Der Bergdoktor 2276 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 2276 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Der Königshof am Dorfrand von St. Christoph, bekannt für seinen preisgekrönten Grünen Veltliner und seine stolze Tradition, scheint ein Paradies auf Erden zu sein. Hier wächst Lea König heran, eine junge Frau voller Lebenslust, die mit ihrer Leidenschaft für den Weinbau ihre Eltern Alois und Marianne stolz macht. Doch das friedliche Leben auf dem Hof wird erschüttert, als Lea sich in den falschen Mann verliebt. Was als romantisches Märchen beginnt, entwickelt sich zu einem Albtraum. Der charmante Bergbauer Daniel Zierl gewinnt Leas Herz, und bald findet eine prachtvolle Hochzeit statt. Doch hinter der Fassade von Glück und Tradition lauert die dunkle Wahrheit. Leas neue Schwiegermutter, die kaltherzige Franziska Zierl, spinnt ein Netz aus Intrigen, das die junge Ehefrau bald zu ersticken droht. Und Daniel - einst Leas Traumprinz - wird zum willfährigen Werkzeug seiner herrschsüchtigen Mutter. Als Lea den Mut findet, sich gegen die Tyrannei aufzulehnen, bezahlt sie einen hohen Preis: Gewalt, Verrat und schließlich die Tragödie einer Fehlgeburt werfen sie aus der Bahn ...


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Seitenzahl: 123

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Die Königin der Berge

Vorschau

Impressum

Die Königin der Berge

Ihre Liebesheirat erwies sich als Albtraum

Von Andreas Kufsteiner

Der Königshof am Dorfrand von St. Christoph, bekannt für seinen preisgekrönten Grünen Veltliner und seine stolze Tradition, scheint ein Paradies auf Erden zu sein. Hier wächst Lea König heran, eine junge Frau voller Lebenslust, die mit ihrer Leidenschaft für den Weinbau ihre Eltern Alois und Marianne stolz macht. Doch das friedliche Leben auf dem Hof wird erschüttert, als Lea sich in den falschen Mann verliebt.

Was als romantisches Märchen beginnt, entwickelt sich zu einem Albtraum. Der charmante Bergbauer Daniel Zierl gewinnt Leas Herz, und bald findet eine prachtvolle Hochzeit statt. Doch hinter der Fassade von Glück und Tradition lauert die dunkle Wahrheit. Leas neue Schwiegermutter, die kaltherzige Franziska Zierl, spinnt ein Netz aus Intrigen, das die junge Ehefrau bald zu ersticken droht. Und Daniel – einst Leas Traumprinz – wird zum willfährigen Werkzeug seiner herrschsüchtigen Mutter.

Als Lea den Mut findet, sich gegen die Tyrannei aufzulehnen, bezahlt sie einen hohen Preis: Gewalt, Verrat und schließlich die Tragödie einer Fehlgeburt werfen sie aus der Bahn ...

»Morgen, Chef!« Bärbel Tannauer, Dr. Martin Burgers tüchtige Sprechstundenhilfe, ließ sich hinter ihrem Schreibtisch an der Anmeldung der Landarztpraxis nieder und summte dabei fröhlich vor sich hin.

Der Bergdoktor, wie Dr. Burger in diesem Teil des Tiroler Zillertals genannt wurde, bedachte sie mit einem fragenden Blick.

»So gut gelaunt am frühen Morgen?«, wunderte sich der große, sportliche Mediziner mit den klugen Augen. Seine langjährige Mitarbeiterin war doch eher ein Morgenmuffel und brauchte sonst bei Dienstbeginn erst eine Tasse Kaffee und etwas Anlaufzeit, um auf Trab zu kommen.

