Der Bergdoktor 2277 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 2277 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Schon als kleines Madel hat Sina Moosbach sehnsüchtig zugeschaut, wenn die Bergretter ausgerückt sind. Ihr größter Traum: Eines Tages selbst zur Bergwacht zu gehören. Wie ihr Vater. Doch dann starb er bei einem Einsatz, und ihre Mutter zog mit ihr fort, weit fort von den schmerzlichen Erinnerungen. So vergingen die Jahre ... Vor wenigen Monaten starb ihre Mutter. Nun wird Sinas Sehnsucht nach der Heimat immer größer. Nach einem demütigenden Zwischenfall in dem Café, in dem sie jobbt, fasst sie sich ein Herz und beschließt, heimzukehren. Sie sucht sich eine Stelle auf einem Hof und ist entschlossen, sich der Bergwacht anzuschließen. Schon glaubt sie sich ihrem Ziel ganz nahe, da bricht sie bei einem Notfalleinsatz in den Bergen unvermittelt zusammen und stürzt über eine Felskante in die Tiefe ...


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Seitenzahl: 125

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Hoch hinaus ins Glück

Vorschau

Impressum

Hoch hinaus ins Glück

Sinas erster Einsatz mit den Bergrettern

Von Andreas Kufsteiner

Schon als kleines Madel hat Sina Moosbach sehnsüchtig zugeschaut, wenn die Bergretter ausgerückt sind. Ihr größter Traum: Eines Tages selbst zur Bergwacht zu gehören. Wie ihr Vater. Doch dann starb er bei einem Einsatz, und ihre Mutter zog mit ihr fort, weit fort von den schmerzlichen Erinnerungen. So vergingen die Jahre ...

Vor wenigen Monaten starb ihre Mutter. Nun wird Sinas Sehnsucht nach der Heimat immer größer. Nach einem demütigenden Zwischenfall in dem Café, in dem sie jobbt, fasst sie sich ein Herz und beschließt, heimzukehren. Sie sucht sich eine Stelle auf einem Hof und ist entschlossen, sich der Bergwacht anzuschließen.

Schon glaubt sie sich ihrem Ziel ganz nahe, da bricht sie bei einem Notfalleinsatz in den Bergen unvermittelt zusammen und stürzt über eine Felskante in die Tiefe ...

»Du verdurstest wohl, was?« Sina hockte sich neben die Wasserschale am Eingang des Cafés und füllte frisches Wasser nach.

Der Bernhardiner, der zu einem ihrer Gäste gehörte, beugte sich darüber und trank, als ginge es um sein Leben. Ein Wunder war das freilich nicht. Obwohl der Juni gerade erst angebrochen war, lag eine Dunstglocke aus drückender Sommerhitze über München.

Hier im Schatten der bunten Sonnenschirme war es erträglich, aber sobald man einen Fuß in die pralle Sonne setzte, trat einem der Schweiß auf die Stirn.

»Vielen Dank.« Der graubärtige Hundehalter ließ seine Kaffeetasse sinken. »Das war sehr freundlich von Ihnen.«

»Sehr gerne. Darf es sonst noch etwas sein?«

»Im Moment nicht. Dieser Rhapsodie-Kuchen ist übrigens ein Gedicht. Vielen Dank noch mal für die Empfehlung.«

»Sehr gern. Es freut mich, dass er Ihnen schmeckt.« Sina lächelte dem Gast zu. Dann wandte sie sich dem Nachbartisch zu, räumte das benutzte Geschirr auf ihr Tablett und wischte ein paar Kuchenkrümel mit einem Tuch weg.

Der große Hund hatte seinen Durst inzwischen gestillt und rollte sich mit einem gedämpften Schnaufer unter dem Tisch zusammen. Er schien es nicht eilig zu haben, an diesem Nachmittag noch eine Pfote zu rühren.

Das »Café Concerto« befand sich in der Maxvorstadt, ein wenig versteckt in einer kleinen Passage. In der Nähe waren mehrere Museen sowie die Universität. Die Gäste des Cafés waren überwiegend Studenten, Musiker und Stammkunden, welche die ruhige Atmosphäre zu schätzen wussten. Sie wurden mit dem Duft von frischen Croissants und geröstetem Kaffee begrüßt.

