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Der Glaube kann Berge versetzen - aber manchmal kann er auch Mauern errichten. Diese leidvolle Erfahrung muss die junge Katharina machen, als sie sich in Rainer Peters verliebt. Der attraktive Mann mit den ernsten Augen verbringt die Sommermonate in St. Christoph, um eine schwere Atemwegserkrankung auszukurieren. Katharina zeigt ihm die schönsten Plätze in den Bergen, die nur die Einheimischen kennen, und genießt in seinen Armen die einmaligen Sonnenuntergänge. Insgeheim träumt sie schon von einer gemeinsamen Zukunft und wartet nur darauf, dass Rainer sie fragt, ob sie für immer an seiner Seite bleiben will. Warum zögert er bloß? Da entdeckt sie eines Tages in seinem Schrank ein schwarzes Priesterhemd...
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Seitenzahl: 103
Veröffentlichungsjahr: 2014
Cover
Impressum
Ein Zeichen des Himmels
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln
Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Michael Wolf / Bastei Verlag
Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam
ISBN 978-3-8387-5762-9
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
Ein Zeichen des Himmels
Kann denn wahre Liebe Sünde sein?
Von Andreas Kufsteiner
Der Glaube kann Berge versetzen – aber manchmal kann er auch Mauern errichten. Diese leidvolle Erfahrung muss die junge Katharina machen, als sie sich in Rainer Peters verliebt. Der attraktive Mann mit den ernsten Augen verbringt die Sommermonate in St. Christoph, um eine schwere Atemwegserkrankung auszukurieren.
Katharina zeigt ihm die schönsten Plätze in den Bergen, die nur die Einheimischen kennen, und genießt in seinen Armen die einmaligen Sonnenuntergänge. Insgeheim träumt sie schon von einer gemeinsamen Zukunft und wartet nur darauf, dass Rainer sie fragt, ob sie für immer an seiner Seite bleiben will. Warum zögert er bloß? Da entdeckt sie eines Tages in seinem Schrank ein schwarzes Priesterhemd …
Rainer Peters holte tief Luft, als er die enge, steile Bergstraße von Mayrhofen nach St. Christoph hinauffuhr. Er drosselte die Geschwindigkeit und schaltete in den zweiten Gang zurück, denn die zahlreichen Serpentinen forderten seine ganze Aufmerksamkeit.
Trotzdem genoss er die klare, reine Bergluft und war froh, den Rat seines Hausarztes angenommen zu haben. Hier konnte er seit vielen Wochen endlich wieder tief durchatmen, ohne gleich husten zu müssen.
Rainer Peters kam aus einer Pastorenfamilie aus Linz. Sein Vater stammte aus Norddeutschland und hatte sich damals in eine österreichische Urlauberin verliebt. Diese Liebe war so stark, dass Lars Peters seiner Ursel nach Linz gefolgt war. Ein Zugeständnis hatte Ursel ihm aber machen müssen, die Urlaube wurden an der Nordsee verbracht.
Der Vater hatte damals eine evangelische Gemeinde in Linz übernommen, und Rainer hatte sich dadurch schon früh mit den Fragen des Glaubens auseinandergesetzt. Er war jedoch kein Streber, das wusste niemand so gut wie seine Schwester Ursel, die ihn bei so manchem Streich gedeckt hatte.
Rainer war in die Fußstapfen seines Vaters getreten und inzwischen selbst evangelischer Pastor. Im kommenden Herbst sollte er die Nachfolge seines Vaters antreten, mit dem er schon längere Zeit in der Gemeinde zusammenarbeitete.
Aus Ursel war eine erfolgreiche Innenarchitektin geworden, die ihren Bruder damit überrascht hatte, »seine« Kirche ganz neu gestalten zu wollen.
Rainer fuhr am Ende eines Waldstücks in eine Parkbucht und stieg aus. Es duftete nach Harz und frischen Nadeln, und der Boden strömte den leichten, feuchten Geruch von Moder aus.
Der junge Pastor sah sich um. Vor ihm lag in einer Senke St. Christoph, sein Ziel.