Bärbel lachte. »Freilich. Felix und ich, wir haben gestern eine Bergwanderung gemacht. Herrlich war's auf der Feldkopfspitze. Die Sonne hat geschienen, und es lag schon ein Hauch von Frühling in der Luft. Das macht eben Laune.«

»Kann ich gut verstehen«, versicherte Dr. Burger ihr. Auch er wartete mit stiller Sehnsucht auf den Frühling, wenn es endlich wieder in die Berge ging. Der sportliche Mediziner war nämlich passionierter Bergsteiger und auch jenseits der Fünfzig noch so aktiv wie eh und je. Zusammen mit seinem besten Spezl und Bergkameraden Dominikus Salt, dem Leiter der Bergwacht von St. Christoph, plante er immer wieder neue Touren. Am liebsten war ihnen der Feldkopf, die höchste Erhebung im Tal.

Zum Träumen blieb Martin Burger nun allerdings keine Zeit mehr, denn die ersten Patienten erschienen und die Morgensprechstunde begann.

Als der Bergdoktor vor Jahren die Praxis von seinem Vater übernommen hatte, war alles von Grund auf renoviert und erneuert worden. Eines aber war und blieb immer gleich: Das große Vertrauen, das seine Patienten in den überaus fähigen Arzt hatten und das dieser niemals enttäuschte.

An diesem sonnigen, aber noch kalten Märzmorgen war Marianne König die erste Patientin auf Dr. Burgers Liste.

Die Bäuerin vom Königshof, eine noch sehr fesche Frau in den besten Jahren, litt seit einer Weile an Diabetes und war von Martin Burger gut eingestellt worden. Sie musste nur alle vier Wochen zur Kontrolle kommen und ihre Medikamente nehmen, die Krankheit beeinträchtigte sie sonst nicht weiter.

»Grüß dich, Bäuerin«, sagte der Bergdoktor freundlich und drückte ihr die Hand. »Wie geht es, wie fühlst dich?«

»Gut, keine Klagen. Ein bisserl müd' vielleicht, weil ja nun bald wieder unser Weinfest ansteht. Da gibt's fei immer viel zu tun. Aber die Lea übernimmt jedes Jahr mehr Aufgaben und nimmt mir vieles ab. Ich kann mich auf das Madel verlassen.«

Der Königshof am Dorfrand war ein Weinbaubetrieb mit angeschlossener Landwirtschaft. Marianne und ihr Mann Alois bewirtschafteten ihn in fünfter Generation. Der grüne Veltliner, der aus den Trauben gekeltert wurde, die auf der Beerenhalde reiften, gewann in jedem Jahr den ersten Preis auf der Leistungsschau in Mayrhofen. Unter den Tiroler Weinen rangierten die vom Königshof ganz weit vorne.

Lea, die hübsche Hoftochter, hatte die Landwirtschaftsschule besucht und sich auf Weinbau spezialisiert. Nicht zum ersten Mal trug sie auch in diesem Jahr die Krone der Tiroler Weinkönigin. Sie eröffnete stets das Weinfest, das im Vorfrühling auf dem Königshof die Heurigen-Saison einläutete.

»Ein tüchtiges Madel ist sie. Kannst stolz auf deine Tochter sein«, meinte Dr. Burger, während er seine Patientin untersuchte und ihr auch Blut abnahm, das gleich im praxiseigenen Labor untersucht werden konnte.

»Tüchtig ist sie, die Lea, das stimmt, Herr Doktor.«

»Aber? Das klang so, als ob noch etwas nachkommt.«

»Ja, mei...« Die Bäuerin seufzte leise. »Es gibt halt nix Perfektes im Leben. Die Lea ist tüchtig im Beruf, sehr hübsch und hat einen ehrlichen, offenen Charakter. Ein Madel, wie es sich jeder Bursch zur Frau wünschen würde. Leider will sie davon aber nix wissen. Die Freiheit ist ihr wichtiger.«

»Gibt es denn schon einen Bewerber?«

»Freilich. Der Matthias Ostermayer, unser Nachbarsbub.« Sie lächelte verschämt. »Ein Bub ist er nimmer, sondern mittlerweile ein stattlicher Jungbauer. Ein fesches Mannsbild, nach dem die Madeln schauen. Aber er hat nur Augen für die Lea.«

»Die beiden kennen sich doch von kleinauf.«

»Sie sind zusammen aufgewachsen. Das ist wohl das Problem. Wenn der Matthias vom Heiraten spricht, dann lacht die Lea ihn nur aus. Sie nimmt ihn einfach net ernst.« Die Bäuerin machte ein bekümmertes Gesicht. »Die Elsa, seine Mutter, hat mir erzählt, dass er deshalb arg unter Liebeskummer leidet. Aber aufgeben und sich umschauen, das will er auch net. Er sagt, sein Herz gehört unserer Lea.«

Dr. Burger hatte die Ergebnisse der Blutuntersuchung auf dem Computerbildschirm und nickte.