Bei diesem sommerlichen Wetter luden runde Tische vor dem Café zum Verweilen ein. Drinnen gab es gemütliche Sofas und ein antikes Klavier, auf dem regelmäßig Gäste oder Künstler spielten. An den Wänden hingen alte Plattencover und Notenblätter.

»Noch Kaffee?« Mit dem Tablett in der Hand sah Sina den jungen Mann am Tisch 5 an, der den Kopf über ein Buch beugte und hin und wieder leise seufzte.

»Oh ja, bitte. Vielleicht blicke ich endlich durch, wenn mein Körper noch etwas Koffein bekommt.« Er hob den Blick. Seine Augen waren gerötet, und seine Haut war so blass, als wäre er viel zu lange nicht in der Sonne gewesen. »Dieser Statistik-Kurs macht mich fertig.«

Ein Student also.

»Ich bringe gleich frischen Kaffee.«

»Großartig. Der Kaffee hier ist meine Rettung. Und die frische Luft. In meiner Dachgeschoss-Bude ist es so heiß wie in einer Sauna.«

»Ich bin gleich wieder da.« Sina wirbelte herum und brachte das Tablett mit dem schmutzigen Geschirr in die Küche.

Dort legte sie ein paar der Kekse, deren Rezept ihr Chef eisern unter Verschluss hielt, auf einen Teller. Beim Backen gingen immer welche zu Bruch, die nicht verkauft werden konnten. Die Angestellten durften sich daran bedienen. Sina nahm den Teller und die Kaffeekanne und ging wieder hinaus, um nachzuschenken.

»Die Kekse gehen aufs Haus«, sagte sie lächelnd. »Ein bisserl Nervennahrung.«

»Vielen Dank.« Sein Blick hellte sich auf.

Sina beugte sich vor, um ihm Kaffee nachzuschenken. Dabei schien der Boden kurz unter ihr zu schwanken. Sie streckte einen Arm aus, um Halt zu finden, und fegte versehentlich seine Tasse zu Boden. Das Porzellan zerbrach, und die Reste des Kaffees spritzten auf die Jeans des jungen Mannes.

»Oh nein!« Erschrocken bückte sich Sina nach den Scherben. »Es tut mir furchtbar leid.«

»Halb so wild. Die Hose gehört eh in die Wäsche.«

»Was ist denn hier los?« Wie aus dem Boden gewachsen stand der Chef neben Sina und blickte sie finster an. »Schon wieder Scherben, Sina? Das ist schon das dritte Mal in dieser Woche!«

»Ich weiß. Das war wirklich keine Absicht.«

»Das will ich doch hoffen.« Er wandte sich dem Studenten zu und lächelte entschuldigend. »Darf ich Ihnen ein Stück von unserem Mondschein-Kuchen bringen? Der geht natürlich aufs Haus. Als Entschuldigung für den Schreck.«

»Das ist wirklich nicht nötig. Halb so wild. Ehrlich.« Der Student winkte ab. »Ich hätte nur gern noch etwas Kaffee.«

»Bringe ich Ihnen sofort.« Sina wandte sich ab, um Kehrblech und Handfeger und eine neue Tasse zu holen.

Wenig später war ihr Gast wieder in sein Fachbuch vertieft, und Sina fing einen mahnenden Blick ihres Chefs auf. Ihr wurde heiß und kalt zugleich. Dachte er darüber nach, ihr zu kündigen? Hoffentlich nicht. Allerdings wusste sie, dass sie als Bedienung eine Katastrophe war. Sie hatte schon etliches an Geschirr auf dem Gewissen. Noch beließ ihr Chef es bei Ermahnungen, aber wie lange würde er noch Geduld mit ihr haben?

Er war nicht gerade glücklich mit ihr als Bedienung. Und sie selbst war mit diesem Job auch nicht glücklich. Das war nicht das, was sie sich für ihre Zukunft erträumt hatte.