Wieder atmete er tief durch. Ja, in diesem idyllischen Dorf würde er hoffentlich die lästige Bronchitis ausheilen können. Es hatte im Herbst begonnen. Rainer hatte stark gehustet, und sein Hausarzt hatte eine akute Bronchitis festgestellt. Er hatte ein Antibiotikum verschrieben und gemeint, dass der Husten schnell wieder verschwinden würde.
Das war in der Regel richtig, und es war Rainer auch bald besser gegangen. Doch nachdem er das Medikament abgesetzt hatte, hatte nach zwei Wochen der Husten wieder begonnen. Und dann hatte keine Behandlung mehr richtig angeschlagen.
Rainer war immer wieder geröntgt und untersucht worden. Schließlich hatte ihm sein Hausarzt dringend empfohlen, den Sommer in den Bergen zu verbringen. Bergluft wäre das Beste für die angegriffenen Lungen, und er hatte auch eine Adresse parat.
Bei einer Medizinertagung hatte er Dr. Martin Burger aus St. Christoph im Zillertal kennen und schätzen gelernt. An ihn hatte er Rainer überwiesen, und Rainer hatte mit seinem Vater gesprochen.
In diesem Sommer hatte der junge Pastor noch keine verbindlichen Verpflichtungen in der Gemeinde, denn der Vater ging ja noch nicht so schnell in den Ruhestand. Also stand einem längeren Aufenthalt in den Tiroler Bergen nichts im Wege.
Dr. Burger hatte Rainer, der ungern im Hotel wohnen wollte, ein Ferienhäusl am Rande von St. Christoph empfohlen. Es war eine kleine Siedlung mit Holzhäusern, die nur im Sommer bewohnbar waren und der Gemeinde gehörten.
Wieder atmete Rainer tief durch, und er spürte, wie die frische Luft ihm gut tat. Jetzt war er also hier und würde den Sommer in dieser traumhaft schönen Gegend verbringen. Er sah sich um.
Dieses Hochtal lag so friedlich vor ihm! Da waren die freundlichen Häuser mit den Holzbalkonen, auf denen die ersten Sommerblumen die farbigen Blüten öffneten. Mittendrin auf einem freien Platz die Kirche, auf deren Turm ein goldener Wetterhahn in der Sonne glänzte. Und ringsum verstreut die Bauernhöfe inmitten ihrer Obstgärten und Wiesen.
Dann stieg das Gelände sanft an, noch stand das Getreide grün auf den Feldern. Äcker reihten sich an Äcker, bis ein Wiesengürtel sich über eine Böschung hinauf bis zur Waldgrenze zog und sich darin verlor.
Das satte Grün der Nadelwälder reichte bis hinauf zu den Felsen, wo es dann, immer spärlicher werdend, in niedrige Latschenkiefer überging.
Rainer hob den Blick und sah auf die gewaltigen, nackten Felsen, die dieses Hochtal wie steinerne Wächter umgaben. Ein seltsames Gefühl der Geborgenheit überkam ihn. Er streckte die Arme aus und lächelte. Ja, hier würde er ganz gesund werden, das sagte ihm sein Gefühl.
Er ging zum Auto und fuhr weiter ins Dorf. Laut Angabe von Dr. Martin Burger war das Gemeindeamt auf dem Hof des Bürgermeisters Toni Angerer untergebracht.
Der Bürgermeister hatte die leer stehenden Wirtschaftsräume auf seinem Hof zur Verfügung gestellt, als das ursprüngliche Gemeindeamt vor einigen Jahren abgebrannt war. Aus dem Provisorium war inzwischen eine bleibende Einrichtung geworden, an die sich alle gewöhnt hatten.
Rainer folgte der Wegbeschreibung, die er von Dr. Burger bekommen hatte und fand den großen Hof sofort. Das Tor stand einladend offen, doch Rainer stellte den Wagen neben dem Tor ab.
Im geräumigen Innenhof balgten sich zwei junge Kätzchen, während eine große, grau getigerte auf der Bank vor der Haustür lag und schlief.
Rainer sah sich etwas ratlos um, doch dann entdeckte er über einer weiteren Tür das Holzschild mit der Aufschrift »Gemeindeamt«. Er wich den spielenden Miezen aus und strebte auf diese Tür zu.
Josefa Fellner, die Gemeindesekretärin, begrüßte ihn sehr freundlich, als er eintrat.