»Alle Werte sind im grünen Bereich. Ich bin zufrieden mit dir, Bäuerin. Und was die Lea angeht, da kann ich dir nur zur Geduld raten. Sie wird schon noch erwachsen werden. Es dauert nur halt ein bisserl länger.«

»Das hat sie von ihrem Vater. Der Lois war ein rechter Draufgänger in seiner Jugend. Kein Madel war vor ihm sicher. Und ans Heiraten hat er lange net gedacht. Es schaut akkurat so aus, als ob die Lea ganz nach ihm schlägt.«

»Am End' gab es dann aber doch ein Hochzeitsfest bei euch beiden. Und bereut habt ihr es gewiss net.«

»Das stimmt, Herr Doktor. Der Lois ist ein guter Ehemann. Ich hätte mir nur gewünscht, dass die Lea net sein unstetes Wesen geerbt hätte. Wer weiß, ob sie uns jemals einen Jungbauern auf den Hof bringt. Oder Enkelkinder ...«

»Noch ist euer Madel jung und hat Zeit. Ich wette, sie wird den Richtigen finden. Du musst ihr nur vertrauen, Bäuerin.«

Diese seufzte. »Wenn das so einfach wäre ...«

***

Elsa Ostermayer war gerade damit beschäftigt, das Mittagsmahl zu richten. An diesem Tag gab es einen deftigen Eintopf mit Wintergemüse und geräucherten Würsterln, dazu ein frisch gebackenes Bauernbrot. Die Nachbarin von Marianne König war eine gute Köchin, das Backen aber liebte sie. Und ihre Süßspeisen fanden stets reißenden Absatz bei Bauer und Gesinde.

Matthias, der den Kuhstall gemistet hatte, betrat nun die Küche. Er brachte einen Schwall frischer Winterluft und den würzigen Geruch von Heu und Vieh mit. Der fesche, hochgewachsene Bursche mit dem dichten, dunklen Haar und den ruhigen grauen Augen hatte etwas auf dem Herzen, das sah seine Mutter ihm sogleich an.

»Bist fertig mit Misten?«, fragte sie. Und als er nickte, schlug sie vor: »Setz dich. Wir trinken ein Haferl Kaffee zusammen, der Eintopf ist fast fertig.«

Matthias war das recht, denn er wollte tatsächlich gern ungestört mit seiner Mutter reden. Sie war die Einzige, die ihn wirklich verstand und wusste, was in seinem Herzen vor sich ging.

Der Vater hätte wohl nur darüber gelacht, dass er so sehr unter Liebeskummer litt. Wenn nicht Lea, dann eben eine andere, das war seine Einstellung. Sein Sohn war fesch, hatte was in der Hinterhand und war bei den Madeln im Tal überaus begehrt. Dass er seine Nächte schlaflos verbrachte vor Sehnsucht nach einer, die ihn nur auslachte und nicht ernst nahm, hätte Paul Ostermayer kaum verstanden. Die Mutter aber wusste, wie es ihrem Sohn ums Herz war und zeigte sich stets verständnisvoll.

»Du, Mama, ich hab der Lea ein Geschenk gekauft. Magst du es sehen?«, fragte er, als die Bäuerin sich zu ihm setzte. Sie war eine schlanke, hübsche Frau mit seelenvollen Augen. Das dunkle Haar wies erst wenige Silberfäden auf. Als sie Matthias zulächelte, sah sie noch sehr jung aus, fast wie ein Madel.

»Freilich. Was ist es denn?«, wollte sie wissen.

Der Jungbauer griff in seine Hosentasche und stellte ein kleines, dunkelblaues Schmuckkästchen auf den Küchentisch.