Eigentlich hatte Sina vorgehabt, nach dem Abitur Sprachen zu studieren und nebenher im Laden ihrer Mutter auszuhelfen. Doch vor einem Jahr war ihre Mutter krank geworden. Die Ärzte hatten einen Hirntumor bei ihr entdeckt. Zu spät für eine Behandlung. Vor fünf Monaten hatte sie die Augen für immer geschlossen. Nun stand Sina ganz allein auf der Welt, denn auch ihren Vater hatte sie bereits hergeben müssen.

Bislang hatte sie sich noch nicht aufraffen können, mit dem Studium zu beginnen. Sie war sich nicht einmal sicher, ob sie überhaupt in München bleiben wollte.

Daheim war es seit dem Tod ihrer Mutter furchtbar still geworden.

Die ersten Jahre ihres Lebens hatte Sina in einem Dorf im Zillertal verbracht. Umgeben von gewaltigen Bergen, die so hoch waren, als würden sie den Himmel berühren. Ihr Haus hatte unmittelbar neben der Station der Bergwacht gestanden. Als kleines Madel hatte sie oft zugeschaut, wenn die Bergretter zu einem Einsatz ausgerückt waren. Ihr größter Traum war es, eines Tages selbst zur Bergwacht zu gehören. Wie einst ihr Vater.

Rupert Mooser hatte sein Leben der Bergwacht gewidmet. Bei Sturm und Gewitter war er aufgebrochen, um Menschen in Not zu helfen. Und Sina hatte an seinen Lippen gehangen, wenn er sie später auf seinen Schoß genommen und ihr davon erzählt hatte. Doch eines Tages war er von einem Einsatz nicht zurückgekehrt.

Sina hatte gewartet und gewartet, und irgendwann hatten sie ihr gesagt, dass der Vater nie wieder heimkehren würde. Bald darauf war ihre Mutter mit ihr in die Stadt gezogen.

Und so waren die Jahre vergangen.

Die Berge hatte Sina nie vergessen und auch nicht ihren Wunsch, Teil der Bergwacht zu werden. Dieser Wunsch war trotz der tragischen Ereignisse immer noch da.

Als ihr Chef sie nun in die Pause schickte, verzichtete sie darauf, sich wie sonst einen Kaffee zu holen, und ging stattdessen zu ihrem Spind, in dem sie ihren Fahrradhelm und ihre Umhängetasche aufbewahrte.

Sina schloss den schmalen Schrank auf und schaute auf das Foto, das sie innen an die Tür geklebt hatte. Es zeigte ihren Vater vor einem tief verschneiten Berghang. Er lachte mit erhobenen Daumen in die Kamera, auch wenn ihm die Erschöpfung in das von der Kälte gerötete Gesicht geschrieben war. Eiskristalle glitzerten in seinen Augenbrauen. Er war umringt von Kameraden der Bergwacht, die zufrieden aussahen.

Das Foto war nach einem Einsatz aufgenommen worden. Sina strich sanft mit einem Finger darüber. Wie sehr sie ihren Vater noch immer vermisste!

»Ach, Vater, ich wünschte, du wärst noch bei mir«, flüsterte sie. »Die Zeit heilt alle Wunden, haben sie damals zu mir gesagt, aber das stimmt net. Du fehlst mir so sehr.«

Sie betrachtete das Bild und sah in den Augen der Bergretter etwas, das sie auch tief in ihrem eigenen Herzen fühlte: die Entschlossenheit, anderen zu helfen.

Vielleicht war es an der Zeit, sich nicht länger zu sträuben, sondern ihrem Herzen zu folgen. Sie war bereit, ihr Leben umzukrempeln und heimzukehren. Und so gab sie sich einen Ruck.

Die Berge waren nicht länger ein Traum. Sie waren ein Plan!

***

Ausrückorder: ALP-B1-Trauma

Verletzung Akut Sturz – Einsatzort: St. Christoph/Hexenstein, Bereich Gamswand.

Bergnotfall. Zwei Personen. Vater und Sohn, unbestimmten Grades verletzt, Sturz mit E-Bikes. Unwegsames Gelände, Sonne am Notfallort, ca. 5 km von der Willachalm entfernt.

