheit, seinen Ruf und seine Selbstsicherheit. Im Krankenhaus, umgeben von scharfzüngigen Schwestern und strengen Ärzten, beginnt Stani eine Reise, die ihn von Selbstmitleid zu echter Reue führt. Aber kann er den Schmerz, den er anderen zugefügt hat, wiedergutmachen?


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Seitenzahl: 130

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Stani und die Lektion der Demut

Vorschau

Impressum

Stani und die Lektion der Demut

Ein stolzer Mann und sein langer Weg zur Menschlichkeit

Von Andreas Kufsteiner

Konstantin Aichinger – der »schöne Stani« – hat alles: gutes Aussehen, Charme und die Aufmerksamkeit der Frauen. Bisher war sein Leben ein Spiel, in dem er immer der Gewinner war – bis ein verhängnisvoller Streit ihm alles nahm: seine Gesundheit, seinen Ruf und seine Selbstsicherheit.

Im Krankenhaus, umgeben von scharfzüngigen Schwestern und strengen Ärzten, beginnt Stani eine Reise, die ihn von Selbstmitleid zu echter Reue führt. Aber kann er den Schmerz, den er anderen zugefügt hat, wiedergutmachen?

»Jessas! Wer kommt denn da angehinkt?«, rief Schwester Sofie aus, die gerade bei Bärbel Tannauer am Empfangstresen im Doktorhaus stand.

»Man könnte fast glauben, dass es der Aichinger-Stani ist«, meinte Bärbel und schüttelte den Kopf.

Die beiden Frauen beobachteten durch die Glastür, wie sich Konstantin Aichinger, genannt der schöne Stani, mühsam vorwärts bewegte. Als ihm sein Freund Lorenz Hofer, der ihn gegenüber der Praxis mit dem Auto abgesetzt hatte, zu Hilfe kommen wollte, wehrte er ihn mit einer unwirschen Bewegung ab. Lenzl blieb jedoch hinter ihm, bis Schwester Sofie an die Tür eilte und Stani stützte.

Auch sie wollte er schroff zurückweisen, doch da überkam ihn ein Schwindel, und hätte sie ihn nicht aufgefangen, wäre er zu Boden gestürzt.

»Nun lass dir doch helfen, Stani«, rief Schwester Sofie aufgebracht, was ihn anscheinend wieder zur Besinnung brachte.

Grob befreite er sich von ihr.

»Was hast du denn, Stani? Sonst liegst doch immer gern in den Armen einer Frau«, meinte Bärbel spöttisch.

»Ich bin ihm halt zu alt«, vermutete Schwester Sofie und lachte.

Stani Aichinger galt als unverbesserlicher »Weiberer«, was bedeutete, dass er seit frühester Jugend ein Schürzenjäger war. Vor allem hatte er es auf sehr junge Mädchen abgesehen, was ihn schon öfters in große Schwierigkeiten gebracht hatte.

»Hast du dich mal wieder mit der Falschen angelegt?«, mutmaßte Bärbel.

Der junge Mann gab ein Knurren von sich.

Dr. Burger hatte das Geschehen vom Fenster seines Sprechzimmers aus beobachtet und trat nun in Erscheinung. Er forderte Stani auf, zu ihm ins Sprechzimmer zu kommen, und der junge Mann folgte ihm mit gesenktem Kopf.

Noch ehe sich die Tür hinter ihnen schloss, kam Gottlieb Hähnel aus dem Wartezimmer geschossen und schrie: »Jetzt wär' ich an der Reihe gewesen! Ich bekomme kaum Luft, mein Herz schlägt unregelmäßig, und alles dreht sich um mich.«

»Das ist ein Notfall, Gottlieb«, erklärte Bärbel Tannauer geduldig.

»Ich bin auch ein Notfall«, kreischte er. »Muss man sich erst blutig schlagen lassen, damit man Hilfe bekommt?«

»Ich koche dir einen schönen Kaffee, dazu gibt es einen Krapfen, mit Marmelade gefüllt. Das wird dir gut tun. Komm mit mir nach hinten, dann bist du ungestört«, bot ihm Bärbel Tannauer freundlich an.