Elsas Lächeln vertiefte sich. »Darf ich?«

»Schau halt und sag mir, was du davon hältst. Ich hab's bei einem Juwelier in Schwaz gesehen und musste gleich an die Lea denken. Um ihren schlanken Hals tät es gewiss schön aussehen.«

Die Bäuerin öffnete das Kästchen und betrachtete die Kette aus funkelndem Silber, an der zwei verschlungene Herzen baumelten.

»Das ist wirklich schön. Du hast einen guten Geschmack, Bub. Ich bin mir ganz sicher, dass die Lea sich sehr darüber freuen wird.«

»Das wäre schön ...«

Elsa Ostermayer klappte das Kästchen wieder zu und schaute ihren Sohn ernst an.

»Aber es ist nur ein Geschenk, net mehr. Daran solltest du denken, sonst wirst du vielleicht enttäuscht.«

»Mei, Mama, ich will die Lea ja net bestechen ...«

»Das hab ich damit auch nicht sagen wollen. Du weißt, dass sie dich gern hat. Das war schon immer so. Jetzt hast du sie lieb und würdest sie gerne heiraten. Aber für sie bist du allerweil noch der gute Spezl aus der Kinderzeit. Und niemand kann sagen, ob sich das jemals ändern wird.«

»Willst du sie mir ausreden?«

»Freilich net. Das hätte wohl wenig Sinn. Ich weiß ja, dass du die Lea lieb hast. In dem Punkt bist du deinem Vater sehr ähnlich. Wenn der sich etwas in den Schädel gesetzt hat, gibt er auch nimmer nach. Nur manchmal, vor allem, wenn es um die Liebe geht, da kann man nix erzwingen. Da nützen auch Entschlossenheit nichts, fester Wille und Durchhaltevermögen.«

»Gibt es denn gar nix, was etwas nützt?«

»Doch.« Sie lächelte. »Geduld.«

***

Am frühen Abend, nach dem Nachtmahl, verließ Matthias Ostermayer den Erbhof und machte sich zu Fuß auf den Weg zum Nachbarn. Er hatte sich mit Lea zu einem Abendspaziergang verabredet und sich bereits den ganzen Tag darauf gefreut. Und er war schon sehr gespannt auf ihr Gesicht, wenn er sie mit der Kette überraschte ...

Als der Bursche dann beim Nachbarn am Klingelstrang zog, öffnete ihm allerdings nur eine Magd.

»Wo ist denn die Lea?«, wollte er wissen. »Wir sind verabredet.«

Die Magd, ein kesses Ding mit einem losen Mundwerk, meinte spöttisch: »Wer hätte das gedacht? Sie ist noch drüben in der Kelterei. Magst du vielleicht mit mir vorlieb nehmen?«

Matthias hob leicht die Augenbrauen und schüttelte denn mit einem vielsagenden Blick den Kopf. Die Magd hob die Schultern, murmelte: »Dann halt net!« und knallte ihm die Haustür einfach vor der Nase zu.

Der Bauer querte den Wirtschaftshof und steuerte die Gebäude an, die der Weinverarbeitung vorbehalten waren. Noch ehe er sein Ziel erreichte, trat Alois König aus dem Kuhstall und winkte ihm zu. Mit einem leisen Seufzen wechselte Matthias die Richtung, um den Nachbarn per Handschlag zu begrüßen.

»Die Lea brütet noch über unserem Roten«, ließ dieser ihn jovial wissen. »Sie hat den Ehrgeiz, auch in dieser Kathegorie den ersten Preis zu holen. Kennst sie ja.«

»Das tu ich«, kam es bekümmert von Matthias.

»Komm ins Haus, wir trinken ein Weißbier, dann vergeht die Zeit schneller«, bot der Bauer und Winzer ihm freundlich an.