Melder: Thomas Fritzsche (Vater des verletzten Jungen)

Einsatz: 13. Juni

Einsatznummer: 089/25

»Wir sollten einen Zahn zulegen.« Emil Hartl schob die Daumen unter die Riemen seines Einsatzrucksackes und beschleunigte seine Schritte.

»Herrschaftszeiten.« Theo setzte ihm mit hochrotem Gesicht und wild pumpendem Atem nach. »Noch schneller? Ich hab meine Zweifel, dass knapp vierzig Grad im Schatten das richtige Wetter sind, um auf den Berg zu sprinten.«

»Bei dieser Hitze wird es net bleiben«, belehrte Emil ihn. »Ein Gewitter zieht auf. In ein paar Stunden wird es heroben ordentlich krachen. Vielleicht sogar früher. Dann will ich net am Berg sein, wenn es net unbedingt sein muss.«

»Der Wetterbericht hat nix von einem Gewitter gesagt«, warf Alina ein.

»Was wissen diese Wetterfrösche schon? Mein Knie zwackt, und das sagt jedes Unwetter zuverlässig voraus.«

»Du und dein Wetterknie.« Theo hob ergeben die Hände. »Es gibt kein Sturmtief, das es net schon vorher weiß, was?«

»Genauso ist es.«

»Na schön«, ergriff Max Roner das Wort. »Halten wir uns ran. Kommt schon.«

»Immer langsam mit den jungen Pferden«, meinte Theo prustend. »Wir sind im Einsatz, net auf der Flucht. Ich muss schon sagen: Den energischen Ton vom Chef hast du drauf, Max, da gibt es nix.«

»Ich tu, was ich kann«, erwiderte Max trocken.

Dominikus Salt, der Leiter der Bergwacht in St. Christoph, war in den kommenden beiden Wochen auf Fortbildung. In dieser Zeit trug Max die Verantwortung für die Einsätze und für die Kameraden. Eine Aufgabe, die er ernst nahm.

Er war seit nunmehr sechs Jahren bei der Bergwacht und hatte in dieser Zeit viele Einsätze begleitet, bei denen Menschen in Bergnot gerettet worden waren. Nicht immer war es gut ausgegangen. Eine Garantie gab es nie, deshalb hieß es, wachsam zu bleiben. Die Berge verziehen keinen Fehler.

An diesem Tag waren sie zu viert unterwegs: der Hartl-Emil, Rettungssanitäter und Wetterexperte; der Stadler-Theo, der Spuren lesen konnte wie kein Zweiter und schon so manchen verirrten Wanderer anhand von Hinweisen im Gelände aufgespürt hatte; außerdem Alina Wiesner, Hebamme und ausgewiesene Kletterexpertin; und schließlich Max, ein Landwirt, für den die Bergwacht wie eine zweite Familie war.

Sie hatten ihr Einsatzfahrzeug an der Willachalm stehen lassen. Von dort aus führte ein Pfad zur Gamswand, der zu steil für den Wagen war. Hier kam man nur noch zu Fuß weiter, und man musste höllisch aufpassen, wohin man seine Füße setzte.

Die Sonne schien drückend heiß auf die vier Bergretter herab, als sie den Hexenstein über die Westseite erklommen, um zur Gamswand zu gelangen. Wachsam behielten sie bei jedem Schritt den Untergrund im Blick. Allzu schnell konnte ein loser Stein für ein Stolpern und einen bösen Sturz sorgen.

Dieser Hang war auch Vater und Sohn zum Verhängnis geworden.