Ein Lächeln erschien auf Gottliebs missmutigem Gesicht, und er folgte Schwester Sofie wie ein Lamm in die hinteren Räumlichkeiten. Denn im Grunde genommen war der zänkische Gottlieb, der inzwischen nur noch »Streithähnel« hieß, ein zutiefst unglücklicher Mensch, der unter seiner Einsamkeit litt.

Mittlerweile hatte der Bergdoktor damit begonnen, sorgfältig Stanis Verletzungen zu begutachten, was dieser sich nur widerwillig gefallen ließ.

Konstantin Aichinger war ein ausnehmend attraktiver Mann. Seine Gesichtszüge waren von klassischer Regelmäßigkeit, die Augen leuchteten in tiefem Goldbraun und der Mund war zwar schmal und energisch, aber auch irgendwie lachfreudig. Mit seinen üppigen schwarzen Locken wirkte er südländisch, und es hielt sich hartnäckig das Gerücht, dass seine Mutter eine Beziehung mit einem italienischen Erntehelfer gehabt hätte, aus der ihr Sohn hervorgegangen wäre.

Die Ehe der Aichingers war auch noch nach Jahren kinderlos geblieben, und so hatte der Bauer das Kind als sein eigen Fleisch und Blut angenommen und Stani auch so behandelt. Anspielungen seiner Spezis, dass sein Sohn ihm überhaupt nicht ähnlich sehen würde, nahm er so übel, dass ihn niemand mehr darauf anzusprechen wagte.

Stanis Eltern waren früh verstorben, und besonders der Tod seines Vaters hatte ihn mit tiefer Trauer erfüllt. Immer wieder hatte ihn sein Weg zum Familiengrab der Aichingers geführt, wo er lange verharrte und Zwiesprache hielt. Und er versäumte es auch nie, weiße Rosen, die Lieblingsblumen seiner Mutter, niederzulegen.

Daran musste der Bergdoktor unwillkürlich denken, als er Stani untersuchte. Mehrmals schrie der junge Mann schmerzgepeinigt auf, und Martin Burger runzelte besorgt die Stirn.

»Da hat jemand aber wirklich etwas gegen dich gehabt, so, wie du zugerichtet bist«, bemerkte der Bergdoktor. »Hast du wieder einmal einem der Burschen die Braut ausgespannt? Oder hast du ein junges Madel, dem du das Blaue vom Himmel herunter versprochen hast, sitzenlassen und der Bruder hat dafür Rache genommen?«

»Na, nichts dergleichen«, fiel Stani ihm ins Wort. »Die einzigen weiblichen Wesen, mit denen ich in der letzten Zeit zu tun gehabt hab, waren meine Mutterschafe. Sonst hab ich gelebt wie ein Mönch«, beteuerte er.

Der Bergdoktor schenkte ihm keinen Glauben, denn Stani hatte den Hang, die Wirklichkeit so darzustellen, dass er in einem günstigen Licht dastand. Und Moralpredigten prallten wirkungslos an ihm ab.

»Hast du Schwindelgefühle?«, wollte Dr. Burger jetzt wissen.

»Ja. Und mein Kopf tut sakrisch weh.«

»Das schaut net gut aus.«

»Aber ich bin doch sonst immer hart im Nehmen«, stammelte Stani.

»Dieses Mal hat jemand aber noch härter zugeschlagen. Du kannst froh sein, dass du noch unter uns weilst.«

»Ach was«, kam es aus Stanis verquollenem Mund.

»Du hast einen Nasenbeinbruch, ein blaues Auge und zahlreiche Abschürfungen im Gesicht. Vermutlich sind auch deine Vorderzähne locker. Von Schönheit keine Spur mehr. Wahrscheinlich hast du ein Schädel-Hirntrauma davongetragen, außerdem ist dein rechter Arm gebrochen sowie die Finger deiner linken Hand. Jemand ist wohl absichtlich darauf getreten. Von den zahlreichen Prellungen und Hämatomen ganz zu schweigen ...«

»Wie konnte ich das nur überleben«, versuchte Stani zu spotten.

»Wenn du noch eine Hirnblutung erlitten hast, dann nicht. Dann dauert es nur noch etwas länger, bis ...«

»Danke für Ihr Mitgefühl«, unterbrach Stani ihn. Er war ziemlich blass geworden.