»Sie sind der Herr Peters aus Linz?«, fragte sie und lächelte ihm zu.
»Ja, der bin ich«, bestätigte Rainer. »Man hat mir gesagt, dass ich hier den Schlüssel für mein Ferienhäusel abholen soll.«
»Stimmt«, meinte die hübsche Josefa und überreichte ihm einen Schlüssel. »Ich geb Ihnen noch eine Wegbeschreibung mit, die Häuser haben Nummern, und die Nummer steht auf dem Schlüsselanhänger.«
»Fast wie in einem Hotel«, bemerkte Rainer und nahm den Schlüssel in Empfang.
»Na ja, in so einem Häusel sind Sie ganz auf sich selbst gestellt«, schränkte Josefa ein. »An Ihrer Stelle würde ich noch was einkaufen, bevor Sie in die Siedlung fahren. Sie kriegen alles bei der Jeggl-Alma im Gemischtwarenladen am Kirchplatz.«
»Danke schön, Frau Fellner!« Rainer setzte sein gewinnendstes Lächeln auf.
»Schönen Aufenthalt, Herr Peters«, wünschte Josefa und sah dem jungen Mann nach, als er schwungvoll das Büro verließ.
»Mei, solche sympathischen Burschen wie den könnten wir öfter hier brauchen«, seufzte sie auf und machte sich wieder an ihre Arbeit.
***
Rainer hatte die erste Nacht in seinem Ferienhäusel hinter sich. Er hatte tief und fest geschlafen und fühlte sich prächtig.
Nach einer Dusche brühte er Kaffee auf, bestrich zwei würzige Brote mit Butter und Honig und ging damit in den Vorgarten.
Der kleine Garten bestand nur aus einer Rasenfläche, die rechts und links zu den Nachbargrundstücken durch eine Buchsbaumhecke abgegrenzt war. Auf dem Rasen stand ein kleiner, runder Tisch mit zwei Gartenstühlen, dort ließ es sich herrlich frühstücken.
Rainer blickte auf die Berge, deren Gipfel in der Morgensonne schimmerten. Zufrieden trank er seinen Kaffee, aß die Brote, und noch nie im Leben hatte ihm ein Frühstück so gut gemundet.
Trotzdem vergaß Rainer den Termin bei Dr. Martin Burger nicht. Es war keine Uhrzeit festgelegt worden, er sollte nur an diesem Vormittag kommen.
Rainer räumte das Geschirr in die Küche, trank noch einen Schluck Kaffee und verließ sein Ferienhaus, in dem er sich sofort wohlgefühlt hatte.
Langsam fuhr er hinab ins Dorf. Der Tag war wunderschön, die Luft klar und mild, und Rainer dankte Gott, dass er ihn durch seinen Hausarzt in dieses gesegnete Fleckerl Erde geführt hatte.
Die Kirchgasse kannte er schon vom Vortag, denn da hatte er bei der Jeggl-Alma Vorräte eingekauft. Die ältere, gesprächige Frau mit den Apfelbäckchen und den sauber am Hinterkopf aufgerollten, weißen Haarlöckchen hatte ihm den Weg zu Dr. Burgers Praxis gezeigt. Darüber war er jetzt froh, denn so ganz am Ende der Kirchgasse hatte er das Doktorhaus nicht vermutet.
Das Haus war im Tiroler Stil erbaut worden. Das steile, vorgezogene Dach zog sich fast bis zu dem breiten Holzbalkon im oberen Stockwerk herunter und schützte den Balkon vor Nässe. Auch hier gab es üppig bepflanzte Blumenkästen, in denen die ersten Sommerblüher ihre Blüten gerade öffneten.
Rainer stellte den Wagen am Gartenzaun ab und ging zurück zum Gartentürl, das nur angelehnt war. Ein kleines Schild mit der Aufschrift »Praxis« führte ihn am Haus vorbei zu einem Anbau, der wohl erst später errichtet worden war. Dieser Anbau passte sich nach außen hin völlig dem Stil des Wohnhauses an, doch als Rainer die Tür aufstieß und eintrat, befand er sich im Wartezimmer mit Anmeldung.