»Ein Weißbier auf dem Königshof, und das so kurz vor dem Frühlingsweinfest«, scherzte der Bursche. »Wenn ich das einem erzähle ...«

»Weißt du, wenn man allerweil den Wein in der Nase hat, tut ein Bier von Zeit zu Zeit recht gut«, gab Alois König zu. »Und wie schaut's bei euch drüben aus? Alles gesund und munter?«

»Freilich. Nach dem langen Winter juckt's uns jetzt schon wieder in den Fingern. Sobald der Frost aus dem Boden ist, geht es wieder los. Düngen will ich schon in dieser Woche.«

»Na, ihr zwei, führt ihr Fachgespräche?« Lea betrat die Küche, wo Matthias und ihr Vater an der Eckbank saßen, und lächelte.

»Bin gleich so weit, dann können wir los, Matti.« Die bildhübsche Blondine mit den himmelblauen Augen hob scherzhaft den Finger und mahnte: »Dass du dir in der Zwischenzeit keinen Rausch ansäufst. Das mag ich nämlich gar net.«

»Zu Befehl, Königin der Berge«, ging Matthias auf ihren Ton ein. Das war ein Spitzname, den Lea eigentlich gar nicht mochte. Nun aber lachte sie und wandte sich zum Gehen.

»Wie ist der Rote?«, wollte ihr Vater noch wissen.

»Ich bin noch net ganz zufrieden. Die Restsäure bereitet mir Kopfzerbrechen.« Sie hob die Schultern. »Aber das kriegen wir auch noch hin. Also, bis gleich, Matti. Ich muss mich nur rasch umziehen.«

Der Bursche seufzte. »Das kann dauern ...«

Eine Weile später verließ das junge Paar dann gemeinsam den Königshof. Noch war es hell, doch die Sonne stand im Westen bereits tief über dem Horizont. Es war eben noch recht früh im Jahr, auch wenn die Menschen im Zillertal sich nach dem langen, harten Winter den Frühling herbeisehnten.

Abendfriede lag über St. Christoph. Vom Zwiebelturm der weißen Kirche im Ortskern klang das Abendläuten. Lea und Matthias fassten sich bei den Händen und spazierten über einen Feldweg, der zum nahen Krähenwald führte.

Die dunkle, fruchtbare Scholle auf den Feldern war teilweise noch mit Schnee bedeckt, der unter der zunehmenden Kraft der Sonne tagsüber allmählich schmolz. Sie passierten eine Bank, neben der ein altes Materl stand. Hoch oben in einer Douglasie sang eine Amsel ihr melancholisches Lied.

Lea seufzte leise und murmelte: »Schön, gelt?«

»Genau wie du.«

»Ach, Matti, sag doch net allerweil solche Sachen«, bat sie ihn da unwillig.

»Warum denn net? Wenn's mir halt so ums Herz ist.«

Sie bedachte ihn mit einem strengen Blick. »Sind wir denn keine Spezln mehr?«

»Wie kommst du jetzt auf die Idee? Freilich. Das waren wir doch schon immer, solange wir beide denken können.«

»Na also. Deshalb bin ich auch so gern mit dir beisammen. Weil es eben nix Besseres gibt als einen echten Spezl.«

»Manchmal werden aus Spezln aber auch Verliebte. So was kommt vor. Und wie es so schön heißt: Verliebt, verlobt, verheiratet. Das ist ganz normal und der Lauf der Welt.«

»Ich will aber net, dass sich zwischen uns was ändert. Es ist schön, so wie es ist.«

»Lea, wir sind keine fünf Jahre mehr alt ...«

»Spezln bleiben Spezln, ein Leben lang.« Sie machte große Augen, als er ihr das Schmuckkästchen reichte. »Für mich?«

»Freilich. Von Spezl zu Spezl«, scherzte er lau.

Sie blieb stehen, öffnete es und stieß einen entzückten Seufzer aus.

»Mei, ist das schön! Vielen Dank! Bitte, leg es mir gleich um!« Ihre Augen blitzten vor Freude, und Matthias konnte zumindest sicher sein, dass sein Geschenk ihr wirklich gefiel. Das war zwar nicht das Wichtigste für ihn, doch er musste sich nun wohl damit zufriedengeben.

»Und? Wie schaut es aus?«, wollte Lea gleich darauf begeistert von ihm wissen.