»Deshalb ruf' ich jetzt die Rettung an, damit sie dich in die Unfallklinik nach Mayrhofen bringen. Denn dort hat man die notwendigen Apparate, um festzustellen, was für Kopfverletzungen du hast«, eröffnete ihm Dr. Burger.

»Ich will net in die Klinik. Dort wird man nur noch kränker. Die ganzen Keime«, jammerte Stani.

»Das ist jetzt eine Notwendigkeit, Stani. Keine Widerrede mehr«, sagte der Bergdoktor streng. Und dann fügte er noch hinzu: »Denk doch an die süßen jungen Schwestern, die dort herumschwirren.«

»Herr Doktor, ich muss mich doch sehr wundern«, kam es aus Stanis Mund, dann verlor er das Bewusstsein.

***

Und so kam es, dass Konstantin Aichinger dem Unfallspezialisten Dr. Ole Hinrichs ausgeliefert war, einem kühlen Norddeutschen, den es in das liebliche Zillertal verschlagen hatte. Inzwischen war er mit dem Bergdoktor befreundet, und von ihm hatte er auch einen kurzen telefonischen Bericht über Stani Aichinger erhalten.

Stani war inzwischen wieder bei Bewusstsein, jedoch ziemlich benommen. Als er die Augen wieder geöffnet hatte, erblickte er einen großen, massigen Mann, der grimmig auf ihn herabblickte.

»So, den schönen Stani nennt man dich also hier. Davon ist allerdings nicht mehr viel zu sehen. Das kommt halt davon, wenn man die Frauen nicht in Ruhe lässt. Viel Verstand scheinst du ja nicht zu haben ...«

»Ich hab studiert!«, ächzte Stani.

»Ach? Liebeskunde?«

»Nein, Agrarbiologie.«

»So, dann bist also ein besserer Bauer«, erwiderte Dr. Hinrichs höhnisch. »Und jetzt wollen wir sehen, was sonst noch in deinem Hirnkastl los ist.«

Und so wurde Stani »in die Röhre geschoben«, wie man eine Computertomographie hier nannte. Seine vorher so schmale Nase schiente man anschließend, und sein rechter Arm sowie die Finger der linken Hand mussten eingegipst werden.

»Nun bin ich ja völlig hilflos«, klagte Stani.

»Dann kannst du wenigstens nicht nach den jungen Schwestern grabschen«, sagte Dr. Hinrichs mit einem boshaften Grinsen, und die jungen Assistenzärzte, die das Bett umstanden, lachten schadenfroh.

»Irgendwie hab ich eine ganz andere Vorstellung von Ärzten gehabt. Und jetzt will ich schlafen«, erklärte Stani und schloss die Augen.

»Das kannst du. Oberschwester Immaculata wird hin und wieder nach dir sehen.«

Wieder erklang Gelächter, dem Stani aber keine besondere Bedeutung beimaß. Er versank in einen tiefen Schlaf, nachdem sich die Tür hinter den Ärzten geschlossen hatte.

Dann aber, mitten in der Nacht, wurde er von einem Lichtschein geweckt, und er fuhr hoch. Eine hohe, bedrohliche Gestalt beugte sich über ihn und leuchtete ihm mit einer Taschenlampe ins Gesicht.

»Na, sind wir wieder bei Sinnen?«, krächzte eine raue Frauenstimme.

»Ich bin bei Sinnen, aber ich weiß net, ob Sie es sind«, gab er zurück.

Die Frau, die offensichtlich Oberschwester Immaculata zu sein schien, stieß einen zischenden Laut aus.

»Kaum noch am Leben, aber immer noch frech.«

»Ich hab Durst, könnten Sie mir ...«

»Nein«, beschied sie ihm grimmig und verließ den Raum.

Nun lag Stani wieder im Dunkeln, und allmählich kam es ihm so vor, als sei alles nur ein böser Traum gewesen. Und obwohl er immer noch starken Durst verspürte, schlief er doch nach kurzer Zeit wieder ein.

Am nächsten Morgen wurde er unsanft geweckt, und eine Schwester flößte ihm Kaffee ein, der viel zu heiß war. Dann drückte sie ihm eine halbe Semmel in die Finger der rechten Hand und überließ ihn dann seinem Schicksal. Zu Mittag gab es eine versalzene Brühe, und nachdem er davon gekostet hatte, weigerte er sich, sie zu sich zu nehmen.