»Waren die beiden hier wirklich mit E-Bikes unterwegs?« Alina schüttelte ungläubig den Kopf. »Die Gamswand ist schon zu Fuß schwer zu erklimmen. Aber mit dem Rad? Was hat die beiden nur darauf gebracht, hierherauf zu radeln?«

»Der gesamte Bereich rund um die Bergspitze ist grundsätzlich net geeignet für das Mountainbiken«, warf Theo ein. »Oberhalb der Alm gibt es net mal mehr Wege. Nur steile Grasflanken und Felsabbrüche.«

»Genau das meine ich ja.« Alina stieß ihre Kappe aus der Stirn und sah sich um. »Heroben stehen sogar Warntafeln mit Totenköpfen, um die Gefahr zu verdeutlichen.«

»Manche nehmen das als Herausforderung, es gerade darum zu versuchen.«

»Wir sind net hier, um das zu beurteilen, sondern um zu helfen«, wies Max die anderen zurecht. »Das ist unsere Aufgabe.«

»Schon recht«, gab Theo zurück. »Manchmal frag ich mich aber schon, ob die Touristen ihren Verstand beim Kofferpacken daheim lassen.«

Max warf ihm einen ernsten Blick zu.

»Der Nächste, der so abfällige Bemerkungen macht, schreibt die Protokolle in diesem Monat«, entschied er.

Zack war Ruhe. Die ungeliebte Schreibarbeit oblag dem Einsatzleiter, und niemand mochte sie sich zusätzlich aufhalsen.

Als sie wenig später die Unglücksstelle erreichten, waren die Vorwürfe und das Kopfschütteln vergessen. Alle konzentrierten sich darauf, den Verunglückten zu helfen.

Zwei E-Bikes lagen im Gras, nur einen Steinwurf von einem Warnschild entfernt. In der Nähe grasten Schafe. Für Kühe war das Gelände hier zu steil, aber den Schafen machte der steile Hang nichts aus.

Im Gras saß ein dunkelhaariger Mann im Radlerdress neben einem Buben, der sich den rechten Arm hielt und laut jammerte. Ein Blick auf den stark angeschwollenen und deformierten Arm verhieß nichts Gutes. Es handelte sich mit Sicherheit um eine Fraktur!

»Herr Fritzsche?« Max setzte seinen Einsatzrucksack ab und stellte seine Begleiter und sich selbst vor. »Wir sind hier, um Ihnen zu helfen.«

»Mir fehlt nix, aber der Bub ...« Der Urlauber sah auf seinen Sohn. »Er hat schreckliche Schmerzen.«

»Darum kümmern wir uns sofort. Sind Sie verletzt?«

»Nur ein paar Schrammen. Ich musste ausweichen, als der Bub stürzte. Da hat es mich selbst hingelegt, aber das ist nix Ernstes. Aber der Bub ...«

»Finn«, brummte sein Sohn. »Ich heiß Finn.«

Einen Helm hatten sie beide auf, Vater und Sohn, wie Max beruhigt feststellte. Der des Jungen lag im Gras und hatte einige Dellen, die frisch aussahen. Nicht auszudenken, wenn er mit dem Kopf auf den Steinen aufgeschlagen wäre, die hier überall die Grasflächen durchbrachen.

Max kniete sich neben den Jungen.

»Emil ist Sanitäter. Er wird sich jetzt deinen Arm anschauen. Okay?«

»Hat er auch etwas gegen die Schmerzen?« Tränen standen dem Dreizehnjährigen in den Augen und verrieten, was er durchmachte.

»Und ob. Gleich wird es dir besser gehen.« Max nickte seinem Kameraden zu, der sich sogleich ans Werk machte.

Während Emil den verletzten Jungen untersuchte, seinen gebrochenen Arm ruhig stellte und sich vergewisserte, dass er nicht schwerer verletzt war, untersuchte Max den Vater und säuberte die Schrammen am Knie und den Händen des Mannes. Auch das Kinn war blutig aufgeschlagen und musste versorgt werden.

»Emil und ich bringen Sie jetzt beide ins Tal zur Praxis von Doktor Burger. Er wird Finns Arm röntgen und Ihnen beiden helfen«, erklärte Max. »Alina und Theo kümmern sich derweil um den Transport Ihrer E-Bikes.«

»Danke. Vielen Dank.« Der Mann blickte ihn verlegen an. »Es tut mir furchtbar leid, dass wir Ihnen so viel Mühe machen. Wenn ich geahnt hätte, wie gefährlich diese Tour ist, hätte ich sie nie mit dem Buben gemacht.«

»Wer hat Ihnen denn diese Route empfohlen?«