»Grüß Gott!« Bärbel Tannauer, die blonde, hübsche Sprechstundenhilfe von Dr. Martin Burger, lächelte freundlich, als Rainer vor ihren Schreibtisch trat. »Sie müssen Herr Peters sein.«
Rainer erwiderte ihr Lächeln. »Sind Sie da sicher?«
Bärbel nickte, und ihre blauen Augen blitzten fröhlich.
»Ganz sicher, ich hab Sie nämlich noch nie gesehen. Deshalb können Sie nur der erwartete Herr Peters aus Linz sein.«
»Eins zu null für Sie«, gab sich Rainer geschlagen und reichte ihr seine Versicherungskarte. »Ein Fremder fällt wohl gleich auf?«
»Wohl«, bestätigte Bärbel frei heraus und sah ihn an. »Ein bisserl warten werden Sie wohl müssen, aber es dauert net lang.«
»Das macht nix, ich hab ja Zeit«, erwiderte Rainer und nahm seine Karte wieder in Empfang. Er setzte sich in die Nähe von Bärbels Schreibtisch und griff nach einer Zeitung. Es würde wohl doch eine Weile dauern, bis er mit Dr. Burger reden konnte.
Die Tür öffnete sich wieder, und Rainer schaute über den Rand der Zeitung. Ein junges Madel kam ins Wartezimmer und eilte sofort zum Schreibtisch der Sprechstundenhilfe.
Rainer ließ die Zeitung sinken. Dieses Madel faszinierte ihn sofort, und er spitzte die Ohren.
»Bärbel, ich brauch dringend Wundsalben und Verbandszeug! Es ist wie verhext, aber die Kinder tun sich dauernd weh. Net arg, aber verbinden muss ich sie doch!«
»He, net so hektisch, Katharina! Jetzt schnauf halt mal durch.«
»Du hast leicht reden«, seufzte die junge Kindergärtnerin auf. »Wenn die Baustelle neben dem Kindergarten noch lang da ist, passiert noch mal was Gröberes!«
»Katharina, der Bürgermeister hat gesagt, dass die Arbeiten in ein paar Tagen abgeschlossen sind.«
»Hoffentlich«, gab Katharina zurück. »Sag mal, hast du noch was zum Desinfizieren?«
»Sicher«, beruhigte Bärbel die aufgebrachte Kindergärtnerin. »Ich schreib dir alles auf, aber ich brauch noch die Unterschrift vom Chef auf dem Rezept. Wart ein bisserl, ich mach das schon.«
Bärbel schrieb das Rezept mit den benötigten Sachen aus und verschwand dann durch eine der Türen.
Katharina setzte sich auf den Stuhl neben Rainer, um gleich zur Stelle zu sein, wenn Bärbel mit dem unterschriebenen Rezept kam.
»Schwierigkeiten?«, fragte Rainer mitfühlend und legte die Zeitung zurück auf den Tisch.
Katharina sah ihn irritiert an. »Ja, aber das kriegen wir schon hin.«
Rainer hielt sich zurück. Er musterte die junge Frau verstohlen, und je länger er sie betrachtete, desto besser gefiel sie ihm. Sie hatte etwas an sich, das ihn berührte.
»Katharina?« Bärbel war wieder da und gab der Kindergärtnerin das unterschriebene Rezept.
»Danke«, murmelte Katharina, warf noch einen unsicheren Blick auf Rainer und verließ schnell das Wartezimmer.
»Herr Peters, Sie können jetzt zum Herrn Doktor rein. Herr Peters?«
Rainer zuckte zusammen. Er hatte Katharina nachgestarrt, als hätte er eine Erscheinung gehabt. Jetzt atmete er tief durch und folgte Bärbel zum Sprechzimmer.
***
Dr. Martin Burger, der Landarzt von St. Christoph, begrüßte seinen neuen Patienten mit einem festen Händedruck und einem herzlichen Lächeln.
Rainer war überrascht. Er wusste nicht, was oder wen genau er erwartet hatte. Jedenfalls nicht einen so gut aussehenden, jugendlich wirkenden Landarzt! Die waren doch in der Regel älter und irgendwie »ländlich«!
Martin Burger ließ Rainers Musterung amüsiert über sich ergehen, doch als er leisen Zweifel in dessen Augen aufglimmen sah, setzte er sich an seinen Schreibtisch.