Oberschwester Immaculata kam hereingerauscht und erfasste sofort die Situation.

»Wir sind hier kein Hotel«, sagte sie giftig.

Stani erhob den Kopf, obwohl alles um ihn herum zu schwanken schien.

»Eher eine Strafkolonie«, gab er zurück, was sie sehr aufbrachte.

Glücklicherweise öffnete sich in diesem Moment die Tür, und Dr. Hinrichs betrat mit seinen Assistenzärzten im Gefolge den Raum.

»Oberschwester Immaculata! Wie schön, dass Sie sich so mütterlich um unseren jungen Patienten kümmern«, sagte er überschwänglich.

»Ich räume gerne das Feld, damit Sie sich jetzt väterlich um ihn kümmern können«, erwiderte sie scheinheilig, und ihre frisch gestärkte Kleidung raschelte, als sie schnellen Schrittes den Raum verließ.

Die Assistenzärzte bemühten sich, nicht zu lächeln, denn es war ein offenes Geheimnis, dass Schwester Immaculata und Dr. Hinrichs sich nicht leiden konnten und es immer wieder zu mehr oder weniger heftigen Scharmützeln kam.

Da er noch mitbekommen hatte, dass Stani der grimmigen Oberschwester durchaus gewachsen war, behandelte Dr. Hinrichs den jungen Mann mit größerer Milde.

»Du wirst der Welt noch lang erhalten bleiben, wenn du dir nicht noch mehr Feinde machst, die dir an den Kragen wollen. Aber jetzt musst du dich schonen ...«

»Ja, ich will von der Oberschwester verschont bleiben und von diesem Fraß, den man mir vorgesetzt hat«, fiel ihm Stani ins Wort.

»Vorläufig geht das noch nicht. Aber dann könnte ich dich auslagern«, meinte Ole Hinrichs nach kurzem Nachdenken.

»Auslagern? Was bedeutet das?«, fragte Stani beunruhigt.

»Ein ruhiger Ort, wo man sich eingehend um dich kümmert«, erklärte Dr. Hinrichs, dann nahm er die notwenigen Untersuchungen an Stani vor.

»Werde ich bald wieder aufstehen können?«, fragte der Patient.

»Nein. Du brauchst Bettruhe«, gab Dr. Hinrichs kurzangebunden zurück.

***

Nachdem sein Dienst beendet war, rief Dr. Hinrichs den Bergdoktor an, um ihm über Stanis Zustand Bericht zu erstatten.

»Er hat eine schwere Gehirnerschütterung, jemand muss ihm gegen den Kopf getreten haben, das ist deutlich zu sehen. Aber der Junge hat eben einen harten Bauernschädel ...«

»Du sollst die Zillertaler Bauern nicht immer so verunglimpfen«, tadelte ihn der Bergdoktor milde.

»Ich habe die Bauern nicht verunglimpft. Ich wünschte, ich hätte so einen harten Schädel«, rechtfertigte er sich. »Er hat also keine Hirnblutung erlitten und wird sich wieder erholen. Der Armbruch ist geschient, schlimm ist jedoch auch, dass jemand auf die Finger seiner linken Hand getreten hat. Die gebrochene Nase ist gerichtet, alles andere muss von allein heilen. Danach wird sich zeigen, ob er immer noch der schöne Stani ist.«

»Nun, bei dir ist er ja in besten Händen, Ole. Bei dir und Oberschwester Immaculata«, fügte Martin noch spöttisch hinzu.

»Mit Oberschwester Immaculata hat er sich schon angelegt«, berichtete Ole Hinrichs und räusperte sich etwas verlegen.

»Und? Hat er nun auch noch seelische Schäden davongetragen?«

»Nein, keineswegs. Man könnte sogar sagen, die beiden sind wesensverwandt«, erklärte Dr. Hinrichs.

Der Bergdoktor lachte. »Ja, der Stani ist net auf den Mund gefallen, heißt es.«

»Aber diese ganzen Wortgefechte verzögern auch den Heilungsprozess. Der schöne Stani braucht einen ruhigen Ort, damit er sich erholen kann.« Ole Hinrichs verstummte.

»Ich weiß schon, was du im Sinn hast. Die arme Schwester Sofie soll sich mit ihm herumschlagen«, fuhr Martin auf.

»Ich erinnere mich, dass du auch einmal einen schwierigen Patienten auf meine Station ausgelagert hast. Und ich bin davon überzeugt, dass Schwester Sofie mit ihm zurechtkommt, geduldig und freundlich, wie sie ist.«

Martin besann sich kurz und seufzte dann auf.

»Da muss ich mich wohl jetzt revanchieren.«

»Du bist ein wahrer Freund, Martin.«

»Aber wenn sich der Stani hier daneben benimmt, schicke ich ihn postwendend wieder zu dir und Schwester Immaculata zurück, das kannst du mir glauben. Ich dulde hier keinen Unfrieden«, sagte der Bergdoktor energisch.

»Das verstehe ich. Aber was mich wundert ...«

»Was wundert dich, Ole?«

»Dass der Stani bis jetzt keine Anzeige bei der Polizei erstattet hat. Immerhin handelt es sich um schwere Körperverletzung.«

»Ach, das machen die Burschen untereinander aus, so ist es halt hier auf dem Land«, gab der Bergdoktor zurück.

»Jessas«, murmelte Dr. Ole Hinrichs.

So kam es, dass der schöne Stani das Einzelzimmer in der »Mini-Klink« bezog, wo er fast sofort in einen tiefen Schlaf versank. Schwester Sofie sah einmal zu ihm hinein und betrachtete ihn nachdenklich.

Ein wirklich attraktives Mannsbild ist er ja, dachte sie, wenn er nur net so ein haltloser Weiberer wär'.

Dann schloss sie leise die Tür hinter sich.

***

Bei den Burgers drehte sich die Unterhaltung an diesem Abend ausschließlich um »den schönen Stani«. Zenzi Bachhuber, der gute Geist des Doktorhauses, berichtete aufgeregt, dass die unzertrennlichen drei Witwen, die sogar ihre Arztbesuche gemeinsam unternahmen, vom Wartezimmer aus Stani beobachtet hatten, wie er sich mühsam ins Doktorhaus geschleppt hatte.

»Nachdem sie bei dir in der Sprechstunde waren, sind sie zur Jeggl-Alma in den Laden gegangen, wo ich auch grad war, um für den Sonntag einzukaufen. Sie sind davon überzeugt, dass der schöne Stani für immer entstellt bleiben wird. Meinst du, dass sie damit recht haben?«, fragte Zenzi, an Martin gewandt.

»Das kann man jetzt noch nicht sagen«, erwiderte er ausweichend.

Sogar die Leitnerin, berichtete Zenzi weiter, sei sehr aufgebracht gewesen, obwohl sie ihren »Mandl« für den schönsten aller Männer halten würde. Und die Serafina hätte net fassen können, dass man den Stani mit Füßen getreten hätte, obwohl er ein Mann wäre, in den sich alle, selbst die Haustiere, verlieben würden, sobald er in einen Raum käme.

»Zuletzt hat man von mir wissen wollen, ob der Stani nun wirklich in der Mini-Klinik untergebracht worden wär'. Aber ich hab geschwiegen wie ein Grab.«

»Auf dich ist halt Verlass, Zenzi«, bemerkte der Bergdoktor anerkennend, was Zenzi freudig erröten ließ.

»Am Ende stürmen sonst noch die ganzen Madeln, die der Stani betört hat, unser Haus«, meinte sie.

»Was für eine Vorstellung!«, sagte Sabine lachend.

»Aber eigentlich kann er einem ja leidtun. Wenn sein Gesicht net richtig verheilen tät und er dann furchtbar ausschaut ...« Zenzis Züge nahmen einen mitleidigen Ausdruck an. Dann aber straffte sie sich und sagte entschlossen: »Ich hab noch einen Topf mit Hühnerbrühe im Kühlschrank. Davon geb' ich der Schwester Sofie etwas für ihn ab, damit sie ihn aufpäppeln kann.«

»Deine Hühnerbrühe hat schon oft Wunder gewirkt. Auf jeden Fall wird sie ihn kräftigen«, meinte der Bergdoktor zustimmend.

Das Gespräch wandte sich danach wieder anderen Themen zu.